Fifth German-Austrian IBPSA Conference RWTH Aachen University SIMULATION HEIZ- UND KÜHLFLÜGEL MIT LATENTWÄRMESPEICHER ZUR KLIMATISIERUNG EINES WOHNGEBÄUDES Nadège Vetterli1, Iwan Plüss1 , Urs-Peter Menti1, Ludger Fischer2 und Jörg Worlitschek2 1 Zentrum für Integrale Gebäudetechnik (ZIG), Hochschule Luzern Technik & Architektur, Luzern, Schweiz 2 Kompetenzzentrum für thermische Energiesysteme & Verfahrenstechnik, Hochschule Luzern Technik & Architektur, Luzern, Schweiz ZUSAMMENFASSUNG Die Hochschule Luzern (HSLU) hat an der Entwicklung beweglicher Fassadenelemente, welche einen Beitrag zum Klimatisieren eines Wohngebäudes liefern, mitgearbeitet. Die Fassadenelemente enthalten LatentwärmespeicherModule, welche mit einem sogenannten „Phase Change Material“ (PCM) gefüllt sind. Mit der Luftströmung durch die verschiedenen PCM-Module wird die Wärme oder die Kälte aus vom Fassadenelement zum Gebäude transportiert. Im Gebäude wird die Energie zum Heizen bzw. Kühlen verwendet. Somit können ca. 9% des Nutzenregiebedarfs für die Heizung resp. 16% für die Kühlung eingespart werden (für ein Standardjahr der Klimastation Vaduz). Zur Optimierung des Energiesparpotentials wurde eine thermische Gebäudesimulation durchgeführt. Somit konnte die optimale Steuerungsstrategie für die Flügel entwickelt werden. ABSTRACT The Lucerne University of Applied Science and Art was involved in the development of movable surfaces which can be used for the heating or cooling of a residential building in Vaduz. These orientable wings are integrated in the building's façades and filled with phase change materials (PCM), so that they can accumulate latent heat. Air circulating through thin pipes within the volume filled with PCM acts as transport medium of the accumulated heating or cooling energy to and from the building. This technology will allow to reduce the total annual heating and cooling demand in thermal energy by 9% and 16% respectively. The orientation of the wings as well as the regulation of the circulating air inside the pipes was optimized by numerical building simulation. aus einem beweglichen Fassadenelement, welches Energie gegenüber der Umgebung aufnehmen bzw. abgeben kann, diese in einem Latentspeicher (PCM) zwischenspeichert und mit der Raumluft austauscht. So liefert dieses Fassadenelement einen Beitrag zum Heizen bzw. Kühlen des Gebäudes. Von den insgesamt sieben Flügeln werden vier Flügel zur Speicherung von Wärme verwendet. Drei Flügel sind für die Speicherung von Kälte ausgelegt. Entsprechend sind die Flügel mit unterschiedlichem PCM (unterschiedlicher Schmelzpunkt) befüllt. Alle Flügel können aus der Gebäudefassade ausgeklappt werden, um Kälte oder Wärme mit der Umgebung auszutauschen (Gewinnen von solarer Energie, Abstrahlen gegen den kalten Nachthimmel). Zum Austausch der gewonnenen Energie mit dem Gebäude werden die Flügel an das Gebäude angelegt. In der Abbildung 1 ist eine 3D-Ansicht des Gebäudes dargestellt. Die Flügel werden für die Erhöhung des Komforts in der Attikawohnung genutzt. In der Abbildung 2 ist schematisch dargestellt, wie die Wärmeübergabe zwischen den Lüftungsgeräten (RTL), den Flügel (PCM) und den Räumen im Dachgeschoss stattfinden wird. Als Austauschmedium dient die Raumluft. Diese wurde gewählt, da ein möglichst direkter und umfassender Nutzen angestrebt wurde. Es sollte auf weitere Wärmeübertrager verzichtet werden, da der jeweils auftretende thermische Widerstand insbesondere das Potenzial der Kühlflügel in wesentlich reduziert hätte. Attikawohnung (Dachgeschoss) EINFÜHRUNG Das Active Energy Building in Vaduz (Liechtenstein) nutzt regenerative Energien um energieautonom zu sein. Die zum Patent angemeldete Innovation besteht - 279 - Heizflügel Abbildung 1: 3D-Ansicht des gesamten Wohngebäudes Fifth German-Austrian IBPSA Conference RWTH Aachen University PCM-o-02 PCM-o-03 total 15 m2 3 4. OG «wohnen» RLT 1 Norden 130 m /h Osten 130 m3/h RLT 2 Süden PCM-o-01 RLT 2 3. OG «schlafen» Westen PCM-o-04 PCM-o-05 PCM-o-06 total 24 m2 PCM-o-07 Abbildung 2: Grundriss des Dachgeschosses mit schematischer Darstellung der Verbindung zwischen den Flügeln und den Räumen oder Lüftungsgeräten (RLT). Die Dachwohnung beträgt ca. 450 m². Heizflügel Die Heizflügel sind auf der Westseite des Gebäudes angeordnet und öffnen sich bei vorhandener Solarstrahlung in Süd-Richtung mit einem Winkel von 18° (aus Sicht Vertikalachse). Die Ausrichtung der Flügel folgt dem Sonnenlauf, so dass die Nutzung der Solarstrahlung immer maximal ist. Die Heizflügel sind ähnlich wie Solarkollektoren aufgebaut, so dass auch im Winter hohe Energiedichten und Temperaturen erzielt werden können. Wenn die Speicher geladen sind, legen sich die Flügel bei bewölktem Himmel oder bei Einbruch der Dämmerung an das Gebäude an. Dann werden die Flügel mit Luft durchströmt, welche die Wärme in die Wohnung bringt. Der Einsatz der Heizflügel findet vor allem im Winter und in der gesamten Übergangsperiode statt. Die Heizflügel sind mit einem Solarglas bedeckt. In den Hohlräumen zwischen dem Solarglas und den Aluminiumprofilen, welche das PCM enthalten, befinden sich die Lüftungskanäle. In der Abbildung 3 ist eine Schnitt durch einen Heizflügel, im an die Fassade angelegten, geschlossenem Zustand, dargestellt. Die Heizflügel werden mit der Lüftungsanlage verbunden. Dabei strömt die Frischluft, welche zuerst mit Hilfe des Wärmeübertragers mit der Abluft vorgewärmt wird, durch die Flügel und nimmt zusätzliche Wärme auf. Anschliessend wird die aufgeheizte Frischluft in die verschiedenen Räume eingeblasen. Das Lüftungsprinzip mit den Heizflügeln ist in der Abbildung 4 dargestellt. Im Falle, dass die Heizflügel nicht hinreichend aufgeheizt sind, wird die Zuluft im Bypass an den Flügeln vorbeigeführt und die fehlende Wärmeenergie wird über die Bodenheizung bereitgestellt. Luftkanal Carbon-Profil mit Vakuum-Dämmung PCM innerhalb des Aluminiumprofils Solarglas Abbildung 3: Querschnitt durch einen Heizflügel, in geschlossenem Zustand. In der Tabelle 1 sind Heizflügeleigenschaften zusammengefasst. die Tabelle 1: Eigenschaften der Heizflügel Beschreibung Anordnung Anzahl Gesamtfläche Nutzungsperiode Raumtemperatur für die Aktivierung Wärmeübertragung Heizflügel Westfassade 4 24 m² Herbst/Winter/Frühling 21-24°C Durchströmung von Frischluft aus der Komfortlüftung Phasenwechseltemperatur Ca. 31°C des PCM-Materials PCM-Material Paraffinmischung PCM-Menge Ca. 1000 kg Spezielles In geöffnetem Zustand werden die Flügel der Sonne nachgeführt - 280 - Fifth German-Austrian IBPSA Conference RWTH Aachen University Kühlflügeln ist in der Abbildung 6 schematisch dargestellt. Abbildung 4: Schematische Darstellung des Luftaustauschs zwischen der Wohnungskomfortlüftung (RTL1), den Heizflügeln und den Räumen. Beispiel für die Flügel 4-5 (PCM04 und PCM05). Kühlflügel Die Kühlflügel erzielen im Sommer eine wertvolle Komfortverbesserung. In Perioden hoher Aussenlufttemperaturen und intensiver Sonneneinstrahlung entstehen im Gebäude erhöhte Raumtemperaturen. Die an der Ostseite des Gebäudes angeordneten Kühlflügel sind tagsüber an die Fassade angelegt und werden primär nachts ausgefahren. Sie öffnen sich leicht geneigt, so dass sie die Wärmestrahlung in Richtung Himmel abgeben, was vor allem bei klaren Nächten zu tiefen Speichertemperaturen führt. Auch wenn insbesondere im Sommer die Lufttemperaturen nachts relativ hoch bleiben, kann aufgrund der speziellen Beschichtung und dem Strahlungsaustauch viel Wärme abgegeben, resp. Kälte gespeichert werden. Tagsüber werden die Flügel an das Gebäude geklappt und die Kälte wird genutzt, um die Raumluft direkt mittels freier Kühlung auf komfortable Temperaturen zu senken. Die Kühlflügel besitzen keine Verglasung. Die Aluminiumprofile, welche mit PCM gefüllt sind, sind dunkel eloxiert (Emissionskoeffizient bei der langwelligen Wärmestrahlung ɛ ≈ 1), damit sich die Kühlflügel dank der Wärmeübertragung durch Strahlung an den kalten Himmel abkühlen können. Im Gegensatz zu den Heizflügeln sind die Kühlflügel ohne Verglasung ausgeführt und die PCM enthaltenden Module direkt der Witterung ausgesetzt. Anders als bei den Heizflügeln wird die Luft nicht zwischen den Modulen geführt, sondern durch Rohre, die innerhalb der Module angeordnet sind. Ein Schnitt von oben und der Seite eines Kühlflügels ist in der Abbildung 5 dargestellt. Die Kühlflügel sind direkt bestimmten Räumen zugeordnet. Im Falle einer ausreichenden Abkühlung der Flügel über Nacht legen sie sich tagsüber an die Fassade an. Mit Hilfe eines Ventilators wird warme Raumluft durch die Kühlflügel geleitet. Dabei kühlt sich die Raumluft auf das Niveau der Phasenwechseltemperatur (21°C) ab. Das Lüftungsprinzip mit den Luftkanal Carbon-Profil mit Vakuum-Dämmung PCM innerhalb des Aluminiumprofils Abbildung 5: Schnitte von oben (links) und von der Seite (rechts) durch einen Kühlflügel in geschlossenem Zustand. In der Tabelle 2 sind die Kühlflügeleigenschaften zusammengefasst. Tabelle 2: Eigenschaften der Kühlflügel Anordnung Anzahl Gesamtfläche Nutzungsperiode Raumtemperatur für die Aktivierung Wärmeübertragung Phasenwechseltemperatur des PCM-Materials PCM-Material PCM-Menge Spezielles Kühlflügel Ostfassade 3 15 m² Sommer und Föhntage 23-26°C Durchströmung von Raumluft Ca. 21°C Paraffinmischung Ca. 700 kg Die PCM Module sind mit luftdurchströmten Kanälen versehen. Wenn die Flügel (Heiz- und Kühlflügel) geöffnet sind, erfolgt keine Luftströmung durch die Elemente. Erst wenn die Flügel wieder geschlossen sind, kann die Luftströmung dank des dichten Fassadenanschlusses mit den Lüftungskanälen eingeschaltet werden. Die Fassadenanschlüsse für einen Kühlflügel sind in der Abbildung 7 dargestellt. - 281 - Fifth German-Austrian IBPSA Conference RWTH Aachen University • Sollwert der Flügel- und Aussenlufttemperatur für die Steuerung das Öffnen resp. das Einklappen der Flügel • Sollwert der Raumlufttemperatur für die Heizund Kühlperiode, Einfluss einer Nachtabsenkung • Sollwert der Aussenluft-, Zuluft- und Flügeltemperatur für die Einschalung der Luftströmung. SIMULATIONERGEBNISSE Abbildung 6: Schematische Darstellung des Luftaustauschs zwischen den Kühlflügel (PCM-01 – 03) und den Räumen. Die Flügel sind nicht mit den Lüftungsgeräten (RTL) verbunden. Heizflügel Nach der Optimierung anhand der Sensitivitätsanalyse wurden die optimalen Parameter für die Regelung der Flügelöffnung und Durchströmung mit der Luft festgelegt. In der Tabelle 3 sind die Steuerungsparameter für die Flügel zusammengefasst. Tabelle 3: Steuerung der Heizflügel Luftkanal anschluss an der Fassade Öffnung der Heizflügel • Solarstrahlung > 100 W/m² (Schliessen, wenn Solarstrahlung < 50 W/m²) Luftströmung ausgeschaltet Keine Abkühlung bei gleichzeitiger Solarstrahlung • • Abbildung 7: Draufsicht (links), Schnitt (Mitte) und 3D-Ansicht eines Kühlflügels. Luftströmung durch Heizflügel VORGEHEN Anhand einer thermischen Gebäudesimulation mit dem Programm "IDA ICE" (Version 4.51) wurde das Energiesparpotential der Attikawohnung unter Verwendung der Latentwärmespeichermodule abgeschätzt. Damit wurde auch die optimale Regelung der Flügelbewegungen zur Maximierung der Energiegewinne bestimmt. Eine Sensitivitätsanalyse wurde für die Regelung der Flügelöffnung sowie für die Luftströmung durch den Flügel durchgeführt. Dadurch wurden die folgenden Parameter variiert und deren Einfluss auf die realisierbaren Energiegewinne untersucht: • • Flügel ist geschlossen Lufttemperatur nach der Durchströmung der Flügel > Lufttemperatur der eingebundenen Lüftungsanlagen Raumlufttemperatur des geheiztem Zimmer < 24°C (Heizungsbedarf) • In der Abbildung 8 ist der simulierte Jahresverlauf der Lufttemperatur nach der Durchströmung der verschiedeneren Heizflügel dargestellt. °C Gesamte Simulationsperiode: Von 01.01.1987 bis 31.12.1987 80 70 • • • • Heizflügel: Direkte Solarstrahlung ab welcher die Flügel geöffnet werden sollen 60 50 40 Heizflügel: Energiedurchlassgrad Beschichtung der Verglasung und 30 20 10 Wärmedämmung der Flügel (Dämmmaterial, Verglasung) und deren Einfluss auf die Abkühlung / Überhitzung Einfluss der Wärmeaufnahme Speicherung PCM-Masse / -abnahme für und die die - 282 - 0 Jan 0 Feb 1000 Mär 2000 Apr Mai 3000 Jun Jul 4000 5000 Aug Sep 6000 Okt 7000 Nov Dez 8000 Außenlufttemperatur, Deg-C Temp_nach_PCM04, Deg-C (Temp_PCM04_05) Temp_nach_PCM05, Deg-C (Temp_PCM04_05) Temp_nach_PCM06, Deg-C (Temp_PCM04_05) Temp_nach_PCM07, Deg-C (Temp_PCM04_05) Abbildung 8: Simulierte Lufttemperatur nach der Durchströmung der Heizflügel über ein Standardjahr Fifth German-Austrian IBPSA Conference RWTH Aachen University W Die Heizflügel können fast während eines Viertels eines Standardjahres genutzt werden. In der Tabelle 4 sind die simulierten Jahresstunden der Heizflügelnutzung zusammengefasst. Entire simulation: from 01.01.1987 to 31.12.1987 23:00:00 3 10·10 3 9·10 3 8·10 3 7·10 3 6·10 3 5·10 Tabelle 4: Jahresstunden mit Nutzung der Heizflügel 3 4·10 3 3·10 3 2·10 Öffnung Flügel 4+5 Öffnung Flügel 6+7 3 1·10 3 0·10 700 h/a 780 h/a Luftströmung Flügel 4+5 Luftströmung Flügel 6+7 2’200 h/a 1’710 h/a Jan 0 Mar Apr 2000 May 3000 Jun 4000 Jul Aug 5000 Sep 6000 Oct 7000 Nov Dec 8000 Ideal heater power to zones, W Ideal heater power to zones, W (AEB_Vaduz_Vett_20140331_Heizfluegel_100W) Abbildung 10: Simulierte Heizleistung für die Attikawohnung mit (grün) und ohne (orange) Heizflügel In der Abbildung 9 ist der simulierte Jahresverlauf des Luftvolumenstromes durch den verschiedenen Heizflügel dargestellt. kg/s Feb 1000 Entire simulation: from 01.01.1987 to 31.12.1987 23:00:00 Kühlflügel In der Tabelle 6 sind die Steuerungsparameter für die Kühlflügel zusammengefasst. 0.020 0.018 0.016 Tabelle 6: Steuerung der Kühlflügel 0.014 0.012 0.010 0.008 Öffnung der Kühlflügel 0.006 • • 0.004 0.002 0.000 Jan 0 Feb 1000 Mar Apr 2000 Luftvolumenstrom_PCM04, Luftvolumenstrom_PCM05, Luftvolumenstrom_PCM06, Luftvolumenstrom_PCM07, May 3000 Jun 4000 Jul 5000 Aug Sep 6000 Oct 7000 Nov PCM-Temperatur > 18°C (Flüssigzustand) Aussenlufttemperatur < PCM-Temperatur (damit das PCM sich an der Aussenluft abkühlen kann) Aussenlufttemperatur < 21°C und keine direkte Strahlung Raumlufttemperatur > 23°C (Kühlbedarf) Dec 8000 kg/s kg/s kg/s (Fluegel6_7) kg/s (Fluegel6_7) • Abbildung 9: Simulierte Luftströmung durch den Heizflügel während eines Standardjahres • Luftströmung durch Kühlflügel Dank der Flügelanwendung kann somit 9% der Nutzenergie für die Heizung der Attikawohnung eingespart werden. In der Tabelle 5 ist der Heizwärmebedarf der Attikawohnung zwischen den Varianten mit und ohne Flügel angegeben. Ohne Flügel Mit Flügel die PCM-Temperatur < Raumlufttemperatur des gekühlten Raumes Flügel geschlossen PCM-Temperatur < Aussenlufttemperatur • • In der Abbildung 11 ist der simulierte Jahresverlauf der PCM-Temperatur innerhalb der verschiedenen Kühlflügel dargestellt. Tabelle 5: Nutzenergieeinsparung mit Heizflügel Nutzenergiebedarf • Heizen nur Attikawohnung 11‘500 [kWh/a] 10‘400 [kWh/a] °C Ersparnis Gesamte Simulationsperiode: Von 01.01.1987 bis 31.12.1987 27 9% 26 25 24 In der Abbildung 10 ist der simulierte Jahresverlauf der benötigten Heizleistung für die Attikawohnung zwischen den Varianten mit und ohne Flügel dargestellt. 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 Jan 0 Feb 1000 Mär Apr 2000 Mai 3000 Jun 4000 Jul 5000 Aug Sep 6000 Okt 7000 Nov Dez 8000 Temp_PCM01 (Fluegel01-03) Temp_PCM02 (Fluegel02) Temp_PCM03 (Fluegel01-03) Abbildung 11: Simulierte PCM- Temperatur in den Kühlflügel über ein Standardjahr - 283 - Fifth German-Austrian IBPSA Conference RWTH Aachen University W Die Kühlflügel werden während ca. 3% der Jahreszeit genutzt. In der Tabelle 7 sind die simulierten Jahresstunden der Kühlflügelnutzung zusammengefasst. Entire simulation: from 01.01.1987 to 31.12.1987 23:00:00 3 18·10 3 16·10 3 14·10 3 12·10 3 10·10 Tabelle 7: Jahresstunden mit Nutzung der Kühlflügel 3 8·10 3 6·10 3 4·10 Öffnung Flügel 1+3 Öffnung Flügel 2 3 2·10 3 0·10 2'330 h/a 2'620 h/a Luftströmung Flügel 1+3 Luftströmung Flügel 2 250 h/a 340 h/a Jan 0 Mar Apr 2000 May 3000 Jun 4000 Jul 5000 Aug Sep 6000 Oct 7000 Nov Dec 8000 Ideal cooler power to zones, W Ideal cooler power to zones, W (AEB_Vaduz_Vett_20140401_Kuehlfluegel_neu) Abbildung 13: Simulierte Kühlleistung für die Attikawohnung mit (grün) und ohne (orange) Kühlflügel In der Abbildung 12 ist der simulierte Jahresverlauf des Luftvolumenstromes durch die verschiedenen Kühlflügel dargestellt. kg/s Feb 1000 Entire simulation: from 01.01.1987 to 31.12.1987 23:00:00 DISKUSSION 0.020 0.018 0.016 0.014 0.012 0.010 0.008 0.006 0.004 0.002 0.000 Jan 0 Feb 1000 Mar Apr 2000 May 3000 Jun 4000 Jul 5000 Aug Sep 6000 Oct Nov 7000 Dec Jan 8000 Volumenstrom PCM02, kg/s Volumenstrom_PCM01, kg/s (Fluegel01-03) Volumenstrom PCM03, kg/s (Fluegel01-03) Abbildung 12: Simulierte Luftströmung durch den Kühlflügel über ein Standardjahr Dank der Flügelanwendung kann somit 16% der Nutzenergie für die Kühlung der Attikawohnung gespart werden. In der Tabelle 8 ist der Kühlbedarf der Attikawohnung zwischen den Varianten mit und ohne Flügel verglichen. Tabelle 8: Nutzenergieeinsparung mit Kühlflügel Nutzenergiebedarf Kühlen nur Attikawohnung Ohne Flügel 7'940 [kWh/a] Ersparnis Mit Flügel 6'630 [kWh/a] 16% In der Abbildung 13 ist der simulierte Jahresverlauf der benötigten Kühlleistung für die Attikawohnung zwischen den Varianten mit und ohne Flügel dargestellt. Die Simulationsergebnisse zeigen, dass mit den Heizflügeln, durch deren häufiger Anwendung eine Einsparung des Nutzenergiebedarfes der Heizung von etwa 10% erreicht werden kann. Der Transport von Wärmeenergie ist bei dem hier gewählten system an den Volumnestrom der RLT Anlage gekoppelt und, bedingt durch Komfortanforderung, limitiert. Daher wurde ebenfalls ein Szenario betrachtet, bei dem die Flügel mit einem flüssigen Medium durchströmt werden. Gewählt wurde eine frostsichere WasserGlykol-Mischung. Dieses erwärmte Medium hätte man dann in die Kellerräume führen müssen, um die gewonnene Energie via Wärmepumpe und Fussbodenheizung zu nutzen. Die Risiken bei einer Wasserleitung in der Aussenfassade, die Nichtnutzbarkeit der Kühlflügel, die höhere Trägheit und das höhere Gewicht der Flügel führten dazu, dass sich die Planer für das Arbeitsmedium Luft in Kombination mit der Komfortlüftung entschieden. Es wäre allenfalls zu untersuchen, ob die Anwendung der Luft als Arbeitsmedium, je nachdem wie die Kopplung mit der konventionellen Gebäudetechnik realisiert ist (z.B. vor oder nach der Wärmerückgewinnung der Lüftungsanlage), zu einer erhöhten Einsparung der Nutzenergie für die Heizung führen würde. Die Effizienz der Gebäudetechnik sowie der Wärmedämmstandard der Gebäudehülle sind auf jedem Fall entscheidende Parameter, welche die Energieeinsparung beeinflussen können. SCHLUSSFOLGERUNGEN Anhand einer thermischen Gebäudesimulation mit dem Programm IDA ICE wurde das Energiesparpotential mit Latentwärmespeichermodulen, welche sich an der Fassade eines Wohngebäudes bewegen, abgeschätzt. Diese bewegliche Elemente - 284 - Fifth German-Austrian IBPSA Conference RWTH Aachen University sind aus unterschiedlichen „Phase Change Material“ (PCM) aufgebaut, je nachdem ob diese für die Heizung oder Kühlung der Attikawohnung genutzt sind. Der Wärmetransport in das Gebäude wird mittels Raumluft realisiert.Diese durchströmt Kanäle innerhalb der Heiz- oder Kühlflügel. Mit Hilfe der Gebäudesimulation wurde auch die Regelung der Flügelbewegungen und der Durchströmung der Flügelelemente definiert. Bei einer optimale Regelung der Flügel konnte anhand der thermischen Simulation aufgezeigt werden, dass ca. 9% der Nutzenergie für die Heizung resp. 16% für die Kühlung gespart werden kann. AUSBLICK Als nächster Schritt werden ein Heiz- sowie ein Kühlflügel innerhalb eines Mock-up montiert, um Funktion und Effizienz zu testen. Die Solarstrahlung, die Aussenluft-, PCM- und Lufttemperatur in den Flügeln, die Feuchtigkeit, sowie der Luftvolumenstrom werden an mehreren Stellen kontinuierlich gemessen. Die Messungen werden ausgewertet und mit den Simulationsergebnissen verglichen. Somit kann die Regelung der Flügel weiter optimiert und das Energiesparpotential kann maximiert werden. In den folgenden Abbildungen sind Fotos der gebauten Flügel für das Mock-up dargestellt (zur Zeit noch ohne Module). Abbildung 16: Fotos des Mock-up während der Montierung der Aluminiumprofile. - 285 - Abbildung 17: Foto der Aluminiumprofile. Man erkennt im rechten Modul die Luftdurchströmten Rohre und bei beiden Modulen die Verschlussöffnungen über die das PCM eingebracht wurde.