Häufig gestellte Fragen [FAQ]

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Patienteninformationen zu MRSA
Dem MRSA-net Helpdesk [Telefon (02 51) 83-52317] werden täglich Fragen zu MRSA (Methicillin Resistente
Staphyloccus Aureus) gestellt. Dieses Infoblatt möchte die wichtigsten Fragen beantworten. Die Antworten
basieren auf wissenschaftlichen/medizinischen Erkenntnissen, u.a. aus der EUREGIO, dem Konsens der
regionalen Experten aus den Angaben zwischen deutschen und niederländischen MRSA-Richtlinien. Dies
ist wegen der speziellen euregionalen Situation notwendig. Die Antworten wurden im Rahmen des
EUREGIO MRSA-net Twente/Münsterland erarbeitet und beanspruchen aufgrund des besonderen
grenzüberschreitenden Charakters des Projektes nur in der EUREGIO Gültigkeit.
Bitte beachten Sie, dass aufgrund der regelmäßigen Aktualisierungen lediglich die Online-Version gültig
ist.
Stand: 26.09.2007
1 Was bedeutet MRSA? [Antwort]
2 Was ist der Unterschied zwischen Infektion und Besiedlung (Kolonisation)? [Antwort]
3 Wie bekommt man MRSA und wie häufig gibt es in Deutschland MRSA? [Antwort]
4 Gibt es Risikofaktoren, um Träger von MRSA zu werden? [Antwort]
5 Warum muss bei Vorliegen von Risikofaktoren vor oder bei Aufnahme eine Untersuchung auf das
Vorliegen einer MRSA-Trägerschaft durchgeführt werden (Screeninguntersuchung)? [Antwort]
6 Wie wird eine Untersuchung auf MRSA durchgeführt? [Antwort]
7 Sind die neuen molekularen Schnelltests besser als die klassischen Kulturnachweise? [Antwort]
8 Was kostet eine Untersuchung auf MRSA? [Antwort]
9 Eine mikrobiologisches Screening kostet Geld, sind diese Kosten effektiv? [Antwort]
10 Welche Maßnahmen müssen bei einem Patienten mit (dem Verdacht auf) MRSA durchgeführt werden?
[Antwort]
11 Wie lässt sich MRSA nachweisen? [Antwort]
12 Kann MRSA sich ausbreiten? [Antwort]
13 Was bedeutet "MRSA-Kontaktpatient"? [Antwort]
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Patienteninformationen zu MRSA
14 Wie werden MRSA übertragen und wie kann das vermieden werden? [Antwort]
15 Kann man MRSA behandeln? [Antwort]
16 Was bedeutet Sanierung? [Antwort]
17 Liegen Risikofaktoren für die Trägerschaft von MRSA vor? Wie lange kann sich MRSA auf der Schleim(Haut) des Menschen halten? [Antwort]
18 Wie lange muss ein MRSA-Träger im Krankenhaus in einem Einzelzimmer mit zusätzlichen Hygienemaßnahmen gepflegt werden? [Antwort]
19 Müssen bei Entlassung eines MRSA-Patienten besondere Schutzmaßnahmen beachtet werden?
[Antwort]
20 Ist es gefährlich in demselben Raum mit einem MRSA-Patienten zu sein? [Antwort]
21 Warum müssen MRSA Patienten nur im Krankenhaus im Einzelzimmer isoliert werden, nach ihrer
Entlassung jedoch weder zu Hause, noch im Altenheim oder in der Arztpraxis? [Antwort]
22 Kann mein Kind MRSA bekommen, wenn es sich in der Nähe eines MRSA-Trägers befindet? [Antwort]
23 Ich habe MRSA und werde bald entlassen. Was muss ich tun, um meine Familie vor MRSA zu
beschützen? [Antwort]
24 Warum werden in deutschen Krankenhäusern mehr als die Hälfte der MRSA bei Aufnahme der Patienten
nachgewiesen? [Antwort]
25 Welche sind die Hauptstrategien gegen die Ausbreitung von MRSA in der EUREGIO Twente/
Münsterland? [Antwort]
26 Was ist mit MRSA-Kreislauf gemeint? [Antwort]
27 Warum muss man bei der Sanierung von MRSA-Patienten einen langen Atem haben? [Antwort]
28 Was bedeutet „community acquired“ CA-MRSA? [Antwort]
29 Können MRSA-Träger im Krankenhaus gemeinsam in einem Zimmer untergebracht werden? Gilt dies
auch für Patienten mit unterschiedlichen MRSA-Genotypen? [Antwort]
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30 Können MRSA-Träger im Krankenhaus gemeinsam in einem Zimmer untergebracht werden, wenn einer
von Ihnen bereits (an)saniert wird? [Antwort]
31 Wie sieht die Sanierung eines MRSA-Trägers aus? [Antwort]
32 Welche Bedeutung hat das Eingangsscreening von MRSA-Rsikopatienten für das Personal? [Antwort]
33 Wann muss Personal auf MRSA hin untersucht werden? [Antwort]
34 Warum kommt es zur Wiederbesiedlung bei sanierten Patienten? [Antwort]
35 NEU Warum sind MRSA in den Niederlanden so viel seltener als in Deutschland? [Antwort]
36 NEU Was unterscheidet die niederländische „search and destroy“ Strategie von den deutschen MRSA
Richtlinien? [Antwort]
37 NEU Was passiert, wenn ein deutscher Patient in einem niederländischen Krankenhaus behandelt
werden soll, bzw. in ein niederländisches Krankenhaus verlegt werden soll? [Antwort]
38 NEU Was passiert, wenn ein niederländischer Patient – nach stationärem Aufenthalt (>24h) in einem
deutschen Krankenhaus – wieder zurück in ein niederländisches Krankenhaus verlegt werden soll?
[Antwort]
39 NEU Gibt es in der niederländischen MRSA Richtlinie Risikogruppen für Personal? [Antwort]
40 NEU Was ist der Vorteil grenzüberschreitender Krankenversorgung? [Antwort]
41 NEU Kann deutsches Krankenhauspersonal in den Niederlanden arbeiten? [Antwort]
42 NEU Führt grenzüberschreitende deutsch-niederländische Kooperation im Gesundheitswesen zur
Einschleppung von MRSA in die Niederlande? [Antwort]
43 NEU Wie kann man MRSA Transfers über die deutsch-niederländische Grenze verhindern? [Antwort]
44NEU Wieso ein einmaliger Kontrollabstrich nach einer Sanierung von Altenheimbewohner nicht
ausreicht, um zu sagen, dass jemand endgültig MRSA-frei ist? [Antwort]
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01. Was bedeutet MRSA?
Staphylococcus aureus sind Bakterien, die natürlicherweise auf der Schleimhaut des Nasenvorhofs und
seltener auch auf der Haut von jedem dritten, z. T. jedem zweiten Menschen leben. Normalerweise
verursachen diese Bakterien keine Infektionen. Bei Verletzung der Haut oder auch durch medizinische
Maßnahmen wie z.B. eine Operation kann S. aureus Wundinfektionen verursachen. Solche Infektionen
können blande ablaufen (Abszess, Eiterbildung etc.), bei geschwächtem Immunsystem kann es aber auch
zu schweren Infektionen wie einer Blutvergiftung und Lungenentzündung kommen. Im Fall einer Infektion
helfen Antibiotika die Bakterien zu eliminieren. Manche Staphylococcus aureus sind unempfindlich
(resistent) gegenüber dem Antibiotikum „Methicillin“ und den meisten anderen Antibiotika geworden.
Solche Methicillin resistenten Staphylococcus aureus, nennt man abgekürzt MRSA.
02. Was ist der Unterschied zwischen Infektion und Besiedlung (Kolonisation)?
Besiedlung (Kolonisation) bedeutet, dass MRSA-Bakterien auf der (Schleim)Haut des Menschen siedeln
und vermehren, ohne dass eine Erkrankung verursacht wird. Solche Patienten nennt man auch MRSATräger. Infektion bedeutet, dass die MRSA über die (Schleimh)Haut eindringen und den betroffenen
Menschen zusätzlich krank machen. In beiden Fällen müssen dieselben Hygienemaßnahmen durchgeführt
werden. Der Unterschied besteht darin, dass Patienten mit Besiedlung vorbeugend saniert werden
können, d.h. durch Waschungen und Nasensalbe wird versucht den MRSA von der Haut zu bekommen
bevor er eine Infektion auslösen kann – Patienten mit einer Infektion bekommen zusätzlich eine
Antibiotikatherapie in Tablettenform oder als Infusion. Patienten, die lediglich besiedelt sind, erhalten in
der Regel keine orale Antibiose.
03. Wie bekommt man MRSA und wie häufig gibt es in Deutschland MRSA?
MRSA ist ein Hautkeim und man kann ihn jeden Tag von anderen Menschen auf die Haut übertragen
bekommen. MRSA kann sich jedoch auf der (Schleim)Haut und im Körper eines gesunden Menschen nicht
ohne Weiteres einnisten und ausbreiten, da die gesunde Haut- und Schleimhaut(flora) des Menschen
einen Schutz gegen MRSA darstellt (Kolonisationsresistent).
Besitzt man jedoch bestimmte Risikofaktoren, wie z.B. häufiger Kontakt zu MRSA-Patienten, nimmt häufig
und lange Antibiotika ein, Wunden, Punktionen, Operation etc. kann MRSA sich dauerhaft auf der
Haut/Schleimhaut festsetzen und auch Infektionen verursachen. Die genannten Risikofaktoren finden sich
regelmäßig bei Patienten in Krankenhäusern. Kommt es zu einer Infektion, dann passiert dies am
häufigsten mit den Bakterien, die bereits auf der Haut des Menschen siedeln. Je häufiger MRSA auf der
Haut vorkommt, desto häufiger wird MRSA Ursache für eine Infektion sein. Im Durchschnitt ist in
deutschen Krankenhäusern, MRSA für jede vierte Staphylococcus aureus Infektion verantwortlich.
04. Gibt es Risikofaktoren, um Träger von MRSA zu werden?
Ja. MRSA kann sich dann besonders einfach auf der Haut und der Schleimhaut eines Menschen einnisten,
wenn besondere Faktoren, so genannte Risikofaktoren für MRSA-Besiedlung vorliegen.
Diese Faktoren sind vor allem:
• Eine positive MRSA-Anamnese, d.h. einmal MRSA-Träger gewesen zu sein, auch wenn eine erfolgreiche
Sanierung durchgeführt worden ist.
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• Kontakt zu einem MRSA-Träger
• Krankenhausaufenthalt (>24 h) innerhalb der letzten 6 Monate bzw. (<3 Tage) innerhalb der letzten 12
Monate in einem deutschen Krankenhaus (Ausnahme: Krankenhaus ist bekanntermaßen MRSA-frei)
• Aufenthalt in einem Alten-/Senioren-/Pflegeheim (>24 h) innerhalb der letzten 6 Monate (Ausnahme:
Einrichtungen sind bekanntermaßen MRSA-frei)
• Antibiotische Therapie innerhalb der letzten 6 Monate
• Chronische Pflegebedürftigkeit
• Katheter (DK, SPDK, PEG etc.)
• Dialysepflichtigkeit
• Offene chronische Wunden, tiefe Weichteilinfektionen oder Ulcera ("offenes Bein")
• Beruflicher direkter Kontakt zu Tieren der landwirtschaftlichen Tiermast (Schweinen)
Bei Vorliegen eines oder mehrerer Faktoren, ist in jedem Fall vor oder bei Krankenhausaufnahme eine
Untersuchung auf Vorliegen einer MRSA-Trägerschaft durchzuführen.
05. Warum muss bei Vorliegen von Risikofaktoren vor oder bei Aufnahme eine Untersuchung auf das
Vorliegen einer MRSA-Trägerschaft durchgeführt werden (Screeninguntersuchung)?
Nicht alle Menschen tragen MRSA auf ihrer Haut/Schleimhaut und nicht alle, bei denen MRSA auf der
Haut/Schleimhaut vorkommt, können MRSA auf andere übertragen. Das Wissen über die MRSATrägerschaft ist zunächst für den einzelnen Patienten selbst wichtig, der vor einer medizinischen
Behandlung steht. Infektionen nach medizinischen Maßnahmen, wie nach z.B. Beatmung, Operation oder
Immunsuppression sind häufig nicht zu vermeiden und erfolgen am häufigsten durch die Bakterien, die
bereits auf dem Menschen selbst leben. Lebt auf dem Menschen bei Krankenhausaufnahme bereits MRSA,
so ist eine spätere Infektion mit MRSA die wahrscheinlichste Ursache. Entscheidend für den Erfolg einer
Therapie ist die frühzeitige und die wirksame antibiotische Therapie. Von der korrekten Wahl eines
wirksamen Antibiotikums hängt also der Heilungserfolg ab. Der behandelnde Arzt muss aufgrund von
Erfahrungswerten bei Auftreten einer Infektion Antibiotika einsetzen (so genannte Kalkulierte
Antibiotikatherapie). Keines der in solchen Situationen üblicherweise angewandten Antibiotika hat eine
adäquate Wirkung gegenüber MRSA. Wertvolle Zeit geht verloren.
Ein Abstrich bei Aufnahme hat daher dreifache Bedeutung
1 Schutz des betroffenen MRSA-Trägers: Ist die Trägerschaft bekannt, kann vor Operation noch eine
Sanierung versucht werden. Durch Sanierung können signifikant Infektionen verhindert werden (Perl
TM et al 2002. N Engl J Med).
2 Ein Abstrich ist ein Blick in die Zukunft: Weiß der Arzt, dass sein Patient MRSA-Träger ist, wird er diesen
Erreger bei Auftreten einer Infektion in seine kalkulierte Antibiotikatherapie miteinbeziehen.
3 Schutz anderer Patienten: MRSA-Träger werden im Krankenhaus (!) besonders behandelt. Sie liegen in
einem Einzelzimmer und durch Handschuhe und Schutzkittel wird die Übertragung von MRSA über
Personal auf andere Mitpatienten verhindert. Das Personal trägt einen Mundschutz/Haarschutz um sich
– bei Vorliegen von unbekannten Risikofaktoren – nicht selbst auf Dauer mit MRSA zu besiedeln und
dann in den kommenden Wochen und Monaten MRSA auf die künftigen Patienten zu streuen.
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06. Wie wird eine Untersuchung auf MRSA durchgeführt?
Um die Träger- und Übertragerschaft festzustellen, muss eine mikrobiologische Untersuchung in einem
Labor erfolgen. Hierfür wird ein Abstrich mit einem Watte- oder Polyurethantupfer von der
Haut/Schkeimhaut (meist Nasenvorhof, Rachen, ggf. Wunden, seltener Achseln, Leiste) durchgeführt. Ein
Labor bestimmt das Vorhandensein von MRSA durch einen Kulturnachweis. Werden keine MRSA
nachgewiesen gilt der Untersuchte als MRSA negativ. Muss das Ergebnis rasch vorliegen (anstehende OP
etc.) kann ein Schnelltest (molekulare Methode) durchgeführt werden.
07. Sind die neuen molekularen Schnelltests besser als die klassischen Kulturnachweise?
Als Goldstandard zum Nachweis von MRSA gilt der mikrobiologische kulturelle Nachweis von MRSA.
Moderne molekulare Methoden sind sehr vielversprechend und vor allem aufgrund ihrer sehr hohen
Schnelligkeit und Sensitivität zum Ausschluss von MRSA-Trägerschaft geeignet. Positive
Schnelltestergebnisse müssen kulturell bestätigt werden. Die Bedeutung von positiven
Schnelltestnachweisen ohne Kulturnachweis, insbesondere bei Untersuchungen nach Sanierung oder
unter einer Antibiose ist bisher nicht geklärt und Ziel mehrerer Untersuchungen.
08. Was kostet eine Untersuchung auf MRSA?
Die „gefühlten“ Kosten einer mikrobiologischen Untersuchung zum Nachweis von MRSA sind höher als
die realen Kosten. Diese hängen stark von der Kalkulation des jeweiligen Labors ab, jedoch kann man von
folgenden mittleren Kosten von 3 bis 15 € ausgehen. Wird ein MRSA nachgewiesen liegen die Kosten bei
ca. 35 bis 75 €. In der Folge kommt es zu weiteren Kosten durch notwendige Kontrollabstriche etc.
Jede neue Übertragung von MRSA auf einen weiteren Patienten macht Mehrkosten von ca. 3.000 bis 6.000
€. Das Screening lohnt von Risikopatienten sich daher in jedem Fall.
Beachte: Schnelltestverfahren sind z. T. 3 bis 10 Mal teurer als kulturelle Verfahren. Über den Einsatz muss
der Mehrwert der deutlich kürzeren Nachweiszeit entscheiden.
09. Eine mikrobiologisches Screening kostet Geld, sind diese Kosten effektiv?
Es gibt ausreichend Studien darüber, die zeigen, dass Screeningprogramme auf MRSA im Krankenhaus
kosteneffektiv sind (Karchmer 2002 J Hosp Inf, Jernigan JA 1995. Inf Control Hosp Epidem, Wernitz et al.
2006. J Clin Microbiol., Chaix C, et al. JAMA 1999, Diller et al. 2007).
Jede MRSA-Infektion verursacht bis zu 17.000 € Mehrkosten. Da MRSA sich klonal ausbreitet und 25% der
Kolonisationen zu einer Infektion führen, bedeutet jede neue Kolonisation bis zu 4.000 € Mehrkosten. Die
durchschnittlichen Kosten für ein Screeningprogramm liegen bei 3 bis 15 € pro Patient. 260 bis 1.300
Abstrichuntersuchungen sind bei Vermeidung von einer einzigen MRSA-Übertragung bereits
kosteneffektiv.
10. Welche Maßnahmen müssen bei einem Patienten mit (dem Verdacht auf) MRSA durchgeführt werden?
• Als MRSA-Patient werden Sie in einem Einzelzimmer oder gemeinsam mit anderen MRSA - Trägern
isoliert gepflegt, um eine Weiterverbreitung des Keimes auf andere Personen zu verhindern. Am besten
haben solche Zimmer eine Schleuse davor. Eine Schleuse ist meistens ein abgeschlossener Raum mit
Türe bevor man in das Patientenzimmer kommt.
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• Das Personal kommt mit Schutzkittel, Mund-Nasen-Schutz und Handschuhen, ggf. Haube zu Ihnen in
das Zimmer. Bevor Personal oder Sie das Zimmer oder die Schleuse verlassen, wird eine
Händedesinfektion durchgeführt. Schutzkleidung wird vorher ausgezogen.
• Auch Ihre Besucher müssen Schutzkleidung tragen und die Hände beim Verlassen des Zimmers
desinfizieren.
• Ggf. wird bei Ihnen nach Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arztes eine Sanierungstherapie (s. u.)
durchgeführt.
• Es werden bei Ihnen Abstriche vom Nasenvorhof und ggf. vom Rachen, der Region um den Anus und von
Wunden u.a. entnommen. Diese werden ins Labor zur Untersuchung geschickt. Findet sich in diesen
Abstrichen 3x hintereinander kein MRSA mehr, so gelten Sie als vorläufig „MRSA-negativ“ und die
besonderen Hygienemaßnahmen können aufgehoben werden.
• Denken Sie bitte daran, dass Sie innerhalb von 12 Monaten noch 2-3 mal kontrollieren lassen, ob das
Ergebnis weiterhin negativ ist.
• Erwähnen Sie bei jedem Arztbesuch und Krankenhausaufenthalt, dass sie MRSA-positiv gewesen sind,
damit überprüft werden kann, dass der MRSA weiterhin nicht mehr auf Ihrer Haut ist. Dieses Vorgehen
dient Ihrem eigenen Schutz.
• Dies sind die wichtigsten Maßnahmen. Weitergehende Vorsichtsmaßnahmen werden Ihnen gern von
den Schwestern, Pflegern und Ärzt(inn)en erklärt.
• In jedem Fall können Sie sich an das MRSA-net Helpdesk für das Münsterland am Institut für Hygiene
des Universitätsklinikums Münster wenden unter der Nummer: (02 51) 83 52 317 oder im Internet unter
http://www.mrsa-net.org oder über [email protected]
11. Wie lässt sich MRSA nachweisen?
MRSA kann man auf der Haut, Schleimhaut der Nasenvorhöfe, im Rachen, unter den Achseln, dem
Haaransatz, in der Leiste, und im Stuhl/Rektum, bei Infektionen in der Wunde, im Blut und im Urin
nachweisen. Am häufigsten werden Nasenvorhof, Rachen und Wunde untersucht. Eine solche
Untersuchung erfolgt mittels Abstrichtupfer. Die durchschnittlichen Kosten eines solchen Abstrichtupfers
liegen bei ca. 3 € bis 15 € (siehe Frage 8).
12. Kann MRSA sich ausbreiten?
Ja. MRSA kann auf andere Patienten überragen werden. Häufig verliert sich der MRSA wieder von der Haut.
Nur wenn jemand eine verletzte Haut (Wunden u.a.) hat oder sehr krank ist und zusätzlich ein schwaches
Immunsystem hat kann es zu einer Infektion kommen. Die einfache Übertragung reicht in der Regel nicht
aus, damit MRSA dauerhaft auf der Haut des „Empfängers“ bleibt, was wiederum Voraussetzung für
weitere Übertragungen wäre und durch die regelmäßige Händedesinfektion nicht kontrollierbar ist. Dies
geschieht bei Vorliegen bestimmter Risikofaktoren. Nicht der einfache Träger, sondern der „Überträger“
oder „Spreader“ ist epidemiologisch von Interesse. Da Patienten im Krankenhaus nicht selten mehrere
Risikofaktoren besitzen, übertragen sich MRSA zwischen Patienten im Akutkrankenhaus am einfachsten.
Noch einmal mit aller Deutlichkeit!: Vorsicht!, lassen Sie sich nicht zu dem Gedanken verleiten, dass sich
MRSA bei jedem nur erdenklichen Kontakt übertragen lässt. Alle Überlegungen hierzu sind meist
theoretischer Natur und übersehen, dass die Übertragung eines MRSA-Erregers nicht mathematischen,
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sondern biologischen Gesetzmäßigkeiten folgt und folgende Grundvoraussetzungen notwendig sind:
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Ausreichende Zahl auf der Haut des MRSA-Trägers,
Direkter und wiederholter Kontakt (Exposition) mit kolonisierten Körperoberflächen des MRSA-Trägers,
Übertragung ausreichend vieler MRSA-Bakterien vom einen zum anderen Patienten,
Erreichen der Haut/Scheimhaut des Kontaktes,
Konversion von transienter zu permanenter Flora durch Vermehrung und Durchsetzung auf der Haut der
Kontaktperson,
6 Vorliegen von Risikofaktoren bei der Kontaktperson (Antibiotika, Wunden, Katheter etc.).
Sie sehen, die Übertragung von MRSA ist bei einmaligem Kontakt kaum möglich. Die Wahrscheinlichkeit
steigt bei häufigem und intensiven Kontakt oder wenn aufgrund medizinischer Maßnahmen
(endotracheales Absaugen bei Besiedlung der Lungen) sehr hohe Mengen an MRSA freigesetzt werden.
Aus diesem Grund sind besondere Schutzmaßnahmen im Krankenhaus notwendig.
MRSA kann zwar in der Umgebung überleben und von dort auf die Haut eines Menschen gelangen. Hierzu
ist jedoch auch wieder ein häufiger, mehrmals täglicher Kontakt notwendig. Diese Situation findet sich nur
in Gemeinschaftseinrichtungen. Dort sind aus diesem Grund besondere Flächendesinfektionsmaßnahmen
notwendig.
13. Was bedeutet "MRSA-Kontaktpatient"?
MRSA-Kontaktpatient bedeutet, dass Sie mit einem MRSA-Träger das Zimmer teilen oder geteilt haben.
Somit besteht die Möglichkeit, dass auch Sie mit diesem Erreger besiedelt sind. Um dies auszuschließen
oder auch zu bestätigen, müssen auch bei Ihnen einmalig Abstriche zur Untersuchung auf MRSA
entnommen werden. Bei zukünftiger Wiederaufnahme in ein Krankenhaus geben Sie bitte an, dass Sie
bereits einmal Kontakt zu einem MRSA-Patienten hatten, damit Ihr Besiedlungsstatus zu Ihrem eigenen
Schutz und zum Schutz Ihrer Mitpatienten überprüft werden kann.
14. Wie werden MRSA übertragen und wie kann das vermieden werden?
Die Übertragung von MRSA erfolgt wie oben erklärt vor allem im Akutkrankenhaus. Die Übertragung erfolgt
dabei fast immer durch Kontakt und äußerst selten über Tröpfchen und nicht über die Luft. Wichtigste
Maßnahme, um eine Übertragung zu vermeiden, ist zu wissen, ob jemand MRSA-Täger ist. Hierfür müssen
jedoch Abstrichuntersuchungen durchgeführt werden. Zusätzlich werden dann nur im Krankenhaus
besondere Vorsorgemaßnahmen (Schutzkittel, Mundschutz, Handschuhe, ggf. Haarschutz, Einzelzimmer)
angewandt, um eine Verbreitung auf andere Patienten auszuschließen. Alle diese Maßnahmen sind weder
im Alten- /Pflegeheim, noch in der Arztpraxis, im Rettungswagen und schon gar nicht zu Hause notwendig.
Abhängig von der Tätigkeit sind die Anwendung von überlegter Standardhygiene (Vermeidung von Kontakt
zu Wunden, Reihenfolge von Behandlungen oder Tätigkeiten, Händehygiene u.a.) und
situationsangepasste Hygienemaßnahmen vollkommen ausreichend.
15. Kann man MRSA behandeln?
Ja. Obwohl MRSA resistent gegen die meisten Antibiotika ist, gibt es so genannte Reserveantibiotika, die
zur Therapie von MRSA einsetzbar sind. Diese Antibiotika werden in der Regel nur im Krankenhaus
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verabreicht. Abhängig vom Status des Immunsystems des Patienten ist eine erfolgreiche Therapie
durchführbar. In jedem Fall muss MRSA zusätzlich von der Haut und Schleimhaut der Patienten entfernt
werden (so genannte Sanierungstherapie), damit die Grundlage für künftige Infektonen mit diesem Erreger
eliminiert wird.
16. Was bedeutet Sanierung?
Die so genannte Sanierung oder Sanierungstherapie dient der Eliminierung der MRSA-Bakterien von der
Haut und den Schleimhäuten des Trägers. Bei gesunden Menschen ohne Risikofaktoren lässt sich MRSA
aus seinem Hauptreservoir, dem Nasenvorhof leicht entfernen. Hierzu werden antibiotisch oder
antiseptisch wirksame Nasensalben angewendet. Innerhalb weniger Tage ist der MRSA entfernt und der
Erfolg der Sanierung ist mittels Abstrichtupfer zu bestätigen. Die Erfolgsrate dieser einfachen Sanierung
ist sehr hoch und dauerhaft.
Liegen sanierungshemmende Faktoren vor (Wunde, Katheter etc.), muss zunächst die Heilung bzw.
Beendigung des Faktors abgewartet werden, bevor die endgültige MRSA-Sanierung angegangen wird.
Dennoch kann in dieser Phase eine Sanierungstherapie zur Keimreduktion sinnvoll sein, etwa dann wenn
durch die Sanierung einer MRSA Besiedlung (z.B. in der Nase) eine MRSA Infektion (z.B. einer bisher nicht
verkeimten Wunde) vermieden werden kann.
17. Liegen Risikofaktoren für die Trägerschaft von MRSA vor? Wie lange kann sich MRSA auf der Schleim(Haut) des Menschen halten?
Die Dauer der Besiedlung hängt davon ab, ob sanierungshemmende Faktoren wie ein Ulcus, Katheter oder
Antibiotikagabe vorliegen. Eine Sanierung ist dann selten erfolgreich und der Patient kann bis zu 40
Monate und länger MRSA tragen. Ohne sanierungshemmende Faktoren gelingt eine Sanierung in den
meisten Fällen innerhalb von 2 Wochen. Ohne sanierungshemmende Faktoren und ohne Sanierung kann
die Trägerdauer bis zu 1 Jahr und länger dauern.
18. Wie lange muss ein MRSA-Träger im Krankenhaus in einem Einzelzimmer mit zusätzlichen
Hygienemaßnahmen gepflegt werden?
Alle Anstrengungen richten sich auf die Therapie der Grunderkrankung (z.B. Wunde, Decubitus) und der
anschließenden Schlusssanierung des MRSA-Trägers, um den MRSA von der Haut und der Schleimhaut
des Patienten wegzubekommen. Der behandelnde Arzt entscheidet gemeinsam mit dem Arzt für
Mikrobiologie und dem Arzt für Hygiene wie lange eine Sanierung durchgeführt werden muss. Die
besonderen Hygienemaßnahmen müssen nur im Krankenhaus solange durchgeführt werden, bis der
MRSA nicht mehr auf der Haut/Schleimhaut nachgewiesen wird. Abhängig von der Grunderkrankung (z.B.
Wunde) kann die Sanierungstherapie Tage, Wochen oder auch länger dauern. Sie muss in jedem Fall auch
nach Entlassung aus dem Krankenhaus weitergeführt und kontrolliert werden auch wenn zunächst die
Heilung der Grunderkrankung im Vordergrund steht.
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19. Müssen bei Entlassung eines MRSA-Patienten besondere Schutzmaßnahmen beachtet werden?
1. Krankentransport
Während des Krankentransports ist eine Übertragung auf das Personal nur möglich wenn es zu intensivem
Kontakt oder direkte Exposition des Personals bei Verbandwechsel oder Intubation kommt. Aus diesem
Grund ist nur bei diesen zuletzt genannten Situationen ein Mundschutz durch das Personal zu tragen.
(Ausnahme: Aufenthalt im MRSA-Patientenzimmer). Ansonsten ist nur bei direktem Kontakt das Tragen
von Handschuhen und eines Schutzkittels erforderlich. Nach Ausziehen der Schutzkleidung ist eine
sofortige Händedesinfektion erforderlich. Das Tragen von weißen flüssigkeitsdichten Schutzoveralls mit
Kapuze und Atemhalbmaske/Mundschutz sind beim Transport von MRSA-Patienten zu unterlassen. Der
übertriebene Schutz führt zur Verunsicherung von Angehörigen oder Mitbewohner und zu unnötigen
Kosten. Diese sollten gezielt zum konsequenten Einhalten von Standardhygiene, Händedesinfektion und
Fortbildung genutzt werden.
2. Alten-/ Pflegeheime
Zum Umgang mit MRSA-Trägern im Alten-/Pflegeheim liegen klare Empfehlungen der KRINKO Kommission
am RKI vor. MRSA-Träger müssen nicht grundsätzlich isoliert gepflegt werden, situationsangepasste
Hygienemaßnahmen reichen aus und erweiterte Maßnahmen sind nur in seltenen Fällen bei direktem
Kontakt notwendig. Die konsequente Weiterführung einer Sanierungstherapie steht im Vordergrund. Diese
kann zunächst in der Heilung der Grunderkrankung (Wunde, Decubitus) bestehen, bis die eigentliche
MRSA-Sanierung (s.o.) erfolgt. [Weitere Erläuterungen des Robert-Koch-Institutes (RKI)]
3. Arztpraxis
Auch in der Arztpraxis sind in keinem Fall Maßnahmen wie im Krankenhaus notwendig. Hier ist eine gute
Praxislogistik (MRSA-Patient nicht im überfüllten Wartezimmer waten lassen) und konsequente
Standardhygiene (u.a.) Händedesinfektion) erforderlich [Link]. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf der
konsequenten Weiterführung einer Sanierungstherapie. Diese kann zunächst in der Heilung der
Grunderkrankung (Wunde, Decubitus) bestehen, bis die eigentliche MRSA-Sanierung (s.o.) erfolgt. In
jedem Fall muss eine Erfolgskontrolle der endgültigen MRSA-Sanierung erfolgen.
4. zu Hause
Träger von klassischen MRSA, die im Krankenhaus erworben werden, stellen für ihre Angehörigen keine
Gefahr dar. Kontaktpersonen, die offene Wunden haben oder stark immunsupprimiert sind, sollten die
persönliche Hygiene – nicht nur wegen des MRSA- peinlich einhalten. Schwangere sind nicht besonders
gefährdet und sollten neben guter persönlicher Körperhygiene nach Kontakt mit einem MRSA-Patienten
die Hände waschen. [Weitere Erläuterungen des Robert-Koch-Institutes (RKI)]
5. Beim ambulanten Pflegen oder der häuslichem Pflege
Allgemein sind die Maßnahmen analog zur Heimrichtlinie anzuwenden. Beim direkten Umgang mit
infizierten Wunden, Sekreten, Stuhl etc. sollten Schutzmaßnahmen wie Handschuhe angewendet und eine
anschießende Händedesinfektion durchgeführt werden. Bitte Fragen Sie hierfür im Einzelfall den
behandelnden Arzt, einen Hygieniker/Mikrobiologen oder das MRSA-net Helpdesk.
[Weitere
Erläuterungen des Robert-Koch-Institutes (RKI)]
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20. Ist es gefährlich in demselben Raum mit einem MRSA-Patienten zu sein?
In aller Deutlichkeit: Für gesunde Menschen ist das Risiko einer MRSA-Infektion (ausgelöst durch
klassische im Krankenhaus erworbene MRSA – haMRSA) verschwindend gering. Natürlich, bleibt wie bei
allen Infektionen ein medizinisches Restrisiko. So lange Angehörige und Besucher gesund sind, schadet
es niemandem mit einem MRSA-Patienten in einem Raum zu sein. Normaler Kontakt, wie Händeschütteln
oder Umarmen sind möglich. Nach Kontakt sollten die Hände vorbeugend gewaschen, ggf. desinfiziert
werden.
21. Warum müssen MRSA Patienten nur im Krankenhaus im Einzelzimmer isoliert werden, nach ihrer
Entlassung jedoch weder zu Hause, noch im Altenheim oder in der Arztpraxis?
Diese Empfehlung erscheint zunächst widersprüchlich. Während hingegen im Krankenhaus besondere
Schutzmaßnahmen bei MRSA notwendig sind, muss außerhalb der Krankenhäuser deutlich weniger an
Schutzmaßnahmen durchgeführt werden. Die Schutzmaßnahmen im Krankenhaus ähneln zudem denen
bei Patienten mit Tuberkulose, sodass sie auf Angehörige und Mitpatienten bedrohlich wirken können. Die
Schutzmaßnahmen im Krankenhaus (!) sind jedoch aus folgenden Gründen notwendig und dürfen nicht
mit Maßnahmen bei Tuberkulose verwechselt werden:
1. Kohortensituation
Kontinuierliche Anwesenheit von vielen Patienten, die z.T. stark immunsupprimiert oder operiert und
beatmet usw. sind; MRSA können sich ohne Maßnahmen über Wochen bis Monate in Krankenhäusern
ausbreiten.
Gegenmaßnahmen: besondere Hygienemaßnahmen (Handschuhe, Mundschutz, Schutzkittel, u.a.),
Isolation im Einzelzimmer
2. Häufiger Kontakt
Pflege, häufig intensive Pflege mit hunderten von Handkontakten von Personal von Patient zu Patient.
Gegenmaßnahmen: Händehygiene, Handschuhe
3. Selektion durch Antibiotika
Bis zu 50% der Patienten erhalten Antibiotika. Dieser antibiotische Selektionsdruck führt dazu, dass
MRSA-Träger die Erreger streuen können, MRSA auf der Haut/Schleimhaut von Kontaktpersonen sich
leicht etablieren kann und von dort wieder übertragen werden kann. Personal ist aus diesem Grund relativ
geschützt. Der häufige und kontinuierliche Kontakt zu MRSA-Patienten kann dennoch dazu führen, dass
Personal zum Dauerträger wird.
Gegenmaßnahmen: Kontrollierte Antibiotikagabe
Fehlt bereits einer der drei genannten Faktoren, kann MRSA nur noch in seltenen Fällen übertragen
werden. Einfache Hygiene reicht aus, damit MRSA nicht mehr effizient von Mensch zu Mensch übertragen
wird.
22. Kann mein Kind MRSA bekommen, wenn es sich in der Nähe eines MRSA-Trägers befindet?
Gesunde Personen, inklusive Kinder habe ein verschwindend geringes Risiko eine MRSA-Infektion zu
bekommen. Lediglich bei so genannten community acquired MRSA [CA-MRSA], sind besonders Kinder und
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Jugendliche gefährdet. Diese MRSA sind jedoch nicht mit den herkömmlichen, im Krankenhaus
erworbenen MRSA zu verwechseln. Sie finden sich nicht bei Alten und Kranken, sondern bei jungen
Menschen, die vorher nicht im Krankenhaus gewesen sind.
23. Ich habe MRSA und werde bald entlassen. Was muss ich tun, um meine Familie vor MRSA zu schützen?
Wenn keine Sanierungstherapie begonnen wurde, sollte eine Solche über den Hausarzt durchgeführt
werden. Wenn Sie mit MRSA kolonisiert oder infiziert sind, sollten Sie – neben der evtl. Therapie –
folgende Maßnahmen beachten, um eine Ausbreitung von MRSA in Ihrer Familie zu verhindern.
• Befolgen Sie eine gute persönliche Hygiene.
• Erwähnen Sie gegenüber jedem Pfleger/Schwester oder Arzt bzw. vor und beim nächsten
Krankenhausaufenthalt, dass Sie MRSA-Träger waren So können Maßnahmen getroffen und eine
Sanierungstherapie begonnen werden.
24. Warum werden in deutschen Krankenhäusern mehr als die Hälfte der MRSA bei Aufnahme der
Patienten nachgewiesen?
Veröffentlichungen zeigen, dass in Deutschland mehr als 50% der nachgewiesenen MRSA bereits bei
Aufnahme positiv sind. Untersuchungen des genetischen Fingerabdrucks der MRSA bei Entlassung, in
Altenheimen, in der Arztpraxis und bei Wiederaufnahme zeigen, dass es sich um dieselben MRSA-Stämme
handelt, die in diesem Kreislauf der stationären und ambulanten Versorgung zirkulieren. Die mittlere
Trägerrate ist – abhängig von den vorliegenden Risikofaktoren - zwischen 6 Monaten und 4 Jahre. Das
erklärt auch, warum ein Eingangsscreening von so herausragender Bedeutung für die Vermeidung der
Verbreitung von MRSA ist. Wird ein MRSA-Träger bei Wiederaufnahme nicht frühzeitig identifiziert und
keine besonderen Hygienemaßnahmen durchgeführt, dann wird bei jedem Krankenhausaufenthalt MRSA
auf weitere Menschen übertragen. Der MRSA-Kreislauf dreht sich weiter und wird zu einer steigenden
Spirale.
25. Welche sind die Hauptstrategien gegen die Ausbreitung von MRSA in der EUREGIO
Twente/Münsterland?
Grundsätzlich sind folgende Maßnahmen notwendig, um die MRSA-Spirale zu bremsen:
1. Kontrollierte und rationale Antibiotikatherapie bei der stationären und ambulanten medizinischen
Versorgung
d.h. so viel wie nötig und so wenig wie möglich
2. Prävention
– Umsetzung der Hygienemaßnahmen gemäß den gültigen Empfehlungen
– Isolierte Pflege aller MRSA-Träger und MRSA-Infizierten
d.h. MRSA kann im Krankenhaus mit normalen Hygienemaßnahmen wie ausschließliches Verlassen auf
regelmäßige Händedesinfektion nicht kontrolliert werden.
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Häufig gestellte Fragen [FAQ]
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3. Surveillance
– Die frühzeitige labordiagnostische Identifizierung von Trägern (Screening), um eine nosokomiale
Übertragung frühestmöglich zu vermeiden.
– Typisierung der MRSA, um Transmissionsketten zu erkennen und einen Überblick über die Dynamik der
Verbreitung und der Persistenz am Patienten zu gewinnen
d.h. MRSA ist nicht gleich MRSA. Durch Typisierung müssen die mehr als 1000 verschiedenen MRSA
unterschieden werden.
4. Therapie und die Sanierung
der infizierten bzw. kolonisierten Personen während und insbesondere auch nach dem stationären
Aufenthalt
d.h. einen langen Atem haben und MRSA Patienten weiterbetreuen. Das kann auch erst einmal die
Behandlung der Grunderkrankung bedeuten und danach erst die gezielte Sanierung von MRSA.
5. Aufklärung der Bevölkerung sowie die Fortbildung von Personal im Gesundheitswesen
d.h. Jeder muss wissen, was MRSA bedeutet und dass es sich nicht um eine Infektionskrankheit wie
Vogelgrippe oder SARS handelt; Außerdem muss jedem klar werden, dass man MRSA nur kollektiv als
Gemeinschaft lösen kann und alle mithelfen müssen.
6. Netzwerkbildung aller Akteure im Gesundheitswesen entlang des MRSA-Kreislaufs
d.h. Die Trennung stationärer und ambulanter medizinischer Versorgung hat für die Menschen viele
Vorteile. Gefahren und Probleme wie MRSA müssen aber durch vernetztes Vorgehen angegangen werden.
Im Fall von MRSA muss diese Zusammenarbeit entlang des MRSA-Kreislaufs geschehen und alle Akteure,
die tagtäglich mit MRSA zu tun haben (Krankenhäuser, Arztpraxen, Laboratorien, Alten- /Pflegeheime,
Gesundheitsämter, Krankenkassen u.v.a.) einschließen.
26. Was ist mit MRSA-Kreislauf gemeint?
Eine MRSA-Sanierung dauert länger als der durchschnittliche stationäre Aufenthalt eines Patienten.
Patienten verlassen daher das Krankenhaus mit MRSA auf ihrer Haut. Das ist für Mitmenschen kein
Problem, solange diese keine offenen Wunden haben oder ein stark geschwächtes Immunsystem.
Besondere Hygienemaßnahmen bei dieser Art von MRSA sind außerhalb von Krankenhäusern daher nicht
erforderlich. Dennoch gibt es ein Problem: Da beim nächsten Krankenhausaufenthalt wieder die Gefahr
der Übertragung auf andere Patienten besteht, muss alles getan werden, damit die betroffenen Patienten
nicht mehr mit MRSA besiedelt sind (Sanierung, professionelles Wundmanagement). Der MRSA-Patient
muss ausgehend vom Akutkrankenhaus, über die Reha-Klinik, den niedergelassenen Arzt, im Alten- und
Pflegeheim bis hin zum nächsten Krankenhausaufenthalt unter Einbeziehung der lokalen MRSA-Experten
(Ärzte für Mikrobiologie, Ärzte für Hygiene) und der Gesundheitsämter weiter betreut werden. Alle Akteure
im Gesundheitswesen müssen entlang des MRSA-Kreislaufs jetzt gemeinsam mithelfen
(Gemeinschaftsaufgabe).
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27. Warum muss man bei der Sanierung von MRSA-Patienten einen langen Atem haben?
Alle Akteure entlang des MRSA-Kreislaufs müssen mithelfen, MRSA bei den Betroffenen zu behandeln (so
genannte Sanierungstherapie, professionelles Wundmanagement). Dies muss auch erfolgen, wenn der
Patient keine Infektion hat und der MRSA lediglich auf der Haut des Patienten „wohnt“ (Kolonisation),
wobei er keine Erkrankung verursacht. Während im Krankenhaus besondere Hygienemaßnahmen (wie
Einzelzimmer und Mundschutz) im Vordergrund stehen, ist außerhalb des Krankenhauses vor allem die
konsequente Weiterbehandlung des MRSA von Bedeutung.
Ein MRSA-Patient muss beginnend im Akutkrankenhaus, über die Reha-Klinik, die Arztpraxis, das Alten/Pflegeheim bis hin zum nächsten Krankenhausaufenthalt, ggf. unter Einbeziehung von MRSASpezialisten (Ärzte für Mikrobiologie, Hygieniker) und der Gesundheitsämter kontinuierlich weiter betreut
werden, bis der MRSA auf der Haut nicht mehr nachzuweisen ist. Nur durch diese vorbeugende
Behandlung kann eine zukünftige Infektion und die Übertragung auf andere verhindert werden. Zur
Erfolgskontrolle müssen in jedem Fall Abstrichtupfer durchgeführt werden. Die MRSA-Behandlung dauert
in der Regel ca. 2 Wochen. Bei Vorliegen von Risikofaktoren mit nachgewiesener MRSA-Verkeimung (z.B.
chronische Wunden, Fremdkörper wie Katheter, Antibiotika), muss zunächst der Risikofaktor kuriert
werden, so dass in seltenen Fällen die MRSA Behandlung erst nach Monaten bis Jahren erfolgreich sein
kann. Hier müssen Behandler und Patienten einen langen Atem haben. Bei Vorliegen von Risikofaktoren
ohne nachgewiesene Verkeimung (z.B. offene Wunde ohne MRSA Nachweis) und Nachweis einer MRSA
Besiedlung an anderer Stelle (z.B. Nase) sollte aber von Anfang an eine Sanierung angestrebt werden, um
einer Infektion (z.B. der offenen Wunde) durch MRSA vorzubeugen.
28. Was bedeutet „community acquired“ CA-MRSA?
Die Dimension des MRSA-Problem hat sich seit einigen Jahren verschärft durch das Auftreten von MRSAInfektionen, die außerhalb des Krankenhauses von gesunden Menschen erworben werden [CA-MRSA].
Letztgenannte stellen eine vollkommen neue Kategorie von MRSA dar und darf nicht mit dem MRSAProblem in den Krankenhäusern verwechselt werden. CA-MRSA sind in der Lage auch bei gesunden
Menschen außerhalb von Krankenhäusern schwere Infektionen zu verursachen, die in einigen Fällen
tödlich enden können (z.B. fatale abszedierende Bronchopneumonien). Früher oder später werden mit CAMRSA besiedelte oder infizierte Menschen in Krankenhäuser aufgenommen und verschärfen dann dort die
bereits schon bestehende MRSA-Situation. Eingangsscreenings und mikrobiologische Diagnostik sind der
effektivste Schutz gegen diese Gefahr.
29. Können MRSA-Träger im Krankenhaus gemeinsam in einem Zimmer untergebracht werden? Gilt dies
auch für Patienten mit unterschiedlichen MRSA-Genotypen?
Ja. MRSA-Träger können gemeinsam in einem Patientendoppelzimmer untergebracht werden. Dies gilt
auch für den Fall, dass unterschiedliche MRSA Genotypen bei den Patienten vorliegen. Die Besiedlung mit
zwei unterschiedlichen MRSA-Klonen gilt als sehr seltenes Ereignis und ist zu vernachlässigen. Eine
Ausnahme liegt dann vor, wenn es sich bei einem der MRSA um einen hochvirulenten community acquired
[CA-MRSA] handelt. Diese besitzen häufig das PVL-Toxin, eine Fusidinsäureresistenz oder gehören
bestimmten spa Typen an(z.B. t044, t008, t002 u.a.).
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30. Können MRSA-Träger im Krankenhaus gemeinsam in einem Zimmer untergebracht werden, wenn einer
von Ihnen bereits (an)saniert wird?
Grundsätzlich ja. Natürlich besteht die Gefahr, dass dann Patienten, die sich bereits in einer
fortgeschrittenen Phase der Sanierung bestehen wieder besiedeln durch den Patienten, der erst am
Beginn der Sanierung steht. Phase B, C, D (siehe Frage 31) sind so anzupassen, dass die
Patientensanierung syntonisiert wird. Die Erfolgsrate der Sanierung ist jedoch niedriger als bei Sanierung
im Einzelzimmer.
31. Wie sieht die Sanierung eines MRSA-Trägers aus?
Die endgültige Entfernung von MRSA von der Haut und der Schleimhaut eines Menschen nennt man
Sanierung. Liegen Faktoren vor, die das Vorhandensein von MRSA erleichtern (sanierungshemmende
Faktoren: Antibiose, Wunde, MRSA-Infektion, Katheter etc.) kann eine Sanierung nur in seltenen Fällen
erfolgreich sein. Hier steht zunächst die Heilung bzw. Beendigung dieser Faktoren im Vordergrund.
Während dieser Zeit angewandte Nasensalben oder Waschungen der Haut können die MRSA-Anzahl im
Einzelfall jedoch reduzieren, um einer Infektion vorzubeugen. Doch Vorsicht! Hierdurch kann die
Haut/Schleimhaut des Patienten strapaziert werden. Daher ist eine genaue Abwägung notwendig. Liegt
kein Risikofaktor vor (z.B. bei Personal, Kindern) oder ist der Risikofaktor beseitigt (Wunde "zugranuliert")
kann mit der endgültigen Sanierung begonnen werden.
Hier muss man sechs Phasen der Sanierung unterscheiden:
• Phase A (Abstrich): Ein Patient hat ein MRSA-Risiko und muss abgestrichen werden. Liegt kein
Besiedlungsstatus der Prädilektionsstellen für MRSA vor, muss vor Behandlung ein Kolonisationsstatus
(Nasenvorhof, Rachen, Achseln, Leiste oder Rektum, ggf. Wunde) erhoben werden.
• Phase B (Behandlung): Liegen beim Patienten keine sanierungshemmende Faktoren vor, bekommt der
Patient eine MRSA-Behandlung (Sanierung). Diese erfolgt individuell angepasst und besteht abhängig
von der Grunderkrankung aus Anwendung einer antibiotischen Nasensalbe, ggf. Rachenspülung oder
Tabletten und eines desinfizierenden Schampoos/Haarspülungen. Die Dauer der Behandlungsphase
liegt i.d.R. zwischen 5 und 7 Tagen.
• Phase C (Pause): Diese Phase ist notwendig, damit Rückstände antimikrobieller Substanzen keine
fälschlicherweise negativen Abstrichergebnisse ergeben. Die Dauer dieser Phase kann 2 bis 4 Tage
(RKI: 3 Tage) dauern.
• Phase D (Erfolgskontrolle) Kontrollabstriche: Nutzt man den kulturellen Nachweis, müssen im
Krankenhaus 3 Abstriche an drei aufeinander folgenden Tagen an allen vorher MRSA-positiven
Lokalisationen Abstriche erfolgen. Mit dem Labor kann in Einzelfällen über die Möglichkeit eines
teilweisen "Poolens" der Abstrichtupfer im Labor (!) gesprochen werden. Bei der Kontrolle ist zunächst
nur interessant, ob der Patient MRSA-frei ist. In der Arztpraxis reicht zunächst eine Abstrichkontrolle.
• Phase E (Wiederholungsabstriche): Da bekannt ist, dass sich bis zu 50% der Sanierten innerhalb eines
Jahres wiederbesiedeln, sind Kontrollabstriche notwendig. Die Abstrichhäufigkeit unterscheidet sich, je
nachdem, ob der Patient stationär oder ambulant behandelt wird. Im Krankenhaus werden nach 1
Monat, zwischen dem 3. und 6. bzw. nach 12 Monaten Abstrichkontrollen durchgeführt. In der
Arztpraxis erfolgen Kontrollabstriche zwischen dem 3. und 6. Monat und dem 6. und 12. Monat nach
Sanierung (Abstrichergebnisse von Krankenhausaufenthalten beachten!)
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• Phase F (Frei): Nach 12 Monaten und negativen MRSA-Abstrichen gilt der Sanierte als MRSA-frei. Er hat
jedoch eine positive MRSA-Anamnese und muss bei Aufnahme in ein Krankenhaus gescreent und bis
zum Ausschluss prophylaktisch isoliert werden.
32. Welche Bedeutung hat das Eingangsscreening von MRSA-Risikopatienten für das Personal im
Krankenhaus?
Personal ist nur deshalb mit MRSA besiedelt, weil es Kontakt zu MRSA-Patienten hat ohne sich zu
schützen. Das liegt in den allerseltensten Fällen daran, dass Pflegende und Ärzte die Hygienemaßnahmen
nicht einhalten. Nein, das liegt vor allem daran, weil Krankenhäuser MRSA-Risikopatienten bei Aufnahme
nicht auf MRSA hin untersuchen und damit MRSA nicht für ihr Personal sichtbar machen.
Nochmal! Im Krankenhaus kann man sich nur vor einer MRSA-Besiedlung schützen, wenn man besondere
Maßnahmen einhält. Diese werden nur dann über die gesamte Dauer des Aufenthaltes und bei allen
invasiven Maßnahmen durchführbar, wenn bekannt ist dass ein Patient MRSA hat. Dies ist umso wichtiger,
wenn in der Region in der das Krankenhaus liegt hochvirulente community-acquired MRSA zirkulieren. In
jedem Fall gelten zum Schutz des Personals vor MRSA die Angaben der TRBA 250.
33. Wann muss Personal auf MRSA hin untersucht werden?
Gesundes Personal muss nur dann auf MRSA untersucht werden, wenn es MRSA-Überträger ist. Dies kann
im Krankenhaus, seltener im Alten- /Pflegeheim notwendig sein. In der Arztpraxis, im
Krankentransportdienst und zu Hause ist ein vorbeugendes Screening von Personal weder sinnvoll noch
hygienisch notwendig. Nochmal in aller Deutlichkeit! Nicht der kurzzeitige MRSA-Träger, sondern der
echte MRSA-Überträger ist von Bedeutung und sollte vom MRSA saniert werden. Ein routinemäßiges
Screening von Personal oder Screening direkt nach MRSA-Kontakt macht daher keinen Sinn. Hier besteht
die Gefahr, dass zufällige Kurzzeitträger identifiziert werden, die nach wenigen Tagen bereits keine Träger
mehr sind und damit MRSA auch nicht streuen können. Aus diesem Grund sollten MRSA-Erstisolate von
Patienten im Krankenhaus spa typisiert werden. Kommen zwei oder mehr MRSA mit identischem spa-Typ
auf einer Station vor ohne dass ein anderer plausibler Grund für die Übertragung (z.B. gleiche(s)
Zimmer/Nasszelle) vorliegt, dann liegt es nahe, dass ein MRSA-Überträger auf der Station arbeitet. In
diesem Fall ist ein Screening des als Überträger in Frage kommenden Personals sinnvoll. Mit dieser
Vorgehensweise kann viel Geld gespart und Ärger von Personal fern gehalten werden.
34. Warum kommt es zur Wiederbesiedlung bei sanierten Patienten?
Die Wiederbesiedlung mit MRSA kann unterschiedliche Ursachen haben (z.B. frustrane Sanierung,
inadäquates Sanierungskonzept bei Vorliegen von sanierungshemmenden Faktoren, Wiederbesiedlung
durch mit MRSA-kolonisierte Haushaltskontakte, Neubesiedlung durch neuen MRSA, zusätzliches MRSAReservoir). Um die Ursache verstehen zu können, kann eine spa-Typisierung der beiden Isolate (vor und
nach Sanierung) sinnvoll sein. Nach Recherche der möglichen Ursachen der Wiederbesiedlung kann nach
Rücksprache mit einem MRSA-Experten ein zweiter Sanierungszyklus durchgeführt werden. Bei einem
zweiten Sanierungszyklus kann in Einzelfällen zusätzlich auch eine gegen MRSA wirksame systemische
Antibiose notwendig werden, die in jedem Fall mit einem Facharzt für Mikrobiologie abgestimmt werden
muss.
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35. NEU! Warum sind MRSA in den Niederlanden so viel seltener als in Deutschland?
Diese Frage ist noch nicht endgültig geklärt und es wird im Rahmen des EUREGIO-Projektes versucht diese
Frage zu beantworten.
In den Niederlanden wurde bereits zu Beginn der 80er Jahre mit der Bekämpfung von MRSA begonnen.
Seitdem werden Richtlinien umgesetzt, die eine Suche (search) nach MRSA besiedelten Patienten, eine
konsequente Kontaktisolation von MRSA-Patienten im Krankenhaus und eine nachhaltige
Dekontamination (destroy) des Keims bei MRSA-positiven Patienten beinhalten. Diese Strategie wird
deshalb auch „search and destroy policy“ genannt. In Deutschland wurden die Verbreitungsdynamik von
MRSA und deren Bedeutung als Verursacher von Krankenhaus-assoziierten Infektionen erst später
erkannt, so dass sich MRSA vor der Einführung von MRSA-Bekämpfungsmaßnahmen schon weit
ausbreiten konnten. Zusätzlich geben niederländische Forschergruppen an, dass der Verbrauch von
Antibiotika in den Niederlanden sehr niedrig sei, was einen positiven Effekt auf den Entstehungsdruck von
multiresistenten Erregern hat. Begünstigt wird die Senkung der MRSA-Rate in den Niederlanden daher
durch größeren allgemeinen Akzeptanz der als notwendig erachteten Präventionsmaßnahmen, der
konsequenten Auditierung von Einrichtungen wie Krankenhäusern, dem sehr informierten
Antibiotikaeinsatz, eine enge Vernetzung von ambulanten und stationären Versorgungseinrichtungen und
durch eine konsequente Behandlung von MRSA-Trägern im ambulanten Bereich.
Schließlich muss die unterschiedliche Struktur der beiden Gesundheitswesen berücksichtigt werden. Auf
der einen Seite ist in den NL die Anzahl von Patientenbetten pro 1000 Einwohner um ca. 40-50% niedriger
als in D, auf der anderen Seite sind Fachärzte nur in Krankenhäusern und Polikliniken verfügbar und nicht
in eigener Praxis wie in Deutschland.
36. NEU! Was unterscheidet die niederländische „search and destroy“ Strategie von den deutschen MRSA
Richtlinien?
Der generelle Umgang mit MRSA Patienten und die angewandten besonderen Hygienemaßnahmen
(Isolation, Kittelpflege, Mundschutz, Handschuhe, Händedesinfektion) unterscheiden sich nicht
wesentlich. Der Unterschied liegt in der gezielten Suche nach MRSA-Trägern unter den Patienten. In den
niederländischen MRSA Richtlinien werden gewichtete (hoch, mittel, niedrig) Risikogruppen definiert, die
eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine MRSA Besiedlung besitzen. Dies sind in den NL vor allem
Patienten, die innerhalb einer bestimmten Frist in ausländischen Krankenhäusern (in Ländern mit hohem
MRSA Vorkommen, wie z.B. Deutschland, Belgien, Japan, UK) stationär behandelt wurden. Diese Patienten
werden bis zum Ausschluss einer MRSA Besiedlung prophylaktisch in einem Einzelzimmer kontaktisoliert.
Insgesamt geht man davon aus, dass etwa 10-40% der MRSA in niederländischen Krankenhäusern aus
ausländischen Krankenhäusern importiert werden. In der deutschen MRSA Richtlinie werden ebenfalls
Risikofaktoren definiert, die MRSA wahrscheinlicher machen und es wird ein Abstrich-Screening von
Patienten mit diesen Risikofaktoren gefordert. Da MRSA mittlerweile in Deutschland endemisch ist,
müssten Patienten, die in einem Deutschen Krankenhaus versorgt wurden, ebenfalls gescreent werden.
Um die genauen Risikogruppierungen für deutsche Krankenhäuser in der EUREGIO zu bestimmen, wurden
im Rahmen des Projektes MRSA-net Prävalenzscreenings durchgeführt. Die Ergebnisse führten zur
Entwicklung einer EUREGIONALEN Screeningempfehlung für alle teilnehmenden Krankenhäuser. Sie soll
den Krankenhäusern ermöglichen die Mehrzahl der MRSA besiedelten Patienten bei/vor Aufnahme zu
identifizieren.
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37. NEU! Was passiert, wenn ein deutscher Patient in einem niederländischen Krankenhaus behandelt
werden soll, bzw. in ein niederländisches Krankenhaus verlegt werden soll?
Wenn der Patient innerhalb der vergangenen 2 Monate für mehr als 24h in einem deutschen Krankenhaus
behandelt wurde, gehört er zur Risikogruppe 2 der niederländischen MRSA Richtlinie. Die besonderen
Hygienemaßnahmen für diese Patientengruppe umfassen (unabhängig davon, ob MRSA bereits
nachgewiesen wurde oder nicht): Isolierung im Einzelzimmer, Kittelpflege, Haube, Mundschutz. Es werden
Screeningabstriche entnommen. Erst wenn diese Abstriche beweisen, dass der Patient MRSA negativ ist,
werden die besonderen Hygienemaßnahmen aufgehoben.
38. NEU! Was passiert, wenn ein niederländischer Patient – nach stationärem Aufenthalt (>24h) in einem
deutschen Krankenhaus – wieder zurück in ein niederländisches Krankenhaus verlegt werden soll?
Der Patient gehört zur Risikogruppe 2 der niederländischen MRSA Richtlinie. Die besonderen
Hygienemaßnahmen für diese Patientengruppe umfassen (unabhängig davon, ob MRSA bereits
nachgewiesen wurde oder nicht): Isolierung im Einzelzimmer, Kittelpflege, Haube, Mundschutz. Es werden
Screeningabstriche entnommen. Erst wenn diese Abstriche beweisen, dass der Patient MRSA negativ ist,
werden die besonderen Hygienemaßnahmen aufgehoben.
39. NEU! Gibt es in der niederländischen MRSA Richtlinie Risikogruppen für Personal?
In der niederländischen MRSA Richtlinie werden Personal-Risikogruppen definiert (http://www.wip.nl):
Dazu gehört zum Beispiel Personal, das selbst MRSA Träger ist/war (Kat. 1), das ungeschützten Kontakt zu
MRSA Trägern hatte oder für >24h in einem ausländischen Krankenhaus gearbeitet hat (Kat. 2). Kat. 1
Personal (MRSA-positiv, MRSA-positive Anamnese) darf in den NL nicht arbeiten bis drei negative
Kontrollabstriche (mit jeweils 1 Woche Abstand) die erfolgreiche Dekontamination von MRSA beweisen.
Kat 2 Personal muss Screeningabstriche abgeben.
40. NEU! Was ist der Vorteil grenzüberschreitender Krankenversorgung?
Die Niederlande und Deutschland haben unterschiedliche Systeme der Krankenversorgung. In den
Niederlanden ist die Dichte der Krankenhausbetten und auch die Dichte der Versorgung im ambulanten
Bereich (Hausärzte, Spezialisten) geringer (ca. 40-50%) als in Deutschland. Auch wenn sich die Situation
in den vergangenen Jahren deutlich gebessert hat, gibt es in den Niederlanden teilweise Wartezeiten für
bestimmte elektive (nicht dringliche) Eingriffe (z.B. Augenchirurgie, Orthopädie). Manche niederländische
Krankenkasse würde es ihren Patienten gern ermöglichen, diese Wartezeiten zu umgehen, indem sie
Versorgungsverträge mit deutschen Nachbarkrankenhäusern abschließt (http://www.emedv.de). Ein
wichtiger Faktor, der die Kooperation in diesem Bereich behindert, sind die höheren MRSA Raten in
deutschen Kliniken, die in den Augen vieler niederländischer Krankenkassen, Patienten und Ärzte einen
Qualitätsmangel der deutschen Krankenhäuser darstellen.
41. NEU! Kann deutsches Krankenhauspersonal in den Niederlanden arbeiten?
Grundsätzlich ist eine Tätigkeit in einem niederländischen Krankenhaus bei meist besserer Bezahlung und
Arbeitszeitregelung eine attraktive Beschäftigungsalternative für deutsche Arbeitnehmer. Bezüglich der
MRSA-Problematik kann jedoch gegen eine Beschäftigung von Deutschen in niederländischen
Krankenhäusern sprechen, dass Grenzpendler, die weiter in Deutschland wohnen, dort weiter Kontakt zu
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Mitarbeitern deutscher Krankenhäuser haben (z.B. Ehepartner des Pendlers arbeitet in deutschem
Krankenhaus). Dies könnte in den Augen vieler niederländischer Krankenhausarbeitgeber das MRSA
Besiedlungsrisiko des pendelnden Arbeitnehmers erhöhen und einen Import von MRSA in niederländische
Krankenhäuser begünstigen.
42. NEU! Führt grenzüberschreitende deutsch-niederländische Kooperation im Gesundheitswesen zur
Einschleppung von MRSA in die Niederlande?
Es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass 10-40% der MRSA Fälle in den Niederlanden bei
Patienten auftreten, die zuvor in ausländischen Krankenhäusern behandelt wurden (Kaiser et al, 2005,
Ned Tijdschr Geneeskd). Allerdings verschiebt sich aktuell diese Zahl nach unten. Immer häufiger werden
MRSA in den Niederlanden nachgewiesen bei Patienten die nicht zu dem klassischen Risikokollektiv
gehören (Wannet et al., 2005, J Clin Microbiol). Insgesamt muss man aber feststellen, dass das Risiko
einer MRSA Übertragung über die Grenze ansteigt, wenn insbesondere in deutschen Krankenhäusern nicht
ausreichend nach MRSA Patienten gesucht wird (zu wenig Screening) und wenn eine
Dekolonisierungsbehandlung nicht konsequent durchgeführt wird.
43. NEU! Wie kann man MRSA Transfers über die deutsch-niederländische Grenze verhindern?
Wichtigstes Ziel ist die Kontrolle des MRSA Problems in den Krankenhäusern auf beiden Seiten der Grenze
durch Angleichung der Qualitätskriterien und -standards. Hier muss es gelingen, gezielt nach MRSA
Patienten zu suchen, die Übertragung im Krankenhaus durch geeignete Hygienemaßnahmen zu
verhindern und die Patienten von MRSA zu dekontaminieren. Insgesamt dienen diese Maßnahmen dazu,
eine Weiterverbreitung des Erregers in der Region, auch über die Grenze hinweg, zu unterbinden. Zur
Kontrolle von community acquired MRSA gibt es bisher keine sicheren Präventionstrategien. Diese sind
Gegenstand der Untersuchungen des EUREGIO MRSA-net Twente/Münsterland.
44. NEU! Wieso ein einmaliger Kontrollabstrich nach einer Sanierung von Altenheimbewohner nicht
ausreicht, um zu sagen, dass jemand endgültig MRSA-frei ist?
In der Tat ist bekannt, dass bis zu 40% der Patienten nach Sanierung innerhalb der folgenden Monate
wieder positiv werden. Die Gründe sind bisher nicht hinreichend geklärt. Diskutiert werden der
verbleibende Risikofaktor, ein Neuerwerb von MRSA oder Versagen der Sanierung. Da eine
durchschnittliche Trägerdauer von 1 Jahr und länger beschrieben ist, wurde für die EUREGIO festgelegt,
dass ein Patient im ambulanten Bereich nach einem einzigen negativen Abstrich (Nasenvorhof, Rachen,
ggf. Wunde bzw. vormals positive Stelle) als vorläufig negativ zählt. Endgültig negativ jedoch erst nach
einem 2. (3-6 Monate) und einem 3. (6-12 Monate) Abstrich. Während dieser Zeit muss lediglich beachtet
werden, dass bei Aufnahme in ein Akutkrankenhaus eine prophylaktische Isolierung bis zum Ausschluss
erfolgen muss, da eine positive MRSA-Anamnese vorliegt. In der Arztpraxis, im Altenheim und zuhause
sind in dieser Phase keine über die Standardhygiene hinausgehenden Maßnahmen erforderlich.
Die 3 negativen Abstriche an drei aufeinander folgenden Tagen gelten nur zur Entisolierung im
Krankenhaus.
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