Manuskript

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SÜDWESTRUNDFUNK
SWR2 Musikstunde mit Anette Sidhu-Ingenhoff
Cantos de Espana
Erinnerungen an Isaak Albeniz
Sendung: Samstag, 16. Mai 2009, 9.05 – 10.00 Uhr
Redaktion: Bettina Winkler
Manuskript
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Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt.
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Musikstunde mit Anette Sidhu-Ingenhoff
Cantos de Espana
Erinnerungen an Isaak Albeniz
SWR 2
Samtsag 16.5.2009, 9.05-10.00
In Barcelona gibt es einen Friedhof Montjuic (Mun’juikk), hier liegt Isaac
Albéniz begraben. Montjuïc ist der Hausberg von Barcelona. Der Friedhof
beherbergt die meisten Künstler und hat den schönsten Blick auf das Meer. Am
18. Mai 1909, also gerade vor hundert Jahren, starb Albéniz in Cambo-les Bains
im Département Pyrénées Atlantiques. Grund genug, Ihnen in dieser Stunde
seine wunderbare Musik vorzustellen.
Am 29. Mai 1860 wurde er in Camprodón in der Provinz Gerona geboren. Diese
Landschaft liegt im äußersten Nordosten Spaniens an der Grenze zu
Südfrankreich, Perpignan ist nicht weit. Im Frühjahr, also um diese Zeit,
erheben sich die Berge blau und immer noch schneebedeckt in den glasklaren
Himmel, während unten im Tal schon die Kastanien blühen.
Er war wie Mozart, - ein Wunderkind und spielte schon in jungen Jahren fleißig
und gut Klavier. Mit Mozart gemeinsam hat er auch den übermäßigen Stolz der
Eltern, er wurde vorgeführt, ja sogar verkleidet als Musketier vor dem Publikum
präsentiert. Das macht vielleicht nicht immer nur Spaß, jedenfalls hatten es die
Eltern mit dem kleinen Isaac nicht immer leicht und er lief ihnen öfter mal
davon. Der schlaue Junge versuchte, den elterlichen Fängen zu entkommen und
finanzierte sich dabei tatsächlich selbst, durch spontane Konzerte. Mit nur 12
Jahren lief er endlich ganz von zu hause fort, ging als blinder Passagier auf ein
Schiff und landete in Puerto Rico, - kaum zu glauben, ein junger mutiger
Abenteurer steckte also in ihm...
1’40
Musik 1
M0086695-002
Isaac Albeniz
5’19
3
Asturias, Allegro aus Suite espagnol für Klavier op.47,
Javier Alfonso
Das war „Asturias“ aus der Suite espagnol op.47, der Satz ist benannt nach einer
Landschaft im äußersten Nordwesten Spaniens, gespielt wurde er von Javier
Alfonso. Wenn man einen solchen Klaviersatz hört, denkt man unwillkürlich an
die spanische Gitarre. Tatsächlich hat Albéniz mit seiner fantastischen Art und
Weise, die Rhythmik spanischer und andalusischer Volksmusik in seinen
Klavierwerken zu verarbeiten, den spanischen Nationalstil begründet.
Ungewöhnlich begabt muss er gewesen sein, sonst hätte seine Mutter nicht
vergeblich versucht, ihn mit nur 6 Jahren in Paris am Konservatorium
anzumelden und ihm schließlich Unterricht bei Antoine Francois Marmotel
besorgt. Was aber trieb diesen ruhelosen jungen Burschen nach Puerto Rico,
weiter nach Buenos Aires, dann nach Kuba ? Der Vater war geschickt genug,
ihn aufzuspüren, schleppte ihn jedoch nicht wieder nach Hause, sondern, - wie
man das so von Pubertierenden kennt, der Kleine überredete seinen alten Herrn
auch noch dazu, ihn alleine nach New York weiterreisen zu lassen. Er gab
Konzerte, führte Kunststücke auf und kam schließlich bis San Francisco.
Endlich hatte er mit etwa 14 Jahren genug von diesem unbeständigen Leben und
kehrte nach Spanien zurück. Hier fand er Gönner, die sein Talent erkannten und
ihm Studien in Deutschland und Belgien ermöglichten.
Mit nur 14 Jahren studierte der junge Isaac Albéniz bei Carl Reinecke am
Konservatorium in Leipzig und versuchte in Budapest auch mit Franz Liszt
zusammen zu treffen. Ob der begabte Schüler wirklich vom strengen Lehrer
Liszt akzeptiert wurde, ist nicht gesichert, seine weiteren Professoren in Leipzig
waren jedenfalls Louis Maas, Klavier und Salomon Judassohn, Komposition.
Der alternde Liszt weilte unterdessen abwechselnd in Rom, Budapest und
Weimar und hatte sich schon höheren kirchlichen Weihen zugewandt, wer weiß,
ob er Albéniz in seiner singulären Begabung noch erkannt hat.
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Nach Klavier und Gitarre hören wir unseren Künstler jetzt einmal in einer
Orchestertranskription, auch die gibt es reichlich: „El Puerto“ aus der Sammlung
Iberia wird gespielt vom Radiosinfonieorchester Stuttgart unter der Leitung von
Garcia Navarro:
Musik 2
M0032034.018
4’23
Albeniz, Isaac (1860-1909)
Suite für Klavier
El Puerto (Nr. 2)aus: Iberia, Heft 1
Radiosinfonieorchester Stuttgart unter der Leitung von Garcia Navarro
Das war “El Puerto” aus „Iberia“ 1. Heft. Es ist Albéniz’ wichtigstes Werk, das
ihn praktisch unsterblich gemacht hat. Die fünf gelungenen IberiaTranspkriptionen, die auch heute noch häufig in Konzert-Programmen zu hören
sind, stammen von dem spanischen Dirigenten und Komponisten Enrique
Fernàndez Arbós. Erstaunlicherweise entbrannte mit Maurice Ravel um ein Haar
Streit um die Rechte an diesen Transkriptionen, Ravel hätte eben auch gerne
zugeschlagen, verlor dann aber doch das Interesse und komponierte stattdessen
den Boléro. Die restlichen Übertragungen der Ibéria-Stücke in eine
Orchesterpartitur besorgte schließlich der Komponist Carlos Surinach im
Auftrag von Albéniz’ Erben.
Zurück zur Biographie. Albéniz heiratete1883 Rosita Jordana und hatte drei
Kinder mit ihr, darunter Laura, die später eine bedeutende Malerin wurde. Das
Paar lebte in Barcelona, wo der Komponist Felipe Pedrell kennen lernte, ein
überzeugter Nationalist, der sich für die spanische Musik stark machte. Bei
Albéniz, der eigentlich mit Chopin, Schubert, Liszt und Brahms vertraut war,
hinterließ das einen tiefen Eindruck. Er bemühte sich fortan selbst um einen
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spezifisch spanischen Kompositionsstil und bezog die Folklore seiner Heimat
bewusst in seine musikalischen Ideen ein. Er reiste viel, war auf dem Höhepunkt
seiner Karriere. Sein Klavierspiel wurde oft mit dem eines Franz Liszt und
Anton Rubinstein verglichen, doch es gab auch viel Konkurrenz: Ignaz
Paderewsky, Teresa Carreno, Sophie Menter um nur einige zu nennen. Auftreten
und Komponieren standen anfangs noch gleichberechtigt nebeneinander, bis die
schöpferische Seite immer stärker wurde.
Hier hören wir „Bajo la palmera“ aus seinen „Cantos de Espagna“ op. 232 für
Klavier mit Alicia de Larrocha.
Musik 3
M0-095017 024 S
Albéniz, Isaac (1860-1909)
Bajo la palmera, op. 232 Nr. 3aus: Cantos de España, op. 232
Larrocha, Alicia de (Klavier)
Albéniz hielt sich ab Mitte der 1880 Jahre oft in England, Deutschland,
Österreich und Belgien auf. Längere Zeit verbrachte er in London, wo ihm 1893
sogar eine feste Anstellung winkte, die er aber ablehnte.
Was wenig bekannt ist: er komponierte mehrere Opern, die heute nicht gerade
zum gängigen Spielplan der Häuser gehören. In London entstand die Idee zur
Komposition der Oper „Merlin“. Jacinto Torres, der sich im unveröffentlichten
Notenmaterial von Albéniz auskennt, schreibt, dass sich der Komponist Schritt
für Schritt mit dem Bühnenwerk „Der magische Opal“, über die Vitalität der
Partitur von „Henry Clifford“ zu den reiferen Opern wie „Pepita Jiménez“ und
„Antonio de la Florida“ vorgearbeitet hatte. Diese Opern gilt es, zu entdecken.
„Merlin“, von vorzeitlich-mythischem Inhalt, - es handelt sich um Teil 1 der
Arthus-Sage -, ist im original in englischer Sprache verfasst. Große harmonische
und rhythmische Vielfalt prägt die Partitur, Wagners Leitmotivtechnik klingt an.
Mit außerordentlicher intellektueller Energie hat Albéniz hier ein eher
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undankbares Libretto von Francis Burdett Money Coutts verarbeitet. Der
Dirigent der folgenden Aufnahme, José de Eusebio bedauert es, dass die
Bedeutung von Albéniz’ Opern, die vor rund hundert Jahren entstanden, noch
nicht erkannt wurde und die Werke zu wenig aufgeführt werden. Er hat sich in
monatelanger Arbeit am Computer über Manuskripte und Mikrofilme gesetzt
und die Partitur, die im April 1902 fertig geworden sein muss, zu aufführbarem
Material gemacht. Bisher gibt es „Merlin“ nur als konzertante Oper, im Juni
1998 war die Uraufführung in Madrid. Die folgende Einspielung bei Decca ist
ungewöhnlich, man hat sich sogar die Mühe gemacht, den Chorgesang ganz
nach Albéniz’ Ideen zu verwirklichen, der Gregorianik und ambrosianische
Hymnen in der ungewohnten Form altenglischer Mönchstradition in die Oper
eingebracht hat. Hier eine Szene mit Placido Domingo als King Arthur und
Carlos Alvarez als Zauberer Merlin aus dem dritten Akt, es spielt das Orquesta
Sinfonica de Madrid unter der Leitung von José de Eusebio.
Musik 4
SWR CD: 337-2444
Isaac Albeniz
Oper „Merlin“
Placido Domingo, King Arthur / Carlos Alvarez, Zauberer Merlin
Orquesta Sinfonica de Madrid
Leitung: José de Eusebio.
00171 Decca 467 096-2
5’39
Ein Ausschnitt aus der Oper „Merlin“ mit Placido Domingo und Carlos Alvarez.
Auch in den 1890er Jahren war Albéniz viel unterwegs und traf mit vielen
Komponisten und bekannten Musikerpersönlichkeiten zusammen wie Vincent
d’Indy, Paul Dukas, Ernest Chausson, Gabriel Fauré und César Franck. Er zog
1894 nach Paris, die Athmosphäre unter Künstlern inspirierte ihn, doch
persönliche Sorgen machten ihm das Leben schwer: seine Frau erkrankte und
eines seiner Kinder starb sogar. Das löste eine Lebenskrise aus.
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Eines ist sicher: die Vielfalt der Klavierwerke, die er komponierte, darf nicht
darüber hinwegtäuschen, dass Albéniz sich im Laufe seines Lebens vom
erfolgreichen Performer zu einem tiefen und nachdenklichen Komponisten
gewandelt hat. So reklamiert der Musikwissenschaftler Jacinto Torres, der unser
gängiges und einseitiges Albéniz-Bild korrigiert und hier eine eher faule und
konformistische Sicht der Geschichtsschreibung vermutet, dass der Komponist
nichts sehnlicher anstrebte, als Erfolg auf der Bühne. Von seinem ersten Sketch,
den er als 20er Jähriger für Madrider Bühnen schrieb, bis hin zum Plan einer nie
realisierten Cervantes-Oper spricht seine ganze Biographie dafür, dass er auf
den Brettern, die die Welt bedeuten, reüssieren wollte. Auch seine sinfonische
Musik, einige dramatischen Entwürfe und seine wenig bekannten späten Lieder
zeugen davon. Hören wir an dieser Stelle zwei Lieder von Isaac Albéniz: „Besa
el aura“ und „Del salon“, es singt Monserrat Caballé, am Klavier begleitet
Miguel Zanetti.
Musik 5
16-07125 106+107
2’19
Isaac Albéniz: Besa el aura / Del salon
Montserrat Caballé , Sopran
Miguel Zanetti, Klavier
Monserrat Caballé sang, am Klavier begleitet Miguel Zanetti, zwei Lieder von
Isaac Albéniz: „Besa el aura“ und „Del salon“,
Bevor wir zu Albéniz größten Erfolg zu Lebzeiten, seiner Oper „Pepita
Jimenez“ kommen, hören wir noch das spanische „Art Guitar Quartett“ mit „En
la Alhambra“ aus den „Recuerdos de Viaje“, den Reisesouvenirs, für Klavier
op.71.
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Musik 6
M0084361.006
Komponist: Albeniz, Isaac (1860-1909)
« En la Alhambra «
Bearbeitung für 4 Gitarren
Quelle aus: Recuerdos de viaje für Klavier, op. 71
Spanish Art Guitar Quartet
3'54"
Es ist erstaunlich, dass Albéniz Opern kaum bekannt sind. Wegen etwas
schlampiger Betreuung der Manuskripte galt die Oper „Merlin“ z.B., aus der wir
vorhin einen Ausschnitt hörten, lange als gänzlich verschollen. Lediglich in den
50er Jahren existierte eine gekürzte spanische Fassung und bekannt wurde auch
nur das Vorspiel, das Vincent d’Indy im November 1898 in Barcelona
uraufgeführt hatte. Unser Gewährsmann Jacinto Torres, der intensiv am
Werkkatalog von Albéniz sitzt, erläutert, dass „Merlin“ eigentlich seine größte
Oper werden konnte. Es war ein gigantisches Projekt, hatte doch der Librettist
Francis Money-Coutts einen Dreiteiler: Merlin, Lancelot, Ginnever geplant und
dieses Libretto 1897 publiziert und es sogar Albéniz gewidmet.
Gäbe es nicht von öffentlicher Seite in Spanien ein massives Interesse an
Albéniz’ Nachruhm, welches immerhin dazu beiträgt, dass man
Musikwissenschaftlern und Dirigenten in Madrid finanziell unter die Arme
greift, so wäre wohl der Stand der Dinge immer noch eher trist. Es gäbe weniger
Aufnahmen und wir würden weiterhin unserem einseitigen Bild des
Salonkomponisten und Gitarrenstückchen-Albéniz frönen.
„Merlin“ jedenfalls konnte Albéniz seinerzeit nur im privaten Kreis am Klavier
zum Besten geben, die Uraufführung war 100 Jahre später in Madrid. Und doch
gab es auch zu seinen Lebzeiten Bühnenerfolge: und zwar mit „Pepita Jimenez“
und „San Antonio de Florida“, die 1905 in Prag und Brüssel aufgeführt wurden.
Ja, „Pepita Jimenez“ gab es sogar bereits 1896 in einer ganz kurzen, einaktigen
Version erstmals in Barcelona. Mehrere Übersetzungen ins Französische,
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Italienische und Spanische folgten. Leider kam es unter dem Franco-Regime zu
schrecklichen Verzerrungen dieser Oper. Die spanische Übersetzung und
Neukomposition als Dreiakter von Pablo Sorozábal verunglückte völlig und in
den ersten Schallplattenaufnahmen mit Teresa Berganza hört man ein Stück,
dessen Handlung in den 60er Jahren total missverstanden wurde.
Doch worum geht es ?
Die Oper steht in der Tradition des italienischen Verismo. Albéniz komponierte
die Story aus einem Roman von Juan Valera, in dem es um die Liebe des
Theologiestudenten Don Luis de Varga zu einer zwanzigjährigen Witwe geht,
zugleich um den Konflikt, der er nun mit seiner geistlicher Berufung hat. Den
Roman hatte Francis Money-Coutts umgehend in ein englisches Libretto
verwandelt, er lässt die Geschichte nicht in mehreren Monaten, sondern an
einem einzigen Tag mit hochdramatischem Ausgang spielen. In Albéniz’ Oper
nun wird der alte Kampf zwischen Pflicht und Neigung in einem andalusischen
Dorf des 19. Jahrhunderts ausgetragen. Als Kind wird die schöne Pepita dem
reichen alten Geldverleiher Jimenez vermählt, der alsbald eine wohlhabende
junge Erbin hinterlässt, die von allen Seiten umworben wird. Don Luis, zum
Priester und Missionar bestimmt, verliebt sich in sie und schließlich siegt die
Liebe über die strenge Moral. Man interpretierte das dann leichtfertig als einen
Versuch, Katholizismus und Moderne miteinander in Einklang zu bringen. Doch
so einfach ist das gar nicht. Der Schluss der Oper lässt einen Selbstmord Pepitas
im Raum stehen, wenn denn Luis ihre Liebe unbeantwortet lässt. Erst die
vorliegende Aufnahme versucht, den Schluss in dieser Dramatik zu
interpretieren, und dem Zuhörer die Interpretation des Handlungsausganges
selbst zu überlassen. Man hört Waffengeklirr und eine Dramatik wie am Ende
der Oper Tosca.
Hier hören wir Carol Vaness, Sopran als Pepita und Placido Domingo, Tenor als
Don Luis im Schluss der Oper. Es spielt das Orquesta de la Comunidad de
Madrid unter der Leitung von José de Eusebio.
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Musik 7
M0-123326 W00
Albéniz, Isaac (1860-1909)
Oper “Pepita Jimenez”, Schluss
Vaness, Carol (Sopran)
Domingo, Placido (Tenor)
Orquesta de la Comunidad de Madrid
Leitung : José de Eusebio
049 To gather sweet flowers I stole away! (Pepita Jiménez) 3'31"
051 My God! I cannot bear it! (Don Luis, Pepita Jiménez) 1'21"
052 Go! bear my latest breath! (Pepita Jiménez, Don Luis) 2'21"
053 Farewell! Farewell for ever! (Pepita Jiménez, Don Luis, Antoñona)
1'13"
zusammen 8’26
Absage: .....
Neben seinen ambitionierten Bühnenwerken komponierte Albéniz in den Jahren
nach 1904 hunderte von Salonstücken für Klavier. Sie sind technisch oft eher
einfach, mäßig virtuos, ja bescheiden. Man transkribierte sie oft einfach nur
deshalb für Gitarre, weil man der Meinung war, das sei dieser Musik
angemessener. Auch wenn er sich auf diese Weise ein bisschen populär machte
und bis heute in Salons mit etwas kitschigen Bearbeitungen für Geige mit
Begleitung, Gitarre oder Klavier zu hören ist, so gilt er doch als der wichtigste
spanische Komponist neben Manuel de Falla und Enrique Granados.
Albéniz’ Famile zog 1903 nach Nizza. In der Zeit in Südfrankreich entstand sein
bedeutendstes Werk, Ibéria, eine Sammlung von 12 neuen Impressionen in vier
Bänden mit je drei Stücken. An diesen Heften arbeitete er von Dezember 1905
bis Januar 1908. „Ibéria“ gilt als der Kulminationspunkt post-romantischer
Klaviermusik schlechthin, ja Oliver Messiaen schätze sie außerordentlich und
ihm galten sie als eine Quelle der Inspiration für die Klaviermusik des 20.
11
Jahrhunderts. Messiaen gehört ohnehin zu den großen Bewunderern und
Kennern der Musik von Albéniz. „Nichts“, so schreibt der Musikwissenschaftler
Harold Schonberg, „Nichts in Albéniz früherem Werk hätte Musik von
derartiger Komplexität, Muskularität und Schwierigkeit erahnen lassen...“
Manche Pianisten hielten die Stücke für unspielbar. Die französische Solistin
Blanche Selva spielte dennoch alle 12 Stücke in der Uraufführung. Hier
nochmals Ibéria, wir hören „Triana“ aus dem 2. Heft mit Javier Alfonso.
Musik 8
M0086695.004
Komponist: Albeniz, Isaac (1860-1909)
Triana Nr.3 aus: Iberia, Heft 2
Alfonso, Javier (Klavier)
4’15
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