Science Park Linz – Bauteil 3

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zement + beton 2_13 | Heizen und Kühlen
Science Park Linz – Bauteil 3
Linz, 2011
Architektur und Text | caramel architekten
Bilder | © Hertha Hurnaus, caramel architekten
Grafiken | © caramel architekten
Exakt sieben Jahre nach Durchführung des europaweiten Architekturwettbewerbs
wird durch die Fertigstellung des dritten Bauteils vom Science Park das neue
hoch­moderne, technisch bestens ausgerüstete und architektonisch spektakuläre
Campus-Zentrum der Linzer Johannes Kepler Universität vorerst vervollständigt.
zement + beton 2_13
Der Universität stehen nun trotz des noch fehlenden, zukünf­
tigen Bauteils 4 insgesamt zusätzlich fast 45.000 m2 oberir­
dische Bruttogeschoßfläche für Lehre und Forschung zur
Verfügung, 15.000 m2 allein im eben fertiggestellten Bauteil 3.
Wie bei den vorangegangenen, setzt sich auch bei diesem
dritten Bauteil das Spiel mit Knicken in Grundriss und Schnitt
von Baukörper, Außenhülle und Innenräumen nahtlos fort.
Im Unterschied zu den bestehenden Bauten beherbergt das
Sockelgeschoß neben den üblichen Sonderunterrichtsräumen
für Forschungszwecke bzw. den Seminarräumen und der
Eingangshalle vor allem auch Hörsäle und eine kleinere Außen­
stelle der Mensa. Wie bei den Vorgängerbauten wachsen aus
dem Sockel zwei parallele Riegel empor, die auf sechs Ge­
schoßen Büros und Labors beherbergen. Identitätsstiftendes
Hauptmerkmal im Innenbereich sind nach wie vor die durch­
gesteckten Innenatrien mit groß­zügigen Verglasungen und
räumlich offenen Bereichen als Zentren der Kommunikation.
Verbindendes Element aller neuen Bauteile ist ein großzügig
bemessenes Flugdach, welches sich durch das ganze
Science-Park-Gelände von Gebäude zu Gebäude erstreckt
und gemeinsam mit den Sonderraumfassaden bzw. den
rückwärtigen Sitz-Treppenanlagen gleichsam bespielbare
Freiluftauditorien erzeugt – wiederum ein Ort der Begegnung
bzw. Kommunikation.
Verlegung der Rohre für das Flächenheiz- und -kühlsystem
Modellfoto der Anlage
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zement + beton 2_13 | Heizen und Kühlen
Kommunikation bedeutet in diesem Fall, zwischen dem
bestehenden Teil der Universität, den unmittelbar benach­
barten Wohnbauten, der natürlichen Umgebung, den neuen
Bauteilen untereinander und schlussendlich im Inneren der
Baukörper Kontakte zu knüpfen.
Scheinbar spielerisch gehen die Gebäude im Grundriss wie
im Schnitt durch Höhenversprünge und -knicke auf Nachbarn
und Umgebung ein, entgehen so einer starren Gebäude­
struktur und schaffen durch die Versenkung im Hang und
dem unter Straßenniveau liegenden Eingangsbereich eine
ebenerdige Anbindung zum bestehenden Universitätsareal.
Regelcharakteristik der BTA-Felder
Rücklauftemperatur
Die Landschaft fließt zwischen, über und durch das Bauwerk
mit seinen teilweise schwebenden Bürotrakten in das Areal
und verzahnt sich letztendlich mit dem Gebäude zu einem
neu interpretierten Campus. Die großzügigen Innenatrien
verbinden die Geschoße miteinander, lassen Licht bis in die
unteren Ebenen fallen und geben somit gleichsam ein neues
Science-Arbeitsklima.
Wegen der großen Spannweiten innerhalb des Gebäudes und
den daraus notwendigen Brückenkonstruktionen wurden
die unterschiedlich ausformulierten Fenster samt Brüstungen
in der Fassade nicht zufällig angeordnet, sondern an die
zement + beton 2_13
statischen Biegebelastungen angepasst. Entstanden ist ein
Fassadenspiel, das durch Lamellen verschiedener Tiefen
und Abstände noch verstärkt wird. Dadurch entstehen eine
diver­sifizierende Wirkung nach außen und mehr Individualität
im Inneren. Schließlich kom­munizieren sogar die einzelnen
Elemente der Fassade mit­einander.
Alle hochwertigen Nutzungsbereiche im Gebäude sind mit einer
Bauteilaktivierung (BTA) als Flächenheiz- und -kühlsystem
ausgestattet. Die BTA wurde stockwerkweise (himmels­
richtungsorientiert) in vier Gruppen geteilt, sie wird über
Verteiler in den Technikschächten angespeist. Die Regelung
erfolgt über die Rücklauftemperatur der einzelnen BTA-Felder
(siehe Regelcharakteristik). Die Aktivierung der speicherwirk­
samen Masse zu Heiz- oder Kühlzwecken wird aufgrund der
flächigen Wärmeabgabe bzw. Kühlung, die überwiegend
über Strahlung erfolgt, von den Nutzern als sehr angenehm
empfunden. Die Systemtemperaturen liegen im Heizfall bei
etwa 28 °C und im Kühlfall bei etwa 18 °C. Aufgrund der
geringen Vorlauftemperaturen können im Heiz- und Kühlfall
sehr gut alternative Energieträger und Energieerzeugungs­
systeme Anwendung finden, beispielsweise Wärmepumpe
mit Grundwassernutzung, das Grundwasser oder die Energie
der Außenluft – sog. Free Cooling. Die Baukernaktivierung
weist beim Einsatz als Heiz-/Kühlsystem im Vergleich zu
konventionellen Systemen geringere Investitions­kosten und
einen geringeren Primärenergiebedarf auf.
Alle hochwertigen
Nutzungsbereiche im
Gebäude sind mit einer
Bauteilaktivierung (BTA)
als Flächenheiz- und
-kühlsystem ausgestattet.
Projektdaten:
Autoren:
Adresse: Altenbergerstraße 66, 4040 Linz | Bauherr: BIG Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H. |
Architekten: caramel | Tragwerksplanung: werkraum wien ingenieure zt-gmbh | Haustechnik und Energie­
konzept: Planungsgruppe Grünbichler GmbH | Bauzeit: Juni 2010–Juni 2012 | Kubatur: 43.000 m³ |
Nettofläche: 8.635 m² | Bruttogeschoßfläche: 12.814 m² (inkl. Tiefgarage) | Baukosten: 24,06 Mio. €
caramel
architekten katherl.haller.aspetsberger
günter katherl, martin haller,
ulrich aspetsberger
www.caramel.at
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