50 OBJEKTE Neubau Baldeweg Building im Novartis Campus, Basel Werner Müller Unaufgeregte Schönheit Auf dem Novartis Werksgelände in Basel-St. Johann hat sich durch das Campus Projekt in den letzten Jahren ein attraktiver und viel beachteter Arbeitsort entwickelt. Mit der Neu­gestaltung des Novartis Hauptsitzes ist auch das öffentliche Interesse an den verschiedenen Bauten auf dem Campus-Areal gewachsen. Regelmässig finden Führungen für Freunde moderner Architektur statt. Das Campus-Projekt stellt eine umfassende Erneuerung der Infrastruktur des Basler Pharmakonzerns dar. «Im Mittelpunkt stehen die Menschen», besagt die neue Unternehmensphilosophie. Novartis hat sich zum Ziel gesetzt, für die Mitarbeiter eine optimale Arbeitsumgebung zu schaffen. Dafür soll ein vielfältiges Raum- und Arbeitsplatzangebot mit einer Vielzahl von individuellen, gemeinsamen, offenen und geschlossenen Arbeitsbereichen geschaffen werden. Diese sollen inspirierend und innovativ wirken und die interdisziplinäre Zusammenarbeit und den Wissensaustausch fördern. Der Bau strahlt Harmonie und Ruhe aus Das vom spanischen Stararchitekten Juan Navarro Baldeweg gestaltete Gebäude für den Campus Novartis wirkt wenig auffäl- lig, besonders wenn man es mit anderen, spektakuläreren Gebäuden, etwa mit dominanten Glasfassaden, vergleicht. Vielmehr verströmt es durch die ausgewogenen Proportionen eine deutlich spürbare Harmonie und Ruhe. Die vier Fassaden sind, mit Ausnahme des Säulenganges, auf der Seite der Fabrikstrasse, identisch gestaltet und vermeiden damit Hierarchie und Ausrichtung. Ein weisses, über dem Sockel schwebender Fassadenraster definiert die äusserste Schicht des Baukörpers und lässt erkennen, dass Baldeweg nicht nur die Architektur, sondern auch die Skulptur meisterhaft zu schaffen versteht. Auffallend beim Begehen der Fabrik­ strasse, der zentralen Route durch den Campus, ist für den Betrachter, wie sanft und logisch, sich das Gebäude in die Reihe der von anderen Gestaltern konzipierten Bauten einreiht. Das Bürogebäude von Juan Navarro Baldeweg liegt an der Fabrikstrasse 18, zwischen den beiden Laborgebäuden von Adolf ­Krischanitz und David Chipperfield. Das Gebäude steht mitten auf der ehemaligen Hüningerstrasse, die früher zum Grenzübergang nach Frankreich führte. Für die Gestaltung des Novartis-Areals wurde frühzeitig ein Masterplan entwickelt, der sich primär nach städtebaulichen Aspekten richtet. So ist mit dem Novartis Campus im Norden der Stadt Basel ein urbaner Raum entstanden, mit Infrastruktur, verschiedenen Mitarbeiterrestaurants und einem Coop Pronto. Das Herz von Novartis Das Baldeweg-Gebäude ist als Stahlbetonskelettbau konzipiert. Das Deckentragwerk wurde nicht, wie sonst im Bürobau üblich, mit Flachdecken, sondern in einer Baldeweg Building Novartis Campus, Basel – Immobilien im BlickPunkt – 1/2015 IBP-2015-1_1-104.indb 50 17.03.2015 14:01:15 51 OBJEKTE Rippenkonstruktion ausgeführt. Die haustechnischen Systeme wurden so integriert, dass der Rippenbetonbau sichtbar bleibt, das Gebäude in seiner Grundstruktur erkennbar ist. Die Fassade fällt besonders durch die grossformatigen Fenster aus Aluminium und die vorgehängten Marmor­Elemente auf. Die Stützen geben dem Gebäude eine klare Struktur. Der Bau verfügt über ein Erdgeschoss mit teilweise zweigeschossiger Empfangshalle und verschiedenen Sitzungsräumen. Das grosse Entreé ist mit ausgewählten Art-Deco-­Möbeln bestückt und strahlt bewusst Grosszügigkeit aus. Die vier Obergeschosse mit Büroflächen für die Novartis-Geschäftsleitung und die engsten Mitarbeiter orientieren sich um den zentralen Lichthof. Das spektakuläre Dachgeschoss beherbergt den grossen Sitzungsraum für den Novartis-Verwaltungsrat. Das Dachgeschoss ist zurückgesetzt und mit Aluminium und Glas verkleidet. Verschiedene Terrassen laden zum vertraulichen Gespräch oder zur entspannten Pause zwischen zwei Sitzungsterminen ein. Hier werden also die wegweisenden Entscheide des Konzerns gefällt. Deshalb darf das Gebäude sicher auch als Mittelpunkt des Campus Novartis bezeichnet werden. Die Arbeitsplätze wurden eigens für dieses Gebäude und für diesen Zweck entwickelt. Als Partner stand dabei der Büromöbelhersteller Vitra zur Seite. Die gegenüber- n Das grosszügige Entreé ist mit ausgewählten Art-Deco-Möbeln und exklusiven Leuchten bestückt. liegenden Arbeitsplätze sind versetzt und lassen trotz offener Bürolandschaft ein ungestörtes, abgeschirmtes Arbeiten zu. Für Besprechungen und Meetings nutzen die Mitarbeiter verschiedene Sitzungsräume; diese sind in ganz unterschiedlichen Grös­ sen und mit allen technischen Hilfsmitteln ausgerüstet. Die ganze Bürolandschaft fällt besonders durch die stilvolle Materia­ li­sierung – Kirschholz, Mezzanin und aus- gewählte Bodenbeläge – auf. Kreisförmige Leuchten ziehen sich durch das ganze Gebäude. Geothermisches Energiekonzept Die Energie wird aus dem Erdreich bezogen. 25 Wärmesonden wurden bis in eine Tiefe von 220 m gesetzt. Sie dienen in der kalten Jahreszeit als Energiequelle n Die Fassade fällt besonders durch die grossformatigen, raumhohen Fenster aus Aluminium und die vorgehängten Marmor­-Elemente auf. IBP-2015-1_1-104.indb 51 17.03.2015 14:01:25 52 OBJEKTE für Wärme und im Sommer als geothermischer Speicher. Zwei Wärmepumpen erzeugen die nötige Energie. Die Abgabe von Wärme und Kälte erfolgt durch thermoaktive Bauteilsysteme in den Deckenfeldern und über statische Kühldecken in den Sitzungszimmern und im Dachgeschoss. Ein zentrales Element ist auch die Medien­erschliessung. Sie erfolgt im zentralen Kernbereich und umfasst alle Elek­ tro- und Netzwerkleitungen. Ihr Projekt & Unser Know-how perfekt kombiniert Herzlichen Dank für das Vertrauen Klima AG Heizung, Lüftung, Klima, Kälte, Sanitär Hochbergerstrasse 60c, 4057 Basel, Tel. +41 61 225 90 30, [email protected], www.klima-ag.ch BESUCH UNS AUF www.facebook.com/planeterne baut Zukunft. Baldeweg Building Novartis Campus, Basel – Immobilien im BlickPunkt – 1/2015 IBP-2015-1_1-104.indb 52 17.03.2015 14:01:30 53 OBJEKTE Bauherrschaft Novartis Pharma AG, 4002 Basel Architektur Design-Architect: Juan Navarro Baldeweg C/ Carbonero y Sol, 14, E-28006 Madrid Generalplaner: Nissen & Wentzlaff Architekten AG St. Alban-Vorstadt 80, 4052 Basel Ingenieure Bauphysik und Akustik: Gartenmann Engineering AG, Nordring 4A, 3000 Bern 25 Tel. 031 340 82 82, [email protected], www.gae.ch Planer Statik, Geothermie: Walther Mory Maier AG, 4142 Münchenstein Fassadenplanung: Emmer Pfenninger AG, 4142 Münchenstein Haustechnik-Koordination, Geothermie HLKKS-, Energie-, MSR-Planung: Kiwi AG, 8600 Dübendorf AV-Planung (Novartis): Virtually Audio GmbH, 5034 Suhr AV-Technik (Seite Novartis): Kilchenmann AG, 4144 Arlesheim Energieplanung: Transsolar Energietechnik GmbH, DE-80336 München Lichtplanung: Hübscher Gestaltung, 4052 Basel Brandschutz: Visiotec AG, 4123 Allschwil Geologisches Gutachten: Geotechnisches Institut AG, 4002 Basel Umgebungsplanung: Salathé Landschaftsarchitektur, 4104 Oberwil Versickerung: Rapp Infra AG, 4018 Basel Inserenten n Die ganze Bürolandschaft fällt besonders durch die stilvolle Materia­li­sierung auf. Licht als zentrales Element Erne AG Bauunternehmung, Laufenburg Hälg & Co. AG, St. Gallen Swiss Interactive AG, Aarau Rohr Licht begleitet die vom Erdgeschoss bis ins Dach platzierte, vertikale Raumskulptur aus Aluminium von Juan Navarro Baldeweg. Diese Linie windet sich schlangenförmig vom Erdgeschoss bis ins Dachge- schoss und umfasst die ganze Skulptur. Das Licht fällt weich in den Luftraum zurück und inszeniert das Kunstwerk und den Lichthof. Die LED-Beleuchtung des eingesetzten Lichtbandes überzeugt durch die angenehme Lichttemperatur n Säulengang auf der Seite der Fabrikstrasse. n Die vertikale Raumskulptur von Juan Navarro Baldeweg reicht vom Dachgeschoss bis ins Erdgeschoss. und Helligkeit. Das ganze Gebäude ist von einer hohen Lichtqualität geprägt. Dabei verhelfen intelligente und einfache Steuerungen zu einem hohen Nutzerkomfort und erlauben trotzdem erstaunliche Energieeinsparungen. n 1/2015 – Immobilien im BlickPunkt – Baldeweg Building Novartis Campus, Basel IBP-2015-1_1-104.indb 53 17.03.2015 14:01:43