Bauten im Blickpunkt Markanter Zuwachs im Novartis Campus Laborgebäude von David Chipperfield Architects – die kühle Eleganz Die Neunutzung des Hafens St. Johann in Basel ist in vollem Gange. Novartis errichtet auf dem ehemaligen industriellen Produktionsstandort im St. Johann einen «Campus des Wissens», ein optimales Umfeld für Forschung und Innovation. Bis ins Jahr 2030 werden zahlreiche moderne Gebäude von Novartis auf diesem riesigen Areal entstehen. Eines davon: das Laborgebäude von David Chipperfield Architects, fertiggestellt 2010. Ansicht Südfassade. (Bild: Mathias Leemann) Die Umwandlung des Werkgeländes ist ein langfristiges Projekt, das etappenweise verwirklicht wird. Dabei geht es nicht nur um Architektur, Arbeitsplatzentwicklung und Umgebungsgestaltung, sondern es müssen auch funktionale und verkehrsplanerische Aspekte berücksichtigt werden. Der so genannte Novartis Campus soll als optimales Umfeld für Innovation und Forschung mittelfristig Platz für 10 000 Mitarbeitende bieten. Um dieses Wachstum zu ermöglichen, wird mehr Raum benötigt, als das bestehende Firmengelände St. Johann bietet. Novartis hat deshalb gemeinsam mit dem Kanton Basel das Projekt «Neunutzung Hafen St. Johann – Novartis Campus plus – entwickelt. Dieses Projekt trägt sowohl den eigenen unternehmerischen Bedürfnissen wie auch den Interessen der Bewohner der Stadt Basel Rechnung. Entlang der Fabrikstrasse erheben sich all die Gebäude, die verschiedene Architekten im Laufe der letzten Jahre realisiert haben. Architekten, die dank ihrer Berufserfahrung, ihrer Persönlichkeit und ihrer Inspiration die Kultur ihres Landes in dieses Basler Quartier eingebracht haben. Trotz der Vielfalt an Formen und Materialien hat der Novartis Campus mit jedem neuen Gebäude eine immer markantere Identität angenommen. Im Mittelpunkt der gesamten Planung steht der Mensch. Novartis hat sich zum SBJ 5/11 – Bauten im Blickpunkt – Novartis Campus, Laborgebäude Chipperfield, Basel Ziel gesetzt, eine optimale Arbeitsplatzumgebung zu schaffen, zum Wohl des Unernehmens, der Mitarbeitenden und auch der Stadt Basel. Das Novartis-Chipperfield-Building Auf der Grundlage des Masterplans, den Vittorio Magnago Lampugnani für das Quartier entwickelte, realisierte das weltbekannte Architekturbüro David Chipperfield Architects auf dem Campus ein fünfgeschossiges Laborgebäude. Als lokale Architekten amtierten Burckhardt + Partner, Basel. An der Fabrikstrasse, der Hauptachse des Campus gelegen, nimmt der Neubau eine zentrale städtebauliche Position an der Kreuzung zur Ost-West-Achse Richtung Rhein ein. Das fünfgeschossige Gebäude wird vorwiegend für anspruchsvolle Laborzwecke genutzt. Laborbauten gelten in der Regel als industrielle Nutzbauten und werden selten mit ästhetischen Meisterleistungen in Verbindung gebracht. Anders auf dem Novartis Campus in Basel, wo David Chipperfield Architects diesen Gebäudetypus auf ihre Weise interpretierte. Ein Raster aus Betonpfeilern umspannt den von kühler Eleganz geprägten Quader. Leichtigkeit und Transparenz suggeriert das Gebäude von aussen, innen empfängt den Besucher eine Atmo- 197 Bauten im Blickpunkt Automatisch besser. ELEKTRO-/MSR-ENGINEERING AUTOMATISIERUNG INSTRUMENTIERUNG ELEKTRO-/MSR-INSTALLATIONEN SERVICE Besuchen Sie unsere neue Web-Site www robe-verlag.ch PENTA-ELECTRIC AG www.penta-electric.ch Frankfurtstrasse 78 A, CH-4142 Münchenstein Tel.: +41 (0) 61 416 36 36, Fax: +41 (0) 61 416 36 66 PENTA-ELECTRIC GMBH www.penta-electric.de Rheinallee 30, D-79639 Grenzach-Wyhlen Tel.: +49 (0) 7624 9085-0, Fax: +49 (0) 7624 9085-25 TÜREN Ein Gefühl der Sicherheit RWD Schlatter AG CH-9325 Roggwil Telefon 071 454 63 00 CH-8953 Dietikon Telefon 044 745 40 40 www.rwdschlatter.ch Wir produzierten und lieferten Treppen und Treppenbrüstungen. 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David Chipperfield Architects wendet eine offene Raumstruktur an. Die stützenfreien Grundrisse und die hohe Installationsdichte ermöglichen eine Labor- und Bürolandschaft, die kon- ventionelle Strukturen zugunsten grösserer Offenheit und besserer Kommunikationsmöglichkeiten überwindet. Die Arbeitsbereiche sind flexibel nutzbar, nicht einmal mehr Glaswände trennen die Laborbereiche voneinander. Diese Raumkonfiguration ermöglicht die Verwirklichung neuer, als «Lab of the future» bezeichneter Laborkonzepte. SBJ 5/11 – Bauten im Blickpunkt – Novartis Campus, Laborgebäude Chipperfield, Basel Architektur und Baustruktur Das Gebäude setzt sich aus zwei Baukörpern zusammen. Den ersten, 2010 fertig gestellten Gebäudeteil bildet ein Kubus mit grosser Gebäudetiefe und wie bei allen neuen Gebäude entlang der Fabrikstrasse mit einer 6 m hohen Arkade. An der Längsseite wird in einem späteren Bauabschnitt ein schlankes L-för- 199 Bauten im Blickpunkt Links: Ansicht Südostfassaden. Rechts Ansicht West, Eingangsebene mit Kolonnade. (Bilder: Ute Zscharnt) miges Bürogebäude dazukommen und zusammen mit dem bereits realisierten Bau im Norden und Osten die zur Fabrikstrasse offene Piazzetta umschliessen. Um sowohl eine hohe Nutzungsflexibilität zu erreichen, als auch die Kontinuität der architektonischen Grundaussagen des Hauses zu garantieren, wurde ein statisch anspruchsvolles Tragwerk gewählt. Dieses wird durch die Kerne der beiden Baukörper sowie durch eine sichtbare, aussenliegende tragende Fassade aus skulptural anmutenden Betonfertigteilen bestimmt. Im Falle des tiefen Baukörpers, der vorwiegend als Labor genutzt wird, gibt es zudem eine zwischen den beiden Kernen 27 m weit gespannte brückenartige Trägerkonstruktion. Während die Räume entlang der Fassade mit einer dichten Reihe vorfabrizierter Eisenbetonpfeiler realisiert wurden, unterbricht im Innern kein Pfeiler die Räume. 200 Jede Etage weist eine andere Höhe auf. Das Erdgeschoss ist 6,4 m hoch und nimmt Gemeinschaftsräume wie das Restaurant oder die Café-Bar auf, welche dem Gebäude zusätzliche Urbanität verleihen. Die drei, den Laboratorien vorbehaltenen Geschosse sind alle entlang der Fassaden 4,5 m hoch, während die für die Führung der technischen Installationen abgehängte Decke die Höhe der Labore in der Mittelzone auf 3 m reduziert. Das 4. Obergeschoss ist mit 3,5 m die Etage mit der geringsten Höhe. Hier befinden sich grosszügig konzipierte Büros und Sitzungsräume, die sich um einen nach oben offenen Gartenhof, dessen Raum die permanente Installation «Molecular (BASEL)» des Künstlers Serge Spitzer einnimmt. Ein lichterfüllter Ort der Stille und Besinnung, der die ihn umgebenden Räume erhellt. Ein räumlicher Akzent der besonderen Art ist die vom britischen Designer Ross Lovegrove entworfene objekthafte, offene Treppe. Diese verbindet die drei Laborgeschosse untereinander und mit den Büros auf dem Dachgarten im vierten Obergeschoss. Die Treppe besteht aus 4 mm dicken Fiberglasteilen, die ein Stahlrahmengerüst umhüllen. Zwar als offene Treppe konzipiert, wurde durch eine raumhohe, schlanke Glasrahmenkonstruktion ein hohes Mass an Transparenz und visueller Verbindung zwischen den Geschossen erreicht. Materialien und Farben Seit einige Jahren vollzieht sich eine offenkundige Entwicklung: weg von der Stahl-Glas-Architektur hin zu mehr Massivität, zur Bedeutung hochwertiger Materialien, Farben und Oberflächen. Das Material ist wesentlich mitentscheidend für das Gelingen der Architektur. Die vorherrschenden Materialien im Laborgebäude sind Beton, Glas und helles Novartis Campus, Laborgebäude Chipperfield, Basel – Bauten im Blickpunkt – SBJ 5/11 Bauten im Blickpunkt Bauherrschaft Blick in den Eingangsbereich. (Bild: Mathias Leemann) Novartis Pharma AG, Basel Architektur David Chipperfield Architects, Berlin, London Lokale Architekten Burckhardt+Partner, Basel Ingenieure Bauingenieur: Walt+Galmarini AG, Englischviertelstrasse 24 8032 Zürich, Tel. 043 222 66 66, Fax 043 222 66 67 [email protected], www.waltgalmarini.ch Fachbauleitung Sanitär: Locher, Schwittay Gebäudetechnik GmbH Vogesenstrasse 32, 4011 Basel, Tel. 061 383 22 22 Fax 061 383 22 24, [email protected] Türkoordination: e-tool AG, 3110 Münsingen Elektroingenieur: Fact, D-1129 Dresden Ingenieur HLKS / Fachbauleitung HLKKD: Fact, D-71034 Böblingen Fachbauleitung Elektro: Penta Electric, 4142 Münchenstein Generalplaner: Eurolabors, D-34119 Kasse Baugrunduntersuchungen: Geotechnisches Institut, 4002 Basel Geometer / Vermessung: Ammann AG, 4018 Basel Inserenten Holz (Esche), die im Wesentlichen die Tonalität der übrigen Ausbauelemente im gesamten Haus bestimmen. Einfachheit und Strenge des Gebäudes bedeuten selbstverständlich nicht Banalität, sondern lassen beim Laborgebäude Varianten zu, welche die Architektur charakterisieren und definieren. Etwa bei der Verwendung zwei verschiedener Arten von Eisenbeton, den vor Ort gefertigten hellgrauen für die Gebäu- dedecken und den perfekt vorgefertigten, fast weissen, der Fassaden. Die Oberflächen im Gebäude präsentieren sich hell neutral. Die Wandverkleidungen sind entweder Esche weiss pigmentiert gelaugt und klarlackiert oder weiss beschichtet. Die Metallverkleidungen an Fassade und Decke sind hellgrau beschichtet. Die Epoxidharzbeschichtung der Laborfussböden ist mittelgrau, und die Büro- SBJ 5/11 – Bauten im Blickpunkt – Novartis Campus, Laborgebäude Chipperfield, Basel Beton-Fertigteile Wyhlen GmbH, D-Grenzach-Wyhlen Imtech Deutschland GmbH & Co. KG, D-Merzhausen Penta Electric AG, Münchenstein Pfaff Metallbau AG, Ziefen RWD Schlatter AG, Roggwil etage im vierten Obergeschoss besitzt eine neutrale, helle Tonalität. Eine Ausnahme bilden die öffentlichen Räume, Café-Bar und Restaurant, die durch die Verwendung eines roten Natursteinbelags hervorgehoben werden. n 201