Geschichte Die Renaissance

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Geschichte
Die Renaissance
Glossar
Arithmetik
Gebiet der Mathematik, das die Zahlen und Rechenregeln umfasst. Neben den
vier Grundrechenarten gehören zur Arithmetik unter anderem das Rechnen mit
arithmetischen und geometrischen Reihen und die Logarithmen-, Potenz- und
Wurzelgesetze. Zu den Anwendungen der Arithmetik zählt etwa das Lösen von
Gleichungen in der Algebra.
Astronomie
Himmelskunde, Sternkunde. Die Wissenschaft vom Aufbau des Universums.
Baptisterium
Taufkirche mit einem Taufbecken. Das Baptisterium kann frei stehen oder in eine
Kirche miteinbezogen sein. Häufig sind Baptisterien als kreisrunder oder
achteckiger Zentralbau ausgeführt.
Despot
Gewaltherrscher
Dialektik
Methode des Erkenntnisgewinns durch das Aufzeigen und Überwinden von
Widersprüchen
Gonfaloniere
Italienisch für "Bannerträger". Bezeichnung für das Oberhaupt einer Stadt, die in
Italien bis ins 19. Jahrhundert verwendet wurde.
Häretiker
Im antiken Griechenland stand der Begriff Häresie allgemein für ein politisches
oder religiöses Bekenntnis oder eine wissenschaftliche Meinung. Im Laufe der
Geschichte des frühen Christentums wurde Häresie zu einer Bezeichnung für das
Abweichen von den kirchlichen Glaubenssätzen. Im Mittelalter wurde der Begriff
der Häresie mit der Ketzerei gleichgesetzt, ein Häretiker war demnach ein
Ketzer.
Humanismus
Als Epochenbezeichnung steht der Begriff für eine kulturelle und
wissenschaftliche Bewegung zwischen dem 14. und dem 16. Jahrhundert. Die
Humanisten studierten die Sprache und Texte antiker griechischer und römischer
Autoren und besannen sich auf die wissenschaftlichen und kulturellen
Errungenschaften der Antike zurück. Sie entwickelten daraus eine Weltsicht, in
deren Mittelpunkt der einzelne Mensch und sein diesseitiges Leben stand und
setzten sich für die Befreiung von Kirchendogmen ein.
maniera greca
Der "griechische Kunststil". Bezeichnung für die byzantinisch beeinflusste
mittelalterliche italienische Malerei, bei der das Bildgeschehen typischerweise vor
einem abstrakten Goldgrund stattfindet.
Manierismus
Der Manierismus bezeichnet eine Stilrichtung der Kunst und Architektur in der
Phase der Auflösung der Renaissance, die um 1520 auf die Hochrenaissance
folgte. Die Epoche des Manierismus, die auch als Spätrenaissance bezeichnet
wird, dauerte in Italien bis etwa 1600, nördlich der Alpen noch bis ins 17.
Jahrhundert. Die Künstler des Manierismus brachen bewusst mit den Regeln, wie
sie in der Früh- und Hochrenaissance entwickelt worden waren. Statt
Ausgewogenheit, Harmonie und die ideale Nachahmung der Natur anzustreben,
setzten sie die künstlerischen Errungenschaften der Renaissance ein, um
überraschende Effekte zu erzielen. So entstand in der manieristischen Plastik
etwa die "Figura serpentina", die in einer Drehung begriffene Figur, die keine
Hauptansicht bietet. Auch die manieristische Malerei stellte Figuren in
komplizierten Körperstellungen dar und präsentierte sie dem Betrachter in
kühnen Perspektiven. In der Architektur des Manierismus wurden die der
klassischen Antike entlehnten Formen bewusst unklassisch eingesetzt und es
entstanden zunehmend komplexere Baukörper.
Kurie
die Leitung der römisch-katholischen Kirche und alle ihre kirchlichen Behörden
Pantheon
hier: antiker Rundtempel in Rom mit einer Säulenhalle als Vorbau (Portikus). Das
Pantheon wurde zwischen 118 und 128 unter dem römischen Kaiser Hadrian
erbaut. Es ist von einer gewaltigen Kuppel überwölbt, die bis zu eine Höhe von
43 Metern reicht und einen Durchmesser von 43 Metern besitzt.
Platonische Akademie
Ursprünglich die von dem antiken Philosophen Platon gründete Akademie in
Athen. Später die von Cosimo de' Medici 1459 in Florenz gegründete Akademie,
die zum Mittelpunkt des italienischen Humanismus wurde.
Rhetorik
Die Redekunst. In der Antike begründete Wissenschaft, die sich mit der
Wirksamkeit der Rede, ihren Techniken und Stilmitteln befasst.
Sacco di Roma
die Plünderung Roms durch Söldnertruppen von Kaiser Karl V. im Jahr 1527
Schismatiker
Von Schisma, griechisch für "Trennung": die Kirchenspaltung. Anders als der
Häretiker weicht der Schismatiker nicht von den Glaubensätzen der Kirche ab,
sondern sagt sich von der Gemeinschaft der Kirche los.
Traktat
Abhandlung
Personen
Alberti, Leon Battista (1404-1472)
Italienischer Baumeister, Künstler, Kunst- und Architekturtheoretiker und
Schriftsteller. Alberti studierte Physik, Mathematik und Rechtswissenschaften.
Universell begabt und gebildet galt er als erster "uomo universale" und war in
Italien einer der führenden Köpfe des Humanismus. Er schuf für die Renaissance
wegweisende Architektur wie die Fassade der Kirche Santa Maria Novella
(vollendet 1470) und den Palazzo Rucellai (um 1460) in Florenz und die Kirche
Sant' Andrea in Mantua (ab 1470). Alberti war der führende Kunst- und
Architekturtheoretiker der Renaissance. Zu seinen einflussreichen Schriften
zählen "Drei Bücher über die Malerei" (1435) und "Zehn Bücher über die
Baukunst" (1452, gedruckt 1485).
Bisticci, Vespasiano da (1421-1498)
italienischer Buchhändler und Schriftsteller aus Florenz
Botticelli, Sandro (1445-1510)
Eigentlich Alessandro di Mariano Filipepi. Italienischer Maler. Boticelli ging bei Fra
Filippo Lippi in die Lehre, bevor er eine eigene Werkstatt gründete. Für die
Familie der Medici schuf er individuelle Porträts und mythologische Gemälde,
deren Motive durch antike Texte inspiriert sind, darunter eines der bekanntesten
Werke der Renaissance, die "Geburt der Venus" (um 1485; Uffizien, Florenz). Zu
den Werken Botticellis, die religiöse Themen behandeln, gehören neben
Madonnenbildern sein berühmtes Bild der "Verkündigung" (1489/90; Uffizien,
Florenz) und seine Fresken in der Sixtinischen Kappelle in Rom (ab 1481). Seine
Malerei ist geprägt von einer sensiblen und bewegten Linienführung und
leuchtenden Farben.
Burckhardt, Jacob (1818-1897)
Schweizer Kunst- und Kulturhistoriker. Mit seinem Werk "Die Cultur der
Renaissance in Italien" (1860) etablierte Burckhardt die Renaissance als
Epochenbegriff. Er zeichnete darin einen starken Gegensatz zwischen dem
Mittelalter und dem Zeitalter der Renaissance, der von der späteren Forschung
korrigiert wurde.
Bramante (1444-1514)
Eigentlich Donato d'Angelo Lazzari. Italienischer Baumeister und Maler. Bramante
gilt in der Baukunst Italiens als Begründer der Hochrenaissance. Seine von ihm
als "Tempietto" bezeichnete Kapelle (1502) im Klosterhof von San Pietro in
Montorio in Rom, errichtet an der Stelle, wo der Überlieferung nach der Apostel
Petrus gekreuzigt wurde, ist ein durch antike Rundtempel inspirierter Zentralbau.
Auch für den Neubau der Peterskirche in Rom, der im Auftrag von Papst Julius II.
1506 begann, sah Bramante entsprechend dem Ideal der Hochrenaissance einen
Zentralbau vor, eine Kirche in Form eines griechischen Kreuzes mit einer
gewaltigen Kuppel. Bramante wurde Bauleiter der Peterskirche, die allerdings
nicht nach seinem Ursprungsplan ausgeführt wurde. Ebenfalls für Julius II.
entwarf Bramante Bauten für den Belvederehof des Vatikanpalasts. Mit dem
später abgerissenen Palazzo Caprini in Rom, den Raffael 1517 erwarb, schuf
Bramante den wichtigsten Palastbau des 16. Jahrhunderts, der Architekten nach
ihm als Vorbild diente.
Borgia, Cesare (1475-1507)
Italienischer Fürst. Sohn von Papst Alexander VI. Borgia war Erzbischof von
Valencia (1492) und Kardinal (1493), beendete aber 1498 seine geistliche
Karriere. Er wurde vom französischen König Ludwig XII., einem Gegner des
Papstes, zum Herzog von Valence ernannt. Borgia besiegte zwischen 1499 und
1502 Umbrien, Siena und die Romagna, musste seine Eroberungen allerdings
Papst Julius II. überlassen. Indem Borgia Stadt- und Lehensherrschaften
zerstörte, wurde er zum Wegbereiter eines einheitlichen Staates in Mittelitalien.
Borgia entsprach der Vorstellung eines durchsetzungsfähigen und kunstsinnigen
Renaissancefürsten und diente dem Politiker und Schriftsteller Niccolò Machiavelli
als Vorbild für sein Werk "Il Principe", "Der Fürst" (1513).
Brunelleschi, Filippo (1377-1446)
Eigentlich Filippo di ser Brunellesco Lippi. Italienischer Baumeister, Goldschmied
und Bildhauer. Brunelleschi gilt als Erfinder der Renaissance-Architektur. Mit der
Errichtung der gewaltigen, doppelschaligen Kuppel des Doms in Florenz, die 1436
vollendet wurde, gelang ihm eine architektonische und ingenieurtechnische
Meisterleistung. Das von ihm entworfene Findelhaus (ab 1419) und seine
Gestaltung der Kirche San Lorenzo (ab 1419) und ihrer "Alten Sakristei" in
Florenz stellen den Beginn der Renaissance-Architektur dar. Bei diesen Bauten
setzte Brunelleschi wie auch beim Bau der Kapelle für die Florentiner Familie
Pazzi (um 1430) Architekturelemente und -ornamente der Antike wie Säulen
oder Friese ein und etablierte damit einen Formenkanon, der über Jahrhunderte
Bestandteil der Architektur blieb. Als Entdecker der Zentralperspektive schuf er
die Grundlage für eine neue, realistische Darstellung von Architektur in der
Malerei, wie sie erstmals auf dem Fresko "Die heilige Dreifaltigkeit" (um
1426/27) seines Freundes Masaccio in der florentinischen Kirche Santa Maria
Novella zu bewundern war.
Donatello (um 1386-1466)
Eigentlich Donato di Niccolò di Betto Bardi. Italienischer Bildhauer. Mit seinen
lebensnahen und ausdrucksstarken Figuren und der kunstvollen Illusion einer
perspektivischen Raumtiefe in seinen Reliefs war Donatello der bedeutendste
Bildhauer der italienischen Frührenaissance. Seine Bronzestatue des "David"
(1444-46; Florenz, Museo Nazionale del Bargello) war die erste frei stehende
Aktfigur seit der Antike, das von ihm geschaffene Denkmal des "Gattamelata" in
Padua (vollendet 1453) das erste monumentale Reiterstandbild seit der Antike.
Donatellos an antiken Kunstwerken geschulte Arbeiten wurden stilbildend.
Fra Angelico (um 1395/1400-1455)
Eigentlich Guido di Pietro, als Mönch Fra Giovanni da Fiesole. Italienischer Maler
der Frührenaissance. Zu seinen Werken gehören unter anderem die "Krönung
Mariä" (um 1430-1435; Paris, Louvre) und Fresken im Kloster San Marco in
Florenz, dessen Ausmalung er mit Hilfe von Gehilfen zwischen 1436 und 1445
und nach 1449 unternahm.
Ghiberti, Lorenzo (1378-1455)
Italienischer Bildhauer. Ghiberti, der als Maler und Goldschmied begann, gewann
1401 den Wettbewerb für die Gestaltung der zweiten Bronzetür des
Baptisteriums in Florenz – unter anderem gegen Filippo Brunelleschi. Nach der
ersten Tür, an der er von 1403 bis 1424 arbeitete, gestaltete Ghiberti zwischen
1424 und 1452 eine weitere Tür des Gebäudes. In ihren zehn Relieffeldern, die
Szenen aus dem Alten Testament zeigen, gelangen Ghiberti Kompositionen mit
perspektivischer Tiefenwirkung, die zu den wichtigen Werken der
Frührenaissance zählen.
Ghirlandaio, Davide (1452-1525)
Italienischer Maler und Mosaik-Künstler. Davide Ghirlandaio war Mitarbeiter
seines Bruders, des Malers Domenico Ghirlandaio. Nach dessen Tod widmete er
sich der Mosaikmalerei. Das einzige Werk, das ihm sicher zugeschrieben werden
kann, ist das Altarbild "Heilige Lucia mit Stifter" (1494) in der Cappella Rucellai
der Kirche Santa Maria Novella in Florenz.
Ghirlandaio, Domenico (1449-1494)
Italienischer Maler, Bruder von Davide Ghirlandaio. Domenico Ghirlandaio war
einer der führenden Maler im Italien des späten 15. Jahrhunderts und der Lehrer
Michelangelos. Seine Malerei ist geprägt von klaren Farben und reichen
Architektur- und Landschaftsdarstellungen. Hauptwerke Ghirlandaios sind seine
Fresken in der Sixtinischen Kapelle in Rom (ab 1481) und in der Familienkapelle
der Sasseti in der Kirche Santa Trinità in Florenz.
Giotto di Bondone (1266-1337)
Italienischer Maler und Baumeister. Giotto war der große Neuerer in der
italienischen Malerei Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts. An Stelle
der starren und schematischen Malweise der mittelalterlichen "maniera greca",
schuf Giotto Figuren, die er in ihrer Körperlichkeit plastisch erfasste und durch
ihre Gestik und ihren Ausdruck psychologisch charakterisierte. Auch Architektur
und Landschaft stellte Giotto auf neue Weise plastisch dar, als Bühne für das
Bildgeschehen, die in räumlicher Perspektive erscheint. Mit seiner Hinwendung zu
einer realistischeren Darstellung und bildhaften Erzählweise wurde Giotto in
Italien zum wichtigsten künstlerischen Wegbereiter der Renaissance. Zu seinen
Werken gehören Freskenzyklen wie der in der Arenakapelle in Padua und
Tafelbilder wie die thronende Madonna mit dem Kind, die "Maestà" (um 1310,
Uffizien, Florenz). Als Baumeister entwarf Giotto den Glockenturm des Doms in
Florenz (1334-1337).
Gutenberg, Johannes (um 1400-1468)
Eigentlich Gensfleisch zur Laden. Gutenberg war der Erfinder des Buchdrucks mit
beweglichen Metalllettern und der erste deutsche Buchdrucker. Um 1450 gelang
es Gutenberg, gleiche und auswechselbare Metalllettern zu gießen. Zwischen
1252 und 1454 druckte er in einer geschätzten Auflage von ca. 180 Stück die
Bibel, die nach ihm Gutenberg-Bibel benannt ist und als erstes gedrucktes Buch
der Welt gilt. Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks war ein Meilenstein in der
Geschichte der Schriftkultur, da sie die Verbreitung von Wissen in einem ganz
neuen Maßstab und in einer bis dahin unmöglichen Geschwindigkeit ermöglichte.
Hugo von Saint Victoire (1096-1141)
bedeutender Theologe des Mittelalters
Judith
Name der Heldin des Buchs "Judith" im alten Testament. Das Buch erzählt von
der Rettung der Juden im Kampf gegen das Heer des Assyrers Nebukadnezar. Mit
Hilfe einer List tötet Judith Holofernes, den General Nebukadnezars.
Julius II. (1443-1513)
Eigentlich Giuliano della Rovere. Seit dem 1. November 1503 Papst Julius II. Er
machte den Kirchenstaat zur Grundlage der weltlichen Macht des Papsttums. Als
Mäzen förderte er die Künste. Er beauftragte Bramante mit dem Umbau des
Vatikanpalasts und Michelangelo mit der Ausmalung der Decke der Sixtinischen
Kapelle. 1506 ließ Julius II. die alte Peterskirche in Rom für einen Neubau
abreißen, mit dessen Planung er Bramante betraute. Die großen Kosten des
riesigen Neubaus führten indirekt mit zur Reformation. Zur Geldbeschaffung
wurden päpstliche Ablassbriefe verkauft, die dem Käufer den Erlass seiner
Sünden versprachen. Eine Praxis, die der Reformator Martin Luther scharf
kritisierte.
Karl V. (1500-1558)
Als Karl I. König von Spanien (1516-1556), 1530 vom Papst zum Kaiser des
Heiligen Römischen Reichs gekrönt. Im Kampf um die Vorherrschaft in Italien ließ
er zu, dass 1527 seine Söldner Rom plünderten (Sacco di Roma). 1519 erbte er
von seinem Großvater Maximilian I. die österreichischen Erblande der
Habsburger, als spanischer König war Karl V. Herr über die spanischen Kolonien
in der Neuen Welt, so dass man vom Herrscher sprach, in dessen Reich die
Sonne nie untergeht. Als er 1556 abdankte, teilte er sein Reich und überließ
seinem Sohn Philipp II. die spanischen Krongüter und seinem Bruder Ferdinand
I. die österreichischen Erblande und die Kaiserkrone.
Leonardo da Vinci (1452-1519)
Italienischer Maler, Zeichner, Bildhauer, Baumeister und Naturforscher.
Ausgebildet in der Florentiner Werkstatt des Bildhauers und Malers Andrea del
Verrocchio war Leonardo die größte Universalbegabung der Renaissance. Er war
als Konstrukteur von Waffen und Befestigungsanlagen und Kanälen im Dienst
von Feldherren und Fürsten tätig, fertigte Landkarten an, und erdachte in seinen
Zeichnungen Erfindungen wie hydraulische Maschinen, einen Flugapparat, den
Fallschirm oder ein Automobil, die teilweise erst im 20. Jahrhundert verwirklicht
wurden. Er sezierte mehr als dreißig Leichen zum genauen Verständnis des
menschlichen Körpers, den er in zahlreichen anatomischen Studien darstellte,
und er widmete sich in seinen Zeichnungen unter anderem dem Studium von
Wasserströmungen, der Botanik, der Zoologie, der Geologie, und der Optik.
Leonardos umfangreiche Naturstudien flossen in die Werke ein, die er als Maler
schuf. Seine Tafelbilder und Fresken sind geprägt von der genauen Erfassung des
Einflusses der Atmosphäre auf die Farben und von der Lebendigkeit der
dargestellten Menschen. Beides erreichte Leonardo nicht zuletzt mit der Technik
des "Sfumato", die Umrisse verschwimmen und die Farben fließend ineinander
übergehen ließ. Über diese neue Stufe realistischer Darstellungskunst hinaus
erwies sich Leonardo als Meister der Bildkomposition, der seine Figuren gekonnt
im Sinne der Bilderzählung gruppierte und psychologisch zueinander in
Beziehung setzte. Zu seinen Werken zählen das Wandgemälde "Das letzte
Abendmahl" (1495-1498) im Kloster Santa Maria delle Grazie in Mailand, und die
Ölgemälde "Anna selbdritt" (um 1502-1513; Paris, Louvre) und "Mona Lisa"
(zwischen 1503 und 1506; Paris, Louvre). Die "Mona Lisa", das Porträt der Lisa
Gherardini, der Frau des Francesco del Giocondo, gehört zu den berühmtesten
Kunstwerken der Renaissance.
Lippi, Filippino (1457-1504)
Italienischer Maler. Als Schüler Botticellis entwickelte Lippi einen ornamentalen
Stil. Er malte Andachtsbilder und mythologische Motive. Zu seinen Werken
gehören aber auch Fresken wie der Zyklus zum Lebens des Evangelisten
Johannes und des Apostels Philippus (1487-1502) in der Strozzi-Kapelle der
Kirche Santa Maria Novella in Florenz. Seine Malerei steht für das Ende der
Frührenaissance in Florenz.
Lorenzo di Credi (um 1456-1537)
Italienischer Maler. Lorenzo di Credi wurde wie Leonardo und Perugino in der
Werkstatt von Andrea del Verrocchio ausgebildet. Er malte Madonnenbilder,
Altartafeln und mythologische Motive.
Medici
Florentiner Bankiersfamilie, die seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts bezeugt ist
und seit dem Ende des 13. Jahrhunderts an der Regierung von Florenz beteiligt
war. Die Medici begründeten das moderne Bankenwesen in Florenz und brachten
es mit Handel- und Geldgeschäften zu großem Reichtum, Ansehen und Einfluss.
Zwei Päpste stammten aus ihrer Familie, Papst Leo X. (1513-21) und Klemens
VII. (1523-34). Katharina de' Medici (1519-1589) heiratete 1533 den
französischen König Heinrich II. Seit dem 15. Jahrhundert beherrschten die
Medici die Politik in Florenz, abgesehen von den Zeiträumen zwischen 1494 und
1512 und 1527 und 1530, als sie aus der Stadt vertrieben waren. Als Mäzene
von Kunst und Wissenschaften hatten die Medici wesentlichen Anteil an der
Entstehung der Epoche der Renaissance. Seit 1531 waren sie Herzöge von
Florenz und ab 1569 Großherzöge der Toskana. Nachdem die Familie 1737
ausstarb, fiel das Großherzogtum unter habsburgische Herrschaft.
Medici, Giovanni di Bicci de' (1368-1429)
Eigentlich Giovanni di Averardo. Florentiner Kaufmann und Bankier. Giovanni di
Bicci de' Medici gründete Ende des 14. Jahrhunderts in Florenz die "Banca dei
Medici", die er zu einem Geldinstitut von europäischem Rang machte.
Medici, Cosimo de' (1389-1464)
Genannt "il Vecchio", der Alte. Florentiner Bankier und Politiker, unter dem die
Medici zu großer wirtschaftlicher und politischer Macht gelangten. Cosimo
dominierte die Politik in Florenz und förderte die Kunst und die Wissenschaften.
Er ließ Klöster und Kirchen bauen, gründete die erste öffentliche Bücherei
Europas und die Platonische Akademie und vergab Aufträge an RenaissanceKünstler wie den Bildhauer Donatello und den Maler Fra Angelico. Florenz
erreichte unter ihm eine kulturelle Blüte.
Medici, Giuliano de' (1453-1478)
Der jüngere Bruder Lorenzo de' Medicis. Giuliano fiel 1478 während einer Messe
im Dom von Florenz einem Attentat der Familie Pazzi auf ihn und seinen Bruder
zum Opfer.
Medici, Piero, de' (1416-1469)
Genannt "il Gottoso, der Gichtige. Florentiner Bankier und Politiker. Sohn von
Cosimo de' Medici.
Medici, Piero de' (1471-1503)
Genannt "lo Sfortunato", der Unglückliche. Florentiner Politiker. Piero war
Nachfolger seines Vaters Lorenzo an der Spitze der Stadtregierung, bis die Medici
1494 nach dem Einmarsch französischer Truppen aus Florenz vertrieben wurden.
Medici, Lorenzo de' (1449-1492)
Genannt "il Magnifico", der Prächtige. Lorenzo war Vorsitzender der
Stadtregierung von Florenz. Nachdem er 1478 einem Attentat der gegnerischen
Familie der Pazzi entgangen war, erreichte er durch eine Verfassungsänderung
eine Stellung, die der eines Fürsten ähnlich war. Lorenzo, der selbst sehr gebildet
war, förderte die von seinem Großvater gegründete Platonische Akademie und
Künstler wie den Maler Sandro Botticelli, den Bildhauer Donatello, Leonardo da
Vinci und Michelangelo. Unter Lorenzo wurde Florenz zur führenden kulturellen
und politischen Macht Italiens.
Michelangelo (1475-1564)
Eigentlich Michelagniolo Buonarroti. Italienischer Bildhauer, Maler, Baumeister
und Dichter. Als eine der größten und vielseitigsten Begabungen der
Kunstgeschichte führte Michelangelo mit seine Werken die Hochrenaissance zu
einem Höhepunkt und leitete den Manierismus ein. Sein Individualismus und
seine Erfindungskraft trugen zu einem neuen Verständnis von der Rolle des
Künstlers bei und prägten die Vorstellung vom Künstlergenie. Im Alter von
dreizehn begann Michelangelo eine Lehre in der Werkstatt des Florentiner Malers
Domenico Ghirlandaio. Entscheidenderen Einfluss auf Michelangelos Kunst hatten
aber die Werke der Maler Giotto und Masaccio, des Bildhauers Donatello und
antike griechische und römische Skulpturen mit ihrer genauen Erfassung der
menschlichen Anatomie. Michelangelo studierte den menschlichen Körper
zeichnend an lebenden Modellen und beim Sezieren von Leichen. Seine kolossale
Marmorstatue des David in Florenz (1504) ist ein vollendetes Werk im Geiste der
von ihm verehrten antiken Skulpturen. Aus Marmor gehauen ist auch die "Pietà"
für die Peterskirche in Rom, das einzige von Michelangelo signierte Werk.
Ebenfalls in Rom schuf Michelangelo, der sich selbst vor allem als Bildhauer
verstand, zwischen 1508 und 1512 im Auftrag von Papst Julius II. eines der
bedeutendsten Werke der Malerei, das gewaltige Deckenfresko der Sixtinischen
Kapelle. Um Szenen aus der Genesis zu erzählen, versammelt der Künstler 300
Figuren in dem Fresko, in dessen Mittelpunkt er die Erschaffung Adams durch
Gott darstellt. Die Statue "Sterbender Sklave" (um 1513; Louvre Paris) belegt
die einzigartige Ausdruckskraft, die Michelangelo dem Stein verleihen konnte.
Sein Interesse am menschlichen Körper prägt auch sein Fresko das "Jüngste
Gericht" (1536-1541), das in einer kunstvollen Komposition mit fast 400
bewegten Figuren die Altarwand der Sixtinischen Kapelle einnimmt. In den
letzten zwanzig Jahren seines Lebens war Michelangelo vor allem als Architekt in
Rom tätig. Er führte den Palazzo Farnese aus (ab 1546), plante die
Neugestaltung des Kapitolsplatzes und entwarf als Bauleiter die Kuppel der
Peterskirche, die von seinen Schülern nach seinem Entwurf errichtet wurde.
Niccolo de Niccoli (1363-1437)
Italienischer Kaufmann und Humanist.
Pazzi
Kaufmanns- und Bankiersfamilie aus Florenz. 1478 führten die Pazzi eine
Opposition führender Familien gegen die Medici an. Die Pazzi versuchten, die
Söhne des verstorbenen Cosimo de' Medici, Giuliano und Lorenzo, die die
inoffiziellen Machthaber der Stadt waren, durch ein Attentat während einer Messe
im Dom aus dem Weg zu räumen. Giuliano kam dabei ums Leben, Lorenzo
konnte entkommen. Die Verschwörer wurden an öffentlichen Gebäuden
aufgehängt.
Perugino, Pietro (um 1450-1523)
Eigentlich Pietro di Cristoforo Vannucci. Perugino war ein wichtiger Maler der
italienischen Frührenaissance und der Lehrer Raffaels. In seiner Malerei vereinte
er die Darstellung anmutiger Figuren von idealisierter Schönheit mit sorgfältig
ausgeführten Architektur- und Landschaftsprospekten. Zu seinen Werken
gehören das Altarbild "Maria erscheint dem heiligen Bernhard" (zwischen 1490
und 1494; Alte Pinakothek München), Das Fresko "Schlüsselübergabe an Petrus"
(um 1480/82) in der Sixtinischen Kapelle in Rom und Fresken im Audienzsaal des
Collegio del Cambio in Perugia (1496-1500).
Piero di Cosimo (um 1462-1521)
Eigentlich Piero di Lorenzo. Italienischer Maler. In Piero di Cosimos Stil mischten
sich italienische und niederländische Einflüsse. Zu seinen Werken, in denen er
mythologische und religiöse Themen in mitunter grotesker Form darstellte,
zählen "Die Sage von Prometheus" (um 1510‒20; Alte Pinakothek, München) und
der "Tod der Prokris" (um 1495; National Gallery, London).
Pisanello, Antonio (1395-1455)
Eigentlich Antonio Pisano. Italienischer Maler, Zeichner und Medailleur. Pisanello
entwickelte in seinen Gemälden, Fresken und Zeichnungen eine zunehmend
größere Wirklichkeitstreue. Er malte unter anderem Fresken für die Kirchen San
Fermo Maggiore (1424-1426) und Sant' Anastasia (nach 1433 bis 1438) in
Verona und den Palazzo Ducale in Mantua (1447 und 1455).
Pollaiuolo, Simone del (1457-1508)
Genannt "il Cronaca". Italienischer Architekt. Er studierte etwa von 1475 bis
1485 die antike Architektur in Rom und wurde um 1495 Dombaumeister in
Florenz.
Raffael (1483-1520)
Eigentlich Raffaello Santi. Italienischer Maler und Baumeister. Als Lehrling Pietro
Peruginos entwickelte Raffael einen Stil, der von der idealisierten Schönheit der
Figuren, den weichen Farbübergängen und den stimmungsvollen Landschaften
der Werke seines Lehrers geprägt ist, diese jedoch an Lebendigkeit übertrifft.
Sind Raffales Madonnenbilder wie die "Madonna del Granduca" (um 1505;
Palazzo Pitti, Florenz) Darstellungen von anmutiger Schönheit, erwies er sich bei
der Ausmalung einiger "Stanzen" (Gemächer) im Vatikan, etwa mit seinem
berühmten Fresko "Die Schule von Athen" (1510-11), oder bei dem
Wandgemälde "Die Nymphe Galeata" (um 1512; Villa Farnesina, Rom) als
Meister reicher Figurenkompositionen, die gleichermaßen bewegt wie harmonisch
wirken. In Raffaels Werk erreicht der künstlerische Anspruch der
Hochrenaissance auf eine würdevolle Darstellung des Menschen und auf
monumentale und ausgewogene Kompositionen ihren Höhepunkt. Von 1514 bis
1520 war Raffael Bauleiter der Peterskirche in Rom. Er plante die Chigi-Kapelle in
der Kirche Santa Maria del Popolo in Rom, und entwarf die Villa Madama, die um
1516 in Rom begonnen wurde.
Robbia, Andrea Della (1435-1525)
Italienischer Bildhauer. Neffe des Bildhauers Luca della Robbia (um 1399-1482),
dessen Werkstatt in Florenz Andrea della Robbia gemeinsam mit seinem Sohn
Giovanni (1469-nach 1525) übernahm. Aus der Werkstatt stammen unter
anderem weiß glasierte Terracottafiguren der Maria mit Kind.
Sansovino, Andrea (1467-1529)
Eigentlich Andrea Contucci. Italienischer Bildhauer und Baumeister. Zu seinen
Werken gehören die "Taufe Christi" (1502-05) über dem Ostportal des
Baptisteriums in Florenz und Grabmäler in der Kirche Santa Maria del Popolo in
Rom (1505-1509). Sansovino war der Lehrer des Baumeisters und Bildhauers
Jacopo Tati, der seinen Beinamen annahm und sich Jacopo Sansovino nannte.
Savonarola, Girolamo (1452-1498)
Italienischer Dominikaner und Bußprediger. Ab 1482 predigte Savonarola in
verschiedenen Städten und besonders in Florenz gegen den Sittenverfall der
Stadt und gegen die Missstände in der Leitung der Kirche und kündigte das
nahende Strafgericht Gottes an. 1492 wurde er zum Prior des Florentiner
Klosters San Marco gewählt. Als 1494 die Medici aus Florenz vertrieben wurden
erkannte man in Savonarola einen gottgesandten Reformer. Savonarola
installierte einen Gottesstaat und erklärte Christus zum König von Florenz. Papst
Alexander VI. erteilte ihm Predigtverbot und exkommunizierte Savonarola, als
dieser das Verbot missachtete. Nachdem Savonarola die Exkommunikation für
ungültig erklärt hatte, wurde er als Kirchenspalter und Ketzer gehenkt.
Vasari, Giorgio (1511-1574)
Italienischer Maler, Baumeister und Schriftsteller. Als Maler schuf Vasari unter
anderem Fresken im Palazzo Vecchio in Florenz und im Vatikanpalast. Sein
architektonisches Meisterwerk ist der Bau der Uffizien in Florenz. Bekannt aber
ist Vasari vor allem als Autor der kurz "Vite" genannten "Lebensbeschreibungen
der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten", die er 1550, und 1568 in
einer erweiterten Fassung, veröffentlichte. Als erster sprach er darin von einer
"Rinascità", einer Wiedergeburt der Kunst.
Verrocchio, Andrea del (1435-1488)
Eigentlich Andrea di Michele di Francesco de' Cioni. Italienischer Bildhauer und
Maler. Verocchios Arbeiten wie das bronzene Reiterstandbild des
Söldnerheerführers Bartolomeo Colleoni (1479) in Venedig standen in der
Tradition der anatomisch genauen, ausdrucksstarken Werke Donatellos. In
Verrocchios Florentiner Werkstatt ging der junge Leonardo da Vinci in die Lehre.
Vitruv (um 84 v. Chr.-27 v. Chr.)
Eigentlich Marcus Vitruvius Pollio. Römischer Baumeister, Ingenieur und
Schriftsteller, der unter anderem im Dienst Cäsars den Bau von Kriegsmaschinen
leitete. Vitruv verfasste das einzige erhaltene antike Werk zur Architekturtheorie:
die "zehn Bücher über Architektur", die für die Architekten der Renaissance von
Brunelleschi über Alberti und Bramante bis zu Palladio ein entscheidender
Leitfaden und eine Quelle der Inspiration waren. Nach Vitruvs Proportionslehre
schuf Leonardo eine seiner berühmtesten Zeichnungen. Sie zeigt einen nackten
Menschen, in zwei übereinander geblendeten Positionen: Auf der Stelle stehend,
erreicht er mit seinen rechtwinklig ausgestreckten Armen die Seiten eines
Quadrats, dessen Höhe er ausfüllt. Mit schräg nach oben ausgestreckten Armen
und auseinander gespreizten Beinen erreicht er mit allen vier Extremitäten die
Linie eines Kreises.
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