3.4 Adrenerges System

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Adrenerges System 3 Transmittersysteme und Ionenkanäle
3.4.2 Rezeptoren
3.4 Adrenerges System
1
Adrenalin und Noradrenalin vermitteln ihre Wirkung über adrenerge Rezeptoren, die sich in Rezeptorprofil (Tab. 3.10) und Vorkommen (Tab. 3.11) unterscheiden. Sie können in α- und β-Rezeptorfamilien
unterteilt werden. Vereinfacht ausgedrückt ist
Noradrenalin der wichtigere Agonist von α-Rezeptoren und dient zumeist als Neurotransmitter
(sympathonerval), während
das im Nebennierenmark gebildete Adrenalin an
α- und β-Rezeptoren wirkt und überwiegend als
Hormon, d. h. via Blutzirkulation, wirkt (sympathoadrenal).
Alle adrenergen Rezeptoren sind an Gq/s gekoppelt
(S. 69) und bewirken eine Stimulation. Ausnahme ist
der überwiegend Gi-gekoppelte und damit inhibitorische, oft präsynaptisch lokalisierte α2-Rezeptor.
Imidazolin-Derivate mit Affinität zu α2-Rezeptoren,
wie z. B. Clonidin, binden meist auch an die I1-Imidazolin-Rezeptoren, die funktionell den α2-Rezeptoren
ähneln.
Key Point
Noradrenalin (internationaler Freiname: Norepinephrin) und Adrenalin (Epinephrin) sind
Transmitter des adrenergen Systems und vermitteln die Funktionen des Sympathikus. Zusammen mit Dopamin (S. 80) gehören sie zur
Gruppe der Katecholamine.
3
Abb. 3.7, Tab. 3.9.
3.4.1 Synthese
Adrenalin und Noradrenalin werden wie alle Katecholamine ausgehend von der aromatischen Aminosäure Tyrosin synthetisiert (S. 81). Nur Zellen mit der
entsprechenden Enzymausstattung können Katecholamine synthetisieren. Die meisten dieser Zellen sind
Neurone des Sympathikus (einschließlich Nebennierenmark) oder befinden sich in wenigen Kerngebieten des ZNS.
Tab. 3.9
Adrenerges System
Vorkommen
Rezeptoren
OH
DOPA
NH2
OH
Tyrosin
pharmakologische Angriffspunkte
α1,2
β1,2,3
Dopaminhydroxylase
DOPA-Decarboxylase
Tyrosinhydroxylase
Vorstufe
O
Dopamin
Synthese:
• VNS (v. a. S Sympathikus und Nebennierenmark)
• ZNS (v. a. Locus coeruleus und Formatio reticularis)
Rezeptoren: ubiquitär
Rezeptoren
Abbauwege (MAO, COMT)
Wiederaufnahme (NET, VMAT-2)
Transmitter
Abbau
MAO, COMT
NH2
HO
Vanillinmandelsäure
CH3
OH
OH
PNMT
Noradrenalin
HN
HO
OH
Adrenalin OH
Abb. 3.7
Adrenerges System. PNMT = Phenylethanolamin-N-Methyltransferase.
Tab. 3.10
Effekte der Katecholamine auf α- und β-Rezeptoren
Rezeptorsubtyp
G-Protein
Noradrenalin
Adrenalin*
Dobutamin
Dopamin*
α
α1
α2
Gq/11
Gi/o
+++
+++
++/+++
++/+++
++
0
+/++
+/++
β
β1
β2
Gs
Gs
++
+
++
+++
+++
++
++
+
Gs
+
+
+
+
β3
* Das Wirkprofil kann dosisabhängig variieren. 0, + , + + , + + + : keine, schwache, mittlere, starke rezeptorvermittelte Wirkung
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3 Transmittersysteme und Ionenkanäle
Adrenerges System
77
Tab. 3.11
Pharmakologische Bedeutung der adrenergen Rezeptoren und Rezeptoren für Imidazolin-Derivate
Typ
Subtyp
Lokalisation
physiologische Funktion
α
α1
Auge (M. dilatator pupillae)
Gefäße
Mydriasis
Vasokonstriktion und Blutdruckanstieg
Blase (M. sphincter internus)
Kontraktion (Harnkontinenz)
Uterus
pankreatische β-Zellen
Kontraktion
verminderte Insulinfreisetzung
postsynaptisch N. vagus
präsynaptischer Hetero- und Autorezeptor in ZNS und PNS
I1-ImidazolinRezeptoren
Rückenmark, Medulla oblongata
β
Herz
β1, β2
ZNS
Niere
β2, (β3)
Hypotonie
anticholinerge UAW
Hemmung der Freisetzung von Transmittern im ZNS/PNS mit Sedierung,
Analgesie und Blutdruckabfall (Sympatholyse)
Erhöhung des Sympathikotonus,
Antriebssteigerung, Atemstimulation
positiv
positiv
positiv
positiv
positiv
Ökonomisierung der Herzarbeit,
negativ chrono-, bathmo-, lusi-,
dromo- und inotrop
bathmotrop
lusitrop
chronotrop
dromotrop
inotrop
Reninfreisetzung
Dysphorie
verminderte Reninfreisetzung, Diurese
Gefäße
Vasodilatation der Haut- und Skelettmuskelgefäße
periphere Vasokonstriktion (kalte Akren)
Ziliarmuskel
Relaxation (Fernakkommodation)
Kontraktion (verbesserter Kammerwasserabfluss)
Uterus
Blase (M. detrusor vesicae)
Tokolyse
Relaxation (Harnkontinenz)
Wehen
Kontraktion (Harndrang)
Gallenblase, Darm
Bronchialmuskulatur
Tonussenkung
Bronchodilatation
gastrointestinale Störungen
Bronchospasmus
glatte Muskulatur
Leber
Lipolyse, Glykogenolyse
pankreatische β-Zellen
Skelettmuskulatur
Insulinproduktion
Tonuserhöhung mit Tremor
Verminderung des Tremors
Lipolyse, Umwandlung in braunes
Fettgewebe
Thermogenese
Umwandlung in weißes Fettgewebe
Fettzellen
weißes Fettgewebe
braunes Fettgewebe
3
Erleichterung der Miktion (v. a. bei
Prostatahyperplasie)
3.4.3 Wiederaufnahme und Abbau
Noradrenalin und Adrenalin werden ebenso wie Dopamin oder Serotonin von Transportern der Zellmembran, z. B. DAT für Dopamin-, NET für Noradrenalin- und SERT für Serotonintransporter (S. 84), aus
dem synaptischen Spalt zumeist in die präsynaptische Zelle wieder aufgenommen, wo sie von vesikulären Monoamintransportern (VMAT-1, VMAT-2) in
die Vesikel zurücktransportiert werden (Abb. 3.8,
Tab. 3.12). DAT und NET sind nur schwach substratspezifisch, beide nehmen Noradrenalin und Adrenalin
wieder auf. NET hat eine höhere Affinität zu Dopamin und Noradrenalin als DAT (Tab. 3.28).
Der Abbau erfolgt über die Catechol-O-Methyltransferase (COMT) und die Monoaminooxidasen, MAO
(S. 87).
Phenylethylamin ist das Grundgerüst der meisten
Adrenorezeptorliganden. Substitution an verschiedenen Stellen dieses Moleküls verändert die Lipophilie
und die Affinität zu Rezeptoren oder abbauenden
Enzymen. Abb. 3.9 zeigt die wichtigsten Substitutionen am Grundgerüst:
1. OH-Gruppen:
steigern die Adrenorezeptoraffinität (keine OHGruppen = keine direkte Rezeptorinteraktion)
vermindern die intestinale Resorption und die
Penetration der Blut-Hirn-Schranke (sowie anderer Barrieren für hydrophile Substanzen)
OH-Gruppen können von COMT methyliert und
inaktiviert werden (starke Metabolisierung)
2. Substitution am Stickstoff
verschiebt Affinität zur β-Selektivität
weitere Substitution fördert die β2-Selektivität
3. Substitution an der α-Methylgruppe oder am
Stickstoff verhindert oxidative Desaminierung durch
MAO.
4. R-Enantiomere vieler chiraler Katecholamine sind
potenter als S-Enantiomere.
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α2
Wirkung bei Hemmung
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Adrenerges System 3 Transmittersysteme und Ionenkanäle
Tab. 3.12
Zielstruktur
Wirkmechanismus
Beispielsubstanzen
Wirkung
DAT, NET, SERT
Blockade
Blockade, teilweise kompetitiv;
bei hoher Dosis Umkehr des
Transports
Antidepressiva und Kokain
Amphetamin
Transmitter im synaptischen Spalt ↑:
antriebssteigernd, stimmungsaufhellend,
appetitsenkend
VMAT-1, VMAT-2
Blockade
Reserpin
Tetrabenazin
fehlende Vesikelbeladung und gesteigerter
zytoplasmatischer Transmitterabbau:
antipsychotisch, antihypertensiv
Umkehr des Transports
Amphetamin (hohe Dosis)
Transmitter im synaptischen Spalt ↑:
stark antriebssteigernd, Euphorie, paranoide
Psychosen
Blutdrucksenkung
3
Vesikel-MembranBlockade
Guanethidin
Verschmelzung
NET: Noradrenalin-Transporter, DAT: Dopamin-Transporter, SERT/5-HTT: Serotonin-Transporter, VMAT: vesikulärer Monoamintransporter
ATP-getriebene Protonenpumpe
VMAT
Katecholamin
Blockade
oder inverser
Transport
durch Pharmaka
(Antidepressiva, Drogen)
präsynaptischer
inhibitorischer
α2-Rezeptor,
hemmt Ca2+-Kanal
NET/DAT
Calciumkanal
α, β-adrenerge Rezeptoren
Abb. 3.8 Zusammenspiel von Wiederaufnahme und Freisetzung. Die protonierten Katecholamine sind im Vesikel gefangen, das
durch ATP-abhängige Protonenpumpen angesäuert ist. Nach Stimulation der Zelle und Verschmelzung der Vesikel mit der Zellmembran werden die Katecholamine freigesetzt und über zwei nachgeschaltete Transporter wieder präsynaptisch in neu gebildete Vesikel
aufgenommen (NET: Noradrenalintransporter, DAT: Dopamintransporter, VMAT: vesikulärer Monoamintransporter).
HO
3.4.4 Stimulation des adrenergen Systems
OH
1
HO
CH2
CH3
3, 4
*
CH2
NH2
CH3
CH3
CH3 2, 3
PhenylethylaminGrundgerüst
Abb. 3.9 Substitution am Phenylethylamin-Grundgerüst
(Erklärung der Nummern 1–4 siehe Haupttext).
Exkurs
Auch Dopamin wurde früher beim Schock eingesetzt,
denn neben der Förderung der Nierendurchblutung via
D1-Rezeptor aktiviert Dopamin auch β1- und in höheren
Dosen α-Rezeptoren. Da es jedoch auch eine Koronarkonstriktion bewirkt, wurde es weitgehend aus der Intensivmedizin verdrängt.
Das adrenerge System lässt sich stimulieren durch:
Agonisten von adrenergen Rezeptoren (im Sympathikus auch als direkte Sympathomimetika bezeichnet),
Blockade des Katecholaminabbaus (S. 87) via Hemmung der Catechol-O-Methyltransferase (COMT)
oder der Monoaminooxidasen (MAO) und
Erhöhung der Transmitter im synaptischen Spalt
via Hemmung der Monoamintransporter für Noradrenalin (NET) (im Sympathikus auch als indirekte Sympathomimetika bezeichnet) oder Hemmung des präsynaptischen α2-Autorezeptors.
Agonisten adrenerger Rezeptoren und ihr
therapeutischer Einsatz
Adrenalin, Noradrenalin und das an α- und β-Rezeptoren bindende synthetische Katecholamin Dobutamin
werden in der Intensivmedizin (Blutdruckabfall) und
Notfallmedizin (anaphylaktischer Schock) eingesetzt.
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Monoamintransporter
3 Transmittersysteme und Ionenkanäle
Adrenerges System
79
Tab. 3.13
Stimulatoren der adrenergen Transmission und ihre klinischen Einsatzgebiete
Arzneistoff
Zielstruktur/Mechanismus
Indikation
Dobutamin
Adrenalin
präferenzieller β-Rezeptor-Agonist
(β > α)
Steigerung des HZV,
Herzinsuffizienz
präferenzieller α-Rezeptor-Agonist
(α > β)
lokal als Vasokonstriktor
kardiopulmonale Reanimation
hohe Dosis
Noradrenalin
Ergotamin
Oxymetazolin
Xylometazolin
Erhöhung des peripheren Widerstands bei
anaphylaktischem oder septischem Schock
präferenzielle α1-Rezeptor-Agonisten
(α1 > α2 > > β)
Migräne, Hypotension
Abschwellung der Nasenschleimhaut
Mirtazapin
Orciprenalin
α2-Rezeptor-Antagonist (!)
präferenzieller β2-Rezeptor-Agonist
(β2 > β1)
Stimmungsaufhellung bei Depression
Antidot gegen β-Blocker
Bradykardie
Status asthmaticus
Fenoterol
Salbutamol
β2-Rezeptor-Agonisten (β2 > > β1)
Bronchodilatation bei Asthma oder COPD
Mirabegron
Moclobemid
β3-Rezeptor-Agonist
Hemmung von MAO-A
Dranginkontinenz
Stimmungsaufhellung bei Depression
Amphetamine wie Methylphenidat
SSRI-Derivate wie Atomoxetin
Hemmung von NET (neben der
Hemmung des SERT und DAT)
ADHS
Amfepramon
Appetitzügler
Kokain
trizyklische Antidepressiva wie Nortriptylin
Dipivefrin
lokal als Mydriatikum
Depression
Theodrenalin + Cafedrin (Akrinor®)
3
Adrenalinvorstufe
Glaukom
α1-Agonismus durch Theodrenalin
und NET-Hemmung durch Cafedrin
akute Hypotonie
Adrenalin wirkt im niedrigen Dosisbereich (1–2 μg/
min) überwiegend β-adrenerg. Es steigert das Herzzeitvolumen und damit den systolischen Blutdruck.
Durch Weitstellung peripherer Gefäße via β2-Rezeptoren nimmt der diastolische Blutdruck ab. Im mittleren Dosisbereich (2–10 μg/min) gleichen sich durch
den α1-Rezeptor vermittelte Vasokonstriktion und
durch den β2-Rezeptor vermittelte Vasodilatation
aus, im Hochdosisbereich überwiegen die Vasokonstriktion und die damit verbundene Erhöhung des
peripheren Widerstands. Daraus ergeben sich die je
nach Indikation unterschiedlichen Adrenalindosierungen.
Durch Vorbehandlung mit α-Blockern kann diese Vasokonstriktion verhindert werden und Adrenalin
senkt den mittleren Blutdruck (Adrenalinumkehr) infolge der β2-vermittelten Vasodilatation.
Die Kombination von α-Agonisten (z. B. Theodrenalin) und NET-Inhibitoren (z. B. Cafedrin) wirkt synergistisch und steigert das HZV.
Als Zusatz zu Lokalanästhetika begrenzt Adrenalin
durch seine α-Rezeptor-vermittelte Vasokonstriktion
den Abfluss des Lokalanästhetikums (S. 410).
Die β1-sympathomimetische Wirkkomponente von
Dobutamin, Noradrenalin und Dopamin wird für die
Therapie von Herzrhythmusstörungen in der Inten-
sivmedizin genutzt. β2-Sympathomimetika (S. 172)
wie Fenoterol oder Salbutamol werden zur Notfalltokolyse oder als Bronchodilatatoren eingesetzt.
2 Praxistipp
Adrenalin gehört ebenso wie Atropin zu den
wenigen Medikamenten, die nicht einfach als
komplette Ampulle gegeben werden können.
Es muss 1 : 10 verdünnt und dann kontrolliert
verabreicht werden (i. v. oder endotracheal,
niemals intraarteriell).
Hemmung des Monoamintransporters
Der membranäre Noradrenalintransporter NET (norepinephrine transporter) und in geringerem Umfang
auch der membranäre Dopamintransporter DAT (dopamine transporter) nehmen Noradrenalin und
Adrenalin wieder in die Zelle auf. Therapeutisch
steht bei Hemmstoffen des NET ihre Wirkung auf das
ZNS im Vordergrund (Tab. 3.13).
Vertreter der pharmakologisch inhomogenen Gruppe der Amphetamine (S. 446) interagieren mit NET/
DAT, VMAT-2, MAO und/oder Rezeptoren. Es kommt
zu einer vermehrten Monoaminwirkung mit Antriebssteigerung und Appetitminderung.
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niedrige Dosis
80
Dopaminerges System 3 Transmittersysteme und Ionenkanäle
Tab. 3.14
Inhibitoren der adrenergen Signaltransduktion und ihr klinisches Einsatzgebiet
Zielstruktur/Mechanismus
Indikation
Phenoxybenzamin
unselektiver α-Rezeptor-Antagonist (α1 = α2)
neurogene Blasenentleerungsstörung, α-Blockade
bei Phäochromozytom-OP
Prazosin
Doxazosin
Urapidil
selektive α1-Rezeptor-Antagonisten (α1 > > α2)
Hypertonie, Morbus Raynaud, Blasenentleerungsstörungen aufgrund von BHP
Clonidin
α-Methyldopa
α2-Rezeptor-Agonist (!)
Hypertonie, Unruhe, Opioidentzug
Schwangerschaftshypertonus
Tizanidin
Dexmedetomidin
Muskelrelaxierung
lang anhaltende Sedierung auf Intensivstation
Propranolol
Metoprolol
unselektiver β-Rezeptor-Antagonist (β1 = β2)
präferenzieller β1-Rezeptor-Antagonist (β1 > β2)
essenzieller Tremor
Blutdrucksenkung, Herzentlastung
Guanethidin
Hemmung der Verschmelzung der Noradrenalinvesikel mit der Membran
Hypertonie
Hemmung des adrenergen Systems
Das adrenerge System lässt sich hemmen durch
Antagonisten von adrenergen Rezeptoren (außer
α2, Tab. 3.14)
selektive Stimulation des präsynaptischen inhibitorischen α2-Autorezeptors, der die Katecholaminfreisetzung autoinhibitorisch bremst (Antisympathikotonika)
Depletion der Monoaminspeichervorräte im Neuron durch Blockade von vesikulären Monoamintransportern (VMAT) (Reserpin).
Antagonisten von adrenergen Rezeptoren
Die wichtigsten Antagonisten von adrenergen Rezeptoren sind β1-präferenzielle β-Blocker (S. 110), die
bei Herzinsuffizienz, KHK oder Hypertonus eingesetzt werden. β2-selektive Blocker werden nicht therapeutisch verwendet.
Antagonisten an α1-Rezeptoren werden vor allem
zur Behandlung von Hypertonie, Morbus Raynaud
und bei urologischen Indikationen wie Miktionsstörungen genutzt.
Nicht selektive α-Rezeptoren-Blocker werden präoperativ bei Phäochromozytom (S. 114) eingesetzt,
um die kardiovaskulären Auswirkungen eventueller
bolusartiger Adrenalinfreisetzungen während der
Operation zu verhindern.
Agonisten des α2-Autorezeptors
Der α2A-Rezeptor ist ein präsynaptischer Autorezeptor, der die Freisetzung von Katecholaminen und anderen Transmittern vermindert. Daher führt seine
Stimulation zu einer Hemmung der adrenergen
Transmission. Clonidin und α-Methyldopa sind α2Agonisten und wirken sympatholytisch. Der aktivierte Autorezeptor hemmt als Teil einer negativen
Rückkopplung die Ausschüttung von Katecholaminen: im Hirnstamm sinkt die Aktivität des Sympathi-
kus. Folgen sind Blutdruckabfall, Sedierung, aber
auch Analgesie, da α2-Rezeptoren die Weiterleitung
von nozizeptiven Impulsen hemmen.
Blockade von vesikulären Monoamintransportern
Reserpin blockiert die vesikulären Monoamintransporter, dadurch verbleiben die Monoamine ungeschützt im Zytosol und werden über die Monoaminooxidase (MAO) abgebaut. Somit gelangen weniger
Transmitter in die Speichervesikel. Reserpin wurde
früher als Antihypertonikum (Verringerung der Katecholaminspiegel) und als Antipsychotikum (Verringerung des Dopamin- und Serotoninspiegels) eingesetzt, bis nebenwirkungsärmere Medikamente zur
Verfügung standen.
3.4.5 Cholinerge und adrenerge Regulation des
Augeninnendrucks
Unter physiologischen Bedingungen wird das Kammerwasser im Ziliarkörper durch dopaminerge oder
β-adrenerge Stimulation gebildet. Es gelangt durch
die Pupille in die vordere Augenkammer und wird
dort bei offenem Kammerwinkel vom Trabekelwerk
und vom Schlemm-Kanal wieder aufgenommen.
Arzneistoffe, die in die cholinerge oder adrenerge
Transmission eingreifen, beeinflussen den Augeninnendruck (Tab. 3.15).
3.5 Dopaminerges System
1
Key Point
Dopamin gehört zusammen mit Adrenalin und
Noradrenalin zur Gruppe der Katecholamine
und hat somit ähnliche Freisetzungs- und Abbauwege. Es ist ein Hauptangriffspunkt in der
Therapie neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen sowie bei gastrointestinalen Störungen.
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3
Arzneistoff
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