2000-Watt-Leuchttürmen

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Datum: 09.05.2014
Hochhaus-Sanierung
Von Energieschleudern zu
2000-Watt-Leuchttürmen
Die Baugenossenschaft Zurlinden macht zwei 34 Jahre alte Energieschleudem in Zürich Leimbach zu modernen Wohnhochhäusern, die dem Ziel der
2000-Watt-Gesellschaft entsprechen. Das ist bisher einmalig in der Schweiz.
Die Baugenossenschaft Zurlinden innovativen Weg beschreiten wolle.
(BGZ) wurde schon 1923 gegründet «Nach intensiver Auseinandersetzung
und besitzt in Zürich und Umgebung mit dem Thema haben wir doch einen
1460 Wohnungen. «Wir sehen uns als Weg gefunden, unsere energiepoliSchrittmacher im zukunftsorientierten tischen Ziele zu erreichen», sagt der
Wohnungsbau», sagt Rolf Hefti, Ge- Geschäftsführer der BGZ. Im Mai 2011
schäftsführer der Genossenschaft, «da- begann man nach einem aufwändigen
zu gehört der effiziente Umgang mit Planungs- und Bewilligungsverfahren
Energie und Ressourcen». Die BGZ ver- mit der Sanierung des ersten Turms. Mit
steht sich als «Die 2000-Watt-Genossen- dem zweiten Hochhaus wurde ein Jahr
schaft» und plant ihre neuen Projekte später begonnen; es ist im März 2013
konsequent nach diesem Ziel. Zum Ge- fertig geworden. Mit dem Umbau, der
bäudebestand der BGZ gehören aber vom Architekturbüro Harder Haas Part-
auch zwei Wohnhochhäuser mit 17 und ner AG in Eglisau geplant wurde, konn19 Geschossen, die in den 1970er-Jahren te der Energieverbrauch deutlich ge-
erstellt wurden und bis vor kurzem alles
andere als vorbildlich waren. Die rund
50 m hohen Gebäude «Sihlweid» mit
167 Wohnungen waren Energieschleudern: Fenster und Fassaden waren unzureichend gedämmt, die Balkone und
aussenliegenden Treppenhäuser bilde-
Auszeichnung der Stadt Zürich
ten Wärmebrücken, durch die viel Energie verpuffte.
der heutigen Zeit. 2010 organisierte die
Stadtentwicklung Zürich das «Forum
Wohnraum Innenstadt» mit Quartiervertreterinnen, Fachleuten aus dem Immobilienwesen, Mieterinnen und Hauseigentümern sowie Vertretern und Vertreterinnen der Stadt. Im Forum wurde die Idee
einer Auszeichnung für nachhaltige Sa-
Weil darüber hinaus auch die Küchen
und Grundrisse dringend an aktuelle
Bedürfnisse angepasst werden mussten,
entschied sich die BGZ 2008 zur Sanierung.
Die Hälfte aller Bauten in der StadtZürich,
das sind 26953, wurden in den Jahren
1931 bis 1980 erstellt. Entsprechend hoch
ist der Erneuerungsbedarf, denn viele
Wohnbauten sind energetisch schlecht
oder entsprechen nicht den Bedürfnissen
nierungen von Wohnbauten lanciert.
2012 wurde die «Auszeichnung Nachhal-
Sanierungskonzept
für hochgesteckte Ziele
Rolf Hefti erinnert sich: «Damals haben wir eine erste Machbarkeitsstudie
zur Sanierung in Auftrag gegeben. Es
herrschte die Meinung, dass Sanierungen auf das Niveau der 2000-Watt-Ge-
tig Sanieren» der Stadt Zürich erstmals
verliehen. Sieben in umfassendem Sinn
nachhaltige, das heisst auch möglichst
sozial- und quartierverträgliche Projekte,
wurden ausgezeichnet, darunter die
Wohnhochhäuser Sihlweid der Baugenossenschaft Zurlinden (BGZ).
sellschaft nicht möglich seien». Man
habe den Grundsatzentscheid fällen
müssen, ob man die Hochhäuser im
üblichen Umfang sanieren oder einen
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Datum: 09.05.2014
Die gesamte Fassade ist mit Photovoltaik-Panels verkleidet und produziert 86000 kWh CO2-neutralen Strom pro Gebäude und Jahr. (Bilder: Markus Jelk)
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senkt und die Wohnqualität verbessert
werden. «Wie viel wir genau einsparen,
wissen wir jedoch erst nach Abrechnung
der ersten Heizperiode», sagt Rolf Hefti.
Wärmeverluste stoppen
Auffälligstes Merkmal der sanierten
Hochhäuser ist die Gebäudehülle aus
Solarpanelen obwohl es das vorrangige Ziel war, Energie einzusparen und
nicht zu produzieren. Dazu beigetragen
haben die bessere Dämmung der Fassade mit ISOVER-Produkten und neue,
dreifachverglaste Bandfenster. Aber
auch grössere bauliche Veränderungen
zur Beseitigung von Wärmebrücken
leisten einen wichtigen Beitrag: Die
kleinen und energetisch ungünstigen
Balkone wurden abgefräst und an ihrer
Stelle mit massiven Betonelementen
zusätzliche Zimmer angefügt. In diesen
Räumen, wurden die hellen und gross-
Wohn- und Balkonfläche um durchzügigen Küchen untergebracht. Die schnittlich 25 % vergrössern», erklärt
bisher offenen Treppenhäuser wurden Rolf Hefti. Eine 21/2-Zimmer-Wohnung
abgedichtet und mit neuen Balkon- hat heute 63 m2, die grösste 41/2-Zimmeranbauten für die Zweieinhalbzimmer- Wohnung misst 111 m2. Die kontrollierWohnungen geschlossen. «Mit diesen te Lüftung mit Wärmerückgewinnung
Massnahmen konnten wir zugleich die tut ihr Weiteres dazu, dass Energie und
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damit Heizkosten eingespart werden.
Energie von der Fassade
entscheiden: «Die rund 1000 Panels
sind auch ein effizienter und pflegeleichter Witterungsschutz für die Ge-
bäude. Mit einem kostengünstigen
Die ganze Fassade der beiden WohntürStandardprodukt kommt diese richme wurde mit Photovoltaik-Panels ver- tungsweisende Verkleidung trotz kilokleidet. Dieses Konzept wurde erstmals
meterlanger Verkabelung nicht teurer
in der Schweiz bei einem Wohnhaus als eine herkömmliche Fassade», sagt
umgesetzt und war nicht ganz einfach,
Architektin Veronika Harder. Der Preis
denn die Panels mussten besondere An- für die Panels liegt bei 150 Franken pro
forderungen erfüllen: «Sie dürfen nicht Quadratmeter und damit etwa gleich
spiegeln und müssen bruch- und schlag- hoch wie für andere Materialien nur
sicher sein», erklärt Rolf Hefti. Aus Sicht die Montage ist aufwändiger und dades Energieplaners ist die Fassade für mit teurer. Dafür brauchen die Panels
eine Solaranlage weniger geeignet im Gegensatz zu anderen Gebäudehülals ein Dach, weil die Ausrichtung der len während 30 Jahren keinen UnterPanels nicht optimal ist und damit die halt und produzieren CO2-neutralen
Leistung etwas geringer ausfällt. Trotz- Strom. Die Leistung der gewählten
dem hat sich die Genossenschaft dafür
Bau-Infos zur Sanierung
Bauherrschaft:
Bauunternehmung:
Baugenossenschaft Zurlinden BGZ, 8047 Zürich
Jäggi und Partner AG, 8105 Regensdorf
Harder Haas und Partner AG, 8193 Eglisau
Ernst Schweizer Metallbau AG, 8005 Zürich
Saint-Gobain lsover AG
Architektur:
Fassadenbau:
Dämmung:
genfido,
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Dünnschicht-Solarmodule ist im Ver- gen. Deshalb hat die Genossenschaft
gleich zu den effizientesten Solarmo- den Mietpreisaufschlag möglichst tief
dulen etwas geringer, dank der grossen gehalten, mit einer sparsamen SanieFlächen produzieren die Anlagen aber rung und einem Erneuerungsfonds,
immer noch 86000 kWh Strom pro Ge- den sie über lange Zeit äufnet: der Auf-
bäude und Jahr. Das entspricht etwa schlag beträgt etwa 30% für deutlich
einem Drittel des Stroms, den die rund grössere Wohnungen mit verbesserter
300 Bewohnerinnen und Bewohner sel- Wohnqualität. Rolf Hefti sagt: «Eine
ber konsumieren.
Vierzimmerwohnung kostet anstelle
von 1700 Franken heute 2250 Franken.
Pflegen und einsparen
Dafür schlagen die Nebenkosten nur
Dass die BGZ es mit ihrem Engagement noch mit 80 statt 150 Franken monatfür die 2000-Watt-Gesellschaft ernst lich zu Buche». II
meint, beweist sie auch im Detail: Viele
Oberflächen in den Wohnungen wurden aufgefrischt statt ersetzt das spart
wertvolle Ressourcen. Bei den neuen
Kücheneinbauten hat man ebenfalls
einen sparsamen Weg gesucht: «Wir
setzten auf eine Eigenkonstruktion
vom Schreiner statt auf Fertigelemente», sagt Rolf Hefti, «denn so kann man
für jeden Korpus eine Seitenwand eindas reduziert den Materialsparen
aufwand um 40%.» In einem nächsten
Schritt soll die Erdgasheizung durch
eine Pelletheizung ersetzt werden. Damit liesse sich zusätzlich zu den bisher
der
erzielten Energieeinsparungen
CO2-Ausstoss der Sihlweid noch einmal
deutlich reduzieren.
Bessere Wohnqualität
zu fairem Preis
Die umfassende Sanierung der beiden
Wohnhochhäuser Sihlweid kostete
rund 36 Mio. Franken. Für die Genossenschaft, die sich der Nachhaltigkeit
und damit auch sozialen Aspekten ver- Die hellen und grosszügigen Wohnküchen sind
pflichtet hat, ist bezahlbarer Wohnraum ein besonders wichtiges Anlie-
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in den zusätzlich angefügten Räumen untergebracht.
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