Reportage

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Von Energieschleudern zu 2000-Watt-Leuchttürmen
Die Baugenossenschaft Zurlinden macht zwei 34 Jahre alte Energieschleudern in
Zürich Leimbach zu modernen Wohnhochhäusern, die dem Ziel der 2000-WattGesellschaft entsprechen – eine Schweizer Premiere. Dämmung von Saint-Gobain
ISOVER AG trägt dazu bei.
Die Baugenossenschaft Zurlinden (BGZ) wurde schon 1923 gegründet und besitzt in Zürich
und Umgebung 1460 Wohnungen. «Wir sehen uns als Schrittmacher im zukunftsorientierten
Wohnungsbau», sagt Rolf Hefti, Geschäftsführer der Genossenschaft, «dazu gehört der
effiziente Umgang mit Energie und Ressourcen». Die BGZ versteht sich als «Die 2000-WattGenossenschaft» und plant ihre neuen Projekte konsequent nach diesem Ziel. Zum
Gebäudebestand der BGZ gehören aber auch zwei Wohnhochhäuser mit 17 und 19
Geschossen, die in den 1970er-Jahren erstellt wurden und bis vor kurzem alles andere als
vorbildlich waren. Die rund 50 Meter hohen Gebäude «Sihlweid» mit 167 Wohnungen waren
Energieschleudern: Fenster und Fassaden waren unzureichend gedämmt, die Balkone und
aussenliegenden Treppenhäuser bildeten Wärmebrücken, durch die viel Energie verpuffte.
Weil darüber hinaus auch die Küchen und Grundrisse dringend an aktuelle Bedürfnisse
angepasst werden mussten, entschied sich die BGZ 2008 zur Sanierung.
Sanierungskonzept für hochgesteckte Ziele
Rolf Hefti erinnert sich: «Damals haben wir eine erste Machbarkeitsstudie zur Sanierung in
Auftrag gegeben. Es herrschte die Meinung, dass Sanierungen auf das Niveau der 2000Watt-Gesellschaft nicht möglich seien.» Man habe den Grundsatzentscheid fällen müssen,
ob man die Hochhäuser im üblichen Umfang sanieren oder einen innovativen Weg
beschreiten wolle. «Nach intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema haben wir doch
einen Weg gefunden, unsere energiepolitischen Ziele zu erreichen», sagt der
Geschäftsführer der BGZ. Im Mai 2011 begann man nach einem aufwändigen Planungs- und
Bewilligungsverfahren mit der Sanierung des ersten Turms. Mit dem zweiten Hochhaus
wurde ein Jahr später begonnen; es ist im März 2013 fertig geworden. Mit dem Umbau, der
vom Architekturbüro Harder Haas Partner AG in Eglisau geplant wurde, konnte der
Energieverbrauch deutlich gesenkt und die Wohnqualität verbessert werden. «Wie viel wir
genau einsparen, wissen wir jedoch erst nach Abrechnung der ersten Heizperiode», sagt
Rolf Hefti.
Wärmeverluste stoppen
Auffälligstes Merkmal der sanierten Hochhäuser ist die Gebäudehülle aus Solarpanelen –
obwohl es das vorrangige Ziel war, Energie einzusparen und nicht zu produzieren. Dazu
beigetragen haben die bessere Dämmung der Fassade mit ISOVER-Produkten und neue,
dreifachverglaste Bandfenster. Aber auch grössere bauliche Veränderungen zur Beseitigung
von Wärmebrücken leisten einen wichtigen Beitrag: Die kleinen und energetisch ungünstigen
Balkone wurden abgefräst und an ihrer Stelle mit massiven Betonelementen zusätzliche
Zimmer angefügt. In diesen Räumen, wurden die hellen und grosszügigen Küchen
untergebracht. Die bisher offenen Treppenhäuser wurden abgedichtet und mit neuen
Balkonanbauten für die Zweieinhalbzimmer-Wohnungen geschlossen. «Mit diesen
Massnahmen konnten wir zugleich die Wohn- und Balkonfläche um durchschnittlich 25
Prozent vergrössern», erklärt Rolf Hefti. Eine 21/2-Zimmer-Wohnung hat heute 63 m2, die
grösste 41/2-Zimmer-Wohnung misst 111 m2. Die kontrollierte Lüftung mit
Wärmerückgewinnung tut ihr weiteres dazu, dass Energie und damit Heizkosten eingespart
werden.
Energie von der Fassade
Die ganze Fassade der beiden Wohntürme wurde mit Photovoltaik-Panels verkleidet. Dieses
Konzept wurde erstmals in der Schweiz bei einem Wohnhaus umgesetzt und war nicht ganz
einfach, denn die Panels mussten besondere Anforderungen erfüllen: «Sie dürfen nicht
spiegeln und müssen bruch- und schlagsicher sein», erklärt Rolf Hefti. Aus Sicht des
Energieplaners ist die Fassade für eine Solaranlage weniger geeignet als ein Dach, weil die
Ausrichtung der Panels nicht optimal ist und damit die Leistung etwas geringer ausfällt.
Trotzdem hat sich die Genossenschaft dafür entscheiden: «Die rund 1000 Panels sind auch
ein effizienter und pflegeleichter Witterungsschutz für die Gebäude. Mit einem
kostengünstigen Standardprodukt kommt diese richtungsweisende Verkleidung trotz
kilometerlanger Verkabelung nicht teurer als eine herkömmliche Fassade», sagt Architektin
Veronika Harder. Der Preis für die Panels liegt bei 150 Franken pro Quadratmeter und damit
etwa gleich hoch wie für andere Materialien – nur die Montage ist aufwändiger und damit
teurer. Dafür brauchen die Panels im Gegensatz zu anderen Gebäudehüllen während 30
Jahren keinen Unterhalt und produzieren CO2-neutralen Strom. Die Leistung der gewählten
Dünnschicht-Solarmodule ist im Vergleich zu den effizientesten Solarmodulen etwas
geringer, dank der grossen Flächen produzieren die Anlagen aber immer noch 86'000 kWh
Strom pro Gebäude und Jahr. Das entspricht etwa einem Drittel des Stroms, den die rund
300 Bewohnerinnen und Bewohner selber konsumieren.
Pflegen und einsparen
Dass die BGZ es mit ihrem Engagement für die 2000-Watt-Gesellschaft ernst meint, beweist
sie auch im Detail: Viele Oberflächen in den Wohnungen wurden aufgefrischt statt ersetzt –
das spart wertvolle Ressourcen. Bei den neuen Kücheneinbauten hat man ebenfalls einen
sparsamen Weg gesucht: «Wir setzten auf eine Eigenkonstruktion vom Schreiner statt auf
Fertigelemente», sagt Rolf Hefti, «denn so kann man für jeden Korpus eine Seitenwand
einsparen – das reduziert den Materialaufwand um 40 Prozent.» In einem nächsten Schritt
soll die Erdgasheizung durch eine Pelletheizung ersetzt werden. Damit liesse sich –
zusätzlich zu den bisher erzielten Energieeinsparungen – der CO2-Ausstoss der Sihlweid
noch einmal deutlich reduzieren.
Bessere Wohnqualität zu fairem Preis
Die umfassende Sanierung der beiden Wohnhochhäuser Sihlweid kostete rund 36 Millionen
Franken. Für die Genossenschaft, die sich der Nachhaltigkeit und damit auch sozialen
Aspekten verpflichtet hat, ist bezahlbarer Wohnraum ein besonders wichtiges Anliegen.
Deshalb hat die Genossenschaft den Mietpreisaufschlag möglichst tief gehalten, mit einer
sparsamen Sanierung und einem Erneuerungsfonds, den sie über lange Zeit äufnet: der
Aufschlag beträgt etwa 30 Prozent – für deutlich grössere Wohnungen mit verbesserter
Wohnqualität. Rolf Hefti sagt: «Eine Vierzimmerwohnung kostet anstelle von 1700 Franken
heute 2250 Franken. Dafür schlagen die Nebenkosten nur noch mit 80 statt 150 Franken
monatlich zu Buch.»
(Box1:)
Auszeichnung der Stadt Zürich
Die Hälfte aller Bauten in der Stadt Zürich, das sind 26'953, wurden in den Jahren 1931 bis
1980 erstellt. Entsprechend hoch ist der Erneuerungsbedarf, denn viele Wohnbauten sind
energetisch schlecht oder entsprechen nicht den Bedürfnissen der heutigen Zeit. 2010
organisierte die Stadtentwicklung Zürich das «Forum Wohnraum Innenstadt» mit
Quartiervertreterinnen, Fachleuten aus dem Immobilienwesen, Mieterinnen und
Hauseigentümern sowie Vertretern und Vertreterinnen der Stadt. Im Forum wurde die Idee
einer Auszeichnung für nachhaltige Sanierungen von Wohnbauten lanciert. 2012 wurde die
«Auszeichnung Nachhaltig Sanieren» der Stadt Zürich erstmals verliehen. Sieben in
umfassendem Sinn nachhaltige, das heisst auch möglichst sozial- und quartierverträgliche
Projekte, wurden ausgezeichnet, darunter die Wohnhochhäuser Sihlweid der
Baugenossenschaft Zurlinden (BGZ).
(Box2:)
Partner
Bauherrschaft
Bauunternehmung
Architektur
Fassadenbau
Dämmung
Baugenossenschaft Zurlinden BGZ, 8047 Zürich
Jäggi und Partner AG, 8105 Regensdorf
Harder Haas und Partner AG, 8193 Eglisau
Ernst Schweizer Metallbau AG, 8005 Zürich
Saint-Gobain ISOVER AG
(Weitere Informationen:)
Weitere Informationen zur Firma Saint-Gobain ISOVER AG finden sie
unter www.isover.ch. Für Fragen steht Ihnen Christa Baisotti gerne zur Verfügung.
[email protected] oder Telefon 021 906 02 72.
(Bildnachweis:)
Foto: Markus Jelk
(Bildlegenden:)
Die gesamte Fassade ist mit Fotovoltaik-Panels verkleidet und produziert 86'000 kWh CO2neutralen Strom pro Gebäude und Jahr.
Die hellen und grosszügigen Wohnküchen sind in den zusätzlich angefügten Räumen
untergebracht.
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