Auszug aus: Gebäudetypologie der Stadt Essen, Amt für Umweltschutz, Mai 2001 Mehrfamilienhaus, erbaut bis 1918 Gebäudetyp M 18 Viele Gebäude, die vor dem 1. Weltkrieg erstellt wurden, sind Massivbauten aus Ziegelmauerwerk. Damals wurde der bauliche Wärmeschutz wenig berücksichtigt. • die Außenwände bestehen aus Vollziegeln, die außen verputzt sind. Die Fassaden sind häufig ornamentiert. • die Kellerdecke ist in der Regel eine Ziegel-, seltener eine Beton- oder Holzbalkendecke mit oberseitiger Dielung, teils mit, teils ohne Dämmung. • die oberste Geschossdecke ist eine Holzbalkendecke mit Dielung. • die Dachschräge besteht meistens aus Putz auf Putzträger ohne Dämmung. • die Fenster sind mittlerweile erneuert und haben eine Isolierverglasung. Bei der Energiebilanz wird von einem ausgebauten Dachgeschoss ausgegangen. Die meiste Wärme geht über die Außenwände und das Dach verloren, hier liegen die größten Einsparpotenziale. Wenn der Heizenergieverbrauch nachhaltig gesenkt werden soll, muss hier angesetzt werden. Fenster 9% Dach 28% Lüftung 14% ob. G eschossd. 1% Kellerdecke 4% Außenw and 31% Wärmeverluste Heizung 13% Auszug aus: Gebäudetypologie der Stadt Essen, Amt für Umweltschutz, Mai 2001 Gebäudetypologie Essen - Gebäudesteckbrief Haustyp Baualter M 18 M 18 vor 1918 Bauteil Beschreibung U-Wert [W/(m²K)] Anmerkung Außenwand 25 - 64 cm Vollziegelmauerwerk, teils verputzt, teils Sichtmauerwerk, ornamentierte Fassade 0,98 - 1,91 Preußische Kappendecke aus Vollziegeln mit Sandschüttung, oberseitig Dielung auf Lagerhölzern 0,90 - 1,10 überwiegend Scheitrechte Kappendecke aus Ortbeton mit Sand- oder Schlackenschüttung, oberseitig Dielung 0,80 - 1,20 selten Holzbalkendecke mit Blindboden und Lehmschlag oder Schlackenschüttung, oberseitig Dielung 0,60 - 0,80 selten Kellerdecke oberste Geschoßdecke Holzbalkendecke mit Blindboden und Sand-, oder Schlackefüllung bzw. Lehmschlag, oberseitig Dielung, unterseitig Putz auf Putzträger 0,61 - 1,29 Dachschräge Sparschalung mit Putz auf Putzträger 2,60 Holz oder Kunststofffenster mit Isolierverglasung 2,80 Fenster Auszug aus: Gebäudetypologie der Stadt Essen, Amt für Umweltschutz, Mai 2001 Erläuterungen 1. Gebäudesteckbrief (Seite 1) Auf der Seite 1 ist das Gebäude in allgemeiner Form mit den wesentlichen energetischen Schwachstellen beschrieben. Die Energieverluste eines durchschnittlichen Gebäudes sind in einer Verlustbilanz grafisch dargestellt. Auch der Hausbesitzer, der das genaue Baujahr nicht kennt, kann ggf. das Gebäude über dieses Foto altersmäßig einordnen. 2. Gebäudedatenblatt (Seite 2) Das Gebäudedatenblatt beschreibt das Gebäude mit seinen vorherrschenden Baukonstruktionen im Zustand nach seiner Errichtung, d.h. ohne die Durchführung nachträglicher Dämmmaßnahmen. Lediglich bei den Fenstern wurde durchgängig Isolierverglasung angesetzt, da mittlerweile fast alle Gebäude entsprechend nachgerüstet wurden. "Bauteil": Hier sind die jeweils vorherrschenden Konstruktionen in ihrem prinzipiellen Aufbau dargestellt. Sämtliche Angaben zu Baukonstruktionen, Schichtfolge und -stärke sowie die Häufigkeit der Verteilung (Spalte "Anmerkung") wurden durch Befragung der Essener Wohnungswirtschaft ermittelt. "U-Wert" (früher k-Wert): Dieser Wärmedurchgangskoeffizient beschreibt in seiner Größe (W/(m²*K)) den Wärmeverlust eines Bauteils, wobei ein hoher U-Wert einem hohen Wärmeverlust und ein niedriger UWert einem geringen Wärmeverlust entspricht. Größere Spannweiten von U-Werten einzelner Bauteile wurden als von-bis-Werte dargestellt. Die Spalte "Anmerkung" beschreibt die Häufigkeit der jeweiligen Konstruktion an dem entsprechenden Gebäudetyp in Essen. 3. Maßnahmen und Energiebilanz (Seite 3) Seite 3 beschreibt nachträgliche Dämmmaßnahmen mit Angaben zu Energieeinsparung, Kosten und Wirtschaftlichkeit. Linke Grafik: Sie zeigt die Energieverluste des Hauses vor der energetischen Sanierung für alle Bauteile einschl. Heizung ("Ur-Zustand"). Hier wird deutlich, über welche Bauteile die meiste Energie verloren geht und wo im Umkehrschluss der höchste Modernisierungsbedarf besteht. Rechte Grafik: Sie zeigt die schrittweise Senkung des Energieverbrauchs durch Energiesparmaßnahmen. Diese Energiebilanz ist als spezifischer Heizenergieverbrauch in kWh je m² Wohnfläche und Jahr (kWh/(m²*a)) dargestellt. Dabei wurde ein modernes Heizungssystem mit einem Jahresnutzungsgrad von 0,87 unterstellt. Welcher spezifische Heizenergieverbrauch sich nach Durchführung aller Energiesparmaßnahmen einstellt, ist im unteren Balken dargestellt. "U-Wert neu": U-Wert nach der energetischen Modernisierung. Wenn die Ausgangskonstruktion in einer Spannweite von U-Werten angegeben wurde, bezieht sich der U-Wert neu immer auf den gemittelten UWert der Ausgangskonstruktion. Gab es eine unterschiedliche Häufigkeitsverteilung mehrerer Baukonstruktionen, so wurden die Ausgangs-U-Werte entsprechend gewichtet (z. B. häufig = 90 %, selten = 10 %). Auszug aus: Gebäudetypologie der Stadt Essen, Amt für Umweltschutz, Mai 2001 Etliche Energiesparmaßnahmen, wie z.B. die nachträgliche Steildachdämmung (bei ausgebautem Dachgeschoss von außen) oder der Einbau von Wärmeschutzverglasung sind nur sinnvoll, wenn ohnehin notwendige bauliche Sanierungsarbeiten wie Dachneueindeckung oder Fenstererneuerung erfolgen. Die in diesem Fall entstehenden "Gesamtkosten" der Modernisierungsmaßnahme enthalten alle Kosten inkl. Material, Handwerker, Kapitalkosten etc. Aber nur ein Teil hiervon, nämlich die Materialkosten für Dämmung oder die Arbeitskosten für deren Einbau ist der reinen energetischen Verbesserung zuzuordnen. Die Kosten hierfür sind als reine energetische Mehrkosten in der Spalte "Mehrkosten" angegeben. Nur dieser Kostenanteil darf bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung zugrunde gelegt werden. Ungeachtet der Wirtschaftlichkeit spielen selbstverständlich Fragen wie Komfortgewinn, Gebäudewerterhaltung oder Vermeidung von Bauschäden ebenfalls eine Rolle bei der Entscheidung über die Durchführung einer Dämmmaßnahme. Eine Reihe von Energiesparmaßnahmen wie z.B. die Dämmung der Kellerdecke oder der obersten Geschossdecke sind dagegen unabhängig von baulichen Modernisierungsmaßnahmen. Hier sind die "Mehrkosten" mit den "Gesamtkosten" identisch. "Einsparkosten": Hier kann die wirtschaftliche Rentabilität der Maßnahmen abgelesen werden. Sie stellen den Betrag dar, den ein Hausbesitzer ausgeben muss, um 1 kWh an Heizenergie einzusparen. Ist dieser Betrag niedriger als der aktuelle Energiepreis, ist die Maßnahme wirtschaftlich, sind die Einsparkosten höher als der aktuelle Energiepreis, ist die Maßnahme unwirtschaftlich. Alle Kosten sind netto, d. h. ohne MWSt. angegeben. Die Einsparkosten ergeben sich aus der Division der Energiesparinvestition (DM) durch die eingesparte Heizenergie während der Lebensdauer des Bauteils (KWh). Für alle Dämmmaßnahmen wurde eine Lebensdauer von 30 Jahren angesetzt. Einsparkosten = Kosten der Maßnahme (inkl. Kapitalkosten) Heizkosteneinsparung über die Lebensdauer der Maßnahme = € bzw. Cent kWh Freistehende Einfamilienhäuser und Reihenhäuser gibt es in den meisten Baualtersklassen sowohl mit als auch ohne ausgebautes Dach. Da nicht beides gleichzeitig berücksichtigt werden kann, wurde bei den Energiebilanzen der Einfamilienhäuser immer ein ausgebautes Dach angesetzt, umgekehrt bei den Reihenhäusern immer ein nicht ausgebautes Dach.