Meningitis, Hirnabszess und Liquorfistel

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b
Abb. 8.6a u. b Röntgenbild des Schädels eines Kleinkindes
nach einem Auffahrunfall.
a Multiple breit klaffende Berstungsfrakturen.
8.7
Meningitis, Hirnabszess
und Liquorfistel
Pathogenese und Epidemiologie
b Das Röntgenbild 14 Monate nach dem Unfall zeigt eine
wachsende Fraktur hoch parietal.
Diagnostik
Die Bestätigung einer Liquorfistel und damit des Austrittortes aus der Schädelbasis wird mit der MRT-Bildgebung in
den allermeisten Fällen gelingen (Abb. 8.7).
Jede offene Verbindung zum Kranium birgt die Gefahr der
Infektion entweder durch eine direkte offene SchädelHirn-Verletzung oder über Frakturen der frontotemporalen
Region mit Beteiligung der pneumatisierten Räume und
gleichzeitiger Verletzung von Dura und Arachnoidea. Als
Folge kommt es zur Ausbildung einer Liquorfistel. Während die otogenen Liquorfisteln mit wenigen Ausnahmen
kurze Zeit nach dem Trauma spontan sistieren, birgt die
nasale Liquorfistel, auch wenn es zum Sistieren gekommen
ist, noch nach Jahren die Gefahr eines rezidivierenden Liquoraustrittes mit aufsteigender Infektion.
Im Bereich von eingedrungenen Fremdkörpern können
Entzündungsvorgänge entstehen und zur Abszessbildung
führen.
Das Intervall zwischen Unfall und Manifestation eines
Hirnabszesses kann viele Jahre betragen.
Ein Verletzter mit einer nicht operativ versorgten frontobasalen Verletzung und Rhinoliquorrhö ist der stetigen Gefahr einer Meningitis ausgesetzt.
Klinik
Neben den klinischen Zeichen einer Meningitis wird beim
Vorliegen eines Abszesses auch die Symptomatik einer intrakraniellen Raumforderung anzutreffen sein.
Abb. 8.7 Präoperatives MRT eines 76-jährigen Patienten mit
der Darstellung eines später operativ bestätigten Hirnabszesses rechts parietal. Gleichzeitig liegt der Befund eines verknöcherten chronisch subduralen Hämatoms vor. Nach einem
Schädel-Hirn-Trauma vor 29 Jahren war in dieser Region ein
subdurales Hämatom entlastet worden.
Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden!
Aus Wallesch, C.-W., A. Unterberg, V. Dietz: Neurotraumatologie (ISBN 9783131369215) © 2005 Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart
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8.7 Meningitis, Hirnabszess und Liquorfistel
8 Spätfolgen und Komplikationen nach Schädel-Hirn-Trauma
Abb. 8.8a u. b Röntgenaufnahmen eines
asymmetrisch mit Luft gefüllten Ventrikelsystems bei einem 56-jährigen Patienten,
der vor 4 Monaten einen Unfall erlitt und
sich dabei eine frontobasale Fraktur zuzog.
a
b
Therapie
Die in der Bildgebung festgestellte Austrittsöffnung für die
Liquorfistel wird über eine Kraniotomie operativ gedeckt.
Der solitäre kleine Hirnabszess kann über eine stereotaktisch geführte Punktion entlastet werden, der große Hirnabszess wird ähnlich dem operativen Vorgehen bei einer
intrakraniellen Raumforderung exstirpiert. Ein AntibiotikaRegime wird nach der Resistenzbestimmung festgelegt.
8.8
Pneumatozephalus
Definition
Eine Ansammlung von Luft im intraventrikulärem Raum wird
als Pneumatozephalus bezeichnet.
8.9
Sinus-cavernosus-Fistel
Klinik
Das klinische Bild einer Sinus-cavernosus-Fistel zeigt einen
pulsierenden Exophthalmus, eine Chemosis, einen orbitalen Schmerz sowie Funktionsstörungen des II. und III. Hirnnervs. Der Patient beklagt ein pulsierendes Geräusch. In
den meisten Fällen tritt diese Symptomatik prompt oder
verzögert nach einigen Tagen auf (Abb. 8.9). Es zählt zu
den Raritäten, wenn die Fistel erst Monate nach dem Unfall
symptomatisch wird (Dubov u. Bach 1991).
Diagnostik
Die Darstellung der Fistel erfolgt mit einer Angiographie.
Therapie
Pathogenese
Eine Okklusion der Fistel wird mit endovaskulären Methoden erreicht.
Voraussetzung für das Entstehen eines Pneumatozephalus
ist eine offene Verbindung zwischen dem Ventrikelsystem
und der Außenwelt. Diese kann bei einer frontobasalen
Verletzung entstehen, bei der sich eine nasale Liquorfistel
gebildet hat (Abb. 8.8a u. b). Durch einen Ventilmechanismus kann es dabei nicht nur zu einem Auffüllen, sondern
zu einer Überblähung des Ventrikelbereiches kommen.
Man spricht dann von einem Spannungspneumatozephalus.
Klinik
Die klinischen Zeichen schließen Kopfschmerzen, Übelkeit
bis Erbrechen und Bewusstseinsstörungen ein.
Therapie
Als Behandlung kommt nur der operative Verschluss der
Fistel infrage.
Abb. 8.9 Chemosis und Ptose beiderseits bei einer Sinus-cavernosus-Fistel, die bei dem 52-jährigen Patienten erst 4 Wochen nach einem leichtem Schädel-Hirn-Trauma (Auffahrunfall)
auftrat.
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