Grußworte zum Zweiten Workshop „HIV-Prävention“ der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern Dr. Martina Bunge, Mitglied des Bundestages und Vorsitzende des Gesundheitsausschusses: Gern habe ich die Einladung zu Ihrem Workshop angenommen. Mir ist die HIV-Prävention, die HIV/AIDS-Problematik insgesamt zu einer Herzensangelegenheit geworden. Ich habe inzwischen viele Sichten darauf. Anfang der 90er Jahre war ich nicht nur mit der Erkrankung, sondern auch dem Tod einiger Freunde und Kollegen konfrontiert. In meiner Zeit als Sozialministerin dieses Landes mühte ich mich um den Ausbau der Infrastruktur für die HIVPrävention und AIDS-Behandlung und Betreuung – da galt es, manchen „Strauß“ mit der Finanzministerin auszufechten. Jetzt von der Bundesebene aus hat sich mein Blick über unseren Tellerrand hinaus auf die internationale Ebene ausgedehnt. Das G8-Gipfeltreffen hat HIV/AIDS zum Thema gemacht, nicht erst dieses Jahr. In Vorbereitung des vorjährigen Gipfels in St. Petersburg trafen sich zur Problematik im April 2006 die Gesundheitsminister der G8-Länder und am 08.06.06 fand in Moskau eine Parlamentarier-Konferenz bei der Staats-DUMA statt mit dem Titel „HIV und AIDS in der Region Mittel- und Osteuropa sowie Asien“. Ich durfte dort als Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheit des Deutschen Bundestages als einzige Vertreterin Westeuropas sprechen. Hintergrund war, dass es Tradition werden sollte, dass Gipfeltreffen der Staatschefs durch Treffen von Parlamentarierinnen und Parlamentarier begleitet werden. Nach Edinburgh 2005 und Moskau 2006 sollte Berlin zum diesjährigen Gipfel in Deutschland die Nachfolge antreten. Die Legitimitätsprobleme, die den G8-Gipfeltreffen immanent sind, versuchen wir Parlamentarier/innen dadurch zu mindern, dass wir zu den G8-Ländern gleichberechtigt China, Indien, Mexiko und Brasilien sowie afrikanische Staaten einladen. Unter der deutschen EU-Ratspräsidentschaft und G8-Gipfelausstattung fanden am 12./13.März 2007 in Bremen die Ministerkonferenz statt und für den 30. und 31. Mai 2007 wird im Deutschen Bundestag – von der Deutschen Stiftung „Weltbevölkerung“ organisiert – die Parlamentarierbegleitkonferenz 2007 stattfinden. Seit 20 Jahren gibt es in Deutschland ein AIDS-Bekämpfungskonzept, weltweit wie in Deutschland ist die Gefahr nicht gebannt. Neue Herausforderungen stehen vor der HIV/AIDS-Prävention, sie ist ein stetiger Prozess, der konsequent angegangen werden muss. HIV/AIDS existiert mittlerweile in allen Regionen der Welt, präsentiert sich aber in den unterschiedlichsten Facetten, was insbesondere die Infektionswege und Betroffenen angeht. Erschreckend ist die enorme Steigerung infizierter Frauen in Afrika. In Deutschland sind nach wie vor die Hauptbetroffenen homosexuelle Männer, aber auch der Anteil heterosexueller Infizierter steigt. In Osteuropa sind vor allem drogenabhängige Jugendliche die Betroffenen. Aber: so unterschiedlich auch die Infektionswege sind, so ähnlich sind doch die Strategien zur Bekämpfung. Aufklärung ist bekanntlich das A und O. Die Debatten, die in Deutschland zu Beginn hitzig geführt wurden, wiederholen sich in der Welt: Wieder ist die Meinung zu bekämpfen: die sind doch selber Schuld, das betrifft uns nicht. Ethische und religiöse Konflikte sind zu respektieren, wiederholt werden muss, dass es normal ist, wenn Männer Sex mit Männern haben. Der Diskussion in der Familie, in der Öffentlichkeit muss der Weg bereitet, breite Kreise der Zivilgesellschaft einbezogen werden. All das ist nicht a priori selbstverständlich, in Russland bspw. muss erst einmal NGOs das Agieren ermöglicht werden. Es gibt die Frage, sind immer neue Konferenzen richtig? Ich sage ja. Es gibt immer Neues, Erfahrungen sind zu verbreiten. Auch das Treffen von Menschen kann Menschenleben retten! Am 08.03.2007 hat das Bundesministerium für Gesundheit einen neuen Aktionsplan zur Umsetzung der HIV/AIDS-Bekämpfungsstrategie vorgelegt. Im Teil I geht es um Deutschland und die Zusammenarbeit mit Osteuropa. Der Teil II widmet sich der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Ich sehe, dass in Ihrem Workshop die Prävention in Deutschland auf den Prüfstand gestellt werden soll. Das ist richtig, denn nicht mit „Beweihräucherung“, sondern nur mit kritischem Hinterfragen kommen wir voran. Ich wünsche dem Workshop gutes Gelingen und Ihnen allen in der tagtäglichen Arbeit viel Erfolg. Erwin Sellering, Minister für Soziales und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern: Sehr verehrte Damen, sehr geehrte Herren, die HIV/AIDS-Epidemie hat sich innerhalb von 20 Jahren weltweit zu einem der größten Gesundheitsprobleme der heutigen Zeit entwickelt. Die Tatsache, dass sich vor allem jüngere Menschen mit HIV infizieren, eine Heilung nicht möglich ist und die lebenslange Therapie mit hohen Medikamentenkosten und einem erheblichen medizinischen Betreuungsaufwand verbunden ist, bestimmt die gesundheitspolitische Relevanz dieser Erkrankung. Die Situation in der Bundesrepublik stellt sich im europäischen und internationalen Vergleich relativ günstig dar. Dies kann nicht zuletzt den früh begonnenen und effektiv durchgeführten Präventionsmaßnahmen angerechnet werden. Nach erfolgreichen Jahren bei der HIV/AIDSBekämpfung, in denen die Zahl der Neuinfektionen stabil blieb, steigt diese Zahl seit 2002 wieder an. In der Bevölkerung ist das Wissen zur HIV und AIDS bereits auf hohem Niveau vorhanden. Dennoch dürfen wir uns nicht in einer falschen Sicherheit wiegen. Wir müssen immer wieder neu über die Infektionswege und Schutzmöglichkeiten aufklären. In Deutschland wird die HIV-Epidemie am stärksten durch die Gruppe der Männer, die Sex mit Männern haben, geprägt. Die steigende Zahl von Neudiagnosen in dieser Hauptgefährdetengruppe, Ergebnisse sozialwissenschaftlicher Studien und die Erfahrungen in der Vor-Ort-Arbeit zeigen eindeutig, dass das präventive Verhalten seit etwa dem Jahr 2002 rückläufig ist. Daher stehen alle in der Aufklärung und Prävention tätigen Kräfte vor neuen Herausforderungen. Dieser zweite HIV-Workshop stellt sich den neuen Rahmenbedingungen und wird einen Beitrag zur Erneuerung und ggf. Anpassung der HIV-Prävention leisten. Dr. Andreas Crusius, Präsident der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern: Sehr verehrte Damen, sehr geehrte Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, das Thema „HIV-Infektion“ hat in den letzten Jahren erneut an Brisanz gewonnen – die Infektionsrate ist weltweit dramatisch angestiegen, insbesondere in Afrika und auch zunehmend in Osteuropa infizieren sich immer mehr Menschen mit dem HI-Virus. Es ist ein bedenklicher Trend, dass die Gefahr einer Infektionsübertragung gerade durch die jüngere Generation negiert wird. Die Angst vor einer Infektion mit HIV nimmt durch die falsche Vorstellung zu den tatsächlichen medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten ab. Die Krankheit ist aber immer noch hochgradig infektiös und unheilbar. Ziel des Workshops „HIV-Prävention“, der zum zweiten Mal in Mecklenburg-Vorpommern stattfindet, ist es, eine wirksame HIV-Präventionsstrategie zu entwickeln. Es sollen Anforderungen an Politik, Gesellschaft und Risikogruppen formuliert und im Kontext zu medizinischen, juristischen und moralisch-ethischen Fragestellungen beantwortet werden. Den Teilnehmern wünsche ich eine angeregte Diskussion und eine erfolgreiche Mitwirkung am zweiten Workshop zur HIV-Prävention in der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern.