Position Die österreichische Zeitung für Medizin, Politik und Praxis Wien, am 01.06.2017, Nr: 22, 44x/Jahr, Seite: _ Druckauflage: 19 290, Größe: 64,46%, easyAPQ: _ Auftr.: 1161, Clip: 10607632, SB: Physiotherapie / n Bewegung hält Knochen auf Trab Physiotherapie. ZieL der physiotherapeutischen Bewegungstherapie beim Osteoporose-Patienten ist die Verbesserung der HaLtungs- und BewegungskontroLie zur SchmerzLinderung und Bewegungsmotivation. Da für den Knochen geeignete stabilisierende Trainingsformen hohe Risiken für den Patienten bergen, darf dies nur unter medizinischer Kontrolle durchgeführt werden. Bei älteren Patienten registriert man bereits durch Tai-Chi nach einiger Zeit einen Anstieg der Knochendichte. © ASK-Foto grafie/adi Vor. Hsijiinsrd Ktofer Die Physio- und Bewegungstherapie beschäftigt sich mit der physiologischen Anpassung an physikalische Veränderungen, und wie diese therapeutisch angewendet werden können. Allein beim aufrechten Stehen wirkt die Schwerkraft schon auf den gesamten Körper, und damit auch auf die Muskulatur und den Knochen. „Die Rehabilitation beim Osteoporose-Patienten beginnt mit einer physiotherapeutischen Bewegungstherapie. Erst wenn das muskuläre Zusammenspiel wieder funktioniert, kann mit einem progressiven Widerstandstraining begonnen werden", erklärte Prof. Elisabeth Preisinger, Institut für Physikalische Medizin und Rehabilitation am KH Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel, Wien. Management der Osteoporose Freitag, 10. November 2017 8.30 - 1 5 Uhr, Wiener Rathaus Harmonie, Koordination etc.) intuitiv zu erfassen, womit dieser auf die individuellen Gegebenheiten des Patienten eingehen kann. Anhand von definierten Beobachtungskriterien, die sich auf die Statik oder die Gelenke des Körpers beziehen, erlaubt dieses Konzept eine präzise Beobachtung der Bewegungsabläufe. Es handelt sich bei diesen Methoden um Motor Control Exercices, mit denen kontrollierte Alltagsbewegungsmuster durch Korrektur, Retraining und Optimierung eintrainiert werden. Dazu gehört auch Physik beeinflusst Physiologie Angewandt werden dreidimensionale Bewegungstechniken wie die Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation (PNF), gesunde Körperhaltung nach Brügger, Funktionelle Bewegungslehre (FBL) nach Klein-Vogelbach oder die Spiraldynamik. Die PNF etwa nutzt sowohl Exterozeptoren [Sensoren, die Reize verarbeiten, die von außen auf den Körper treffen), Telerezeptoren (Augen und Ohren) und vor allem Propriozeptoren, um natürliche, physiologische Bewegungen anzubahnen. Propriozeptoren sind Muskel-, Gelenk- und Sehnenrezeptoren, die Informationen über die Haltung und Bewegung des Körpers an das zentrale Nervensystem weiterleiten. Ziel der PNF-Physiotherapie ist es, durch verstärkte Stimulation der Sensoren das neuromuskuläre Zusammenspiel zu fördern und damit das physiologische Bewegungsmuster zu erleichtern (Fazilitation). Im Alltag gerade halten Die Ziele der Brügger-Therapie sind der Abbau von Schmerzen und Storfaktoren, das Wiedererlernen der aufrechten Körperhaltung im Alltag, die Korrektur der Staük des gesamten Körpers, das Lösen von Muskelkontraktionen und das Wahrnehmen und Erlernen einer gesunden Körperhaltung. Bei der FBL muss der Therapeut die Fähigkeit haben, räumliche und zeitliche Qualitäten (Bewegung, Fachkurzinforrnation siehe Seite 39 » Die Rehabilitation beim Osteoporose-Patienten beginnt mit einer physiotherapeutischen Bewegungstherapie. Prof. Elisabeth Preisinger KH Hiefzing „Lässt diese Fähigkeit nach, kommt es im Laufe der Zeit vermehrt zu Problemen, wie etwa einem Bandscheibenvorfall" sagte Preisinger. Das Muskelsystem besteht einerseits aus der lokalen Muskulatur, die für die intervertebrale Bewegungskontrolle zuständig ist. Die interver- tebraie Muskulatur befindet sich zwischen den einzelnen Wirbelkörpern, wozu auch die Wirbelfortsätze gehören. Mit dem passiven System der Bandstrukturen und den Gelenkstrukturen besteht ein komplizierter Mechanismus von Muskeln, die vorerst einmal stabilisiert werden müssen. Mehrere Muskel schichten betreffen mehrere Wirbeln bzw. überspringen sie in der Verbindung, und müssen mit darunter liegenden Muskeln zusammenspielen. Trainiert man beim Krafttraining nur die Streckenmuskulatur und die darunter liegende Muskulatur ist instabil, kann dies negative Auswirkungen haben. Anatomisch sind es vor allem Muskeln wie der Transversus abdominis oder der Multifidus, die trainiert werden müssen. Dazu gehört auch die Beckenbodenmuskulatur, dessen Wahrnehmung meistens bcwusst geübt werden muss. die Verbesserung der KÖrperwahrnehmung durch muskuläre Kontrolle und Körperbalance sowie durch die, bei der Osteoporose essenzielle, kontrollierte Wirbelsäulenbewegung (ugl Byström MG et al. Spine 2013). Viele spannen bei Aufforderung nicht die Beckenbodenmuskeln an, sondern den Gluteus maximus, der jedoch für die Hüftstrecken verantwortlichist. Bewegung und Stabilität Erhöhung der Knochenmasse Der Bewegungsumfang einer jungen Wirbelsäule ist mit etwa 110 Grad sehr groß. Dabei müssen sich 24 Wirbelkörper plus Kopf und Becken bei jeder Bewegung mit- und untereinander stabilisieren. Die Wirbelsäulenstabilität ist abhängig von den passiven Gelenkstrukturen, dem aktiven Muskelsystem sowie dem neuralen Kontrollsystem, ohne das die Muskulatur gar nicht funktionieren würde {Panjabt MM. J Spinal Düord 1992). „Der Benefit - und hier vor allem die Schmerzreduktion - der durch kontrollierte Übungsprogramme bei Osteoporose-Patienten erzielt werden kann, ist durch zahlreiche Studien belegt. Mit der Zeit kommt es zur Erhöhung der Knochenmasse", so Preisinger. Für die Osteoporose-Prävention sind es nicht nur Übungen gegen hohe Widerstände mit wenigen Wiederholungen (progressives Widerstand straining), die eine echte Ver- Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 01/3302415*218). besserung der Muskelkraft bringt, sondern auch Trainingsformen mit Eigengewichtsbelastung in aufrechter Körperposition, vom Einbeinstand, zügigen Gehen bis zum Joggen, Springen, Laufen, Ganzkörpervibration und Tanzen. „Solche auch kombinierten Programme können in jedem Alter einen Benefit bringen, vorausgesetzt es besteht kein erhöhtes Frakturrisiko", so die Bewegungsspezialistin. Prävention beginnt im Kindergarten Die Prävention sollte dabei bereits im Kindergartenalter beginnen, und die Leistung sollte immer über dem liegen, was das „normale" Leben mit sich bringt. Die meisten Studien diesbezüglich gibt es mit menopausalen Frauen. Statische Übungen, bei denen die Belastung beim Stehen schon höher als beim Liegen ist, stehen dynamische Übungen gegenüber. Bei älteren Patienten registriert man bereits durch zügiges Gehen oder Tai-Chi nach einiger Zeit einen leichten Anstieg der Knochendichte. Tai-Chi fördert zusätzlich die Koordinationsfähigkeit und ermöglicht eine gute Sturzprophylaxe. Bei jüngeren Patientinnen in der Prä-Menopause tritt ein Effekt auf den Knochen erst bei Ausdauersportarten mit hoher Intensität auf: loggen, Springen, Laufen, Tanzen, Ganzkörpervibration. Die „Bewegungs- und Physiotherapie" kann von einem Physiotherapeuten in der Gruppe oder als Einzeltherapie durchgeführt werden, wobei die Dauer pro Einheit zwischen 30 und 45 Minuten beträgt. Die Kosten für die Bewegungstherapie werden, von der Krankenkasse übernommen. Ziel der physiotherapeutischen Bewegungstherapie beim Osteoporose-Patienten ist im Wesentlichen die Verbesserung der Haltungs- und Bewegungskontrolle zur Schmerzlihderung und Bewregungsmotivation. Eine Zunahme der Knochendichte wird durch Übungen gegen geringe Widerstände nicht erreicht. „Da fur den Knochen geeignete stabilisierende Trainingsformen hohe Risiken für den Osteoporose Patienten bergen, darf dies nur unter medizinischer Kontrolle durchgeführt werden", so Preisinger. n a Quelle: 25. Osteoporoseforum - Osteofogie im Wandel der Zeit, 20.-22. April 2017, St. Wolfgang Seite: 1/1 www.observer.at Ärzte Woche