3.4 Stamm Pentastomida (Zungenwürmer)

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Stamm Pentastomida (Zungenwürmer)
Stamm Pentastomida
(Zungenwürmer)
Pente (gr.): fünf; stoma (gr.): Mund. „Fünfmünder“ (Erklärung
s. u.). Engl.: linguatulids.
Linguatula serrata (Zungen- und Nasenwurm)
Erreger der Linguatulose des Hundes
Z
Abb. 3.4.1 Armillifer-Weibchen aus einer Schlange (Aufn. IPZ).
Abb. 3.4.2 PentastomidenEi aus einer Schlange (Aufn.
IPZ).
dort in kleinen Knötchen einkapseln. Solche Knötchen
(Pentastomenknötchen) werden gelegentlich bei geschlachteten Haustieren oder erlegtem Wild gefunden.
In der Kapsel entwickeln sich im Verlauf von etwa 7 Monaten über mehrere Häutungen zunächst Sekundärlarven und schließlich die bis 5 mm langen, infektiösen Terminallarven, die offenbar aus der Kapsel ausbrechen
können. Endwirte infizieren sich durch Verzehr von Organen, die mit Terminallarven befallen sind. Diese wandern direkt vom Rachenraum aus, meist aber vom Magen her über den Ösophagus und Rachen in den
Nasenraum und entwickeln sich dort nach einer weiteren Häutung zu Adulten. Präpatenz 6 Monate, Patenz
bis 2 Jahre.
Lingua (lat.): Zunge; serratus (lat.): gesägt.
Erreger und Entwicklung. Die adulten Parasiten leben
in der Nasenhöhle und den Stirnhöhlen des Hundes und
anderer Caniden. Männchen etwa 2 cm lang, Weibchen
bis 13 cm; weißlich-gelblich, Körper abgeflacht, zungenförmig mit ca. 90 äußeren Segmenten. Die zahlreichen,
einen Embryo enthaltenden Eier gelangen im Nasenschleim in die Umwelt oder sie werden abgeschluckt
und im Kot ausgeschieden. Mit kontaminierten Pflanzen
werden sie von herbivoren Zwischenwirten (u. a. Nager,
Kaninchen, Haus- und Wildwiederkäuer, Schwein, Pferd)
oder auch von Fehlwirten (s. u.) aufgenommen. In den
Zwischenwirten schlüpfen aus den Eiern Primärlarven
(Bohrlarven mit Bohrapparat und 4 Krallenfüßchen), die
vom Darm über die Lymph- und Blutbahn (teils wohl
auch durch direkte Wanderung) in Lymphknoten sowie
in Organe der Brust- und Bauchhöhle gelangen und sich
Vorkommen. L. serrata ist bei Hunden in vielen Gebieten der Erde verbreitet, kommt aber in Mitteleuropa selten vor. In der Türkei (1997) waren 10 % der Hunde und
3 % der Schafe befallen. Katzen sind selten Fehlwirte für
die Entwicklungsstadien, wie auch Menschen (s. u.).
Pathogenese und Klinik. Entzündung der Schleimhäute, Nasenkatarrh, Nasenausfluss, Niesen, bakterielle Sekundärinfektionen, Beeinträchtigung des Geruchsvermögens; oft auch inapparente Infektion.
Diagnose. Nachweis der Eier (90 × 70 μm) im Nasenschleim oder im Kot (Kot mit 5 %iger Kalilauge 1:10 vermischen; zunächst mehrmaliges Sedimentieren in Wasser, Sediment in Zinkchloridlösung flotieren). Therapie:
mechanische Entfernung der Parasiten; wirksame Medikamente sind nicht bekannt.
Aus Eckert, J. u.a.: Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin (ISBN 9783930410720) © Enke Verlag Stuttgart 2008
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Die Pentastomida bilden eine eigenständige Gruppe, die
Merkmale verschiedener Tierstämme aufweist. Der Bau
ihrer Cuticula, die größere Mengen Chitin enthält, lässt
ihre Beziehungen zu den Arthropoden erkennen. DNAAnalysen weisen auf verwandtschaftliche Beziehungen
zu Crustaceen hin. Ähnlich wie bei den Anneliden ist ihr
Körper, mit Ausnahme des kurzen Vorderkörpers, in
echte, aber unvollkommene Segmente gegliedert
(Abb. 3.4.1). Die adulten Stadien der Pentastomiden sind
etwa 1–16 cm lange, getrenntgeschlechtliche, wurmähnliche, zylindrisch geformte, teils auch abgeflachte,
weichhäutige, meist weiß-gelblich gefärbte Tiere. Am
Vorderende befinden sich die Mundöffnung und 4
schlitzförmige Öffnungen von seitlichen Taschen mit je
einem Chitinhaken. Diese 5 Öffnungen haben zur Bezeichnung Pentastomum („Fünfmund“) geführt. Atmungs- und Zirkulationsorgane fehlen. Die geschlechtsreifen Pentastomiden leben im Respirationstrakt von
Vertebraten. Sie kommen in zahlreichen Arten in der
Lunge von Reptilien vor, aus Vögeln und Säugern sind
nur wenige Species bekannt. In den Entwicklungszyklus
sind Zwischenwirte eingeschaltet, die Eier der Pentastomiden aufnehmen (Abb. 3.4.2). Außer den Pentastomiden der Reptilien ist veterinärmedizinisch Linguatula
serrata (Ordnung Porocephalida) von Interesse.
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