3.4 3.4 371 Stamm Pentastomida (Zungenwürmer) Stamm Pentastomida (Zungenwürmer) Pente (gr.): fünf; stoma (gr.): Mund. „Fünfmünder“ (Erklärung s. u.). Engl.: linguatulids. Linguatula serrata (Zungen- und Nasenwurm) Erreger der Linguatulose des Hundes Z Abb. 3.4.1 Armillifer-Weibchen aus einer Schlange (Aufn. IPZ). Abb. 3.4.2 PentastomidenEi aus einer Schlange (Aufn. IPZ). dort in kleinen Knötchen einkapseln. Solche Knötchen (Pentastomenknötchen) werden gelegentlich bei geschlachteten Haustieren oder erlegtem Wild gefunden. In der Kapsel entwickeln sich im Verlauf von etwa 7 Monaten über mehrere Häutungen zunächst Sekundärlarven und schließlich die bis 5 mm langen, infektiösen Terminallarven, die offenbar aus der Kapsel ausbrechen können. Endwirte infizieren sich durch Verzehr von Organen, die mit Terminallarven befallen sind. Diese wandern direkt vom Rachenraum aus, meist aber vom Magen her über den Ösophagus und Rachen in den Nasenraum und entwickeln sich dort nach einer weiteren Häutung zu Adulten. Präpatenz 6 Monate, Patenz bis 2 Jahre. Lingua (lat.): Zunge; serratus (lat.): gesägt. Erreger und Entwicklung. Die adulten Parasiten leben in der Nasenhöhle und den Stirnhöhlen des Hundes und anderer Caniden. Männchen etwa 2 cm lang, Weibchen bis 13 cm; weißlich-gelblich, Körper abgeflacht, zungenförmig mit ca. 90 äußeren Segmenten. Die zahlreichen, einen Embryo enthaltenden Eier gelangen im Nasenschleim in die Umwelt oder sie werden abgeschluckt und im Kot ausgeschieden. Mit kontaminierten Pflanzen werden sie von herbivoren Zwischenwirten (u. a. Nager, Kaninchen, Haus- und Wildwiederkäuer, Schwein, Pferd) oder auch von Fehlwirten (s. u.) aufgenommen. In den Zwischenwirten schlüpfen aus den Eiern Primärlarven (Bohrlarven mit Bohrapparat und 4 Krallenfüßchen), die vom Darm über die Lymph- und Blutbahn (teils wohl auch durch direkte Wanderung) in Lymphknoten sowie in Organe der Brust- und Bauchhöhle gelangen und sich Vorkommen. L. serrata ist bei Hunden in vielen Gebieten der Erde verbreitet, kommt aber in Mitteleuropa selten vor. In der Türkei (1997) waren 10 % der Hunde und 3 % der Schafe befallen. Katzen sind selten Fehlwirte für die Entwicklungsstadien, wie auch Menschen (s. u.). Pathogenese und Klinik. Entzündung der Schleimhäute, Nasenkatarrh, Nasenausfluss, Niesen, bakterielle Sekundärinfektionen, Beeinträchtigung des Geruchsvermögens; oft auch inapparente Infektion. Diagnose. Nachweis der Eier (90 × 70 μm) im Nasenschleim oder im Kot (Kot mit 5 %iger Kalilauge 1:10 vermischen; zunächst mehrmaliges Sedimentieren in Wasser, Sediment in Zinkchloridlösung flotieren). Therapie: mechanische Entfernung der Parasiten; wirksame Medikamente sind nicht bekannt. Aus Eckert, J. u.a.: Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin (ISBN 9783930410720) © Enke Verlag Stuttgart 2008 Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Die Pentastomida bilden eine eigenständige Gruppe, die Merkmale verschiedener Tierstämme aufweist. Der Bau ihrer Cuticula, die größere Mengen Chitin enthält, lässt ihre Beziehungen zu den Arthropoden erkennen. DNAAnalysen weisen auf verwandtschaftliche Beziehungen zu Crustaceen hin. Ähnlich wie bei den Anneliden ist ihr Körper, mit Ausnahme des kurzen Vorderkörpers, in echte, aber unvollkommene Segmente gegliedert (Abb. 3.4.1). Die adulten Stadien der Pentastomiden sind etwa 1–16 cm lange, getrenntgeschlechtliche, wurmähnliche, zylindrisch geformte, teils auch abgeflachte, weichhäutige, meist weiß-gelblich gefärbte Tiere. Am Vorderende befinden sich die Mundöffnung und 4 schlitzförmige Öffnungen von seitlichen Taschen mit je einem Chitinhaken. Diese 5 Öffnungen haben zur Bezeichnung Pentastomum („Fünfmund“) geführt. Atmungs- und Zirkulationsorgane fehlen. Die geschlechtsreifen Pentastomiden leben im Respirationstrakt von Vertebraten. Sie kommen in zahlreichen Arten in der Lunge von Reptilien vor, aus Vögeln und Säugern sind nur wenige Species bekannt. In den Entwicklungszyklus sind Zwischenwirte eingeschaltet, die Eier der Pentastomiden aufnehmen (Abb. 3.4.2). Außer den Pentastomiden der Reptilien ist veterinärmedizinisch Linguatula serrata (Ordnung Porocephalida) von Interesse.