Die Verkehrsaufgaben des Verbandes Groß

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HRCHITEKTEN-VEREINSIMBERLINI
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Erscheint Sonnabends n. Mittwochs. — Bezugspreis halbjährl. 4 Mark, postfrei 5,30 Mark, einzelne Nummern von gewOhn. Umfange 30 Pf., stärkere entspr. teurer f
Der Anzeigenpreis für die 4gespaitene Petitzeile beträgt 50 Pf., fllr Behörden-Anzeigen und für Familien-Anzeigen 30 Pf. — Nachlaß auf Wiederholungen ^
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Nummer 40
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Berlin, Sonnabend den 7. Oktober 1911
VI. Jahrgang
Zu beziehen durch alle B uchhandlungen, Postäm ter und die'G eschäftsstelle C a rl H e y m a n n s V e rla g in Berlin W .8, M auerstraße 43.44
A lle
R e c h te
V o rb e h a lte n
Die Verkehrsaufgaben des Verbandes Groß-Berlin
V o r t r a g g e h a l t e n zum S c h i n k e l f e s t des A r c h i t e k t e n - V e r e i n s zu B e r lin d e n 13. M ä r z 1911 von
Richard Petersen
D
(Fortsetzung aus Nr. 39, Seite 222)
ie Mietskaserne ist mit schuld daran, daß große Massen der
vor allem aber die viel zu weitgehende Ausnutzung des
Bodens, erlaubt durch die geltenden Bauordnungen.
Bevölkerung heimatlos und dem Staatsverband entfremdet
wurden, ihm teilnahmslos oder gar feindlich gegenüberstehen. Dazu kommt, daß unser Hypothokengesetz dem großen
Der große wirtschaftliche Aufschwung infolge der Konzen­ Terrainspekulanten die Möglichkeit bietet, mittels der Ein­
tration von Handel und Gewerbe in den Großstädten wurde er­ schiebung von Kettengeschäften mit kapitalschwachen Bauunter­
nehmern imaginäre, auf dem Papier stehende Zwischengewinne
reicht unter einer starken Vergeudung der Volkskraft.
zu realisieren.
Muß das sein?
Bebauungsplan, Bauordnung und Hypothekengesetz sind
Wir brauchen nur nach Amerika und England zu gehen, um
zu sehen, daß es nicht sein muß. Dort ist auch für den kleinen schuld daran, daß in Berlin die Bodenwerte und die Wohnungs­
Mann das behagliche und geräumige Einfamilienhaus die Regel. mieten verhältnismäßig hoch und infolgedessen die Wohnungs­
Abb. 248 zeigt einetypische englische Arbeiterwohnung,
verhältnisse verhältnismäßig schlecht geworden sind.*)
Abb. 249 eine modernere aus einem Londoner Vorort. Man hat
dort eine erheblich bessere Wohnung zu einem erheblich ge­
Wenn ein Quadratmeter Bodenfläche an der Friedrichstraße
ringeren Bruchteil des Einkommens.
Aber man braucht gar nicht erst so weit zu gehen, um in Berlin mehr wert ist als einige 1000 qm Ackerland in 100 km
bessere Verhältnisse zu finden. Schon im Rheinland sind sie Entfernung von Berlin, so liegt das daran, daß die Erwerbsmög­
erheblich günstiger.’ Als vorbildlich sind u. a. namentlich die lichkeit an der Friedrichstraße soviel größer ist.
Städte Neuß und Gladbach zu nennen.
*) Ich kann hierauf nicht weiter eingehen und verweise auf das klassische
Die Abbildung 251 stellt Arbeiterhäuser aus Ulm dar, „Handbuch
des W ohnungswesens1, von Professor Eherstadt Verlag G. Fischer,
die vier Zimmer, Küche und reichlich Nebenraum enthalten, Jena,
dem auch die Abbildungen 247—249 und 251 entnommen sind.
300 M. Miete kosten einschließlich einer Tilgungs­
quote, derart, daß das Haus in etwa 35 Jahren
schuldenfreies Eigentum des Mieters wird. Die
Stadtgemeinde hat durch das Wiederkäufsrecht
die private Spekulation auf Wertsteigerung
des Grund und Bodens unterbunden.
Wie kann man das Berliner Wohnungs­
wesen bessern?
Da muß man zunächst fragen, aus welchen
Gründen sich die Verhältnisse derart entwickelt
haben,
Die Fehler sind:
Aufteilung des Baugeländes mit viel zu
großen Blocktiefen, daher die mehrfachen
Hinterhäuser;
gedankenlose Verteilung des Straßennetzes:
kein Unterschied zwischen Verkehrs- und
Wohnstraßen;
unnötig große Straßenbreite und unnötig
teure Straßenbefestigung in den Wohnstraßen;
Schwerfälligkeit in der Bereitstellung des
Landes für die Bebauung;
unzureichende Verkehrseinrichtungen;
Abb. 249. Arbeiterwohnhäuser aus dem Londoner Vorort Hampstcäd
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BUCH
D IC H T IG K E IT
DER BEVÖLKERUNG IN
G R O S S -B E R L IN .
HERMSDORF
Jeder Punkt b e d e u te t 1000 Einwohner.
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S chw arz bezeichnet die Bevölkerung im Jahre
R o t den Zuw achs von 1880 bis 1905.
B la T d ie Abnahm e in dem gleichen Z e itraum .
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W ochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin
226
Abb. 251. Einfamilienhäuser in Ulm
Selbstverständlich ist der Bodenwert in der Großstadt höher
als beim Ackerland und selbstverständlich sind Geschäftsgegenden
höher zu bewerten als Wohngebiete. Das bedarf keiner Er­
örterung. Wohl aber ist die Frage aufzuwerfen, inwieweit die
Preisbildung des Grund und Bodens in Berlin auf unabänderlichen
Naturgesetzen beruht, wieweit auf künstlichen Maßuahmeu, den
gesetzlichen und im Verwaltungswege geschaffenen Einrichtungen.
Denn wenn staatliche Einrichtungen ungünstige Erschei­
nungen zeigen, so kann und soll man sie verbessern.
Künstlich und spekulativ gesteigerte Boden­
werte bedeuten im letzten Grunde nichts anderes,
als eine hohe Verschuldung der arbeitenden Be­
völkerung zu gunsten des nichtarbeitenden Boden­
besitzers, also eine unproduktive Vermehrung des
Anlagekapitals jeglichen gewerblichen und Handels­
unternehmens, also eine Verteuerung der Produktion
und damit eine Gefahr im internationalen W ett­
bewerb.
Hohe Bodenwerte sind allerdings vielfach ein
Anzeichen für eine immer noch aufsteigende Kon­
junktur im wirtschaftlichen Leben des Volkes.
Auch bieten sie ein sehr bequemes Objekt für die
Besteuerung, das wegen der Bequemlichkeit häufig
gründlich mißbraucht wird.
Sonst ist vom Standpunkt des öffentlichen
Interesses nicht viel Gutes davon zu sagen.
Jedenfalls besteht ein scharfer Gegensatz
zwischen den Interessen des Bodenbesitzers und
des Bodenbenutzers.
So erwünscht es ist, daß Kapitalaufspeicherungen stattfinden, und daß sie in neuen produk­
tiven Unternehmungen angelegt werden, so uner­
wünscht ist im sta a tlic h e n I n te r e s se die
Steigerung der Bodenwerte, da sie keine pro­
duktive Kapitalanlage darstellt, sondern eine un­
produktive Verschuldung.
Heute beträgt die Zinsenlast dieser' Verschuldung in Berlin
bereits ein mehrfaches der staatlichen Einkommensteuer, und
gerade für den kleinen Mann ein vielfaches.
Bei der Gestaltung des künftigen Groß-Berlin sollten daher
n ic h t k ü n s tle r is c h e In te r e s se n vorangestellt werden,
sondern der w ir ts c h a ftlic h e G e sic h tsp u n k t für Gesetz­
gebung und Gemeindepolitik:
Maß zu h a lte n in der Steigerung der Bodenwerte nament­
lich in den Wohnund
Stadterweite­
rungsbezirken.
Es liegt mir na­
türlich fern, irgend­
welchen Maßnahmen
das Wort zu reden,
die eineErschütterung
der heutigen Werte
zur Folge hätten.
Auch denke ich nicht
daran, denen Vorhal­
tungen zu machen, die
in geschickter Weise
die Chancen spekulativ
ausnutzen, die die ge­
setzlichen undVerwaltungseinrichtungon
bieten.
Ein anderes ist
es aber, ob man die
Dinge wie bisher
weiter laufen lassen
soll. Ich bin der Auf­
fassung, daß man dar­
auf hinwirken sollte,
das Tempo der Steige­
rung möglichst lang­
sam zu machen. Vor
allem aber muß der
künstlichen und will­
kürlichen Steigerung
der Bodenwerte durch
ein bestimmtes Bau­
system, die Miets­
kaserne, ein Riegel
. _ . vorgeschoben werden.
Kaiser esersdorf ■ Auf das Wie werde ich
später zurückkommen.
JEDLESEE
DICHTIGKEIT
DER BEVÖLKERUNG IN
WIEN 1906.
F LO RIDS DO RF
Jed er Punkt bedeutet K500 Einwohner.
1tooooo
DÖBLING
HUTTELDORF
Sonnabend, 7. Oktober 1911
(Fortsetzung folgt)
Für die Schriftleitung verantwortlich: Baurat M. G u t h in Berlin W. 67, Bttlow slr.35
Oarl Heymanns Verlag in Berlin W. 8, Mauerstr. 43/-U — Gedruckt von Julius Sittenfeld, Hofbnchdrucker., Berlin W. 8, Mauerstr. 43/4-i
Nr. 40
Nummer 40a
W ochenschrift des Architekten-V ereins zu Berlin — Anzeigenteil
lieb er Putzm ö rtel
W ie vor Millionen Jahren die verschiedenen Kalksteine, welche
uns die Bindomittel des Mörtels geben, entstanden sind, darüber erklärt
uns die W issenschaft zwar vieles, aber doch nichts Erschöpfendes.
Ein ungelöstes Rätsel war lange auch das W esen der-Erhärtung dos
Mörtels. Nach den allerneusten Entdeckungen erfolgt die Erhärtung
hydraulischer Mörtel durch innere Absaugung der Hydrogele (eine
Gallertbildung), ein Vorgang, der beim Mörtel eigentlich nie zur Ruho
kommt. Der eigentliche Boharrungszustand für alle kalkhaltigon
hydraulischen Bindomittel ist theoretisch immer erst dann orroicht,
wenn aller Kalk in kohlensauren Kalk übergeführt ist. Immer wieder
muß der heutige Mensch staunend sehen, mit welcher M eisterschaft
die Alten bauten und die
Baustoffe zu behandeln
verstanden.
So finden wir Putz­
mörtel, die 2000 Jahre
überdauert haben. Denn
richtig zusammenge­
setzte und verarbeitete
Mörtel werden wieder
zum Stein und erreichen
die Festigkeit guter Bau­
steine. Schon die alten
Römer veratbeiteten
nicht nur W eißkalk,
sondern gelegentlich
auch Dolomit- und
W asserkalke, wio es die
örtlichen Verhältnisse
gerade mit sich brach­
ten. Als Zuschläge
dienten Sand-, Ziegel­
mehl, Traß, zerkleinerte
Steine usw. in stetem
W echsel. Geheimnisse
sind nicht zu finden.
Die Natur bietet uns
nun diese Kalke in einer
so ungeheuren Mannig­
faltigkeit und Verschie­
denheit, daß sich alle
Grenzon verwischen und
verhören und kein An­
halt zur Beurteilung
irgendwelcher Eigen­
schaften derselben vor­
handen ist. W enn man
sich nun noch die Ver­
schiedenheit der sonsti­
gen Zuschläge für den
Mörtel vorstellt, so wird man sidi leicht
sagen, daß bei Bereitung
und Verarbeitung der­
selben der Erfahrung
eine sehr wesentliche
Rolle zukommt. Seit
alters her finden wir
auch das Bestreben,
durch Farbe den Putz­
mörtel zu beleben. F ür
die heutigen farbigen
Trockenmörtel gab be­
reits das Sgraffito An­
regung.
Im 16. Jahrhundert
wurde diese Technik in
Italien und Deutschland
zur Ausschmückung der
Flächen viel benutzt. Schwarzer Mörtel, durch Asche von verbranntem
Stroh in sich gefärbt, wurde glatt aufgetragen. Dieser Putz mußto
sechs Monate stehen und erhielt dann zweimaligen Kalkanstrich,
einmal m it senkrechter und einmal mit wagerechter Pinselführung.
Darauf die Zeichnung auf den Anstrich aufgepaust und dieser zum
Teil wieder bis zum Hervortreten des dunklen Grundputzes ab­
geschabt. Als Anfang dos vorigen Jahrhunderts diese Technik
in Italien neuerdings aufkam , färbte mau den Grundputz in
sich auch grau, braun und grün und erzielte vorzügliche W irkung.
In Deutschland nahm sich G. Semper zuerst wieder des Sgraffito an.
Als erstes, fabrikmäßig hergestelltes farbiges Putzm ittel tauchte An­
fang der 80er Jahre der noch heute verwendete Polychrom-Zement
auf. W ie die Zeugnisse von Behörden und Architekten besagen, ent­
sprach derselbe den damaligen Anforderungen. E r wurde fix und
fertig in verschiedenen Farben geliefert. Ein Jahrzehnt später wurde
die bekannte Terranova-Industrie begründet. Zu damaliger Zeit herrsch­
ten noch andere Anschauungen über die Aufgaben der Kunst. Die
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farbigen Mörtel wurden m eist nur für Imitationen benutzt. Selbst
ganze Ziegelverblendstein-Fassaden wurden putzmäßig hergestellt.
E rst im letzten Jahrzehnt beginnt der Putzbau [die Stellung ein­
zunehmen, welche ihm zukommt.
Die Terrasit-Industrie erklärte zuerst die Grundsätzlichkeit der
echten Färbung, d. h. der Färbung des Mörtels m it vermahlenen far­
bigen Gesteinen und benannte ebenfalls zuerst ihren Trockenmörtel
„Edelputz“ zum Unterschied von mit Farbe gefärbten Mörteln. Ohno
weiteres dürfte zugegeben werden, daß schließlich, abgesehen von der
selbstverständlichen W etterbeständigkeit, die Farbe und Name und
A rt derselben das W esentlichste und W ichtigste beim farbigen
Fassadenputz ist, denn
man verwendet doch den
farbigen Mörtel lediglich
der angenehmen Farben­
wirkung wegen.
Nun sind aber alle
mit Farbe gefärbten
Mörtel nicht naturechte,
sondern künstlich ge­
färbte Mörtel, welche
Farbe und Charakter
verlieren müssen und
ein Surrogat bedeuton.
Die Färbung des
Mörtels mitvermahlenen
farbigen Gesteinen ist
ohne Frage eine edlere,
zuverlässigere, auch na­
türlichere, als die Fär­
bung mit Farbe. Natür­
licher schon aus dem
Grunde, weil Gesteine
ja zum Mörtel gehören,
also die Färbemittel nach
diesen Verfahren im
vollen Sinne dos W ortes
M agerungsmittel des
Mörtels sind, genau wie
der Sand. W ährend
Farbe beim Anmachen
des Mörtels verwässert,
wodurch alle Feinheiten
des Gefüges verloren
gehen, wird das feine
Mahlkorn des Gesteins
durch W asser weder ge­
löst noch zerteilt, son­
dern erscheint im ferti­
gen Putz in gleichem
Zustande wieder, wie es
dem trocknen Mörtel
zugemischt
wurde.
Freilich ist die Färbung
der Mörtel nach dem
Terrasit-Verfahren we­
sentlich teurer und
schwieriger.
Das Steinmaterial
aus weiter
Ferne hergeholt werden
und ist auch in den
Farben zu erhalten, wie
sie dor liebe G ott ge­
schaffen hat. Trotzdem
lassen sichHunderte von
Tönungen des Terrasitputzes herstellen. Terrasit hat in Farbe und
Charakter eine gänzlich andere Stimmung als die m it Farbe gefärbten
Mörtel und läßt bezüglich der W efterbeständigkeit der Farbe keinerlei
Zweifel zu. W er aber farbige Putze verwenden will und zugleich durch
ein charaktervolles Material den Reiz des ganzen Bauwerks erhöhen
möchte, soll vor allen Dingen die Farben Wirkungen und Farben­
tönungen der Anstricho vergessen. Das dürfte ja wohl unbestritten
feststehen, eino angestrichene Fassade kann keine volle ästhetische
Befriedigung gewähren. Gegen das kleine, lustig augestrichene Bauern­
haus in freier Natur wird niemand etwas einzuwenden haben. Die
großen Ansichtsflächen der Stadtbauten hingegen werden in ihrer
W irkung durch die mechanische, geleckte A rt, die eben in dem ganzen
Verfahren des Anstrichs begründet liegt, stark verdorben. W as für
kleine Flächen möglich, wie beim Bauernhaus, ist für die großen An­
sichtsflächen der Stadtbauten unschön. Selbst wenn der Anstrich neu
und gut ist, d. h. recht gleichmäßig aufgetragen, wirkt das Bauwerk
reizlos. Also selbst im besten Falle kommt man zu keinem vollen
ästhetischen Genuß. Auch die Fabrikschlote der Industrie lassen die
670
W ochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin — Anzeigenteil
Anstriche nicht recht mehr auf kommen; sie sind auch in unserm
Klima wenig widerstandsfähig. Die Architektenwelt muß sich heute
gediegener Ausdrucksmittel bedienen. Man vergesse also zunächst
alle Farbenanstriche und führe sich die ruhigen, edlen Farben der Ge­
steine vor Augen. W ie schön Gesteine wirken, hat man erst wieder
neu entdeckt, nachdem man die glatte gekünstelte A rt der Behand­
lung der Hausteinfassaden verlassen hat und die Erfahrungen früherer
Zeiten benutzt. Die alten W erksteinfassaden bezeugen ein Stück
Lebeu der Natur. W ir bewundern die M annigfaltigkeit des Gesteins,
die vielen Abschattierungen, die kleinen Unregelmäßigkeiten des Ge­
füges, dio ein eignes Leben jedes W erksteins wiedergeben, das ganze
Bauwerk beleben und selbst große Flächen nicht einförmig und lang­
weilig erscheinen lassen. Solche Bauwerke konnten nur Liebe zur
Heimat und Natur erwecken, sie konnten dem Fremden nur Achtung
und Bewunderung einflößen.
F ür den Fassadenputz mußten nach der schmählichen ZementputzPeriodo, die ganze Städte vorschandelte, ebenfalls erst wieder ver­
lorene Pfade gefunden werden, nachdem man sich über die unbestreit­
bare Gediegenheit des guten Kalkmörtelputzes klar goworden war.
Aber die tote stumpfe Färbung der Kalkmörtelputzo, die Beschränkung
auf wenige Farbtöne, die schnelle Verräucherung des Materials er­
weckten W ünsche zur farbigen Belebung der Fassaden. So würdevoll
die alten kalkm örtelputze sich uns auch bieten, wenn man sich ganze
Mittwoch, 11. Oktober 1911
Straßen in dieser W eise vorstellt, kommt man doch zu einem reich­
lich ernsten Bilde. So half man sich eben durch Farbe im Mörtel.
Diese künstlich gefärbten Mörtel sind aber nur verkappte Brüder des
Anstrichs, sie bleiben eine Unnatur, sind unwahr und deshalb ver­
werflich. Kraftvolles Loben kann dem Mörtel dauernd nur durch
farbige Gesteine gegeben werden. Farbige Gesteine verbinden sich
organisch m it dem Mörtel, um dem Putze jene unerklärbare, lebens­
volle Stimmung zu geben, wie sie auch die Hausteinfassade besitzt.
W as nun die W ahl der Farbe selbst betrifft, so wird der Archi­
tekt m it Terrasitfarben nie entgleisen. E r kann nicht Farben wählen,
die schon aus der Entfernung im Straßenbild als ärgerniserregender
farbiger Klecks wirken. Die «dien ruhigen, gedämpften Steintöne,
welche uns die gütige Natur gibt, bewahren den Architekten vor
unangenehmen Uoberraschungen, selbst bei Verwendung mehrerer
Farben.
Auch bei wechselweiser Anwendung von Haustein und Putz wird
man m it Terrasit stets eine unübertreffliche Harmonie zum Stein er­
zielen, weil beide Baustoffe miteinander verwandt sind, sich auch den
W itterungseinflüssen gegenüber völlig gleich verhalten. Der Putz
geht hiernach in seiner ganzen Stimmung dauernd mit der W irkung
des Steins mit. Eine derartige Fassade wird stets ihren eignen Cha­
rakter bewahren — bei Terrasit bleibt die Fühlung mit der Natur
aufrechterhalten.
Die Vernichtung (1er Waldbestäude und die Zukunft im Bauwesen
Langer Eisenbahnfahrten bedarf es heute, um die ganze Macht und
Größe oines W aldes bewundern zu können. Ueberall sehen wir die
zerstörende Hand des Menschen in imsem W äldern, und die Laub­
hölzer, wie Eichen, Buchen, Rüstern usw., gehören bereits zu den
Seltonheiteu. Das enorme Anwachsen der Bevölkerung läßt unsere
W aldungen immer mehr verschwinden, man stört die Natur in ihrer
freien Entwicklung, gefährdet die Fortpflanzung der W älder, ver­
m indert und verschlechtert den W aldbestand.
Und dennoch sind die physikalischen Einwirkungen des W aldes
auf Luft und Boden und soine klimatologische und hygienische Be­
deutung bekannt. Die Natur in ihrer Allmacht hat die W älder dazu
bestimmt, das Gleichgewicht dor W ärme und Feuchtigkeit zu ver­
mitteln, das W asser zu verteilen und Bäche und Flüsse damit zu
speisen, Schutz gegen die sengenden Sonnenstrahlen zu gewähren,
Stürme zu brechen, Sturzfluten, Ueberschwemmungen, Lawinen, Schneeund Sandtreiben aufzuhalten und unschädlich zu machen. In den Län­
dern aller Zonen zeigen sich m it der Abnahme der W älder die damit
zusammenhängenden Folgen, als Verschlechterung des Klimas, W asser­
arm ut dor Flüsse, Unfruchtbarkeit des Bodens u. v. a. Dort, wo einst
zahlreiche Volksmassen sich ernährten und blühenden W ohlstand ge­
nossen, kann sich heute kaum noch eine spärliche Bevölkerung er­
halten, weil die unerhörten Angriffe der Menschen auf die W älder
diese verschwinden ließen. In Skandinavien, Rußland, Amerika treten
mit der Zerstörung der W älder bereits ähnliche Nachteile hervor. In
welcher umfangreichen W eise m it den noch vorhandenen W aldbeständen
aufgeräumt wird, illustriert die Tatsache, daß nach amtlichen Quellen
an Bauhölzern in einem Zeiträume von nur einem Jahre, und zwar
im Jahre 1899, aus Schwoden, Rußland und Amerika an Deutschland
allein für 273 Millionen Mark geliefert wurden. Nach oinor authenti­
schen Statistik reichen die als Bauhölzer zu verwendenden W ald­
bestände der Erde kaum mehr denn zwei Jahrhunderte aus, selbst
dann nicht, wenn die waldreichen Länder Rußland und Kanada jetzt
eine rationelle Forstwirtschaft betreiben sollten und sich der Bedarf
nicht vermehren sollte.
Mit aller Gewalt drängt sich daher dem Menschen die Notwendig­
keit auf, zur Erhaltung und Sicherung unserer Baumbestände wenig­
stens von dem Verbrauche von Nutzhölzern zu Bauzwecken abzu­
sehen. Mohr als Ersatz bieten hierin Eisen, Stein, Zement. Gips,
Kork, Korkstein, Linoleum. W ir bewundern ja noch heute die oft
Jahrtausende alten Baudenkmäler der Aegypter, Assyrer, Perser, Inder,
Griechen und Römer, bei denen Holz nicht zur Verwendung kam.
Schon aus rein praktischen Gründen sollte man die Holzbalken
beim Bau vermeiden, da die Feuersgefahr erhöht und auch in hygieni­
scher Beziehung Nachteile m it sich bringt. Gesunde W ohnräume zu
schaffen, muß die erste Aufgabo unserer Behörden und Architekten
sein, und dies wird vor allen Dingen dadurch erreicht, daß mau jedes
Material vermeidet, welches in Fäulnis übergehen kann und in seiner
Deckonfüllung ungesunde Stoffe birgt oder schafft.
Der Bauherr sollte niemals die hohen materiellen Vorteile ver­
gessen, welche ihm ein durchweg m it dem solidesten Material er­
bautes Haus bietet, das dazu noch feuerfest ist und den Ansprüchen
der modernen Hygiene entspricht. Das Hypothekenkapital ist williger
und in größerer Höhe und zu geringerem Zinsfüße zu haben und den
Mietforderungen wird mit größerer Geneigtheit entsprochen, von der
Ersparnis umfangreicher kostspieliger Renovationen bei weniger solider
Einrichtung eines Hauses gar nicht zu reden. Im Miethause hat der
Mieter bald die Vorzüge der m it Linoleum belegten Räume anerkannt,
da Behaglichkeit, leichte Reinigung und Ruhe erzielt sind.
Mit der Einführung der massiven Bauart wäre auch eine national­
wirtschaftliche Frage erledigt, da zirka 1/v Milliarde Mark an Bau­
material und Arbeitslöhnen dem Inland erhalten blieben und steuer­
kräftige Industrien geschaffen würden, wohingegen jetzt das Geld
ins Ausland wandert.
Unsere »Volinräuine
Von C o n su l G e o rg e
Dio immer stärker um sich greifenden Erkrankungen dor Atm ungs­ Reihe die seit Jahren in vielen Krankenanstalten und Sanatorien statt­
organe, insbesondere von Bewohnern großer Städte, welche vom ein­ findende Benutzung dieses idealen Fußbodens. Die Hansamarko ist
fachen Lungenkatarrh bis zu tiefergreifenden Veränderungen der nach den letzten technischen Untersuchungen der Hochschule infolge
Lungen, wie Lungenemphysem, chronischer Lungenentzündung, Lungen- größerer Mengen Oelgehalts sowie der feineren Verarbeitung der Roh­
cirrhose und Lungenschwindsucht fuhren, haben in den meisten Fällen materialien, als am ausgiebigsten und haltbarsten anderen Fabrikaten
ihren Ursprung in Staubinhalationskrankhoiten. Diese, in der medizi­ voran bezeichnet worden. Bei individueller Behandlung und sach­
nischen W elt kurzweg Staubkrankheiten genannt, sind krankhafte gemäßer Verlegung ist die Haltbarkeit dieser Marke eino unbegrenzte.
Atiektionen des Atmungsapparats, welche durch die fortgesetzte Ein­ Die H altbarkeit aber bietet neben den hygienischen Vorteilen dem
atmung von Staub erzeugt werden. W ährend man im gewerblichen Hausbesitzer die denkbar größten Ersparnisse. Entsprechend den ge­
Betriebe bereits die Arbeiter durch umfangreiche Vorkehrungen gegen steigerten Ansprüchen in unsern Geschäfts- und W ohnräumen haben
Staubvergiftungen zu schützen sucht, bilden heute selbst die vor­ die Linoleum-W erke „Hansa“ sich veranlaßt gesehen, ein Preisaus­
nehmsten W ohnstätten der Menschen immer noch einen unheilvollen schreiben zu veranstalten, wobei u. a. Professor Max Koch und Baurat
Herd der gefährlichsten Staubentwicklung. Es können ja nicht genug Zaar in Berlin als Preisrichter fungierten. W ie bekannt, sind nun­
wollene Teppiche und Läufer in den W ohnungen, selbst in Schlaf­ mehr in Deutschland hervorragende K ünstler im Musterfach tätig, so
räumen der Kinder, gelegt werden, ohne zu bedenken, wie sehr man daß durch die ansgesetzten Preise auch dem Material entsprechend
sich an dem edelsten Gut des Menschen, seiner Gesundheit, ver­ „M ustergültiges“ geschaffen wurde. Um große Bestände von früheren
sündigt! Das wohlbekannte Linoleum-Haus Q u a n tm e y e r & E ic k e , Linoleum-Mustern zu räumen, stellt das Berliner Haus Q u a n tm e y e r
dessen ausgedehnte Verkaufsräumen sich in Berlin W , W ilhelmstraße 55, & E ic k e diese einschließlich Verlegung bedeutend unter Preis aus,
dem Königlichen Kriegsministerium gegenüber, befinden, hat sich um einesteils die Auswahl nicht gar so groß werden zu lassen und
gerade auf diesem Gebiete der Hygiene ein hohes Verdienst erworben, anderseits immer weitere Kreise für den so anerkannt praktischen
indem es die Erzeugnisse — Linoleum „Hansa“-Marke — in den Ver­ und hygienisch wertvollen Fußboden und zugleich Teppich zu ge­
kehr brachte. Den besten Beweis für die so praktischen und gesund­ winnen.
heitlich-wertvollen Vorzüge des Linoleum-Fußbodens liefert in erster
aiumer 40a
Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin — Anzeigenteil
K ro n leu c h ter der S tephanuskirche zu Berlin
671
Nach dem Entwurf des Geheim en Baurat Adolf Bürckner
hergestellt von der Kunstschlosserei P a u l G o l d e in Berlin-Wilmersdorf, Ringbahnstraße 93
Mit seinem Ringdurchmesser von 8 Metern ist er wohl der größte Kronleuchter Deutschlands
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