Auftakthearing 08.11.2004 Gemünd, Großer Kursaal Positionen + Projekte Vogelsang | Dialog HERBSTAKADEMIE.2004 Der folgende Fachbeitrag wurde zum Auftakthearing der Herbstakademie.2004 Vogelsang erstellt. Die Verantwortung für den Inhalt liegt beim Autor. Nachhaltiges Vogelsang Autor: AG NACHHALTIGES VOGELSANG Claus Sieverding ! AG Nachhaltiges Vogelsang ! ! ! ! das ist die ArbeitsGemeinschaft der Ingenieure Jörg Hubrich (Düren), Lothar Wagner (Köln), Hubertus Weckmann (Schleiden), Claus Sieverding (Architekt, Monschau), das sind Erfahrungen auf dem Gebiet der rationellen Energieverwendung und energetischen Sanierung mit Anwendung in Architektur, Umweltschutz, Haustechnik, das sind in der Eifelregion verwurzelte Büros mit dem Ziel, ganzheitliche Architektur- und Energiekonzepte vom Entwurf bis zum Betrieb umzusetzen. das ist die Vorstellung von Erhalt und zukunftsfähiger Nutzung einer beeindruckenden Liegenschaft im Einklang mit Nationalpark, Natur und Region, das war deshalb die Einbringung dieser Idee bei der EuRegionale2008 vor einem Jahr. IMPULS Bauliche Substanz, als auch Anlagentechnik, der Liegenschaft können als „Energieschleudern“ bezeichnet werden. Für die bisherigen Nutzer hatte dieses Problem bereits Relevanz, allerdings wurde es durch die Nutzungsaufgabe verdrängt. Eine Nachnutzung des „Eilandes Vogelsang“ muß, neben der Frage des Umganges mit der Historie der Liegenschaft, vor allem die Frage beantworten, ob die Nachnutzung betriebswirtschaftlich und energetisch zukunftsfähig ist. Die Vorstellung von einem Nachhaltigen Vogelsang ist deshalb das Plädoyer, jegliche Vorschläge auf die langfristig darstellbare Tragfähigkeit zu prüfen. Zunächst strahlende Investitionen sollten sich nicht als Strohfeuer erweisen und schnell verglühen - sie sollten nachhaltig erwärmen! ZIELE Mit einem Nachhaltigen Vogelsang verbinden wir - in einem Nationalpark folgendes : Seite 1 Nachhaltiges Vogelsang ! ! ! ! ! ! ! Bewertung der Gebäuderessource und Nutzungseignung Integrale Planung baulicher und energetischer Umnutzung Sinnvolle Nutzungen für erst 60 Jahre alte Gebäude Kostenrechnung aller Investitionen auf Nachhaltigkeit Autarke, regenerative Vollversorgung mit Wärme und Strom ohne CO2Emmissionen Ganzheitliche Entwicklungs- und Betriebskonzepte mit langfristigen Arbeitsplätzen Darstellung und Demonstration dieser Vorgehensweise in Lehre und Beispiel Diese Ziele setzen einen Rahmen, der den Erwartungen von Besuchern eines Nationalarkes gerecht und eine Visitenkarte der Region werden soll. GRUNDLAGENERMITTLUNG ! ! Vordringlich erforderlich ist eine Ermittlung der Gebäudedaten hinsichtlich Bauteilaufbau, -physik und zyklus, sowie die Dokumentation dieser Daten mit Flächen und Rauminhalten in Gebäudekatastern, basierend hierauf die Ermittlung von Energie-kennzahlen. Daneben bedarf die Anlagentechnik der Aufnahme der Heizungs- und Versorgungssysteme, insbesondere der Leitungswege und der Ermittlung er Kenndaten der thermischen und elektrischen Energiesysteme. BEWERTUNG ! ! Aus der Bewertung der ermittelten Daten ergeben sich Erfordernisse energetischer Sanierungen für die unabhängig von der Nutzung und unter bauphysikalischen Vorgaben - Kostenmodelle gerechnet werden können. Für denkbare oder vorgeschlagene Nutzungsvarianten wären Investitionsund energetische Folgekosten zu bilanzieren. EIGNUNG Für die Zuordnung von Nutzungen auf dazu geeignete Gebäude sind auch energetische Parameter wie Belichtung, Belüftung, Energieverluste, solare Gewinne heranzuziehen. ! ! Seite 2 Nutzungen, wie alternative Übernachtungsformen, ein Tagungshotel oder Seniorenwohnen u.v.m., bleiben noch auseinanderzusetzen. Dies auch im Hinblick darauf, dass die Liegenschaft nur ganzheitlich funktionieren kann und Objekte wie Schwimmhalle, Turnhalle, Sportplatz oder Kino zum Betrieb längerfristigen Gästeaufenthaltes bedürfen. Der Aufwand zur Umnutzung der vorwiegend freistehenden und schmalhüftigen Gebäude mit erheblichen Transmissionsflächen wird pro Nachhaltiges Vogelsang ! m2 nutzbarer Fläche im Vergleich zu sonstigen Umnutzungen hoch sein. Dies gilt nicht für die Kaserne van Dooren. Für die Kameradschafts- und Hundertschafts-Häuser kann dies bedeuten, dass hier vordringlich privates Kapital zu aquirieren ist. Nutzungsvorschläge sind hinsichtlich ihres Kosten-/Nutzen-verhältnisses zu bewerten. Dies gilt für Flächen, die auf Grund ihrer Struktur und Vornutzung einen hohen Aufwand für bauliche Maßnahmen des Wärmeoder Brandschutzes, zur Lüftbarkeit, für Arbeitsstättentauglichkeit oder Behindertengerechtigkeit erfordern würden. Schlecht belichtete Flächen böten sich dagegen energetisch wiederum für Nutzungen an, die vordringlich mit Kunstlicht wie Ausstellungen - betrieben werden. MODELLRECHNUNG ! ! ! ! Energetische Sanierung beginnt mit Energieeinsparung, also Dämmung. Eine 12 cm starke Dämmschicht kann den Energie-verlust der Außenwände auf ein Zehntel senken. Bei derzeitigen Heizölpreisen amortisiert sich diese Maßnahme nach 11 Jahren. Dazu wird der Einsatz CO2 -neutraler Energieträger, wie Holz, auf Grund des abgesenkten Heizwärmebedarfs möglich. Ein Modellvergleich am Beispiel eines Kameradschaftshauses ergibt, dass bei Verzicht auf eine Sanierung, also Betrieb wie bisher, zwar keine Investitionskosten entstehen, die Energie-kosten allerdings ernorm sind. Bei einer Minimal-Sanierung, wie sie auch gemäß Energieeinsparverordnung vorgeschrieben ist, wären ca. 53.000 Euro zu investieren. Die Energiekosten sinken bereits deutlich, sind aber noch fünfmal so hoch, wie bei der vorgeschlagenen Nachhaltigen Sanierung. Neben der Dämmung der Gebäudehülle unterscheidet sich eine Nachhaltige Sanierung in der Art der Wärmeversorgung, ggf. dezentral mittels z.B. Holzpelletheizung für sehr kleinteilige Gebäude, vordringlich mit einem regenerativ versorgten Nahwärmenetz. Bei einer Nachhaltigen Sanierung weist die Modellrechnung gegenüber der Minimal-Sanierung in 20 Jahren Einsparungen von 80.000 bis 100.000 Euro, trotz höherer Anfangsinvestitionen, aus. Würde man diesen Modellvergleich auf die gesamte Liegenschaft hochrechnen, ergäbe sich bei einer Nach-haltigen Sanierung im 20Jahre-Zeitraum ein Kostenvorteil von rund 15 Mio. Euro gegenüber der Minimal-Sanierung. DENKMALSCHUTZASPEKTE ! ! Seite 3 Möglichkeiten einer - bauphysikalisch besseren - aussen-liegenden Dämmung blieben abzustimmen. Bei innen-liegender Dämmung bliebe die Reduzierung vermietbarer Flächen zu berücksichtigen. Hier wäre zu prüfen, ob diese Reduzierung vermietbarer Flächen aus Denkmalschutzgründen nicht einen städtebaulichen Mehraufwand darstellt. Aus Denkmalschutzgründen nicht dämmbare Gebäude, wie z.B. die Nachhaltiges Vogelsang ! Burgschänke, wären Nutzungsalternativen zuzuweisen. Alternative Nutzungen könnten in Ausstellungen mit niedriger Temperierung oder temporärer Nutzung bestehen. Der Westflügel des Burgkomplexes stellte sich ursprünglich als offene Wandelhalle dar. Die baulichen Maßnahmen zur räumlichen Abschottung dieses Bereiches weisen niedrige Standards auf. Aus Kostengründen und energetischer Sicht könnte es sinnvoll sein, den Urzustand wiederherzustellen. REALISIERUNG Seitens der ArGe Nachhaltiges Vogelsang werden folgende Schritte gesehen: ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! Analyse und Bewertung der Gebäuderessourcen Beratung hinsichtlich Nutzungseignung Erstellung eines Sanierungs- und Energiekonzeptes für Wärme, Strom, Wasser als Rahmenplan mit modularen, der Liegen-schaftsentwicklung angepassten, Systemen, Projektmanagement zur Umnutzung und Umsetzung der energetischen Sanierung Prüfung Contractormodelle, z.B. Anlagen- oder Einspar-contracting, im Vergleich zu einem Eigenbau Aufbau eines Liegenschaftsmanagements Dokumentation der Vorgehensweise unter begleitender Forschung, vergleichenden Untersuchungen und Messungen Darstellung der realisierten und realisierbarer Zukunftstechnologien Organisation von Führungen, Schulungen, Seminaren zur regenerativen Themenstellung vor Ort. Eine Anfrage zur Über-nahme eines Kameradschaftshauses liegt dem BVMA vor. FINANZIERUNG Die energetische Sanierung kann sich aus der Energie-abnahme möglichst vieler Nutzer finanzieren. Höhere Investi-tionen amortisieren sich innerhalb der Finanzierungsphase. weitere Informationen: Claus Sieverding, Architekt fon +49 (0)2472-912230 [email protected] Seite 4 PROZESS ! Ein Träger entwickelt Nutzungen und Rahmen. Dieser Entwicklungsträger besteht solange fort, bis alle Teile der Liegenschaft einer sinnvollen Nutzung zugeführt sind. ! Der Entwicklungsträger legt qualifizierte Maßnahmen fest und vergibt hierzu ein Budget. Der Bund überträgt Eigentum an einen Projektträger, der die Maßnahmen umsetzt. ! Nach Fertigstellung erfolgt die Übergabe an eine Betreiber-organisation zur weiteren Bewirtschaftung. ! Dieses Procedere wäre für die aktuell gesetzten Nutzungen bereits umsetzbar. Andere Interessenten werden folgen. Ein solch modulares Szenario liesse grössere Flexibilität zur Abschöpfung nutzbarer Ressourcen zu. Mehr Nutzung bedeutet mehr Arbeitsplätze für die Region ! Quelle: www.vogelsang-akademie.de