Untersuchungen zum Einfluss von Dotierungen und Dispersoiden auf Rekristallisationsverhalten, mechanische Hochtemperatureigenschaften und Verarbeitbarkeit von Iridium Projektleiter: Prof. Dr.-Ing. habil. B. Fischer Prof. Dr.-Ing. J. Merker Weitere Mitarbeiter: Dipl.-Ing. (FH) T. Schurig Dipl.-Phys. W. Thieme Dipl.-Ing. (FH) M. Friedrich Forschungspartner: W.C. Heraeus GmbH, Hanau Prof. Dr.-Ing. habil. B. Fischer Laufzeit: Juni 2005 bis Juni 2009; gefördert mit Mitteln des BMBF im Rahmen des Förderprogramms “Angewandte Forschung an Fachhochschulen im Verbund mit der Wirtschaft (FH³)” Prof. Dr.-Ing. J. Merker Iridium ist ein Edelmetall, das auf Grund hervorragender Eigenschaften als Konstruktionswerkstoff unter extremen Bedingungen trotz seines hohen Preises besondere Bedeutung besitzt. Hervorzuheben sind insbesondere seine hervorragende Korrosionsbeständigkeit und gute mechanische Festigkeit bei höchsten Temperaturen. Deshalb wird Iridium zum Beispiel eingesetzt für Schmelztiegel zum Ziehen von Einkristallen für die Lasertechnik aus hochschmelzenden Oxiden, wie Yttrium-Aluminium-Granat (YAG-Laser), Saphir und Spinell. Die Schmelztemperaturen dieser Oxide betragen ca. 1970 °C, 2050 °C bzw. 2115 °C. Weitere Einsatzbeispiele sind Ziehdüsen für die Quarzröhrenherstellung und Thermoelemente (IrRh40 - Ir) für einen Messbereich von 1000 bis 2200 °C. Andererseits ist Iridium fertigungstechnisch außerordentlich schwierig zu beherrschen. Obwohl es im kubisch-flächenzentrierten Gitter kristallisiert, verfestigt sich Iridium bei einer Verformung extrem, was sehr leicht zur Rissbildung führt. Die Ursache liegt in seiner Fähigkeit zur Speicherung sehr hoher Versetzungsdichten. Deshalb muss dem Rekristallisationsverhalten besondere Bedeutung beigemessen werden. Außerdem ist Iridium sehr empfindlich gegenüber Spurenverunreinigungen in geringsten Gehalten (wenige ppm), die aus den Rohstoffen stammen oder bei der Herstellung und Verarbeitung aufgenommen werden können. Durch geringste Verunreinigungsgehalte in den Korngrenzen des Kristallgefüges kann Iridium sehr stark verspröden, wodurch die Verarbeitbarkeit und die mechanischen Hochtemperatureigenschaften beeinträchtigt werden. Weiterhin neigt reines Iridium bei hohen Temperaturen sehr stark zur Kornvergröberung, wodurch interkristalline Rissbildung begünstigt wird. Auch dadurch werden die Verarbeitbarkeit und die mechanischen FH Jena Forschungsbericht 2005 Hochtemperatureigenschaften negativ beeinflusst. Ziel des Projektes ist die Entwicklung von Iridiumwerkstoffen mit verbesserten Eigenschaften. Das ist auf Grund der komplexen Einflussfaktoren auf seine Kristallstruktur und seine Eigenschaften eine schwierige Aufgabe. Durch Legierungselemente bzw. Dotierungen in geringen Gehalten oder die Ausfällung von Dispersoiden mittels innerer Oxidation im Iridiumhalbzeug sollen Kornstabilität, d. h. die Erhaltung des feinkörnigen Gefüges und eine Steigerung der Festigkeit bei hohen Temperaturen erreicht werden. Dabei dürfen aber die Duktilität und die Verarbeitungseigenschaften nicht beeinträchtigt werden. Um ein solches Ziel erreichen zu können, müssen die Einflüsse von Spurenverunreinigungen und des Rekristallisationsverhaltens untersucht und besser beherrscht werden. In den ersten Monaten des Projektes wurden bereits eine Reihe von möglichen Dispersoidbildnern im Iridium auf ihre innere Oxidierbarkeit überprüft. Des Weiteren ist bereits die Untersuchung des Einflusses einiger möglicher Legierungselemente bzw. Dotierungen auf die Eigenschaften des Iridiums erfolgt. Die besten Ergebnisse wurden bis jetzt mit der Legierung IrRe3Mo0,05Hf0,03 erzielt, die 3 % des Legierungselementes Rhenium sowie Dotierungen von 0,05 % Molybdän und 0,03 % Hafnium enthält. Das Material blieb bei einer Temperatur von 1800 °C im Zeitstandversuch feinkörnig. Die Zeitbruchlinien in Bild 1 zeigen eine deutlich höhere Zeitstandfestigkeit und die Darstellung des Norton´schen Kriechgesetzes in Bild 2 bei der jeweiligen Spannung eine wesentlich geringere Kriechgeschwindigkeit und damit bessere Formbeständigkeit der neuen Legierung im Vergleich zu reinem Iridium. Aus der Kriechkurve der Legierung in Bild 3 mit einer Bruchdehnung von fast 60 % folgt eine hohe Duktilität. Das Material ließ sich in der Fertigung sehr gut zu Tiegeln verarbeiten. X Investigations on the influence of dopants and dispersed particles on recrystallization behaviour, high temperature mechanical properties and workability of iridium The goal of the project is to develop iridium materials with improved properties: stable fine grain structure and higher strength with good ductility. FB SciTec 75 Bild 1: Zeitbruchlinien von Reiniridium und IrRe3Mo0,05Hf0,03 bei 1800 °C Bild 2: Norton'sches Kriechgesetz von Reiniridium und IrRe3Mo0,05Hf0,03 bei 1800 °C Bild 3: Kriechkurve von IrRe3Mo0,05Hf0,03 bei 1800 °C und 28 MPa Belastung 76 FB SciTec FH Jena Forschungsbericht 2005