Modernisierungs Für Baugesellschaften Neubau und Bestand 10/2015 Magazin modernisierungs-magazin.de Verlags-Marketing Stuttgart GmbH · Postfach 10 27 44 · 70023 Stuttgart Deutsche Post AG · Entgelt bezahlt · PVSt · E 11401 F · ISSN 0943-528X DAS FACHMAGAZIN FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE IN DER WOHNUNGSWIRTSCHAFT 22 Pressekonferenz des Bundesverbandes Altbauerneuerung in Berlin 26 Die Verantwortung für Gebäudeschäden: Klare Zuordnung 46 25 Prozent weniger Primärenergieverbrauch – die Energieeinsparverordnung 2016: Ziel- oder irreführend? INHALT PA N O RA MA 6 Infos, auf den Punkt gebracht 22 Pressekonferenz des Bundesverbands Altbauerneuerung in Berlin RECHT & STEUER 24 SC HW ERPU NK T Denkmalschutz Heizungstrends Mit Know-how und innovativen Systemen sanieren 45 Neuer hochwertiger Raumregler: Jung, jünger, Junkers 31 Rekordzeit in Karlsruhe: Flotte Fassade 46 25 Prozent weniger Primärenergieverbrauch 32 Wandheizung und Innendämmung 51 Verbesserter Heizungsthermostatkopf aus Erwitte 36 Nachrüstung in alten Gebäuden in der Wurzner Straße in Leipzig 52 Komfort und Energiesparen dank Funk 38 Gesunde Dämmlösungen und mehr 54 Neuer Kessel der Energieeffizienzklasse A 55 Neue Gas-BrennwertKompaktheizzentrale 56 Kesseltausch kappt Kosten 59 Neue Designheizkörper geben viel her Neues aus der Branche P O LI TI K S C HW ERPU NK T 28 W O HN UN G S U N TE R N E HM E N 16 37 Recht: Muss der Bauträger Bau- und Planungsunterlagen herausgeben? S C HW ERPU NK T Heizungstrends 26 Die Verantwortung für Gebäudeschäden: Klare Zuordnung 44 ZU M T I TE LFO TO Lukrative Abwrackprämien für alte, ineffiziente Heizungen A N ZE I GE Dort, wo einst ein wirtschaftlich nicht mehr rentabler Altbau stand, hat der Bauverein Haan eG zwei moderne Mehrgenerationenhäuser errichten lassen. Die zwölf Mietwohnungen sind generationengerecht gestaltet und werden von Familien und Senioren bewohnt. Mehr dazu ab der Seite 73 6 Modernisierungs-Magazin 10/2015 NEU B AU Mehrgenerationenhäuser Zweierlei statt Einerlei FOTOS: COLLING/KS-ORIGINAL Dort, wo einst ein wirtschaftlich nicht mehr rentabler Altbau stand, hat der Bauverein Haan eG zwei moderne Mehrgenerationenhäuser errichten lassen. Die zwölf Mietwohnungen sind generationengerecht gestaltet und werden von Familien und Senioren bewohnt. Die Aufgabe war eine Herausforderung. Sie bestand darin, in einer Umgebung mit kleinteiliger Siedlungsbebauung ein Mehrgenerationenhaus mit zwölf Wohnungen zu bauen. „Als Lösung entwickelten wir zwei unterschiedlich große, gegeneinander versetzte Gebäude“, erklärt Architekt Richard Henning, geschäftsführender Gesellschafter vom Düsseldorfer Architekturbüro HGMB Architekten. „Wir nutzten die hügelige Geografie des Bergischen Lands und griffen damit gleichzeitig die städtebauliche Situation der vorhandenen Bebauung auf.“ Die Grundrisse der beiden Modernisierungs-Magazin 10/2015 73 u N E U BA U Grundriss Erdgeschoss Zeichnung: Architekten HGMB Häuser sind funktional und zugleich großzügig und verfügen alle entweder über eine Terrasse oder einen Balkon. Das kleinere Gebäude liegt im Osten und bietet auf ebenfalls drei Etagen Platz für zwei Familien und zwei Paare. „Die Erdgeschosswohnungen sind auch barrierefrei, die Maisonettewohnungen jedoch nicht, weil in diesem Haus die Erschließung ausschließlich über Treppen erfolgt“, berichtet Uwe Schmidt weiter. Die insgesamt zehn Zweizimmerwohnungen besitzen Größen 74 Modernisierungs-Magazin 10/2015 Kennzeichen der Umgebung: kleinteilige Siedlungsbebauung ARCHITEKTEN HGMB Das größere Gebäude ist im Westen des Grundstücks angeordnet und beherbergt auf drei Etagen acht seniorengerecht ausgestattete Wohnungen. Realisiert wurden die Maßnahmen nach den Vorgaben der DIN 18040 Barrierefreies Bauen. Dazu zählen breitere Verkehrsflächen (1,50 Meter außerhalb der Wohnungen, 1,20 Meter innerhalb der Wohnungen) sowie schwellenlose Terrassen- und Balkonaustritte. „Weil das Gebäude mit einer Rampe und einem Aufzug ausgestattet ist, sind sämtliche Wohnungen auch barrierefrei zu erreichen“, berichtet Uwe Schmidt, Geschäftsführer des Bauvereins. NEU B AU zwischen 55 bis 67 Quadratmeter, die beiden Maisonettewohnungen bieten mit rund 90 Quadratmeter Wohnfläche auf zwei Etagen viel Platz für Familien. sandstein eine gute Wärmespeicherfähigkeit. Das heißt sie nehmen bei höheren Temperaturen Wärme auf und geben sie erst ab, wenn die Raumtemperatur niedriger als die Wandtemperatur ist. Durch diese Fähigkeit gleicht Mauerwerk aus Kalksandstein Temperaturschwankungen aus und gibt die gespeicherte Wärme wie ein Kachelofen an die Wohnung ab – ohne Luftaufwirbelung und mit hohem gesundheitlichen Nutzen für Allergiker. Es funktioniert quasi wie eine ökologische Klimaanlage. Im Winter gemütlich warm, im Sommer angenehm kühl. Die Außenwände der beiden Mehrfamilienhäuser in Haan wurden mit 15 Zentimeter dicken Rasterelementen* erstellt, für die Innenwände kamen Planelemente in unterschiedlicher Dicke (15 bis 24 Zentimeter und 10 bis 15 Zentimer) zum Einsatz. Alle Steinformate werden maßgenau hergestellt, verfügen werksmäßig über ein intelligentes Nut-Feder-System und werden in Stumpfstoßtechnik verarbeitet. An den Stoßfugen benötigen sie keine Vermörtelung. Lediglich für die waagerechten Lagerfugen muss ein millimeterdünner Dünnbettmörtel aufgebracht werden. Das bedeutet wenig Einsatz von Wasser und damit eine geringere Baufeuchte bei Baufertigstellung. Ein Aspekt, von dem die ersten Mieter profitieren werden. ARCHITEKTEN HGMB Die Architektur des Ensembles zeichnet sich durch eine zeitgemäße Formensprache aus: klare, kubische Formen und weiße Fassaden mit gezielt eingesetzten Akzenten wie rote Vordächer und durch gelbe Faschen unterbrochene Fensterbänder. Als besonderes Gestaltungselement setzten die Architekten die moderne Interpretation des Elements Erker ein – ein aus der Fassadenfläche im wahrsten Sinne des Wortes herausragendes Fensterelement. Es besteht aus einem Stahlrohrrahmen, der auf das Mauerwerk aufgesetzt und mit pulverbeschichteten Aluminiumblechen verkleidet natürlichen Rohstoffen Kalk, Sand und Wasser. Industrieabfälle oder Sekundärrohstoffe sowie chemische Zusätze kommen nicht zum Einsatz. Der wohngesunde Baustoff bewährt sich aufgrund seiner positiven Eigenschaften seit über 120 Jahren auch im Wohnungsbau. Außerdem zeichnet er sich durch hervorragenden Brand-, Wärme- und Schallschutz aus. Letzterer spielt gerade in Mehrfamilienhäusern eine große Rolle, denn Geräusche aus der Nachbarwohnung wie laute Musik oder ein brummender Staubsauger können die Wohnqualität erheblich beeinträchtigen. „Weil effizienter Schallschutz für uns ein wichtiges Qualitätskriterium war, haben wir uns für Kalksandstein entschieden“, erklärt Uwe Schmidt. Generell gilt beim Schallschutz: je höher die Rohdichte des Sämtliche Terrassen- und Balkonaustritte sind schwellenlos ausgestaltet. wurde. Im Innern entstanden dadurch tiefere Fensterbänke, die von Mietern gern als Blumenfenster genutzt werden. Errichtet wurden die Gebäude als Massivbau mit dem Wandbaustoff Kalksandstein von KS-Original für die Außenwände und einen Großteil der Innenwände. „Wir arbeiten überwiegend mit diesem Baustoff, weil sich damit Details auf einfache Weise lösen lassen und man damit unkompliziert bauen kann“, erläutert Richard Henning. So lassen sich beispielsweise bei KS-Außenwänden durch die funktionale Trennung in Tragschicht und Dämmschicht individuelle Gliederungselemente wie die gelben Fensterfaschen problemlos umsetzen. Wichtig war dem Bauherrn und den Architekten die ökologische Qualität des Baustoffs. Kalksandstein besteht aus den Baustoff, desto schwerer der Baustoff und desto höher die Schalldämmung. Um hier auf der sicheren Seite zu sein, kamen bei den beiden Mehrfamilienhäusern in Haan Kalksandsteine mit einer Rohdichte von 2,0 Kilogramm pro Kubikmeter zum Einsatz. Außerdem ermöglicht der Baustoff aufgrund seiner Tragfähigkeit bereits ab 11,5 Zentimetern Wanddicke tragende, hoch belastbare Wände. Damit lassen sich generell schlanke Innenwände und durchschnittlich bis zu 7 Prozent mehr Wohnund Nutzfläche realisieren. Ein weiterer Pluspunkt ist die aktive Klimaregulierung von Mauerwerk aus Kalksandstein. Kalksandstein nimmt die in Bädern, Küchen und Schlafzimmern entstehende Luftfeuchtigkeit auf und gibt sie erst dann an den Raum ab, wenn die Luft wieder trockener ist. Zudem besitzen Wände aus Kalk- Zur Erreichung des Niedrigenergiestandards sind die Außenwände (U-Wert 0,17 W/m²K) mit einem Wärmedämmverbundsystem (22 Zentimeter) versehen, mit einem mineralischen Oberputz in Kratzputzausführung und weiß gestrichen. Ausgestattet sind beide Mehrfamilienhäuser jeweils mit einer zentralen Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung, einem gemeinsamen Mini-Blockheizkraftwerk zur Wärme- und Stromgewinnung sowie zur Abdeckung von Spitzenlasten mit einer Gas-Brennwertheizung. Das Mehrfamilienhaus in Haan hat einen Primärenergiebedarf von 46 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr (kWh/m²a) (Endenergiebedarf 54 kWh/m²a) und ist seit Mitte 2014 komplett vermietet. Wie ist die Resonanz der Mieter? „Positiv“, freut sich Uwe Schmidt. „Die Mitglieder sind sehr zufrieden mit ihren Wohnungen.“ Bernd Niebuhr * Regionale Lieferprogramme sind zu beachten Modernisierungs-Magazin 10/2015 75