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REFERAT: Medienorientierung
Referent/in
Frau Regierungspräsidentin Barbara Egger-Jenzer
Thema/Anlass
Datum
Medienorientierung und Ausstellungseröffnung zum Projektwettbewerb „Neubau Betriebsgebäude SANO / SNZ 144“ in Bern
Freitag, 24. April 2009; 13.30 Uhr
Ort
Bern, Fabrikstrasse 2 E, Dachgeschoss, im von Roll-Areal
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Damen und Herren der Medien und der Projektteams,
sehr geehrte Behördenmitglieder,
liebe Gäste
Wer hätte das früher für möglich gehalten: da kämpfen 13 renommierte Architekturbüros mit viel Energie darum, ein Holzhaus bauen zu dürfen. Ein Holzhaus! Architekten,
die ein Herz für Holzbauten haben, sind ganz sicher keine Holzköpfe. Vielmehr haben
sie den Geist der Zeit richtig erfasst und setzen ihre geistige Schöpfungskraft aufs
richtige Ross. Denn dachte man früher bei einem Holzhaus eher an eine Waldhütte,
an ein Chalet oder bestenfalls an ein schmuckes Blockhäuschen mit Sauna im hohen
Norden, wird dieser Bau – hier erst im Modell sichtbar – an exponierter Stelle ein starkes Zeichen setzen.
Ingenieurholzbau und der Einsatz des Baustoffs Holz haben heute in der Schweiz
noch nicht den Stellenwert und die Selbstverständlichkeit, die diesem wertvollen Baustoff zustehen sollten. Die Schweiz braucht keine hölzernen Architekten, aber sie benötigt mehr Fachleute, die sich im Konstruieren von Holzbauten verstehen.
Aber hat Holz als inländischer Baustoff mit heimeligem Effekt überhaupt eine Zukunft?
Ja, denn dafür setzen wir uns ein. Das Amt für Grundstücke und Gebäude als beauftragte Bauherrin bei kantonalen Bauten fördert mit konsequenten Planungsvorgaben
den Bauholzeinsatz. Allein in diesem Projekt sollen schätzungsweise gegen 900 m3
zertifiziertes Konstruktionsholz verbaut werden.
Holz ist ein Werkstoff, der immer wieder zu kreativen und neuen Lösungen inspiriert.
Aus trockenem und sprödem Material entsteht etwas erfrischend Neues. Ein Neubau
erhitzt meist die Gemüter der Leute. Es wird heftig diskutiert über Ästhetik und Funktionalität und über Farben und Formen. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten, doch die positiven Eigenschaften des lebendigen Materials lassen sich nicht wegdiskutieren: Holz ist natürlich, warm, riecht gut und ist angenehm zu berühren. Holz
kennt keine Berührungsängste: Wer kennt nicht das wohlige Gefühl, wenn man seine
kalten Hände über dem Holzfeuer wärmen kann? Wann sind Sie zum letzten Mal über
eine Holzbrücke gelaufen? Oder verbinden Sie mit Holz eher die Tätigkeit Ihres Nachbarn als Schreiner? Vielleicht erinnern Sie sich aber auch an die knarrende Holztreppe
in ihrem Elternhaus, die ein unbemerktes Nachhausekommen verunmöglichte? Und
der Verarbeitung von Holz zu Papier konnte auch die Idee des papierlosen Büros
nichts anhaben. Ich selbst rühre schliesslich halt immer noch am liebsten mit einer
Holzkelle im Sugo, damit dieser nicht anbrennt.
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Mit Holz ist viel Lebensqualität verbunden. Wälder prägen unsere Landschaft. Sie sind
sowohl für die Joggerin wie für den Spaziergänger mit Hund der Ort der Erholung
schlechthin, für andere sind Wälder der tägliche Arbeitsplatz. Auf jeden Fall ist der
Wald für uns alle ein wichtiger und positiver Umweltfaktor. In den einheimischen Wäldern wächst bedeutend mehr Holz nach, als genutzt wird. Damit lassen sich langlebige, hochwertige Erzeugnisse herstellen. Die Verwendung von Holz als Baustoff verbessert die CO2-Bilanz:
Durch die Herstellung und Verwendung von „holzigen“ Produkten werden zuerst CO2Emissionen aus anderen Rohstoffen vermieden; anschliessend können durch eine
Zweitnutzung von Abfall- und Altholz als Energiequelle zusätzliche Emissionen aus
fossilen Quellen verhindert werden.
Die Oberfläche eines Gebäudes bestimmt im Wesentlichen den Energieverbrauch.
Wie Sie in der Ausstellung sehen werden, schafften es mehrere der eingereichten Projekte pro Gebäudevolumen möglichst wenig Oberfläche zu erstellen. Der mehrgeschossige Holzbau hat seinen Weg angetreten. Mit Holzbauten wollen wir aber nicht
nur hoch hinaus, sondern Holz möglichst breit als Konstruktionsmaterial wieder einführen und gleichzeitig weitere Entwicklungspotentiale sichern.
Der wunderschöne Holzbau wird an sehr exponierter Stelle zwischen den Bahngeleisen beim Güterbahnhof und der Murtenstrasse zu stehen kommen. Seine Bewohner
sind nicht weniger exponiert. Die Sanitätspolizei der Stadt Bern erfüllt ihren Rettungsdienstauftrag für die Stadt und die Region mit rund 40 Gemeinden. Zudem betreibt sie
die kantonale Sanitätsnotrufzentrale Telefon-Nummer 144. Sie erfüllt ihren Auftrag an
ihrem heutigen Standort in der Innenstadt unter schwierigsten Bedingungen. Umso
glücklicher bin ich, dass für diese wichtige Institution eine neue innovative Lösung gefunden wurde.
Nur ein Projekt hat diesen Preis gewonnen, aber allen Beteiligten gebührt Respekt für
ihren grossen Einsatz und die wertvollen Projektbeiträgen. Meine herzliche Gratulation
geht an das Siegerteam Müller & Truniger Architekten aus Zürich mit Pirmin Jung
Holzbauingenieuren aus Rain. Ich gratuliere auch den weiteren preisgekrönten Planerteams. Nehmen Sie den Schwung aus diesem Wettbewerb mit und investieren Sie
Ihre geistige Energie in solch innovative Herausforderungen. Damit bauen Sie an einer
nachhaltigen Gestaltung der Zukunft.
Eins möchte ich abschliessend betonen: So fest ich mich normalerweise dafür einsetze, sparsam mit der Energie umzugehen, umso mehr wünsche ich mir, dass in Zukunft
die uneingeschränkte Energie der Architektinnen und Architekten ungebremst in solche Bauvorhaben fliesst.
Ich danke Ihnen für Ihr Engagement und Ihre Aufmerksamkeit.
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