HAUS ZENTRUM Gesamterneuerung / Studienauftrag Bericht des Beurteilungsgremiums vom 26. September 2007 Baudepartement Baudepartement Studienauftrag Haus Zentrum / Bericht des Beurteilungsgremiums 3 Einführung 8 Projekt Nr. 1 «Façade du Cerf» 12 16 Projekt Nr. 2 «_jo» Projekt Nr. 3 «Metamorphose» Studienauftrag Haus Zentrum, Zeughausgasse 9, Zug Ausgangslage der Zeughausgasse 9 kann Einfluss auf die Umge- Das «Haus Zentrum» mit Anbau an der Zeughaus- bung genommen und die Ausstrahlung des Plat- gasse 9 in Zug ist stark erneuerungsbedürftig. Fas- zes verbessert werden. sade, Dach und Haustechnik müssen dringend sa20 Projekt Nr. 4 «Platzhirsch» niert, ergänzt oder ausgewechselt werden. Im Erdgeschoss des Hauses Zentrum soll ein grosszügiger und freundlicher Eingangsbereich 24 28 Projekt Nr. 5 «Stadthaus» Projekt Nr. 6 «Synthese» Die Erneuerung des Gebäudes eröffnet eine Chan- geschaffen werden, der auch kleinere Ausstellun- ce, die städtebauliche Situation und die architek- gen ermöglicht und eine gewisse visuelle Durch- tonischen Qualitäten des Hauses aufzuwerten und lässigkeit zum Platz erlaubt. Mit der offenen den aktuellen Bedürfnissen anzupassen. Gestaltung des Erdgeschosses soll das Image einer zugänglichen Verwaltung verstärkt werden. Mit einem Studienauftrag an maximal sechs Ge- Die Gestaltung soll Zugänglichkeit und Kontakt- neralplanungsteams sollte eine ökologisch und freudigkeit vermitteln. Das Gebäude soll – betrieblich sinnvolle Lösung zur Erneuerung des vor allem im Erdgeschoss – urban und offen Hauses Zentrum gesucht und ein kompetenter wirken. Vertragspartner als Planer gefunden werden. Obwohl seit der Entstehungszeit umstritten und Der Studienauftrag wurde nach einer Selektion im Stadtgefüge ein Fremdkörper, ist das Haus Zen- von Generalplanerteams 2-stufig, anonym durch- trum Teil einer spezifischen Quartier-Identität ge- geführt. So konnten die städtebaulichen Rand- worden, die nicht leichtfertig verändert werden bedingungen nach der Zwischenbeurteilung soll. Die anspruchsvolle Aufgabe besteht darin, aufgrund der Erkenntnisse verfeinert definiert mit allfälligen gestalterischen Massnahmen zwi- werden. schen den zeittypischen Qualitäten des bestehen- Aufgabe den Gebäudes von Architekt Hanns Brütsch aus dem Jahre 1960/61, den Ansprüchen der zeit- Die Erneuerung hat zum Ziel, die stadträumliche gemässen Gebäudetechnik und den typologischen und architektonische Situation aufzuwerten. Ei- und morphologischen Charakteristiken der Alt- nen wichtigen Bestandteil der Aufgabe bildet die stadtumgebung zu vermitteln. architektonische Lösung der Gestaltung des Vorbereichs mit verschiedenen, höhenmässig diffe- Programm renzierten Bereichen und ihren Anschlüssen im Neben den üblichen Nebenräumen und techni- Zusammenhang mit der Eingangsgestaltung des schen Räumen sind in den fünf Obergeschossen Hauses Zentrum. Büroarbeitsplätze für rund achtzig Personen, verteilt auf Einzelbüros, Gruppenbüros und Gross- Impressum Der Anbau auf dem Grundstück 1049 kann höchs- raumbüros zu planen. Baudepartement Stadt Zug tens um ein Geschoss aufgestockt werden. Der Ab- Telefon 041 728 21 68 bruch desselben ist möglich; allerdings geht da- Im Erdgeschoss sollen ein Foyer mit Empfang, Telefax 041 728 23 72 durch Nutzraum verloren, weshalb wesentliche grössere zusammenhängende Räume für Ausstel- [email protected] Vorteile einer solchen Lösung aufgezeigt werden lungen, ein Sitzungszimmer und Raum für das www.stadtzug.ch müssten. Mit der Gestaltung des Erdgeschosses Stadtmodell, sowie im Dachgeschoss ein grösseres Herausgeber E-Mail Internet-Adresse 3 Baudepartement Studienauftrag Haus Zentrum / Bericht des Beurteilungsgremiums Sitzungszimmer, eine Bibliothek und ein Pausen- Experten: Vorprüfung Stufe 2 Für die Würdigung der Projekte legte das Beur- raum Platz finden. – Regula Kaiser, Architektin ETH, Die eingereichten Projekte wurden nach den teilungsgremium folgende Kriterien fest: Anforderungen des Wettbewerbsprogramms und – Städtebau, Architektur, Aussenraum. Entstehen Um die Nachhaltigkeit zu gewährleisten, soll der – Georg Frey, Architekt ETH, Stv. Stadtarchitektin Zug, Ersatzpreisrichterin Ressourcenaufwand für den Umbau und Betrieb des Gebäudes optimiert, die kompakte Gebäudeform beibehalten und ein niedriger Energieverbrauch angestrebt werden. Teilnehmende Das Beurteilungsgremium trat am 26. Februar 2007 für die Präqualifikation zusammen. Die ein- der Fragebeantwortung auf folgende Punkte geprüft: Kantonaler Denkmalpfleger Zug – Vollständigkeit – Christian Polke, Ingenieur FH, – Einhaltung des Projektierungsperimeters Haustechnikexperte, Zürich – Überprüfung des Raumprogramms (ohne Raum- – Martin Wieser, Architekt FH, flächen) Projektleiter Stadt Zug, Ersatzpreisrichter – Energie- und Gebäudetechnik (Minergie, Be- – Claude Vaucher Architekt SIA, im Bereich Städtebau neue Qualitäten? – Funktionalität, Gebäudetechnik. Entstehen gute Arbeitsplätze mit optimalen Nutzungsmöglichkeiten? – Wirtschaftlichkeit, ökologische Nachhaltigkeit. Entstehen im Bereich Nachhaltigkeit neue Qualitäten? haglichkeit, Systeme) Wettbewerbsbegleiter, Aarau In mehreren Rundgängen wurden die Projekte gereichten Unterlagen der fünfzehn Bewerben- Beurteilung Stufe 1 und Empfehlung Stufe 2 Im Rahmen der Vorprüfung wurden die Baukos- diskutiert und gewürdigt. Qualitätsunterschiede den wurden aufgrund der in den Ausschreibungs- Die Teams bearbeiteten in der Stufe 1 die städte- tenangaben der Verfasser übernommen. Es zeigt städtebaulicher und nachhaltiger Lösungsvor- unterlagen aufgeführten Kriterien geprüft und baulichen Aspekte der Aufgabe und deren Rele- sich, dass die Investitionskosten der verschiedenen schläge reduzierten die Auswahl auf die engere folgende sechs Planerteams zur Teilname ausge- vanz in Bezug auf die Gestaltung der Gebäude Projektvorschläge bis 14 % unter und bis 19 % Wahl der zwei Projekte «Synthese» und «Façade wählt: Zeughausgasse 9 und des eingeschossigen An- über dem Mittel lagen. Der Toleranzbereich von du Cerf». Nach einem Kontrollrundgang und ver- – Atelier WW Architekten SIA AG, 8032 Zürich baus. Das Beurteilungsgremium tagte am 30. Mai 20 % wurde nicht überschritten. tiefter Diskussion der Projekte stellte das Beurtei- – CST Architekten AG, 6300 Zug 2007. Die anonym eingereichten Vorschläge wur- – Kamm Architekten AG, 6300 Zug den analysiert und diskutiert. Die Würdigungen Alle sechs Planungsteams haben ihre Projekte Cerf» bei allen drei Kriterien gute Lösungen an- – Leutwyler Partner Architekten AG, 6300 Zug und der fristgerecht und vollständig eingereicht. Sämtli- bietet und auch als gesamtheitlich durchdachtes – Romero & Schaefle Architekten AG, 8008 Zürich Klärung der Ausgangssituation für die Stufe 2. che Projekte können zur Beurteilung zugelassen Projekt zu überzeugen vermag. – Studer Strasser Architekten, 4058 Basel Das Beurteilungsgremium legte als präzisierende werden. Beurteilungsgremium Sachpreisrichter: Programmpräzisierungen dienten Grundlage für die 2. Stufe fest: – Massive Interventionen im Bereich des Anbaus lungsgremium fest, dass das Projekt «Façade du Beurteilung Stufe 2 Schlussfolgerung und Empfehlung Das Beurteilungsgremium war über das hohe und zu Gunsten städtebaulicher Bereinigungen sind Die Teams bearbeiteten in der Stufe 2, unter detaillierte Niveau der sechs eingereichten Pro- möglich. Berücksichtigung der Zwischenbeurteilung, die jektarbeiten erfreut und dankt allen Teilnehmern – Das Hauptvolumen des Gebäudes Haus Zentrum Gesamterneuerung des Hauses Zentrum. Sie erar- für die engagierte Arbeit. Die verschiedenen – Hans Christen, Stadtrat, ohne Anbau bleibt im Grundriss im jetzigen Be- beiteten in dieser Stufe vertiefte Unterlagen zu Lösungsansätze ermöglichten eine differenzierte Finanzchef Stadt Zug reich. Die Höhe der jetzigen Dachkante muss den Bereichen Konstruktion, Energieaufwand und Beurteilung der städtebaulich und denkmalpfle- klar ablesbar bleiben. – Andrea Sidler Weiss, Stadträtin, Bauchefin Stadt Zug Nachhaltigkeit. Das Beurteilungsgremium beur- gerisch anspruchsvollen Situation. Sie zeigten auf, – Das Volumen des Daches über der jetzigen Dach- teilte die Lösungen ganzheitlich und empfiehlt dass das Ziel der Stadt Zug, gute, ökonomische kante kann bei einer Neugestaltung bis Kote der Veranstalterin das weitere Vorgehen. Eine und nachhaltig zu realisierende Arbeitsplätze in Fachpreisrichter: 22.00 Meter über Erdgeschoss reichen, oder die Rangierung erfolgte nicht. diesem bestehenden Gebäude möglich sind. – Tomaso Zanoni, Stadtarchitekt, aktuelle Attika kann bestehen bleiben. Es ist dem Beurteilungsgremium klar, dass eine we- Das Beurteilungsgremium tagte am 26. September Der Vorschlag einiger Projekte, an Stelle des erd- – Paola Maranta, Architektin ETH BSA SIA, Basel sentliche Veränderung der Silhouette (Dach- 2007. Andrea Sidler Weiss, Stadträtin, Bauchefin geschossigen Anbaus im Süden einen räumlich – Ernst Strebel, Architekt ETH BSA SIA, Zürich form) in Fachkreisen verstanden und gewürdigt Stadt Zug nahm an der freien Besichtigung teil gefassten, in der Höhe leicht abgesetzten Aus- – Andreas Scheiwiller, Architekt ETH BSA SIA, wird, lokalpolitisch jedoch in einem hochsensi- und musste sich danach entschuldigen. Als Ersatz- senhof vorzusehen, überzeugt. Der dadurch ent- blen Bereich liegt. preisrichterin wurde Regula Kaiser bestimmt. stehende Flächenverlust wird durch die entste- Nach einer freien Besichtigung der Projekte nahm hende städtebauliche Qualität (Freistellung Haus das Beurteilungsgremium vom Ergebnis der Vor- Zentrum, strukturelle Entwicklungsmöglichkeiten prüfung Kenntnis und liess sämtliche Projekte zur Altstadt), wettgemacht. – Theddy Christen, Leiter Immobilien Stadt Zug Stadt Zug (Vorsitz) Zürich Beurteilung zu. 4 5 Baudepartement Die Vorschläge, das bestehende Dachvolumen Beurteilungsgremium stark zu verändern, um das Haus Zentrum in der Studienauftrag Haus Zentrum / Bericht des Beurteilungsgremiums Projektverfasser 1. «Façade du Cerf» 5. «Stadthaus» Romero & Schaefle Architekten AG, 8008 Zürich Atelier WW Architekten SIA AG, 8032 Zürich kleinmassstäblich geprägte Dachlandschaft der mit: mit: Altstadt bedingt eine zurückhaltende Dachge- Dr. Schwartz Consulting AG, 6300 Zug Henauer Gugler AG, 8021 Zürich Todt Gmür + Partner AG, 8050 Zürich Hans Abicht AG, 6300 Zug R+B engineering ag, 8005 Zürich Hefti Hess Martignoni, 8050 Zürich Bauphysik Meier AG, 8108 Dällikon Kopitsis Bauphysik AG, 5610 Wohlen Altstadt auszuzeichnen, konnten nicht überzeugen. Die mit ihren Ziegeln gedeckten Steildächer staltung des Hauses Zentrum. Andrea Sidler Weiss Hans Christen Der Bau von Architekt Brütsch aus den Sechziger Jahren ist ein Fragment einer städtebaulichen Ent- Theddy Christen Mebatech AG, 5400 Baden wicklung, die nie verwirklicht wurde. Das Gebäu- Vogt Landschaftsarchitekten AG, 8006 Zürich 6. «Synthese» de bleibt darum zwangsläufig ein Solitär. Die GMS Partner, 8302 Kloten Leutwyler Partner Architekten AG, 6300 Zug Vorschläge, das ursprüngliche Volumen und die Tomaso Zanoni ursprüngliche Gliederung von offenen und geschlossenen Fassadenflächen beizubehalten, die Fassaden aber neu zu gestalten, werden begrüsst. Paola Maranta Das Beurteilungsgremium empfiehlt der Stadt Zug einstimmig, das Projekt «Façade du Cerf» unter Ernst Strebel 2. «_jo» Ernst Moos Ingenieurbüro AG, 6300 Zug mit: B + B Engineering AG, 6038 Gisikon Burger & Partner AG, 4052 Basel Josef Berger AG, 6300 Zug Bogenschütz AG, 4020 Basel Hager Landschaftsarchitektur AG, 8032 Zürich Herzog Kull Group AG, 4053 Basel Ragonesi, Strobel und Partner AG, 6003 Luzern Bechtold.Lenzin, 4410 Liestal taillierten Resultate der Vorprüfung mit der Wei- Ernst AG, 4008 Basel Andreas Scheiwiller Regula Kaiser mit: Plüss Meyer Partner AG, 6330 Zug – Abhängehöhe Korridor/Nutzflächen sind klar Andy Wickart Haustechnik AG, 6313 Finstersee abzugrenzen; Abhängehöhen sind zu minimieren. 3. «Metamorphose» CST Architekten AG, 6300 Zug Folgende Punkte sind in der Überarbeitung zu berücksichtigen: Georg Frey Mettler + Partner AG, 8049 Zürich – Kühlung EDV und Büros muss gewährleistet sein Fassadentechnik AG, 8355 Aadorf (Bürozielwert max. 26°C). Ev. ist die Kälteerzeu- Martinelli + Menti, 6045 Meggen gung zu verstärken; die Rückkühlung muss da- Christian Polke bei noch gelöst werden. Martin Wieser mit: De Berti & Partner, 6300 Zug – Die Dichtheit der Kippfenster muss langfristig I. Gianotti AG, 8404 Winterthur gewährleistet werden. – Der Sonnenschutz muss die minimalen Wind- 4. «Platzhirsch» Kamm Architekten AG, 6300 Zug – Die Situation bezüglich Aussenluftfassung ist zu lösen und aufzuzeigen. Silke Langenberg, 8057 Zürich studer strasser Architekten, 4058 Basel Berücksichtigung der Projektkritik sowie der deterbearbeitung zu beauftragen. mit: Claude Vaucher Herzog Kull Group, 8952 Schlieren Andrea Compagno, 8046 Zürich geschwindigkeiten gem. SIA 382/1 aushalten. Die Entschädigung für jedes Projekt erfolgt programmgemäss mit einer festen Summe von Zug, 26. September 2007 CHF 25 000 (inkl. MWSt.). 6 7 Baudepartement Studienauftrag Haus Zentrum / Bericht des Beurteilungsgremiums Projekt Nr. 1 «Façade du Cerf» Romero & Schaefle Architekten AG, 8008 Zürich Städtebau / Architektur / Aussenraum Die Fassade wird horizontal geschossweise gegliedert und baut auf der vorgegebenen Tektonik des Rohbaus auf. In den horizontalen Bändern Das Volumen des Gebäudes wird weitgehend bei- werden textile Sonnenschutzmarkisen unter- behalten. Lediglich der erdgeschossige Teil des gebracht. Das Gebäude erhält einen muralen Aus- Anbaus wird abgebrochen. Das Haus Zentrum er- druck, der in der umgebenden Altstadtbebauung hält ein völlig neues Erscheinungsbild. Mit seinen selbstverständlich wirkt. Die Farbgebung mit abgerundeten Ecken zeichnet es sich deutlich als einem mineralischen Putz und Sichtbetonbändern aus der Flucht zurückgeschobener Solitär, dessen einerseits sowie mit Keramikplatten verblendeten Vorgelände speziell behandelt wird. Zur Gasse hin Stützen und grossen horizontalen Glasbändern wird eine differenzierte Treppenanlage aufge- andererseits wirkt elegant und städtisch. Die Glie- baut, die zum einen zum Gebäude führt, dessen derung und Hierarchisierung überzeugt; der Hof Eingang sich in einem leicht zurückgesetzten Por- zur Südseite kann zum einen als temporärer Auf- tikus befindet und zum andern den Aussenhof er- enthaltsbereich und zum anderen als Abstellraum schliesst. Anstelle des erdgeschossigen Anbaus für Fahrräder genutzt werden. wird im Süden ein räumlich gefasster, in der Höhe leicht abgesetzter Aussenhof vorgeschlagen, der Funktionalität / Gebäudetechnik mit einem «Wassertisch aus Kunststein» möbliert Die Funktionalität der Grundrisse ist hoch; die Fle- ist. Das Vordach wird bis zur angrenzenden Lie- xibilität bleibt gewährleistet. Die Konzeption von genschaft Zeughausgasse 11 fortgesetzt, was ei- Haustechnik und Leitungsführung ist angemessen nen räumlichen Filter zum Aussenhof schafft. Das und erlaubt sowohl funktional wie technisch ver- Erdgeschoss ist offen konzipiert und bietet Raum nünftige und ökonomische Lösungen. Die auf- für Foyer/Empfang, Ausstellung, Sitzungsraum gezeigten Vorstellungen zur Gestaltung der Ar- und Stadtmodell. In den Obergeschossen wird der beitsbereiche lassen eine angenehme, angemes- Kern in nördlicher Richtung mit WC-Anlagen er- sene Atmosphäre erwarten. weitert und im Süden mit einer Elektrosteigzone ergänzt, an welcher die Büroinfrastruktur optimal Gebäudetechnik / Nachhaltigkeit platziert werden kann. Der Grundriss ist frei auf- Die energetischen und ökologischen Anforderun- teilbar; die vorgeschlagenen Organisationen sind gen werden klar erfüllt. Die ökologischen Belange alle denkbar; interessant ist insbesondere die Idee, werden berücksichtigt und konsequent umge- die Empfangsbereiche auf den Stockwerken nach setzt. Osten zu legen und die den Gassen zugewandten Die Technisierung ist angemessen, wenn auch Westbereiche zusammenhängend als Gross- nicht besonders innovativ. Die Heizkörper sind raum/Gruppenbüros zu gestalten. Im Dachge- unter den Fensterbändern platziert und in hoch schoss werden die beiden am Kern angelagerten belasteten Zonen werden Kühldecken installiert, Raumschichten im Osten und Westen mit einem welche in abgehängte Akustikdecken integriert attraktiven Gewölbe überspannt; so entstehen ein werden. Die Luftmenge mit 40 m3/h Person ist grosses Sitzungszimmer zur Gasse und ein Pau- genügend (SIA: 36 m3/h Person). Die Wärmeer- senraum nebst Bibliothek zur Hofseite hin. zeugung wird über Fernwärme gelöst während Situation Modellaufnahme aus Westen 8 9 Baudepartement Studienauftrag Haus Zentrum / Bericht des Beurteilungsgremiums die Kälte ausschliesslich mit Erdsonden versorgt werden soll. Ob dies ausreicht, wird in Frage gestellt. Die akustischen Anforderungen sind dank der abgehängten Decke gut erfüllbar. Der äussere Sonnenschutz ist ausreichend und gewährleistet gleichzeitig eine gute natürliche Belichtung und eine angenehme Sicht in den Umraum nach aussen. Investitionskosten Die Investitionskosten ohne Grundstückkosten, Gebäudeausrüstung, Mobiliar und Umzug sind Grundriss Erdgeschoss leicht über dem Mittel aller Projektvorschläge. Fazit Das Projekt «Façade du Cerf» besticht durch seinen städtebaulichen und architektonischen Ausdruck. Der Hirschenplatz wird durch die Präsenz dieses sich auf ebenso selbstverständliche wie selbstbewusste Weise eingliedernde öffentliche Gebäude räumlich und gestalterisch aufgewertet. Schnitt Visualisierung mit Blick von der Zeughausgasse 10 Grundrisse Obergeschosse Visualisierung mit Blick vom Hirschenplatz 11 Baudepartement Studienauftrag Haus Zentrum / Bericht des Beurteilungsgremiums Projekt Nr. 2 «_ jo» studer strasser Architekten, 4058 Basel Städtebau / Architektur / Aussenraum nicht mehr gegeben, andererseits wird die Privatsphäre der Nachbarparzelle im Süden in nicht hinzunehmender Weise tangiert. Die angestrebte Die Verfasser machen die bestehende Einzelstel- formale Eigenwilligkeit ist an diesem Ort nicht lung des Gebäudes im Altstadtgefüge zum städte- verständlich und wirkt verunklärend. baulichen Thema. Der heutige Anbau mit Hirschensaal wird abgebrochen und das Volumen als Funktionalität Solitär freigestellt und überformt. Der Zugang im Erdgeschoss ist in Bezug auf das Das heutige Volumen wird beibehalten. Der Ein- Stützenraster zufällig platziert. Die Eingangs- gangsportikus ebenfalls. Das Attikageschoss hin- situation mit Foyer wirkt beengt. Für das Stadt- gegen wird aufgefüllt. Damit wird die Dreiteilig- modell bleibt wenig Platz. Der Sitzungsraum wirkt keit des Brütsch-Baus erhalten und neu interpre- an den Kern angedockt sperrig und nimmt dem tiert. Die neue Fassade aus geknickten Metallele- Erdgeschoss seine mögliche Durchlässigkeit. menten versucht die von Brütsch entworfene Die Bürogeschosse sind mit den im Osten an den Fassade mit ihren vollen und offenen Flächen Kern angegliederten Toiletten funktional organi- nachzuzeichnen. Leider wirken vor allem die ge- siert und erlauben rundum gleichwertige Bürosi- schlossenen geknickten Flächen unverständlich. tuationen. Die grosse WC-Anlage im Dachgeschoss Ebenso sind die Eckpunkte des Volumens mit der ist zu hinterfragen. Unklar bleibt auch, was die Er- neuen Verkleidung zufällig und nicht gelöst. Der weiterung des Attikageschosses an räumlichem architektonische Ausdruck des Gebäudes sucht Mehrwert bringt. seine Anlehnung in einer Architektursprache, die eher zu einem Bankgebäude ausserhalb der Alt- Gebäudetechnik / Nachhaltigkeit stadt passt und dort auch anzutreffen ist, in der Die energetischen und ökologischen Anforderun- Altstadt jedoch auch aufgrund seiner Farbigkeit gen werden klar erfüllt. Die Belange werden ins- und Materialisierung fremd wirkt. Die Aufhebung besondere durch den schonenden Umgang mit und Verglasung des obersten ehemaligen Attika- der bestehenden Substanz gut berücksichtigt. Das geschosses ist in der Fortführung der gewählten Gebäudetechnikkonzept ist umfangreich doku- Architektursprache konsequent, führt insgesamt mentiert und zweckmässig, allerdings mit einzel- aber zu einer Banalisierung des Brütsch-Baus. nen Problempunkten: Die Schallübertragung über Das Volumen wird von einem aus Betonstreifen die Lüftung bei Einzelbüros wird durch die Lösung bestehenden Belag umspült, der sich im Süden zur begünstigt und die HT-Zentralen auf dem Dach Parzellengrenze hin zufällig auftürmt und zum dürften kaum ausreichen. Auch das Wiederver- nördlich liegenden Platz hin einen fliessenden wenden resp. Sanieren der alten einbetonierten Übergang schafft. Deckenheizung ist diskussionswürdig. Die in der Altstadt typische Differenzierung der Aussenräume in privat, halbprivat und öffentlich Investitionskosten wird zu Gunsten dieser überspitzten Topographie Die Investitionskosten ohne Grundstückkosten, aufgehoben. Damit ist einerseits die Massstäb- Gebäudeausrüstung, Mobiliar und Umzug sind lichkeit und Hierarchisierung der Aussenräume unter dem Mittel aller Projektvorschläge. Situation Modellaufnahme aus Westen 12 13 Baudepartement Studienauftrag Haus Zentrum / Bericht des Beurteilungsgremiums Fazit Der Entwurf verschreibt sich konsequent dem Thema des Solitärs, dies sowohl in seiner Positionierung im Stadtgefüge wie auch in seiner volumetrischen und architektonischen Ausformulierung. Durch die angestrebte überspitzte Autonomie wird das Gebäude noch mehr als heute schon zum Fremdkörper in der Altstadt, was der Aufgabenstellung grundsätzlich nicht entspricht. Grundriss Erdgeschoss Fassade/Schnitt Modellaufnahme aus Südost 14 Visualisierung mit Blick vom Hirschenplatz 15 Baudepartement Studienauftrag Haus Zentrum / Bericht des Beurteilungsgremiums Projekt Nr. 3 «Metamorphose» CST Architekten AG, 6300 Zug Städtebau / Architektur / Aussenraum Mit dem Ausbau der Arkade wird bewusst auf einen gedeckten Vorplatzbereich verzichtet. Die bestehenden Treppenstufen vor dem Eingang wer- Das Haus Zentrum wird architektonisch neu for- den durch eine Rampe ersetzt. In dieser Topogra- muliert: Ein klar erfassbarer, stehender Quader phie eine suboptimale Lösung. Der Erdgeschoss- mit integriertem Attika und ausgebauter Arkade grundriss ist in drei räumlich erfassbare Bereiche steht selbstbewusst am «entstaubten», einheitlich gegliedert: Hauptbau, Anbau und neuer Lichthof. materialisierten Hirschenplatz und zeigt sich als Die damit sich eröffnenden architektonischen neue Setzung mit «monumentalem» Anspruch. Chancen mit Bezügen innerhalb dieser Raum- Die damit verbundene Volumenveränderung im gruppen und auch gegen den Platz bleiben leider Altstadtgebiet eröffnet ein weites Feld von Präju- weit unter deren Potential genutzt. dizien und Einsprachemöglichkeiten – und damit Die Normalgeschosse erfüllen die geforderte Fle- sehr schwer kalkulierbare Risiken im anstehenden xibilität und eröffnen mit der vorgeschlagenen Bewilligungsverfahren. Bergseitig wird der Aus- Kernnutzung (insbesondere mit der Verlegung senraum mit dem neuen Lichthof zum Erdge- der WC's) interessante Optionen. Die Materiali- schoss, der Zweiradrampe und den gedeckten sierung ist sorgfältig entwickelt, zurückhaltend Parkplätzen kleinteilig gegliedert. Dies ist einer und generiert eine angemessene Stimmigkeit. Die zukünftigen städtebaulichen Entwicklung nicht zwischen die Fassadenpfeiler gespannten Brüs- unbedingt dienlich. Der seeseitige Verbindungs- tungskanäle stellen diesen technisch aufwendigen bau mit dem Hirschensaal wird belassen, sein Ausbruch der Brüstungen wieder in Frage. Im westseitiges Untergeschoss zugunsten einer Attika könnte ein trotz Vordachbereich notwen- durchgehenden Platzformulierung abgetragen. diger Sonnenschutz die dargestellte Panorama- Eingefärbte Sichtbetonelemente verblenden die sicht erheblich verändern. vorgesetzte Wärmedämmung und zeichnen die Das mit dem Arkadenausbau verbundene konse- scharfen Konturen des Quaders. Nach dem Abtra- quente Schliessen seitlicher Wandscheiben stellt gen der bestehenden Brüstungen fällt das Licht sich gegen das Anliegen einer grösseren Öffent- durch die nun raumhohen Holz-/Bronzefenster lichkeitswirkung des Erdgeschosses. Dasselbe gilt in die Tiefen der Büros. Gleich textilen Vorhängen, für den nun als Rampe geführten Zugang und sind der Fassade horizontale, transluzide Gitter- auch den im Platzbelag eingeschnittenen Fahr- gewebe, geführt zwischen markant zeichnenden bereich der Zeughausgasse. Der Bereich vor dem Gesimsen, als Sonnen- oder Sichtschutz vorge- Hirschensaal erfährt gegenüber dem Bestand kei- setzt. Damit findet der Bautyp Bürohaus zu einem ne wesentliche Aufwertung. neuen, bisher noch nicht so gängigen, aber durchaus diskutablen Ausdruck. Gegenüber der Vorga- Architektonische Brauchbarkeit/Funktionalität be des Architekten Brütsch, der die Fassade deut- Die Erschliessung ab dem Hirschenplatz über eine lich dreiteilig (Sockel, Schaft und Attika) glieder- Rampe zum Haupteingang lässt noch substantiel- te, ist der Aufbau in der vorliegenden Arbeit le Fragen offen. Die betrieblichen Nutzungsop- verwischt. Im Attika noch erfahrbar, verliert er im tionen der Normalgeschosse sind überzeugend, Erdgeschoss an Klarheit. diejenigen des Erdgeschosses jedoch mangelhaft. Situation Modellaufnahme aus Westen 16 17 Baudepartement Gebäudetechnik / Nachhaltigkeit Fazit Die energetischen und ökologischen Anforderun- Der sorgfältige durchgearbeitete Vorschlag bietet gen werden gut erfüllt. Die ökologischen Belange in allen Bereichen, vorab im Bereich der Bürofas- werden berücksichtigt und sind gut dokumen- saden und auf der Detailebene, interessante An- tiert. sätze. Seine Mängel liegen in generellen konzep- Das gebäudetechnische Gesamtkonzept ist gut tionellen Bereichen. Deren Bereinigung, auch der ausgewogen und umfangreich dargestellt. Das optional baurechtlichen, könnte zu einer sub- Konzept ist innovativ und berücksichtigt die Ge- stantiellen Veränderung des Projektes führen. Studienauftrag Haus Zentrum / Bericht des Beurteilungsgremiums bäudemasse, wie auch Umweltenergie. Die vorgeschlagene Grundwasserkühlung ist allerdings nicht plausibel und kaum bewilligungsfähig. Insbesondere die Grundwasserrückgabe und eine Kühlung über Grundwasser sind an diesem Standort kaum plausibel. Investitionskosten Grundriss Erdgeschoss Die Investitionskosten ohne Grundstückkosten, Gebäudeausrüstung, Mobiliar und Umzug sind erheblich über dem Mittel aller Projektvorschläge. Fassade/Schnitt Modellaufnahme aus Südost 18 Visualisierung mit Blick vom Hirschenplatz 19 Baudepartement Studienauftrag Haus Zentrum / Bericht des Beurteilungsgremiums Projekt Nr. 4 «Platzhirsch» Kamm Architekten AG, 6300 Zug Städtebau / Architektur / Aussenraum flächen respektiert, und die Fassade in Ergänzung mit den noch brauchbaren Elementen in Anlehnung an das ursprüngliche Fassadenbild neu kon- Das bestehende Bürohaus von Hanns Brütsch wird struiert, jedoch wirkt der Dachaufbau in der fas- in diesem Projekt als Solitärbaukörper begriffen sadenbündigen Form sowie in Konstruktion und und von seiner baulichen Umgebung frei gespielt. Materialisierung fremd. Der Materialwechsel Die Nebenbauten im Süden werden zurückge- schwächt die angestrebte Klärung des Gebäude- baut, um eine räumliche Distanz zu den Altstadt- volumens eher ab. Auch der Anteil an Technik- bauten der früheren Generation zu schaffen. Das flächen scheint für ein so prominent ausgebilde- erforderliche Raumprogramm wird im Hauptge- tes Dachgeschoss zu hoch. Für die Fassade wird bäude untergebracht. Diese Haltung befreit von eine zeitlose Formensprache gewählt, die der einer Aufgabe, die offensichtlich schon der Archi- Konstruktion untergeordnet ist. Dies offenbar be- tekt des bestehenden Hauses beim Entwurf des wusst, um eine «Anbiederung» zu vermeiden. heutigen Gebäudes nie ganz zufriedenstellend Durch diese angestrebte «Entmaterialisierung» lösen konnte, nämlich der stadträumliche und entsteht aber auch eine leichte Entfremdung von massstäbliche Anschluss an die alte Häuserzeile. der Umgebung. Eine solche jedoch war gerade in Auf der Ostseite wird das Gebäude mit einer Ram- vergangenen Jahren Gegenstand der Hauptkritik pe von der Umgebung abgelöst und der rückwär- am Gebäude. Mit der geplanten Erneuerung der tige Hof damit vereinheitlicht und geklärt. So Gebäudehülle aber strebt die Stadt auch eine Art umgibt den von Anbauten befreiten Baukörper Re-Etablierung des Gebäudes in der öffentlichen ein fliessender grosszügiger Stadtraum, der nicht Meinung an. Diese scheint mit der vorgeschla- hierarchisiert oder speziell ausgezeichnet wird. genen «neutralen» und «zeitlosen» Architektur- Mit einem durchgehenden Pflastersteinbelag wer- sprache nicht möglich. den alle Niveaudifferenzen ausgeglichen, die es zwischen der Liegenschaft selber und den um- Architektonische Brauchbarkeit/Funktionalität liegenden Räumen gibt. Diese Grosszügigkeit der Die Organisation der Normalgeschosse ist nach- Aussenraumgestaltung wirkt zwar befreiend, ist gewiesen. Das Erdgeschoss lässt jene Grosszügig- aber für die Altstadt eigentlich untypisch. Im keit vermissen, die im Aussenraum angedeutet Grunde wäre hier eine Folge von unterschiedlich wird. Der bestehende Portikus bleibt erhalten, charakterisierten kleinen Aussenräumen auf den dadurch kann eine prominente Eingangssituation verschiedenen Seiten des Gebäudes natürlicher geschaffen werden. Im Vergleich der verschiede- als eine einheitliche Belagsfläche, die das Gebäu- nen Projekte hat sich aber gezeigt, dass die Ent- de umspült. scheidung, diesen Raum entweder dem Gebäude Der gestalterische und konstruktive Umgang mit oder dem Aussenraum zuzuschlagen, in jedem der ursprünglichen Struktur und Architektur des Fall schwer fällt, weil auch in der Eingangshalle Gebäudes ist respektvoll und sorgfältig, aber von selber eine repräsentative Grosszügigkeit er- unterschiedlicher Konsequenz. So wird zum Bei- wünscht ist. Die Neuorganisation des Kellerge- spiel der Aufbau der Fassade mit dem charakteris- schosses ist sinnvoll. Dadurch kann auch der Aus- tischen Anteil von Fensterflächen und Mauer- senraum auf Stadtebene besser gestaltet werden. Situation Modellaufnahme aus Westen 20 21 Baudepartement Die Architektur der Innenräume wird trotz detail- Investitionskosten lierter Möblierung wenig spürbar. Eventuell hät- Die Investitionskosten ohne Grundstückkosten, te eine perspektivische Darstellung die Vorstel- Gebäudeausrüstung, Mobiliar und Umzug liegen lungen noch besser vermitteln können. Die be- leicht unter dem Mittel aller Projektvorschläge. stehenden Fassadenschotten werden mit einer Brüstungskonstruktion möbliert, die als eine Art Fazit Fenstersims interpretiert werden. Diese Verbin- Das Projekt Platzhirsch ist ein guter und sorgfäl- dung von alt und neu ist gut gelöst. tig ausgearbeiteter Beitrag zur Aufgabenstellung. Gebäudetechnik / Nachhaltigkeit Studienauftrag Haus Zentrum / Bericht des Beurteilungsgremiums Vermisst wird eine noch etwas mutigere Erneuerung der Fassade; eher unglücklich ist die Glas- Die energetischen und ökologischen Anforderun- haube im Dachgeschoss, die zu viel Technik ver- gen werden erfüllt. Die ökologischen Belange birgt und in ihrer Architektursprache keine werden berücksichtigt. Verbindung zu den unteren Geschossen findet. Das Gebäudetechnikkonzept ist sehr ausgeprägt Ungenügend ist die fehlende Differenzierung in und umfangreich instrumentiert. Die Luftmengen der Ausgestaltung der Umgebung. Grundriss Erdgeschoss mit 50 m3/h Person entspricht einer hohen Luftrate. Wie die sichtbare Installation mit Akustikmassnahmen kombiniert wird, wird offen gelassen. Speziell gewürdigt werden darf der Hinweis zur Regenwassernutzung, die wasserlosen Urinoirs und die beabsichtigte Heiz-/Kühlfunktion über Erdsonden. Fassade/Schnitt Modellaufnahme aus Südost 22 Visualisierung mit Blick vom Hirschenplatz 23 Baudepartement Studienauftrag Haus Zentrum / Bericht des Beurteilungsgremiums Projekt Nr. 5 «Stadthaus» Atelier WW Architekten SIA AG, 8032 Zürich Städtebau / Architektur / Aussenraum Konstruktion der Fassade aber wird eine dünnhäutige Fassadenkonstruktion vorgeschlagen. Eine massive und klopffeste Aussenwand wäre dem Seinem Ursprung als freistehender, eigenständi- architektonischen Ausdruck angemessener. Sehr ger Solitär und der Funktion der Öffentlichkeit des öffentlich ist das grosszügige Erdgeschoss, die Gebäudes soll Ausdruck verliehen werden. Dies ist Aussenraumbezüge beschränken sich aber auf das erklärte Entwurfsthema der Projektverfasser. den westlichen Platz. Der kleine Hof südlich bleibt Für die Freistellung des Gebäudes wird der südlich im Abseits. Eine Verbindung zum Ausstellungs- liegende Anbau entfernt. Ein kleiner, dreiseitig raum des Stadtmodells, wenn auch nur visueller gefasster Hof entsteht. Im Erdgeschoss wird die Natur, hätte ihn beleben können. Zudem muss die Arkade zugunsten eines kompakteren Baukörpers Erstellung einer niveaugleichen Ebene des Fahr- geschlossen. Die Attika wird zweigeschossig, der radhofes mit dem Stadthaus baulich mit viel Auf- Aufbau bleibt rechtwinklig kubisch. Tages- und wand erkauft werden. Bedingung dazu ist der Nachtsichtdarstellungen aus der Vogelperspektive Abbruch der Untergeschossdecke des jetzigen An- (Blick vom Guggi und vom Zytturm) zeigen die baus. Niveaudifferenzen vom Trottoir zum Ein- Absicht, das Gebäude weithin sichtbar zu machen. gangsniveau sind erkannt und mit einer differen- In der Diskussion der Jury sind die Worte «Stadt- zierten Stufenanlage überbrückt worden. krone» und «moderne Kuppel» gefallen. Einen zweigeschossigen Aufbau im Baubewilligungs- Architektonische Brauchbarkeit/Funktionalität verfahren durchzusetzen ist äusserst schwierig, Seeseitig entsteht in der Attika ein zwei Geschos- denn jede Einsprache bezüglich der neuen Ge- se hoher Sitzungssaal. Gegenüber liegt das Pau- bäudehöhe könnte das Projekt zu Fall bringen. senkaffee, zweigeschossige offene Räume verbin- Auf diese gesetzlichen Rahmenbedingungen sind den zur Bibliothek auf der Galerie. Die überhohen die Autoren schon bei der Zwischenabgabe hin- Räume sind grosszügig, aber ohne Mehrnutzen gewiesen worden, bestehen jedoch auf ihrem Vor- für den Bauherrn; Es gibt keine Besuchergalerie, schlag. Den Baukörper des Brütsch-Baus unterzie- Treppe zur Bibliothek etc. In den Regelgeschossen hen die Architekten einer starken Überformung, bringen die neuen Fenster mehr Licht in die Tiefe der Zeitzeuge der 1950-er Jahre verschwindet. An der Räume dahinter. Dazu müssen sämtliche Brüs- Stelle von Rahmen und Füllung des Brütsch-Baus tungen rückgebaut werden. In den Grundrissen betonen die Architekten das Stützenraster und ist die geforderte Flexibilität in der Unterteilung gestalten eine Lochrasterfassade. Einfach und ein- des Büros gewährleistet. Der öffentlichen Nut- heitlich soll das Haus werden, was nicht ohne Wi- zung gut entsprechen die grosszügigen Räume dersprüche geht. Das Lochraster umläuft nicht des Erdgeschosses. gleichmässig alle Gebäudeseiten und nimmt mit den grösseren Wandstücken doch wieder Rück- Gebäudetechnik / Nachhaltigkeit sicht auf den alten Brütsch-Bau. Im Erdgeschoss Die energetischen und ökologischen Anforderun- wird die vertikal betonte Struktur mit grossen lie- gen werden bestens erfüllt. Die ökologischen genden Glasscheiben überspielt. Von solidem Ein- Belange werden berücksichtigt und konsequent druck und «Strukturwahrheit» ist die Rede, in der umgesetzt. Situation Modellaufnahme aus Westen 24 25 Baudepartement Das Gebäudetechnikkonzept ist innovativ, aber Das Thema des Vorschlages «Stadthaus» ist aufwendig. Den Bedürfnissen der EDV wird in grundsätzlich zu befürworten. In der vorliegen- genügendem Masse Rechung getragen. Das teil- den Ausarbeitung ist es aber unvollständig umge- dezentrale Lüftungskonzept gewährleistet gute setzt. In jedem Falle aber wäre baulich-technisch lichte Raumhöhen, die Luftmengen sind aber eher wie auch gesellschaftlich-politisch dieses Projekt knapp und eine ev. notwendige zusätzliche Mini- nur mit grossem Aufwand zu verwirklichen. Die malbefeuchtung kann kaum bewerkstelligt wer- Möglichkeiten seiner adäquaten Umsetzung sind den. Die Einhaltung aller Behaglichkeitsbedin- per se begrenzt. Auch kann der resolute Auftritt gungen im doppelgeschossigen Dachgeschoss ist dieses Baus dem Selbstverständnis der Zuger fraglich. Die Technikflächen im Dachgeschoss wer- Stadtverwaltung nicht entsprechen. Studienauftrag Haus Zentrum / Bericht des Beurteilungsgremiums den als knapp beurteilt. Investitionskosten Grundriss Erdgeschoss Die Investitionskosten ohne Grundstückkosten, Gebäudeausrüstung, Mobiliar und Umzug entsprechen dem Mittel aller Projektvorschläge. Fazit Der Projektvorschlag hat die Jury nicht überzeugen können. Kritiken aus der Zwischenabgabe sind nur teilweise aufgenommen und umgesetzt worden. Fassade/Schnitt Modellaufnahme aus Südost 26 Visualisierung mit Blick vom Hirschenplatz 27 Baudepartement Studienauftrag Haus Zentrum / Bericht des Beurteilungsgremiums Projekt Nr. 6 «Synthese» Leutwyler Partner Architekten AG, 6300 Zug Städtebau / Architektur / Aussenraum pflästerung mit den fliessenden Niveau-Übergängen wirkt grosszügig. Der neue südliche Vorplatz im Bereich des alten, eingeschossigen Anbaus ist Die Verfasser stellen das Gebäude ohne Anbauten jedoch nur mit grossem Aufwand zu erstellen; da frei, so wie dies das ursprüngliche Projekt von die Niveaus angepasst werden müssen, ist eine Ab- Hanns Brütsch vorsah. Dies entspricht auch der senkung und der Neubau des Untergeschosses Situation beim alten Hotel Hirschen. Der Verzicht erforderlich. Ob sich dieser Aufwand lohnt, wird auf den eingeschossigen Anbau des heutigen Hir- in Frage gestellt. Als Übergang zur alten Häuser- schensaals sowie das neue, allseitig auskragende, zeile mag dieser Platz gut wirken, seine Attrakti- leicht geschwungene Flachdach, welches anstelle vität wird jedoch durch das Anbauen der Veloab- des damals aufgezwungenen Pyramidendaches stellplätze nicht wirklich gesteigert. Der Platz vorgeschlagen wird, betonen den markanten erhält trotz grossem Aufwand eher einen Hinter- Solitär am Rande der Zuger Altstadt noch deutli- hofcharakter. cher als bisher. Die noch vorhandenen Qualitäten des ursprünglichen Entwurfs sollen hervorgeho- Architektonische Brauchbarkeit/Funktionalität ben werden. Ausser der Verkleinerung der tragenden Stützen Der Entwurf ist ein Versuch, der Architektur von auf der Strassenseite finden im Erdgeschoss und in Hanns Brütsch posthum zum Durchbruch zu ver- den Regelgeschossen keine grossen Eingriffe in helfen. Er baut auf dem Konzept der kritischen Re- die Rohbaustruktur statt. Aufwendiger ist der Um- konstruktion auf und verstärkt die Ikonographie bau im Dachbereich. Durch den Erhalt der Arkade des Hauses. Es findet keine Überformung des sind die Möglichkeiten einer flexiblen Erdge- Stadthauses durch den Umbau statt. Die unprä- schoss-Nutzung eingeschränkt, und es zeigt sich, tentiöse Haltung der Projektverfasser wird von der dass mit einer Restauration der bestehenden Fas- Jury geschätzt. Die vorgeschlagenen Fassaden sade die gestellten architektonischen und städte- nehmen direkten Bezug auf die heutige Situation, baulichen Probleme nicht überzeugend gelöst doch die bauliche und entsprechend auch die werden. Die Jury sieht sich im Wunsch bestärkt, funktionelle Umsetzbarkeit der Feingliedrigkeit das Gesicht des Gebäudes zu verändern. ist zu bezweifeln. Ob mit den vorgeschlagenen Fensterprofilen die erforderlichen Dämmwerte Gebäudetechnik / Nachhaltigkeit (Wärme-, Strahlungs- und Schalldurchgang) so- Die energetischen und ökologischen Anforderun- wie die Geometrien der Fensterbewegungen für gen werden grundsätzlich erfüllt. Ökologische das Öffnen und Schliessen möglich sind, wird nicht Aspekte werden zwar berücksichtigt, aber nicht nachgewiesen. Die «Ertüchtigung der Beliebtheit» hervorgehoben. Das Projekt sieht eine eher des Gebäudes ist nur bedingt hilfreich und der zurückhaltende Technisierung vor. Die Heizkörper zwar schöne Entwurf ist eher ein Projekt für die unter den Fenstern sind zweckmässig und unter- Fachleute als eines für den Bürger. stützen die Einhaltung der Behaglichkeitskriteri- Das Konzept der kritischen Rekonstruktion führt en. Die Einhaltung maximaler Raumtemperaturen in der Umgebungsgestaltung zu wenig differen- im Sommer ohne eine Zusatzkühlung ist fraglich. zierten Aussenräumen. Die durchgehende Natur- Speziell im DG bei welchem das Vordach die Glas- Situation Modellaufnahme aus Westen 28 29 Baudepartement Studienauftrag Haus Zentrum / Bericht des Beurteilungsgremiums fassade im Sommer kaum ausreichend schützen wird. Auch die Einhaltung notwendiger akustischer Minimalanforderungen ohne Zusatzmassnahmen im Grossraumbüro dürfte kritisch sein. Aussagen zum Haustechnikkonzept sind umfangreich. Die Visualisierung und Machbarkeitsnachweis der Haustechnikdisposition ist lückenhaft (z.B. Technikinstallationen auf dem Dach). Investitionskosten Die Investitionskosten ohne Grundstückkosten, Gebäudeausrüstung, Mobiliar und Umzug entsprechen dem Mittel aller Projektvorschläge. Grundriss Erdgeschoss Fazit Die Kritiken aus der Zwischenabgabe sind aufgenommen und gut umgesetzt worden. Der Projektvorschlag ist bescheiden und angemessen; er wurde vertieft bis in die letzte Runde diskutiert. Die Möglichkeiten einer adäquaten Umsetzung sind jedoch zu begrenzt. Fassade/Schnitt Modellaufnahme aus Südost 30 Visualisierung mit Blick vom Hirschenplatz 31 Baudepartement