Optimierung des Remanenzmagnetismus-Verfahrens zur Stahlbruchortung in Bauwerken – Theoretische Weiterentwicklung vorgelegt von Diplom-Ingenieur Chol-I Pak aus Pjöngjang von der Fakultät VI - Planen Bauen Umwelt der Technischen Universität Berlin zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Ingenieurwissenschaften - Dr.-Ing genehmigte Dissertation Promotionsausschuss: Vorsitzender: Prof. Dr. Yuri Petryna Gutachter: Prof. Dr. Bernd Hillemeier Gutachter: Prof. Dr. Heinz Lehr Tag der wissenschaftlichen Aussprache: 22.Januar 2010 Berlin 2010 D 83 Abstract Abstract Bei dieser Dissertation magnetostatischen handelt es Grundlagen sich um für die Entwicklung das der zerstörungsfreie Remanenzmagnetismus-Verfahren. Das Remanenzmagnetismus-Verfahren wird zur Bruchortung von Spannbewehrungen in Bauwerken angewendet. Aufgrund komplizierter Bewehrungskonstellation und ferromagnetischer Eigenschaften von Bewehrungen lassen sich Magnetfelder nicht einfach analysieren. Magnetfelder aus Bewehrungen können wegen ihrer gezogenen Form durch Finite-ElementeMethode häufig nur mit großen Schwierigkeiten modelliert und gelöst werden. Die theoretische Entwicklung dieses Verfahrens ist zur Erhöhung der Aussagekräftigkeit und Erweiterung des Einsatzgebiets notwendig. Das Ziel dieser Dissertation ist es, das aufmagnetisierende Feld des Großmagneten und das Remanenzfeld von Bewehrungen analytisch zu simulieren. Weiterhin wird theoretisches Basiswissen zur Analyse der Position und des Zustands von Bewehrungen erforscht. Um das gesamte magnetostatische System aus Großmagnet, Luft und verschiedenen Bewehrungen analytisch simulieren zu können, wird der Ansatz von magnetischen Ladungen bzw. magnetischen Monopolen eingesetzt und grundlegende Theorien für magnetische Monopole werden entwickelt. Diese Theorien werden zur Herleitung der Formeln zur Lokalisierung und Zustandsanalyse von Bewehrungen angewendet. Die hergeleiteten Formeln werden zuerst mit Ergebnissen aus FEM-Modellen verglichen. Zur Verifizierung der entwickelten Theorien werden dann Laborversuche durchgeführt und die Theorien, wenn erforderlich, modifiziert. Zuletzt wird die Überführung der hergeleiteten Formel in die praktische Anwendung dargestellt. 1 Vorwort Vorwort Die vorliegende Arbeit habe ich während meiner Tätigkeit am Fachgebiet Baustoffe und Baustoffprüfung im Institut für Bauingenieurwesen der Technischen Universität Berlin geschrieben. Das zerstörungsfreie Prüfverfahren zur Bruchortung an Spannbetonbauwerken, besonders Brücken, mithilfe des Remanenzmagnetismus wird seit mehreren Jahren erfolgreich eingesetzt. Allerdings hat das Verfahren ein großes Potential für weitere Zustandserfassung und –analyse nicht nur für Stahlbetonbauwerke, sondern auch für Stahlbauwerke. Da die Nachfrage für dieses Verfahren steigt und die theoretischen Grundlagen dieses Verfahrens noch nicht hinreichend erforscht wurden, hat sich diese Arbeit mit dem Verfahren befasst. Diese Arbeit widmet sich den praxisorientierten theoretischen Entwicklungen des magnetophysikalischen Verhaltens von Stahlteilen in Bauwerken, jedoch spezifiziert sich ein großer Teil der Arbeit auf das vom Fachgebiet Baustoffe und Baustoffprüfung im Institut für Bauingenieurwesen der Technischen Universität Berlin entwickelte Remanenzmagnetismus-Verfahren. Für die Motivation und fachliche Betreuung dieser Doktorarbeit bedanke ich mich ganz herzlich bei Herrn Prof. Dr.-Ing Bernd Hillemeier. Herrn Andrei Walther und Frau Stephanie Schuler danke ich für die gelungene Zusammenarbeit im fachlichen Bereich. Besonderer Dank gilt Herrn Kim Jong Il, der mir das Auslandsstudium und die anschließende Promotion ermöglicht hat. Ich bin sehr dankbar für die persönliche Unterstützung von Herrn Prof. Dr. Yong Su Mun, Frau Evelina Skurski, Jana Klink, Jorine Chung in guten sowie schwierigen Zeiten. Nicht zuletzt schulde ich meinen Eltern und meiner Freundin Dank, die immer hinter mir gestanden haben und mir Mut und Kraft gegeben haben. 2 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Abstract................................................................................................................ 1 Vorwort ................................................................................................................ 2 Inhaltsverzeichnis ................................................................................................ 3 Abbildungsverzeichnis ......................................................................................... 5 Tabellenverzeichnis ........................................................................................... 13 Symbolverzeichnis............................................................................................. 14 1 Einleitung.................................................................................................... 17 1.1 Problemstellung der Zustandsdiagnose von Spann- und Stahlbetonbauwerken...................................................................................... 17 1.2 Zerstörungsfreie Prüfverfahren zur Zustandsdiagnose für Bewehrungen .................................................................................................. 18 1.3 2 Stand der Technik des Remanenzmagnetismus-Verfahrens................ 23 Theoretische Grundlagen des RM-Verfahrens ........................................... 24 2.1 Der Ferromagnetismus ......................................................................... 24 2.2 Magnetische Eigenschaften der Bewehrung ........................................ 28 2.2.1 Koerzitivfeldstärke und Remanenz ungespannter Bewehrung .................................................................................................. 28 2.2.2 3 Magnetoelastischer Effekt gespannter Bewehrung ....................... 31 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens....................................... 33 3.1 Ausgangssituation und Besonderheiten des RM-Verfahrens ............... 33 3.1.1 Prinzip des Verfahrens .................................................................. 33 3.1.2 Gerätschaften................................................................................ 35 3.1.3 Zusammenfassung des RM-Verfahrens als Ausgangssituation ....................................................................................... 41 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen.................................. 44 3.2.1 Analytische Simulation für einen Großmagneten .......................... 44 3.2.2 Neuer physikalischer Ansatz für magnetisierte Körper.................. 59 3.2.3 Simulation des vom Großmagnet erzeugten Magnetfelds mit dem neuen Ansatz............................................................. 74 3.2.4 4 Analytische Simulation für Bewehrungen ...................................... 79 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen................... 102 4.1 Beschreibung des FEM-Modells......................................................... 102 3 Inhaltsverzeichnis 4.1.1 Materialien für das Modell ........................................................... 102 4.1.2 Elementarten des Modells........................................................... 103 4.1.3 Geometrie und Vernetzung des Modells ..................................... 105 4.2 5 6 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen ..................... 108 4.2.1 Magnetfeld des Großmagneten................................................... 108 4.2.2 Magnetisierungszustand von Bewehrungen................................ 115 4.2.3 Zusammenfassung...................................................................... 129 Vergleich mit den entwickelten Theorien und Versuchsergebnissen.........130 5.1 Das magnetisierende Feld ................................................................. 130 5.2 Das Remanenzfeld aus magnetisierten Bewehrungen....................... 136 5.3 Das Remanenzfeld aus Brüchen........................................................ 140 5.4 Zusammenfassung............................................................................. 142 Anwendung der entwickelten Theorien in der Praxis.................................143 6.1 Feldmessung und Datenaufbereitung ................................................ 143 6.2 Lokalisierung von Bewehrungen ........................................................ 145 6.3 Zustandsanalyse von Bewehrungen .................................................. 148 6.4 Zusammenfassung............................................................................. 152 7 Schlussfolgerung.......................................................................................154 8 Wissenschaftlicher Ausblick des RM-Verfahrens ......................................156 Literatur ............................................................................................................157 Anhang .............................................................................................................161 4 Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abb. 2-1 Zur grafischen Lösung von (2-12) ........................................................ 26 Abb. 2-2 Hysteresekurve eines ferromagnetischen Materials............................. 27 Abb. 2-3 Die Hysterese eines gereckten und angelassenen Spannstahls [6]........................................................................................................................ 29 Abb. 2-4 Die Hysterese eines kaltgezogenen Einzelstabs [6]............................. 30 Abb. 2-5 Die Hysterese eines vergüteten Spannstahls [6].................................. 30 Abb. 2-6 Hysterese eines Betonstahls BSt 500S, d = 10 mm [6] ........................ 31 Abb. 2-7 Schematische Darstellung der Vorgänge bei der Magnetostriktion [21]...................................................................................................................... 32 Abb. 2-8 Einfluss einer mechanischen Zugspannung auf den Verlauf der Hysteresekurve eines Spannstahls..................................................................... 32 Abb. 3-1 Magnetische Dipolbildung eines Spannstabs....................................... 33 Abb. 3-2 Magnetische Flussdichte gebrochener Spanndrähte ........................... 34 Abb. 3-3 Magnetwagen mit Jochmagnet............................................................. 35 Abb. 3-4 Magnetisierung mit dem Großjochmagnet............................................ 36 Abb. 3-5 Magnetfeld an Querbewehrungen ........................................................ 36 Abb. 3-6 Rotationsscanner ................................................................................. 37 Abb. 3-7 Sensoreinheit ....................................................................................... 38 Abb. 3-8 Scannvorgang ...................................................................................... 38 Abb. 3-9 Abgleichen der Sensoren ..................................................................... 39 Abb. 3-10 RotoScan Viewer................................................................................ 40 Abb. 3-11 Aufnahme eines Versuchsfeldes mit Rotationsscanner ..................... 40 Abb. 3-12 Magnetbild einer Brückenplatte .......................................................... 42 Abb. 3-13 Hystereseschleifen nach dem Stoner-Wohlfahrt-Modell [22].............. 44 Abb. 3-14 Äußerste Hystereseschleife als Umgrenzung der für einen Werkstoff möglichen Wertepaare B und H 1: Sättigung- Gegenfeld, 2: 5 Abbildungsverzeichnis Sättigung- geeignet gewählte innere Schleife, 3: Entmagnetisierunginnere Schleife.................................................................................................... 45 Abb. 3-15 Einfaches Elektromagnetmodell......................................................... 46 Abb. 3-16 Magnetische Flussdichte am Punkt P infolge eines Kreisstroms ....... 47 Abb. 3-17 Magnetische Flussdichte innerhalb der Spule.................................... 49 Abb. 3-18 Permeabilitätsverlauf ferromagnetischer Stoffe [24]........................... 49 Abb. 3-19 Magnetische Feldstärke im Spulenkern des Großmagneten ............. 50 Abb. 3-20 magnetische Flussdichte des Spulenkerns nach (3-10)..................... 51 Abb. 3-21 Zur Berechnung des magnetischen Potentials................................... 52 Abb. 3-22 Zur Integralberechnung (3-15) ........................................................... 53 Abb. 3-23 Magnetische Flussdichte unter dem Magneten.................................. 54 Abb. 3-24 Magnetische Feldgröße an einem Punkt............................................ 56 Abb. 3-25 Großjochmagnet ................................................................................ 58 Abb. 3-26 Zur Berechnung der magnetischen Flussdichte im Joch.................... 58 Abb. 3-27 Homogen magnetisierter Stab............................................................ 60 Abb. 3-28 Zur Formel (3-37) ............................................................................... 61 Abb. 3-29 Monopolische magnetische Ladung................................................... 63 Abb. 3-30 Zur Erklärung über magnetischen Ladung ......................................... 64 Abb. 3-31 Kraft zwischen zwei magnetischen Ladungen.................................... 66 Abb. 3-32 Gekrümmter Stabmagnet ................................................................... 69 Abb. 3-33 Differentiation der Kurve .................................................................... 70 Abb. 3-34 Dipolmodell ........................................................................................ 70 Abb. 3-35 Magnetisierter Körper mit veränderlichem Querschnitt ...................... 72 Abb. 3-36 Modellierung mit magnetischen Ladungen......................................... 72 Abb. 3-37 Zur Berechnung ΔQi .......................................................................... 73 Abb. 3-38 Magnetische Ladungen am Großmagnet........................................... 75 6 Abbildungsverzeichnis Abb. 3-39 Ortsvektoren....................................................................................... 78 Abb. 3-40 Magnetische Feldstärke Hy................................................................ 78 Abb. 3-41 Magnetische Feldstärke Hz................................................................ 79 Abb. 3-42 Geometrie von Bewehrungen............................................................. 80 Abb. 3-43 Verlauf des Hy nach der Magnetposition, y P = 30 cm, z P = 30 cm ....... 81 Abb. 3-44 Magnetisierungsvorgang nach der Zeit .............................................. 81 Abb. 3-45 Bilineare Hysterese ............................................................................ 82 Abb. 3-46 Hmax-Verlauf und Sättigungsfeldstärke ............................................. 83 Abb. 3-47 Remanenz-Zustand der Bewehrung................................................... 84 Abb. 3-48 Remanenz-Zustand der Bewehrung mit geringer Magnetisierung ................................................................................................... 84 Abb. 3-49 Äquivalente Magnetische Ladungen zur Bewehrung ......................... 85 Abb. 3-50 Magnetische Flussdichte x = 0, z = 20 cm, d = 12 mm, BR , S = 0,5 T infolge einer Bewehrung ..................................................................... 86 Abb. 3-51 Magnetische Ladung und Ladungsveränderung für eine Bewehrung.......................................................................................................... 87 Abb. 3-52 Bz ,0 ( x, y , z ) (grüne Kurve) und ΔBz ( x, y, z ) (blaue Kurve) ................... 89 Abb. 3-53 Magnetische Flussdichte infolge einer ungesättigt magnetisierten Bewehrung Tiefe 20 cm.............................................................. 89 Abb. 3-54 Magnetische Flussdichte infolge einer ungesättigt magnetisierten Bewehrung Tiefe 30 cm.............................................................. 89 Abb. 3-55 Zur Erklärung für Tiefenermittlung...................................................... 91 Abb. 3-56 Magnetische Flussdichte von mehreren Bewehrungen...................... 93 Abb. 3-57 Algorithmus für die iterative Lösung ................................................... 94 Abb. 3-58 Maximale magnetische Flussdichte Bz , max in Abhängigkeit von Tiefe und Durchmesser....................................................................................... 95 Abb. 3-59 Modellierung einer unbeschädigten Bewehrung................................. 96 7 Abbildungsverzeichnis Abb. 3-60 Veränderung der Flussdichte an Bruchufern...................................... 96 Abb. 3-61 Unstetigkeit der Permeabilität am Bruch ............................................ 97 Abb. 3-62 Modellierung gebrochener Bewehrung .............................................. 97 Abb. 3-63 Magnetische Flussdichte einer gebrochenen Bewehrung.................. 98 Abb. 3-64 Exaktes Bruchsignal (rot) und Approximationskurve (blau)................ 99 Abb. 3-65 Typisches Bruchsignal in zweidimensionaler Messung.................... 100 Abb. 3-66 Unterschiedliche Erkennbarkeit von Brüchen nach Bruchpositionen rot: Bruch bei x=25 cm, blau: Bruch bei x=35 cm, grün: Bruch bei x=152 cm.......................................................................................... 101 Abb. 3-67 Drei Brüche mit jeweils 20 cm Abstand............................................ 101 Abb. 4-1 Geometrie des Elements SOLID117 .................................................. 104 Abb. 4-2 Geometrie des Elementtyp SOURC36............................................... 105 Abb. 4-3 Geometrie des FEM-Modells.............................................................. 106 Abb. 4-4 Vernetztes FEM-Modell in ANSYS ohne Bewehrung......................... 106 Abb. 4-5 Vernetzte Bewehrung......................................................................... 107 Abb. 4-6 Vernetztes Modell für den Bewehrungsstab....................................... 107 Abb. 4-7 Gesamte Flussdichte ......................................................................... 108 Abb. 4-8 Flussdichte in Z-Richtung................................................................... 108 Abb. 4-9 Magnetische Flussdichte auf der Jochachse...................................... 109 Abb. 4-10 Flusslinienverlauf im Großmagnet.................................................... 109 Abb. 4-11 Reduzierung des Großmagneten mit magnetischen Ladungen ....... 110 Abb. 4-12 Vergleich magnetischer Flussdichte By, Tiefe z= -10 cm, x=0 ......... 111 Abb. 4-13 Vergleich magnetischer Flussdichte Bz, Tiefe z=-10 cm, x=0 .......... 111 Abb. 4-14 Vergleich magnetischer Flussdichte By, Tiefe z=-20 cm, x=0 .......... 112 Abb. 4-15 Vergleich magnetischer Flussdichte Bz, Tiefe z=-20 cm, x=0 .......... 112 Abb. 4-16 Vergleich magnetischer Flussdichte By, Tiefe z=-30 cm, x=0 .......... 112 Abb. 4-17 Vergleich magnetischer Flussdichte Tiefe Bz, z=-30 cm, x=0 .......... 113 8 Abbildungsverzeichnis Abb. 4-18 Vergleich magnetischer Flussdichte By, x=10 cm, z=-20 cm ........... 113 Abb. 4-19 Vergleich magnetischer Flussdichte Bz, x=10 cm, z=-20 cm ........... 114 Abb. 4-20 Vergleich magnetischer Flussdichte By, x=20 cm, z=-30 cm ........... 114 Abb. 4-21 Vergleich magnetischer Flussdichte Bz, x=20 cm, z=-30 cm ........... 114 Abb. 4-22 Flussdichte By in der Bewehrung ..................................................... 115 Abb. 4-23 Flussdichte Bz in der Bewehrung ..................................................... 115 Abb. 4-24 Magnetische Flussdichte (Magnetisierung) innerhalb der Bewehrung........................................................................................................ 116 Abb. 4-25 Remanenz und Ersatz durch magnetische Ladungen...................... 116 Abb. 4-26 Geometrie des ANSYS-Modells ....................................................... 117 Abb. 4-27 Magnetische Flussdichte By um die Bewehrung .............................. 118 Abb. 4-28 Magnetische Flussdichte Bz um die Bewehrung .............................. 118 Abb. 4-29 Verlauf der Remanenz in der magnetisierten Bewehrung ................ 119 Abb. 4-30 Magnetische Flussdichte By bei z=10 cm ........................................ 119 Abb. 4-31 Magnetische Flussdichte Bz bei z=10 cm ........................................ 120 Abb. 4-32 Magnetische Flussdichte By bei z=20 cm ........................................ 120 Abb. 4-33 Magnetische Flussdichte Bz bei z=20 cm ........................................ 120 Abb. 4-34 Magnetische Flussdichte By bei z=30 cm ........................................ 121 Abb. 4-35 Magnetische Flussdichte Bz bei z=30 cm ........................................ 121 Abb. 4-36 Bz-Verlauf bei Tiefe 10 cm, y=1,50m ............................................... 122 Abb. 4-37 Bz-Verlauf bei Tiefe 20 cm, y=1,50 m .............................................. 122 Abb. 4-38 Bz-Verlauf bei Tiefe 30 cm y=1,50 m ............................................... 123 Abb. 4-39 Magnetische Flussdichte By um eine gebrochene Bewehrung ........ 124 Abb. 4-40 By-, Bz-Verlauf in der Bewehrung .................................................... 124 Abb. 4-41 Vereinfachung der Remanenz der Bewehrung................................. 125 Abb. 4-42 Geometrie des ANSYS-Modells für einen Bruch .............................. 125 Abb. 4-43 Magnetische Flussdichte Bz um die gebrochene Bewehrung .......... 126 9 Abbildungsverzeichnis Abb. 4-44 Magnetische Flussdichte By um die gebrochene Bewehrung.......... 126 Abb. 4-45 Bz-Halbverlauf bei Tiefe z=10 cm .................................................... 127 Abb. 4-46 Bz-Halbverlauf bei Tiefe z=20 cm .................................................... 127 Abb. 4-47 Bz-Halbverlauf bei Tiefe z=30 cm .................................................... 127 Abb. 5-1 Messung magnetischer Flussdichte unter dem Großmagnet ............. 130 Abb. 5-2 Bz in unterschiedlichen Tiefen, I=50 A ............................................... 131 Abb. 5-3 Bz in unterschiedlichen Tiefen, I=100 A ............................................. 131 Abb. 5-4 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 10 cm , I=100 A ............................................................................................................. 132 Abb. 5-5 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 15 cm , I=100 A ............................................................................................................. 132 Abb. 5-6 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 20 cm , I=100 A ............................................................................................................. 133 Abb. 5-7 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 25 cm , I=100 A ............................................................................................................. 133 Abb. 5-8 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 30 cm , I=100 A ............................................................................................................. 133 Abb. 5-9 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 35 cm , I=100 A ............................................................................................................. 134 Abb. 5-10 Magnetisierung und Approximationslinie bei unterschiedlichen Stromstärken .................................................................................................... 135 Abb. 5-11 Bz-Verlauf einer magnetisierten Bewehrung, d=20 mm, I=50 A....... 136 Abb. 5-12 Magnetisierter Zustand der Bewehrung ........................................... 137 Abb. 5-13 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 8cm, I=50,0 A, d=20 mm ........................................................................................... 138 Abb. 5-14 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 14cm, I=50,0 A, d=20 mm ........................................................................................... 138 Abb. 5-15 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 19cm, I=50,0 A, d=20 mm ........................................................................................... 138 10 Abbildungsverzeichnis Abb. 5-16 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 24cm, I=50,0 A, d=20 mm ........................................................................................... 139 Abb. 5-17 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 28cm, I=50,0 A, d=20 mm ........................................................................................... 139 Abb. 5-18 Bruchsignal von der Messung und der Theorie, Tiefe 22,5 cm, d=10 mm........................................................................................................... 141 Abb. 5-19 Bruchsignal von der Messung und der Theorie, Tiefe z=25,5 cm, d=10 mm........................................................................................................... 141 Abb. 6-1 Bz nach dem Abstand zwischen dem Großmagnet dem Messpunkt, I=150 A, z=15 cm nach (3-96) und (5-2)....................................... 143 Abb. 6-2 Messbild vor dem Glätten (links) und nach dem Glätten (rechts) ....... 144 Abb. 6-3 Lokalisierung von Spanngliedern ....................................................... 145 Abb. 6-4 Tiefenermittlung von Spanngliedern................................................... 147 Abb. 6-5 Ermittelte Durchmesser von Spanngliedern ....................................... 149 Abb. 6-6 Bruchsignale an Spanngliedern.......................................................... 150 Abb. 6-7 Bz-Verlauf von Brüchen ..................................................................... 150 Abb. 6-8 Brüche im spanngliedbereinigten Magnetbild..................................... 151 Abb. A-1 Neumagnetisierungskurve von Reineisen nach ANSYS Workbench........................................................................................................ 163 Abb. A-2 B-H-Kennlinie (Neukurve) .................................................................. 163 Abb. A-3 B-H-Kurve des Baustahls................................................................... 164 Abb. A-4 Reduziertes FEM-Modell für ANSYS ................................................. 164 Abb. A-5 Magnetische Flussdichte Bz um einer gebrochener Bewehrung ....... 165 Abb. A-6 Bz in unterschiedlichen Tiefen unter dem Großmagnet bei I=14,3 A ....................................................................................................................... 165 Abb. A-7 Bz in unterschiedlichen Tiefen unter dem Großmagnet bei I=25 A.... 166 Abb. A-8 Bz in unterschiedlichen Tiefen unter dem Großmagnet bei I=150 11 Abbildungsverzeichnis A ....................................................................................................................... 166 Abb. A-9 Lokalisierung von Bewehrungen........................................................ 167 Abb. A-10 Idealkurve für Spannglieder............................................................. 167 Abb. A-11 Spanngliedunbereinigtes Bild (rechts), bereinigtes Bild (links) ........ 168 12 Tabellenverzeichnis Tabellenverzeichnis Tabelle 3-1 Physikalische Eigenschaften von ARMCO-Eisen [23] ..................... 46 Tabelle 4-1 Bestimmung des Durchmessers nach (3-113), (3-114) ................. 123 Tabelle 4-2 Vergleich der Formel (3-123) mit FEM-Ergebnissen...................... 128 Tabelle 6-1 Remanenz von Bewehrungen in Abhängigkeit von der Stromstärke ...................................................................................................... 148 Tabelle A-1 Neumagnetisierungskurve von Reineisen nach ANSYS Workbench........................................................................................................ 161 Tabelle A-2 Chemische Zusammensetzung von Betonstahl............................. 161 Tabelle A-3 Magnetisierung bei verschiedenen Stromstärken.......................... 162 Tabelle A-4 Maximale Flussdichte einer Bewehrung nach Durchmesser, Tiefe, Stromstärke............................................................................................. 162 13 Symbolverzeichnis Symbolverzeichnis Lateinische Symbole: ' Zeichen für Integrationsvariablen A Flächeninhalt a, a1 , a2 , a3 Koeffizient b Koeffizient B magnetische Flussdichte B Betrag magnetischer Flussdichte B durchschnittliche Flussdichte eines Volumenkörpers BR Remanenz-Flussdichte BR , S Remanenz-Flussdichte aus der gesättigten Magnetisierung BS Sättigungsflussdichte bei der Neumagnetisierung Btr : transversale Flussdichte Bx , B y , Bz , Br Komponente magnetischer Flussdichte Bz , max maximale Flussdichte in z-Richtung D dielektrische Verschiebung d Durchmesser deff Effektiver Durchmesser, bei rundem Profil, der Durchmesser E elektrische Feldstärke e x , e y , e z , er Einheitsvektor in Richtung der Koordinate F Flächenvektor F Flächeninhalt H magnetische Feldstärke H Betrag magnetischer Feldstärke HC Koerzitivfeldstärke HS Sättigungsfeldstärke bei der Neumagnetisierung Hx , H y , Hz , Hr Komponente magnetischer Feldstärke H z ,max maximale Feldstärke in z-Richtung J elektrische Stromstärke k Koeffizient L Längenvektor 14 Symbolverzeichnis l Länge des Magneten oder einer Bewehrung lB Abstand zwischen magnetischen Ladungen für einen Bruch m Magnetisierung M Betrag der Magnetisierung MP Magnetisierung eines Probekörpes N Anzahl O Oberflächenvektor P, P' zu betrachtender Punkt < pm > Dipolmoment Q magnetische Ladung QB magnetische Ladung für einen Bruch R Fehlerfunktion r Ortsvektor r Betrag des Ortsvektors s Länge TC Curie-Temperatur V Volumen w Windungszahl x x-Koordinate xP x-Koordinate des betrachteten Punktes y y-Koordinate yP y-Koordinate des betrachteten Punktes y1 , y2 , y3 , y4 y-Koordinaten von magnetischen Ladungen yl , yr y-Koordinaten von linker bzw. rechter magnetischer Ladung z z-Koordinate bzw. Tiefe z0 zusätzliche Tiefe zP z-Koordinate des betrachteten Punktes Griechische Symbole α Koeffizient β Winkel Δ Zeichen für zusätzliche Größe 15 Symbolverzeichnis ε0 Dielektrizitätskonstante des Vakuums μ Permeabilität μ0 Permeabilität des Vakuums μr relative Permeabilität μ rem relative Permeabilität für Remanenzzustand ρ Radius ϕ Winkel φ Winkel χm magnetische Suszeptibilität ψ magnetisches bzw. elektrisches Potential 16 1 Einleitung 1.1 Problemstellung der Zustandsdiagnose von Spann- und Stahlbetonbauwerken 1 Einleitung 1.1 Problemstellung der Zustandsdiagnose von Spann- und Stahlbetonbauwerken Beton ist neben Stahl einer der wichtigsten Konstruktionsbaustoffe. Weit über 50 % aller Bauwerke bestehen heute aus Beton [1]. Beton findet in den meisten Fällen mit Stahlbewehrung Anwendung, damit kann die Zugkraft durch die Stahlbewehrung aufgenommen werden. Nach dem zweiten Weltkrieg kam der Höhenflug des Spannbetonbaus mit der Entwicklung neuer Bauverfahren für den Brückenbau [2]. Durch den Einsatz von Spannbeton können die Gestaltungsmöglichkeit und die Tragfähigkeit des Betons erhöht werden [3]. Außerdem kann der Materialaufwand reduziert und eine hohe Wirtschaftlichkeit des Bauwerks erzielt werden. Heutzutage haben Bauwerke zunehmende Anforderungen an die Leistungen [4]: Tragfähigkeit, Dauerhaftigkeit, Umweltfreundlichkeit, Wirtschaftlichkeit. Z. B. nach dem Ergebnis einer Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen sind durch „Gigaliner“ Schäden für die Verkehrsinfrastruktur, insbesondere für Brücken zu erwarten [5]. Außerdem ist die Korrosion von Stahl im Beton das mit Abstand größte Problem bei der Instandhaltung von Stahlbetonbauwerken und verursacht jährlich bei hoch belasteten Ingenieurbauwerken sehr hohe Kosten [6]. Die Zustandsdiagnose von Stahl in Spann- und Stahlbetonbauwerken steht im Mittelpunkt der Bestimmung der Tragfähigkeit bestehender Bauwerke. Zahlreiche zerstörungsfreie Prüfmethoden zur Erfassung der Art, Lage und Zustände von Stahl bzw. Spannstahl wurden bereits entwickelt. Hinsichtlich der Aussagegenauigkeit, Einsetzbarkeit, Schnelligkeit und Wirtschaftlichkeit haben die zerstörungsfreien Prüfverfahren aber einige Einschränkungen. Besonders bei großen Bauwerken, z. B. Brücken, Parkdecks oder Hallen, bieten lediglich wenige Prüfverfahren die Möglichkeit, schnell großflächige Untersuchungen an den Stahlbestandteilen dieser Bauwerke durchzuführen und ausreichend genau zu bewerten. 17 1 Einleitung 1.2 Zerstörungsfreie Prüfverfahren zur Zustandsdiagnose für Bewehrungen 1.2 Zerstörungsfreie Prüfverfahren zur Zustandsdiagnose für Bewehrungen Seit Ende der 1980er Jahre ist eine Vielzahl von zerstörungsfreien Prüfverfahren im Bauwesen entwickelt worden [6]. Hier werden einige Verfahren, die zur Zustandserfassung von Schlaff- bzw. Spannbewehrung eingesetzt werden können, dargestellt. Ultraschall Wesentliche Untersuchungsziele der zerstörungsfreien Strukturaufklärung, der Bestimmung der Geometrie und der Materialeigenschaften von Betonbauteilen mit Ultraschallecho-Verfahren sind: • Dickenmessung und Ermittlung der Bauteilgeometrie bei einseitiger Zugänglichkeit • Lokalisierung und Messung der Betondeckung von Konstruktionselementen • Lokalisierung von Verdichtungsmängeln und Kiesnestern, insbesondere bei Hüllrohren • Charakterisierung von oberflächenverbundenen Rissen, insbes. Bestimmung der Risstiefe • Lokalisierung von Ablösungen (Beschichtungen, mehrschichtige Systeme, Estrich) • Beobachten der Betonerhärtung Grundlegende Fragenstellungen nach dem Einfluss von Bewehrung, Zuschlägen, Luftporen und sehr feinen Rissen sind weder theoretisch noch experimentell vollständig gelöst [7]. Bei der Ultraschallreflexionsmessung am Spannglied wird der Effekt genutzt, dass die in ein Spannstahlende eingekoppelten Ultraschallwellen an der Grenzfläche von Inhomogenitäten reflektiert werden [34]. Durch die Ultraschallprüfung sind unter günstigen Bedingungen größere Fehlstellen an den Stählen diagnostizierbar. Diese können allerdings nur in Spezialfällen, z. B. bei glatten Stäben bzw. Drähten, und nur innerhalb im Abstand weniger Zentimeter von der Oberfläche detektiert werden. Die 18 1 Einleitung 1.2 Zerstörungsfreie Prüfverfahren zur Zustandsdiagnose für Bewehrungen Praxisreife ist für den allgemeinen Einsatz noch nicht erreicht [8]. Impact-Echo-Verfahren Das Impact-Echo-Verfahren (IE-Verfahren) gehört zu den aktiven Ultraschallverfahren, wobei akustische Energie über einen Impact in das Bauteil übertragen wird. Im Gegensatz zu den Durchschallungsverfahren, bei denen sich Sender und Empfänger auf gegenüberliegenden Seiten befinden, ist hier kein Zugang zu beiden Bauteilseiten notwendig. Beim Impact-Echo-Verfahren befinden sich Sender und Empfänger auf einer Bauteilseite, was die Einsatzmöglichkeiten für die Praxis um ein Vielfaches erweitert. Für die Messung regt man mit einem punktuellen mechanischen Impact (z. B. durch einen Schlag mit einer Metallkugel) einen akustischen Impuls an. Die dadurch erzeugte Schallwelle breitet sich im Beton aus und wird an Grenzflächen reflektiert. Frequenzbereich. Die Messungen Auswertung mit dem erfolgt anschließend Impact-Echo-Verfahren im sind vergleichsweise schnell durchführbar und weisen anderen Verfahren gegenüber eine sehr gute Reproduzierbar- und Wiederholbarkeit auf [9]. In Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass sich die Hüllrohre durch eine Verschiebung des Rückwandechos lokalisieren lassen. Dieser Effekt erklärt sich durch die an den Hüllrohren auftretende Beugung der Schallwellen bzw. die Veränderungen der Steifigkeit des Bauteils durch das Hüllrohr. Dadurch kommt es zu einer scheinbaren Verdickung des Bauteils im Bereich der Hüllrohre. Des Weiteren liefern die Ergebnisse Aufschlüsse über Verpressfehler im Hüllrohr [9]. Das Verfahren kann die Lage von relativ großen Objekten gut orten, jedoch nicht geometrisch kleine Objekte, z. B. dünne Bewehrungen, Risse, Korrosionsstellen [8]. Georadar Das Radarverfahren, das in den letzten 10 Jahren immer häufiger zur zerstörungsfreien Strukturuntersuchung von Beton und Mauerwerk eingesetzt wurde, ist eine optimale Ergänzung zu den akustischen Verfahren Ultraschall und Impact-Echo. 19 1 Einleitung 1.2 Zerstörungsfreie Prüfverfahren zur Zustandsdiagnose für Bewehrungen Da elektromagnetische Wellen an metallischen Einbauteilen stärker reflektiert werden als akustische Wellen und da bei der Durchführung der Radarmessungen keine direkte Berührung des Bauteils erforderlich ist, kann schlaffe und vorgespannte Bewehrung zuverlässiger und schneller als mit den akustischen Verfahren geortet werden. Vergleichende Untersuchungen von mehrschichtigen Konstruktionen mit Ultraschall, Impact-Echo und Radar haben zudem ergeben, dass Radar gegenüber Schichtablösungen deutlich unempfindlicher ist und damit auch noch Informationen über darunter liegende Schichten gewonnen werden können [10]. Die erfolgreiche Ortung von Spanngliedern und Hohlstellen außerhalb der Spannglieder in Betonkonstruktionen mit Radar hängt wesentlich von der Dichte der darüber befindlichen Bewehrung ab, wird also vom Abstand und vom Durchmesser der Bewehrungsstäbe beeinflusst. Durch die tomografische Rekonstruktion mit der Radardatenerfassung können die Lage und Tiefe der Schlaff- und Spannbewehrung und teilweise große Fehlstellen, z. B. Hohlstellen und Verpressfehler festgestellt werden [10]. Die Kombination von Radar-Verfahren mit Ultraschall- und Impact-EchoVerfahren kann bessere Ergebnisse zur Zustandsdiagnose liefern [11], jedoch sind Korrosionsstellen und Brüche an Schlaff- und Spannbewehrungen mit diesem Verfahren nicht diagnostizierbar [8]. Thermografie Bei der Anwendung des Verfahrens der transienten Thermografie bei Stahlbetonkonstruktionen wird ein instationärer Wärmezustand betrachtet, der durch den natürlichen (passiv) oder künstlich erzeugten (aktiv) Wärmefluss im Bauteil entsteht. Ein künstlich erzeugter Wärmefluss kann durch Beheizen der Oberfläche mit einer Heizquelle (Energie durch Infrarotstrahlen) entstehen, ein natürlicher Wärmefluss liegt durch die wechselnden Tages- und Nachttemperaturen der Bauwerksumgebung vor [12]. Die in der Oberfläche zugeführte Energie dringt entsprechend der Wärmeleitung des Baustoffes in diesen ein. Besonders anschaulich lässt sich dieses Verfahren anhand eines Spannbetonbauteiles erklären. Liegt im Bereich der Bewehrung oder innerhalb des Hüllrohres ein Hohlraum vor, so wird die Wärmeausbreitung 20 1 Einleitung 1.2 Zerstörungsfreie Prüfverfahren zur Zustandsdiagnose für Bewehrungen behindert und somit der Wärmefluss verlangsamt. Diese Behinderungen stellen sich als höhere Temperatur als die Umgebung dar. Die Temperaturverteilung an der Oberfläche wird mittels Infrarot-Kamera aufgenommen [12]. Dieses Verfahren liefert als Ergebnis in relativ kurzer Zeit Bilder der oberflächennahen Bewehrungen und deren Verbund mit Beton. Potentialfeldverfahren Zur Untersuchung des Korrosionszustandes der Bewehrung von Brückenbauwerken wurde dieses Verfahren in Deutschland bislang nur in Einzelfällen eingesetzt. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Ergebnisse dieses Verfahrens von sehr vielen Faktoren beeinflusst werden und eine zutreffende Beurteilung ohne eine Berücksichtigung aller wesentlichen Einflussgrößen nicht erfolgreich sein kann. Die Interpretation von Potenzialmessungen an Brückenbauwerken erfordert fachkundiges Personal, welches über umfangreiche Erfahrung im Umgang mit dem Messverfahren sowie über Detailkenntnisse zur Konstruktion und Erhaltung von Brückenbauwerken verfügt. Bei der Potenzialmessung wird der Umstand ausgenutzt, dass sich das Korrosionspotenzial eines nicht korrodierten Bewehrungsstabs in dem alkalischen Beton von dem eines korrodierten Bewehrungsstabs im Beton um bis zu mehrere hundert mV unterscheidet. Bei der Auswertung und Interpretation der Messungen ist zu berücksichtigen, dass das gemessene Potenzial verschiedenen Einflussgrößen unterliegt und damit in einem weiten Bereich variieren kann [12]. Aus dem allgemeinen Messprozess ergibt sich, dass mit der elektrochemischen Potentialmessung ein Korrosionszustand nur dann festgestellt werden kann, wenn die Korrosion nicht in einer gewissen flächigen Ausdehnung, sondern an einzelnen, deutlich getrennten Korrosionsnarben auftritt. Computer-Tomografie Bei tomografischen Verfahren wird eine räumliche Darstellung eines Untersuchungsvolumens aus der rechnerischen Auswertung einer großen Anzahl von Durchstrahlungsaufnahmen im Computer erzeugt. Dabei ist es im 21 1 Einleitung 1.2 Zerstörungsfreie Prüfverfahren zur Zustandsdiagnose für Bewehrungen Prinzip egal, welche Strahlenquellen zur Durchleuchtung herangezogen werden. Für das Bauwesen (Beton, Bewehrung, Feuchte, usw.) werden die auch für die Radiografie üblichen Strahlungsquellen (Röntgenquellen, Linearbeschleuniger, nukleare Quellen) eingesetzt [12]. Zum Einsatz des Verfahrens am Bauwerk selbst stellt sich das Problem, dass eine vollständige Durchstrahlung in alle Raumrichtungen aus geometrischen Gründen selten möglich ist. Das Verfahren kann nur für Bauteile bis zu einer gewissen Größe und zurzeit nur im Labor angewendet werden. Tomografische Verfahren geben eine große Menge von Informationen, sind aber auch aufwendig in der Durchführung und kostenintensiv in der Anschaffung [12]. Magnetisches Streufeldverfahren Mit der Methode der magnetischen Streufeldmessung werden Brüche der Spannbewehrung anhand magnetischer Anomalien (lokale Maxima der axialen Feldkomponente) des magnetischen Streufelds des Bauteils detektiert. Bedingt durch das hartmagnetische Verhalten der Spannglieder treten Brüche der Spannbewehrung erst bei höheren Feldstärken des erregenden Feldes zutage. Durch die stufenweise Absenkung des Spulenstroms bei den späteren Messund Magnetisierungsfahrten des Prüfkopfes wird erreicht, dass am Ende der Magnetisierung hauptsächlich Bruchsignale der Spannbewehrung wegen deren hartmagnetischem Verhalten übrig bleiben, während die weichmagnetische schlaffe Bewehrung relativ stark entmagnetisiert [14]. Dieses Verfahren wurde seit mehreren Jahren in Feldmessungen erfolgreich eingesetzt und hat zur Bruchortung der Spannbewehrungen gute Leistungen erbracht. Mit dem Prüfsystem können Bereiche mit Stahltrennungen eindeutig erkannt werden [14] [33]. Aufgrund des zu hohen Mess- und Ortungsaufwandes ist das Verfahren für breite Flächen schwierig einzusetzen. Außerdem können andere Zustände, z. B. Lage, Art und Korrosion von Schlaffbewehrungen nicht erfasst werden. 22 1 Einleitung 1.3 Stand der Technik des Remanenzmagnetismus-Verfahrens 1.3 Stand der Technik des Remanenzmagnetismus- Verfahrens Das zerstörungsfreie Remanenzmagnetismus-Verfahren (im Folgenden kurz RM-Verfahren genannt) wurde bis dato fast ausschließlich zur Ortung der Bruchstellen an Spannbewehrungen eingesetzt. Durch die erfolgreichen Einsätze des Verfahrens konnten Bruchstellen gefunden werden. Immerhin wurde die theoretische Grundlage für das RM-Verfahren bedingt in die Richtung von Simulation der Bruchstellen an Spannstahl entwickelt. Insbesondere Scheel und Sawade haben die magnetphysikalischen Grundlagen der von ihnen entwickelten magnetischen Verfahren an die Baupraxis angepasst [6] [16] [17]. Scheel beschreibt in seiner Veröffentlichung [6] die empirisch gewonnene Beziehung zwischen Signalform, Tiefe und Durchmesser von Spannstahlbrüchen. Veröffentlichungen von Sawade [16] geben weiteren theoretischen Einblick in magnetischen Eigenschaften von ferromagnetischen Bewehrungen, nämlich dünnen langen Stahlstäben. Diese Weiterentwicklung vom RM-Verfahren bzw. magnetischen Streufeldmessverfahren geht meistens von den Messgeräten, die die o. g. Wissenschaftler entwickelt haben, aus. Dem zufolge sind die Ergebnisse ihrer Veröffentlichungen in andere magnetische Verfahren nicht ohne weiteres direkt zu übertragen. Für die am Fachgebiet Baustoffe und Baustoffprüfung am Institut für Bauingenieurwesen Magnetisierungs- der und Technischen Messeinheit Universität im großen Berlin Maßstab entwickelte wurden einige experimentelle und theoretische Entwicklungen veröffentlicht [15] [18] [19]. Der Schwerpunkt in diesen Veröffentlichungen ist jedoch die Analyse der Bruchsignale von Spannbewehrungen. Weitere Zustandserfassung und bewertung für Schlaff- und Spannbewehrungen mithilfe des neuen Messgeräts sind noch nicht entwickelt worden. Die dafür notwendige theoretische Behandlung des Magnetisierungsvorgangs und des magnetisierten Zustandes ist sehr komplex. 23 2 Theoretische Grundlagen des RM-Verfahrens 2.1 Der Ferromagnetismus 2 Theoretische Grundlagen des RM-Verfahrens 2.1 Der Ferromagnetismus Magnetostatisches Feld Die grundlegenden Verhältnisse zwischen magnetischen Feldgrößen sind nach den MAXWELLschen Gleichungen dargestellt werden [20]. ∫ B ⋅ ds = μ ∫ J ⋅ dF + μ 0 S F 0 d ε 0 E ⋅ dF dt ∫F (2-1) ∫ B ⋅ dO = 0 (2-2) O Zur Überführung der MAXWELLschen Gleichungen (2-1) und (2-2) in die Differentialform wendet man den STOKESschen Satz auf die linke Seite an. ∫ (∇ × B) ⋅ dF = ∫ μ F 0 J ⋅ dF + F d μ 0 ε 0 E ⋅ dF dt ∫F (2-3) Da die Beziehung für jede Fläche gilt, kann man auch eine kleine Fläche wählen F = ΔF und den Grenzübergang Δ F → 0 durchführen. Dies ergibt die Differentialform ∇ × B = μ0 J + μ0 ∂ (ε 0 E ) . ∂t (2-4) Beim RM-Verfahren werden ausschließlich magnetostatische Felder erfasst. ∂ E =0 ∂t (2-5) ∇ × B = μ0 J (2-6) wird in der Formel (2-2) der GAUßsche Integralsatz angewendet, folgt ∇⋅ B = 0 (2-7) Die Formel (2-7) besagt, dass das statische Magnetfeld quellenfrei ist, d.h. kein magnetischer Monopol existieren kann [20]. 24 2 Theoretische Grundlagen des RM-Verfahrens 2.1 Der Ferromagnetismus Ferromagnetismus In ferromagnetischen Stoffen sind die Dipolmomente (Spins) einzelner Atome oder Moleküle nicht mehr unabhängig voneinander, sondern gekoppelt. Dies ist ein quantenmechanischer Effekt, der so stark ist, dass praktisch alle Dipole in einem kleinen Bereich parallel ausgerichtet sind. Die Bereiche heißen W EIßsche Bezirke und ihre Größe kann stark schwanken [20]. Um den Ferromagnetismus zu modellieren, nimmt man als erstes an, die Dipole können nur parallel oder antiparallel zum angelegten Feld gerichtet sein. Die Wahrscheinlichkeit für eine der beiden Richtungen ist durch das BOLTZMANNsche Verteilungsgesetz gegeben, d.h. die Anzahl der Dipole, die in Richtung ϑ = 0 oder ϑ = π zeigen, ist N (ϑ = 0) = N 0 , N (ϑ = π ) = N 0 e −2 pm Blok / kT . (2-8) Die Anzahl aller Dipole pro Volumeneinheit ist N = N (ϑ = 0) + N (ϑ = π ) = N 0 (1 + e −2 pm Blok / kT ) . (2-9) Man eliminiert N 0 und erhält für das mittlere Dipolmoment p B ⎡1 ⎤ pm = ⎢ N (ϑ = 0) pm − N (ϑ = π ) pm ⎥ = pm tanh( m lok ) kT ⎣N ⎦ (2-10) Die zweite Annahme folgt aus der Tatsache, dass die Magnetisierung viel stärker ist als das mittlere Feld. Blok = B + αμ0 M , (2-11) Wobei α im Bereich von einigen hundert liegt. Das Einsetzen von (2-11) in (210) liefert M = N pm = Npm tanh( pm B μ p +α 0 m M ) kT kT oder y = tanh x( y ) mit y = p B μ Np 2 M , x = m +α 0 m y . kT kT Npm (2-12) Das Modell ist also als Grenzfall des Paramagnetismus mit einer sehr starken 25 2 Theoretische Grundlagen des RM-Verfahrens 2.1 Der Ferromagnetismus Magnetisierung aufzufassen Die implizite Gleichung (2-12) lässt sich grafisch interpretieren, Abb. 2-1. Abb. 2-1 Zur grafischen Lösung von (2-12) Die implizite Kurve x( y ) ist eine Gerade, deren Schnittpunkte mit der Kurve y = tanh x Lösungen der Gleichung darstellen. Von besonderem Interesse ist der Fall der spontanen Magnetisierung, d.h. einer Magnetisierung bei verschwindendem Feld B . Bei niedrigen Temperaturen ist die Steigung der Geraden x( y ) klein, und es ergibt sich ein Schnittpunkt bei x = x0 (Kurve a in Abb. 2-1). Die Elementardipole richten sich gegenseitig aus und es ergibt sich eine spontane Magnetisierung, die zugleich eine Sättigungsmagnetisierung ist. Wird die Temperatur erhöht, gibt sich ein Grenzfall, die CURRIEtemperatur TC , bei der die Lösung verschwindet und die Gerade x( y ) tangential an der Kurve y = tanh x anliegt (Kurve b in Abb. 2-1). Die spontane Magnetisierung verschwindet. Für noch höhere Temperaturen gibt es keine Lösung, und es liegt normales paramagnetisches Verhalten vor. Obiges Modell ist nur anwendbar innerhalb der W EISSschen Bezirke, die abhängig von der Vorgeschichte irgendwie verteilt sind. Legt man an einen größeren Körper, der zu Beginn unmagnetisch sein soll, ein äußeres Feld an, so richtet sich ein Teil der W EISSschen Bezirke im Feld aus, andere vergrößern sich auf Kosten benachbarter Bezirke. Es entsteht eine so genannte Neukurve (Abb. 2-2). Eine weitere Erhöhung des Feldes bringt die Magnetisierung in eine 26 2 Theoretische Grundlagen des RM-Verfahrens 2.1 Der Ferromagnetismus Sättigung, die Bezirke sind im Wesentlichen alle ausgerichtet. Erniedrigt man nun B , durchläuft M eine anderen Kurve, die bei B = 0 eine Restmagnetisierung (Remanenz) aufweist. Erst ein Gegenfeld, das so genannte Koerzitivfeld, bringt M zum Verschwinden. Ein hinreichend starkes negatives Feld führt in eine negative Sättigung. Umkehren des Zyklus zu positiven Werten von B ergibt eine im Ursprung gespiegelte Kurve. Der Zyklus zeigt Hysteresecharakter. Abb. 2-2 Hysteresekurve eines ferromagnetischen Materials Um die Eigenschaften des Materials besser und leichter beschreiben zu können, wird ein Vektorfeld H , genannt magnetische Feldstärke, eingeführt B = μ0 ( H + M ) mit [ H ] = A . m (2-13) B = μ0 (1 + χ m ) H = μr μ0 H = μ H (2-14) Dabei gibt die relative Permeabilitätskonstante eines Mediums μr = 1 + χm = das μ μ0 Verhältnis (2-15) der Permeabilitätskonstanten Permeabilitätskonstanten μ0 des Vakuums an [20]. 27 μ des Mediums zu der 2 Theoretische Grundlagen des RM-Verfahrens 2.2 Magnetische Eigenschaften der Bewehrung 2.2 Magnetische Eigenschaften der Bewehrung Als ferromagnetische Stoffe besitzen Spann- und Stahlbewehrung aufgrund ihrer unterschiedlichen Zusammensetzungen und Herstellungsprozesse unterschiedliche magnetische Eigenschaften. Magnetische Eigenschaften, vor allem koerzitive Feldstärke und Remanenz, hängen nicht nur von der chemischen Zusammensetzung und vom Herstellungsprozess ab, sondern auch von Form und Querschnitt der Stäbe und der angelegten mechanischen Zugspannung. 2.2.1 Koerzitivfeldstärke und Remanenz ungespannter Bewehrung Scheel veröffentlicht sehr ausführliche Messergebnisse der Koerzitivfeldstärke und der Remanenz ungespannter Bewehrung in seiner Dissertation [6]. Im Folgenden werden die von Scheel gemessenen magnetischen Eigenschaften ungespannter Bewehrung dargestellt [6]. Bei Probekörpern mit unterschiedlichem Querschnitt aus dem gleichen Werkstoff ist die gemessene und anschließend zurückgescherte Flussdichte Btr annähernd proportional zur Querschnittsfläche des Probenstabs und der Magnetisierung M . Um unterschiedliche Spannstähle hinsichtlich ihrer Remanenz M R vergleichen zu können, wird eine Größe M ' eingeführt, die proportional zur Magnetisierung der Probekörper M P ist [6] MP ∼ M ' = Btr d eff2 (2-16) deff ist der Durchmesser der Probe, wenn die Probe einen kreisförmigen Querschnitt hat. Wenn nicht gilt deff = 2 A π , A: Querschnittsfläche der Probe. Koerzitivfeldstärke und Remanenz der Spannstähle Alle Spannstahlproben zeigen annähernd gleiche Koerzitivfeldstärke und Remanenz im ungespannten Zustand. Die Herstellungsart der Stähle beeinflusst ihr magnetisches Verhalten [6]. 28 2 Theoretische Grundlagen des RM-Verfahrens 2.2 Magnetische Eigenschaften der Bewehrung Es wurden gereckte angelassene Spannstähle, kaltgezogene Spannstähle und vergütete Spanstähle untersucht. Abb. 2-3 Die Hysterese eines gereckten und angelassenen Spannstahls [6] 29 2 Theoretische Grundlagen des RM-Verfahrens 2.2 Magnetische Eigenschaften der Bewehrung Abb. 2-4 Die Hysterese eines kaltgezogenen Einzelstabs [6] Abb. 2-5 Die Hysterese eines vergüteten Spannstahls [6] Nach den Messungen von Scheel (siehe Tabelle 8-1, 2, 3 von [6]) liegt die Koerzitivfeldstärke H C der meisten Spannstahlsorten etwa bei 12,5 bis 13,5 A / cm . Die remanente Magnetisierung M R ' liegt meistens zwischen 10,0 bis 11,0 μT / mm 2 . Koerzitivfeldstärke und Remanenz der Betonstähle Die Form der Hysterese von Baustählen BSt 500 S ist der von Spannstählen recht ähnlich. Die Werte für die Koerzitivfeldstärke H C sind bei diesem Betonstahl deutlich kleiner als bei Spannstählen. Die Messwerte liegen zwischen 6,3 und 7,3 A / cm [6]. Die Werte für M ' schwanken stark und unterscheiden sich nicht signifikant von den Werten der anderen Betonstähle. Die gezeigte Probe wies von allen untersuchten Betonstahlproben den höchsten Wert für M ' = 10, 2 μT / mm 2 und die höchste Koerzitivfeldstärke H C = 8, 2 A / cm auf [6]. 30 2 Theoretische Grundlagen des RM-Verfahrens 2.2 Magnetische Eigenschaften der Bewehrung Abb. 2-6 Hysterese eines Betonstahls BSt 500S, d = 10 mm [6] 2.2.2 Die Magnetoelastischer Effekt gespannter Bewehrung Zusammenhänge ferromagnetischer zwischen Materialien den und deren elastischen Eigenschaften Magnetisierung werden als magnetoelastische Effekte bezeichnet. Ein magnetostriktives Material ändert seine Abmessungen bei einer Magnetisierung. Die Ursache für die Magnetostriktion ist in der Kopplung zwischen Spinmoment und Elektrobahnen zu finden. Da die Kopplungskräfte schwach sind, können diese leicht durch magnetfeldinduzierte Kräfte überwunden werden. In Abb. 2-7 stellen die Pfeile die resultierenden magnetischen Momente der Atome und die Ellipse den von den Elektronenbahnen eingenommenen Bereich dar. Legt man ein Magnetfeld an, so richten sich die Spinmomente und somit die elliptischen Elektronenbahnen in Richtung des Magnetfeldes H aus. Die Abstände zwischen den Atomen verringern sich [21]. Im Gegensatz zur Magnetostriktion versteht man unter dem magnetoelastischen Zugeffekt die Tatsache, dass ein ferromagnetisches, auf Zug belastetes Material seine magnetischen Eigenschaften in Richtung der elastischen Belastung 31 2 Theoretische Grundlagen des RM-Verfahrens 2.2 Magnetische Eigenschaften der Bewehrung verändert. Der Einfluss einer mechanischen Zugspannung auf die Hysteresekurve ist in Abb. 2-8 dargestellt [21]. Abb. 2-7 Schematische Darstellung der Vorgänge bei der Magnetostriktion [21] Abb. 2-8 Einfluss einer mechanischen Zugspannung auf den Verlauf der Hysteresekurve eines Spannstahls 32 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.1 Ausgangssituation und Besonderheiten des RM-Verfahrens 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.1 Ausgangssituation und Besonderheiten des RM- Verfahrens 3.1.1 Prinzip des Verfahrens Das RM-Verfahren zur Bruchortung an Spannstahlbewehrungen basiert auf folgendem Prinzip: Wenn ein ferromagnetischer Gegenstand (z. B. Stahl) aufmagnetisiert wird, entstehen im Gegenstand magnetischer Nordpol und Südpol (siehe Abb. 3-1). Diese beiden Pole sind nicht voneinander trennbar. Wenn der Gegenstand in zwei Stücke getrennt wird, entstehen in jedem Stück ein Nord- und Südpol. Analog dazu bilden sich beide Pole am Ende des Drahtes, wenn ein ungebrochener Spanndraht magnetisiert wird. Abb. 3-1 Magnetische Dipolbildung eines Spannstabs Wenn ein gebrochener Spanndraht magnetisiert wird, bilden sich jedoch zusätzliche Pole am Rissufer (siehe Abb. 3-2). Da Spannstahl magnetisch hysteresische Eigenschaften besitzt, bleibt das Magnetfeld im Stahl erhalten. Dieses Remanenzmagnetfeld wird gemessen und nach der Form des Verlaufs der magnetischen Flussdichte wird ermittelt, ob der Draht gebrochen ist. Wird das Magnetfeld einer breiten Stahlbetonplatte, z. B. Brückenfahrbahn, Parkdecks, in zwei Dimensionen abgescannt, können noch viele weitere Informationen über die Betonplatte 33 gewonnen werden. Anhand der 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.1 Ausgangssituation und Besonderheiten des RM-Verfahrens Informationen können Zustände, wie Lage, Tiefe, Art, Korrosion von Schlaff- und Stahlbewehrungen bewertet werden. Abb. 3-2 Magnetische Flussdichte gebrochener Spanndrähte 34 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.1 Ausgangssituation und Besonderheiten des RM-Verfahrens 3.1.2 Gerätschaften Großmagnet Der Magnetwagen für das RM-Verfahren besteht aus einem großen Jochmagnet, Tragwerk, Hydraulikteil, Transformator, zwei Lenkrädern und einem Kühlungssystem. Der Jochmagnet hat eine Länge von 3,5 m, somit kann ein Fahrstreifen einer Autobahnbrücke in einem Zug magnetisiert werden. Abb. 3-3 Magnetwagen mit Jochmagnet Fährt der Magnetwagen quer zu den zu untersuchenden Bewehrungen, schließen nur die parallel zur Magnetachse liegenden Bewehrungen einen nahezu vollständigen magnetischen Kreis und werden somit stark magnetisiert. Die quer zur Magnetachse verlaufenden Bewehrungen können mit dem Jochmagnet keinen magnetischen Kreis bilden. Also werden sie sehr schwach magnetisiert. Dieser Effekt ist für die Zustandsanalyse der Bewehrung sehr vorteilhaft, da sich nur die quer zur Fahrtrichtung liegenden Bewehrungen auf dem Magnetbild zeigen und damit diese Bewehrungen viel besser erkennbar werden. Der Magnet wird per Computer gesteuert. Die Stärke des zu erzeugenden Magnetfeldes wird durch Steuerung der Stromstärke der Spule reguliert. Der 35 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.1 Ausgangssituation und Besonderheiten des RM-Verfahrens Transformator für die Stromsteuerung kann die Stromstärke von 13,4 A bis 150 A regulieren. Die Höhe des Jochmagneten ist per Fernbedienung verstellbar. Der Wagen ist mit vorderen Lenkrädern versehen. Da der Jochmagnet mit großer Stromstärke arbeitet, entsteht in der Spule eine große Wärme. Um das zu verhindern, wurde der Magnet mit einer Kühlung ausgerüstet. Die Fahrgeschwindigkeit des Wagens kann mithilfe eines Druckventils des Hydrauliksystems geändert werden. Abb. 3-4 Magnetisierung mit dem Großjochmagnet Alle metallischen Teile außer dem Magnet sind aus Aluminium, um das zu messende Magnetfeld möglichst wenig zu stören. Die magnetische Feldstärke unmittelbar nah am Magnet beträgt bei höchster Stromstärke 700 mT. Der Magnetwagen wiegt ca. 2,5 t. Abb. 3-5 Magnetfeld an Querbewehrungen 36 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.1 Ausgangssituation und Besonderheiten des RM-Verfahrens Rotationsscanner Ein Bestandteil des neuen Verfahrens ist die Messtechnik. In früheren Verfahren wurden vor der Magnetfeldmessung Spannbewehrungen mit Georadar geortet, denn die früheren Magnetverfahren (inklusive Streufeldmessverfahren) können die Lage der Spannbewehrungen nicht detektieren. Der große Magnetwagen magnetisiert fahrstreifenweise mit der Geschwindigkeit 500 m/h , d.h. 1680 m2 /h . Dementsprechend soll die Messung des Magnetfelds schnell erfolgen, um die Wirtschaftlichkeit des Messverfahrens zu erhöhen. Der Rotationsscanner besteht aus einem Rotor mit Hall-Sensoren, A/D-Wandler, Frequenzumrichter, Netzteil, zwei Wegaufnehmern und Computer. Im Rotationsscanner wurden zehn Hall-Sensoren in dem Rotor eingebaut. Jeweils fünf Hall-Sensoren liegen am Ende des Rotors mit 1 cm Abstand voneinander. Da die Sensoren horizontal liegen, messen sie die transversale Größe der magnetischen Flussdichte des Feldes. Der Rotor dreht sich 0,5 bis zweimal pro Sekunde um die Achse. Die Drehzahl des Rotors kann per Computer eingestellt werden. Die durch Sensoren gemessenen Werte werden über A/D-Wandler in den Computer eingespeist und entsprechend weiterbearbeitet. Abb. 3-6 Rotationsscanner Die Hall-Sensoren überstreichen das gesamte Feld während der Dreh- und Vorwärtsbewegung. Bei Hall-Sensoren ist es problematisch, dass jeder HallSensor einen eigenen Nullpunkt hat. Auf diesen Nullpunkt bezogen, wird die magnetische Flussdichte gemessen. Da die Nullpunkte der Sensoren mit der Zeit driften, müssen alle Sensoren abgeglichen werden, um einen gleichen Bezugspunkt zu ermitteln. 37 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.1 Ausgangssituation und Besonderheiten des RM-Verfahrens Abb. 3-7 Sensoreinheit Seien einige hundert Sensoren quer zur Scannrichtung linienförmig angeordnet, dann wäre es sehr schwierig, alle Sensoren abzugleichen. Alle Sensoren müssen zum Abgleichen mindestens einmal auf die zwei gleichen Punkte kommen und durch die Messwerte beider Punkte werden der Nullpunkt und die Empfindlichkeit ermittelt. Abb. 3-8 Scannvorgang Wie in Abb. 3-9 zu sehen ist, überschneiden sich die Laufbahnen aller Sensoren auf mehreren gleichen Punkten, was ein Abgleichen der Sensoren auf einen Bezugssensor nötig macht. Der Sensor in Schwarz in Abb. 3-9 sei der Bezugssensor. Die Laufbahnen der anderen vier Sensoren (blaue, rote, cyan-farbene, grüne Linie) überschneiden sich mit der Laufbahn des Bezugssensors (rote Punkte). An diesen Punkten soll der Messwert des jeweiligen Sensors dem Messwert des Bezugssensors entsprechen. Mit den Werten an den roten Punkten kann die relative Abweichung jedes Sensors in Bezug auf den Bezugssensor ermittelt werden. 38 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.1 Ausgangssituation und Besonderheiten des RM-Verfahrens Abb. 3-9 Abgleichen der Sensoren In jedem Moment werden der Winkel des Rotors und der zurückgelegte Weg des Scanners gemessen und mithilfe der Werte werden Koordinaten der Sensoren berechnet. x = v ⋅ t + r ⋅ cos(φ ) y = r ⋅ sin(φ ) Die Messwerte werden durch die Software „RotoScan“ erfasst. Mit dem „RotoScan Viewer“ wird das erfasste Magnetfeld durch Koordinatenberechnung und Sensorabgleichung berechnet und dargestellt. Drehzahl und Fahrgeschwindigkeit haben einen großen Einfluss auf die Messauflösung. Je schneller sich der Rotor dreht, desto höher wird die Auflösung. Wenn der Scanner langsamer fährt, wird das Feld dichter gescannt. Der Rotationsscanner kann das Feld mit einem Raster bis 1 cm x 1 cm aufnehmen. Die höchste Fahrgeschwindigkeit des Scanners mit der auswertbaren Qualität beträgt 500 m/h, wenn die Messdatei angemessen geglättet wird. Die Messgeschwindigkeit beträgt 3,36 m ⋅ 500 m/h = 1680 m2 /h entspricht einer enormen Messleistung. Beim RotoScan-Viewer kann die Flussdichte im grauskalierten Bild gezeigt werden. Hier wird schon ein bildlicher Gesamteindruck des Messfeldes gewonnen. 39 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.1 Ausgangssituation und Besonderheiten des RM-Verfahrens Abb. 3-10 RotoScan Viewer Abb. 3-11 Aufnahme eines Versuchsfeldes mit Rotationsscanner 40 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.1 Ausgangssituation und Besonderheiten des RM-Verfahrens 3.1.3 Zusammenfassung des RM-Verfahrens als Ausgangssituation Das neue RM-Verfahren mit dem Großmagnetwagen und Rotationsscanner bietet viele Vorteile. Vor allem ermöglicht das Verfahren eine zweidimensionale Flächenmessung. Durch den Magnetwagen wird die Betonplatte streifenweise magnetisiert und anschließend wird diese Fläche mithilfe des Rotationsscanners aufgenommen. Das erhöht nicht nur die Schnelligkeit des Verfahrens, sondern verbessert die Signalverarbeitbarkeit. Aufgrund der selektiven Magnetisierung des Großmagneten zeigen sich ausschließlich die quer zur Fahrtrichtung liegenden Bewehrungen in Messergebnissen. Aus den zweidimensionalen Messergebnissen können Lagen der Spann- und Schlaffbewehrungen ohne großen Aufwand ermittelt werden. In vielen Fällen sind chloridinduzierte Korrosionsstellen lokal sehr begrenzt. An Stellen, an denen der Beton oder Fahrbahnbelag nicht dicht ist, kann das Chlorid aus Tausalz eindringen und zur Korrosion des Bewehrungsstahls führen. Das ist der Grund, warum die 50 cm von der punktuellen Korrosionsstelle entfernten Bewehrungen vollkommen unversehrt sind. Diese Tatsache zeigt, dass die Zustandsprüfung auf einer verhältnismäßig kleinen Oberfläche innerhalb einer großen Betonplatte nicht repräsentativ für die gesamte Fläche ist. Unter diesem Aspekt gesehen, sollten möglichst große Flächen von korrosionsgefährdeten Betonplatten untersucht werden. Das RM-Verfahren ist für derartige Probleme sehr geeignet. Die hohe Messgeschwindigkeit des Verfahrens, ca. 1680 m2 /h , bringt einen großen volkswirtschaftlichen Vorteil. Angenommen, auf einer Autobahnbrücke fahren täglich 100.000 Pkw. Infolge der Fahrbahnsperrung zum Zwecke der Untersuchung verlängert sich die Fahrzeit für jeden Pkw um eine halbe Stunde. Daraus resultieren sich volkswirtschaftliche Mehrkosten von 2.833 €/h [35]. Wenn die Untersuchung mit einem anderen zerstörungsfreien Verfahren einen Tag dauert, geht eine Summe von ca. 70.000 € verloren. Das RM-Verfahren braucht für die gleiche Messfläche weniger als fünf Stunden, dabei fallen lediglich Kosten von ca. 14.000 € an. 41 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.1 Ausgangssituation und Besonderheiten des RM-Verfahrens Wie bereits beschrieben, kann die Lage der Spann- und Schlaffbewehrungen anhand des aufgenommenen Magnetbilds ohne großen Aufwand ermittelt werden. Die Auflösung des Verfahrens 1 cm x 1 cm ist ausreichend. Normalerweise werden Anfangs- und Endbereich der Bewehrungen mit starken magnetischen Polen identifiziert werden. Außerdem werden unstetige Stellen, wie z. B. korrodierte Stellen, Brüche, aufsteigende Bügel, usw. im Magnetbild markant. Abb. 3-12 Magnetbild einer Brückenplatte In üblichen Bauwerken sind unterschiedlich starke Bewehrungen in uneinheitlichen Tiefen angeordnet. Die aufgenommene magnetische Flussdichte spiegelt den Zusammenhang von Tiefe, Durchmesser und Korrosionszustand der Bewehrungen wider. Analytische Ansätze zur Analyse von Magnetbildern wurden in der Veröffentlichung von Pak [15] dargestellt. Da die direkte Anwendung der magnetostatischen Grundlagen für Bauwerke kaum möglich ist, 42 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.1 Ausgangssituation und Besonderheiten des RM-Verfahrens wurden sie zum Zwecke des Praxiseinsatzes stark vereinfacht. Diese vereinfachten Ansätze liefern relativ gute Ergebnisse [15]. Es gibt weder grundlegende Theorien noch experimentelle Ergebnisse, mit denen der Durchmesser der Bewehrungen ermittelt werden kann. Grund dafür ist, dass die magnetische Flussdichte einer Bewehrung nicht nur von der Tiefe, dem Durchmesser und der angelegten Feldstärke, sondern auch von der Stahlsorte und der magnetischen Vorgeschichte der Bewehrung abhängig ist. Neben den bauwerkspezifischen Theorieentwicklungen wird eine spezielle Analysensoftware für das RM-Verfahren gebraucht, um das Feld ohne erheblichen Aufwand analysieren zu können. Der Großmagnet magnetisiert Bewehrungen sehr selektiv. Dennoch entstehen viele Störsignale, welche die Bewertung der Messergebnisse erheblich erschweren. Die Software sollte zuerst eine dem Verfahren entsprechend maßgeschneiderte Benutzeroberfläche besitzen. Außerdem sollte die Software nach den entwickelten Theorien und Experimenten die Daten aufbereiten und verarbeiten können. 43 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen 3.2.1 Analytische Simulation für einen Großmagneten Die Remanenz der Bewehrungen ist Hauptursache der magnetischen Felder in Bauwerken. Das Restmagnetfeld (Remanenz) infolge der Magnetisierung mit dem Großmagnet macht einen beachtlichen Betrag aus und wird erfasst. Aufgrund der hysteresischen Eigenschaften ist die Remanenz der Bewehrungen vom Magnetisierungszustand abhängig (siehe Abb. 3-13). Es gibt verschiedene Modelle für Magnetisierungskurven, die die Abhängigkeit der Remanenz von der magnetischen Feldstärke darstellen [22]. Eine nähere Betrachtung der Modelle erfolgt im nächsten Kapitel dieser Arbeit. Abb. 3-13 Hystereseschleifen nach dem Stoner-Wohlfahrt-Modell [22] 44 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Abb. 3-14 Äußerste Hystereseschleife als Umgrenzung der für einen Werkstoff möglichen Wertepaare B und H 1: Sättigung- Gegenfeld, 2: Sättigung- geeignet gewählte innere Schleife, 3: Entmagnetisierung- innere Schleife Da offensichtlich die maximale Magnetisierung neben dem Magnetisierungsvorgang Hauptfaktor für die Remanenz ist, wird zunächst die höchste magnetische Feldstärke H oder die größte Magnetisierung M an jeweiligen Orten analytisch ermittelt. Dafür soll das vom Großmagnet erzeugte Feld berechnet werden. 3.2.1.1 Randbedingungen Der Großmagnet besteht aus zwei Jochbeinen, einem Jochrücken und zwei Spulen. Die Spulenkerne und das Joch sind aus ARMCO-Eisen hergestellt. Jedes Jochbein hat einen Durchmesser von 320 mm, eine Höhe von 1100 mm und wiegt ca. 500 kg. Der Jochrücken ist 3400 mm lang, 50 mm hoch und ca. 700 kg schwer. Der Kupferdraht für beide Spulen hat einen Durchmesser von 5 mm und jede Spule besitzt 680 Windungen. Der Abstand zwischen den Jochbeinachsen beträgt 3080 mm. An den Jochmagneten kann ein Strom von 14,3 A bis 150 A angelegt werden. Die Stromversorgung wird durch das Schaltnetzteil AEG 18000 CAN geregelt. Das ARMCO-Eisen ist technisch reines Eisen mit einem Fe-Gehalt von 99,8 bis 99,9 Prozent. Es ist ein weicher und zäher Werkstoff, der infolge seiner Reinheit 45 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen eine geringe Koerzitivkraft, hohe magnetische Sättigung und gute elektrische Leitfähigkeit aufweist. Das ARMCO-Reineisen hat folgende physikalische Eigenschaften [23]. Physikalische Größe Typische Werte Anfangspermeabilität 300-500 Permeabilität 3500-6000 Koerzitivfeldstärke 60-120 A/m Sättigungsflussdichte 2,15 T Dichte bei 20 °C 7,86 kg/dm³ Schmelzpunkt 1539 °C Wärmedehnungskoeffizient 0°C-100°C 12·10-6 1/K Elastizitätsmodul 2,1·105 MN/m² Tabelle 3-1 Physikalische Eigenschaften von ARMCO-Eisen [23] 3.2.1.2 Einfaches physikalisches Modell für ein Jochbein Abb. 3-15 Einfaches Elektromagnetmodell Zuerst wird nur ein Elektromagnet statt eines Jochmagneten aus zwei 46 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Elektromagneten und einen Joch verwendet. Dieser Elektromagnet hat den Durchmesser d , die Länge l und die Windung N . Durch die Leitung fließt ein Strom I . In der Spule befindet sich ein ARMCO-Eisenkern mit dem gleichen Durchmesser und der gleichen Länge. Dieser Kern besitzt eine relative Permeabilität von μ r . Durch das BIOT-SARVARTsche Gesetz kann das Magnetfeld um eine elektrische Leitung berechnet werden (Abb. 3-16). B= μ ds × r 4π ∫S r 3 (3-1) Hat ein Kreisstrom den Mittelpunkt (0, 0, z ') , kann die magnetische Flussdichte am Punkt P (0, 0, z ) mit Gleichung (3-1) ermittelt werden. z dB P r β ρ I φ y x Abb. 3-16 Magnetische Flussdichte am Punkt P infolge eines Kreisstroms Aufgrund der Rotationssymmetrie des Feldes ist die Z-Komponente der Flussdichte von Interesse. Bz = B ⋅ e z = Bz = μI 4π ∫ S Bz = μI 4π ∫ S μI 4π ∫ ds × r ⋅ ez S r3 e z × ds ⋅r r3 ds ⋅ sin β r2 47 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Das System kann im zylindrischen Koordinatensystem umgesetzt werden. r = ρ 2 + ( z − z ')2 ds = ρ dϕ ρ sin β = Bz = Bz = r μI 4π μI ds ⋅ sin β μ I ∫ S r 2 = 4π 2π ∫ ⎡ρ 0 ⎣ ρ 2 dϕ 2 + ( z − z ')2 ⎤⎦ 3/ 2 ρ2 ⋅ (3-2) 2 ⎡ ρ 2 + ( z − z ')2 ⎤ 3/ 2 ⎣ ⎦ Die Spule hat eine Höhe von l . Die durchfließende Stromstärke der gesamten Spule N ⋅ I ist über die Höhe verteilt. dI = N⋅I dz l Die magnetische Flussdichte am Punkt P (0, 0, z ) infolge der Spule ergibt sich also aus dem Integral von (3-2) über die Höhe. Bz = Bz = Bz = μ 2 ⋅ z0 + l ∫ z0 μ NI 2l N ⋅I ρ2 ⋅ 2 dz ', (μ =const) l [ ρ + ( z − z ') 2 ]3/ 2 ⋅ z' ρ 2 + z '2 (3-3) z − z0 z − ( z0 + l ) μ NI ⎛ z − z0 z − ( z0 + l ) ⋅⎜ − 2l ⎜ ρ 2 + ( z − z 0 ) 2 ρ 2 + [ z − ( z0 + l )]2 ⎝ ⎞ ⎟ ⎟ ⎠ (3-4) Hier μ = μr ⋅ μ0 Aus der Formel (3-4) kann die magnetische Flussdichte an der Unterseite des Magneten berechnet werden. Bz ( z = z0 ) = − μ NI (3-5) 2 ρ 2 + l2 48 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Analog dazu berechnet sich die Flussdichte an der Oberseite und am Mittelpunkt des Magneten wie folgt. Bz ( z = z0 + l ) = μ NI (3-6) 2 ρ2 + l2 l Bz ( z = z0 + ) = 2 μ NI (3-7) l2 2 ρ2 + 4 magnetische Flussdichte [T] 1.4 1.2 Bz( z) 1 0.8 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 z Höhe [mm] Abb. 3-17 Magnetische Flussdichte innerhalb der Spule Die Formel (3-4) gilt allerdings nur für den Bereich innerhalb der Spule, weil sich außerhalb der Spule kein Eisen, sondern Luft befindet. Jedoch ist noch zu beachten, dass ferromagnetische Stoffe keine konstante Permeabilität besitzen. Abb. 3-18 Permeabilitätsverlauf ferromagnetischer Stoffe [24] 49 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Die Nichtlinearität der Permeabilität erschwert die analytische Lösung der magnetischen Flussdichte innerhalb des Spulenkerns, da μ = μr ⋅ μ0 nicht konstant ist, sondern von der magnetischen Feldstärke abhängig ist. Die materialunabhängige magnetische Feldstärke kann wie die Formel (3-4) vom BIOT-SAVARTschen Gesetz hergeleitet werden. z − z0 z − ( z0 + l ) NI ⎛ ⋅⎜ − 2l ⎜ ρ 2 + ( z − z0 ) 2 ρ 2 + [ z − ( z0 + l )]2 ⎝ magnetische Feldstärke [A/m] Hz = 6 .10 4 5 .10 4 4 .10 4 ⎞ ⎟ ⎟ ⎠ (3-8) Hz( z) 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 11 z Höhe [mm] Abb. 3-19 Magnetische Feldstärke im Spulenkern des Großmagneten Der Wert H z variiert von 30 kA/m bis 60 kA/m . Um den ausreichend genauen Wert der magnetischen Flussdichte des Spulenkerns zu gewinnen, wird die B-HKurve von Reineisen aus der FEM-Software ANSYS Workbench eingesetzt. (siehe Tabelle A-1, Abb. A-1) B = B( H ) (3-9) H = 15,87 ⋅103 A / m B = 1,98T H = 31, 74 ⋅ 103 A / m B = 2,10T H = 63, 49 ⋅103 A / m B = 2, 22T Aus obigen drei Wertpaaren kann eine polynomische Näherungsfunktion gebildet werden. 50 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen B = a1 ⋅ H 2 + a2 ⋅ H + a3 (3-10) a1 = −7, 96 ⋅10 −5 , a2 = 1,14 ⋅ 10−2 , a3 = 1,82 Aus den Formeln (3-8) und (3-10) ergibt sich die Funktion B( H ( z )) (siehe Abb. 3-20). Die magnetische Flussdichte im Spulenkern liegt zwischen 2,1 T bis 2,2 T und weist keine große Änderung auf. Wegen der Rotationssymmetrie verschwinden Bx und B y auf der Z-Achse. magnetische Flussdichte [T] 2.2 Bz( z) 2.15 2.1 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 z Höhe [mm] Abb. 3-20 magnetische Flussdichte des Spulenkerns nach (3-10) Die magnetische Feldstärke unterhalb der Elektromagneten wird sowohl durch den durch die Spule fließenden Strom als auch durch den magnetisierten Spulenkern beeinflusst. Der Anteil vom Spulenstrom kann mit der Formel (3-8) berechnet werden. Hier wird z0 einfachheitshalber auf 0 gesetzt. H z , Spule = NI ⎛ z z−l ⋅⎜ − 2l ⎜ ρ 2 + z 2 ρ 2 + ( z − l )2 ⎝ ⎞ ⎟ ⎟ ⎠ (3-11) Die skalare Potentialfunktion ψ an einem Punkt P von einem magnetisierten Körper mit dem Volumen V ist wie folgt [25]. ψ (P) = 1 1 M (P') ⋅ grad P ' dV ' ∫ 4π V r Oder ψ (P) = 1 r M (P') ⋅ 3 dV ' ∫ 4π V r (3-12) 51 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Hier ist P' der zu integrierende Punkt im magnetisierten Körper und r ist der Vektor aus den Punkten P und P' (siehe Abb. 3-21). P r z V’ M(P’) P’ y x Abb. 3-21 Zur Berechnung des magnetischen Potentials H = − gradψ H (P) = − 1 r grad P ∫ M (P') ⋅ 3 dV ' 4π r V (3-13) (3-13) ist eine analytisch sehr schwierig zu lösende Formel. Um diese Feldberechnung durchführen zu können, soll diese Formel vereinfacht werden. Dafür wird der Vektor M (P') als konstant angenommen, weil die Magnetisierung im Sättigungsbereich nahezu konstant ist (siehe Abb. 3-20). M (P') = B μ0 − H = const. Da in ferromagnetischen Stoffen B / μ0 H ist, darf H vernachlässigt werden. Außerdem wird die Rotationssymmetrie entlang der z-Achse ausgenutzt. B = (0, 0, B ) m := M V = B μ0 ⋅ ez = m ⋅ ez (3-14) H ( z) = − 1 r 1 r grad P ∫ m ⋅ 3 dV ' = − grad P ∫ m ⋅ ez ⋅ 3 dV ' 4π 4π r r V V H ( z) = − 1 r grad P ∫ m ⋅ z3 dV ' 4π r V (3-15) 52 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Um das Integral einfacher lösen zu können, wird das kartesische Koordinatensystem durch ein Zylinderkoordinatensystem ersetzt. z ρ' m P’(ρ',β,z’) β r rz x y P(0,0,z) Abb. 3-22 Zur Integralberechnung (3-15) rz = z '− z r = ( z '− z )2 + ρ '2 dV ' = ρ ' d β d ρ ' dz ' l ρ 2π H ( z) = − 1 ( z '− z ) grad P ∫ ∫ ∫ m ⋅ ρ ' d β d ρ ' dz ' 4π [( z '− z ) 2 + ρ '2 ]3/ 2 0 0 0 (3-16) l ρ 1 ( z '− z ) H ( z ) = − grad P ∫ ∫ m ⋅ ρ ' d ρ ' dz ' 2 [( z '− z ) 2 + ρ '2 ]3/ 2 0 0 l ⎛ 1 z '− z H ( z ) = − grad P ∫ m ⋅ ⎜ 1 − ⎜ 2 ( z '− z ) 2 + ρ 2 0 ⎝ ⎞ ⎟ dz ' ⎟ ⎠ (3-17) ⎛ z '− z ⋅ m ∫0 ⎜⎜1 − ( z '− z )2 + ρ 2 ⎝ l Wie in (3-17) zu sehen ist, hängt das Integral ⎞ ⎟ dz ' lediglich ⎟ ⎠ von z ab. Das bedeutet, die x- und y-Komponente von H ( z ) sind identisch null und der Gradient hebt sich mit dem Integral auf. H x ( z) = H y ( z ) ≡ 0 53 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen l ⎛ 1 ∂ z '− z ⎜1 − ⋅ H z ( z) = − m ∫ 2 ∂z 0 ⎜ ( z '− z ) 2 + ρ 2 ⎝ 1 ⎛ ( z '− z ) H z ( z ) = m ⋅ ⎜1 − ⎜ 2 ⎝ ( z '− z ) 2 + ρ 2 H z , Kern ( z ) = − ⎞ ⎟ dz ' ⎟ ⎠ l ⎞ ⎟ ⎟ ⎠0 (3-18) m⎛ z l−z ⎜ + 2 ⎜ z2 + ρ 2 (l − z ) 2 + ρ 2 ⎝ ⎞ ⎟ ⎟ ⎠ (3-19) oder Bz , Kern ( z ) = − μ0 ⋅ m ⎛ z l−z ⎜ + ⎜ z2 + ρ 2 (l − z ) 2 + ρ 2 ⎝ 2 ⎞ ⎟ ⎟ ⎠ (3-20) Der Wert μ0 ⋅ m , also B aus dem vorigen Beispiel wird in (3-20) eingesetzt. Dabei stellt sich die Frage, wie der repräsentative Mittelwert der magnetischen Flussdichte ermittelt werden soll. Weil in diesem Beispiel die Flussdichte zwischen 2.1 T und 2.2 T liegt und damit geringere Abweichung aufweist, wird der maximale Wert als Mittelwert eingesetzt. 1 Tiefe [mm] 0.8 − Bz( z) 0.6 0.4 0.2 0 100 200 300 400 z magnetische Flussdichte [T] Abb. 3-23 Magnetische Flussdichte unter dem Magneten 54 500 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Die gesamte magnetische Flussdichte ergibt sich aus beiden Teilen von (3-11) und (3-20). Bz ,Gesamt = Bz , Kern + Bz , Spule Bz ,Gesamt ( z ) = − μ0 ⋅ m ⎛ 2 z l−z ⎜ + ⎜ z2 + ρ 2 (l − z ) 2 + ρ 2 ⎝ ⎛ μ ⋅ m μ0 ⋅ N ⋅ I − Bz ,Gesamt ( z ) = − ⎜ 0 2l ⎝ 2 ⎞ μ ⋅N ⋅I ⎛ z l−z ⎟+ 0 ⎜ + 2 2 ⎟ ⎜ 2l (l − z ) 2 + ρ 2 ⎠ ⎝ z +ρ z l−z ⎞⎛ + ⎟ ⎜⎜ 2 2 ⎠⎝ z + ρ (l − z ) 2 + ρ 2 ⎞ ⎟ ⎟ ⎠ Da wegen sehr hoher Anfangspermeabilität des Spulenkerns ⎞ ⎟ ⎟ ⎠ (3-21) μ0 ⋅ m μ0 ⋅ N ⋅ I 2 2l ist, kann der Anteil aus der Spule vernachlässigt werden. Bz ,Gesamt ≅ Bz , Kern Bz ,Gesamt ( z ) = − (3-22) μ0 ⋅ m ⎛ 2 z l−z ⎜ + ⎜ z2 + ρ 2 (l − z ) 2 + ρ 2 ⎝ ⎞ ⎟ ⎟ ⎠ (3-23) Die auswertbare Messtiefe im RM-Verfahren ist wegen der Abschwächung des Messsignals meistens auf ca. 300 mm beschränkt, d. h., zmax = −300 mm . Also l−z (l − z )2 + ρ 2 l−z (l − z ) 2 + ρ 2 l−z = 0,99 , (l − z ) 2 + ρ 2 z =0 = 0,98 ( ρ = 160 mm, l = 1100 mm ). z =−300 ≅1 (3-24) Die Formel (3-23) wird durch Einsatz von (3-14) und (3-24) vereinfacht. Bz ,Gesamt ( z ) = − B B − 2 2 z (3-25) z + ρ2 2 Die Ergebnisse aus (3-4), (3-23) und (3-25) gelten lediglich entlang der Spulenachse, wo sich die magnetische Feldgröße analytisch verhältnismäßig einfach ermitteln lässt. Die Rotationssymmetrie des Magnetsystems kann an keinem Ort außerhalb der Spulenachse zur Berechnung der magnetischen Feldgrößen angewendet werden. 55 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Die magnetische Flussdichte an einem Aufpunkt P(0, 0, z ) besteht laut (3-23) aus zwei Termen, nämlich − μ0 ⋅ m 2 ⋅ z z +ρ 2 2 und − μ0 ⋅ m 2 ⋅ (l − z ) (l − z ) 2 + ρ 2 . Der erste Term entspricht dem Einfluss von der Unterseite des Spulenkerns und der andere stellt den Einfluss von der Oberseite des Spulenkerns dar. Wie in (3-24) zu sehen ist, nähert sich der zweite Term − μ0 ⋅ m 2 an. Das bedeutet, unter der Annahme homogener, einaxialer Magnetisierung hat die Mantelfläche des Spulenkerns keinen Einfluss auf magnetische Feldgrößen. Diese Kenntnis kann zur Ermittlung der magnetischen Feldgrößen an beliebigen Orten ausgenutzt werden. z ρ' β x m P’(ρ',β,z’) y r rz P(x,y,z) Abb. 3-24 Magnetische Feldgröße an einem Punkt In Abb. 3-24 sind geometrische und physikalische Elemente zur Berechnung der magnetischen Feldgrößen mit der allgemein gültigen Formel (3-13) dargestellt. H (P) = − 1 r grad P ∫ M (P') ⋅ 3 dV ' r 4π V M (P') ≡ m = B μ0 H ( x, y, z ) = − ⋅ e z = const. 1 B r grad P ∫ ⋅ z3 dV ' μ0 r 4π V (3-26) 56 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen M ( x, y , z ) = − 1 r grad P ∫ B ⋅ z3 dV ' r 4π V (3-27) rz = z '− z r = ( ρ 'cos β − x )2 + ( ρ 'sin β − y )2 + ( z '− z) 2 dV ' = ρ ' d β d ρ ' dz ' l ρ 2π 1 M ( x, y , z ) = − grad P ∫ ∫ 4π 0 0 ∫ B ⋅ [( ρ 'cos β − x) 0 2 ( z '− z ) ρ ' d β d ρ ' dz ' + ( ρ 'sin β − y )2 + ( z '− z ) 2 ]3/ 2 (3-28) Das Integral in (3-28) kann analytisch nicht gelöst werden. Aus diesem Grund sind objektbezogene Vereinfachungen und realistische Ansätze notwendig, um magnetische Feldgrößen außerhalb des Elektromagneten analytisch berechnen zu können. Die Vereinfachungen und Ansätze sollen nicht in einem einzelnen Magneten, sondern im gesamten Magnetsystem gemacht werden, damit können Genauigkeit und Plausibilität der analytischen Modelle deutlich verbessert werden. 3.2.1.3 Physikalisches Modell für das gesamte Elektromagnetsystem Der Großjochmagnet besteht aus drei Einheiten, zwei Elektromagneten und einem Jochrücken. Wie im vorigen Kapitel beschrieben wurde, ist der Anteil der beiden Spulen am gesamten Magnetfeld viel geringer als der Anteil der Spulenkerne. Der Betrag der Magnetisierung in beiden Spulenkernen ist gleich, da durch beide Spulen gleicher Strom fließt. Wegen der entgegengesetzten Wicklungsrichtung der Spulen ist die Vektorrichtung der Magnetisierung ebenfalls entgegengesetzt. Da magnetostatische Felder quellenfrei sind, kann die Magnetisierung des Jochrückens im Zusammenhang mit der Magnetisierung des Spulenkerns beschrieben werden. 57 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Abb. 3-25 Großjochmagnet Abb. 3-26 Zur Berechnung der magnetischen Flussdichte im Joch ∇⋅ B = 0 (3-29) B = μ0 ( H + M ) ≅ μ0 M ∇⋅ M ≅ 0 58 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen ∫ m dO ' = ∫ O mKern dA '+ AKern ∫ m Mantel dA '+ AMantel ∫ m Joch dA ' = 0 (3-30) AJoch Nach dem Brechungsgesetz [25] an der Materialoberfläche ist der zweite Term von (3-30) nahezu null. ∫ mKern dA '+ AKern ∫ m Joch dA ' = 0 AJoch −mKern ⋅ AKern + mJoch ⋅ AJoch = 0 mJoch = AKern ⋅ mKern AJoch (3-31) Die magnetische Feldstärke an einem Punkt außerhalb des Großmagneten kann durch die MAXWELLsche Theorie (3-13) berechnet werden. H ( x, y, z ) = − H ( x, y, z ) = − 1 r grad P ∫ M ( P ') ⋅ 3 dV ' r 4π V ⎛ ⎞ 1 r r r grad P ⎜ ∫ m Kern1 ⋅ 3 dV ' + ∫ m Joch ⋅ 3 dV ' + ∫ m Kern 2 ⋅ 3 dV ' ⎟ ⎜V ⎟ r r r 4π VJoch VKern 2 ⎝ Kern1 ⎠ (3-32) (3-32) kann aufgrund der Geometrie des Großjochmagneten nicht ohne weiteres analytisch gelöst werden, obwohl eine derartige Form des Elektromagneten in der Wirklichkeit nicht unüblich ist. Herkömmliche magnetostatische Gesetze sind also nur in geometrisch sehr einfachen Systemen direkt anwendbar. 3.2.2 Neuer physikalischer Ansatz für magnetisierte Körper Wie in 3.2.1 erwähnt, liefern die MAXWELLschen Theorien für statische Magnetfelder in den meisten Praxisfällen keine analytische Lösung. Der höhere Schwierigkeitsgrad der Magnetfeldtheorien beruht in großem Maße auf dem immer existierenden Dipol, entsprechend der Quellenfreiheit des Magnetfeldes. Wenn ein homogen magnetisierter Körper ein Magnetfeld erzeugt, kommen nur die senkrecht zur Magnetisierungsrichtung stehenden Flächen in Betrachtung und die Flächen bilden den Dipoleffekt. 59 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen z Q2 l Q1 r1 m r2 y x Abb. 3-27 Homogen magnetisierter Stab Es bestehe ein homogen magnetisierter Stab, dessen Querschnitt vernachlässigbar klein ist. Seien zwei fiktive skalare Größen Q1 , Q2 an beiden Stabenden, die in folgender physikalischer Beziehung mit der Magnetisierung stehen. ∫ mdV = Q ⋅ r + Q 1 1 2 ⋅ r2 ,oder V Ml = Q1 ⋅ r1 + Q2 ⋅ r2 (3-33) Hier ist ∫ mdV = ∫ Mdl = M ⋅ l . Es gibt noch eine zusätzliche Bedingung für (3-33), v L dass sich die Größen Q1 und Q2 aufheben. ∑Q i =0 (3-34) Q1 = −Q2 Mit der Bedingung ist (3-33) eine ortsunabhängige Formel, obwohl sie Ortsvektoren enthält. Verschiebt sich der Koordinatenursprung, ändern sich die Ortsvektoren um die Verschiebung rO des Koordinatenursprungs. M ⋅ l = Q1 ⋅ (r1 − rO ) + Q2 ⋅ (r2 − rO ) M ⋅ l = Q1 ⋅ r1 + Q2 ⋅ r2 − Q1rO − Q2 ⋅ rO = −Q2 ⋅ r1 + Q2 ⋅ r2 + Q2 rO − Q2 ⋅ rO 2 M ⋅ l = Q2 ⋅ (r2 − r1 ) = Q2 ⋅ ∑ (ri + r ) =Q2 ⋅ l , ∀r ∈ R 2 i =1 60 (3-35) 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen M ⋅ l = M ⋅ el ⋅ l Q2 = −Q1 = M , oder Q = ∫ mdA (3-36) A Die Magnetisierung M kann mit den Größen Q und −Q beschrieben werden. Das bedeutet, dass ein homogen magnetisierter Stab mit zwei skalaren Punktgrößen definierbar ist und darüber hinaus ein Linienkörper durch zwei Endpunkten ersetzt werden kann. Die magnetischen Feldgrößen im Magnetfeld eines homogen magnetisierten Stab können mithilfe (3-37) berechnet werden. z Q2 Q1 r2 r1 rP2 rP1 x y rP P Abb. 3-28 Zur Formel (3-37) Magnetisches Potential: ψ (P) = 1 r M ⋅ 3 dl , ∫ r 4π L ψ (P) = 1 4π ∑Q r ⋅ r 1 4π ∑r ψ (P) = 2 i =1 i i ri 3 (3-37) , i 2 Qi i =1 i (3-38) Magnetische Feldstärke, Flussdichte: H (P) = − gradψ (P) 61 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen H (P) = − B (P) = − 1 4π μ0 4π 2 Qi i =1 i ∑r 2 2 Qi i =1 i ∑r 2 ⋅ eri (3-39) ⋅ eri (3-40) Werden (3-38), (3-39), (3-40) mit elektrischen Feldgrößen für eine Punktladung gegenübergestellt, folgt: Elektrisches Potential: ϕ (P) = − 1 Q 4πε 0 r Elektrische Feldstärke: E (P) = − Q ⋅ er 4πε 0 r 2 1 (3-41) Elektrische Flussdichte: D(P) = − 1 Q ⋅ er 4π r 2 (3-42) Die physikalische Bedeutung von Qi könnte als magnetische Punktladung wie elektrische Leitung vorgestellt werden. Jedoch unterscheidet sich diese so genannte magnetische Punktladung mit Dipolbedingung von der elektrischen Punktladung, da die Bedingung der Ortsunabhängigkeit (3-34) ohne Dipolbedingung nicht erfüllt werden kann. Dessen beachtet wird im Folgenden die „monopolische“ magnetische Punktladung weiter untersucht. Sei eine magnetische Ladung im dreidimensionalen Raum, entsteht ein Magnetfeld um diese Ladung. 62 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Abb. 3-29 Monopolische magnetische Ladung −Q ∫ HdO = ∫ 4π ⋅ r O 2 ⋅ er dO O dO = −er r 2 sin γ dφ d γ ∫ O π 2π H dO = ∫ Q ∫ 4π ⋅ r 2 ⋅ r 2 sin γ dφ d γ 0 0 π 2π Q ∫ HdO = ∫ ∫ 4π ⋅ sin γ dφ dγ O 0 0 ∫ HdO = Q (3-43) O oder ∫ BdO = μ Q (3-44) 0 O Dieses Ergebnis ist vergleichbar mit der MAXWELLschen Gleichung für elektrische Punktladung. ∫ DdO = Q O Angenommen sei ein magnetischer Dipol mit einem bestimmten Abstand l . Die Oberfläche wird in zwei Flächen geteilt, nämlich in die Überschneidungsfläche (A1) zwischen der Kugeloberfläche und dem „Verbindungszylinder“ und in die restliche Fläche (A2). (siehe Abb. 3-30) 63 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Q A2 l A1 z r1 P r2 -Q y x Abb. 3-30 Zur Erklärung über magnetischen Ladung Verglichen mit dem Abstand l ist der Radius r der zu integrierenden Kugeloberfläche vernachlässigbar klein und der Durchmesser d des Verbindungszylinders geht gegen null im Vergleich zu dem Radius r . Außerdem ist die magnetische Feldstärke im Raum stetig außerhalb des Verbindungszylinders. An der Oberfläche des Verbindungszylinders ist die Feldstärke wegen der unterschiedlichen Permeabilität des Zylinders unstetig. Die magnetische Feldstärke an der Fläche A2 kann mit (3-39) berechnet werden. H (P) A = 2 −Q −Q ⋅ er1 − ⋅ er 2 4π r1 4π r2 2 2 Da r = r1 r2 ist, ist H (P) A ≅ 2 Q ⋅ er . 4π r2 2 2 −Q ⋅ er 4π r12 1 −Q ∫ HdA = ∫ 4π ⋅ r A2 Q ⋅ er 4π r12 1 (3-45) 2 (3-46) ⋅ er dA (3-47) A2 Weil A2 A1 unter der Annahme d r ist, ergibt sich das Integral (3-47) fast gleich wie (3-43). ∫ H dA = Q (3-48) A2 64 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Nach der MAXWELLschen Gleichung soll die Divergenz der magnetischen Flussdichte auf der gesamten Kugeloberfläche null sein. ∫ O ⎛ ⎞ HdO = μ0 ⎜ lim ∫ H1dA + ∫ H 2 dA ⎟ = 0 ⎜ A1 →0 A ⎟ A2 ⎝ ⎠ 1 lim ∫ H1dA = − ∫ H 2 dA A1 → 0 A1 A2 lim ∫ H1dA = −Q A1 → 0 Die (3-49) A1 magnetische Feldstärke bzw. Flussdichte innerhalb des Verbindungszylinders kann nicht eindeutig festgestellt werden. Die Einheit der magnetischen Punktladung [Q] ist nach (3-48) [ H ] ⋅ [ A] = A ⋅ m . Das Magnetfeld, das von einer magnetischen Ladung erzeugt wird, hat keine Rotation. Das gilt auch für magnetische Dipole außerhalb der Verbindungslinie zwischen Polen. Dieses Magnetfeld ist also ein Potentialfeld. ∇× B ≡ 0 (3-50) Die magnetische Ladung kann auch anders dargestellt werden. Sei es ein Stromelement I , welches ein identisches Magnetfeld aus einer magnetischen Ladung erzeugt. Ein derartiges Stromelement existiert in der Wirklichkeit nicht, weil ein realer Strom nie ein magnetisches Potentialfeld (3-50), sondern ein divergenzfreies, rotierendes Magnetfeld erzeugt. Dennoch wird eine Gleichung aus dem BIOT-SAVARTschen Gesetz für dieses fiktive Stromelement aufgestellt. Hier läuft die Länge L des Stromelements I gegen null, weil es sich um eine Punktladung handelt. B (r ) = lim l →0 B (r ) = lim l →0 μ0 4π ∫ l I × er dL r2 (3-51) μ 0 I × er l 4π r 2 (3-52) Vergleicht man (3-52) mit (3-40) steht dieser fiktive Strom in folgendem Zusammenhang mit der magnetischen Ladung. lim I × er ⋅ l = −Q ⋅ er (3-53) l →0 65 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Angenommen, eine magnetische Ladung Q1 befindet sich im Magnetfeld. Das Magnetfeld wird von einer anderen magnetischen Ladung Q2 erzeugt. Die Ladung Q1 kann durch ein fiktives Stromelement I1 ersetzt werden. Die magnetische Kraft zwischen beiden Ladungen ist nicht anders als die Lorentzkraft auf das Stromelement I1 . F = I1l × B Um die Kraft zu ermitteln, wird (3-53) mit der magnetischen Flussdichte B von der Ladung Q2 multipliziert. lim I1l × er ⋅ B2 = −Q1 B2 ⋅ er l →0 lim I1l × B2 ⋅ er = lim I1l × er ⋅ B2 = l →0 F= l →0 μ0Q1Q2 ⋅ er ⋅ er 4π ⋅ r 2 μ0Q1Q2 ⋅ er 4π ⋅ r 2 (3-54) (3-55) Die Kraft zwischen magnetischen Ladungen kann wie die Kraft zwischen elektrischen Ladungen berechnet werden. Felec = Q1Q2 er 4πε 0 r 2 Abb. 3-31 Kraft zwischen zwei magnetischen Ladungen Die Theorie der magnetischen Ladung kann nicht nur durch den physikalischen Ansatz, dass ein magnetisches Monopol existiere, hergeleitet werden. Dieser Ansatz kann auch mathematisch gerechtfertigt werden. 66 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Die Formel (3-25) beschreibt die magnetische Flussdichte unter dem magnetisierten Kern. Bz ( z ) = − B B − 2 2 B = μ 0 ⋅ m = μ0 ⋅ Bz ( z ) = − z z2 + ρ 2 μ ⋅Q M M = μ0 ⋅ = 0 2 2 π ⋅ρ l π ⋅ρ V μ0Q ⎛ z ⎜1 − 2 2πρ ⎜⎝ z2 + ρ 2 (3-56) ⎞ ⎟ oder ⎟ ⎠ ⎛ ⎜ μ0 Q ⎜ 1 1− Bz ( z ) = − 2 ⎜ 2 2πρ ⎛ρ⎞ ⎜ 1+ ⎜ ⎟ ⎜ ⎝z⎠ ⎝ ⎞ ⎟ ⎟ ⎟ ⎟ ⎟ ⎠ (3-57) Bei (3-57) wurde die z-Richtung umgedreht, um die Herleitung einfacher beschreiben zu können. Eine Taylor-Reihe für Bz ( z ) = − Wenn z B( z ) = − ⎛ ρ4 ⎞⎞ μ0 Q ⎛ ρ 2 + O ⎜ ⎜ 4 ⎟⎟ 2πρ 2 ⎝ 2 z 2 ⎝ z ⎠⎠ ρ z wird für (3-57) entwickelt. (3-58) ρ ist, ist μ 0Q μQ , oder B ( z ) = − 0 2 e z 2 4π z 4π z (3-59) Um den Fehler aus der Taylor-Reihe zu minimieren, kann der Entwicklungspunkt für den zu betrachtenden Punkt gesetzt werden. Zum Beispiel an der Oberfläche ( z = 0 ) des Magneten ist die magnetische Flussdichte nicht unendlich groß wie (3-59), sondern − Flussdichte bei r = Bz (0) = μ0 m 2 ρ 2 (3-25). Dieser Wert entspricht der magnetischen für (3-59). μ 0Q μQ =− 0 2 2 4π r 2πρ 67 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Die Taylor-Reihe für (3-25) im z ' = z − B( z) = − μ 0Q ρ ⎞ ⎛ 4π ⎜ z − ⎟ 2⎠ ⎝ 2 ρ 2 ist . (3-60) Wird (3-60) verallgemeinert, B( z ) = − μ0 Q 4π ( z − z0 ) 2 . (3-61) (3-61) beschreibt das Magnetfeld eines Elektromagneten unter realer Bedingung und der Berechnungsraum ist außerhalb der Kugel mit dem Radius z0 . Somit ist (3-59) identisch mit (3-40). Mathematisch bedeutet dies, dass eine magnetische Ladung, woraus ein „magnetisches Monopol“ besteht, ein Substitut für einen homogen magnetisierten Körper zur Berechnung der magnetischen Feldgröße in einem gewissen Koordinatenbereich ist. Die Existenz einer magnetischen Ladung bzw. eines magnetischen Monopols ist kein neuer Ansatz. Dieser Ansatz wurde schon 1931 von Dirac [27] vorgeschlagen und für die Quantenphysik weiterentwickelt. J. Fischer [26] stellte 1956 den Ansatz für die Elektrophysik vor. Jedoch ist es schwierig, die Theorie der magnetischen Ladung für die Quantenphysik in makroskopischer Magnetophysik anzuwenden. Es gibt noch keine ausreichende Erklärung für magnetische Ladung im Großraumbereich. Aus diesem Grund wird dieser Ansatz für die Geometrie makroskopischer Objekte weiter entwickelt und neue Theorien werden aufgestellt. Die in diesem Kapitel entwickelten Theorien können wegen der realen geometrischen Verhältnisse zwischen Radius und Länge des Elektromagneten, dem Abstand zum Magneten sowie wegen der Ungleichmäßigkeit der Magnetisierung innerhalb des Spulenkerns nur unter bestimmten geometrischen und physikalischen Bedingungen eingesetzt werden. Allerdings ist der Ansatz für magnetische Ladung zur Vereinfachung der MAXWELLschen Gleichungen sehr hilfreich. Unter den praxistauglichen und realitätsnahen Annahmen kann der Ansatz magnetostatischer Systeme mit ausreichender Genauigkeit analytisch 68 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen gelöst werden. Hier werden noch zwei Beispiele eingebracht. Ein gekrümmter ferromagnetischer Stab sei entlang seiner Achse homogen magnetisiert. Der Querschnitt des Stabs ist im Vergleich zu der Stablänge und dem Abstand zum Punkt P vernachlässigbar klein. Gesucht werden das magnetische Potential und die magnetische Feldstärke an einem beliebigen Aufpunkt außerhalb des Magneten. Abb. 3-32 Gekrümmter Stabmagnet Wird das magnetische Potential mit der herkömmlichen MAXWELLschen Gleichung (3-12) gelöst, erschwert der komplizierte Linienverlauf L das Lösen des Integrals. ψ (P) = 1 r M ⋅ 3 dl ∫ r 4π L Wegen der Homogenität ist die Richtung der Magnetisierung der Gradient der Kurve. M = M ⋅∇L ψ (P) = 1 r M ( ∇L ) ⋅ 3 dl ∫ r 4π L (3-62) Obwohl (3-62) ein Linienintegral ist, kann das Integral unter Umständen nur schwierig oder gar nicht analytisch berechnet werden. Dieses Beispiel kann mit dem Ansatz für magnetische Ladung viel einfacher gelöst werden. Die Stablinie wird in vielen kurzen Geradenelemente geteilt, damit angenommen werden kann, dass die Tangente an einem Punkt parallel zum Geradenelement durch diesen Punkt ist. 69 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen M ≅M ΔLi ΔLi (i = 1 − n) (3-63) Abb. 3-33 Differentiation der Kurve Die magnetisierte Kurve setzt sich aus n − Dipolen ΔLi mit der Ladung Q zusammen (siehe Abb. 3-33) +Q -Q -Q ΔLi-1 +Q ΔLi -Q ΔLi+1 +Q ri ri-1 ri+1 ri-2 P . Abb. 3-34 Dipolmodell Nach der Definition (3-36) ergibt sich die magnetische Ladung Q wie folgt. Q= M (3-64) Das magnetische Potential infolge des i -tes Geradenelements wird nach der 70 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Formel (3-38) berechnet. Q Q − 4π ri 4π ri +1 Δψ i (P) = (3-65) ⎛ Q Q ⎞ − ⎟ 4π ri +1 ⎠ i =1 ⎝ 4π ri n n ψ (P) = ∑ Δψ i (P) = ∑ ⎜ i =1 ψ (P) = Q Q − oder, 4π r1 4π rn +1 ψ (P) = M 4π ⎛1 1 ⎞ ⎜ − ⎟ ⎝ r1 rn +1 ⎠ (3-66) (3-66) besagt, dass das magnetische Potential an einem Punkt infolge eines homogen magnetisierten Körpers unabhängig vom Verlauf des Körpers ist. Aus beiden Enden des Körpers bildet sich das magnetische Potential. Das bedeutet, dass ein homogen magnetisierter Linienkörper durch zwei magnetische Ladungen ersetzt werden darf. Basierend auf (3-66) können magnetische Feldstärke und Flussdichte am Punkt P ermittelt werden. ⎛ er1 ern+1 ⎞ ⎜ 2− 2 ⎟ ⎝ r1 rn +1 ⎠ H (P) = − Q 4π B (P) = − μ 0 Q ⎛ er er ⎞ ⎜ − ⎟ 4π ⎝ r12 rn2+1 ⎠ 1 (3-67) n+1 (3-68) Als nächstes Beispiel wird ein magnetisierter Körper mit veränderlichem Querschnitt herangezogen. Die Magnetisierung dieses Körpers ist bereichsweise homogen (siehe Abb. 3-35). Der Körper besteht aus drei Elementen jeweils mit Querschnitt A1 , A2 , A3 und der Magnetisierung M1 , M 2 , M 3 . Die Durchmesser jedes Elements sind viel kleiner als die Länge des Elements. 71 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Abb. 3-35 Magnetisierter Körper mit veränderlichem Querschnitt Jedes Linienelement kann durch zwei magnetische Ladungen mit gleichem Betrag ersetzt werden. Daraus ergibt sich ein Punktmodell wie Abb. 3-36. Abb. 3-36 Modellierung mit magnetischen Ladungen Das magnetische Potential an einem Punkt P( x, y, z) resultiert aus den Summen der einzelnen Potentiale der drei Elemente. 3 3 i =1 i =1 ψ (P) = ∑ Δψ i (P) = ∑ Qi 4π ⎛1 1 ⎞ ⎜ − ⎟ ⎝ ri ri +1 ⎠ ⎛ Q1 Q1 Q2 Q2 Q3 Q3 ⎞ − + − ⎟ ⎜ − + r r r r r r4 ⎠ 2 2 3 3 ⎝ 1 ψ (P) = 1 4π ψ (P) = 1 ⎛ Q1 ΔQ2 ΔQ3 Q3 ⎞ + − ⎟ ⎜ + 4π ⎝ r1 r2 r3 r4 ⎠ (3-69) (3-70) mit ΔQi = Qi − Qi −1 (3-71) Die Differenz magnetischer Ladungen kann mithilfe der 72 MAXWELLschen 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Gleichungen berechnet werden. Abb. 3-37 Zur Berechnung ΔQi ∇⋅ B = 0 B ≈ μ0 M ⇒ ∇ ⋅ M = 0 ∫ m dA − ∫ m dA + ∫ 1 A1 2 A2 mMantel dA = 0 (3-72) AMantel Da die Permeabilität ferromagnetischer Stoffe μ r 1 ist, ist ∫ mMantel dA = 0 . AMantel ∫ m dA = ∫ mdA also Q 1 A1 = Q2 = const (3-73) A2 Also bleibt der Betrag der magnetischen Ladungen an einem Linienkörper bei Querschnittsänderung erhalten. Dennoch kann der Verlust an magnetischer Ladung aufgrund der Unstetigkeit des Querschnitts vorkommen. Für diesen Fall gilt die Formel (3-70). Wird (3-70) verallgemeinert, dann gilt ψ (P) = 1 ⎛ Q1 Qn ⎞ 1 ⎜ − ⎟+ 4π ⎝ r1 rn +1 ⎠ 4π n ∑ i =2 ΔQi , ri (3-74) oder ψ (P) = 1 4π ⎛ Q1 Qn ⎞ 1 Q ' dl ⎜ − ⎟+ ∫ π r r 4 r n +1 ⎠ ⎝ 1 L (3-75) Magnetische Feldstärke und Flussdichte: H (P) = − 1 4π ⎛ Q1 ⎞ 1 Q' Qn ⎜ 2 er1 − 2 ern+1 ⎟ − ∫ 2 er dl rn +1 ⎝ r1 ⎠ 4π L r 73 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen B (P) = − μ0 4π ⎛ Q1 ⎞ μ0 Q ' Qn ⎜ 2 er1 − 2 ern+1 ⎟ − ∫ 2 er dl rn +1 ⎝ r1 ⎠ 4π L r 3.2.3 (3-76) Simulation des vom Großmagnet erzeugten Magnetfelds mit dem neuen Ansatz In 3.2.1 wurde versucht, das vom Großmagnet erzeugte Magnetfeld analytisch zu berechnen. Es war jedoch sehr schwierig oder gar unmöglich, das gesamte Magnetsystem mit zwei Spulenkernen und Jochrücken in lösbaren Gleichungen unterzubringen (siehe Gleichung (3-32)). Nachfolgend wird der Ansatz für magnetische Ladung zum Lösen des Magnetsystems eingesetzt. Der Großmagnet besteht aus drei Elementen, zwei Elektromagneten und einem Jochrücken. Wie in 3.2.1 erwähnt wurde, entfällt das Magnetfeld aus zwei Spulen (ohne Kern) bei der Berechnung, weil deren Anteil am Gesamtmagnetfeld sehr gering ist. Also kommen nur zwei Spulenkerne und das Joch in Betracht. Es wird angenommen, dass Spulenkerne und Joch homogen entlang ihrer Achse magnetisiert sind. Nach der Gleichung (3-31) lässt sich die Magnetisierung im Joch ermitteln. MJ = A1 M1 AJ Trotz der Veränderung der Magnetisierung im Joch bleibt die magnetische Ladung erhalten (siehe (3-73)). Aus diesem Grund kann der Großmagnet auf zwei magnetische Ladungen Q, −Q jeweils auf der Unterseite des Spulenkerns reduziert werden. Q1 = Q2 = QJ 74 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Abb. 3-38 Magnetische Ladungen am Großmagnet Die magnetische Feldgröße an einem Punkt ergibt sich nach (3-66), (3-67), (368) aus beiden magnetischen Ladungen. Hier sollte der Abstand vom Punkt zu den Ladungen ausreichend groß sein. ψ (P) = Q 4π ⎛1 1⎞ ⎜ − ⎟ ⎝ r1 r2 ⎠ (3-77) H (P) = − Q 4π ⎛ er1 er2 ⎞ ⎜ 2− 2⎟ ⎝ r1 r2 ⎠ (3-78) B (P) = − μ0Q ⎛ er er ⎞ ⎜ − ⎟ 4π ⎝ r12 r22 ⎠ (3-79) 1 2 Im Nahbereich des Spulenkerns weisen die Gleichungen (3-77), (3-78), (3-79) große Abweichung auf, da die Kernunterseite als eine Punktladung angenommen wurde. Um die Unterseite des Magneten besser simulieren zu können, werden magnetische Ladungen als verteilte Flächenladung auf der Unterseite angenommen. ψ (P) = q= q 4π ⎛ 1 1 ⎞ ⎜ ∫ dA − ∫ dA ⎟ ⎜A r r ⎟⎠ A2 ⎝ 1 (3-80) Q Q = 2 A πρ (3-81) Im Nahbereich der Ladungsoberfläche A1 ist r2 in (3-80) entfällt. 75 r1 . Das Flächenintegral von A2 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen ψ (P) = q 4π q ψ (P) = 4π 1 ∫ r dA (3-82) A1 ρ ρ 2 − y2 ∫ρ ∫ − − ρ −y 2 1 (x − x ) +( y − y ) 2 2 p 2 p dxdy +z (3-83) 2 P Weil (3-83) ein schwer lösbares Integral ist, wird zuerst xP als null gesetzt. 1 ∫ x 2 + ( y − y p ) + z P2 2 ( dx = ln x + x 2 + ( y − yP ) 2 + z P2 ) (3-84) Eine Taylor-Reihe um x = 0 wird entwickelt. ( ) 2 ln x + x 2 + ( y − yP ) 2 + zP2 = ln ⎡( y − yP ) + z P2 ⎤ + ⎣ ⎦ Wenn x ( y − yP ) 2 +z + O( x3 ) (3-85) 2 P ( y − yP ) 2 + z P2 größer als x ist, nähert sich der Fehler O( x3 ) gegen null an. (3-85) wird in (3-84) im Intervall (− ρ 2 − y 2 , ρ 2 − y 2 ) eingesetzt. ρ 2 − y2 1 ∫ x 2 + ( y − y p ) + z P2 2 − ρ 2 − y2 Um (− die weitere dx = 2 ρ 2 − y2 (3-86) ( y − y p ) + zP2 2 Integralrechnung zu ermöglichen, wird das Intervall ) ρ 2 − y 2 , ρ 2 − y 2 durch den festen Bereich (−b, b) ersetzt. ρ 2 − y2 ∫ − ρ − y2 2 1 x 2 + ( y − y p ) + z P2 2 dx ≈ 2b ( y − y p ) + zP2 2 (3-87) Hier wird die äquivalente Breite b als Breite einer Rechteckladung, die die gleiche Ladung wie die Kreisflächenladung hat, angenommen. ρ ∫ρ 2 ρ 2 − y 2 dy = 2b ⋅ 2 ρ − b= πρ (3-88) 4 Durch Einsatz von (3-87), (3-88) wird (3-83) zum einfacheren Integral 76 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen umgeschrieben. ψ (P) = ρ q 8 −∫ρ ρ (y− y ) p 2 dy +z (3-89) 2 P H (P) = − gradψ (P) H z (P) = − H z (P) = − q ∂ 8 ∂zP ρ ∫ρ − ρ ( y − yP ) 2 + zP2 dy ⎛ ρ − yp ρ + yp ⎜ + 2 2 8πρ z p ⎜ ( ρ − y p ) + zP ( ρ + y p ) 2 + zP2 ⎝ Q ⎞ ⎟ ⎟ ⎠ (3-90) Analog zu (3-90) lässt sich H y (P) , H x (P) herleiten. H y (P) = − Q ⎛⎜ 1 1 − 8πρ ⎜ ( ρ − y p ) 2 + z P2 ( ρ + y p )2 + zP2 ⎝ ⎞ ⎟ ⎟ ⎠ (3-91) H x (P) = 0 Die Gleichungen (3-90), (3-91) gelten für Fläche A1 (siehe Abb. 3-38). Die magnetische Feldstärke infolge Fläche A1 , A2 kann durch Koordinatentransformation ermittelt werden. ⎛ ρ − yp ρ + yp ρ − ( yp − l) ρ + ( yp − l) −Q ⎜ + − − H z (P) = ⎜ 2 2 8πρ z p ⎜ ( ρ − y p ) 2 + z P2 ( ρ + y p )2 + z P2 ⎡⎣ ρ − ( y p − l ) ⎤⎦ + z P2 ⎡⎣ ρ + ( y p − l )⎤⎦ + z P2 ⎝ (3-92) ⎛ −Q ⎜ 1 1 1 1 − − + H y (P) = ⎜ 2 2 8πρ ⎜ ( ρ − y p )2 + z P2 ( ρ + y p )2 + z P2 ⎡⎣ ρ − ( y p − l ) ⎤⎦ + z P2 ⎡⎣ ρ + ( y p − l ) ⎤⎦ + z P2 ⎝ (3-93) Mit Ortsvektoren (siehe Abb. 3-39) werden (3-92), (3-93) plausibler beschrieben. 77 ⎞ ⎟ ⎟ ⎟ ⎠ ⎞ ⎟ ⎟ ⎟ ⎠ 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Abb. 3-39 Ortsvektoren H z (P) = ⎛ r1l , y r1r , y r2l , y r2 r , y ⎞ − − + ⎜ ⎟ 8πρ z p ⎝ r1l r1r r2l r2 r ⎠ (3-94) H y (P) = Q ⎛1 1 1 1 ⎞ ⎜ + − + ⎟ 8πρ ⎝ r1l r1r r2l r2 r ⎠ (3-95) Q 4 Hy [A/m] 5 .10 0 5 .10 0.5 1 1.5 2 4 Y [m] Abb. 3-40 Magnetische Feldstärke Hy 78 2.5 3 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen ⎝ ⎠ 0 1 .10 ⎠ 5 Hz [A/m] 1 .10 ⎝ 0.5 1 1.5 2 2.5 3 5 Y [m] Abb. 3-41 Magnetische Feldstärke Hz In Abb. 3-40, Abb. 3-41 sind die Komponenten magnetischer Feldstärke grafisch dargestellt. Für diese Abbildungen sind die Tiefe 20 cm und die gleiche Magnetisierung aus Abb. 3-20 eingesetzt. Bz (P) = μ0Q ⎛ r1l , y r1r , y r2l , y r2 r , y ⎞ − − + ⎜ ⎟ r1r r2l r2r ⎠ 8πρ z p ⎝ r1l (3-96) By (P) = μ0Q ⎛ 1 1 1 1 ⎞ ⎜ − − + ⎟ 8πρ ⎝ r1l r1r r2l r2 r ⎠ (3-97) 3.2.4 Analytische Simulation für Bewehrungen In den meisten Bauwerken liegen Bewehrungen längs und quer. Bewehrungen, die quer zur Fahrtrichtung des Magneten liegen, werden durch den Großmagnet magnetisiert. Die parallel zur Fahrtrichtung liegenden Bewehrungen werden aufgrund der Verteilung des Magnetfeldes sehr schwach magnetisiert (siehe Abb. 3-4). Aus diesem Grund werden lediglich senkrecht zur Fahrtrichtung liegenden Bewehrungen analysiert. 3.2.4.1 Analyse des magnetisierten Zustands von Bewehrungen Bewehrungen haben eine eigene spezielle Geometrie, so ist die Länge viel größer als der Durchmesser d / l ≈ 0 . Sie liegen meistens horizontal in unterschiedlichen Tiefen und haben unterschiedliche Querschnitte. Diese geometrischen Faktoren wie Durchmesser d und Tiefe z beeinflussen die 79 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Magnetisierung von Bewehrungen. Bewehrungen werden als unendlich langer Stab parallel zur y-Achse angenommen. z Fahrtrichtung y x d M Abb. 3-42 Geometrie von Bewehrungen Aufgrund der sehr schlanken Geometrie üblicher Bewehrungen werden sie in Längsrichtung magnetisiert: M ≅ M y ⋅ e y . Das bedeutet, dass die y-Komponente der magnetischen Feldstärke H y des magnetisierenden Felds direkten Einfluss auf die Magnetisierung der Bewehrung hat. Im RM-Verfahren wird das remanente Magnetfeld nach dem Magnetisierungsvorgang erfasst. Die Remanenz einzelner Bewehrung hängt vom Magnetisierungsvorgang ab. Die magnetische Feldstärke verändert sich nach der Entfernung der Bewehrung zum Magnet. Um eine grobe Form des Verlaufs H y (0, yP , z P ) nach der Magnetposition PM ( x, 0, 0) zu ermitteln, wird der Großmagnet auf eine magnetische Ladung Q in PM ( x, 0, 0) reduziert. Diese Ladung entspricht der Unterseite des linken Spulenkerns. Der rechte Spulenkern wird aufgrund großer Entfernung zum Punkt P(0, yP , zP ) nicht berücksichtigt. Nach der Formel (3-39) ist H y : H y (0, yP , zP ) = 1 Q ⋅ yP 4π ( x 2 + y 2 + z 2 )3/ 2 P P (3-98) 80 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen 1 Magnetische Feldstärke 0.8 0.6 0.4 0.2 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 x [m] 0.2 0.4 0.6 0.8 1 Abb. 3-43 Verlauf des Hy nach der Magnetposition, y P = 30 cm, z P = 30 cm Wie in Abb. 3-43 zu sehen ist, ändert H y sein Vorzeichen im Laufe der Magnetisierung nicht. Während der Magnetisierung wird eine Bewehrung zuerst aufmagnetisiert bis der Großmagnet direkt über der Bewehrung ist (A-B in Abb. 3-44), danach geht die Magnetisierung in der Bewehrung auf ihre Remanenz M R zurück (B-C in Abb. 3-44). Abb. 3-44 Magnetisierungsvorgang nach der Zeit 81 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Es wird davon ausgegangen, dass sich Bewehrungen vor dem Magnetisierungsvorgang in magnetisch unberührtem Zustand befinden. Da die Neumagnetisierung und die Entmagnetisierung (Kurven A-B, B-C in Abb. 3-44) keine lineare Beziehung zur magnetischen Feldstärke hat, kann diese Hysteresekurve zur Ermittlung des Remanenz-Zustands für Bewehrungen nicht angewendet werden. Anstatt mathematisch schwer simulierbarer Schleifenform der Hysterese wie in Abb. 3-44, werden Magnetisierung und Entmagnetisierung mit einer vereinfachten bilinearen Funktion abgebildet (siehe Abb. 3-45). Die Steigung der Magnetisierungslinie (A-B in Abb. 3-45) ist eine als konstant angenommene Permeabilität μ r des ferromagnetischen Stoffs. Diese Permeabilität des Betonstahls S500 liegt in der Regel zwischen 20 bis 640 im Bereich 1000 bis 6000 A/m . Die Entmagnetisierungslinie besitzt ein flacheres Gefälle als die Magnetisierungslinie. Der Sättigungsbereich ist in Wirklichkeit wegen des fließenden Übergangs schwierig zu bestimmen (siehe Anhang Abb. A-2). Abb. 3-45 Bilineare Hysterese Nach der Hystereseform in Abb. 3-45 können maximale Flussdichte und Remanenz in ferromagnetischen Stoffen wie folgt beschrieben werden. Bmax = μr μ0 H max Bmax = BS = μr μ0 H S ( H max < H S ) ( H max > H S ) (3-99) BR = Bmax − ΔBEnt = (1 − k ) ⋅ Bmax BR = (1 − k ) ⋅ μ r μ0 H max = μ rem μ0 H max BR , S = (1 − k ) ⋅ μr μ0 H S = μrem μ0 H S ( H max < H S ) ( H max > H S ) 82 (3-100) 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen hier μ rem = μr (1 − k ) Die Remanenz eines ferromagnetischen Stoffs ist linear abhängig von der maximalen magnetischen Feldstärke bis zur Sättigungsfeldstärke. Vorausgesetzt ist hier ein Magnetisierungsvorgang mit einmaliger Aufmagnetisierung und danach folgender Entmagnetisierung. t1 < t2 < tmax ⇒ H (t1 ) < H (t2 ) < H max tmax < t2 < t1 ⇒ H (t1 ) < H (t2 ) < H max Mit diesem Materialmodell kann die Remanenz einer Bewehrung nach dem Magnetisierungsvorgang einfach ermittelt werden. Dafür finden die Formeln (395) und (3-97) in Kapitel 3.2.3 Anwendung. H y (P) = Q ⎛ 1 1 1 1 ⎞ ⎜ − − + ⎟ 8πρ ⎝ r1r r1l r2 r r2l ⎠ BR , y (P) = μ rem μ0Q ⎛ 1 1 1 1 ⎞ ⎜ − − + ⎟ 8πρ ⎝ r1r r1l r2 r r2l ⎠ (3-101) Abb. 3-46 zeigt den H max , y -Verlauf mit magnetischen Ladungen Q = 1, 28 ⋅105 Am bei z = 30 cm . Die Sättigungsfeldstärke H S (Blaue gestrichelte Linien in Abb. 3-46 ) ist gesetzt als 104 A/m , wobei nach Abb. A-2 die Permeabilität stark abnimmt. 4 2 .10 4 Hmax [A/m] 4 .10 0 2 .10 4 4 .10 4 0.5 1 1.5 2 2.5 Y [m] Abb. 3-46 Hmax-Verlauf und Sättigungsfeldstärke 83 3 3.5 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Im nahezu gesamten Bereich überschreitet die magnetische Feldstärke die Sättigungsfeldstärke. Nach (3-100) ist die Magnetisierung der Bewehrung unter dem Großmagnet annähernd konstant (siehe Abb. 3-47). Bereiche y < y1 und y > y4 sind in negativer Richtung homogen magnetisiert und der Bereich y2 < y < y3 ist mit der Sättigungsremanenz BR , S magnetisiert. Abb. 3-47 Remanenz-Zustand der Bewehrung 2 .10 1 .10 4 0 0. 5 1 1. 5 2 2.5 3 1 .10 4 2 .10 4 Y [m] Abb. 3-48 Remanenz-Zustand der Bewehrung mit geringer Magnetisierung 84 3.5 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Wenn magnetischen Ladungen am Großmagnet schwach sind, kann die magnetische Feldstärke an der Bewehrung unterhalb der Sättigungsfeldstärke liegen. In diesem Fall ändert sich die Remanenz auf der y-Koordinaten (siehe Abb. 3-48). 3.2.4.2 Magnetische Flussdichte oberhalb einer magnetisierten Bewehrung Im RM-Verfahren wird das Remanenz-Feld auf der Betonoberfläche erfasst. Im Endeffekt wird lediglich die magnetische Flussdichte auf einer bestimmten Horizontalebene ausgewertet. Das bedeutet, dass der Zustand einer Bewehrung anhand der Messwerte auf dieser Ebene analysiert wird. Um den Zusammenhang zwischen dem Bewehrungszustand und der gemessenen magnetischen Flussdichte zu finden, wird in diesem Kapitel die magnetische Flussdichte oberhalb einer magnetisierten Bewehrung analytisch simuliert. Zuerst wird eine Bewehrung, die bis zur Sättigung aufmagnetisiert wurde und dadurch eine volle Remanenz besitzt, analysiert (siehe Abb. 3-46 und Abb. 3-47). Der Bereich von y2 bis y3 ist mit der Remanenz BR , S homogen magnetisiert. Bereiche von y < y1 und y > y4 sind ebenso mit der Remanenz − BR , S homogen magnetisiert. Nach der Definition der magnetischen Ladung in Kapitel 3.2.2 kann diese Bewehrung durch magnetische Ladungen ersetzt werden. Äquivalente magnetische Ladungen für diese Bewehrung sind Q , Q , −Q , −Q in Position y1 , y2 , y3 , y4 . Abb. 3-49 Äquivalente Magnetische Ladungen zur Bewehrung 85 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Die magnetische Flussdichte an einem Aufpunkt P( x, y, z) lässt sich nach (3-40) ermitteln, die magnetische Ladung Q kann nach (3-36) berechnet werden. B (P) = − μ0 4π 2 Qi i =1 i ∑r 2 ⋅ eri BR , S π d 2 Q = ∫ mdA = ⋅ μ0 4 A Bz ( x, y, z ) = − μ0 Q ⎛⎜ z z + − 3/ 2 2 2 2 3/ 2 4π ⎜ ⎡ x 2 + ( y − y )2 + z 2 ⎤ ⎡ ⎤ + − + x y y z ( ) 1 2 ⎦ ⎣ ⎦ ⎝⎣ − Bz ( x, y, z ) = − z ⎡⎣ x 2 + ( y − y3 )2 + z 2 ⎤⎦ BR , S ⋅ z ⋅ d 2 16 i =1 , ±1 4 ∑ 3/ 2 ⎞ z ⎟ − 2 2 2 3/ 2 ⎟ ⎡⎣ x + ( y − y4 ) + z ⎤⎦ ⎠ ⎡⎣ x 2 + ( y − yi )2 + z 2 ⎤⎦ (3-102) 3/ 2 Die magnetische Flussdichte infolge einer Bewehrung nach (3-102) ist in Abb. 3-50 dargestellt. Die Messlinie verläuft parallel zur Bewehrung mit dem Abstand z = 20 cm direkt über die Bewehrung. 0.15 magnetische Flussdichte Bz(y) [mT] 0.1 0.05 0.5 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 0.05 0.1 0.15 Y [m] Abb. 3-50 Magnetische Flussdichte infolge einer Bewehrung x = 0, z = 20 cm, d = 12 mm, BR , S = 0,5 T Als nächstes wird eine Bewehrung, die nicht über die gesamte Länge Sättigungsremanenz besitzt, analysiert (Abb. 3-48). In diesem Fall wird die 86 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Bewehrung in vier Bereiche unterteilt. Bereiche y < y1 , y > y4 haben negative Sättigungsremanenz, während der Bereich y2 < y < y3 positive Sättigungsremanenz besitzt. Im Bereich yl < y < yr wird die Remanenz aufgrund eines schwachen Magnetfelds geringer als die Sättigung. Abb. 3-51 Magnetische Ladung und Ladungsveränderung für eine Bewehrung Wie im vorigen Beispiel werden vier magnetische Ladungen an den Punkten y1 , y2 , y3 , y4 angesetzt. Für veränderliche Remanenz im Bereich yl < y < yr kommt die Formel (3-76) zur Anwendung. B (P) = − μ0 4π Qi ∑r i 2 eri − i μ0 Q ' er dl 4π ∫L r 2 Nach der Definition magnetischer Ladung (3-36) ist die Ableitung Q ' proportional zu B ' . Der Verlauf der Remanenz in der Bewehrung zwischen yl und yr wird als quadratische Funktion angenommen. πd2 Q = ⋅A=B μ0 4μ0 ' BR' ' R BR ( y ) = BR , m + a ( y − ym ) 2 (3-103) BR ( yl ) = BR ( yl ) = BR , S a= k ⋅ BR, S (3-104) l12 87 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen hier k = QR' = ( BR, S − BR ,m ) , BR, S l1 = yr − yl 2 πd2 a ( y − ym ) 2 μ0 (3-105) Wird (3-105) in (3-76) eingesetzt, erhält die magnetische Flussdichte einen zusätzlichen Term für die Ableitung Q ' zu (3-102). Bz ( x, y, z ) = Bz ,0 ( x, y, z ) + ΔBz ( x, y , z ) Bz ,0 ( x, y, z ) = − BR, S ⋅ z ⋅ d 2 16 d2 ⋅a⋅ z ΔBz ( x, y, z ) = − 8 4 ∑ i =1 yr (3-106) ±1 ⎡⎣ x 2 + ( y − yi )2 + z 2 ⎤⎦ 3/ 2 ( y '− ym ) dy ' 3/ 2 2 2 2⎤ x + ( y − y ') + z ⎣ ⎦ ∫⎡ yl 2 2 x 2 + ( y − ym )( y − yl ) + z 2 ) ⎞ ( d 2 ⋅ a ⋅ z ⎛⎜ ( x + ( y − ym )( y − yr ) + z ) ⎟ ΔBz ( x, y, z ) = − − 8 ⎜ ( x 2 + z 2 ) x 2 + ( y − yr )2 + z 2 ( x 2 + z 2 ) x 2 + ( y − yl )2 + z 2 ⎟ ⎝ ⎠ (3-107) Abb. 3-52 zeigt Grafiken für Bz ,0 ( x, y , z ) und ΔBz ( x, y, z ) . Die Remanenz in der Mitte BR ,m beträgt 0, 6 ⋅ BR , S . Der Abminderungsbereich [ yl , yr ] ist 1,8 m lang. Sonstige Randbedingungen sind identisch mit Abb. 3-50. Die gestrichelte Kurve von ΔBz ( x, y, z ) richtet sich zur grünen Kurve von Bz ,0 ( x, y , z ) entgegen. Die Abminderung der Remanenz zwischen yl und yr wirkt sich als zusätzlicher Einfluss auf das Magnetfeld der gesättigten Bewehrung aus. In Abb. 3-53 und Abb. 3-54 wird die magnetische Flussdichte aus (3-106) infolge einer ungesättigt magnetisierten Bewehrung dargestellt. Die Bewehrung in Abb. 3-53 hat gleiche Randbedingen wie bei Abb. 3-52, die Bewehrung in Abb. 3-54 hat lediglich eine andere Tiefe. 88 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen magnetische Flussdichte Bz(y) [mT] 0.1 0.5 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 0.1 Y [m] Abb. 3-52 Bz ,0 ( x, y , z ) (grüne Kurve) und ΔBz ( x, y, z ) (blaue Kurve) magnetische Flussdichte Bz(y) [mT] 0.1 0.5 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 0.1 Y [m] Abb. 3-53 Magnetische Flussdichte infolge einer ungesättigt magnetisierten Bewehrung Tiefe 20 cm magnetische Flussdichte Bz(y) [mT] 0.1 0.5 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 0.1 Y [m] Abb. 3-54 Magnetische Flussdichte infolge einer ungesättigt magnetisierten Bewehrung Tiefe 30 cm 89 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen 3.2.4.3 Einfluss der Tiefe und des Durchmessers auf magnetische Flussdichte Um die Lage von Stahlbeton- und Spannbewehrungen im Bauwerk anhand der erfassten Messdaten bestimmen zu können, wird in diesem Kapitel der Zusammenhang zwischen der maximalen magnetischen Flussdichte und der Tiefe sowie dem Durchmesser von Bewehrungen erläutert. Der Verlauf von Bewehrungen lässt sich durch die Verbindungslinie zwischen den magnetischen Polen auf dem Magnetbild verhältnismäßig gut erkennen. Jedoch können die Tiefe und der Durchmesser von Bewehrungen auf dem zweidimensionalen Magnetbild nicht ohne weiteres bestimmt werden. Wie in Abb. 3-52 zu erkennen ist, hat der magnetisch ungesättigte Bereich kaum Einfluss auf die magnetische Flussdichte am Punkt bei y = 0 . Außerdem haben die magnetischen Ladungen an y3 und y4 aufgrund der großen Entfernung kaum Einfluss auf diesen Punkt. Die magnetische Flussdichte am Punkt ( x, 0, z ) wird also nach (3-102) ausschließlich durch zwei magnetische Ladungen bei y1 und y2 bestimmt. Bz ( x, 0, z ) = − Wenn x ⎞ BR , S ⋅ z ⋅ d 2 ⎛⎜ 1 1 ⎟ + 3/ 2 3/ 2 2 2 2 2 2 2 ⎜ 16 ( x + y2 + z ) ⎟⎠ ⎝ ( x + y1 + z ) y1 , y 2 und z (3-108) y1 , y 2 sind, sind y1 und y2 vernachlässigbar und beide Terme in (3-108) sind gleich. Bz ( x, 0, z ) = − BR , S ⋅ z ⋅ d 2 8 1 (3-109) ( x2 + z2 ) 3/ 2 Bei x = 0 ist die magnetische Flussdichte maximal. Diese maximale magnetische Flussdichte wird mit der magnetischen Flussdichte am Punkt P( x = z, 0, z ) verglichen. Bz , max = B (0, 0, z ) = − BR, S ⋅ d 2 (3-110) 8⋅ z2 90 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Bz ( x = z, 0, z ) = − BR , S ⋅ d 2 (3-111) 8 ⋅ ( z 2 + z 2 )3/ 2 Bz ( x = z, 0, z ) ⎛ 1 ⎞ =⎜ ⎟ Bz ,max ⎝2⎠ 3/ 2 = 0,35 (3-112) Die Formel (3-112) deutet drauf hin, dass die magnetische Flussdichte an dem Punkt, der von der Maximalstelle (0, 0, z ) in Fahrtrichtung um z (=Tiefe) entfernt ist, 35 % von der maximalen Flussdichte ist (siehe Abb. 3-55). Das heißt, dass der Punkt mit einer magnetischen Flussdichte von 0,35 Bz , max auf der Line y = 0 genau um die Tiefe vom Pol entfernt ist. Abb. 3-55 Zur Erklärung für Tiefenermittlung Das Verhältnis der magnetischen Flussdichte von diesen zwei Punkten (3-112) ist unabhängig von der Remanenz und dem Durchmesser der Bewehrung. Demzufolge gilt (3-112) für alle Bewehrung, welche parallel zur Jochachse verlaufen. Der Querschnitt bzw. Durchmesser von Bewehrungen übt einen direkten Einfluss auf die maximale magnetische Flussdichte (3-109), (3-110) aus. Es gibt zwei Möglichkeiten, den Durchmesser zu berechnen. Erstens, nachdem die Tiefe errechnet wurde, wird diese Tiefe in (3-110) eingesetzt. Der Durchmesser kann aus dieser Gleichung bestimmt werden. Bz , max = B (0, 0, z ) = − d= 8 Bz ,max BR , S BR, S ⋅ d 2 8⋅ z2 ⋅z (3-113) 91 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Andernfalls wird die Messkurve entlang der X-Achse numerisch integriert. Das Ergebnis dieser Integration soll proportional zum Querschnitt der Bewehrung sein. Aus diesem Wert der numerischen Integration und der vorweg ermittelten Tiefe kann der Durchmesser berechnet werden. ∞ ∞ ∫ B ( x, 0, z )dx = ∫ − 8 z −∞ −∞ BR , S ⋅ z ⋅ d 2 (x 2 + z2 ) 3/ 2 dx = − BR , S d 2 4z 4 ⋅ z ⋅ ∑ Bz ( xi ,0, z ) Δx d= (3-114) BR ,S Beide Methoden setzen die vorher ermittelte Tiefe und Sättigungsremanenz voraus. Allerdings ist die Fehleranfälligkeit beider Methoden unterschiedlich. Der aus (3-113) ermittelte Durchmesser steht in linearem Verhältnis zu z , währenddessen der Durchmesser aus (3-114) linear zu z ist. Die Integralrechnung in (3-114) soll ein ausreichendes Intervall haben, um den Fehler zu minimieren. Jedoch liefert das Intervall [ −2 z , 2 z ] ein brauchbares Ergebnis (10 % Fehler). 2z ∫ −8 −2 z ∞ ∫ −8 −∞ In BR , S z ⋅ d 2 (x 2 + z2 ) BR , S z ⋅ d (x dx 3/ 2 Wirklichkeit 2 ≈ 0,9 5 = 2 + z2 ) 2 3/ 2 dx liegen (3-115) mehrere Bewehrungen parallel zueinander. Die magnetische Flussdichte aus benachbarten Bewehrungen verfälscht das Ergebnis von Tiefe und Durchmesser (Abb. 3-56). Die magnetische Flussdichte aus mehreren Bewehrungen ist: Bz ( x) = ∑ Bz ,i ( x ) = − ∑ i i Bz , max, k = Bz ( xk ) = −∑ i BR, S zi d i2 8 ( ( x − xi )2 + zi2 ) 3/ 2 = −∑ i Bz , max ,i z 3i ( ( xk − xi ) 2 + zi2 ) Bz ,max ,i z 3i ((x − x ) i 2 + zi2 ) 3/ 2 (3-116) (3-117) 3/ 2 92 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens zi+1 zi zi-1 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Abb. 3-56 Magnetische Flussdichte von mehreren Bewehrungen Obwohl sich die Bewehrungslagen xi aufgrund relativ gleichmäßiger Verteilung von Bewehrungen als übereinstimmend mit Extrema-Positionen annehmen lassen, kann die Gleichung (3-116) wegen ihrer Nichtlinearität und Instabilität nach zi und di weder analytisch noch numerisch direkt gelöst werden. Wird der Einfluss von benachbarten Bewehrungen vernachlässigt, können die Lösungen zi und di aus (3-112), (3-113), (3-114) infolge ΔBz ,i nicht ausreichend genau sein. Deswegen ist eine entsprechende Korrektur von ΔBz ,i erforderlich. ΔBz ,i ( x) = ∑ Bz , k ( x ) = − ∑ k ≠ì ΔBz ,max,i = ΔBz ,i ( xi ) ≅ k ≠i Bz , max ,k z 3k ((x − x ) 2 k + zk2 ) Bz , max ,i −1 zi3−1 ( ( xi − xi−1 )2 + zi2−1 ) 3/ 2 3/ 2 + Bz ,max,i +1 zi3+1 ( ( xi − xi +1 ) 2 + zi2+1 ) 3/ 2 (3-118) Durch iterative Korrektur von ΔBz ,i können stabile Lösungen von zi und di ermittelt werden. 93 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Bz ,max ,i , xi xz , i Bz ( xz ,i ) = 0,35 Bz ,max ,i zi = xz ,i − xi Δzi < Δztol di ΔBz ,max ,i Bz , max,i − ΔBz , max ,i → Bz ,max ,i Abb. 3-57 Algorithmus für die iterative Lösung Wenn die Abstände zwischen den Bewehrungen xi +1 − xi genug groß sind, kann auf eine Korrektur verzichtet werden, da ΔBz , max,i ≈ 0 ist. Anschließend wird das theoretische Verhältnis der maximalen magnetischen Flussdichte einer Bewehrung in Abhängigkeit von der Tiefe und dem Durchmesser in Abb. 3-58 dargestellt. 94 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen 1 maximale magnetische Flussdichte 0.8 0.6 0.4 0.2 10 15 20 Ti efe [ cm] 25 30 Abb. 3-58 Maximale magnetische Flussdichte Bz , max in Abhängigkeit von Tiefe und Durchmesser 3.2.4.4 Analytische Simulation für Brüche Die wichtigste Aufgabe des RM-Verfahrens ist die Ortung von Brüchen an Spanngliedern. Das Prinzip der Erfassung von Brüchen wurde zuvor in 3.1.1 beschrieben. Durch den Magnetisierungsvorgang werden überwiegend Spannund Stahlbetonbewehrungen, die quer zur Fahrtrichtung liegen, magnetisiert. Die restlichen Bewehrungen werden sehr schwach magnetisiert, infolgedessen erzeugen sie ein sehr geringes Störfeld. Dennoch beeinträchtigt das Störfeld aus stark magnetisierten Querbewehrungen das Auffinden der Brüche recht stark. Aufsteigende Verankerungsbewehrungen, endende Bewehrungen, Überlappungsbereiche und Steckbügel sind typische Quellen bruchartiger Signale. Zu stark magnetisierte Pole überdecken Bruchsignale mit ihrer dominanten Wertsteigerung [27]. Um diese Fehlerquelle von Bruchsignalen trennen zu können, ist die analytische Simulation für Bruchsignale notwendig. Dadurch sollen Merkmale und Form von Bruchsignalen gefunden werden. 95 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Eine unbeschädigte, magnetisch gesättigte Bewehrung kann mit vier magnetischen Ladungen beschrieben werden (Abb. 3-59). Die magnetische Flussdichte direkt über dieser Bewehrung wird nach (3-102) berechnet. Abb. 3-59 Modellierung einer unbeschädigten Bewehrung Bz ( x, y, z ) = − BR , S ⋅ z ⋅ d 2 16 4 ∑ i =1 ±1 ⎡⎣ x 2 + ( y − yi )2 + z 2 ⎤⎦ 3/ 2 Befindet sich ein Bruch an einem Punkt P(0, y B , 0) , verringert sich die Magnetisierung an Bruchufern aufgrund der sich unstetig verändernden Permeabilität (Abb. 3-60). Nach dem Brechungsgesetz ist B BB . lB BB B B Abb. 3-60 Veränderung der Flussdichte an Bruchufern Auf andere Weise betrachtet, besteht die Linie zwischen y2 und y3 aus Stahl und zwischen den Bruchufern wäre Luft statt Stahl. Diese Unstetigkeit der Permeabilität verursacht eine Unstetigkeit der Magnetisierung trotz konstanter 96 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen magnetisierender Feldstärke H . H μStahl H H μ Luft μStahl Abb. 3-61 Unstetigkeit der Permeabilität am Bruch M = (μr − 1) H , somit M Luft = 0 . lB Abb. 3-62 Modellierung gebrochener Bewehrung Also können Brüche als ein Paar magnetische Ladungen modelliert werden, welche sich an Bruchufern befinden. Jedoch ist hier zu beachten, dass ohne Abstand lB beide magnetische Ladungen keinerlei Wirkung auf das Magnetfeld ausüben. Nach der ersten Betrachtung über Brüche (Abb. 3-60) ist der Abstand zwischen magnetischen Ladungen aufgrund des Übergangsbereichs größer als die Luftspaltenbreite. Das bedeutet, lB ist immer vorhanden, auch im Falle eines Bruchs ohne Luftspalte. Danach setzt sich das Magnetfeld aus dem Teil der ungeschädigten Bewehrung und einem anderem Teil aus dem Bruch (zwei Ladungen) zusammen. Nach (3-102) wird die magnetische Flussdichte wie folgt berechnet. Bz ( x, y, z ) = Bz ,0 ( x, y, z ) + ΔBBruch ( x, y, z ) 97 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Bz ,0 ( x, y, z ) = − BR, S ⋅ z ⋅ d 2 16 ±1 4 ∑ i =1 ⎡⎣ x 2 + ( y − yi )2 + z 2 ⎤⎦ 3/ 2 ⎛ ⎞ ⎜ ⎟ ⎟ BR, S ⋅ z ⋅ d 2 ⎜ 1 1 ΔBBruch ( x, y, z ) = − − ⎜ 3/ 2 3/ 2 ⎟ 2 2 16 ⎤ ⎡ ⎤ ⎜⎡ 2 ⎛ ⎟ 1 ⎞ 1 ⎛ ⎞ 2 2 2 ⎢ x + ⎜ y − ( yB − lB ) ⎟ + z ⎥ ⎟⎟ ⎜⎜ ⎢ x + ⎜ y − ( yB + lB ) ⎟ + z ⎥ 2 ⎠ 2 ⎠ ⎝ ⎝ ⎥⎦ ⎢⎣ ⎥⎦ ⎠ ⎝ ⎢⎣ (3-119) In Abb. 3-63 wurde der Verlauf der magnetischen Flussdichte einer gebrochenen Bewehrung gezeigt. Die Bewehrung hat den Durchmesser 12 mm, die Tiefe 20 cm und die Sättigungsflussdichte 0,5 T. Der Bruch befindet sich bei y = 1,3 m . Magnetische Ladungen am Bruch haben einen Abstand von 2 cm. magnetische Flussdichte Bz(y) [mT] 0.1 0.5 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 0.1 Y [m] Abb. 3-63 Magnetische Flussdichte einer gebrochenen Bewehrung Wenn der Bruch in der Mitte des Magnetisierungsbereichs liegt, ist der Anteil vom Bruch ΔBBruch in (3-119) dominant. Bz ,0 ( x, y, z ) ≅ 0 ⎛ ⎜ B ⋅ z⋅d ⎜ 1 1 Bz ( x, y, z ) ≅ ΔBBruch ( x, y, z ) = − R, S − 3/ 2 3/ 2 ⎜ 16 1 2 1 2 ⎡ 2 ⎡ 2 2⎤ 2⎤ ⎜⎜ ⎢ x + ( y − lB ) + z ⎥ ⎢⎣ x + ( y + 2 lB ) + z ⎥⎦ 2 ⎦ ⎝⎣ 2 (3-120) mit y = y ' − yB . 98 ⎞ ⎟ ⎟ ⎟ ⎟⎟ ⎠ 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Eine Taylor-Reihe wird für die Formel (3-120) nach lB entwickelt. ΔBBruch ( x, y, z ) = − BR, S ⋅ z ⋅ d 2 16 3 ⋅ y ⋅ lB (x + y + z 2 2 ) 2 5/2 + O (lB3 ) (3-121) Das Bruchsignal aus der exakten Funktion (3-120) wird mit dem Ergebnis der Approximationsfunktion (3-121) in Abb. 3-64 verglichen. Wie diese Abbildung zeigt, unterscheiden sich beide Funktionen betragsmäßig kaum. Das Bruchsignal kann mit (3-121) sehr gut approximiert werden. magnetische Flussdichte Bz(y) [mT] 0.01 0.005 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.005 0.01 Y [m] Abb. 3-64 Exaktes Bruchsignal (rot) und Approximationskurve (blau) Positionen der Extrema können durch die Ableitung von (3-121) hergeleitet werden. ∂ΔBBruch =0 ∂y − 3BR , S ⋅ d 2 ⋅ z ⋅ lB ⋅ ( x 2 − 4 y 2 + z 2 ) 16 ( x + y + z y Peak = ± 2 2 ) 2 7/2 =0 1 2 x + z2 2 (3-122) Der Abstand zwischen den Extrema ist bei x = 0 : ΔyPeak = z (3-123) Der Abstand zwischen den Extrempunkten bei Bruchsignalen ist gleich mit ihrer 99 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen Tiefe bei x = 0 . Dieses spezielle Verhältnis ist ein wichtiges Merkmal zur Erkennung gebrochener Bewehrungen (Abb. 3-65). Spanngleid Abb. 3-65 Typisches Bruchsignal in zweidimensionaler Messung Die Frage, wie viel Spanndrähte von einem Spannglied gebrochen sind, ist eine relevante Frage für die Tragfähigkeit des Spannglieds. Die Stärke des Bruchsignals ist nach (3-121) linear abhängig vom gebrochenen Querschnitt. ΔBBruch ( x, y, z ) = − 3 ⋅ BR ,S ⋅ z ⋅ y 16 ( x + y + z 2 2 2 ) 5/2 ⋅ lB ⋅ d B2 z ΔBBruch ,max = ΔBBruch (0, , z ) = −0, 054 ⋅ BR ,S ⋅ z −3 ⋅ lB ⋅ d B2 2 (3-124) Jedoch ist ΔBBruch ,max nicht nur vom Querschnitt ( d B2 ), sondern auch vom unbekannten Bruchabstand lB abhängig. Aus diesem Grund kann der gebrochene Anteil am gesamten Querschnitt nicht berechnet werden. Wenn der Bruch nah am Pol liegt, ist das Bruchsignal visuell schwierig zu erkennen. Abb. 3-66 dient als Beispiel für unterschiedliches Aussehen von Brüchen in Abhängigkeit ihrer Position. Der Bruch in der Mitte ist deutlich erkennbar (Abb. 3-66, grüne Kurve), während der Bruch bei x = 0,35 m schwer erkennbar ist. Der Bruch bei x = 0, 25 m kann visuell nicht erkannt werden, obwohl die Magnetisierung und der Querschnitt der Bewehrung identisch sind. 100 3 Theoretische Entwicklungen des RM-Verfahrens 3.2 Entwicklung der magnetostatischen Grundlagen magnetische Flussdichte Bz(y) [mT] 0.1 0.5 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 0.1 Y [m] Abb. 3-66 Unterschiedliche Erkennbarkeit von Brüchen nach Bruchpositionen rot: Bruch bei x=25 cm, blau: Bruch bei x=35 cm, grün: Bruch bei x=152 cm Staffelbrüche erzeugen eine andere Form des Bruchsignals als ein Einzelbruch. Werden Staffelbrüche als vektorielle Summe von einzelnen Brüchen modelliert, wird das Magnetfeld vom Spannglied wie (3-119) zusammengesetzt. ΔBBruch ( x, y, z ) = − 3BR, S ⋅ z 16 ( y − y )⋅l ∑ (x +( y − y ) B ,i i B ,i 2 B ,i 2 ⋅ d i2 + z2 ) 5/ 2 magnetische Flussdichte Bz(y) [mT] 0.1 0.5 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 0.1 Y [m] Abb. 3-67 Drei Brüche mit jeweils 20 cm Abstand In Abb. 3-67 ist die magnetische Flussdichte eines Spannglieds mit drei Staffelbrüchen zu sehen. Die Bruchpositionen sind x = 1,30 m , x = 1,50 m und x = 1, 70 m . Die Signalform weicht von der Form eines einzelnen Bruchs (Abb. 3-63) ab. 101 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.1 Beschreibung des FEM-Modells 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEMAnalysen Heutzutage ist die Analyse mithilfe FEM-Software ein Standard geworden. In der Magnetostatik ist es nicht anders. Die Computergestützte Finite-ElementeMethode liefert in vielen Fällen sehr gute Lösungen für Probleme, die sonst analytisch sehr schwierig oder gar nicht gelöst werden können [28]. Nicht nur die schnell zunehmende Leistungsfähigkeit des Computers trägt zur breiten Einsetzbarkeit der FEM bei, sondern auch die rasante Entwicklung der Mathematik. Allerdings kann die FEM nicht alle Probleme im Ingenieurwesen bewältigen. Genauigkeit und Zuverlässigkeit der FEM-Lösung hängen davon ab, wie gut das zu lösende System mathematisch modelliert wird. Die FEM-Lösung kann nicht besser sein als ihr Modell. Demzufolge sollten Lösungen aus FEMSoftware stets mit Ergebnissen aus Labor oder Praxis verglichen werden. Nichtsdestotrotz kann FEM-Analyse zur Auswertung von Theorien dienen, da sie einen bildgebenden Eindruck des Lösungsverhaltens vermittelt. In diesem Kapitel werden der in Kapitel 3.2 entwickelte Ansatz und die dazu gehörigen Theorien mit Ergebnissen aus der FEM-Analyse verglichen 4.1 Beschreibung des FEM-Modells Für die FEM-Analyse wurde die Software ANSYS angewendet. Dank ihrer relativ leichten Handhabbarkeit und breiten Anwendungsmöglichkeit ist ANSYS zur Simulation von Ingenieuraufgaben sowie Optimierung allgemeiner Prozesse weltweit sehr verbreitet. 4.1.1 Materialien für das Modell Das FEM-Modell besteht aus verschiedenen Materialien. Spulenkerne und das Joch sind aus ARMCO-Eisen. Für ARMCO-Eisen wurde das Reineisen aus der Datenbank von ANSYS Workbench gewählt, weil beide Eisensorten sehr ähnliche magnetische Eigenschaften aufweisen. Das Reineisen besitzt eine hysteresische Eigenschaft als typischer ferromagnetischer Stoff. Die B-H-Kurve für Neumagnetisierung ist in Tabelle A-1, Abb. A-1 zu entnehmen. Aufgrund der nichtlinearen Eigenschaften des Eisens kann die FEM-Berechnung nicht linear erfolgen. 102 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.1 Beschreibung des FEM-Modells Die Spulen, die das magnetisierende Feld erzeugen, bestehen aus Kupferdraht. Da Kupfer ein diamagnetischer Stoff ist, wird die relative Permeabilität des Kupfers als 1 angenommen. Die Luft als Umgebung des Großmagnets besitzt eine konstante Permeabilität 1. Luftelemente werden zuerst zur Ermittlung des vom Großmagneten erzeugten Felds angelegt und als nächstes zur Kopplung zwischen dem Großmagneten und der Bewehrung angewendet. Die handelsüblichen Betonstabstähle sind BSt 420 S und BSt 500 S. Da noch keine umfangreichen Untersuchungen von Betonstahl hinsichtlich magnetischer Eigenschaften bekannt sind, werden die Parameter für eine FEM-Analyse an die Daten anderer Stoffe angelehnt. Dafür sollen Faktoren, die die magnetischen Eigenschaften beeinflussen, angemessen berücksichtigt werden. Manche der technischen Eigenschaften, wie Permeabilität und Hysteresekurve, sind nicht nur von der chemischen Zusammensetzung der Werkstoffe abhängig, sondern werden durch deren Herstellungsprozess beeinflusst [24]. Die Verunreinigungen im Eisen erhöhen normalerweise die Permeabilität. Jedoch ist bei der chemischen Zusammensetzung von Betonstahl (siehe Tabelle A-2) keine nennenswerte Veränderung der Permeabilität zu erwarten. Betonstabstahl wird warm gewalzt und kalt verformt. Da die Walz- und Kaltverformungsrichtung der Stabachse entspricht, Eigenschaften. Es besitzen wird davon Betonstabstähle ausgegangen, gewisse dass die anisotropische magnetischen Eigenschaften von Betonstabstahl nicht stark von den Eigenschaften des geglühten Eisens abweichen, da der Walzvorgang in vergleichbarer Temperatur dem Glühen des Eisens stattfindet. Also wurde die Neu-Kurve von geglühtem Reineisen in Tabelle A-1 für Betonstabstahl angewendet. 4.1.2 Elementarten des Modells Da es sich um ein dreidimensionales Modell handelt, wird zur Modellierung SOLID117 eingesetzt. Ein dreidimensionales Magnetfeld lässt sich mit dem Standardelementtyp SOLID117 gut modellieren und mit verschiedenen Lösungsverfahren analysieren. SOLID117-Elemente werden mit 20 Knoten definiert und haben 12 Freiheiten der Kanten-Flussdichte. Die magnetischen Eigenschaften des Elements können mit Materialparametern MGXX, MGYY, 103 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.1 Beschreibung des FEM-Modells MGZZ, MURX, MURY, MURZ, RSVX, RSVY, RSVZ und BH-Tabelle beschrieben werden. Abb. 4-1 Geometrie des Elements SOLID117 MGXX, MGYY und MGZZ sind die Korzitivfeldstärke für permanente Magneten in x-, y- und z-Richtung. RSVX, RSVY und RSVZ sind die magnetischen Widerstände in jeder Richtung. MURX, MURY und MURZ sind die relative Permeabilität in jeder Richtung. Wenn das Element ein nichtlineares B-HVerhältnis besitzt, kann das in der Form einer B-H-Tabelle eingegeben werden. Randbedingungen wie für Stromstärke, Spannung, parallele Flusslinien und Temperatur können auf Knoten, Oberflächen sowie Elemente zugewiesen werden. Mit diesem Standardelement können Permeabilität, magnetische Feldstärke, magnetische Flussdichte und MAXWELLsche Kraft ermittelt werden. Mit SOLID117 werden sowohl das Luftvolumen als auch der Magnet und die Bewehrungen modelliert. Für Spulen findet der Elementtyp SOURC36 Anwendung. SOURC36 ist ein spezielles Element für die Stromleitung von Magnetfeldaufgaben. Dieses Element stellt eine Verteilung der elektrischen Ladung für die Randbedingung des magnetischen Skalarpotentials dar. Der Strom, den dieses Element enthält, wird zur Erzeugung des magnetisierenden Felds genutzt. In SOURC36 sind drei Typen untergliedert, Der erste Typ ist für die runde Spule, der zweite für die 104 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.1 Beschreibung des FEM-Modells plattenförmige Leitung und der dritte für das zylinderförmiges Segment (Abb. 4-2). Abb. 4-2 Geometrie des Elementtyp SOURC36 Parameter für SOURC36-Elemente sind Knotenkoordinaten zur Bildung der Geometrie (i, j, k), Elementdicke DY, DZ und den elektrischen Durchflutung CUR, welche als Windung · Stromstärke berechnet wird. Da dieser Elementtyp SOURC36 lediglich zur Erzeugung des Magnetfeldes dient, hat er keine Ausgabenwerte. 4.1.3 Geometrie und Vernetzung des Modells Die Geometrie des FEM-Modells für ANSYS und ANSYS Workbench ist in Abb. 4-3 gezeigt. Die Abmessung des Großmagneten ist identisch mit der Abmessung bei der Theorieentwicklung in Kap 3.2.3 und mit dem realen Magneten. Um das Magnetfeld unterhalb des Großmagneten zu untersuchen, ist das Modell mit einem Luftvolumen versehen. Es werden zwei FEM-Modelle hergestellt. Ein Modell ist ohne Bewehrungsstab und das andere Modell ist mit Bewehrungsstab. Magnet und Bewehrungen sollen durch Luft gekoppelt werden. Im Modell wird die Symmetrie der physikalischen und geometrischen Randbedingungen ausgenutzt. Das Modell ist über die yz-Ebene symmetrisch und kann auf die Hälfte des Gesamtmodells reduziert werden. Auf der Symmetriefläche ist die Flusslinie parallel zur Ebene, die normale Komponente zu dieser Ebene ist null 105 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.1 Beschreibung des FEM-Modells (siehe Abb. 4-3). Die Bewehrung liegt in 20 cm Tiefe und enthält einen Bruch in der Mitte. Die Bruchspalte ist 1 cm breit. Die Länge der Bewehrung wurde auf 4 m begrenzt. 0 92 50 3080 Ф320 Ф340 z 1950 1100 5 200 y x 4600 Abb. 4-3 Geometrie des FEM-Modells Abb. 4-4 Vernetztes FEM-Modell in ANSYS ohne Bewehrung Um die Vernetzbarkeit der Kontaktflächen zwischen dem Bewehrungsstab und dem Luftvolumen zu verbessern, wird der Stabquerschnitt quadratisch gewählt. 106 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.1 Beschreibung des FEM-Modells Jedoch wegen des Verhältnisses d / l lässt das Modell nicht viele Möglichkeiten für Vernetzung zu. Der Stabquerschnitt ist 2 cm x 2 cm. Wie in Abb. 4-4 zu erkennen ist, ist die Vernetzung um die Bewehrung sehr fein, um mögliche Veränderungen der magnetischen Feldgrößen abzufangen. Abb. 4-5 Vernetzte Bewehrung Die Elementgröße für den Bewehrungsstab wird mit 0,05 m vorgegeben. Sonst würden zu viele Elemente entstehen, infolgedessen ist die Analyse nicht möglich. Der Bruch wird mit zwei Elementen modelliert (Abb. 4-6). Abb. 4-6 Vernetztes Modell für den Bewehrungsstab 107 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen 4.2.1 Magnetfeld des Großmagneten Zunächst wird das Ergebnis für das Magnetfeld vom Großmagneten mit dem analytischen Ergebnis von Kapitel 3.2.3 verglichen. Abb. 4-7 Gesamte Flussdichte Abb. 4-8 Flussdichte in Z-Richtung Das zu vergleichende Magnetfeld von ANSYS wurde mit einer Stromstärke von 100 A erzeugt. Die gesamte Flussdichte B und die Z-Komponente der Flussdichte Bz sind in Abb. 4-7, Abb. 4-8 gezeigt. 108 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen Die magnetische Flussdichte verändert sich entlang der Jochachse relativ stark (Abb. 4-9). Die Z-Komponente der magnetischen Flussdichte ist in den linken und rechten Spulenkernen dominant und sie ist in der Mitte der Spule am größten. Die magnetische Flussdichte im Joch sollte nach (3-31) ca. fünfmal größer als in den Spulen sein. In der FEM-Berechnung ist es nicht der Fall, weil die magnetischen Flusslinien durch abrupte Querschnitts- und Richtungsänderung an Enden des Jochs sehr gestört werden und somit lediglich ein Teil davon durch den Jochrücken weiter läuft (siehe Abb. 4-7, Abb. 4-8, Abb. 4-10). Luft Linke Spule Joch Rechte Spule Luft Abb. 4-9 Magnetische Flussdichte auf der Jochachse Abb. 4-10 Flusslinienverlauf im Großmagnet Die Flussdichten im Magnetfeld aus dem Großmagnet können mit den Formeln (3-96), (3-97) der neuen Theorien berechnet werden. Jedoch ist dabei zu beachten, dass diese beiden Formeln unveränderte Flusslinien entlang des Magneten voraussetzt. Für eine veränderte Flusslinie kommt die Formel (3-74) zum Einsatz. 109 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen Bz (P) = μ0Q ⎛ r1l , y r1r , y r2l , y r2 r , y − − + ⎜ 8πρ z p ⎝ r1l r1r r2l r2r ΔBz (P) = ⎞ μ0Q ⎛ 1 1 1 1 ⎞ ⎜ − − + ⎟ ⎟ , By (P) = 8πρ ⎝ r1l r1r r2l r2 r ⎠ ⎠ μ0 ΔQ ⎛ r2o , z r1o, z ⎞ μ0 ΔQ ⎛ r2o, y r1o, y ⎞ − 3 ⎟ ⎜ 3 − 3 ⎟ , ΔBy (P) = ⎜ r1o ⎠ r1o ⎠ 4π ⎝ r2 o 4π ⎝ r23o (4-1) (4-2) Somit kann der Großmagnet durch zwei Flächenladungen (4-1) und zwei zusätzliche magnetische Ladungen (4-2) ersetzt werden (Abb. 4-11). Hier ist ΔQ die Änderung des magnetischen Flusses im Großmagneten und Q ist der Mittelwert der magnetischen Ladung innerhalb der Spulen. Abb. 4-11 Reduzierung des Großmagneten mit magnetischen Ladungen Aus der ANSYS-Berechnung ergeben sich Q , ΔQ . Q= B Spule ⋅ A μ0 = B Spule ⋅ πρ 2 μ0 ⎛ B Joch ⋅ AJoch ⎞ ΔQ = ( Q − QJoch ) = ⎜ Q − ⎟ μ0 ⎝ ⎠ (4-3) mit B Spule = 1, 25 mT, B Joch = 0,9 mT, ρ = 0,16 m, h = 0, 05 m, AJoch = 2 ρ h Aufgrund der kleinen magnetischen Flussdichte des unteren Spulenbereichs werden beide Flächenladungen um 10 cm nach oben versetzt. Die Werte von (4110 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen 3) werden in (4-1), (4-2) eingesetzt. Die folgenden Grafiken zeigen Vergleiche der magnetischen Feldstärken aus den FEM-Berechnungen und Gleichungen (4-1), (4-2) in verschiedenen Tiefen. Abb. 4-12 Vergleich magnetischer Flussdichte By, Tiefe z= -10 cm, x=0 Abb. 4-13 Vergleich magnetischer Flussdichte Bz, Tiefe z=-10 cm, x=0 111 den 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen Abb. 4-14 Vergleich magnetischer Flussdichte By, Tiefe z=-20 cm, x=0 Abb. 4-15 Vergleich magnetischer Flussdichte Bz, Tiefe z=-20 cm, x=0 Abb. 4-16 Vergleich magnetischer Flussdichte By, Tiefe z=-30 cm, x=0 112 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen Abb. 4-17 Vergleich magnetischer Flussdichte Tiefe Bz, z=-30 cm, x=0 Aus den Grafiken von Abb. 4-12 bis Abb. 4-17 ergibt sich, dass die magnetische Flussdichte aus den Theorien von Kapitel 3.2.2 im Bereich von z = −10 cm bis −30 cm direkt unter dem Magneten sehr gut mit den Werten der FEM- Berechnungen übereinstimmt. Mit zunehmender Tiefe wird die Abweichung von By größer. Im Nahbereich, in dem x > 0 ist, liefern die Gleichungen (4-1), (4-2) auch gute Näherungswerte zu den ANSYS-Lösungen. Abb. 4-18 Vergleich magnetischer Flussdichte By, x=10 cm, z=-20 cm 113 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen Abb. 4-19 Vergleich magnetischer Flussdichte Bz, x=10 cm, z=-20 cm Abb. 4-20 Vergleich magnetischer Flussdichte By, x=20 cm, z=-30 cm Abb. 4-21 Vergleich magnetischer Flussdichte Bz, x=20 cm, z=-30 cm 114 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen 4.2.2 Magnetisierungszustand von Bewehrungen 4.2.2.1 Magnetfeld aus einer magnetisierten Bewehrung Eine Bewehrung mit dem Querschnitt 2 cm x 2 cm liegt in 20 cm Tiefe unter dem Großmagneten. Die Stromstärke des Großmagneten beträgt 100 A. Zuerst wird der Magnetisierungszustand mithilfe von ANSYS ermittelt. Die magnetische Flussdichten By und Bz sind in Abb. 4-22, Abb. 4-23 dargestellt. Abb. 4-22 Flussdichte By in der Bewehrung Abb. 4-23 Flussdichte Bz in der Bewehrung Aufgrund großer Permeabilität der Bewehrung ist die magnetische Flussdichte innerhalb der Bewehrung sehr groß. Bei der Magnetisierung spielt die geometrische Form der Bewehrung eine große Rolle. Die magnetische Flussdichte By in Achsenrichtung ist deutlich größer als in die andere Richtung (siehe Abb. 4-24). Wird die Magnetisierung durch der Kombination vom Verlauf des magnetisierenden Felds By von Abb. 4-14 und der B-H-Neukurve (Tabelle 115 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen A-1) ermittelt, ergibt sich folgender Verlauf. Abb. 4-24 Magnetische Flussdichte (Magnetisierung) innerhalb der Bewehrung Nach dem Magnetisierungsvorgang bleibt Remanenz in der Bewehrung. Mit der Vereinfachung aus (3-100) kann die Remanenz linear zum Verlauf By errechnet werden (Abb. 4-25). Dieser Remanenzverlauf BR kann in der Form einer Treppenfunktion angenähert werden. Somit kann die magnetisierte Bewehrung durch drei magnetische Ladungspaare ersetzt werden, wobei zwei Paare Q1 , − Q1 und Q2 , − Q2 aufgrund ihres geringeren Abstand kaum Einfluss auf das Remanenzfeld ausüben. Abb. 4-25 Remanenz und Ersatz durch magnetische Ladungen Die magnetische Flussdichte aus einer Bewehrung ist nach der Formel (3-102), jedoch ohne magnetischen Ladungen an y1 und y4 , zu berechnen. 116 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen By ( x, y, z ) = − ⎛ ⎞ BR ⋅ d 2 ⎜ −y l−y ⎟, − 16 ⎜ ( x 2 + y 2 + z 2 )3/ 2 ( x 2 + (l − y )2 + z 2 )3/ 2 ⎟ ⎝ ⎠ ⎛ ⎞ BR ⋅ d 2 ⎜ −z −z ⎟ Bz ( x, y, z ) = − − 16 ⎜ ( x 2 + y 2 + z 2 )3/ 2 ( x 2 + (l − y )2 + z 2 )3/ 2 ⎟ ⎝ ⎠ (4-4) Das Magnetfeld um eine magnetisierte Bewehrung wurde in ANSYS simuliert. Da der Remanenzzustand (Abb. 4-24) nicht in ANSYS eingegeben werden kann, wurde eine konstante Remanenz über die gesamte Bewehrung eingegeben. Die Materialeingaben in ANSYS für die Bewehrung sind wie folgt. BR = 0, 4 T H C = 1300 A/m BR = 307 μ0 H C z 2, 0 m μr = y x 1,54 m 2,2 m Abb. 4-26 Geometrie des ANSYS-Modells Die Symmetriebedingung ist im ANSYS-Modell ausgenutzt. Die Symmetrieebene hat nur die normale Komponente des magnetischen Flusses. Der Luftblock hat eine Abmessung von 2, 2 m × 2, 0 m × 1, 0 m . Die Bewehrung ist 1, 54 m lang und hat einen Querschnitt von 20 mm × 20 mm . Sie liegt in 0,5 m Tiefe. Mit den Ergebnissen aus diesem FEM-Modell werden die in 3.2.4.2 und 3.2.4.3 entwickelten Theorien verglichen. 117 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen Abb. 4-27 Magnetische Flussdichte By um die Bewehrung Abb. 4-28 Magnetische Flussdichte Bz um die Bewehrung Abb. 4-27 und Abb. 4-28 zeigen die Verteilung der y- und z-Komponente der magnetischen Flussdichte um die magnetisierte Bewehrung. Die Randbedingungen für Theorieformeln werden an den Remanenzverlauf der FEM-Berechnung angelehnt. So erhält die Gleichung (4-4) dann noch einen zusätzlichen Term (3-76) aufgrund des Gefälles des Endbereichs (siehe Abb. 4-29). BR = 0, 25 T BR' = ΔBR −0, 25 = = −0, 6 0, 4 Δl ( y ∈ ( y1 , y2 ); y1 = 1,14, y2 = 1,54) 118 (4-5) 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen Abb. 4-29 Verlauf der Remanenz in der magnetisierten Bewehrung BR' d 2 16 y2 BR' d 2 ΔBz = 16 y2 ΔBy = ∫ y1 ∫ y1 ( 0,5l − y x 2 + ( 0, 5l − y ) + z 2 (x 2 −z 2 + ( 0,5l − y ) + z 2 2 ) dy , ) dy (4-6) Werden (4-5), (4-6) in (4-4) eingesetzt, ergibt sich die magnetische Flussdichte um die magnetisierte Bewehrung. Abb. 4-30 Magnetische Flussdichte By bei z=10 cm 119 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen Abb. 4-31 Magnetische Flussdichte Bz bei z=10 cm Abb. 4-32 Magnetische Flussdichte By bei z=20 cm Abb. 4-33 Magnetische Flussdichte Bz bei z=20 cm 120 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen Abb. 4-34 Magnetische Flussdichte By bei z=30 cm Abb. 4-35 Magnetische Flussdichte Bz bei z=30 cm Abb. 4-30 bis Abb. 4-35 zeigen, dass die Gleichung (4-4) eine gute Näherungslösung zu den FEM-Ergebnissen liefert und somit das Ergebnis aus (4-4) als Anhaltswert angewendet werden kann. Die Gleichung (4-4) weist bei zunehmender Tiefe größere Abweichung von der FEM-Analyse auf. 4.2.2.2 Bestimmung der Tiefe und des Durchmessers der Bewehrung In Kapitel 3.2.4.3 wurden Formeln zur Bestimmung der Tiefe und des Durchmessers einer magnetisierten Bewehrung mithilfe des neuen Ansatzes entwickelt. In diesem Abschnitt werden diese Formeln mit Ergebnissen aus dem obigen FEM-Modell verglichen und bewertet. Zur Tiefenbestimmung wird die Formel (3-112) angewendet. 121 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen Bz ( x = z , 0, z ) ⎛ 1 ⎞ =⎜ ⎟ Bz ,max ⎝2⎠ 3/ 2 = 0,35 Abb. 4-36 Bz-Verlauf bei Tiefe 10 cm, y=1,50m Abb. 4-37 Bz-Verlauf bei Tiefe 20 cm, y=1,50 m In Abb. 4-36, Abb. 4-37 und Abb. 4-38 sind Bz entlang der Fahrtrichtung bei y = 150 cm in verschiedenen Tiefe gezeigt. Die Position, bei der Bz gleich 0,35 ⋅ Bz ,max ist, ist um die Tiefe entfernt von der Bewehrung. Bei 10 cm und 20 cm Tiefe zeigt die Tiefenbestimmung kaum Abweichung. Bei 30 cm Tiefe ist die ermittelte Tiefe um 3 cm kleiner als die Tiefe im FEM-Modell. Durch die Gleichung (3-112) lässt sich die Tiefe gut bestimmen. 122 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen Abb. 4-38 Bz-Verlauf bei Tiefe 30 cm y=1,50 m Als nächstes werden die Gleichungen zur Bestimmung der Durchmesser mit den Ergebnissen des FEM-Modells verglichen. Die Durchmesser von Bewehrungen lassen sich durch die Gleichungen (3-113) und (3-114) ermitteln. d= d= 8 Bz ,max BR , S ⋅ z , oder (3-113) 4 ⋅ z ⋅ ∑ Bz ( xi ,0, z ) Δx (3-114) BR ,S Der äquivalente Durchmesser des FEM-Modells beträgt 22,5 mm und die Remanenz bei y = 150 cm ist BR = 0,13 T . Bei der Tiefe 30 cm wird der Durchmesser mit der vorher ermittelten Tiefe von 27 cm berechnet. Nach (3-113) Nach (3-114) Tiefe d [mm] rel. Fehler d [mm] rel. Fehler 10 cm 23,6 3% 23,6 5% 20 cm 24,4 6% 25,1 11 % 30 cm (27 cm) 21,0 7% 22,8 1% Tabelle 4-1 Bestimmung des Durchmessers nach (3-113), (3-114) Die Formeln (3-113), (3-114) weisen geringe Abweichung von den tatsächlichen 123 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen Durchmessern auf, allerdings ist es problematisch, den Wert von BR für diese Gleichung zu ermitteln. Wie in Kapitel 3.2.4.3 bereits erwähnt wurde, ist es nicht ohne weiteres möglich, lediglich anhand der Messdaten den Durchmesser zu bestimmen. 4.2.2.3 Simulation von Brüchen Mithilfe von ANSYS wird der Magnetisierungszustand einer gebrochenen Bewehrung berechnet. Die Bewehrung liegt in 20 cm Tiefe und der Bruch befindet sich in der Mitte. Andere geometrische und physikalische Angaben sind Kapitel 4.1 zu entnehmen. In Abb. 4-39 und Abb. A-5 ist das Ergebnis des FEMModells beim Magnetisierungsvorgang gezeigt. Abb. 4-39 Magnetische Flussdichte By um eine gebrochene Bewehrung Abb. 4-40 By-, Bz-Verlauf in der Bewehrung 124 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen By ist in der Bewehrung viel größer als Bz . Um den Bruch verringert sich die Flussdichte sehr stark. Um das Remanenzfeld modellieren zu können, wird die Remanenz in der Bewehrung wie in Abb. 4-41 vereinfacht. Abb. 4-41 Vereinfachung der Remanenz der Bewehrung Das FEM-Modell für das Remanenzfeld aus der gebrochenen Bewehrung wird erstellt. Die Materialangaben und die Geometrie sind identisch mit dem Modell auf Seite 117 bis auf den 1cm Abstand zwischen der Symmetrieebene und der Stirnseite der Bewehrung. Diese Luftspalte stellt den Bruch dar. Abb. 4-42 Geometrie des ANSYS-Modells für einen Bruch 125 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen Abb. 4-43 Magnetische Flussdichte Bz um die gebrochene Bewehrung Abb. 4-44 Magnetische Flussdichte By um die gebrochene Bewehrung In Kapitel 3.2.4.4 wurde die Remanenz infolge eines Bruchs theoretisch betrachtet und daraus eine Beziehung zwischen der Tiefe und dem Polabstand am Bruch hergeleitet (3-123). Der Polabstand bei x = 0 ist gleich der Tiefe. ΔyPeak = z (3-123) Diese theoretische Beziehung wird mit den Ergebnissen des obigen FEMModells verglichen. 126 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen Abb. 4-45 Bz-Halbverlauf bei Tiefe z=10 cm Abb. 4-46 Bz-Halbverlauf bei Tiefe z=20 cm Abb. 4-47 Bz-Halbverlauf bei Tiefe z=30 cm Abb. 4-45, Abb. 4-46 und Abb. 4-47 zeigen den halben Bz -Verlauf der gebrochenen Bewehrung in unterschiedlichen Tiefen und die Halbbreite des Polabstands am Bruch. 127 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen Tiefe z 2 z Abweichung 10 cm 6 12 20 % 20 cm 13 26 30 % 30 cm 20 40 33 % Tabelle 4-2 Vergleich der Formel (3-123) mit FEM-Ergebnissen Die mithilfe (3-123) ermittelten Werte weisen verhältnismäßig Abweichungen auf, allerdings liefert diese Formel gute Anhaltswerte. 128 große 4 Vergleich mit den entwickelten Theorien und FEM-Analysen 4.2 Vergleich mit den Theorien und den FEM-Ergebnissen 4.2.3 Zusammenfassung In Kapitel 4 wurden die in Kapitel 3.2 entwickelten Theorien mit den Ergebnissen von FEM-Modellen verglichen. Zur Erstellung und Lösung der FEM-Modelle kam die Software ANSYS zum Einsatz. Aus den Vergleichen kann folgendes Fazit gezogen werden. Das vom Großmagneten erzeugte Magnetfeld lässt sich mit einfachen theoretischen Formeln wie (3-74), (3-96) simulieren. Ergebnisse aus diesen Formeln stimmen mit Ergebnissen aus dem FEM-Modell gut überein. Mit zunehmender Tiefe wird die Abweichung aufgrund vereinfachter Randbedingungen größer. By vom magnetisierenden Feld aus dem Großmagnet hat einen dominanten Einfluss auf die Magnetisierung von Bewehrungen, die quer zur Fahrtrichtung verlaufen. Mithilfe der Formeln (3-102), (3-76) kann das Remanenz-Magnetfeld berechnet werden und diese Formeln liefern unter der Anpassung des Randbedingungen nahe Ergebnisse zum FEM-Modell. Die Lage bzw. Tiefe von Bewehrungen können durch die analytischen Formeln einfach und ausreichend genau ermittelt werden. Die Beziehung zwischen dem Bruchsignal und der Bruchtiefe, welche durch theoretische Analysen ermittelt wurde, kann bei Erkennung von Einzelbrüchen Anwendung finden. 129 5 Vergleich mit den entwickelten Theorien und Versuchsergebnissen 5.1 Das magnetisierende Feld 5 Vergleich mit den entwickelten Theorien und Versuchsergebnissen Um die Genauigkeit und Einsetzbarkeit der in Kapitel 3.2 entwickelten Theorien zu überprüfen, wurden Versuche unter Laborbedingung durchgeführt. Zuerst wurde das vom Großmagneten erzeugte Magnetfeld per Hallsonde erfasst. Dieses Feld wurde mit verschiedenen Stromstärken erzeugt und in unterschiedlichen Tiefen gemessen. Als nächstes wurde das Magnetfeld von Bewehrungen, die vom Großmagneten magnetisiert worden waren, in mehreren Tiefen gemessen und analysiert. Zuletzt wurden Signale aus Einzelbrüchen erfasst und mit den Theorien verglichen. 5.1 Das magnetisierende Feld Hier handelt es sich um den Vergleich mit Magnetfeldgrößen aus dem Großmagneten und Ergebnissen aus den neu entwickelten Theorien. Jedoch ist es schwierig, das Magnetfeld unter dem Großmagnet mit hoher Genauigkeit zu erfassen, da das erzeugte Magnetfeld beträchtlich groß ist und daher ein sehr 10cm 35 cm breiter Messbereich erforderlich ist. Abb. 5-1 Messung magnetischer Flussdichte unter dem Großmagnet Das Magnetfeld wurde mit verschiedenen Stromstärken, wie 14,3 A, 25 A, 50 A, 100 A, 150 A, erregt. Gemessen wurde die Z-Komponente der magnetischen Feldstärke Bz unter der Magnetachse, also bei x = 0 in Tiefen von 10 cm bis 35 130 5 Vergleich mit den entwickelten Theorien und Versuchsergebnissen 5.1 Das magnetisierende Feld cm. Abb. 5-2 Bz in unterschiedlichen Tiefen, I=50 A Abb. 5-3 Bz in unterschiedlichen Tiefen, I=100 A Abb. 5-2, Abb. 5-3 zeigen Bz -Verläufe unter dem Großmagnet in unterschiedlichen Tiefen mit 50 A, 100 A Stromstärke. Bz -Verläufe mit 100 A Stromstärke werden mit Ergebnissen aus den neu entwickelten Theorien 131 5 Vergleich mit den entwickelten Theorien und Versuchsergebnissen 5.1 Das magnetisierende Feld verglichen. Bz (P) = μ0Q ⎛ r1l , y r1r , y r2l , y r2 r , y ⎞ − − + ⎜ ⎟ r1r r2l r2r ⎠ 8πρ z p ⎝ r1l (3-96) Abb. 5-4 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 10 cm , I=100 A Abb. 5-5 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 15 cm , I=100 A 132 5 Vergleich mit den entwickelten Theorien und Versuchsergebnissen 5.1 Das magnetisierende Feld Abb. 5-6 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 20 cm , I=100 A Abb. 5-7 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 25 cm , I=100 A Abb. 5-8 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 30 cm , I=100 A 133 5 Vergleich mit den entwickelten Theorien und Versuchsergebnissen 5.1 Das magnetisierende Feld Abb. 5-9 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 35 cm , I=100 A Wie in Abb. 5-4 bis Abb. 5-9 zu sehen ist, weisen die Bz -Verläufe aus der Formel (3-96) einen sehr geringen Fehler zu den wirklichen Verläufen aus Messungen auf. Für die Formel (3-96) ist die Tiefe z um 10 cm versetzt, um die Aluminium-Unterlegplatte und Ungleichmäßigkeit der Magnetisierung innerhalb der Spulenachse auszugleichen. B = 0, 72 T Q= B μ0 ⋅ πρ 2 Nach (3-96) hängt die maximale Flussdichte linear vom Mittelwert der Magnetisierung ab. Für die gesamte Messung mit unterschiedlichen Stromstärken wird der Mittelwert der Magnetisierung ermittelt. Die Mittelwerte der Magnetisierung bei Stromstärken 14,3 A, 25 A, 50 A, 150 A sind Tabelle A-3 zu entnehmen. Bz , max = Bz (0, 0, z P ) = B= 8 z p ρ 2 + z P2 ρ2 μ0 Q 8π z p 1 ρ + z P2 2 (5-1) Bz , max 134 5 Vergleich mit den entwickelten Theorien und Versuchsergebnissen 5.1 Das magnetisierende Feld Abb. 5-10 Magnetisierung und Approximationslinie bei unterschiedlichen Stromstärken Durch lineare Approximation lässt sich die Magnetisierung in Abhängigkeit von der Stromstärke sehr gut darstellen. B = B0 + k ⋅ I B0 = 0,13 (5-2) k = 5, 68 ⋅10−3 135 5 Vergleich mit den entwickelten Theorien und Versuchsergebnissen 5.2 Das Remanenzfeld aus magnetisierten Bewehrungen 5.2 Das Remanenzfeld aus magnetisierten Bewehrungen Das Magnetfeld aus magnetisierten Bewehrungen kann mithilfe der Formel (3102) analytisch berechnet werden. Da sich der magnetisierte Zustand von Bewehrungen je nach der Tiefenlage verändert, befindet sich der Term für diese Veränderung am Ende der Formel. Bz ( x, y, z ) = − Das BR ⋅ z ⋅ d 2 16 Remanenzfeld ±1 4 ∑ i =1 ⎡⎣ x + ( y − yi )2 + z 2 ⎤⎦ aus 2 3/ 2 magnetisierten + ΔB ( z , I ) Bewehrungen (5-3) hängt von dem Stahlquerschnitt, der Tiefe und der Remanenz der Bewehrungen ab. Für die Versuche wurden typische Bewehrungsdurchmesser 8, 12, 16, 20 mm gewählt. Die 6 m langen Bewehrungsstäbe mit diesen Durchmessern wurden in Tiefen von ca. 8, 13, 18, 23, 28 cm magnetisiert und deren Remanenzfelder wurden gemessen. Die Bewehrungsstäbe lagen quer zur Fahrrichtung. Abb. 5-11 Bz-Verlauf einer magnetisierten Bewehrung, d=20 mm, I=50 A Die Formel (5-3) wird exemplarisch mit einzelnen Kurven in Abb. 5-11 verglichen und allgemein bewertet. Nach den Kenntnissen aus 4.2.2.1 beeinflussen magnetische Ladungen im Bereich y < 0 und y > l das Magnetfeld sehr wenig. 136 5 Vergleich mit den entwickelten Theorien und Versuchsergebnissen 5.2 Das Remanenzfeld aus magnetisierten Bewehrungen Für den magnetisierten Zustand der Bewehrung wird folgendes Modell kBR aufgestellt. Abb. 5-12 Magnetisierter Zustand der Bewehrung Die magnetische Flussdichte in der Bewehrung nimmt mit zunehmender Entfernung von beiden Polen quadratisch ab. Der Stich in der Mitte beträgt ΔBR = k ⋅ BR . 4k ⎛ l⎞ BR ( y ) = − 2 ⎜ y − ⎟ l ⎝ 2⎠ 2 (5-4) μ l Q'r 8B ⋅ d 2k ΔBz ( y P , z P ) = 0 ∫ 3 z dy = R 2 4π 0 r 16 ⋅ l ⎛ BR ⋅ z ⋅ d 2 ⎜ 1 Bz (0, y , z ) = − − ⎜ 2 2 3/ 2 16 ⎜(y + z ) ⎝ l 2 ∫ l − 2 ( (( y z⋅y − 0,5l − y ) + z 2 P 2 P ) 3/ 2 dy ⎞ ⎟ + ΔB ( 0, y, z ) 3/ 2 ⎟ 2 2 ⎟ ( y −l) + z ⎠ 1 ) (5-5) (5-6) Die Unbekannten in (5-6) sind BR und k . Außerdem sollte eine Versatztiefe Δz festgestellt werden, um die Abweichung der Magnetisierung von dem Modell und der realen Bewehrung auszugleichen. k wird als 1 angenommen. BR und Δz werden nach der Methode der kleinsten Quadrate für die maximale Flussdichte ermittelt. ∑(B z ,max , Messung ( z ) − Bz (0, 0, z + Δz ) ) → min 2 (5-7) Δz = 10 cm, BR = 1, 61 T Unter diesen Randbedingungen wird die magnetische Flussdichte in jeweiliger 137 5 Vergleich mit den entwickelten Theorien und Versuchsergebnissen 5.2 Das Remanenzfeld aus magnetisierten Bewehrungen Höhe mithilfe (5-5) analytisch berechnet und mit den Messwerten verglichen. Abb. 5-13 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 8cm, I=50,0 A, d=20 mm Abb. 5-14 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 14cm, I=50,0 A, d=20 mm Abb. 5-15 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 19cm, I=50,0 A, d=20 mm 138 5 Vergleich mit den entwickelten Theorien und Versuchsergebnissen 5.2 Das Remanenzfeld aus magnetisierten Bewehrungen Abb. 5-16 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 24cm, I=50,0 A, d=20 mm Abb. 5-17 Bz-Verläufe aus der Messung und der Theorie, Tiefe 28cm, I=50,0 A, d=20 mm Abb. 5-13 bis Abb. 5-17 zeigen, dass die analytisch berechnete Flussdichte relativ nah an den gemessenen Kurven liegt, jedoch die Abweichung mit zunehmender Tiefe immer größer wird. 139 5 Vergleich mit den entwickelten Theorien und Versuchsergebnissen 5.3 Das Remanenzfeld aus Brüchen 5.3 Das Remanenzfeld aus Brüchen In Kapitel 3.2.4.4 wurden Bruchsignale analytisch untersucht. Daraus ergeben sich Merkmale von Bruchsignalen im Zusammenhang mit der Tiefe, und Weite von Brüchen. Der Abstand zwischen den Extrema von Bruchsignalen ist gleich der Bruchtiefe (3-123). Die Bruchsignalstärke hängt nicht nur von dem Stabdurchmesser, sondern auch von der Bruchweite und der Tiefe ab. ⎛ ⎜ BR ⋅ z ⋅ d ⎜ 1 1 ΔBBruch ( x, y, z ) = − − 3/ 2 3/ 2 ⎜⎡ 2 16 1 2 2⎤ 1 2 ⎡ 2 2⎤ ⎜⎜ ⎢ x + ( y − lB ) + z ⎥ ⎢⎣ x + ( y + 2 lB ) + z ⎥⎦ 2 ⎦ ⎝⎣ 2 , oder ΔBBruch ( x, y, z ) = − BR ⋅ z ⋅ d 16 3 ⋅ y ⋅ lB 2 (x + y + z 2 2 2 ) 5/ 2 + O (lB3 ) ⎞ ⎟ ⎟ ⎟ ⎟⎟ ⎠ (3-120) (3-121) ΔyPeak = z (3-123) z ΔBBruch ,max = ΔBBruch (0, , z ) = −0, 054 ⋅ BR ⋅ z −3 ⋅ lB ⋅ d B2 2 (3-124) In Scheels Veröffentlichung [6] wurden phänomenologische Gesetze für die Abhängigkeit der Bruchsignalstärke von der Betondeckung aufgestellt. Hierbei waren die Konstante a , a1 , a2 , f1 , f 2 nicht bekannt. ⎛ x⎞ ⎛ x⎞ Brad = a1 exp ⎜ − ⎟ − a2 exp ⎜ − ⎟ ⎝ f1 ⎠ ⎝ f2 ⎠ BBruch , max = az −γ Um die Genauigkeit zu überprüfen, wurden einige eigene Versuche durchgeführt. Abb. 5-18 und Abb. 5-19 zeigen den Vergleich zwischen den gemessenen Kurven und den mithilfe der Formel (3-121) ermittelten Verläufen. Der Bruch befindet sich in der Mitte der Bewehrung und die Bewehrung hat 10 mm Durchmesser. Die Bewehrung wurde vom Großmagneten mit der Stromstärke 14,3 A magnetisiert. Die Magnetisierungstiefe ist etwa gleich der Messtiefe. 140 5 Vergleich mit den entwickelten Theorien und Versuchsergebnissen 5.3 Das Remanenzfeld aus Brüchen Abb. 5-18 Bruchsignal von der Messung und der Theorie, Tiefe 22,5 cm, d=10 mm Abb. 5-19 Bruchsignal von der Messung und der Theorie, Tiefe z=25,5 cm, d=10 mm Diese Versuche bestätigen, dass der Abstand zwischen den Extrempunkten etwa der Bruchtiefe entspricht. Diese Erkenntnis kann zur Aussortierung von Störsignalen dienen. Dennoch lassen sich die Unbekannten BR und lB in (3-121) nicht allein durch die gemessene Flussdichte bestimmen. 141 5 Vergleich mit den entwickelten Theorien und Versuchsergebnissen 5.4 Zusammenfassung 5.4 Zusammenfassung In Kapitel 5 wurden die in Kapitel 3.2 entwickelten Theorien mit den Ergebnissen von Laborversuchen verglichen und bewertet. Es kann wie folgt zusammengefasst werden. Das magnetisierende Feld vom Großmagnet kann mithilfe der Formel (3-96) sehr genau simuliert werden. Die Stromstärke zur Erregung des Magnetfelds steht in linearem Zusammenhang mit dem erzeugten Feld. Das analytische Modell, das sich aus zwei magnetischen Ladungen und einer parabelförmigen Veränderung der Flussdichte zusammensetzt, liefert eine relative gute Näherungslösung zum Remanenzmagnetfeld von magnetisierten Bewehrungen. Durch Versuchsergebnissen kann der Durchmesser der Bewehrung anhand der Messdaten bestimmt werden. Die Form von Bruchsignalen lässt sich durch die Formel (3-121) gut simulieren. Bei Einzelbrüchen ist der Abstand zwischen den Extrempunkten gleich der Bruchtiefe. Jedoch können die Remanenz BR und der Abstand lB zwischen den magnetischen Ladungen anhand der Messwerte nicht ermittelt werden. 142 6 Anwendung der entwickelten Theorien in der Praxis 6.1 Feldmessung und Datenaufbereitung 6 Anwendung der entwickelten Theorien in der Praxis 6.1 Feldmessung und Datenaufbereitung Bei Feldeinsätzen des Remanenzmagnetismus-Verfahrens handelt es sich um andere Randbedingungen als in den Laborversuchen, obwohl sich Versuchsmodelle relativ gut nach realen Betonplatten nachbauen lassen. Brückenbauwerke werden meistens sehr stark befahren und eine Teilsperrung von Brücken kann erhebliche Verkehrsbehinderung verursachen. Um diese Verkehrsbehinderung minimieren zu können, wird immer wieder eine schnelle Durchführung der Feldmessung mit RM-Verfahren benötigt, wobei die Auflösung der Messung schlechter wird und mehr Aussetzer bei den Messdaten entstehen. Infolge der knapp zugewiesenen Messzeit ist die Trennung der Messfahrt von der Magnetisierungsfahrt in vielen Fällen nicht möglich. Da der Großmagnet ein starkes Magnetfeld um sich erzeugt, muss der Rotationsscanner mit mindestens 3 m Abstand dem Großmagneten hinterherfahren. Bz [mT] 150 100 50 0 0.5 1 1.5 x [m] 2 2.5 3 Abb. 6-1 Bz nach dem Abstand zwischen dem Großmagnet dem Messpunkt, I=150 A, z=15 cm nach (3-96) und (5-2) Die von Lastkraftwagen erregten Schwingungen auf der Brücke verschlechtern die Messwerte. Die Koordinatentransformation der Software RotoScan setzt eine ebene Messoberfläche voraus (siehe Seite 39). Da der Rotor 1,67 m lang ist, schwingt er recht stark mit. Das beeinträchtigt das Messergebnis. Neben der Schwingung trägt die Unebenheit der Brückenplatte, zum Beispiel Spurrinnen oder Schlaglöcher, zur Abminderung der Messqualität bei. 143 6 Anwendung der entwickelten Theorien in der Praxis 6.1 Feldmessung und Datenaufbereitung Um trotz all dieser Störungen die Qualität der Messdaten zu erhöhen, werden Messdaten geglättet. Der in der Datenaufbereitung häufig angewendete Tiefpassfilter kommt nicht zum Einsatz, da es sich hier nicht um zeitliche oder periodische Messdaten, sondern örtliche Messdaten handelt. Ein einfaches Glättungsverfahren mit gleitendem Durchschnitt wird angewendet. Jedoch ist zu beachten, dass eine zu starke Glättung den Verlust bzw. die Abschwächung von Bruchsignale hervorrufen kann. Die Glättungsbreite soll deutlich kleiner als die übliche Bewehrungstiefe sein, weil der Polabstand von Bruchsignalen etwa der Bruchtiefe entspricht. Daher ist die Glättungsbreite von 4 oder 5 cm optimal. Bz ( xi , y j ) = n n ∑∑ k =− n l =− n Bz ( xi − k , y j −l ) ( 2n + 1) 2 (6-1) n = Glättungsbreite Abb. 6-2 Messbild vor dem Glätten (links) und nach dem Glätten (rechts) 144 6 Anwendung der entwickelten Theorien in der Praxis 6.2 Lokalisierung von Bewehrungen 6.2 Lokalisierung von Bewehrungen Ein großer Vorteil des RM-Verfahrens ist, dass das Verfahren keine Vorortung von Stahlbeton- und Spannbetonbewehrung erfordert. Das Verfahren kann selbst zur Lokalisierung von Bewehrungen angewendet werden. Die Position von Bewehrungen kann anhand der bildlichen Darstellung von Messwerten einfach bestimmt werden. Nach der Formel (3-102) weisen die Bereiche, die unmittelbar unter den Spulen liegen, eine viel größere magnetische Flussdichte auf. Entlang der Bewehrung ist Bz maximal. Bz ( x, y, z ) = − BR , S ⋅ z ⋅ d 2 16 4 ∑ i =1 ±1 ⎡⎣ x 2 + ( y − yi )2 + z 2 ⎤⎦ 3/ 2 (3-102) ∂Bz ( x, y, z ) 3BR zd 2 x = =0 ∂x 16 ⎡ x 2 + ( y − yi ) 2 + z 2 ⎤ ⎣ ⎦ Bz , max = Bz ( 0, y, z ) (6-2) Abb. 6-3 Lokalisierung von Spanngliedern 145 6 Anwendung der entwickelten Theorien in der Praxis 6.2 Lokalisierung von Bewehrungen Zuerst werden die lokalen Extrempunkte in x-Richtung bestimmt (gelbe Kreise in Abb. 6-3). Angenommen der Verlauf einer Bewehrung sei y = ax + b , dann können die Unbekannten a, b durch die diskrete Approximation mit der Methode der kleinsten Quadrate wie folgt bestimmt werden. Aus a, b ergeben sich die Spanngliedverläufe (gelbe Linien). ⎛ m ⎞ ⎛ m ⎞⎛ m ⎞ m ⎜ ∑ xi yi ⎟ − ⎜ ∑ xi ⎟⎜ ∑ yi ⎟ ⎠ ⎝ i =1 ⎠⎝ i =1 ⎠ a = ⎝ i =1 2 m m ⎛ ⎞ 2⎞ ⎛ m ⎜ ∑ xi ⎟ − ⎜ ∑ xi ⎟ ⎝ i =1 ⎠ ⎝ i =1 ⎠ ⎛ m 2 ⎞⎛ m ⎞ ⎛ m ⎞⎛ m ⎞ − x y x y ⎜ ∑ i ⎟⎜ ∑ i ⎟ ⎜ ∑ i i ⎟⎜ ∑ xi ⎟ ⎠⎝ i =1 ⎠ b = ⎝ i =1 ⎠⎝ i =1 ⎠ ⎝ i =1 2 m m ⎛ ⎞ 2⎞ ⎛ m ⎜ ∑ xi ⎟ − ⎜ ∑ xi ⎟ ⎝ i =1 ⎠ ⎝ i =1 ⎠ ( xi , yi ) (6-3) i = 1,.., m : Koordinaten der Extrempunkte Wenn dicke Spannglieder unter Stahlbetonbewehrungen liegen, wird die Remanenz dieser Stahlbetonbewehrungen schwächer, weil ein entmagnetisierendes Feld um die Spannglieder entsteht. Aus diesem Grund ist die Lokalisierung von Stahlbetonbewehrungen in Spannbetonplatten schwieriger als in Stahlbetonplatten (siehe Abb. A-9). Als nächstes wird die Tiefe der Bewehrungen ermittelt. Zur Ermittlung der Bewehrungstiefe wird die Formel (3-118) angewendet. Da mehrere Bewehrungen parallel zueinander verlaufen, kann die Bewehrungstiefe durch iterative Berechnung (siehe Abb. 3-57) bestimmt werden. In Abb. 6-4 sind die ermittelten Tiefen von Spannglied 17 bis Spannglied 22 gezeigt. Nach stichprobenartiger Tiefenmessung liegen die Bewehrungen zwischen 9 bis 12 cm unterhalb der Sensoren. Daher lässt sich die Bewehrungstiefe durch den Algorithmus in Abb. 3-57 ausreichend genau bestimmen. Die Tiefen vom ersten und letzten Spannglied im Messfeld weisen relativ große Fehler auf, weil deren Nachbarspannglied kein gegenüberliegendes Spannglied, welches den Fehler ausgleicht, besitzt (siehe Formel (3-118)). 146 6 Anwendung der entwickelten Theorien in der Praxis 6.2 Lokalisierung von Bewehrungen 10 cm 10 cm 11 cm 10 cm 11,5 cm Abb. 6-4 Tiefenermittlung von Spanngliedern 147 10 cm 6 Anwendung der entwickelten Theorien in der Praxis 6.3 Zustandsanalyse von Bewehrungen 6.3 Zustandsanalyse von Bewehrungen Es handelt sich hier um die Ermittlung des Querschnitts von Bewehrungen und die Ortung der Querschnittsabminderung infolge von Brüchen oder Korrosion. Der Querschnitt von Bewehrungen ist in statischer Hinsicht von großer Bedeutung. Bei der Abschätzung der Traglast von bestehenden Bauwerken soll vorhandene Bewehrung sowohl nach auf ihre Lage als auch ihren Querschnitt überprüft werden. Die Gefahr von Brüchen und Korrosion an Spannbewehrungen wurde bereits in Kapitel 1.1 erwähnt. Zur Bestimmung des Querschnitts wurden analytische Formeln in Kapitel 3.2.4.3 entwickelt. Aufgrund der reziproken Beziehung zwischen dem Querschnitt und der Remanenz sollte die Remanenz von Bewehrungen vorher bekannt sein. Die Remanenz von Bewehrungen wurde durch Laborversuche empirisch ermittelt [31]. Nach der Formel (3-102), (6-3) ist die maximale Flussdichte am P(0, 0, z ) Bz , max = BR d 2 16 z 2 (6-4) Nach der Methode der kleinsten Quadrate kann BR in Abhängigkeit von der Stromstärke ermittelt werden. Bz , max ,i , di , zi sind Tabelle A-4 zu entnehmen. 2 ⎛ B d2 ⎞ R2 = ∑ ⎜ Bz ,max ,i − R 2i ⎟ ⇒ min 16 zi ⎠ i ⎝ ⎞ d2 ⎛ d2 ∂R2 = 2∑ i 2 ⎜ Bz , max ,i − i 2 ⋅ BR ⎟ = 0 16 zi ∂BR i 16 zi ⎝ ⎠ (6-5) Die Remanenz, unabhängig von dem Durchmesser und der Messtiefe von Bewehrungen, wurde in Abhängigkeit von der Stromstärke ermittelt (Tabelle 6-1). Stromstärke BR 14,3 A 0,87 T 25,0 A 0,96 T 50,0 A 1,01 T Tabelle 6-1 Remanenz von Bewehrungen in Abhängigkeit von der Stromstärke 148 6 Anwendung der entwickelten Theorien in der Praxis 6.3 Zustandsanalyse von Bewehrungen Wie in Tabelle 6-1 zu sehen ist, verändert sich die Remanenz BR in Abhängigkeit von der Stromstärke kaum. Jedoch kann der Verlauf der Remanenz entlang der Bewehrungsachse mit zunehmender Stromstärke flacher werden, weil die magnetische Flussdichte By des magnetisierenden Felds in der Mitte immer größer wird (siehe 84). Der Querschnitt der Spannglieder in Abb. 6-4 wird mithilfe (6-4) ermittelt. 14 mm 12 mm 11 mm 13 mm 14 mm 12 mm Abb. 6-5 Ermittelte Durchmesser von Spanngliedern Der tatsächliche Durchmesser des Spannglieds beträgt 23 mm. Die ermittelten Durchmesser in Abb. 6-5 weisen große Fehler auf. Diese Fehler sind auf den Abschirmeffekt des Hüllrohrs zurückzuführen. Brüche zeigen sich auf Magnetbildern als Querschnittsabminderung. Bruchsignale verlaufen entlang der Bewehrungsachse. Die Bruchsignalstärke variiert je nach der Bruchtiefe, Bruchfläche und Rissbreite (siehe Seite 100). Wenn es sich um einen Einzelbruch handelt, entspricht der Polabstand etwa der Bruchtiefe. Brüche am Randbereich sind aufgrund der starken Veränderung der 149 6 Anwendung der entwickelten Theorien in der Praxis 6.3 Zustandsanalyse von Bewehrungen magnetischen Flussdichte deutlich schwieriger erkennbar als Brüche im Mittelbereich [27]. Abb. 6-6 Bruchsignale an Spanngliedern Abb. 6-7 Bz-Verlauf von Brüchen 150 6 Anwendung der entwickelten Theorien in der Praxis 6.3 Zustandsanalyse von Bewehrungen Die Brüche an den Spanngliedern Nr. 45, 46, 47 (Abb. 6-6) sind deutlich erkennbar auf dem Magnetbild. Da es sich hierbei um einen Staffelbruch handelt, enthalten Bz -Verläufe der Spannglieder eine längere Bruchsignalbreite (Abb. 6-7). Um Bruchsignale und Stahlbetonbewehrungen hervorzuheben, werden Signale von Spanngliedern aus dem Magnetbild bereinigt. Ideale Verläufe von Spanngliedern werden mithilfe der analytischen Formel (3-102) und der Tscherbyschew-Polynome bestimmt. Abb. 6-8 Brüche im spanngliedbereinigten Magnetbild Durch die Bereinigung von Spanngliedsignalen können Brüche und Stahlbetonbewehrungen und deren Unstetigkeiten viel deutlicher erkannt werden (siehe Abb. A-11). 151 6 Anwendung der entwickelten Theorien in der Praxis 6.4 Zusammenfassung 6.4 Zusammenfassung Für komplexe Randbedingungen, wie einer Vielzahl von Bewehrungen, ihrer Geometrie oder wirtschaftlicher und verkehrstechnischer Zwangssituationen, erfordert die Anwendung der analytisch entwickelten Theorien eine Anpassung hinsichtlich der Messvorgänge, der Datenaufbereitung und der Analyse. Die in Kapitel 3 entwickelten Theorien dienen nicht zum exakten Berechnen des Magnetfelds – welches in der Praxis kaum möglich ist, sondern drmöglichen eine rationale und ingenieurmäßige Anwendung des RM-Verfahrens. Während der Anwendung der Theorien in den praktischen Feldmessungen lassen sich folgende Aussagen zusammenfassen. Um das Remanenzfeld während der Magnetisierungsfahrt messen zu können, sollte der Rotationsscanner einen ausreichend großen Abstand von min. 3 m zum Großmagnet halten. Durch eine einfache Glättung von Messwerten werden die Messergebnisse deutlich rauschärmer und besser auswertbar. Die Glättungsbreite sollte kleiner als die Tiefe der zu untersuchenden Bewehrungen sein, somit wird die Veränderung wichtiger Signale reduziert. Die Wechselwirkung zwischen Stahlbeton- und Spannbetonbewehrungen erschwert die Lokalisierung von Bewehrungen. Durch mathematische Approximationsverfahren lassen sich Bewehrungen anhand des Magnetbilds gut orten. Ermittelte Tiefen von Bewehrungen stimmen mit wirklichen Werten gut überein. Zur Ermittlung der Tiefen finden analytische Formeln Anwendung. Der Querschnitt von Bewehrungen kann mithilfe analytischer Formeln ermittelt werden. Dies setzt die Versuchswerte für die Remanenz voraus. Die Bewehrungstiefe sollte vorher bekannt sein. Jedoch üben die in der Praxis vorhandenen Störeffekte eine erhebliche Wirkung auf den ermittelten Querschnittswert aus. Große Brüche an Bewehrungen lassen sich auf dem Magnetbild visuell leicht erkennen. Zur Ortung kleiner Brüche werden theoretische und geometrische 152 6 Anwendung der entwickelten Theorien in der Praxis 6.4 Zusammenfassung Merkmale von Brüchen ausgenutzt. Zur Verbesserung der Sichtbarkeit von Signalen können Spannglieder aus dem Magnetbild mathematisch bereinigt werden. Die Spanngliedsbereinigung erfolgt durch die Kombination der entwickelten Theorien mit der polynomischen Approximation. Durch diese Signalverarbeitung werden die Signale von Stahlbetonbewehrungen sowie deren Veränderungen und Brüche deutlich herausgehoben. 153 7 Schlussfolgerung 7 Schlussfolgerung Im Rahmen dieser Dissertation werden magnetostatische Feldtheorien für das Remanenzmagnetismus-Verfahren angewendet und weiter entwickelt. Dabei wurde der Ansatz des magnetischen Monopols aufgestellt. Zugehörige Theorien für diesen Ansatz werden entwickelt und mit herkömmlichen Feldtheorien verglichen. Durch diese Theorien konnten das vom Großmagneten erzeugte Magnetfeld, die Remanenz von Bewehrungen und deren Magnetfeld relativ einfach analytisch ermittelt werden. Anhand dieser Theorien wurden Formeln zur Bestimmung der Lage, Tiefe und Querschnittsfläche von Bewehrungen gefunden und die Charakteristik von Brüchen untersucht. Die theoretischen Formeln wurden zuerst den Ergebnissen aus der FEMAnalyse gegenübergestellt. Für übliche Messtiefen stimmen die theoretischen Formeln für das magnetisierende Feld mit den FEM-Ergebnissen sehr gut überein. Die Formeln zur Lokalisierung und Zustandsanalyse von Bewehrungen erweisen sich als annähernd übereinstimmend zur FEM-Analyse. Die entwickelten Theorien wurden mit Ergebnissen aus Laborversuchen verglichen und bewertet. Die Formel zur Ermittlung des magnetisierenden Felds aus dem Großmagneten liefert eine gute Näherungslösung. Das Magnetfeld um magnetisierte Bewehrungen kann theoretisch relativ genau nachgebildet werden. Dazu soll der Remanenzzustand von Bewehrungen entsprechend modifiziert werden. Einzelbrüche weisen ein erwartetes Tiefen-Signalbreite-Verhältnis aus den Theorien auf. Die Erkennbarkeit der Einzelbrüche hängt von der Bruchposition ab. Die entwickelten Theorien wurden in praktischen Feldmessungen angewendet. Komplexe Randbedingungen beeinträchtigen die Qualität von Messergebnissen. Durch einfache mathematische Glättung kann das Rauschen aus erfassten Magnetbildern eliminiert werden. Die Lage, Tiefe und der Durchmesser von Bewehrungen können mithilfe der Theorien ermittelt werden. Bruchsignale können durch ihre physikalischen und geometrischen Merkmale gut erkannt werden. Durch Bereinigung von Spanngliedsignalen heben sich Bewehrungen und Brüche deutlicher hervor. Daher verbessert die Anwendung der entwickelten Theorien die Aussagekraft und Analysengenauigkeit des RM-Verfahrens mit 154 7 Schlussfolgerung dem Großmagneten und Rotationsscanner deutlich. 155 8 Wissenschaftlicher Ausblick des RM-Verfahrens 8 Wissenschaftlicher Ausblick des RM-Verfahrens Die Theorie für den Ansatz magnetischer Ladung kann noch weiter entwickelt werden. In dieser Dissertation wurde der Schwerpunkt bei der Theorieentwicklung auf den Großmagneten und gerade Bewehrungen gelegt. Die Modellierungsmethode magnetische Ladungen eines kann magnetisierten noch erforscht Volumenkörpers werden. Aufgrund durch der hysteresischen Eigenschaften von Stahl ist die genaue Berechnung des Remanenzzustands von Stahl sehr schwierig. Allerdings sind kaum anwendbare Daten für magnetische Eigenschaften von Baustahlsorten bekannt. Die Neumagnetisierungskurve sowie das Be- und Entmagnetisierungsverhalten von Baustahl sollten noch genauer untersucht werden. Die neu entwickelten Theorien sollten durch eine höhere Anzahl von Feldmessungen erprobt werden. Auch das RM-Verfahren kann verfahrenstechnisch noch verbessert werden. Der Rotationsscanner definiert die Messgeschwindigkeit. Durch die Verbesserung des Scannverfahrens kann die Felderfassung schneller erfolgen, damit Fahrspuren wesentlich kürzer gesperrt werden müssen. Das bedeutet leichte und breite Einsetzbarkeit, hohe Flexibilität und Wirtschaftlichkeit. Außerdem können Magnetisierungsvorgänge optimiert werden, um Störsignale bereits in der Messphase zu minimieren. Das Einsatzgebiet des RM-Verfahrens kann erweitert werden. Korrosionsstellen an Bewehrungen können in der Form der Querschnittsabminderung detektiert werden. Dafür ist eine weitere theoretische, verfahrenstechnische und softwaretechnische Entwicklung erforderlich. Mit dem RM-Verfahren kann die Bestandsaufnahme von Bewehrungen in Bauwerken durchgeführt werden. Dies trägt zur Qualitätssicherung von Neubauten oder zur Abschätzung der Tragfähigkeit von Altbauten bei [15]. 156 Literatur Literatur [1] Vollenschaar, Dieter (Hrsg.): Wendehorst Baustoffkunde, 26.Aufl. Hannover: Primedia Th. Schäfer GmbH, S 399 [2] Avak, Goris: Stahlbetonbau aktuell – Handbuch 2003, 1.Aufl. Berlin: Bauwerksverlag, 2003, S F8 [3] Krüger, Wolfgang; Mertsch, Olaf: Spannbetonbau-Praxis, Berlin: Bauwerkverlag 2003, S 1 [4] International Symposium: Non-Destructive Testing in Civil Engineering (NDTCE): Berlin, BB48.1, Deutsche Gesellschaft für Zerstörungsfreie Prüfung e.V., 1995, S 5 [5] Schneck, Ulrich: Qualifizierte Korrosionsuntersuchungen an Stahlbetonbauwerken. 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A-1 Neumagnetisierungskurve von Reineisen nach ANSYS Workbench 2 1,8 B [T] 1,6 1,4 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 0 2 4 6 8 10 12 Baustahl St 37k Probenform: Blech; Messung: Wechselfeld Abb. A-2 B-H-Kennlinie (Neukurve) 163 14 16 18 20 H [kA/m] Anhang B [T] 2,5 2 1,5 1 0,5 0 -40 -30 -20 -10 0 10 20 -0,5 -1 -1,5 -2 -2,5 Baustahl St 37k Probenform: Blech; Messung: Wechselfeld Abb. A-3 B-H-Kurve des Baustahls Abb. A-4 Reduziertes FEM-Modell für ANSYS 164 30 40 H [kA/m] Anhang Abb. A-5 Magnetische Flussdichte Bz um einer gebrochener Bewehrung Abb. A-6 Bz in unterschiedlichen Tiefen unter dem Großmagnet bei I=14,3 A 165 Anhang Abb. A-7 Bz in unterschiedlichen Tiefen unter dem Großmagnet bei I=25 A Abb. A-8 Bz in unterschiedlichen Tiefen unter dem Großmagnet bei I=150 A 166 Anhang Stahlbetonbewehrung Spannglied Abb. A-9 Lokalisierung von Bewehrungen Abb. A-10 Idealkurve für Spannglieder 167 Anhang Abb. A-11 Spanngliedunbereinigtes Bild (rechts), bereinigtes Bild (links) 168