2. Projekttag Führung durch das Rheinische Landesmuseum und dessen Werkstätten Zunächst führte uns Herr Prof. Clemens durch die Ausstellungsräume des Rheinischen Landesmuseums (RLM), das unweit unserer Schule gelegen ist. Am Stadtmodell erläuterte er uns ausführlich die Geschichte des antiken Trier: Nach der Stadtgründung in der augusteischen Zeit um 18/17 v. Chr. wuchs Trier während der Kaiserzeit stetig, da es ein wichtiges Finanzverwaltungszentrum war, was Kaufleute anzog. Im 2. Jh. erhielt Trier eine Stadtmauer, die 6,4 km lang war und 265 ha umschloss. In dieser Mauer befanden sich mehrere Tore: im Norden die Porta Nigra, im Süden (dem heutigen Heiligkreuz) die Porta Alba und ein weiteres Tor, im Osten ein Zugang durch das Amphitheater, im Westen ein Tor an der Römerbrücke, jedoch – anders als im Modell dargestellt – auf der hiesigen Moselseite. Bis zum 4. Jh. dehnte sich der Kernbereich der Stadt bis an die Mauer aus, wobei das geplante Stadtbild aus “Insulae“ 1 bestand, das heißt quadratischen Häuserblöcken in einem rechtwinkligen Straßenraster. Dieses Straßenraster ist im Südteil der Stadt noch heute teilweise zu erkennen, da dieser Teil der Stadt im Mittelalter nicht mehr innerhalb der Stadtmauer lag und deshalb nicht von neuem überbaut wurde. Im antiken Trier gab es viele öffentliche Gebäude, z. B. das Forum im Bereich der heutigen Neustraße. Dieses bildete ein administratives und wirtschaftliches Zentrum, welches große unterirdische Lagerräume und eine riesige überdachte Markthalle besaß. Auch zu erwähnen sind Thermenanlagen, wie z. B. die Viehmarktthermen oder die Barbarathermen, die multifunktional als Sportplatz, Bibliothek, Küche, Bordell und Badeanlage genutzt wurden. Anzumerken ist, dass die Viehmarktthermen ursprünglich Verwaltungsanlagen waren, und die Kaiserthermen aus spätrömischer Zeit stammen, sodass man sich heute nicht sicher ist, ob letztere je genutzt wurden. Ein weiteres eindrucksvolles Bauwerk war die von riesigen Hofanlagen umgebene Palastaula, die auch teilweise zur kaiserlichen Verwaltung genutzt wurden. Weitere öffentliche Gebäude waren die Spielstätten (Zirkus und Amphitheater) 2 und der Kirchenkomplex, aus dem sich dann später der Dom entwickelte. In der Nähe des Amphitheaters gab es einen Kultbezirk, in dem auch ein eindrucksvoller Tempel stand, der nach heutigem Wissen keiner einzelnen Gottheit zuzuordnen ist. Dort wurden keltische und östliche Götter, die einen römischen Namen bekommen hatten, und damit in den römischen Götterhimmel aufgenommen wurden, aber auch römische Götter verehrt. Die Einwohnerzahl Triers im 4. Jh. betrug vermutlich 30 000 bis 40 000 – eine enorme Zahl im Vergleich zu anderen Städten. Nach dem Untergang des Römischen Reiches und der Völkerwanderung, die auch vier Stadtplünderungen einschloss, betrug die Einwohnerzahl Triers nur noch ungefähr 2 000. Es gibt Vermutungen dass in Trier noch weitere Großanlagen ausgegraben werden könnten, wie zum Beispiel eine Hafenanlage, die heute wahrscheinlich unter der Moseluferstraße liegt, oder ein noch nicht entdecktes und im Stadtbezirk vermutetes Theater. 3 Herr Prof. Clemens erklärte uns auch einiges über Grabsteine, deren Inschriften und deren Bedeutungen am Beispiel von in Sankt Maximin gefundenen christlichen Grabsteinen. Auf den Grabsteinen reicher Christen stand oft der Name des Verstorbenen, sein genaues Alter, außerdem waren darauf christliche Symbole zu finden und der Satz: „Hier ruht in Frieden...“, natürlich in Latein. Auf manchen war sogar die Arbeit und die Abstammung des Verstorbenen, wie auch der Name des Steinmetzes zu finden. Besonders beeindruckt hat mich der Trierische Goldschatz, den wir im Münzkabinett des RLM bewundern durften. Er wurde von einem Privatmann geborgen, der ihn dann für eine Abfindung, die er im Nachhinein noch mit dem Mutterhaus teilen musste, dem RLM übergab. Dieser Goldschatz besteht aus ungefähr 2 600 Goldmünzen, von denen die ältesten aus neronischer Zeit, die jüngsten aus den Jahren 196/167 n. Chr., einer Zeit des Bürgerkrieges, stammen. Die neronischen Münzen haben heute einen Wert von je etwa 900 Euro, die Münzen aus der Zeit des Bürgerkriegs kann man wohl mit je 30 000 – 35 000 Euro veranschlagen. 4 Herr Prof. Clemens erklärte uns, dass Trier im 3. Jh. zu einer von insgesamt zwölf römischen Münzprägestätten wurde. Münzen aus Trier sind daran zu erkennen, dass auf der Rückseite unter der Bilddarstellung das Kürzel TR für Treveris steht. Der zweite Teil dieses Vormittages war den Werkstätten des RLM gewidmet, in denen die Grabungsfunde ausgewertet und restauriert werden. Herr Eiden, der Leiter der Werkstätten, schenkte uns eine ausführliche Führung durch jede einzelne Abteilung: Metalle, Glas, Keramik, Mosaike und Wandmalereien. Zunächst erläuterte er uns das Prinzip der Blockbergung, mit deren Hilfe auch sehr fragile Funde in ihrer Gesamtheit geschützt werden können. Die Blockbergung funktioniert im Prinzip so, dass halb ausgegrabene Gegenstände mit umliegendem Erdreich eingegipst und später im Labor geröntgt werden. Gerade Eisen muss nämlich nach dem Fund sehr schnell konserviert werden, da es schon zwei bis drei Wochen nach der Bergung durch die Reaktion mit Sauerstoff „explodiert“. 5 Bei der Glasrestaurierung muss man aus einem Haufen Glasscherben die Ursprungsform des Glases bilden, die dann mit sogenannten Omegaklemmen (Klemmen mit der Form eines kleinen Omegas) zusammengehalten, dann geklebt wird. Später werden fehlende Scherben nachgeformt, eingesetzt und der Farbe des Glases entsprechend koloriert. Im Unterschied dazu hat die Restaurierung von Keramiken die zusätzliche Schwierigkeit, dass oft mehrere verschiedene Behältnisse ineinander gestellt waren und so Scherben verschiedener Gefäße vermischt sein können. Eine weitere Schwierigkeit bildet manchmal die Konsistenz mancher Gefäße, die dann so weich ist, dass das Material bei Reinigung mit Wasser wie Erde davongespült werden würde. Die letzte von uns besuchte Abteilung war die der Mosaikeund Wandmalereien. Hier wurde uns dargelegt, dass zu deren Restaurierung ein kompliziertes Verfahren von Nöten ist. Die Mosaike oder Wandmalereien müssen am Fundort mithilfe von Kleber und besonderen Textilien vom Putz gelöst und auf einer stabilisierenden Platte befestigt werden. Danach werden sie in die Werkstätten gebracht, wo Kleber und Nesselstoff (Textilien) entfernt werden. Dann wird das Fundstück auf 6 einer sehr leichten und stabilen Unterlage aus Flugzeugaluminium fixiert. Dieser Projekttag hat uns eindrucksvoll die Stadtentwicklung Triers in der Antike und vor allem die Arbeit eines Restaurators näher gebracht, was uns sicherlich dazu veranlasst, noch öfter das vor unserer „schulischen Haustür“ liegende Rheinische Landesmuseum zu besuchen. Tim Heib, Klasse 10b 7