für den Leser zugängliche Weise zu verdeutlichen. Zum andern war ihm daran gelegen zu klären, welche Aspekte der Phänomene, der Kunst, des Schönen, des ästhetischen Erlebnisses durch die Hintergrundtheorien erschlossen und welche möglicherweise durch sie verdeckt werden. Die historische Darstellung will hier mehr sein als nur die Wiedergabe von Lehrmeinungen, sondern bleibt auf die Frage nach dem sachlichen Recht oder jedenfalls nach dem Gewinn der jeweiligen Phänomenbeschreibungen gerichtet. In dieser Beziehung folgt der Autor seinem Heidelberger Lehrer H.-G. Gadamer. So sieht der Autor, um ein Beispiel zu geben, die intellektualisierende Tendenz der überaus einflussreichen platonisierenden Kunsttheorien nicht nur als Ausdruck ideologischer, religiöser oder moralischer ‚sinnlichkeitsfeindlicher‘ Vorentscheidungen. Vielmehr versucht er, in den Kapitel über Plotin und Augustinus plausibel zu machen, dass die Weichenstellung dieser mächtigen Tradition auch auf begriffliche Unklarheiten und auf die Verzeichnung der Phänomene zurückweist; etwa auf einen ungenügenden Begriff des Sehens und Hörens. Ähnliches gilt auch für die Kontroversen um das religiöse Bild, die – wie zu zeigen versucht wird – nicht nur religiöse und politische Gründe haben, sondern auch auf einem unzureichenden Verständnis des Wesens der Symbolbeziehung beruhen, also spezifisch philosophische Gründe haben.– Natürlich ist sich der Autor der Gefahr des Anachronismus bewusst, wenn man versucht, neuere Einsichten in die Struktur der Phänomene kritisch gegen die Überlieferung zu wenden. Doch sollte man überlieferte Auffassungen, in den Grenzen des Möglichen, auch als Aufforderungen und Anregungen zum Weiterdenken verstehen, will man nicht bei einer bloßen Übersicht über Meinungen stehen bleiben. Von solchen Übersichten, deren Recht und Unentbehrlichkeit keineswegs bestritten werden soll, unterscheidet sich dieses Buch durch die Verbindung von historischer Orientierung mit der Verständigung über die Plausibilität und den deskriptiven Wert einer Betrachtungsweise. An zahlreichen Fronten, etwa mit Bezug auf die pythagoräische (numerische) Schönheitsauffassung, im Blick auf Kants Ästhetik, auf den Begriff des Kunstwerks, des ästhetischen Fortschrittsdenkens (Adorno) und der Moderne usw., steht für den Verfasser die kritische Auseinandersetzung über die Sache im Vordergrund. Ausgangspunkt des Autors ist die Geschichte der neueren Philosophie – die Ästhetik im engen Sinne ist ja ein Produkt der Neuzeit. Doch sah sich der Autor durch die Natur der Sache genötigt, über die rigiden Grenzziehungen zwischen den Epochen hinauszugehen und auf Antike und Mittelalter zurückzugreifen. Es schien ihm notwendig und reizvoll, Vorformen von Annahmen, die als spezifisch neuzeitlich gelten, in vormodernen Traditionen aufzusuchen und den zahlreichen Bezugnahmen neuzeitlicher Autoren auf die klassische Überlieferung nachzugehen, etwa der Affinität zwischen Hegel und dem Neuplatonismus. Soweit die Bemerkungen zur methodischen und literarischen Haltung, die in diesem Buch leitend ist. Nun noch einige Bemerkungen zur Struktur des Ganzen. Eingangs war von dem Panorama und der geschichtlichen Landschaft die Rede. Hier sei die Hauptroute skizziert, die durch dieses Gelände führt. Das Buch beginnt mit Platos Angriff auf die darstellenden, die mimetischen Künste, der im Zeichen eines neuen, verinnerlichten, ethischen Schönheitsbegriffs geführt wird und einen konkreten politischen Hintergrund hat, der in der Analyse des Orest von Euripides sichtbar wird (Kap. I und II). Mit Plato ist eine ganze Reihe von miteinander verknüpften Motiven angeschlagen: das Verhältnis von Kunst,