076_116_BIOsp_0114_0114 31.01.14 13:13 Seite 106 106 KA R RIE R E , KÖP FE & KON Z EPTE Boehringer Ingelheim Fonds 30 Jahre Nachwuchsförderung JÜRGEN LÖSCH BOEHRINGER INGELHEIM FONDS, MAINZ Mit über 700 Bewerbungen verzeichnete der Boehringer Ingelheim Fonds (BIF) im Jahr 2013 – 30 Jahre nach seiner Gründung – einen Rekord. Die Stiftung für medizinische Grundlagenforschung wurde 1983 von den Holdinggesellschaften des Unternehmensverbandes Boehringer Ingelheim als eigenständige, gemeinnützige Stiftung zur Förderung biomedizinischer Grundlagenforschung gegründet. © Springer-Verlag 2014 ó Das Team der Stiftung fördert mit jährlich rund fünf Millionen Euro exzellente Nachwuchsforscher/innen im Bereich der Biowissenschaften mit einem Betreuungspaket, das neben dem monatlichen Stipendium die Teilnahme an einem internationalen Netzwerk und ein Angebot an Seminaren beinhaltet. Viel Wert legen die BIF-Organisatoren auf die persönliche Betreuung ihrer Stipendiaten. Schwerpunkte der Stiftungsarbeit sind dabei Doktoranden-Stipendien. Im Auswahlprozess bewertet ein Kuratorium die Leistung zum Zeitpunkt der Bewerbung sowie die Originalität und wissenschaftliche Qualität ihres Projekts und des Labors, in dem sie forschen wollen. 50 Bewerber/innen werden jährlich ausgewählt. Renommierte Forschungsförderung Was 1983 als kleine Eliteförderung begann, ist zu einem lebendigen, internationalen Netzwerk von mehr als 1.200 Stipendiaten und Ehemaligen gewachsen. Die Zahl der Bewerbernationalitäten steigt seit Jahren (mittlerweile 116). Der BIF fördert fortlaufend rund 120 Doktorand/innen, von denen 60 Prozent außerhalb Deutschlands forschen, mit Schwerpunkten in den USA, der Schweiz und Großbritannien. Den Erfolg seiner Förderung misst der BIF auch daran, welche Rolle die Stipendiaten im Laufe ihrer akademischen Laufbahn in den Wissenschaftsdisziplinen spielen. Unter den Alumni sind viele anerkannte Wissenschaftler/innen in weltweit führenden Forschungsinstitutionen, darunter rund 170 Professor/innen und 90 Gruppenleiter/innen. Fünf Ehemalige erhielten den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis. Beispiele erfolgreicher, vom BIF geförderter Wissenschafter sind Konrad Hochedlinger (Center for Regenerative Medicine am Massachusetts General Hospital, Cambridge, USA) und Maria Hondele (LMU München). Der Stammzellforscher Hochedlinger verwandelte mit genetischen Methoden spezialisierte, ausgereifte Körperzellen zurück in unreife Stammzellen – ein neuer Ansatz zum therapeutischen Klonen körpereigenen Gewebes. Die Biochemikerin Maria Hondele konnte im Rahmen ihrer vom BIF geförderten Doktorarbeit erstmals die Kristallstruktur des Histon-Chaperons FACT (facilitates chromatin transcription) abbilden, während es an ein Histon-Dimer gebunden ist. In ihrer in Nature veröffentlichten Arbeit postulieren Hondele und Koautoren einen Mechanismus, wie die Information der Erbsubstanz in eine Aminosäuresequenz eines Proteins übersetzt werden kann, während die DNA um ein Nukleosom gewickelt ist [1]. Dies trägt zum Verständnis bei, wie die Erbsubstanz höherer Organismen ihre Aufgaben erfüllt. Auch wenn der BIF noch keinen Nobelpreisträger vorzuweisen hat, so fußten die Arbeiten des Nobelpreisträgers für Chemie 2009, Venkatraman Ramakrishnan, u. a. auf der Doktorarbeit seines Mitarbeiters James Ogle, eines BIF-Stipendiaten. Die Titisee-Konferenzen „Klein, aber fein“ ist das Motto der zweimal jährlich vom BIF organisierten Internationalen Titisee-Konferenzen. Dort treffen sich rund 60 weltweit anerkannte Wissenschaftler/ innen, um aktuelle Ergebnisse und Entwicklungen in den Lebenswissenschaften zu diskutieren. Die Zukunft des BIF bleibt die Förderung der Grundlagenforschung. ó Literatur [1] Hondele M, Stuwe T, Hassler M et al. (2013) Structural basis of histone H2A–H2B recognition by the essential chaperone FACT. Nature 499:111–114 Jürgen Lösch und Kirsten Achenbach Korrespondenzadresse: Kirsten Achenbach Boehringer Ingelheim Fonds (BIF) Schusterstraße 46–48 D-55116 Mainz Tel.: 06131-27508-16 Fax: 06131-27508-11 [email protected] www.bifonds.de ˚ Die Teilnehmer des BIF-Sommerseminars in Hirschegg während einer gemeinsamen zweitägigen Bergtour. Foto: Alexander Meyer. BIOspektrum | 01.14 | 20. Jahrgang