PRESSEINFORMATION LIEBENS SIEBEN Sieben besondere Empfehlungen des Intendanten Christoph Lieben-Seutter zur Saison 2017/18 für Konzerte im Großen Saal der Elbphilharmonie ZUR SAISONERÖFFNUNG: TANZ DEN BACH Die Saison beginnt mit einer spektakulären neuen Arbeit der belgischen Choreografin und Tänzerin Anna Teresa de Keersmaeker zu Musik von Bach und Kurtág: »Bach. Cellosuiten (AT)« nennt sie ihre Bühnenfassung der sechs Suiten für Violoncello solo, die wenige Tage zuvor bei der Ruhrtriennale ihre Uraufführung erlebt. Vier Tänzerinnen und Tänzer ihrer Compagnie Rosas sind dabei, zudem tanzt sie selbst. Die Musik spielt Jean-Guihen Queyras, der sein Instrument mit Eleganz und französischer Leichtigkeit zum Singen bringt. Zwischen einzelne Sätze der Bach-Suiten haben die beiden Musik des zeitgenössischen ungarischen Komponisten György Kurtág montiert. Nach Sasha Waltz‘ choreografischer Erkundung der Foyers Anfang Januar ist dies die zweite Tanzperformance einer herausragenden Choreografin in der Elbphilharmonie. (3. September) FRIEDRICH CERHA: »SPIEGEL« Der Wiener Komponist Friedrich Cerha ist hierzulande vor allem durch seine Vervollständigung des 3. Akts von Alban Bergs Oper »Lulu« bekannt geworden. Dabei ist sein eigenes kompositorisches Schaffen mindestens ebenso bedeutend. Cerha ist der Doyen der österreichischen Musikszene. Von Kollegen wie Pierre Boulez oder György Ligeti hoch geschätzt, hat er als Komponist, Dirigent und Ensembleleiter das Wiener Musikleben über Jahrzehnte geprägt. Seine Kompositionen werden weltweit aufgeführt. Der aus sieben Teilen bestehende Zyklus »Spiegel« (1960/61) gilt als eine der ersten Klangflächenkompositionen. Inhaltlich von dem Spannungsverhältnis zwischen dem Einzelnen und der Masse geprägt, hat das Werk bis heute nichts an Faszination eingebüßt. Trotz seiner musikgeschichtlichen Bedeutung wird der gesamte Zyklus nur sehr selten aufgeführt. (4. September) BARBARA HANNIGAN SINGT – UND DIRIGIERT Was für eine phänomenal gute Sängerin und Schauspielerin Barbara Hannigan ist, davon konnte sich das Publikum in Hamburg zuletzt in der Staatsoper bei Alban Bergs »Lulu« in der Regie von Christoph Marthaler überzeugen. Absolut spektakulär und wunderbar, wie souverän sie noch in den absonderlichsten Körperhaltungen und Positionen ihre herrliche Stimme zu führen versteht. In den nächsten Monaten ist Barbara Hannigan wiederholt in der Elbphilharmonie zu Gast – als Solistin von Claude Viviers »Lonely Child« unter Teodor Currentzis (noch in dieser Saison, am 29. Mai) sowie mit einem neuen Werk von Salvatore Sciarrino (29. September). Im Dezember wird sie auch erstmals in der für sie zunehmend wichtiger werdenden Rolle als Dirigentin zu erleben sein. Das Programm, bei dem sie das Ludwig Orchester leitet, ist toll: Debussy, Schönberg, Berg und George Gershwin. Und singen tut sie an dem Abend auch. Hat es das schon mal gegeben? Eine singende Dirigentin? (11. Dezember) 1 ISANG YUN ZUM HUNDERTSTEN Im September feiert die internationale Musikwelt den 100. Geburtstag des koreanisch-deutschen Komponisten Isang Yun. Seine Musik ist unverwechselbar, auch, weil er konsequent zentrale Elemente der asiatischen Musik mit einem an Schönberg geschulten westlichen Vokabular verknüpft. Die Elbphilharmonie gedenkt Isang Yuns mit dem Gastspiel eines Orchesters, das nach seiner Geburtsstadt Tongyeong in Südkorea benannt ist. Das Tongyeong Festival Orchestra wird vom Oboisten, Komponisten und Dirigenten Heinz Holliger geleitet, einem Freund Yuns. Die als Tochter koreanischer Eltern in Deutschland geborene Geigerin Clara-Jumi Kang, die bereits als Siebenjährige ein Stipendium für die Juilliard School in New York erhielt, spielt Yuns Violinkonzert Nr. 3, ein intensives Spätwerk, außerdem bereiten die Musiker Yuns »Harmonia« vor, ein Stück für Bläser, Harfe und Schlagzeug. Eingerahmt werden Yuns Kompositionen von Musik Maurice Ravels. (26. September) »EIN DEUTSCHES REQUIEM« MIT BERNARD HAITINK Es ist ja fast schon eine Residenz, die das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in der kommenden Saison in der Elbphilharmonie unterhält. An drei Abenden ist das Spitzenorchester aus München zu Gast. Ganz besonders freuen darf man sich auf den Abend mit Bernard Haitink, dem großen, ungemein gelassen dirigierenden Maestro aus den Niederlanden, der viele Jahre nicht mehr in Hamburg zu erleben war. Wenige Tage nach seinem 89. Geburtstag führt Haitink Chor und Orchester des BR mit Camilla Tilling und Hanno Müller-Brachmann durch Brahms‘ »Ein deutsches Requiem«. (11. März) BRAHEM / BATES / HOLLAND / DEJOHNETTE An diesem Abend treffen vier großartige Protagonisten des Jazz aufeinander: Anouar Brahem spielt die Oud, die bundlose arabische Laute, mit so viel Klangzauber und musikalischer Erzählkunst wie kein Zweiter. Django Bates (Klavier) begann als geniales Enfant terrrible des britischen Jazz und ist längst eine der prägenden Stimmen der improvisierten Musik aus Europa. Und Dave Holland und Jack DeJohnette sind schon seit ihrer Zeit mit Miles Davis in den 70er-Jahren lebende Legenden des Jazz. »Blue Maqams« nennt Brahem die gemeinsam entstehende Musik. Knapper kann man nicht sagen, welche Verbindung das Arabische in der Musik mit dem Afroamerikanischen aus Blues und Jazz hier eingeht. (15. April) »DAS FLOß DER MEDUSA« Die Aufführungsgeschichte des Werks ist bekanntermaßen turbulent und eng mit Hamburg verknüpft: Die hier für den 9. Dezember 1968 geplante Uraufführung von Hans Werner Henzes Oratorium »Das Floß der Medusa« musste in der aufgeheizten Atmosphäre der Studentenunruhen abgesagt werden. Erst im Jahr 2001 kam es unter dem damaligen Hamburgischen Generalmusikdirektor Ingo Metzmacher zur ersten Aufführung in Hamburg. In seinem Oratorium hat Henze künstlerisch auf einen Stoff reagiert, der in verwandelter Form bedrückend aktuell ist: Das Im-Stich-Lassen Schiffbrüchiger, der kalkulierte Tod durch Ertrinken von Menschen, die auf der Flucht sind. Deshalb wird bei der Aufführung Elfriede Jelineks Text »Die Schutzbefohlenen« der Musik an die Seite gestellt. Den Text liest die Theaterlegende Peter Stein, Camilla Nylund und Mattias Goerne singen, Peter Eötvös dirigiert das SWR Symphonieorchester. (17. November) Pressekontakt Elbphilharmonie Tom R. Schulz, Elena Wätjen und Julia Mahns; Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Tel: +49 40 357 666 258 / -249 / -245; [email protected] 2