Hamburger Elbphilharmonie

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Impressionen
Noch bevor die offizielle Eröffnung des Kulturereignisses des Jahres tausende Musikliebhaber
an die Elbe lockte, begeisterte zur Jahreswende die Uraufführung der Sasha-Waltz-Choreografie »Figure Humaine« (mit Musiken von u. a.
Hildegard von Bingen, Béla Bartók, György
Ligeti, Dmitri Schostakowitsch, Pēteris Vasks)
als tanz-architektonische Raumbewegungen,
als choreografische und musikalische Raumerkundung in den Foyers der Elbphilharmonie.
Eine Fotodokumentation von Ursula Kaufmann
Hamburg
Mit Aug
und Ohr
Bewegte Einblicke
der Eröffnungstage
Seit 1984 arbeitet die Essenerin Ursula Kaufmann als Tanz-, Ballett- und Theaterfotografin. Ihre Sehweise
wurde maßgeblich von Pina Bausch beeinflusst, die sie über 25 Jahre fotografisch begleitete. Ihre expressiven
Fotos halten das oft nicht fassbare des Tanzes, die Atmosphäre des getanzten Augenblicks fest und sind reich
an Vitalität, Eleganz und Farbigkeit. Ihre Werke prägten die Tanz-Fotografie entscheidend. Vor allem mit den
Aufnahmen, die die 2009 verstorbene Pina Bausch unvergesslich bei
ihrer Arbeit als Choreographin des Tanztheaters Wuppertal zeigen,
machte sich Ursula Kaufmann einen internationalen Namen. Ihre
Arbeiten sind in zahlreichen Publikationen und Magazinen erschienen, besitzen Kultstatus und wurden u. a. im Aalto Theater in Essen,
im Theatermuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf, im tanzhaus
nrw in Düsseldorf, im Alti-Theater in Kyoto, in der Armory Hall New
York, im Goethe-Institut Marrakesch und im Ciragan Palace in
Istanbul (Kulturhauptstadt 2010) ausgestellt. Zu Ursula Kaufmanns
herausragenden Veröffentlichungen zählt der memorable Band
»Pina Bausch und das Tanztheater Wuppertal« (Edition Panorama).
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März/April 2017
Ein Schiff wird kommen!
So kann sich das Blatt wenden: Lange Zeit galt die Elbphilharmonie als ein vergleichbares ärgerliches Bauprojekt wie der Berliner Großflughafen BER. Aber obwohl sie
am Ende mit 789 Millionen Euro zehnmal teurer wurde
als geplant, ist das jetzt (fast) kein Thema mehr. Vielmehr
machen sich in der Musikwelt und vor allem auch unter
den Hamburgern Stolz und Freude breit, dass die inzwischen verstorbene Hamburger Kultursenatorin Barbara
Kisseler mit Nachdruck die Vollendung des Baus vorangetrieben hat. Und das aus gutem Grund, erscheint doch die
»Elphi« schon allein optisch als ein imposantes Schmuckstück mit ihren prächtigen, gläsernen Fassaden und dem
kathedralenartigen Oberbau auf dem alten Kaispeicher.
Mein Lieblingsort nach fünf Besuchen ist die Plaza mit ihren fantastischen Ausblicken auf den Hafen. Ebenso überwältigt der große Konzertsaal optisch mit seiner weinbergähnlichen Architektur und eleganten Designer-Röhren
vor der Orgel.
Nur die hoch angepriesene Akustik hat den Praxistext
noch nicht ganz bestanden, insofern Tuttistellen im
Fortissimo nur in höher liegenden Blöcken einigermaßen
akzeptabel klingen, auf den dicht am Podium gelegenen
Plätzen in A bis C dagegen ziemlich dumpf, scharf und
klobig. Solche Höreindrücke bescherten jedenfalls die Finalsätze von Messiaens »Turangalîla-Suite« und Beethovens Neunter mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester
oder Tschaikowskys Vierte mit dem Chicago Symphony
unter Riccardo Muti.
In den dynamischen Bereichen vom Pianissimo bis zum
Mezzoforte aber erweist sich die Klasse dieses Saals,
da war jeder noch so leise Ton wunderbar vernehmbar, egal wo ich saß. Brittens Solostück »Pan« für Oboe
solo zum Beispiel, das in anderen großen Häusern vermutlich gnadenlos untergehen würde, leuchtet in allen
Nuancen herrlich kristallin. Ebenso die Gesänge von Philippe Jaroussky, wiewohl der mich beim Eröffnungskonzert mit seinem »Amarilli mia bella« von hinten ansang.
Auch bei den großen Orchestern ist die Transparenz am
größten, wenn sie leise spielen, vor allem wenn einzelne Instrumentengruppen oder Solisten hervortreten
wie das Fagott in Tschaikowskys Vierter oder die Kontrabässe in ihrem
»Bruder-Jakob«-Motiv zu Beginn des dritten Satzes in Mahlers Erster
(Wiener Philharmoniker unter Bychkov).
Viele Details hört man hier also glasklar wie an wenigen anderen Orten,
aber ein bisschen nachgebessert werden sollte doch, damit auch Werke
mit exponierten Gipfelgängen von Bruckner, Wagner oder Schostakowitsch uneingeschränkt großartige Hörerlebnisse bescheren.
Kirsten Liese
März/April 2017
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