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3.5 Entscheidungsfindungen
Aussage Albert: a) Ich hab das Geld nicht genommen. b) Ich hab’ noch nie geklaut. c) Es war der
Dieter.
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Aussage Emmeran: n) Ich habe die Geldbörse nicht gestohlen. o) Bartholomäus ist der Täter.
p) Carlo kann sich für mich verbürgen. Wir waren schon im Laufstall zusammen.
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Bei jedem Verdächtigen sind zwei Aussagen wahr und eine falsch. Wer ist der Dieb?
2. OCKHAMS Rasiermesser
Erklären Sie anhand der beiden Beispiele OCKHAMS Rasiermesser. In den 1970er-Jahren fand
man überall auf der Welt in zunehmendem Maß sogenannte Kornkreise, komplexe und riesige
geometrische Figuren in Kornfeldern.
Schlaf ist wichtig für die Denkfähigkeit des
Gehirns. Neue Informationen werden zunächst im Hippocampus gespeichert und
dann während des Tiefschlafs von der Großhirnrinde teilweise neu arrangiert. Das ermöglicht dem Menschen, Probleme im Schlaf
zu lösen.8
a.
Die Kreise kennzeichnen die Landeplätze von außerirdischen Raumschiffen, von UFOs, welche markante Muster auf dem Boden hinterlassen haben.
b.
Die Kreise stammen von Menschen, die sich einen Schabernack erlauben und in der Nacht
mit Seilen und anderen Werkzeugen losziehen, um die geometrischen Gebilde zu schaffen
und damit Medieninteresse und Spekulationen anzuheizen.
3. OCKHAMS Rasiermesser: Wissenschaft vs. Pseudowissenschaft
a.
Bis heute sind Zehntausende von unterschiedlichen Fossilien gefunden worden, von primitiven Bakterien, die vor 3,5 Milliarden Jahren gelebt haben, bis zu Frühmenschen, die erstmals vor etwa 200 000 Jahren in Afrika aufgetaucht sind. Fossilien zeigen, wie spätere
Formen sich aus früheren entwickelt haben.
b.
Bis heute sind Zehntausende von unterschiedlichen Fossilien gefunden worden, von einfachen Bakterien bis zu frühen Menschen. All diese ausgestorbenen Lebewesen wurden zusammen mit den heute noch lebenden Wesen vor etwa 6000 Jahren innerhalb eines Zeitraums von sechs Tagen von Gott geschaffen.9
Welche der Erklärungen hat Wissenschaftscharakter? Warum?
9
8
Wilhelm von OCKHAM
(1285–1347)
Vgl. Deanna KUHN, Gegen jede Logik. In: Gehirn & Geist 11/2007, S. 34ff.
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Aussage Dieter: k) Ich bin unschuldig. l) Emmeran ist der Täter. m) Albert lügt, wenn er behauptet, dass ich das Geld gestohlen habe.
Da auch unsere Alltagslogik fehleranfällig
ist, sollten wir Vorwissen sowie scheinbar
sichere Urteile kritisch prüfen. Sonst laufen
wir Gefahr, auf Grundlage von unbewussten
Denkfehlern zu entscheiden.
Eine in der Wissenschaft empfohlene Methode ist OCKHAMS Rasiermesser: Stehen wir vor der Wahl mehrerer möglicher Erklärungen für
ein und dasselbe Phänomen, sollen wir diejenige bevorzugen, die die
wenigsten Hypothesen und Vermutungen aufweist.
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Aussage Carlo: g) Ich war es nicht. h) Ich habe Emmeran erst kennen gelernt, als ich hier Ministrant wurde. i) Es war Dieter.
Zunächst sollen wir die Sachlage rational
überdenken, den Entschluss dann aber aufschieben und am Ende dem Gefühl folgen.
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3.
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Aussage Bartholomäus: d) Ich hab’ die Geldbörse nicht genommen. e) Ich habe meinen eigenen
Geldbeutel und mein Vater verdient so viel, dass ich es nicht nötig habe zu stehlen. f) Der Emmeran weiß, wer es war.
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2.
E.
Einem Gast in einem Restaurant, und zwar einem Priester, ist die Geldbörse gestohlen worden.
Im Protokoll der Polizei ist zu lesen:
Psychologinnen und Psychologen raten daher folgende Vorgehensweise, um zu möglichst rationalen Entscheidungen zu gelangen:
1.
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1. Logisches Rätsel: Wer ist der Dieb?
DO
Wir orientieren das Urteil an
einer Information (AnkerHeuristik), die mit der Sache
mehr oder weniger zu tun
hat.
KAPITEL
©
Wir bewerten die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses anhand grober Ähnlichkeitsprinzipien.
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AUFGABEN
Auch wenn wir uns noch so bemühen, Entscheidungen möglichst rational zu fällen, sind diese durch unbewusste Mechanismen beeinflusst. Aus Psychologie kennen wir solche Mechanismen, dazu ein
Beispiel: Linda interessiert sich für Philosophie und ist sozial engagiert. Sie lebt allein und redet freimütig. Was ist wahrscheinlicher?
„Linda ist Bankangestellte“ oder „Linda ist Bankangestellte und Feministin“. Die Mehrzahl entscheidet sich für die zweite Aussage. Die
erste ist jedoch wahrscheinlicher, weil die Zahl feministischer Bankerinnen deutlich unter der Gesamtzahl der Bankangestellten liegen dürfte. Außerdem wissen wir aus der Beschäftigung mit Logik, dass die
zweite Aussage nur dann wahr ist, wenn beide Teilaussagen (Bankangestellte und Feministin) wahr sind. Hier treten verschiedene Ankerheuristiken auf, denen wir uns nicht entziehen können.
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Beispiele für Heuristiken:
STRUKTUREN
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STRUKTUREN
E.
5
KAPITEL
Vgl. Ben DUPRÉ, 50 Schlüsselideen Philosophie, Heidelberg: Spektrum 2010,
S. 132.
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