KAPC1-40_2006.qxd 03.06.2006 15:18 Uhr Seite 225 Digitale Medien 1 Digitale Medien „Die Menschen werden plötzlich nomadische Informationssammler ...“ McLuhan Mar-01 Dec-00 Sep-00 Technische Ausstattung, Online-Zugang, Medienkompetenz, mediale Nähe, Massenkommunikation Mar-00 Sender: Technikeinsatz, Übertragungsprotokoll Empfänger: Technikeinsatz, Übertragungsprotokoll Dec-99 Technische Ausstattung, Medienkompetenz, Massenkommunikation Sep-99 Sender: Technikeinsatz, Empfänger: Technikeinsatz Jun-99 Beliebiger Ort mit Lichtquelle, beliebige Zeit, Lesefähigkeit, Übergang zum Massenmedium Mar-99 Sender: Technikeinsatz, Empfänger: Menschliche Werkzeuge Dec-98 Beliebiger Ort, beliebige Zeit, physische Nähe, KleingruppenKommunikation Sep-98 Jun-97 Mar-97 Dec-96 Sep-96 Jun-96 Quartärmedien Digitale Medien, Online-Medien Sender: Menschliche Werkzeuge Empfänger: Menschliche Werkzeuge Jun-98 Tertiärmedien Elektron. Medien wie Hörfunk, Film, Fernsehen Rezeption Mar-98 Sekundärmedien Printprodukte wie Zeitung, Buch, Zeitschrift Sender/Empfänger Dec-97 Primärmedien Sprache, Gestik, Mimik Sep-97 Medienarten Jun-00 Informationsrevolution und Digitalisierung: Das sind die Schlüsselwörter, welche die epochalen Veränderungen seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts umschreiben. Heute bilden die digitalen Medien die Grundlage unserer Informationsgesellschaft und sind aus unserem persönlichen und beruflichen Alltag nicht mehr wegzudenken: Computer, Fernsehen, Radio, CD-ROM, DVD, mobile Endgeräte sind selbstverständlicher Bestandteil unserer täglichen Mediennutzung. Dabei ist gerade die Kommunikation über digitale Medien gar nicht so selbstverständlich, wie es scheint: Denn die Inhalte kommen tatsächlich nur an, wenn sowohl auf der Empfängerseite als auch auf der Senderseite Technik eingesetzt wird. Für die Online-Medien gilt sogar, dass zusätzlich zu den rein technischen Voraussetzungen auch spezielle Übertragungsprotokolle vorhanden sein müssen, damit ankommt, was ankommen soll. Ein Blick auf die Geschichte der Medien zeigt, wie der technische Aspekt immer stärker an Bedeutung gewinnt und sich auf die Medienrezeption auswirkt: Abb. 01: Anzahl der Websites 225 KAPC1-40_2006.qxd 226 03.06.2006 15:18 Uhr Seite 226 Digitale Medien Wenn wir von digitalen Medien im Zusammenhang mit visueller Mediengestaltung sprechen, dann meinen wir in erster Linie die folgenden computerbasierten Medien mit ihren jeweils typischen Anwendungsfeldern. Digitale Medien Beschreibung Anwendungsfelder WWW Sog. Online-Angebote Unternehmenspräsenzen, Online-Shops, Online-Magazine CD-/DVD-ROM Wechselspeichermedien bzw. Datenträger als sog. Offline-Angebote Spiele, Training, Lernen, Kataloge, Firmenpräsentationen, Nachschlagewerke Kiosksysteme Sog. Terminals mit den Funktionen „Point of Information“ oder „Point of Sale“ Bahnhöfe, Messen, Banken, Verkehrsbetriebe, Flughäfen, Museen, öffentlicher Stadtraum Mobile Endgeräte Portable Systeme wie Handhelds und Handys auf der Basis mobiler Netze (GPRS, UMTS, WLAN) Reise, Nachrichten, Finanzen, Gesundheit, Arbeit Es gibt mobile und stationäre Systeme. Durch den technischen Fortschritt werden die Grenzen zwischen den Systemen in Zukunft verschwimmen und multifunktionale, mobile Endbenutzergeräte den Vorrang haben. Was verbindet diese Medien aber schon heute miteinander und inwiefern lassen sie sich als „digitale Medien“ zusammenfassen? Es sind vor allem drei Merkmale, die die Besonderheit dieser digitalen Medien ausmachen und bei ihrer Gestaltung eine herausragende Rolle spielen: Merkmale digitaler Medien Hypermedialität Die digitalen Medien zeichnen sich durch die besondere Art ihrer Verknüpfung aus. Interaktivität Die Medien sind für den Nutzer aktiv und dialogisch nutzbar und unterstützen ihn bei der Verarbeitung von Informationen, wobei der Grad der Interaktionsfreiheit bei den einzelnen Medien variiert. Multimedialität Digitale Medien basieren auf der Integration verschieden kodierter Medien: Bild, Text, Ton, Video, Animation. Schauen wir uns diese Bereiche nun im Einzelnen an: 1.1 Hypertext und Hypermedia Websites, CD-ROMs und auch Kiosksysteme sind von ihrer Struktur her ein Netzwerk von informationstragenden Knoten. Einzelne Seiten sind dabei die kleinsten Informationseinheiten oder Knoten dieses Zusam- KAPC1-40_2006.qxd 03.06.2006 15:18 Uhr Seite 227 Hypertext und Hypermedia menschlusses von Knoten, der auch als Chunk bezeichnet wird. Knoten sind durch Verknüpfungen oder Links miteinander verbunden. Die Links selber sind keine Knoten, sondern sie sind sozusagen Go-to-Befehle, mit denen man von einem Knoten zum nächsten gelangt. Jeder Knoten weist also über sich hinaus (griech. hyper = über) und ist Bestandteil einer großen, miteinander verbundenen Knotenmenge. Diese Menge wird als Hypertext oder Hypermedia bezeichnet. Der Begriff Hypertext wird dann verwendet, wenn die Grundelemente hauptsächlich aus Text und zu einem geringeren Teil aus Grafik und Bild bestehen. Hypermedia schließt auch die Verwendung von Ton, Animation, Video und ähnlichen Elementen ein. 227 1. 2. 2. 3. 4. Abb. 02: Bestandteile 1. Name des Knotens eines Knotens, 2. Navigationslinks www.wwf.de 3. Inhaltliche Links zu anderen Knoten 4. Eigentlicher Knoteninhalt Hypertext/Hypermedia ist aber nicht gleich Hypertext oder Hypermedia. Vielmehr weist er unterschiedliche Verknüpfungsstrukturen auf, die dem jeweiligen Einsatzweck angepasst sind. Es lassen sich sechs verschiedene Arten der Verknüpfung unterscheiden, die in Hypertextsystemen vorkommen: Abb. 03: Lineares, Das lineare, sequenzielle Modell ist nach dem sequenzielles Modell Prinzip der aneinander gereihten Kette aufgebaut. Ein Schritt folgt auf den nächsten. Ein solches lineares Modell kann auch in abgewandelter Form vorkommen, indem die Abb. 04: Verzweigtes reine Linearität durch erlaubte Optionen relalineares Modell tiviert wird und ein verzweigtes lineares Modell ergibt. Die Baumstruktur ist hierarchisch organisiert und verzweigt sich ausgehend von einem übergeordneten Punkt systematisch bis in tiefer gelegene Ebenen. Bei der Netzstruktur ist jeder Knoten mit beliebigen anderen Knoten nach dem Prinzip des Netzes miteinander verbunden. Die Sternstruktur hat ein Knotenzentrum, um das satellitenartig weitere Knoten angeordnet sind. Bei der Ringstruktur wiederum gruppieren sich die Knoten aufgeknüpft nebeneinander und bilden eine Ringform. Die Frage ist nun, welche Verknüpfung sich für welche Anwendung und welchen Kontext eignet. Allgemein lässt sich sagen: Je stärker der Nutzer geführt werden muss, je linearer wird die Anwendung angelegt sein. Das kann beispielsweise da der Fall sein, wo auf jeden Fall sichergestellt sein soll, dass ein Vorgang vom ersten bis zum letzten Schritt durchschritten wird. Abb. 05: Baumstruktur oder hierarchische Struktur Abb. 06: Netzstruktur Abb. 07: Sternstruktur Abb. 08: Ringstruktur