C O N T I N U I N G D E N TA L E D U C AT I O N Erfolgserlebnis: „Komposit“ Ein Konzept der Chairside-Schichtung Ein Anwenderbeitrag von Dr. Sanzio Marques, Passos/Brasilien Dank der Entwicklungen in der Adhäsivtechnik beziehungsweise in der Materialkunde scheinen Komposite auf dem Siegeszug zu sein. Die direkte Restauration mit Komposit wird in Zukunft ein wichtiger Bestandteil im Portfolio einer modernen Zahnarztpraxis sein. Im nachfolgenden Beitrag wurde dokumentiert, wie mit einem durchdachten Schichtungskonzept die Charakteristiken eines natürlichen Zahnes imitiert werden können. Indizes: Ästhetik, Chairside, Frontzahn, Komposit, Schichtungskonzept Abb. 1 Ausgangssituation: Die frakturierten Zähne 11 und 21 Gar nichts, was vom Zahnmediziner ersetzt wird, kann besser sein als der natürliche, gesunde Zahn. Deshalb ist die Achtung vor der Zahnhartsubstanz und somit die Forderung nach minimalinvasiven Behandlungskonzepten unwiderlegbar. Die Forschung hat im Bereich der Komposit-/Adhäsiv-Technik in den vergangenen Jahren große Schritte getan. Der praktizierende Zahnmediziner bekommt heutzutage zahlreiche Systeme an die Hand, die hervorragende ästhetische Ergebnisse ermöglichen – jedoch nicht ohne das Wissen um die optischen Eigenschaften der natürlichen Zähne sowie des angewandten Kompositsystems. technik folgt dieser Philosophie. Die Schmelzmassen eines Kompositsystems lassen sich einteilen in: eingefärbte beziehungsweise farbgebende, modulierende beziehungsweise tönende und transluzente Schmelzmassen (Inzisalkanten). Wie die Farbe in den Zahn kommt Bei natürlichen Zähnen wird die Zahnfarbe durch das Dentin bestimmt [1]. Der Schmelz wirkt als Filter, moduliert die Dentinfarbe und erhöht dadurch den ästhetischen Reiz des Zahnes. Die Farbe kommt bei natürlichen Zähnen also aus dem Inneren [2]. Bei direkten Komposit-Restaurationen verwendet der Behandler normalerweise eingefärbte Schmelzmassen. Diese bestimmen maßgeblich die Farbwirkung des Zahnes, und zwar von außen nach innen – also genau umgekehrt zum natürlichen Zahn [3]. Die traditionelle Schicht- Eine alternative Schichttechnik strebt die Farbgebung ähnlich der natürlichen Zähne an – also von innen nach außen. In diesem Fall kommt eine Dentinmasse mit satten Farben zum Einsatz, die durch eine Schicht modulierender Schmelzmassen überdeckt und modifiziert wird. Das erhöht den ästhetischen Wert der Restauration und imitiert den natürlichen Zahn. 412 | teamwork J CONT DENT EDUC 4/2011 Eingefärbte Schmelzmassen werden als letzte Schicht aufgetragen und bestimmen die Farbe der Restauration. Modulierende Schmelzmassen verändern die Farbe nicht und werden auf die eingefärbte Schmelzmasse aufgetragen; so kann eine natürliche Tiefe und Transluzenz der Restauration erreicht werden. Bei beiden erwähnten Techniken ist darauf zu achten, dass diese modulierenden Schmelzmassen in dünnen Schichten aufgetragen werden. Transluzente Schnei- C O N T I N U I N G D E N TA L E D U C AT I O N Abb. 2a und b Simulation des zu erwartenden Ergebnisses mit einem Mock-up: Die Zähne wurden in Länge sowie Kontur wiederhergestellt, um die Ästhetik und Phonetik zu beurteilen. Die Zahnhartsubstanz wurde hierfür nicht konditioniert Abb. 3a und b Abformung des Mock-up mit einem knetbaren Silikon und Herstellung eines Aufbauschlüssels Abb. 4 Das Komposit ermöglicht im Zweischichtverfahren mit einer Opak- und einer Transluzentfarbe ästhetische Füllungen. Mit den im Set enthaltenen fünf Opak- und drei Transluzentfarben wird das gesamte zahnmedizinisch relevante Farbspektrum abgedeckt Abb. 5 Mit einem Diamantschleifer wird die Oberfläche des Zahnes angeschrägt dekantenmassen dienen abschließend zur Reproduktion der opaleszenten Inzisalkante, vor allem bei jugendlichen Zähnen [4]. Fallbeispiel Anhand eines Patientenfalles wird Schritt für Schritt der Wiederaufbau zweier frakturierter, oberer mittlerer Schneidezähne mit Komposit dargestellt. Besonderes Augenmerk bei dieser Bilddokumentation liegt auf der Schichttechnik, der Ausarbeitung sowie der Politur. Die Patientin benötigte im hier dargestellten Fall Restaurationen der Füllungsklasse IV an den Zähnen 11 und 21. Dem verwendeten System liegt das Konzept der modulierenden Schmelzmassen zugrunde: Fünf Dentinmassen unterschiedlicher Farbsättigung und drei transluzente modulierende Schmelzmassen. Die Schmelzmassen TN, TL, TD dienen in dieser Reihenfolge dazu, die Farbe des ausgewählten Dentins beizubehalten, geringfügig aufzuhellen oder abzudunkeln. teamwork 4/2011 | 413 C O N T I N U I N G D E N TA L E D U C AT I O N Abb. 6 Es wurde ein Kofferdam angelegt Abb. 7a bis c Die Zahnoberfläche wird geätzt ... Abb. 7b ... ein zweistufiges Adhäsiv aufgetragen und ... Abb. 7c ... für 15 Sekunden pro Zahn mit Licht polymerisiert Abb. 8 In den Silikonschlüssel wurde etwas Schmelzmasse eingebracht und damit der palatinale und inzisale Anteil aufgebaut Abb. 9 Nach der Lichthärtung konnte der Silikonschlüssel im Mund platziert werden Abb. 10 Es wurden eine opake Dentinmasse appliziert und Mamelons konturiert. Um die Frakturlinie zu maskieren, musste das Dentin über diese Grenze hinaus aufgetragen werden Abb. 11 Um die Mamelons stärker zu betonen, wurde eine opake Masse (Flow HO) auf die Spitzen der Dentinmamelons aufgetragen 414 | teamwork J CONT DENT EDUC 4/2011 C O N T I N U I N G D E N TA L E D U C AT I O N Abb. 12a und 12b Mit einer Effektmasse (Flow HT) im inzisalen Bereich sollte um die Mamelons ein transluzenter, opaleszenter Hof erzielt werden Abb. 13a und b Mit einer Schmelzmasse (TL) wurden die Approximalkanten modelliert Abb. 14 Um einen Effekt von Gegen-Opaleszenz nachzuahmen, wurde ein Modifier (gelbes Pigment) ganz leicht mit dem Pinsel auf die Mamelons aufgetragen Abb. 15a und b Die Modellierung der abschließenden Schmelzschicht erfolgte mit einem Spatel und deren Glättung mit einem Pinsel teamwork 4/2011 | 415 C O N T I N U I N G D E N TA L E D U C AT I O N Abb. 16 Um zu vermeiden, dass Sauerstoff in das Komposit gerät, wurde vor der definitiven Polymerisation ein wasserlösliches Gel aufgetragen Abb. 17 Entfernen der Überschüsse mit dem Diamantschleifer 2134 im übersetzten Winkelstück T2 Revo Abb. 18a und b Formgebung der vestibulären Fläche und des planen Bereiches mit der Schleifscheibe Abb. 19 Die Oberflächenpolitur mit einem grauen Gummipolierer Abb. 20a und b Einschleifen der vertikalen Morphologie (Längsvertiefungen in der vestibulären Fläche) mit dem Diamantschleifer 2134 und ... Abb. 20 b ... dem Diamantschleifer 1015 Abb. 21 Glätten der vertikalen Vertiefungen mit der Schleifscheibe 416 | teamwork J CONT DENT EDUC 4/2011 C O N T I N U I N G D E N TA L E D U C AT I O N Abb. 22a und b Der definitive Oberflächenglanz erfolgte mit dem grünen und rosafarbenen Gummipolierer, einer diamantierten Paste und einem Ziegenhaarbürstchen sowie mit einer Polierpaste und einem Filzrädchen %BT 0SJHJOBM OVSBVT#BE/BVIFJN 22a 22b Abb. 23a und b Auch die approximalen Bereiche mussten exakt ausgearbeitet und poliert werden. Hierzu dienten Politurstreifen sowie eine Polierpaste und SuperFloss (Oral-B) 23a 23b Passend zur Zahnfarbe wurde in diesem Fall das entsprechende Dentinkomposit gewählt. Die neutral modulierende Schmelzmasse TN auf dem Dentin sollte der Restauration Tiefe und „Leben“ geben. Alternativ kann die Dentinmasse etwas dunkler gewählt und mit der Schmelzmasse TL aufgehellt werden. So wird der Übergang zwi- schen Schmelz und Dentin ähnlich dem des natürlichen Zahnes optimal nachgeahmt. Zwei fließfähige Effekt-Komposite optimieren das Ergebnis – die hochopake Masse verhindert das Durchscheinen verfärbter Zahnhartsubstanz oder ermöglicht Effekte und Charakterisierungen. Die andere Effektmasse ist hochgradig transluzent. >>> teamwork 4/2011 | 417 +BISF-BOH[FJUFSGPMH ,4*#BVFS4DISBVCF &MFPOPSFOSJOHÁ#BE/BVIFJN 5FMÁ'BY C O N T I N U I N G D E N TA L E D U C AT I O N Abb. 24 Das Resultat wirkt natürlich. Die aufgebauten Frontzähne gliedern sich harmonisch in den Patientenmund ein Fazit Das Wissen um die optischen Eigenschaften der natürlichen Zähne sowie die Kenntnis des angewandten Füllungssystems unterstützt den klinischen und ästhetischen Erfolg einer Restauration mit Komposit. Beherrscht der Behandler das System, dann können Kompositmassen in richtiger Inkrementstärke die Cha- rakteristika des zu restaurierenden Zahnes in natürlicher Weise imitieren. Die Herausforderung beim Legen einer Füllung beschränkt sich aber nicht nur auf die Farbwiedergabe, sondern umfasst ebenso das Gleichgewicht zwischen Transluzenz und Opazität. Komposit 3D Natürliche Farb- und Formgestaltung von ZA Ulf Krueger-Janson Zahnarzt Ulf Krueger-Janson gilt weltweit als einer der renommiertesten Experten für funktionell-ästhetische Komposit-Chairside-Techniken. Sein neues Fachbuch widmet sich eingangs der Schulung der Sinne, um Formen, Konturen, aber auch die Farbe einzelner Zähne bewusster wahrzunehmen und zu reproduzieren. Sind die Sinne geschärft, geht es an die Umsetzung: Dazu beinhaltet das Buch eine praxistaugliche Arbeitsanleitung für einen unkomplizierten Schichtaufbau, ca. 264 Seiten, ca. 1300 Abbildungen, ISBN: 978-3-932599-28-6 In unserem Online-Bookshop präsentieren wir Ihnen alle Bücher aus dem Hause teamwork media. Schmökern Sie in den Leseproben, erfahren Sie mehr über die Autoren oder lassen Sie sich von unseren Aktionen überraschen. 418 | teamwork J CONT DENT EDUC 4/2011 sowie Tipps für den korrekten Umgang mit geeigneten Materialien und Gerätschaften. Schließlich bekommt der Leser die Chance die Technik des Autoren entsprechend der Lokalisierung der Füllungen und anhand von ausgesuchten Patientenfällen nachzuvollziehen. Insgesamt acht Kapitel, die durch ihre Didaktik, Gestaltung und die Brillanz der Bebilderung bestechen. Ein Buch das zugleich inspiriert, instruiert und motiviert. Ein „Must-have“ für jeden ambitionierten Praktiker. Best.-Nr. 9028 178,- Euro www.teamwork-bookshop.de C O N T I N U I N G D E N TA L E D U C AT I O N Abb. 25a und b Es ist gelungen, mit einer Chairside-Restauration auf minimalinvasive Weise ein ästhetisches Ergebnis zu erzielen Abb. 26a und b Die optischen Eigenschaften des Komposits ahmen die Interaktion zwischen einfallendem Licht und dem natürlichen Zähnen nach Über den Autor Dr. Sanzio Marques ist in der konservierenden Zahnheilkunde an der zahnmedizinischen Fakultät der Bundesuniversität Minas Gerais (Brasilien) tätig und Facharzt für zahnärztliche Prothetik an der zahnmedizinischen Fakultät Ribeirão Preto der Universität São Paulo (Brasilien). Er ist Autor des Buches Estética com resinas compostas em dentes anteriores: percepção, arte e naturalidade (Ästhetik mit Komposit an Frontzähnen. Wahrnehmung, Kunst und Natürlichkeit) und Leiter der Kurse „Exzellenz in der Ästhetischen Zahnheilkunde“ und „Die Kunst mit Komposit beherrschen“ des Instituts für zahnmedizinische Studien in Belo Horizonte (Brasilien). Produktliste Kompositsystem Diamantschleifer Modifier, gelb Schleifscheibe Winkelstück Gummipolierer Polierpaste Filzrädchen Polierstreifen Amaris Kolor+Plus Sof-Lex Pop On T2 Revo Astropol Diamond Excel Enamelize-Paste Flexi Buff Epitex Super-Floss Korrespondenz Dr. Sanzio Marques Rua Lavras, 605 Passos/MG, Brasilien [email protected] Literatur beim Verfasser oder im Internet unter www.teamwork-media.de in der linken Navigationsleiste unter „Journale Online“. Voco KG Sorensen Kerr Dental 3M Espe Sirona Ivoclar Vivadent FGM Dental Cosmedent Cosmedent GC Germany Oral-B teamwork 4/2011 | 419