DOKUMENTATION GEMEINDE BERGLERN „ORTSMITTE MITTERLERN“ STÄDTEBAULICHER IDEENWETTBEWERB ALS EINLADUNGSWETTBEWERB IM KOOPERATIVEN VERFAHREN März 2009 Impressum Herausgeber: Gemeinde Berglern VG Wartenberg Marktplatz 8 85456 Wartenberg Druck: Alfred Hintermaier Offsettdruckerei + Verlag Nailastraße 5 81737 München Inhalt: Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München Uhlandstraße 5 80336 München Der Wettbewerb wurde mit Städtebauförderungsmitteln durch die Regierung von Oberbayern gefördert. Grußwort Ideenfülle durch Wettbewerb Der denkmalgeschützte Kratzerwirt in Mitterlern befindet sich bautechnisch in einem erbarmungswürdigen Zustand. Das Gebäude ist als Gaststätte nicht länger nutzbar. Und dennoch hat er für die Bevölkerung eine herausragende Bedeutung. Was tun? Abbrechen und neu bauen? Wer soll bauen und was will der Investor bauen? Ist erst einmal das Denkmal weg, rückt erfahrungsgemäß eine betriebswirtschaftliche Betrachtung in den Vordergrund. Für den Eigentümer sicher eine verführerische Perspektive. Aber was ist dann mit der Verantwortung für die Kultur in einer immer noch ländlich geprägten Gemeinde? Würde es ein neues Gebäude schaffen, die gleiche Anziehungskraft auf die Bevölkerung auszuüben, wie das alte, gewohnte, heimelige? Eine große Herausforderung für den privaten Eigentümer und für die Gemeinde. Durch eine glückliche Fügung hat es die Regierung von Oberbayern ermöglicht, die Sanierung des Kratzerwirtes in das Städtebauförderungsprogramm aufzunehmen. Dies bedeutet, die Gemeinde könnte Steuergelder für den Mehraufwand bei der Restaurierung des Denkmals in Anspruch nehmen. Und vielleicht dadurch die Verantwortung für die Dorf- und Baukultur mit betriebswirtschaftlichen Erfordernissen in Einklang bringen. Um eine bestmögliche Lösung zu erreichen, lobte die Gemeinde Berglern einen „Städtebaulichen Ideenwettbewerb als Einladungswettbewerb im kooperativen Verfahren“ aus. Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München begleitete die Gemeinde fachlich. Die Ergebnisse liegen vor und mit ihnen eine Ideenfülle, die den Verantwortlichen in der Umsetzung noch manche Diskussion um die bestmögliche Lösung bringen wird. Namens des Gemeinderates und namens der Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde danke ich allen, die bei dem Versuch mitgeholfen haben, die Vernichtung des Denkmals zu verhindern. Die uns Wege aufgezeigt haben, wie mit einem altehrwürdigen Gebäude und seiner Umgebung in der gebotenen Form umzugehen ist. Ich danke den sieben beteiligten Planungsbüros, Frau Kastner von der Regierung von Oberbayern und Frau Kastrup vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München für die tolle Unterstützung. Ich danke dem Preisgericht unter der umsichtigen und fachlich versierten Leitung von Professor Anne Beer. Ich danke der Eigentümerin, der Raiffeisenbank Thalheim, für das kooperative Verhalten. Und ich danke dem Berglerner Gemeinderat für das Bereitstellen der Finanzmittel für den Wettbewerb in schwieriger Zeit. Möge das gemeinsame Werk dazu beitragen, unseren Kratzerwirt in neuem Glanz erstrahlen zu lassen, auf dass er weiter der Mittelpunkt des Dorflebens in Mitterlern sein kann. Dazu soll auch diese Broschüre dienen. Ich wünsche Spaß beim Studium und ein wenig auch Einblick in die schwierigen Entscheidungsprozesse. Herbert Knur 1. Bürgermeister der Gemeinde Berglern 2 „Ortsmitte Mitterlern“ städtebaulicher Ideenwettbewerb Auslober Gemeinde Berglern vertreten durch den Ersten Bürgermeister Herbert Knur Betreuung Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München Wettbewerbsart Einstufiger städtebaulicher Ideenwettbewerb als Einladungswettbewerb im kooperativen Verfahren Teilnehmer Böhm Glaab Sandler Mittertrainer, München Deppisch Architekten, Freising Richard Falterer, Erding vonMeierMohr Architekten, Schondorf Nadler + Sperk Architektengemeinschaft, Landshut nbundm.architekten, Ingolstadt/München Planungsgemeinschaft Zwischenräume, München Termine Versand der Unterlagen Kolloquium Abgabetermin Sitzung des Preisgerichts 12.11.2008 21.01.2009 20.02.2009 10.03.2009 Fachpreisrichter Prof. Anne Beer, Vorsitzende, Weiden/ München Rita Lex-Kerfers, Bockhorn Annette Kastner, Regierung von Oberbayern Johannes Gribl, Landratsamt Erding Ständig anwesender Stellvertreter: Jürgen Mayr, Landratsamt Erding Sachpreisrichter Herbert Knur, 1. Bürgermeister Berglern Engelbert Stemmer, Gemeinderat Berglern Konrad Huber, 3. Bürgermeister Berglern Ständig anwesender Stellvertreter: Georg Wagner, Gemeinderat Berglern Sachverständige Berater Dr. Michael Schmidt, Bay. Landesamt für Denkmalpflege Gerhard Hilger, Raiffeisenbank Thalheim Organisation und Vorprüfung Fr. Kastrup, Fr. Langer Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München Preisgerichtsempfehlung Für anschließende Planungsschritte auf Basis des Ideenwettbewerbs empfiehlt das Preisgericht dem Auslober einstimmig, dabei die beiden mit einem 2. Preis ausgezeichneten Arbeiten zu berücksichtigen. 2. Preis (6.000,- €) nbundm.architekten, München Landschaftsarchitekten: Günter Schalk, Reinhard Micheller, München 2. Preis (6.000,- €) Planungsgemeinschaft Zwischenräume, München Landschaftsarchitektin: Barbara Weihs, München 3. Preis (3.000,- €) Deppisch Architekten, Freising Engere Wahl Böhm Glaab Sandler Mittertrainer Architektur und Stadtplanung, München Landschaftsarchitekt: Rolf Lynen, Freising 3 „Ortsmitte Mitterlern“ städtebaulicher Ideenwettbewerb Wettbewerbsgegenstand Gegenstand des Wettbewerbs ist die Erarbeitung eines städtebaulichen Entwurfs für die Ortsmitte Mitterlern sowie angrenzende Bereiche, unter besonderer Berücksichtigung der Umnutzung und des engeren Umfeldes des denkmalgeschützten Kratzerwirts. Struktur Berglerns Trotz des ausgeprägten Wachstums in den letzten 15 Jahren ist Berglern in weiten Teilen noch landwirtschaftlich geprägt, und zwar sowohl hinsichtlich der Gebäudenutzung als auch, in noch stärkerem Maße, hinsichtlich der vorhandenen Baustruktur. Dies gilt für alle Ortsteile Berglerns: Glaslern, Berglern, Mitterlern und Niederlern. Diese Struktur unterliegt aber einem stetigen Veränderungsprozess. Das Planungsgebiet Das engere Plangebiet liegt im Ortskern von Mitterlern östlich der Sempt und der Moosburger Straße (St 2331). Es ist geprägt durch das historische Gebäude des Kratzerwirts, ein stattlicher zweigeschossiger Massivbau mit Halbwalmdach. Das Gebäude ist in die Liste der Baudenkmäler des Landkreises eingetragen. Die historische Gaststätte von Mitterlern ist lokalgeschichtlich von besonderer Bedeutung. Im ersten Katasterplan des Königreich Bayerns, entstanden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ist das heute bestehende Bauwerk bereits lagegenau ausgewiesen. In der Lage des Anwesens am Scheitel- punkt eines Semptbogens, der hier bis an die Moosburger Straße heranreicht, liegt die Besonderheit und Chance der städtebaulichen Situation. Das weitere Plangebiet umfasst neben dem Kratzerwirt und seinem Nahumfeld im westlichen Teil auch den Flusslauf der Sempt entlang der Staatsstraße und reicht im östlichen Teil in die noch unbebauten Bereiche des Baugebiets Mitterlern-Ost hinein. Der Kratzerwirt Nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege wurde das Gebäude seit seiner Entstehung als Gaststätte genutzt. Im nördlichen Bereich des Erdgeschosses befinden sich gewölbte Stallungen (Böhmisches Kappengewölbe, monolithische kapitellgeschmückte Natursteinsäulen). Im ersten Obergeschoss war ein Tanzboden vorhanden, der heute durch Veränderungen in der Grundrissaufteilung jedoch nicht mehr geschlossen ablesbar ist. Das Dachwerk, eine Sparrenkonstruktion mit stehendem Stuhl, diente als Wirtschaftsspeicher. Das Gebäude ist durch baulichen Verfall gekennzeichnet. Mehrere historische Teile, wie Fester, Türen, Außenputz wurden im Laufe der Zeit bei Umbauten beseitigt. Das Gebäude ist trotz der erfolgten Eingriffe in seiner Struktur und Ausbildung zu erhalten und zu nutzen Zielsetzungen Durch den Wettbewerb werden Vorschläge und Ideen für die städtebauliche Entwicklung und die Aufwertung der Ortsmitte Mitterlern und ihres Umfeldes ge- sucht. Insbesondere der engere Bereich um den Kratzerwirt soll zu einer lebendigen Ortmitte mit öffentlichen und privaten Einrichtungen und einem hochwertig gestalteten öffentlichen Raum entwickelt werden. Wegebeziehungen und Grünverbindungen sollen den gewünschten Bedeutungszuwachs unterstützen. Im Einzelnen sind folgende Ziele von Bedeutung: - städtebauliche Aufwertung der Ortsmitte Mitterlern mit dem denkmalgeschützten Gebäude des Kratzerwirts, - Erhalt der Erlebbarkeit des denkmalgeschützten Gebäudes vor allem von Westen aus, - gestalterische Aufwertung und Verbesserung der Aufenthaltsqualität des Platzes vor dem Kratzerwirt unter Berücksichtigung einer neuen Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes, · Verbessern der Zugänglichkeit und Erlebbarkeit der Sempt, · Neuinterpretation dörflicher Siedlungsstrukturen vor dem Hintergrund aktueller Nutzungsbedürfnisse bzw. aktueller Wohnanforderungen, · Schaffen attraktiver Wohnangebote in einem hochwertigen Wohnumfeld, · Berücksichtigen der dörflichen Prägung Berglerns, · Verbessern der Fuß- und Radwegeverbindungen, · Verbessern von Grünverbindungen, · Einbinden der denkmalgeschützten Kapelle (Fl.Nr. 1178). 4 2. Preis nbundm.architekten, München Anick Müller, Jan Bohnert, Chris Neuburger Mitarbeiter: Sebastian Multerer Landschaftsarchitekten: Günter Schalk, Reinhard Micheller, München Sonstige: digital shapes, Ulli Bucher (Rendering) Preisgerichtsbeurteilung (Auszug) Der Entwurf entwickelt eine multifunktional nutzbare Platzfläche, die sich zwischen Kratzerwirt und einer Gruppe von drei Baukörpern im Süden aufspannt. Durch frei zueinander angeordnete Baukörper ergeben sich interessante Außenräume, die zur Aneignung einladen. Eine einheitliche Platzgestaltung verbindet den Kratzerwirt mit den südlich gelegenen neuen Gebäuden und stellt ihn dennoch großzügig als Solitär frei. Nutzungsanordnung und Grundrissaufteilung innerhalb des Kratzerwirtes werden als Beitrag anerkannt, mit Hilfe weniger Eingriffe neue Funktionen in das Denkmal „Ortsmitte Mitterlern“ städtebaulicher Ideenwettbewerb zu integrieren. Bibliothek und Wirtshaus über getrennte Zugänge zu erschließen wird positiv beurteilt, gleichwohl die schaufensterartigen Öffnungen in der alten Fassade aus denkmalpflegerischer Sicht nicht möglich erscheinen. Die Anordnung einer Bibliothekslounge in Zuordnung zur Staatsstraße erscheint im Hinblick auf Immissionen fragwürdig. Die Nutzungsverteilung in den Neubauten südlich des Kratzerwirtes stellt sich als grundsätzlich schlüssig dar: Anordnung der eher öffentlichen Funktionen / Gewerbe platzseitig, Wohnen im östlichen Bereich. Problematisch erscheinen die Wohnungen über den Gewerbeflächen südlich des Kratzerwirtes im Hinblick auf die Belichtung, da im Rahmen des Gesamtkonzeptes für die drei Baukörper eine einheitliche Durcharbeitung der Kubatur ohne stärkere Störung der Dachflächen als architektonische Haltung definiert wird. Der Maßstab der im Siedlungsgebiet vorgeschlagenen Sport- und Spielflächen erscheint überproportional. Es wird eine höhere Nachverdichtung erwartet. Andere Elemente, beispielsweise der „Kapellenanger“, werden städtebaulich positiv beurteilt; die historische Kapelle wird räumlich in Wert gesetzt. Der Umfang des vorgeschlagenen Generationenwohnens erscheint unrealistisch; der typologische Vorschlag wird als inhaltlicher Beitrag anerkannt. Die neue Erschließung nutzt effizient das bestehende System. Straßenbreiten und Größen der Wendehammer sind eher knapp bemessen. Insgesamt besticht der Entwurf durch ein einheitliches, aber differenziertes Gestaltungskonzept, die Verknüpfung der einzelnen Bauflächen, die Neuinterpretation einer historischen Erschließungstypologie („Fletz“) und die Art der Gruppierung der Baumassen am Dorfplatz. Die neuen Gebäude treten durch zurückhaltende Formensprache, proportionierte Baumasse und das Abrücken nicht mit dem Baudenkmal in Konkurrenz. Der Kratzerwirt erhält damit seine angemessene Bedeutung als Ortsmittelpunkt zurück. „Ortsmitte Mitterlern“ städtebaulicher Ideenwettbewerb 2. Preis Planungsgemeinschaft Zwischenräume Brigitte Henning, Roswitha Näbauer, Mechthild Siedenburg, Lurildo Meneses Mitarbeit: Boyan Groys, Jörn Wixfurt Landschaftsarchitektin: Barbara Weihs, München Sonstige: Maxani Modellwerkstatt, München (Modell) Preisgerichtsbeurteilung Die Solitärstellung des Kratzerwirts wird eindeutig respektiert und interpretiert. Der Biergarten und die Terrasse mit dem Baumbestand im Norden, die eine Öffnung des Platzes im Süden ermöglichen, sowie die Semptverbindung sind sehr gut gelöst. Für Feste, Veranstaltungen u.ä. ist der Platz aber möglicherweise etwas klein dimensioniert. Der südliche angeordnete neue „Dreiseithof“ ist im Vergleich zu anderen Lösungsvorschlägen städtebaulich und in der architektonischen Umsetzung weniger massiv und räumlich offener umgesetzt, was u.a. den Kratzerwirt entlastet und die Durchlässigkeit zum östlichen Wohnquartier befördert. Im Umgang mit dem Baudenkmal ist die Außentreppe am Nordgiebel, die auch 5 noch eine Einhausung benötigt, kritisch zu bewerten. In der Nachverdichtung des Siedlungsgebietes werden die unterschiedlichen Angebote an zeitgemäßen Typologien als Beitrag gewürdigt. Im nördlichen Wohngebiet wird eine moderne Wohnform, bestehend aus Winkelhäusern mit einem Wohn- und Erlebnishof, vorgeschlagen, wenngleich hier im Hinblick auf Immissionen und Belichtung problematisch zu sehen ist, dass der Westflügel der Anlage sehr dicht an dem landwirtschaftlichen Betriebsgebäude liegt. Positiv zu werten ist, dass die Kapelle ihren nötigen Freiraum erhält, im Quartier identitätsstiftend in Wert gesetzt wird, und Gelenkfunktion zwischen den beiden nördlichen Wohnquartieren übernimmt. 6 3. Preis Deppisch Architekten, Freising Michael Deppisch Mitarbeiter: Johannes Dantele, Marlene Schmidt Mitarbeit: Manuel Schachtner, Florian Ernst „Ortsmitte Mitterlern“ städtebaulicher Ideenwettbewerb Verbindung mit dem Kratzerwirt erscheint aus Sicht des Denkmalschutzes verträglich. Die Verlagerung des Gastraums in den nördlichen Gewölbebereich wird kontrovers diskutiert, ist in diesem Fall in Verbindung mit dem nördlichen Anbau aber schlüssig. Sozialstation und Bibliothek Preisgerichtsbeurteilung (Auszug) werden über das Foyer erschlossen, im Die besondere Qualität der Arbeit liegt im Obergeschoss werden Pensionszimmer Umgang mit dem Baudenkmal Kratzerwirt angeboten. Die Belichtung des Saales im und in den angebotenen Wohntypologien Dachgeschoss erfolgt über die vorhanfür die Nachverdichtung. dene Gaube und eine flächige Dachverglasung auf der Ostseite des Gebäudes. Die Grünbeziehung vom Kratzerwirt zur Der Erhalt des Wirtshaustypus in der Kapelle und deren Einbettung in eine Fassade und die geringen Eingriffe in die Streuobstwiese ist gelungen, wenngleich äußere und innere Struktur des Gebäudadurch das Potenzial für eine Bebauung des werden besonders positiv gewertet. im Ortsmittenbereich nicht ausgeschöpft Eine Aussage über den 2. Fluchtweg fehlt wird. Die Anordnung eines Pavillons als allerdings. Die erforderlichen Stellplätze Pendant zur Kapelle erscheint unnötig werden nicht nachgewiesen. und unpassend. Die Umleitung der Straße nach Süden erDie Fassung des neuen Dorfplatzes möglicht die Freihaltung des Dorfplatzes nach Norden mit einem eingeschossigen vom Verkehr, entwertet aber den südlich Nebengebäude, in dem auch die Küche angrenzenden hofartig bebauten Bereich, untergebracht ist und das den Biergarder damit quasi zu einem Parkplatz degeten bespielt, wird begrüßt. Die bauliche neriert. Die räumliche Zuordnung des Gebäudes südlich zum Kratzerwirt bleibt mehrdeutig. Die vorgeschlagenen Nutzungen sind denkbar, es wird jedoch bezweifelt, ob die Orientierung der Läden nach Norden zur Platzseite in Verbindung mit dem Stellplatzangebot im Süden im Dorfbereich funktioniert und die vollständige Trennung vom Verkehr für die Belebung des Platzes zuträglich ist. Die massive Baumpflanzung schafft zwar Aufenthaltsqualität auf dem Platz, riegelt ihn aber von der Semptaue ab und verstellt den Blick von der Straße auf den Kratzerwirt. Die räumliche Struktur des Platzes ist gelungen. Die Aufenthaltsqualität der Sitzstufen zur Sempt leidet aber unter der direkten Nähe zur vielbefahrenen Staatsstraße. Der verdichtete Einfamilienhausbau mit hoher Wohnqualität und gut zugeordneten Freiraumangeboten stellt eine Bereicherung für den Wohnungsmarkt im Ort dar. „Ortsmitte Mitterlern“ städtebaulicher Ideenwettbewerb Engere Wahl Böhm Glaab Sandler Mittertrainer, Architektur und Stadtplanung, München Christian Böhm, Mechthild Glaab, Josef Mittertrainer, Dietmar Sandler Mitarbeiter: Juri Goebel Landschaftsarchitekt: Rolf Lynen, Freising Preisgerichtsbeurteilung Der Kratzerwirt bleibt als Solitär erhalten. Der neue Dorfplatz bietet Aufenthaltsqualität, ist aber für Veranstaltungen möglicherweise etwas klein dimensioniert. Die großen Änger (Streuobstwiesen) ermöglichen einen entsprechenden Ab- stand zur gewerblichen / landwirtschaftlichen Nutzung, das Maß der Nachverdichtung bleibt im mittleren Bereich. Die Nachverdichtung der Wohnbebauung im Osten bezieht sich strukturell ausschließlich auf die vorhandene Bebauung mit Doppelhäusern. Die Verbindung des Angers im Norden mit der Grünfläche um die Kapelle schafft einen besonderen Erlebnisraum und bietet der Kapelle einen entsprechenden Freiraum. Der „Dreiseithof“ an der Staatsstraße beinhaltet im Ostriegel das Seniorenwohnen, dessen Zugang von Norden schlüssig gewählt wurde. Die beiden Riegel im Norden und Süden beinhalten im EG Gewerbe und im OG Wohnen, was positiv gesehen wird. Die Platzgestaltung im Innenhof ist mit den Stellplätzen an der Staatsstraße und der Grünfläche im rückwärtigen Bereich etwas schematisch, aber strukturell möglich. Die angebotenen Stellplätze sind nicht ausreichend bemessen. Positiv wird die Freiflächenverbindung mit 7 dem Uferweg von der Sempt, zum Dorfanger und weiter in den Landschaftsraum sowie die Fußwegeverbindung westlich der Sempt beurteilt. Die Anlage von Parkplätzen im Norden des Kratzerwirts und entlang der Straße am Dorfanger wird begrüßt. Im Zusammenhang mit der Nutzung des Kratzerwirtes werden folgende Aspekte kritisch gesehen: Der Gastraum liegt im Norden. Die Anlieferung für die Wirtsküche ist problematisch. Die Terrasse vor der Bibliothek ist unnötig (nicht barrierefrei). Die Gestaltung des Lesegartens als Abschluss des Dorfangers wird kontrovers diskutiert (Gestaltungselemente nicht dorftypisch). Aus denkmalpflegerischer Sicht wird das Gesamtmaß der Eingriffe im Baudenkmal als äußerst problematisch beurteilt: Anlage des Foyers mit zwei getrennten Zugängen von Westen, Durchbruch der Geschossdecken bis zum Dach, Entkernung des Obergeschosses und Giebelverglasung im Süden des Dachgeschosses. 8 städtebaulicher Ideenwettbewerb „Ortsmitte Mitterlern“ Weitere Teilnehmer (Reihenfolge alphabetisch) 5_Richard Falterer, Architekt, Peter Byrne, Architekt, Erding Landschaftsarchitekt: Joh. Berger, Freising 6_vonMeierMohr Architekten, Schondorf Helgo von Meier, Stefan Mohr 5_ 6_