Beachten Sie: Prof. Dr. Andreas Fink Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg Die Themenauswahl, Punkteverteilung, Aufgabenanzahl usw. kann sich in einer realen Klausur natürlich abweichend darstellen. Beispielklausur Methoden der Wirtschaftsinformatik Master-Studiengang BWL bzw. Wirtschaftsingenieurwesen Name Vorname Bearbeitungszeit: 120 Minuten Erlaubte Hilfsmittel: keine Matr.-Nr. Bewertung: Erreichte Punkte Mögliche Punkte Aufgabe 1 21 Aufgabe 2 26 Aufgabe 3 20 Aufgabe 4 27 Aufgabe 5 14 Aufgabe 6 12 Summe 120 Note: ________________ Schreiben Sie bei Bedarf stichpunktartig, aber bitte deutlich! Verwenden Sie für Ihre Antworten bei Bedarf auch die Rückseiten der Aufgabenblätter! Aufgabe 1: Anwendungssysteme und Anforderungsanalyse (a) (8+9+4 = 21 Punkte) Was versteht man unter betrieblichen Anwendungssystemen (im engeren Sinne) und wie sind Anwendungssysteme typischerweise grundsätzlich in Ebenen gegliedert? Benennen Sie außerdem die drei wesentlichen Phasen bei der Entwicklung von Anwendungssystemen! 2 / 14 (b) Im Rahmen der Anforderungsanalyse für betriebliche Anwendungssysteme nimmt die Modellierung eine zentrale Rolle ein. Erläutern Sie anhand der Modellierung von Geschäftsprozessen grundsätzliche Unterschiede in der Wahrnehmung von Wirklichkeit und hiermit im Zusammenhang stehende unterschiedliche Modellverständnisse! (Was versteht man jeweils unter einem Modell, wie verläuft der Erkenntnisprozess, und welche Probleme stellen sich gegebenenfalls?) 3 / 14 (c) Welche Rolle können Ontologien (im universellen Sinne) für die Entwicklung/Beurteilung von Modellierungssprachen haben? 4 / 14 Aufgabe 2: Datenmodellierung und Datenbanksysteme (a) (12+6+5+3 = 26 Punkte) Für die Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien wird eine Datenbank benötigt, die alle Spiele mit den beteiligten Mannschaften, spielberechtigten Fußballern, Schiedsrichtern und den Ergebnissen enthält. Für den Aufbau dieser Datenbank ist ein geeignetes Datenmodell zu entwickeln, das folgenden Wirklichkeitsausschnitt abbilden soll: An der Endrunde nehmen 32 Mannschaften teil, die jeweils durch ihre Nationalität (Land) eindeutig identifiziert werden. Als weiteres Attribut soll der Name des Trainers abgebildet werden. Zu jeder Mannschaft gehören mindestens 11 Fußballspieler, die jeweils eine eindeutige Spieler-Nummer (zur Identifizierung innerhalb der Datenbank) und einen Namen besitzen. Die Spiele besitzen eine eindeutige Spiel-Nummer; darüber hinaus soll die Datenbank Datum, Zeit und Ort des jeweiligen Spiels enthalten. An jedem Spiel sind genau zwei Mannschaften beteiligt, wobei zu jeder Mannschaft die Anzahl der in diesem Spiel erzielten Tore und Punkte abgebildet werden müssen. Es ist festzuhalten, welcher Fußballer ggf. für welches Spiel gesperrt ist. Außerdem sind Schiedsrichter (gekennzeichnet durch Schiri-Nummer, mit Name und Nationalität) von Relevanz, wobei jedes Spiel von genau einem Schiedsrichter geleitet wird. Erstellen Sie ein ER-Modell mit den wesentlichen Informationen: Entitytypen, Beziehungstypen, (Schlüssel-)Attribute, (min, max)-Beziehungskomplexitäten! Beschränken Sie sich dabei auf das einfache ER-Modell ohne IS-A-Beziehungen und existenzielle / identifikatorische Abhängigkeiten u.ä.! 5 / 14 (b) Transformieren Sie das in Teilaufgabe (a) erstellte ER-Modell in eine relationale Datenbankstruktur (Relationenschema)! Geben Sie hierzu Relationen jeweils durch Angabe eines entsprechenden Namens im Zusammenhang mit einer Aufzählung entsprechender Attribute an! (c) Erstellen Sie mittels SQL eine Abfrage (bezogen auf das Relationenschema aus Teilaufgabe (b)), um die Namen der für das Spiel mit der Nummer 1781 gesperrten Spieler zu ermitteln! 6 / 14 (d) Erläutern Sie das Konzept der „referenziellen Integrität“ knapp anhand eines geeigneten Beispiels aus dem Relationenschema aus Teilaufgabe (b)! 7 / 14 Aufgabe 3: Business Intelligence (a) (8+12 = 20 Punkte) Beschreiben Sie kurz den Begriff „Business Intelligence“ und erläutern Sie den Transformationsprozess von „operativen Daten“ zu „dispositiven Daten“ mit dabei typischerweise anfallenden Transformationen anhand von zwei unterschiedlichen Beispielen! 8 / 14 (b) Beschreiben Sie multidimensionale Datenstrukturen und die grundsätzliche Herangehensweise bei der Abbildung multidimensionaler Datenstrukturen (ohne Dimensionshierarchien) durch ein Entity-Relationship-Modell und ein entsprechendes Relationenschema! Ziehen sie zur Veranschaulichung auch ein konkretes Beispiel heran! 9 / 14 Aufgabe 4: Geschäftsprozessmodellierung (a) (12+7+8 = 27 Punkte) Gehen Sie von dem folgenden Prozess bei dem Wareneingang in einem Lager aus: Ausgangspunkt des Prozesses ist das Eintreffen einer Lieferung. Zunächst wird überprüft, ob für die Lieferung ein Lieferavis vorliegt. Bei einem nicht vorliegenden Lieferavis erfolgt eine Rückfrage beim Disponenten, der entscheidet, ob die Annahme der Lieferung verweigert oder der Wareneingangsprozess fortgesetzt wird. Nach Entgegennahme der Lieferung erfolgt eine Überprüfung der in der Lieferung enthaltenen Waren. Korrekte Bestandteile der Lieferung werden dann eingelagert und außerdem verbucht; dies kann parallel erfolgen. Fehlerhafte Bestandteile der Lieferung werden zurück gesendet. Modellieren Sie den beschriebenen Ablauf als eine Ereignisgesteuerte Prozesskette (EPK)! 10 / 14 (b) Erläutern Sie die Semantik des Oder-Konnektors (Verknüpfers) auf der Grundlage der gebräuchlichen Semantikdefinition von Nüttgens und Rump und die sich hieraus ergebenden Probleme! Diskutieren Sie auf dieser Grundlage die folgende EPK! Start F1 F2 E1 E2 F3 F4 E3 E4 11 / 14 (c) Erläutern Sie kurz, ob und gegebenenfalls unter welchen Bedingungen Zustandsdiagramme (in der Form von Mealy-Automaten) grundsätzlich in ereignisgesteuerte Prozessketten überführt werden können und umgekehrt! Veranschaulichen Sie Ihre Argumentation durch Beispiele! 12 / 14 Aufgabe 5: Objektorientierung (14 Punkte) Erläutern Sie knapp anhand selbst gewählter Beispiele (in einem Klassendiagramm) die objektorientierten Fachbegriffe „Objekt“, „Klasse“, „Attribut“, „Methode“, „Assoziation“, „Multiplizität“ und „Vererbung“! 13 / 14 Aufgabe 6: Workflow Management (12 Punkte) Erläutern Sie anhand des beispielhaften Sachverhalts aus Aufgabe 4 (a) in konkreter Form das grundsätzliche Konzept von Workflow Management (auf der Aufgabenebene des operativen Managements von Geschäftsprozessinstanzen)! 14 / 14