Geographie Nina Anikina Der Klimawandel in der öffentlichen Diskussion Masterarbeit Der Klimawandel in der öffentlichen Diskussion Masterarbeit 2009 Verzeichnisse INHALTSVERZEICHNIS TABELLENVERZEICHNIS III ABBILDUNGSVERZEICHNIS III VERZEICHNIS DER VERWENDETEN ABKÜRZUNGEN IV 1. EINLEITUNG 1 2. BESTANDSAUFNAHME DER KLIMAWISSENSCHAFT 3 2.1. DIE EINFLUSSFAKTOREN DES KLIMAS 2.1.1. NATÜRLICHE FAKTOREN 2.1.2. ANTHROPOGENE FAKTOREN 2.2. 3 5 16 DIE KLIMAARCHIVE DER ERDE – INSTRUMENTE ZUR MESSUNG DER KLIMAVERÄNDERUNG 20 2.3. 24 AUSMAß DER BISHERIGEN KLIMAVERÄNDERUNGEN IN DER ERDGESCHICHTE 2.3.1. PALÄOKLIMA 24 2.3.2. DAS KLIMA IM HOLOZÄN 28 2.3.3. REZENTER KLIMAWANDEL 34 2.4. VORHERSAGEN ZUR KÜNFTIGEN KLIMAENTWICKLUNG UND IHREN FOLGEN 39 2.5. MAßNAHMEN GEGEN DEN KLIMAWANDEL 43 3. THEORETISCHE UND KONZEPTIONELLE GRUNDLAGEN ZUR ANALYSE DES KLIMADISKURSES 46 3.1. 46 WISSENSCHAFTSTHEORETISCHE GRUNDLAGEN DER KLIMAFORSCHUNG 3.1.1. HETEROGENITÄT DER KLIMAWISSENSCHAFT ALS DISZIPLIN 46 3.1.2. GRENZEN DES FALSIFIKATIONISMUS 48 3.1.3. KLIMAWISSENSCHAFT ALS „POST-NORMAL SCIENCE“ IM „MODUS 2“ 49 3.1.4. UNKLARE PROBLEMDEFINITION: WAS IST „GEFÄHRLICHER KLIMAWANDEL“? 51 3.2. WISSENSCHAFTSSOZIOLOGISCHE KONSEQUENZEN – ZUM VERHÄLTNIS VON WISSENSCHAFT, MEDIEN UND POLITIK 53 3.2.1. WISSENSCHAFT UND MEDIEN 53 3.2.2. WISSENSCHAFT UND POLITIK 57 3.2.3. RÜCKWIRKUNGEN DER KLIMADISKUSSION AUF DIE WISSENSCHAFT 59 3.3. SYNTHESE: DAS ANALYTISCHE KONZEPT ZUR ERKLÄRUNG DES KLIMADISKURSES 61 -I- Verzeichnisse 4. 4.1. CHRONOLOGIE UND CHARAKTERISTIKA DES KLIMADISKURSES 64 VORLÄUFER DES KLIMADISKURSES: GÜNSTIGE ERWÄRMUNG UND GEFÄHRLICHE ABKÜHLUNG 64 4.2. DIE NATIONALE INITIALZÜNDUNG: DIE KATASTROPHENMELDUNG DER DPG 66 4.3. DER KATALYSATOR: DER HITZESOMMER 1988 IN DEN USA 69 4.4. DIE INTERNATIONALE INSTITUTIONALISIERUNG: IPCC UND KLIMARAHMENKONVENTION 71 4.5. DAS KYOTO-PROTOKOLL 74 4.6. VERSTETIGUNG DES KLIMADISKURSES NACH KYOTO 77 5. KOMPARATIVE ANALYSE DER DISKURSE KLIMAWANDEL, WALDSTERBEN UND OZONLOCH 83 5.1. WALDSTERBEN 83 5.2. OZONLOCH 87 6. ZUSAMMENFASSUNG 90 LITERATURVERZEICHNIS 94 - II - Verzeichnisse TABELLENVERZEICHNIS TABELLE 1: PROJIZIERTE MITTLERE GLOBALE ERWÄRMUNG AN DER ERDOBERFLÄCHE UND MEERESSPIEGELANSTIEG AM ENDE DES 21. JAHRHUNDERTS.............................................................41 TABELLE 2: CHRONOLOGIE DER UN-KLIMAKONFERENZEN, 1992 - 2009 ...................................................73 TABELLE 3: TREIBHAUSGAS-REDUKTIONSZIELE NACH KYOTO-PROTOKOLL FÜR AUSGEWÄHLTE INDUSTRIELÄNDER ............................................................................................................................75 TABELLE 4: VERGLEICH DER UMWELTDISKURSE KLIMAWANDEL, WALDSTERBEN UND OZONLOCH ..........93 ABBILDUNGSVERZEICHNIS ABBILDUNG 1: SCHEMATISCHE DARSTELLUNG DES KLIMATISCHEN ZIRKULATIONSKREISLAUFES ...............3 ABBILDUNG 2: EXTERNE UND INTERNE EINFLUSSFAKTOREN AUF DAS KLIMASYSTEM .................................5 ABBILDUNG 3: SCHEMATISCHE DARSTELLUNG VON EXZENTRIZITÄT, OBLIQUITÄT UND PRÄZESSION .........6 ABBILDUNG 4: SCHEMATISCHE DARSTELLUNG DER EL NIÑO- / EL-NIÑA-WECHSELWIRKUNG ..................10 ABBILDUNG 5: VEREINFACHTE DARSTELLUNG DER THERMOHALINEN ZIRKULATION ................................12 ABBILDUNG 6: SCHEMATISCHE DARSTELLUNG DES TREIBHAUSEFFEKTS ...................................................15 ABBILDUNG 7: TREIBHAUSEFFEKT WICHTIGER SPURENGASE......................................................................18 ABBILDUNG 8: NATÜRLICHER UND ANTHROPOGEN VERURSACHTER KOHLENSTOFFKREISLAUF .................19 ABBILDUNG 9: KLIMATISCHE VERÄNDERUNGEN WÄHREND DES HOLOZÄNS ..............................................28 ABBILDUNG 10: „HOCKEYSCHLÄGER“-DIAGRAMM ....................................................................................33 ABBILDUNG 11: VERÄNDERUNG VON TEMPERATUR, MEERESSPIEGEL UND SCHNEEBEDECKUNG SEIT 1850 ..........................................................................................................................................................35 ABBILDUNG 12: SCHEMATISCHE DARSTELLUNG DES ATMOSPHÄRISCHEN WASSERKREISLAUFS ................36 ABBILDUNG 13: SCHEMATISCHER AUFBAU EINES KLIMAMODELLS ............................................................40 ABBILDUNG 14: ENTWICKLUNG DER MITTLEREN DURCHSCHNITTSTEMPERATUREN 1000 BIS 2100............41 ABBILDUNG 15: ANALYTISCHES KONZEPT .................................................................................................61 ABBILDUNG 16: SPIEGEL-TITEL VOM 11.08.1986 .......................................................................................68 ABBILDUNG 17: ANZAHL DER NENNUNGEN DES BEGRIFFS „TREIBHAUSEFFEKT“ IN US-ZEITUNGEN, 198870 ABBILDUNG 18: VERLAUF DER MEDIENBERICHTERSTATTUNG ZUM WALDSTERBEN ..................................85 - III - Verzeichnisse VERZEICHNIS DER VERWENDETEN ABKÜRZUNGEN AGGG Advisory Group on Greenhous Gases AMO Atlantische Multidekadische Oszillation bspw. beispielsweise BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. °C Grad Celsius CCS Carbon Capture and Storage CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands/Christlich cm Zentimeter CO2 Kohlendioxid CSU Christlich-Soziale Union in Bayern d.h. das heißt GARP Global Athmosperic Research Program ENSO El Niño/Südliche Oszillation FCKW Fluorchlorkohlenwasserstoff IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change km Kilometer km2 Quadratkilometer km3 Kubikkilometer Mio. Millionen m2 Quadratmeter mm Millimeter Mrd. Milliarden NAO Nordatlantische Oszillation NASA National Aeronautics and Space Administration n. Chr. nach Christus ppm Parts Per Million SO2 Schwefeldioxid SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands THZ Thermohaline Zirkulation u.a. unter anderem UN United Nations UNCED United Nations Conference on Environment and Development (Rio de Janeiro 1992) - IV - Verzeichnisse UNEP United Nations Environment Program UNFCCC United Nations Framework Convention on Climate Change USA United States of America v. Chr. vor Christus vgl. vergleiche W Watt WBGU Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen WCRP World Climate Research Program WMO World Meteorological Organization z.B. zum Beispiel -V- Einleitung 1. Einleitung Die Begriffe „Klimawandel“, „Treibhauseffekt“ und „Globale Erwärmung“ sind heute Allgemeingut und haben über die wissenschaftliche Diskussion hinaus Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden. In der breiteren Öffentlichkeit herrscht der Eindruck vor, dass eine signifikante, kurzfristige und irreversible Erhöhung der globalen Durchschnittstemperaturen längst wissenschaftlich unzweideutig erwiesen und die damit verbundenen negativen Folgewirkungen wie dramatische Überschwemmungen, die Zunahme zerstörerischer Wirbelstürme und ein dauerhaftes Abschmelzen der Polkappen unaufhaltsam seien. Als Auslöser für diese besorgniserregende Kettenreaktion wurde der Mensch identifiziert. Beginnend mit der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts habe der Mensch durch den exzessiven Verbrauch fossiler Brennstoffe und den unkontrollierten Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase (u.a. Kohlendioxid, Methan, Lachgas) derart massiv in das fragile Gleichgewichtssystem der Erde eingegriffen, dass die Zukunft der Menschheit schlechthin in Frage gestellt werden müsse. Die aktuelle Diskussion über Ursachen und Folgen der anthropogen verursachten Erderwärmung wird dabei bestimmt durch emotional aufgeladene Schlüsselbegriffe und Wortbilder wie „Klimakatastrophe“ oder „Klimakollaps“. Faktoren, die für den Temperaturanstieg verantwortlich gemacht werden, werden plakativ als „Klimakiller“ bezeichnet, die es unabhängig von rationalen Effizienzüberlegungen überall und allerorten gleichermaßen zu bekämpfen bzw. zu beseitigen gilt. Diese Charakterisierungen dominieren den Diskurs und vermitteln beim Publikum den Eindruck einer nahenden und unausweichlichen Zuspitzung der Lage, in der nicht nur eine grundlegende und irreversible Veränderung des Weltklimas, sondern der Verlust der menschlichen Lebensgrundlagen auf der Erde drohe. In der vorliegenden Arbeit soll gezeigt werden, über welche Prozesse und Transmissionsketten das Konzept des Klimawandels zunächst aus eng begrenzten Expertenzirkeln Eingang in die öffentliche Diskussion und Publizistik gefunden und schließlich zur Legitimation politischen Handelns entscheidend beigetragen hat. Dafür ist es zunächst notwendig, die wissenschaftlichen Grundlagen sowie das methodische Instrumentarium der Klimawissenschaft zu beschreiben und das Ausmaß der klimatischen Veränderun-1- Einleitung gen in der erdgeschichtlichen sowie jüngeren Vergangenheit zu analysieren (Kapitel 2). Dabei wird deutlich, dass in den an der interdisziplinären Klimaforschung beteiligten Wissenschaftszweigen nach wie vor durchaus ein hohes Maß an Unsicherheit sowohl hinsichtlich der kausalen Wirkungsmechanismen wie auch hinsichtlich des Ausmaßes und der Geschwindigkeit der vergangenen wie auch der bevorstehenden Klimaveränderungen besteht. In Kapitel 3 wird darauf aufbauend das konzeptionelle Gerüst für die Analyse des Klimadiskurses entwickelt. Es wird die zentrale Hypothese vertreten, dass die epistemologischen Besonderheiten der Klimawissenschaft ursächlich dafür sind, dass der Klimadiskurs in Wissenschaft, Politik und Medien derart lang anhaltend, intensiv und kontrovers geführt wird. Im zentralen empirischen Kapitel 4 werden Verlauf und Charakteristika des Klimadiskurses beschrieben. Dabei wird gezeigt, dass die Klimadiskussion ausgehend von einer zunächst rein fachwissenschaftlich geführten Debatte über zentrale Schlüsselereignisse Eingang in die öffentliche Arena gefunden hat und sich nicht zuletzt aufgrund der politischen und medialen Unterstützung zwischenzeitlich fest etablieren konnte. Der in Kapitel 5 vorgenommene Vergleich mit den beiden anderen großen Umweltdiskursen der 1980er und 1990er Jahre „Waldsterben“ und „Ozonloch“ belegt, dass diese für Verlauf und Deutung des Klimadiskurses von zentraler Bedeutung sind. Während der gescheiterte Diskurs über das Scheinproblem „Waldsterben“ die wissenschaftliche Skepsis heutiger Klimaleugner schürt, wird der mit dem Montreal-Protokoll erfolgreich abgeschlossene „Ozonloch“-Diskurs von den überzeugten Klimawarnern als Beleg dafür angesehen, dass entschiedenes und weltweit koordiniertes Handeln gegen den Klimawandel notwendig und über die im Kyoto-Protokoll getroffenen Reduktionsmaßnahmen möglich sei. Die Arbeit schließt mit einem zusammenfassenden Fazit in Kapitel 6. -2- Bestandsaufnahme der Klimawissenschaft 2. Bestandsaufnahme der Klimawissenschaft 2.1. Die Einflussfaktoren des Klimas Das Klimasystem ist für die an der Erdoberfläche herrschenden Verhältnisse und somit für die Existenz und Verbreitung von tierischem und pflanzlichem Leben verantwortlich. Von der World Meteorological Organisation (WMO) wird das Klima als Mittelwert des Wetters über eine Zeitspanne von 30 Jahren definiert. Neben statistischen Kenngrößen wie mittlere Jahrestemperatur und –niederschlag werden auch Eintrittswahrscheinlichkeit und Häufigkeit z.B. von Dürren, Stürmen oder Starkniederschlägen erfasst (Beising 2006: 9). Das Klima der Erde ist ein überaus komplexes System, das von vielen terrestrischen und extraterrestrischen Faktoren abhängig ist und keine konstante Größe darstellt (Huch/Warnecke/Germann 2001: 38). Obwohl Klimaschwankungen allgemein als längerfristige Änderungen der Eigenschaften der Atmosphäre (z.B. Lufttemperatur oder Niederschlagshäufigkeit) wahrgenommen werden, sind die Ursachen von Klimaschwankungen nicht unbedingt innerhalb der Atmosphäre zu suchen, sondern vorwiegend auf die Wechselwirkungen mit den trägen Komponenten des Klimasystems (so wie Ozean, Meereis, Landeis, Biosphäre) zurückzuführen (Latif 2007: 75-76). Abbildung 1: Schematische Darstellung des klimatischen Zirkulationskreislaufes Quelle: Beising 2006: 18 -3-