Aktuell sozialpolitik EIN HEFT FÜR DIE SCHULE Unternehmen Verantwortung THEMA: Corporate Social Responsibility (CSR) Verantwortung von Unternehmen Freiwilliges Engagement CSR-Strategien CSR und Arbeitswelt CSR und Globalisierung www.sozialpolitik.com/csr INHALT EINFÜHRUNG 3 CSR im Unterricht HINTERGRUNDINFORMATIONEN 4 Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen SCHÜLERMATERIAL 8 Was bringt CSR („Corporate Social Responsibility“)? SCHAUBILD 10 Aspekte der Unternehmensverantwortung SERVICE 11 Link- und Lesetipps ZUR LEICHTEREN LESBARKEIT WURDE MEIST DIE MÄNNLICHE SCHREIBWEISE GEWÄHLT. ANGESPROCHEN SIND NATÜRLICH IMMER BEIDE GESCHLECHTER! www.sozialpolitik.com: vertiefende Informationen, Wissensquiz, Umfragen, aktuelle Arbeitsblätter und Schaubilder, geschichtliche Daten zur sozialen Sicherung, Kommentare sowie weiter­ führende Links und Adressen IMPRESSUM Herausgeber: Stiftung Jugend und Bildung in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales Verlag: Universum Kommunikation und Medien AG, Wiesbaden Redaktion: Frauke Hagemann, Katja Rieger, Vanessa Stahlheber Stand: Februar 2013 Text: Susanne Patzelt, Köln Fotos: BrandXPictures (Seite 8), Digital Vision (Seite 4), Fotolia (Titel), Günter Hogen (Seite 9), Photodisc/Getty Images (Seiten 7, 9), Schuppelius (Seite 3) Gestaltung: Doris Franke, Seeheim-Jugenheim Druck: BMAS Hausdruckerei, Bonn 2 EINFÜHRUNG CSR im Unterricht CSR im Unterricht bereitet die Jugendlichen als zukünftige Funktionsträger in Unternehmen darauf vor, ökonomisch, ökologisch und sozial verantwortlich zu handeln. Lernziele und methodisch-didaktische Hinweise Hinweise zum Einsatz des Schülermaterials (Seiten 8 bis 10) im Unterricht: G ute Arbeitsbedingungen, umweltfreundliche Produktionsver­ >>> Die Schülerinnen und Schüler sollen den Begriff CSR fahren, fairer Handel: Immer mehr Unternehmen erkennen, anhand der Materialien des Arbeitsblattes erklären und die dass sie sich auch einer globalen und sozialen Verantwortung stellen müssen, um wirtschaftlich zukunftsfähig zu bleiben. Hier gilt es, in Bildungsorganisationen ein geschärftes Bewusstsein zu formen und zu schulen. wichtigsten Merkmale der Definition benennen können. >>> Sie tragen Beispiele sozial verantwortlichen Handelns von Unternehmen zusammen und bewerten diese. Als Vorbild dienen dabei die auf Seite 9 vorgestellten Initiativen. Es bietet sich an, weitere Beispiele zu sammeln und gegebenenfalls auch Die Vermittlung des Themenkomplexes CSR (Corporate Social Re­ sponsibility) lässt Schülerinnen und Schüler die Vorteile einer mithilfe der Links in der Vor- oder Nachbereitung des Unter­ richts weitere vorbildliche Beispiele zu recherchieren. sozialen, ökonomischen und umweltgerechten Unternehmens­ führung erkennen. Dieses Wissen kommt ihnen einerseits als Kon­ >>> Die Einbindung des CSR-Konzeptes in das Grundgesetz sumenten zugute und stärkt ihre Rolle als kompetente, mündige und die Soziale Marktwirtschaft sowie aktuelle unternehme­ Verbraucher am Markt. Auf der anderen Seite sind CSR-Strategien von rische, institutionelle und politische Initiativen als zukünftige Unternehmen in Bezug auf Ausbildungsplätze und Weiterbildungs­ Handlungsstandards sollen bewusst gemacht werden. möglichkeiten für Schülerinnen und Schüler interessant und bilden >>> Die Schülerinnen und Schüler sollen sich kritisch mit ein wichtiges Kriterium bei der Berufsorientierung, denn die Qualität Thesen zum Spannungsfeld von Ethik und Unternehmertum der Ausbildung und der gute Ruf des Ausbilders beeinflussen nicht auseinandersetzen. selten die gesamte Berufslaufbahn. Auszubildende und Berufsanfänger profitieren bei der Wahl eines Betriebes, der CSR in seinen Arbeitsbedingungen verwirklicht. Sie arbeiten und lernen motivierter, und sie engagieren sich für ihr Un­ ternehmen. Dies prägt nicht nur den eigenen beruflichen Erfolg, son­ dern auch die Einstellung zum Beruf: Aus einem Job zum Broterwerb wird „meine“ Arbeit. >>> Anhand des Schaubildes auf Seite 10 können Schülerinnen und Schüler Ziele und Nutzen von CSR für die Unternehmen und deren Anspruchsgruppen (englisch: Stakeholder) analysieren und die Vorteile von CSR für alle Beteiligten als „Win-win-Strategie“ herausarbeiten. Hierbei ergänzen sie das Schaubild durch weitere Beispiele. >>> Die Schülerinnen und Schüler sollen lernen, beispielhafte CSR-Aktivitäten für ein Unternehmen zu entwickeln. Hierfür Auszubildende, die ihren Beruf bereits in einem Betrieb mit hohem wird in den Arbeitsaufträgen eine Projektarbeit vorgeschlagen. CSR-Standard erlernen, werden außerdem automatisch CSR-kundige Diese kann recht kurz, aber auch umfangreicher gestaltet und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese Zusatzqualifizierung bietet anschließend präsentiert werden. Die Lehrkraft nimmt hierbei ihnen Vorteile, denn durch die zunehmende weltweite Implemen­ eine beratende und moderierende Rolle ein. tierung von CSR-Standards werden entsprechende Mitarbeiterinnen >>> In einer abschließenden Zusammenfassung der Arbeits­ und Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt gesucht, die befähigt sind, ergebnisse sollte das Thema diskutiert werden, wie CSR- selbst soziale Verantwortung in Unternehmen zu übernehmen. Konzepte von Unternehmen in die eigene Berufsorientierung integriert werden können. 3 HINTERGRUNDINFORMATIONEN Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen K önnen Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung über­ Mit Aktivitäten im Rahmen von Corporate Social Responsibility (CSR) nehmen und Gewinne machen? Diese Frage stellt sich beson­ kann diese Tradition weiter verstärkt und an die neuen Herausfor­ ders in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise, in denen Banken mit derungen einer globalen Wirtschaftswelt angepasst werden. risikobehafteten Geschäften Volkswirtschaften in aller Welt gefähr­ den und in denen Unternehmen mit ihren Produktionen in Niedrig­ Der Begriff Corporate Social Responsibility fällt in Deutschland seit lohnländer ziehen, um den Verbraucherinnen und Verbrauchern im den 1990er-Jahren immer häufiger in den Blickpunkt unternehmeri­ eigenen Land möglichst günstige Preise bieten zu können. scher Initiative und internationaler Politik. CSR, so formuliert die Europäische Union in ihrem „Grünbuch – Europäische Rahmenbe­ In vielen deutschen Unternehmen besteht im Kontext der Sozialen dingungen für die soziale Verantwortung der Unternehmen“, ist ein Marktwirtschaft eine lange Tradition verantwortlichen Handelns und „Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung. Auch im Grund­ Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmens­ gesetz Artikel 14, Absatz 2, heißt es: „Eigentum verpflichtet. Sein tätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ zu integrieren“. 4 CSR aktiv zu betreiben bedeutet für ein Unternehmen, alle Geschäftsprozesse und -interaktionen auf ihre Umwelt- und Sozialverträglichkeit zu überprüfen und ständig zu optimieren. Ausbildungsplätze zu schaffen, energiebewusst zu produzieren oder nachwachsende Freiwilliges Engagement zahlt sich aus Rohstoffe zu verwerten. Warum ist ein Unternehmen bereit, freiwillig CSR ist Ausdruck eines neuen Zusammen­ in die Erfüllung gesamtgesellschaftlicher spiels zwischen Politik, Wirtschaft und Aufgaben zu investieren? Altruismus, also Gesellschaft und damit als zeitgemäßes rein selbstloses Handeln, wird allein nicht Element der Sozialen Marktwirtschaft zu be­ der Grund sein, sondern eher die Aussicht, trachten. Es geht um die Verantwortung von dass von diesen Investitionen für das Unternehmen für die Gesellschaft und die Gemeinwohl am Ende auch das Unter­ Umwelt, in der und mit der sie wirtschaften. nehmen profitiert. Es geht um die Bewältigung zentraler Heraus­ forderungen wie den Klimawandel und die Immer mehr Unternehmen erkennen, dass demografische Entwicklung. es häufig auch ökonomisch sinnvoll ist und Dieses Engagement der Unternehmen will wenn sie ihr Kerngeschäft nachhaltig aus­ die Bundesregierung fördern und ein posi­ richten. Möglich ist dies vor allem, weil tives politisches Umfeld für CSR schaffen. immer mehr Verbraucherinnen und Ver­ Bei CSR geht es um Unternehmen, die frei­ Grundlage ist dabei die Freiwilligkeit des braucher umweltgerechte und fair gehan­ willig soziale, ökologische und gesellschaft­ über den gesetzlichen Rahmen hinausge­ delte Produkte nachfragen und wissen liche Verantwortung übernehmen – über ihre henden Einsatzes. Außerdem fördert die wollen, unter welchen Bedingungen diese rechtlichen Pflichten hinaus. Sie betreiben Bundesregierung auch das bürgerschaftliche Produkte entstanden sind. Die CSR-Be­ ein nachhaltiges Kerngeschäft, handeln ver­ Engagement in und von Unternehmen über mühungen der Wirtschaft erhalten also antwortlich, aufrichtig, transparent, legen die Grenzen der eigentlichen Geschäfts­ sowohl von der Politik als auch von den Ver­ Rechenschaft ab, sind vorausschauend im tätigkeit hinaus. Diese Aktivitäten werden braucherinnen und Verbrauchern wachsende Umgang mit Risiken und beziehen ihre in der Regel mit Corporate Citizenship be­ Unterstützung. Anspruchsgruppen mit ein. Unternehmen, ziehungsweise Unternehmensbürgerschaft die sich ihrer sozialen, ökologischen und bezeichnet. Es gibt unzählige Beispiele dafür, Der „Bio-Boom“ in Deutschland konnte zum gesellschaftlichen Verantwortung bewusst dass sowohl Einzelpersonen als auch Un­ Beispiel nur entstehen, weil immer mehr sind, achten beispielsweise darauf, mitar­ ternehmen als Stifter, Spender oder Mäzene Verbraucherinnen und Verbraucher Wert auf beiterfreundliche auftreten und Teile ihres Eigentums für hochwertige und gesunde Lebensmittel und gemeinnützige Zwecke ausgeben. Produkte legen – zahlreiche Unternehmen Unternehmen über­ nehmen Verantwortung Unternehmen Strukturen aufzubauen, in ihrem qualifizierte ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern kann, 5 HINTERGRUNDINFORMATIONEN CSR und Arbeitswelt: Erfolgsfaktor Mitarbeiter­ qualität haben deshalb investiert und ihre Produk­ Während also immer mehr Unternehmen tionsverfahren geändert, damit ihre Produkte erkennen, dass nachhaltiges, verantwort­ mit dem „Bio-Siegel“ zertifiziert werden. Aber liches Handeln für sie von Vorteil ist, gibt es Unternehmen werden oft nach der Qualität nicht nur auf die Verbraucherinnen und natürlich auch Unternehmen, die sich mit ihrer Produkte oder Dienstleistungen be­ Verbraucher, sondern auch auf die eigenen CSR-Versprechungen schmücken, ohne ihre wertet und kategorisiert. Doch was zeichnet Beschäftigten kommt es an: Ein Unterneh­ Verpflichtungen einzulösen (auf englisch: diese Qualität aus? Können sich beispiels­ men, das gute Arbeitsbedingungen bietet, „Greenwashing“ – „Grünfärberei“ genannt). weise die Menschen im Betrieb innerhalb hat zufriedene Mitarbeiterinnen und Mit­ Hier gilt es, in Bildungsorganisationen und guter sozialer und ökologischer Rahmenbe­ arbeiter, die sich stärker nach außen und im Rahmen politischer Maßnahmen bei Kun­ dingungen entfalten? Erfolgreiche Unter­ innen für ihr Unternehmen engagieren, und den, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder nehmen werden oft als innovativ bezeichnet. zieht besonders hoch qualifizierte Arbeits­ Lieferanten ein geschärftes Bewusstsein für Worin aber besteht Innovation im Arbeits­ kräfte an. „echte“ CSR zu bilden und zu schulen. alltag? Unternehmen sind dann erfolgreich, wenn es ihnen gelingt, gut qualifizierte Mitarbeite­ rinnen und Mitarbeiter zu finden, sie mit CSR-Strategien fördern und stützen leistungsgerechtem Entgelt zu halten und Kreativität und Engagement mit einem freundlichen Arbeitsumfeld und einer funk­ Das Bundeskabinett hat am 6. Oktober 2010 die nationale Strategie zur gesellschaft­ tionierenden Unternehmenskultur zu för­ lichen Verantwortung von Unternehmen beschlossen, den so genannten Aktionsplan dern. CSR. Unter dem Slogan „CSR – Made in Germany“ möchte die Bundesregierung mehr Mitarbeiterschaft sind nicht in Euro und Cent Unternehmen für ein sozial, ökologisch und ökonomisch verantwortliches Handeln auszurechnen, sondern sie vereinen das gewinnen, das über gesetzliche Bestimmungen hinausgeht. gesamte Wissen eines Unternehmens. Man Fähigkeiten und Kenntnisse der spricht hier von einem „betriebsspezifischen CSR ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und stellt Anforderungen an das Verhalten Kompetenzprofil“. Wenn dieses Potenzial aller Gruppen. Im Januar 2009 wurde daher vom Bundesministerium für Arbeit und nicht gepflegt wird, sinkt die Marktfähigkeit Soziales ein nationales CSR-Forum mit 44 Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, eines Unternehmens. Gewerkschaften, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik einberufen. Das CSR-Forum hat die Entwicklung der nationalen CSR-Strategie unterstützt und begleitet nun auch Eine leistungsgerechte Entlohnung ist nur die Umsetzung des Aktionsplans CSR in Deutschland. Unternehmen nehmen demzu­ ein Aspekt für das Zustandekommen von folge gesellschaftliche Verantwortung wahr, indem sie: Mitarbeiterzufriedenheit. Auch hier kann CSR eine wichtige Rolle spielen, beispiels­ >>> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fair behandeln, fördern und beteiligen, >>> mit natürlichen Ressourcen schonend und effizient umgehen, weise bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Gemeint ist eine individuelle Balance von privaten und beruflichen Inter­ >>> darauf achten, in der Wertschöpfungskette – in ihrem Einflussbereich – sozial und ökologisch verantwortungsvoll zu produzieren, gestaltet sich aber in der Realität äußerst >>> Menschenrechte und die Kernarbeitsnormen der International Labour Organiza­ schwierig. Ob und wie Familien- und Berufs­ tion (ILO) wahren und einen Beitrag leisten, sie international durchzusetzen, leben gleichermaßen gelingen können, wird >>> einen positiven Beitrag für das Gemeinwesen leisten, >>> verstärkt in Bildung investieren, >>> kulturelle Vielfalt und Toleranz innerhalb des Betriebes fördern, >>> für einen fairen Wettbewerb eintreten, >>> Maßnahmen zur Korruptionsprävention fördern, >>> Transparenz hinsichtlich ihrer Unternehmensführung herstellen, >>> Verbraucherrechte und Verbraucherinteressen achten. 6 essen und Pflichten. Das klingt einfach, in manchen Unternehmen immer noch als Privatsache angesehen. CSR in der globalisierten Welt Die Gründe dafür, innerbetriebliche Verän­ Meinte der Begriff der wirtschaftlichen Globalisierung ursprünglich den welt­ derungen anzugehen, liegen auf der Hand: weiten, nahezu grenzenlosen Kapital- und Warenverkehr, so gerät zunehmend ein negativer Aspekt in den Fokus: Manche Unternehmen sind bereit – durchaus >>> Der Mangel an qualifizierten Fachkräften auch kurzfristig – Lohnvorteile in wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern wird voraussichtlich weiter zunehmen, also auszunutzen, womit Arbeitsplätze im eigenen Land verloren gehen. Dabei werden ist es wichtig, die Vorhandenen zu halten; diejenigen Länder bevorzugt, die ein niedriges Lohnniveau aufweisen, möglichst wenig oder keine Steuern und Sozialbeiträge erheben, kein Tarifrecht kennen und >>> zufriedene, langfristig beschäftigte Mit­ oft unzureichende, ungesunde Arbeitsbedingungen bieten. Bei derart geringen arbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen für ein Arbeitskosten schlagen die Aufwendungen für den Transport, nicht selten um gutes Personalimage des Unternehmens – die halbe Welt, kaum noch zu Buche. die Personalgewinnung wird leichter; Gleichzeitig gibt es zahlreiche international tätige Unternehmen, die ihre gesell­ >>> die Motivation der Mitarbeiterinnen und schaftliche Verantwortung insbesondere im Rahmen internationaler Instrumente Mitarbeiter, die erfolgreich im Beruf sein und Initiativen wahrnehmen. Zu den internationalen Vereinbarungen, die den können und trotzdem ein erfülltes Familien­ Unternehmen als Maßstab dienen, beziehungsweise zu denen sie sich verpflichtet leben haben, steigt; haben, zählen: die Leitsätze für multinationale Unternehmen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die dreigliedrige >>> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Grundsatzerklärung über multinationale Unternehmen und Sozialpolitik der ILO sich während der Arbeitszeit um Kinder oder und der Global Compact der Vereinten Nationen, ein Zusammenschluss zwischen Partner sorgen müssen, schöpfen ihr Poten­ Unternehmen und UNO, um die Globalisierung sozialer und ökologischer zu zial nicht voll aus. gestalten. Jetzt muss es darum gehen, diese Instrumente wirksamer und effektiver zu gestalten. Arbeitsabläufe und Arbeitsorganisation kön­ nen mitarbeiterorientiert und familien­ Viele Verbraucherinnen und Verbraucher konsumieren nicht mehr ohne Vorbe­ freundlich gestaltet werden, zum Beispiel halt. Sie hinterfragen Arbeitsbedingungen in den Herstellerländern: Entlohnung, durch eine flexible Arbeitszeitgestaltung, Arbeitszeiten, Kinderarbeit, Arbeitssicherheit, Gesundheit, um nur einige Kriterien Job-Sharing, Ermöglichung von Teilzeit­ zu nennen. Dieselben Verbraucherinnen und Verbraucher wollen oft auch Genaueres arbeit, Betriebskindergärten, Erziehungsfrei­ zur Nachhaltigkeit der Produkte erfahren: eingesetzte Materialien, nachwachsende stellung oder auch allgemein ein Betriebs­ Rohstoffe, Energieverbrauch für Produktion und Transport, Recyclefähigkeit usw. klima, das Offenheit für die Belange von Sie kaufen beispielsweise bei einem Gartenmöbelhersteller, der ausschließlich Eltern zeigt. Hartholz aus nachhaltig bewirtschafteten Plantagen bezieht und nachprüft, ob die Plantagenarbeiter einen fairen Lohn erhalten, der außerdem darauf achtet, dass Weitere soziale Komponenten von CSR kön­ die Rohstoffe anschließend mit möglichst geringem Energieaufwand transportiert nen sein: menschengerechte und gesunde und mit umweltneutralen Stoffen weiterbehandelt werden. Gestaltung des Arbeitsplatzes, Beachtung der sozialen und kulturellen Heterogenität der Beschäftigten, Gesundheitsfürsorge, Weiterbildungsangebote, Transparenz der innerbetrieblichen Kommunikations- und In­ formationspolitik, Schaffung von Ausbil­ dungsplätzen über den innerbetrieblichen Bedarf hinaus und vieles mehr. 7 SCHÜLERMATERIAL Was bringt CSR (”Corporate Social Responsibility”)? Wer trägt eigentlich die Verantwortung für gute Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit oder Umweltschutz in Deutschland? „Der Staat!“ lautet meist die erste Antwort. Dann vielleicht noch: „Gewerkschaften“, „gemeinnützige Organisationen“, „engagierte Privatpersonen“. Und die Unternehmen, was können sie dazu beitragen? Eine ganze Menge: Aus- und Weiterbildungsmöglich­ keiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen, Lehrstelleninitiativen entwickeln, sozial Benachteiligte fördern, auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit achten sowie Verbraucherinnen und Verbraucher informieren und schützen. Und all dies über den gesetzlichen Rahmen hinaus. D er Fachbegriff für die freiwillige gesellschaftliche Verantwor­ Eigentum verpflichtet – aber wozu? tung von Unternehmen heißt „Corporate Social Responsibility“, kurz: CSR. Dieses unternehmerische Engagement kann den Staat und gesetzliche Regelungen nicht ersetzen, gewinnt aber in unserer In Deutschland ist der CSR-Gedanke bereits im Grundgesetz globalen (Arbeits-)Welt immer mehr an Bedeutung und geht über verankert (Paragraf 14,2 GG): „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch die gesetzlichen Vorschriften hinaus. CSR wird dabei nicht als soll zugleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen.“ Einzelmaßnahme verstanden, sondern ist fest in der gesamten Un­ ternehmensstrategie verankert. In diesen Prozess bringen Firmen nicht nur Geld ein: Auch Mitarbeiterengagement, Fachwissen und Organisationskompetenz sind gefragt. Meinungen: Verbraucherinnen und Verbraucher erklären, ihnen sei die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen wichtig, doch in der Praxis zeigt sich dann, dass es den wenigsten so wichtig ist, dass sie mehr dafür bezahlen würden.“ Quelle: Robert Reich, ehemaliger US- Politiker und Politikwissenschaftler: Superkapitalismus. Wie die Wirtschaft unsere Demokratie untergräbt, Frankfurt/New York 2008 CSR wird zunehmend zu einem Wettbewerbsfaktor. (…) Gleichzeitig stärkt CSR den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft und leistet einen Beitrag zur sozialen und ökologischen Gestaltung der Globalisierung.“ 8 Quelle: Grundlagen­ papier des 2. nationalen CSR-Forums, 28. April 2009, www.csr-in-deutschland.de CSR und Arbeit Beispiele für bürgerschaftliches Engagement „CreditPlus Bank“: Projekt mit Stuttgarter Brennpunktschule An der Friedensschule, einer Haupt- und Werkreal­ Aus dem Grünbuch der Europäischen Kommission „Europäische Rahmenbedin­ gungen für die soziale Verantwortung der Unternehmen“, 2001 schule, ist das Thema „Umgang mit Geld“ besonders brisant. In vielen Elternhäusern leben Arbeitslosen­ geld-II-Empfänger, und viele Jugendliche haben den richtigen Umgang mit Geld nicht gelernt. Die Mitarbei­ terinnen und Mitarbeiter der CreditPlus Bank helfen, „Die CSR ist ein Konzept, das den Unternehmen indem sie Unterrichtsstunden zum richtigen Umgang als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale mit Geld, zur Erstellung von Haushaltsplänen und Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmens­ zum Erkennen von Schuldenfallen für Jugendliche ab­ tätigkeit und in die Wechselbeziehung mit den halten. Beim Gegenbesuch in der Bank erhalten die Stakeholdern* zu integrieren.“ Schülerinnen und Schüler einen Einblick in die Arbeit eines Kreditspezialisten. Auszubildende der Bank *„Stakeholder“: alle Menschen, die mit einem geben Bewerbungs- und Ausbildungstipps. Die Anre­ Unternehmen in Beziehung stehen (Kunden, Liefe­ gung, sich sozial zu engagieren, kam von den Mitar­ ranten, Mitarbeiter, Geldgeber, gemeinnützige beiterinnen und Mitarbeitern selbst. Es sollten nicht Organisationen, Behörden, Medien) nur Geldspenden fließen: Vom Vorstand bis zum Azubi wollten sich die Bankangestellten selbst einbringen – vor allem in der Nachbarschaft ihres Arbeitsplatzes. „Heinz Geckler Elektrotechnik“: Nachwuchsförderung im Handwerk ENTDECKEN UND FRAGEN: 1 >>> Erklären Sie, was man unter CSR versteht, und nennen Sie die wichtigsten Merkmale. 2 >>> Diskutieren Sie die Mei­ nungen, und bringen Sie deren Aussage mit den Zielen und Nutzen von CSR in Verbindung. 3 >>> Projekt-/Gruppenarbeit: Sie übernehmen die Rolle eines Beraterteams, das für ein kleines oder mittelständisches Unternehmen (zum Beispiel Möbelschreinerei, Elektro­ fachgeschäft, PR-Agentur) CSRIdeen entwickeln soll. Schildern Sie in Ihrer Ideenskizze vier Maßnahmen, die sich für das Unternehmen eignen, und überlegen Sie, welche Personen­ gruppen man in das Projekt einbeziehen kann. „Als Elektromeister in der kleinen Ortschaft Ofter­ dingen mit 4.300 Einwohnern engagiere ich mich per­ sönlich und mit meinem Betrieb im Kindergarten und in der Hauptschule, um Kinder und Jugendliche für Technik zu begeistern. Dafür gehe ich für einige Stun­ den in die jeweilige Einrichtung und erzähle von meinem Ausbildungsweg, meinem Beruf, der Technik und den Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Mein Betrieb hilft auch durch Arbeitseinsätze und Material­ spenden bei der Renovierung der Schule oder der Bestückung der Ortsbücherei. Die Kooperation soll Praktikumsplätze bereitstellen, in verschiedene Berufsbilder einführen, Ansprechpartner in der Wirt­ schaft für Schüler anbieten und Exkursionen Quelle: „Corporate Social Responsibility in der strategischen Unternehmensführung“, Öko-Institut e. V., 2005 ermöglichen. So sind wir mit verschiedenen Unter­ INFORMIEREN UND RECHERCHIEREN: CSR-Seite der Europäischen Kommission: http://ec.europa.eu/enterprise/ csr/index_de.htm „UnternehmensWerte“, Internet­ portal des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS): www.csr-in-deutschland.de Initiative für Beschäftigung mit Wettbewerb „Beschäftigung gestalten – Unternehmen zeigen Verantwortung“ des BMAS: www.initiative-fuer­ beschaeftigung.de nehmen dabei, speziell einen Praktikumsführer mit Praktikumsstellen im Ort zu erstellen. Für unsere 18 Patenschüler werden dadurch im Jahr 2007 vermut­ Weitere Beispiele für CSRAktivitäten von Unternehmen: lich 25 bis 30 Angebote für ein Berufspraktikum zur http://csrgermany.de Verfügung stehen.“ www.csr-mittelstand.de Quelle: CSR Germany, http://csrgermany.de, bearbeitet www.unternehmen-fuer-die­ region.de 9 SCHAUBILD Aspekte der Unternehmensverantwortung (Nach: Grundlagenpapier des 2. nationalen CSR-Forums, 28. April 2009, www.csr-in-deutschland.de) ENTDECKEN UND FRAGEN: 1 >>> Bringen Sie die Informationen zum Nutzen von CSR mit den Stakeholdern eines Unternehmens in Verbindung. 2 >>> Finden Sie für drei Anspruchsgruppen konkrete Beispiele, an denen der Vorteil sozialer Unternehmensverantwortung deutlich wird. 10 Weitere Arbeitsblätter und Schaubilder: www.sozialpolitik.com und www.jugend-und-bildung.de SERVICE Link- und Lesetipps www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF­ Publikationen/a398-csr-aktionsplan.pdf Aktionsplan CSR der Bundesregierung, nationale Strategie zur http://ec.europa.eu/enterprise/magazine/articles/smes­ gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen (Corporate entrepreneurship/article_9082_de.htm Social Responsibility – CSR) vom 6. Oktober 2010 Deine Welt, dein Unternehmen: Jugendprojekt der Europäischen Kommission zu verantwortungsbewusstem Unternehmertum www.bpb.de/publikationen/8PLEYR,0,Wie_moralisch_sind_ Unternehmen_Essay.html www.giz.de/de/ueber_die_giz/287.html Wie moralisch sind Unternehmen? Essay in: „Aus Politik und Das Deutsche Global Compact Netzwerk auf den Seiten der Zeitgeschichte“ (APuZ 31/2008) der Bundeszentrale für politische Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Bildung www.gute-arbeit-weltweit.de www.cora-netz.de Informationsportal des DGB-Bildungswerkes Der Zusammenschluss verschiedener Nichtregierungsorganisa­ tionen „CorA-Netzwerk“ engagiert sich für eine am Gemeinwohl www.ilo.org orientierte Unternehmensverantwortung. Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) www.csr-in-deutschland.de www.inqa.de CSR-Portal der Bundesregierung Initiative Neue Qualität der Arbeit: Gemeinschaftsinitiative aus Bund, Ländern, Sozialpartnern, Sozialversicherungsträgern, www.csrgermany.de Stiftungen und Unternehmen CSR Germany: Diese Website bietet unter dem Menüpunkt „Unternehmensverzeichnis“ zahlreiche Praxisbeispiele. www.jugend-und-bildung.de/mitverantwortung MitVerantwortung. Sozial und ökologisch handeln im Unternehmen www.csr-mittelstand.de – Unterrichtsfilme, Arbeitsblätter und Materialien zu CSR für Dokumentation, in der vorbildhafte kleine und mittelständische allgemein- und berufsbildende Schulen Unternehmen vorgestellt werden, die soziale und ökologische Verantwortung übernehmen www.nachhaltigkeitsrat.de Empfehlungen des Rates für Nachhaltige Entwicklung zur unter­ www.csr-weltweit.de nehmerischen Verantwortung in einer globalisierten Welt Internetportal des Auswärtigen Amtes und der Bertelsmann Stiftung www.oecd.org/berlin/publikationen/oecd-leitsaetze-fuer­ multinationale-unternehmen.htm www.bne-portal.de OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen Portal der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ mit Datenbank der ausgezeichneten Projekte – hier sind auch www.unglobalcompact.org beispielhafte Schülerfirmen zu finden. Internetseite der Vereinten Nationen zum Global Compact www.dgb.de/themen/++co++mediapool-0dcc4ca2585ac752 www.unternehmen-fuer-die-region.de/landkarte.html ad59e24822368be3 Unternehmen für die Region: „Landkarte des Engagements“ Leitfaden für Anwender der OECD-Leitsätze für multinationale mit Beispielen für unternehmerische CSR-Konzepte Unternehmen http://europa.eu/legislation_summaries/employment_and _social_policy/employment_rights_and_work_organisation /n26039_de.htm EU-Kommission: Grünbuch über die soziale Verantwortung der Unternehmen 11 Sozialpolitik aktuell: Unternehmen Verantwortung kostenlos bestellen beim: Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Referat Information, Publikation, Redaktion, 53107 Bonn Best.-Nr.: A 399 Telefon: (0 18 05) 77 80 90* Telefax: (0 18 05) 77 80 94* Schriftlich: Publikationsversand der Bundesregierung, Postfach 48 10 09, 18132 Rostock E-Mail: [email protected] Internet: www.bmas.de Gehörlosen-/Hörgeschädigten-Service: E-Mail: [email protected] Fax: (0 30) 22 19 11 01 7 Gebärdentelefon: [email protected] * 14 Cent/Minute, Mobilfunknetze: max. 42 Cent/Minute Sozialpolitik – Schutz, Gerechtigkeit, Sicherheit Medienpaket für die Schule „Sozialpolitik“ ist ein kostenloses Medienpaket für den Unterricht in den Klassen 9 bis 12/13 an allgemein- sowie berufsbildenden Schulen und für das Selbststudium. Die Materialien führen in das Thema soziale Sicherung ein und geben einen Überblick über den Sozialstaat Deutschland sowie die wichtigsten Bereiche der Sozialpolitik. Das Medienpaket umfasst ein Schülermagazin, ein Arbeits­ heft, zwölf Arbeitsfolien, eine Lehrerinformation, ein Plakat sowie die Internetplattform www.sozialpolitik.com mit interaktiven Modulen (Wissensquiz, Lexikon, Historie, Umfra­ gen, Kommentare). Auf der Internetseite werden jeden Monat aktuelle sozialpolitische Themen für den Unterricht aufbereitet und Arbeitsblätter als PDF-Dateien zum Herunterladen angeboten. Die Materialien „Sozialpolitik“ werden von der Stiftung Jugend und Bildung in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales erstellt. Schulen können die Schülerhefte in Klassensätzen kostenlos beziehen. Bestelladresse: Bestellservice Universum Kommunikation und Medien AG Jugend und Bildung 65341 Eltville Fax: (0 61 23) 92 38 24 4 E-Mail: [email protected] Internet: www.sozialpolitik.com oder www.jubi-shop.de