E SSEN · TRI N KE N Mohn – eine viel zu wenig genossene Delikatesse Wo der Mohn aufgeht In der österreichischen Küche sind Mohngerichte nicht wegzudenken. Seit vielen Jahrhunderten ist man im Waldviertel im Nordosten Österreichs mit der vielseitigen Verwendung des kleinen, grauen Samens aus der Kapselfrucht vertraut. Graumohn Alte überlieferte Sorte, die hauptsächlich im Waldviertel angebaut wird. Die Mohnsamen sind geschmacklich sehr mild und fein und daher besonders gut für Mehlspeisen geeignet. Weissmohn Sehr seltene Mohnsorte mit heller Samenfarbe und nussartigem Geschmack. Eignet sich für feine Mohnmehlspeisen und Desserts. Graumohn aus dem Waldviertel Das Waldviertel bietet die idealen klimatischen Voraussetzungen für eine optimale Entwicklung des Mohns. Jährlich werden im Waldviertel zwischen 200 und 700 Hektar Mohn angebaut. Was den Waldviertler Graumohn von seinen patentlosen Artgenossen, dem weissen und dem blauen Mohn, unterscheidet, ist sein Äusseres und der Geschmack. Reich an EiBILDER: ROBERT HERBST, WALDVIERTEL TOURISMUS (rz) Die Geschichte des Mohns reicht bis in die Jungsteinzeit zurück. Funde von Mohnkuchen in den Schweizer Pfahlbauten lassen vermuten, dass man sehr genau über die Verwendungsmöglichkeiten des Mohns Bescheid wusste. Heimat des Mohns ist aber die karge Hochebene Persiens. Zusammen mit dem ersten Saatweizen ist er vor Jahrhunderten nach Europa gekommen. Schon im 13. Jahrhundert wurde die wundersame Blume im Waldviertel als Heil- und Ölpflanze angebaut. Mohnsorten Blaumohn Bekannte Mohnsorte, die für den Grossteil der Anbauflächen verwendet wird. Durch dicke Samenschale gut zur maschinellen Ernte geeignet. Geschmacklich ist Blaumohn etwas herber und intensiver im Aroma. Besonders gut geeignet für pikante Mohnspeisen, Hauptspeisen und Beilagen mit Mohn. Mohn wird oft gequetscht verwendet. Mohnmühlen gehören in österreichische Haushalte. Man kann gequetschten Mohn tiefgekühlt lagern. Mohnöl Kaltgepresstes Mohnöl aus dem Waldviertel ist mit 87 bis 90% ungesättigten Fettsäuren und dem natürlichen Anteil an Vitamin E ein ernährungsphysiologisch hochwertiges Speiseöl. weiss, Zucker, Mineralstoffen, organischen Säuren und Vitamin E weist er einen fünf Prozent höheren Gehalt an ungesättigten Fettsäuren auf und hat gleichzeitig den höchsten Linolsäuregehalt aller Speiseöle. Das trägt ihm den Beinamen «Olivenöl des Nordens» ein. Die Zahl der Mohnöl-Fans, die damit Rohkost und Salate, aber auch Saucen und Nudelgerichte veredeln, wächst stetig. Der Waldviertler Graumohn wurde sogar schon an der Londoner Börse gehandelt. Bekannt ist das Mohndorf Armschlag, wo im Juli die Mohnfelder blühen. Die weiss-lila-ro- 22 September 2014 ES S E N · T RI NKE N BILDER: ROBERT HERBST, WALDVIERTEL TOURISMUS Mohnstrudel-Wanderweg führt vom Mohnwirt durch kleinere Ortschaften in der Umgebung wieder zurück nach Armschlag. Die Palette der österreichischen Mohngerichte reicht von Mohnzelten über Torten, Knödel und Nudeln bis zu Fisch in der Mohnkruste. bereits im Juni zu sehen sind. In Armschlag blühen viele Arten von Mohn auf Schaufeldern und in den Bauerngärten. Man findet neben dem Graumohn den gelben und weissen Alpenmohn, den gelb-orangen Islandmohn und den orientalische Mohn in Weiss und Dunkelviolett. BILD: AQUARELL VON KATHARINA PROCH, WWW.KATHARINA.PROCH.CH BILDER: ROBERT HERBST, WALDVIERTEL TOURISMUS ten Blüten erfreuen nicht nur Fotografen. Zuerst blühen der gelb-orange Islandmohn und der Wintermohn, dessen lilafarbenen Blüten Buchtipp Die österreichische Mohnküche, Inge Krenn, Hubert Krenn Verlag, 2004, 95 S., ISBN 978-3-902351-32-6, CHF 18.90 Mohnlehrpfad Im Waldviertel findet man das Thema Mohn nicht nur auf der Speisekarte und in Bäckereien. Der rund einen Kilometer lange Mohnlehrpfad entlang der Grossen Krems vermittelt alle geschichtlichen, produktionstechnischen und kulinarischen Aspekte des Mohns. Der Rezepte vom Waldviertler Mohnhof Waldviertler Mohntorte (Rezept von der Graselwirtin Anna Rehatschek, Mörtersdorf) 5 dl Rahm, 400 g Staubzucker, 400 g Mohn gemahlen, 200 g feines Mehl, 8 Eier, 1 TL Backpulver, 1 TL Vanillezucker, Geriebene Schale einer Zitrone. Rahm mit Zucker und Vanillezucker schlagen, Zitronenschale beigeben. Ganze Eier langsam einrühren. Mehl, Mohn und Backpulver mischen und unterheben. Die Masse in eine eingefettete Tortenform füllen und im Heissluftofen bei 150 Grad rund eine Stunde ausbacken. Mohntorte 140 g Butter, 180 g Zucker, 5 Eier, 70 g ge- riebene Mandeln, Va n i l le z u c ke r , Rum, Zimt, 180 g geriebenen Mohn. Butter mit Zucker und Eigelb schaumig rühren, Mandeln, Vanillezucker, etwas Zimt, Mohn und den Schnee von 5 Eiweiss unterheben. Johannisbeerkonfitüre zum Füllen, mit Puderzucker bestreuen oder Zuckerglasur. Apfelmohnschnitten 4 Eier, 200 g Honig, 200 g grob geriebene Äpfel, 100 g geriebener Mohn, 100 g geriebene Haselnüsse, 1 Vanillezucker, 50 g Weizenvollmehl, Mandelblättchen. Die ganzen Eier mit Honig schaumig rüh- ren, Äpfel, Mohn, Haselnüsse, Vanillezucker und Weizenvollmehl unterheben, auf gefettetes, bemehltes Blech streichen, mit Mandelblättchen bestreuen und bei 180°C 20 bis 25 Minuten backen. Mohnroulade 5 Eier, 100 g Zucker, 50 g Mehl, 70 g geriebener Mohn. Eier mit Zucker schaumig schlagen, Mehl und Mohn unterheben. Blech mit Backpapier auslegen, 1 cm hoch aufstreichen und bei 200°C backen, stürzen, Papier abziehen und einrollen, erkaltet mit Himbeeroder Johannisbeerkonfitüre bestreichen, zusätzlich mit etwas Schlagrahm füllen, überzuckern oder glasieren. Quelle: www.mohnhof.at September 2014 23