Arme Kinder im Sozialstaat?! - Evangelische Akademie Meissen

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Fachtagung „
Arme Kinder im Sozialstaat?!“
Wege aus der Kinder- und Jugendarmut
(Politische) Konzepte zwischen Anspruch und Wirklichkeit
am 11. und 12. Juni 2012 in der Evangelischen Akademie Meißen
–Zusammenfassung der Ergebnisse von Vorträgen und Arbeitsgruppen –
Im Sommer 2012 fand eine Kooperationsveranstaltung der Evangelischen Akademie Meißen,
der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Sachsen und des Deutschen Kinderschutzbund
Landesverband Sachsen e.V. in Meißen statt. Die Verstetigung von Kinder- und Jugendarmut
und der Mangel an nachhaltigen Konzepten zur Überwindung dieser Situation motivieren zu
einer verstärkten Auseinandersetzung mit dieser Problematik.
Die Zusammenfassung der Tagungsergebnisse als Grundlage für die weitere Arbeit zum
Thema wurde mit den Teilnehmenden am Schluss der Tagung vereinbart. Es geht dabei
Schlussfolgerungen für die Sozialpolitik und die Soziale Arbeit als Wegbereiter aus der
Kinder- und Jugendarmut. Die Perspektive und die Bedürfnisse von Kindern und
Jugendlichen sollen stärker in den Blick genommen werden.
Die Aufgabe:
Menschen in politischer Verantwortung sowie Trägern und Fachkräften in der Sozialen Arbeit
kommt die Aufgabe zu, aktive Fürsprecher und für von Armutslagen Betroffenen sein. Die
biografischen Folgen von Kinder- und Jugendarmut bis ins hohe Lebensalter sind zu
verdeutlichen. Für eine stärkere gesellschaftliche Sensibilisierung sind die problematische
Realität von Kinder- und Jugendarbeit ebenso wie die Entwicklungspotentiale und
Perspektiven öffentlich darzustellen und medial eindrücklich zu vermitteln.
Drei Empfehlungen im Ergebnis der Fachtagung:
1. Politik und Verbände als aktive strategische Partner gegen Kinderarmut
gewinnen
Ohne einen Zusammenschluss engagierter politischer Akteure in den demokratischen
Parteien mit den Verbänden (Nichtregierungsorganisationen) ist eine wesentliche
Veränderung von Armutslagen nicht zu erwarten. Die Bildung eines Bündnisses bzw.
einer Allianz gegen Armut ist daher die notwendige Grundlage aller Aktivitäten gegen
Armut von Kindern und Jugendlichen bzw. von Familien mit minderjährigen Kindern in
Sachsen.
Für die Sensibilisierung und Gewinnung der politischen Akteure und der
Nichtregierungsorganisationen in Sachsen für die verfestigten Armutslagen, in denen
Kinder und Jugendliche leben, ist die Durchführung von Armutskonferenzen sinnvoll.
Hierfür sind Träger der Sozialen Arbeit, die Arbeitsverwaltung, Krankenkassen,
Ärzte/Ärztinnen, Kita, Schulen und Eltern ebenso wie kommunale Arbeitgeber/innen
einzubeziehen.
Die aktuelle Situation zur Kinder- und Jugendarmut sollte auch in (fach)politischen
Gremien auf Landesebene und in den Kommunen wiederkehrend auf die Tagesordnung
gesetzt werden.
Spezifische Anliegen im Zusammenhang mit Kinder- und Jugendarmut können im
Gespräch mit den politischen Akteuren sowie in Beschwerde- und Petitionsverfahren
vorgebracht werden.
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Eine stärkere Schwerpunktsetzung für die Lebenslagen-/Armutsforschung an
Hochschulen in Sachsen, z.B. ein Lehrstuhl zum Thema, könnte die Erhebung,
wissenschaftliche Bewertung und Veröffentlichung von Daten befördern.
2. Verfestigte Armutslagen in Sachsen stärker gesellschaftlich bewusst machen
Das Engagement von politischen Akteuren und Verbänden, die systematische Gewinnung
und Auswertung von Daten und Informationen soll einhergehen mit einer engagierten
und der Würde von Betroffenen verantwortlichen Öffentlichkeitsarbeit.
Es erscheint sinnvoll, die Aktivitäten gegen Kinder- und Jugendarmut bzw. die Armut von
Familien mit minderjährigen Kindern in das Engagement für die Menschenwürde und die
Rechte von Kindern und Jugendlichen einzubinden.
3. Die Sensibilisierung für verfestigte Armutslagen und das Engagement gegen
Kinder- und Jugendarmut in die Angebote für Kinder, Jugendliche und Eltern
einbinden
Der Aufbau einer Infrastruktur für die Förderung von Kinderrechten bzw. deren
Einbindung in die vorhandene Infrastruktur von Angeboten für Kinder, Jugendliche und
Eltern ist eine wichtige Aufgabe. Verschiedenste Strukturen und Verfahren zur
Beteiligung junger Menschen und ihrer Eltern kommen dafür in Frage (z.B. Kinder als
Expertinnen und Experten in eigener Sache und als Planungsbeteiligte, Kinder- und
Jugendbeauftragte, Kinder- und Jugendbüros).
In die Prozesse der Jugend- und Sozialplanung sind geeignete Verfahren zur
unmittelbaren Planungsbeteiligung von jungen Menschen und ihren Eltern einzubinden.
In die Infrastruktur vor Ort sind Anlauf- und Beratungsstellen für soziale Fragestellungen
(Bürgerberatung, allgemeine Sozialberatung) einzubinden. Darüber hinaus gibt es
verschiedenste andere Formen der individuellen Unterstützung wie: Solidarfonds für
Betroffene; soziokulturelle und sportliche Angebote, Kostenfreiheit für alle
niedrigschwelligen Beratungsangebote für Kinder/ Jugendliche und Eltern; gezielte
Maßnahmen der Arbeitsförderung flankiert durch Anerkennung ausländischer und
höherwertiger Berufsabschlüsse; Unterstützungsangebote für Kinder/ Jugendliche und
Eltern in Kita und Schule, Angebote der Schuldenprävention
Bezogen auf Fachkräfte in den Einrichtungen und Angeboten für Kinder, Jugendliche und
Familien sollten entsprechende Veränderungen in den Ausbildungscurricula angestrebt
werden. Der Diskurs zu Befunden der Armutsforschung sowie zu Gerechtigkeitsmodellen, Menschenbildern und Wertvorstellungen ist aufzunehmen. Für Lehrkräfte an
Schulen ist eine Unterstützung durch sozialpädagogische Fachkräfte anzustreben.
Die Ergebnisse der Veranstaltung in der Evangelischen Akademie Meißen werden den
Fraktionen der demokratisch agierenden Parteien im Sächsischen Landtag zugesandt.
Für das Veranstaltungsteam der Fachtagung
Christian Kurzke
Studienleiter, Evangelische
Akademie Meißen
Hartmut Mann
Referent Kinder- und
Jugendhilfe, PARITÄTISCHER
Sachsen im Auftrag der Liga
der freien Wohlfahrtspflege
in Sachsen
Olaf Boye
Landesgeschäftsführer,
Deutscher Kinderschutzbund
Landesverband Sachsen e.V.
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