Bildgebung in der Rheumatologie

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Editorial 287
Bildgebung in der Rheumatologie
Rolf Rau
Bibliografie
DOI http://dx.doi.org/
10.1055/s-0030-1265177
Akt Rheumatol 2010; 35:
287–288 © Georg Thieme
Verlag KG Stuttgart · New York
ISSN 0341-051X
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. Rolf Rau
ehemals Rheumaklinik
Evangelisches Fachkrankenhaus
Ratingen
Privat: Irisweg 5
40489 Düsseldorf
Tel.: + 49/0203/740 441
Fax: + 49/0203/738 4800
[email protected]
Die Bildgebung ist in den letzten beiden Jahrzehnten zu einem in ihrer Bedeutung ständig
wachsenden Bestandteil der rheumatologischen
Diagnostik, Dokumentation und Verlaufsbeobachtung geworden. Die konventionelle Radiologie wurde durch die Anerkennung als wichtiger
Outcomeparameter deutlich aufgewertet. Dazu
kam der von den Zulassungsbehörden geforderte Nachweis einer Hemmung der radiologischen Progression als Kriterium zur Anerkennung eines Medikaments als Basistherapeutikum.
Die neueren Methoden wie MRT und Sonografie
können nicht nur das Ergebnis des entzündlichen
Prozesses der RA, die Knochendestruktion darstellen, sondern auch Weichteilveränderungen
und damit Ausmaß und Entwicklung der entzündlichen Infiltration. Darüber hinaus haben sie
den Vorteil einer fehlenden Strahlenbelastung.
Die Sonografie kann vom Arzt schon bei der klinischen Untersuchung des Patienten eingesetzt
werden und ist, nur durch den Faktor Zeitbedarf
begrenzt, beliebig wiederholbar.
In diesem Heft werden die gebräuchlichen bildgebenden Verfahren von mit diesen Methoden
theoretisch und praktisch bestens vertrauten
kompetenten Experten in ihren Stärken und
Schwächen dargestellt.
Siegfried Wassenberg betont, dass die konventionelle Radiologie bei allen Fortschritten neuerer
Verfahren noch immer als Standardmethode der
Bildgebung bei der rheumatoiden Arthritis zu betrachten ist; dies u. a. wegen der gleichzeitig
möglichen Darstellung aller bei der RA wichtigen
Gelenke, der hervorragenden detailreichen Abbildung des Knochens, der hohen differenzialdiagnostischen Aussagekraft aufgrund unterschiedlicher Destruktionsmuster und des großen
Wertes als objektives langfristiges Verlaufsdokument. Die Scoringmethoden dienen der quantitativen Beschreibung der Destruktion im Verlauf
der Erkrankung.
Rolf Rau berichtet in einem persönlichen historischen Überblick über die Entwicklung der Scoringmethoden und insbesondere darüber, wie
bei der Befundung von Röntgenbildern im Langzeitverlauf nicht nur eine Zunahme von Destruktionen, sondern auch Reparationen beobachtet
werden konnten. Heilungen von Erosionen galten zuvor als unmöglich, der Prozess zu ihrer Anerkennung war langwierig. Die Frage nach einer
optimalen Eingliederung von Heilungsphänomenen in die Scoringmethoden ist noch ungelöst.
Der bisherige Stellenwert und die anhaltend
stürmische Entwicklung der Sonografie peri-
pherer Gelenke wird von Sarah Ohrndorf und
Marina Backhaus dargestellt. Die Sonografie erlaubt sensitiver als die klinische Untersuchung
das Erkennen von Ergüssen, von entzündlichen
Infiltraten und deren Abgrenzung von nicht
aktiven Synovialisproliferationen. An den der
Untersuchung zugänglichen Knochenabschnitten
können auch Erosionen früher als im Röntgenbild entdeckt werden. Methoden zur quantitativen Erfassung der entzündlichen Aktivität und
der Ausdehnung der knöchernen Läsionen existieren bereits bzw. befinden sich in der Entwicklung.
Wie Wolfgang Schmidt darstellt, ist die Sonografie auch bei der Differenzierung von extraartikulären Weichteilveränderungen wie Ganglien,
Gichttophi, Rheumaknoten und Lymphknotenschwellungen sowie beim Aufdecken von Organkomplikationen rheumatischer Erkrankungen
hilfreich. Ein Beispiel ist die Entwicklung maligner Lymphome beim Sjögrensyndrom. Das
vermutlich wichtigste Einsatzgebiet ist aber die
Vaskulitisdiagnostik mit dem Paradebeispiel
akute Arteriitis temporalis, die die Biopsie weitgehend überflüssig gemacht hat. Wichtige Einsatzgebiete sind auch die Diagnostik der Takajasu
Arteriitis und die Abgrenzung eines sekundären
vom primären Raynaud-Syndrom durch Nachweis von Gefäßverschlüssen an Fingerarterien.
Die Magnetresonanztomografie (MRT) kann, wie
Ben Ostendorf, Falk Miese und Axel Scherer beschreiben, ebenfalls Weichteilschwellungen und
damit Pannusgewebe als Ursache der Knochendestruktion quantitativ darstellen. Erosionen
können mit dem Schnittbildverfahren MRT
früher als im Röntgenbild, einem Summationsbild, gesehen werden. Das Knochenmarködem
gilt als Vorbote von Erosionen und soll auf eine
ungünstige Prognose hindeuten. Semiquantitative Scoringmethoden mit Bewertung von Erosionen, Knochenmarködem und Synovitis dienen
der Verlaufsbeobachtung unter Therapie. Der
hohe Aufwand der Hochfeld-MRT erschwert allerdings den Einsatz zur Verlaufsbeobachtung
zumindest in der Praxis. Hier bedeutet die sog.
Niederfeld-MRT mit kleineren Magneten und
Spulen für die Extremitäten einen deutlichen
Fortschritt. Bei der ankylosierenden Spondylitis
haben MRT-Befunde an Sacroiliacalgelenken und
Wirbelsäule bereits Eingang in neue Klassifikationskriterien gefunden.
Die Kapillarmikroskopie erlebt nach den Worten
von Oliver Sander derzeit einen großen Aufschwung und wurde in den Weiterbildungskatalog zum Rheumatologen aufgenommen. Unter-
Rau R. Bildgebung in der Aktuellen Rheumatologie. Akt Rheumatol 2010; 35: 287–288
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Imaging Techniques in Rheumatology
Editorial
suchungstechnik, Normalbefunde und pathologische Veränderungen werden beschrieben. Megakapillaren, extrakapilläre
Einlagerungen, Einblutungen, Abnahme der Kapillardichte bis
zu avaskulärer Areale sind charakteristisch für die systemische
Sklerose auch schon in frühen Stadien stellen sich. Beim LED
sieht man besonders Kaliberschwankungen, Sludgephänomene,
Verzweigungen und Elongationen der Kapillaren. Bei den übrigen Kollagenosen stellen sich wechselnde Befunde dar.
Ich bedanke mich bei den Herausgebern der Aktuellen Rheumatologie für die Anregung zu diesem Themenheft, bei den Autoren für die Bereitschaft zur Mitarbeit und die Fertigstellung der
Manuskripte und bei den Mitarbeitern des Thiemeverlags, insbesondere Frau Dr. Gampe-Braig und Herrn Hombach, für die
freundliche Unterstützung bei der Vorbereitung und Drucklegung der Manuskripte.
Düsseldorf im August 2010
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288
Ein Themenheft zur „Bildgebenden Differenzialdiagnose rheumatischer Erkrankungen“
mit Herrn Dr. Lingg als Koordinator ist für das Jahr 2011 geplant.
Rau R. Bildgebung in der Aktuellen Rheumatologie. Akt Rheumatol 2010; 35: 287–288
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