Otitis externa bei Hund und Katze

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Juli 07
Diagnostic
Update
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OTITIS EXTERNA BEI HUND UND KATZE
Ein Überblick über die Möglichkeiten der Labordiagnostik
Anatomie des Ohres
Das äußere Ohr wird gebildet aus der Ohrmuschel und
dem äußeren Gehörgang und dient der Leitung der Schallwellen zum Trommelfell.
Die Ohrmuschel besteht aus dem Muschelknorpel und
der darüberliegenden äußeren Haut.
Der äußere Gehörgang beginnt mit dem senkrechten
Teil, der in den waagerechten Gehörgang übergeht.
In der Haut der Ohrmuschel und des Gehörganges finden
sich verschiedene Drüsen - die tiefliegenden apokrinen
Drüsen und die oberflächlich liegenden Talgdrüsen.
Die Anzahl der Drüsen nimmt nach distal hin ab. Vor allem
im oberen Bereich des äußeren Gehörganges sind außerdem Haarfollikel vorhanden, die im Bereich des Orificium
externum besonders dicht sind.
Cerumen (Ohrenschmalz) ist eine Mischung von Drüsensekreten und Epidermisschuppen. Physiologischerweise
wandert der Ohrenschmalz im Gehörgang nach außen und
trägt so zum Schutz und zur Reinigung des Gehörganges
bei. Zwischen äußerem Ohr und Mittelohr liegt eine dünne
Membran, das Trommelfell.
Ätiologie / Pathogenese
Die Otitis externa ist eine Entzündung des Epithels des
äußeren Gehörganges und gegebenenfalls der Pinna.
Durch die Entzündung verändert sich das Mikroklima im
Gehörgang. Es kommt zu einem Ödem und entzündlichem
Zellinfiltrat mit nachfolgender Einengung des Gehörganges. Die apokrinen Schweißdrüsen produzieren mehr
Sekret, und der Lipidgehalt des Cerumens nimmt ab.
Das Epithel ist empfindlicher gegenüber Traumata und
Erregern. Bei der Otitis ist es wichtig, zwischen prädisponierenden Faktoren, primären Ursachen und perpetuierenden Faktoren zu unterscheiden. Nur wenn diese Faktoren
definiert und beseitigt werden, ist eine Otitistherapie auf
Dauer erfolgreich.
Prädisponierende Faktoren
Prädisponierende Faktoren sind Umstände, die das Risiko
an einer Otitis externa zu erkranken erhöhen. Alleine führen
sie nicht zu Beschwerden sondern erst in Kombination
Ohrmuschel
Schläfenmuskel
Ohrknorpel
Schnecke
Senkrechter
Gehörgang
Gehörknöchel
Waagrechter
Gehörgang
Trommelfell
Paukenhöhle
Anatomie des Hundeohres
mit Primärursachen oder perpetuierenden Faktoren. Sie
bewirken eine Veränderung des physiologischen Mikroklimas im Gehörgang. Die vorhandene Mikroflora kann sich
stärker vermehren und pathogene Bakterien können sich
ansiedeln. Zu diesen prädisponierenden Faktoren zählen
anatomische Besonderheiten wie schmale, stenotische
Gehörgänge (z. B. beim Shar Pei), schwere Hängeohren
(z. B. bei Cocker Spaniel und Basset) und exzessives
Haarwachstum in den Gehörgängen (z. B. bei Pudel und
Terrier). Durch diese anatomische Form der Ohrmuscheln
wird eine normale Belüftung des äußeren Gehörganges
verhindert. Außerdem zeigen einige Rassen eine vermehrte
Drüsensekretion im Ohrbereich, wie z. B. Cockerspaniel
(Talgdrüsen) und Labrador (Schweißdrüsen). Auch vermehrte Feuchtigkeit im Ohr, wie z. B. bei dem sogenannten „Swimmer Ear“ von Hunden, die gerne schwimmen und tauchen (v. a. Labrador und Golden Retriever)
oder durch übertriebene Ohrpflege, führt zu einer Veränderung des Mikroklimas im Ohr.
Klimafaktoren, wie eine Erhöhung der Umgebungstemperatur und -feuchtigkeit können ebenfalls zu einer Veränderung des Mikroklimas im Gehörgang führen. Eine nicht
unbedeutende Rolle spielen iatrogene Faktoren.
Zu diesen gehören exzessives Reinigen mit Wattestäbchen
und/oder reizenden Ohrreinigern und rigoroses Auszupfen
von Haaren.
Primärursachen
Als Primärursachen bezeichnet man Faktoren, die den
Entzündungsprozess im Gehörgang auslösen. Dazu zählen
v.a. dermatologische Erkrankungen, die auch im Ohr eine
Bedeutung haben. Primärursachen können alleine eine
Otitis externa verursachen.
1. Hypersensitivitätsreaktionen
Allergien in Form einer atopischen Dermatitis und/oder
Futtermittelallergie machen beim Hund den größten Anteil
der durch Primärursachen ausgelösten Otitiden aus. In der Regel sind beide Ohren betroffen. Die Tiere zeigen Juckreiz
(auch) an den Ohren. Zu Beginn der Erkrankung ist
häufig nur die Pinna betroffen. Im weiteren Verlauf setzt
sich die Erkrankung in die äußeren Bereiche des Gehörganges fort. Bei manchen Tieren tritt die Symptomatik
saisonal auf. Erst wenn Sekundärinfektionen (i. d. R. durch
Bakterien und/oder Malassezien) hinzukommen, sind
auch der horizontale Teil des Gehörganges und das Trommelfell betroffen.
Tritt eine Entzündung oder Erosion nach der Anwendung
von Ohrreiniger oder Medikamenten am Ohr auf, sollte
eine Kontaktallergie bzw. Medikamentenreaktion differentialdiagnostisch in Erwägung gezogen werden. Nach Absetzen der Medikation sollte diese, sofern sie noch nicht
fortgeschritten ist, spontan heilen.
2. Parasiten
Bei Jungtieren (v. a. bei Katzen) ist Otodectes cynotis
die häufigste Ursache einer Otitis externa. Das typische
Sekret einer Milbenotitis ist schwarz-braun und krümelig.
Die Milben sind otoskopisch darstellbar und lassen sich
im Abstrich mikroskopisch nachweisen. Die Otodectes
Otitis ist hochkontagiös. Daher sollten stets alle in einem
Haushalt lebenden Tiere therapiert werden, auch wenn
keine klinischen Symptome vorliegen. Besonders erwachsene Tiere sind häufig asymptomatische Träger.
Auch Demodex canis bzw. D. cati kann eine Otitis externa
parasitaria auslösen. Der Nachweis gelingt ebenfalls mittels der mikroskopischen Untersuchung eines Ohrabstriches. Die Demodikose ist nicht kontagiös.
Sarkoptes-Räude, Sarcoptes scabiei var. canis beim Hund
und Notoedres cati bei der Katze, führt meistens zunächst
zu Veränderungen an der Ohrmuschel, die aber in Folge
auch den Gehörgang betreffen können.
3. Fremdkörper
Charakteristisch für eine durch Fremdkörper bedingte
Otitis externa sind ihr akutes Auftreten und häufig eine
massive Schmerzhaftigkeit. Die Tiere zeigen plötzlich
Kopfschiefhaltung. Die Darstellung des Fremdkörpers
im Gehörgang kann schwierig sein (auch auf Grund der
Schmerzhaftigkeit). Als Fremdkörper kommen Getreidegrannen, Tannennadeln, Schmutz, Haare, Sand, aber auch
eingetrocknete Medikamentenreste u. v. a. in Frage. Wird
ein Fremdkörper nicht frühzeitig entfernt, kann es zur Perforation des Trommelfells und einer Otitis media kommen.
4. Keratinisierungsstörungen
Die primäre Seborrhoe des Cockerspaniels, Sebadenitis
und verschiedene Endokrinopathien (Hypothyreose, Sertolizell-Tumoren, Hyperadrenokortizismus) sind Ursachen einer ceruminösen Otitis externa. Das Sekret sieht ähnlich aus
wie Eiter, kann aber zytologisch unterschieden werden.
5. Autoimmunerkrankungen
Pemphigus foliaceus, P. vulgaris, bullöses Pemphigoid,
Lupus erythematosus (usw.) betreffen vor allem die Pinna,
können aber auf den Gehörgang übergreifen und somit
eine Otitis externa auslösen.
6. Viruserkrankungen
Eine Pockenvirusinfektion der Katze und Staupe des
Hundes können zu Dermatitis im Ohrbereich mit nachfolgender Otitis führen.
7. Immunmediierte Erkrankungen
z.B. Erythema multiforme
8. Tumoren und Polypen
Tumoren und Polypen im Bereich des äußeren Gehörganges führen zu dessen Obstruktion und somit zur man-
Otodectes cynotis, 200 x
gelhaften Selbstreinigung. Zu den Neoplasien gehören
Tumoren der Ceruminaldrüsen und bei Katzen nasopharyngeale Polypen, die von der Pharynxschleimhaut, der
Eustachi´schen Röhre oder vom Mittelohr ausgehen
können. Diese Polypen verursachen häufig auch eine
Rhinitis. Katzen haben häufiger Tumoren im Bereich des
äußeren Gehörganges als Hunde.
Perpetuierende (aufrechterhaltende)
Faktoren
Perpetuierende Faktoren behindern den Heilungsprozess.
Sie sind die Folge chronischer Entzündungsprozesse, die
zu pathologischen Veränderungen der Haut im Gehörgang
führen. Sie entstehen auf Grund des Zusammenspiels einer
oder mehrerer prädisponierender Faktoren und primären
Ursachen.
Manche Autoren zählen Bakterien und Malassezien zu
den sogenannten sekundären Ursachen. Andere ordnen
sie den perpetuierenden Faktoren zu. Sie erhalten und verschlimmern eine bestehende Entzündung, so dass es zur
Schwellung des Gewebes und damit zur Lumenverengung
kommt. Das vorherrschende Mikroklima begünstigt wiederum das Wachstum von Bakterien und Hefepilzen (Circulus
vitiosus).
Perpetuierende Faktoren sind progressive pathologische Vorgänge wie z. B. Hyperplasie und Hyperkeratose der Epidermis, chronisches Granulationsgewebe,
Verknöcherung des Gehörganges, Ödem und Fibrose der
Dermis sowie Hyperplasie und Dilatation der Talgdrüsen. In
Folge dieser Veränderungen stenosiert der Gehörgang.
Physiologischerweise gewährleistet die epitheliale Zellmigration die kontinuierliche Beseitigung von Cerumen,
Talg, Zelldetritus und Keimen aus dem Gehörgang. Kommt
dieser Vorgang durch Entzündungen oder Stenosen zum
Stillstand oder kehrt sich gar um, führt dies zur Erhaltung
der Otitis externa.
Die Otitis media stellt eine permanente Infektionsquelle
für das äußere Ohr dar. Sie kann sowohl Ursache als auch
Folge einer Otitis externa sein.
Auch Veränderungen am Trommelfell gehören zu den
perpetuierenden Faktoren.
Klinisches Bild
Das klinische Bild variiert je nach Ursache und Schweregrad einer Otitis.
Einige typische Symptome einer
Otitis externa sind:
• Schütteln des Kopfes, Kratzen an den Ohren,
Reiben des Kopfes am Boden
• Kopfschiefhaltung (v. a. bei Otitis media,
Fremdkörper im Gehörgang)
• Schmerzhaftigkeit an den Ohren (v. a. bei
Fremdkörper im Gehörgang)
• Nässende, z.T. stinkende Sekret-/Cerumenansamm lung im Gehörgang und/oder an der Ohrmuschel
Weitere Symptome werden unter Diagnostik abgehandelt.
Diagnostik
Signalement
• Rasseprädispositionen (s. o.)
• Alter
- Tumoren häufiger bei älteren Tieren
- Parasiten häufiger bei Jungtieren
Anamnese z. B.:
• saisonales Auftreten bei manchen Atopieformen
• Schmerzhaftigkeit bei Fremdkörper im Gehörgang
• Kopfschiefhaltung, neurologische Symptome bei
Otitis media
Klinische Untersuchung
Noch vor der Allgemeinuntersuchung sollte das Verhalten
des Tieres beurteilt werden. Die Allgemeinuntersuchung
kann Hinweise darauf geben, ob die Otitis als lokales
Geschehen zu beurteilen ist, oder ob eine Allgemeinerkrankung mit Beteiligung der Ohren vorliegt.
Untersuchung des Ohres
Besteht der Verdacht auf eine einseitige Otitis sollte zuerst
das vermeintlich gesunde Ohr untersucht werden. Zum
einen kann so eine Verschleppung von Keimen reduziert
werden, zum anderen sind die Tiere nach einer eventuell
schmerzhaften Untersuchung meistens weniger kooperativ.
In jedem Fall sollten beide Ohren untersucht werden.
Bei Effloreszenzen, Krusten oder Schuppen an der Ohrmuschel ist es sinnvoll die Haut am ganzen Körper genauer
zu untersuchen.
Otoskopie
Normalerweise stellt sich das Epithel des äußeren Gehörganges blassrosa dar. Kleine Cerumenauflagerungen sind
physiologisch. Weiterhin sind z.T. Haare (v.a. im absteigenden Teil des Gehörganges) und Gefäße zu erkennen.
Das Trommelfell stellt sich als dünne, glänzende Membran
dar. Durch das Trommelfell kann man den dreieckigen
und dünnen Umriss des freien Endes des Malleus
(Hammerstiel – Manubrium mallei) erkennen. Dorsal liegt
der schlaffe, blassrosa farbene Teil des Trommelfells
(Pars flacida), der von einem Geflecht an Blutgefäßen durchzogen ist.
Neben der Schleimhaut wird auch das Cerumen / Exsudat
qualitativ und quantitativ beurteilt.
Bei einer massiven Otitis ist der Gehörgang häufig auf
Grund von Schwellungen, Ulzera oder Hyperplasien nicht
vollständig einsehbar. Auch Schmerzen bei der Untersuchung oder ein unruhiges Tier machen zuweilen eine
Otoskopie schwierig bis unmöglich. Unter Umständen
kann es dann sinnvoll sein, das Tier zu sedieren oder bei
Schwellungen zunächst eine entzündungshemmende
Therapie einzuleiten und nach 5 – 7 Tagen erneut zu untersuchen. Dabei sollte bedacht werden, dass eine mikrobiologische Untersuchung durch eine Antibiotika- oder Glukokortikoidtherapie beeinflusst wird.
Bei Verdacht auf eine Otitis media sind weitere Untersuchungen nötig, die hier nicht genauer erläutert werden.
Zytologische Untersuchung
Tabelle 1: Häufige zytologische Befunde und
ihre Bedeutung
Befund
Hinweis auf:
Neutrophile Granulozyten mit
intrazellulären Bakterien
Bakterielle Infektion
Bakterien zwischen Epithelzellen und Cerumen
Bakterielle Überwucherung
> 4 Hefen (Hd.) bzw. > 1 Hefe
(Ktz.) pro Gesichtsfeld (1000x)
und klinische Beschwerden
Pathogene Malassezia- oder
Candida-Besiedlung
Mikrobiologische Untersuchung
Bei bereits vorbehandelten Patienten sollten wenn möglich
mindestens 5 Tage ohne lokale Antibiotikagabe vor der
Probenentnahme abgewartet werden. Vor jeder Spülung
oder Medikamentenapplikation sollten (bei beidseitiger
Otitis: aus beiden Ohren) Proben für eine mikrobiologische
Untersuchung und getrennte Proben für eine Zytologie
entnommen werden. Werden die Proben nicht benötigt,
können sie nach der Untersuchung immer noch entsorgt
werden. Verunreinigungen
nach der Probenentnahme
sind zu vermeiden, indem der
Tupfer in ein steriles Röhrchen
mit Transportmedium überführt
wird. Die alleinige Entnahme von
Eiter ist nicht geeignet. Für die Zytologie sollten direkt nach
der Entnahme Ausstriche (Ausrollen des Tupfers auf dem
Objektträger) angefertigt werden. Diese können luftgetrocknet verschickt oder in der Praxis direkt fixiert (bei Proben mit hohem Fettgehalt mit 100%igem Aceton, ansonsten
mit Hitze), gefärbt (z. B. mit DiffQuik®) und mikroskopisch
untersucht werden.
Tabelle 2: Häufige Symptome und ihre Ursachen
Befund
Hinweis auf:
Saisonaler Juckreiz
Erythem, Ödem
Hyperpigmentierung der Innenseite
der Ohrmuschel
Atopie
Kopfschiefhaltung
Schmerzhaftigkeit beim Öffnen
des Mauls
Neurologische Symptome
Horner Syndrom
Otitis media
Schmerzhaftigkeit
Fremdkörperotitis
Krusten, Schuppen am Rand der
Ohrmuschel
Räude, Leishmaniose,
Sebadenitits, idiopathische
Seborrhoe
Honigfarbene Krusten an der
Innenseite der Ohrmuschel
Pemphigus foliaceus
Ulzera, Krusten am Ohrmuschelapex
Insektenstichdermatitis,
Vaskulitis
Ulzera an der Innenseite der
Ohrmuschel und am
Orificium externum
Infektionen mit:
Pseudomonas spp.,
Candida,
Autoimmunerkrankungen
Exsudat
Schwarz-braun, krümelig (Ktz.), bzw.
schmierig braun (Hd.)
Parasitäre Otitis
Braun-gelb, süßlich riechend,
wachsig bis schmierig
Infektion mit Malassezia,
Staphylokokken,
Demodex spp.
Grün-gelb, übelriechend, cremig
Infektion mit
Pseudomonas spp.
Feucht-braun
Infektion mit
Staphylokokken, Hefen
Gelblich-weiss, cremig, übelriechend
Infektion mit Gram
negativen Bakterien
Therapie
Grundlage einer erfolgreichen Otitis externa Therapie ist
die Erkennung und wenn möglich Beseitigung der prädisponierenden, perpetuierenden Faktoren und primären
Ursachen.
Um eine lokale Therapie einzuleiten, muss zunächst eine
gründliche Reinigung des äußeren Gehörganges durchgeführt werden.
Gehörgangsspülungen
Mit Hilfe von Gehörgangsspülungen können bei intaktem
Trommelfell Cerumen und Exsudat aus dem Gehörgang
entfernt werden. Die Entfernung des Exsudates ist wichtig,
weil dieses u.a. bakterielle Toxine enthalten kann, die den
Entzündungsprozess unterhalten und die Wirksamkeit lokal
applizierter Medikamente einschränken oder verhindern.
Ist das Trommelfell defekt, so sollten Spülungen nur unter
Sichtkontrolle, eventuell auch in Narkose (mit Intubation)
erfolgen. Meist ist wegen der massiven Exsudat- und/oder
Cerumenansammlungen im Gehörgang zumindest am
Beginn einer Otitis Therapie eine Ohrspülung in Narkose
notwendig. Bei dem sogenannten „Ear flushing” wird gleichzeitig gespült und abgesaugt. Wenn viel eingetrockneter
Debris im Gehörgang liegt, kann es sinnvoll sein, diesen
einige Minuten (15 – 20) einweichen zu lassen, bevor er
entfernt werden kann.
Ohrreiniger
Bei intaktem Trommelfell können kommerzielle Ohrreiniger eingesetzt werden.
Tabelle 3: Beispiele für kommerzielle Ohrreiniger
Handelsname/
Hersteller
Inhaltsstoffe
Epiotic® Fa. Virbac
Salizylsäure, Dioctyl Sodium Sulfosuccinate (Na-Dokusat), Chloroxylenol (PCMX), EDTA, Monosaccharide; pH 7
MalAcetic Otic®, Fa. Albrecht
2 % Essigsäure, 2 % Borsäure,
oberflächenaktive Faktoren in einer
wässrigen Lösung.
Triz EDTA®, Fa. Albrecht
533 mg Tromethamine (TRIS) USP,
141 mg Edetate Disodium Dihydrate (EDTA) USP, eingestellt auf
pH 8 mit Tromethamine HCL und
destilliertem Wasser
OTIFREE®, Fa. Vétoquinol
Calendula, Basilikum, Propylenglycol, Wasser, Emulgator
Ohrreiniger®, Fa. Essex
Milchsäure 2,5%, Salizylsäure
0,1%, Lösungsmittel auf Propylenglycolbasis
Zeruminolytika wie Propylenglykol, Lanolin, Glyzerin,
Squalen, Mineralöle etc. lösen das Cerumen. Bei eitrigem
Exsudat sind sie nicht sehr effektiv – hier eignen sich Harnstoffperoxyd und Carbamidperoxid als Detergenzien.
Surfactants wie DSS oder Ducusate, Calcium Sulphosuccinate etc. sind stärker wirksame keratolytische Wirkstoffe.
Sie sollten nicht im Mittelohr angewandt werden (schleimhautreizend). Nach einer Spülung können trocknende Wirkstoffe, Adstringentien, wie Isopropylalkohol, Borsäure,
Benzoesäure, Salicylsäure, Aluminiumacetat etc. eingesetzt werden. Sie trocknen die Oberfläche des Gehörgangs
und verhindern so eine Mazeration. Häufig werden sie mit
Zeruminolytika und Surfactants kombiniert.
In kommerziellen Ohrreinigern sind häufig noch antimikrobielle Inhaltsstoffe zugesetzt (z.B. Essigsäure, Parachlorometaxylenol oder Milchsäure 2,5% + Salicylsäure 1%
- gute Wirksamkeit gegen Ps. aeruginosa).
Bei nicht-intaktem Trommelfell sollte möglichst
nur mit physiologischer Kochsalzlösung gespült werden.
Viele der keratolytischen Substanzen sind ototoxisch.
Eine Ausnahme bildet Squalen.
Topische Therapie
Die lokale Therapie ist ideal bei der Otitis externa.
Wichtig ist außer der richtigen Auswahl der Wirksubstanz
auch die Wahl der Trägersubstanz. Diese richtet sich
nach der Qualität des vorliegenden Exsudates. Bei exfoliativen, krustigen Läsionen mit trockenem Cerumen werden
ölige Träger verwendet. Bei exsudativen und feuchten
Läsionen eignen sich Lotionen oder wässrige Lösungen.
Antiparasitäre Medikamente können bei Otodectes
cynotis Befall sowohl lokal als auch systemisch (Spot on)
eingesetzt werden. Geeignet sind z. B. Selamectin (Stronghold®) 6 mg/kg KM spot-on einmalig oder Ivermectin
0,05 – 0,2 mg/kg KM p.o. oder s.c. einmalig. Lokal kann
Lindan (Orisel Uno®) Verwendung finden. Wichtig ist auch
hier die Entfernung des Exsudates.
Glukokortikoide reduzieren den Juckreiz, Erytheme,
Ödeme und Exsudatproduktion. Sie induzieren eine Atrophie
der Talgdrüsen und verringern die Fibrose im Ohrkanal.
Initial kann ein potentes Kortikoid wie Betamethasonvalerat oder
Fluoquinolonacetonid verwendet werden. Für die Dauertherapie sollten Kortikoide mit geringerer Wirkungsstärke
wie z. B. 0,5 – 1%iges Hydrokortison eingesetzt werden.
Antibiotika sollten wenn möglich gezielt nach bakteriologischer Untersuchung und Antibiogramm ausgesucht
werden. Bevor das Ergebnis eines Antibiogramms bekannt
ist, können Produkte mit Neomycin oder Polymyxin B
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verwendet werden. Potentere Antibiotika wie Gentamicin,
Gyrasehemmer, Chloramphenicol sollten möglichst
nur bei schwerwiegenden Fällen oder Rezidiven gezielt
(nach Antibiogramm) zum Einsatz kommen.
Antimykotika finden Anwendung bei durch Malassezien
verursachten Otitiden, häufig auch in Kombination mit
Antibiotika. Geeignet für die Malassezientherapie sind Miconazol oder 1%iges Clotrimazol. Auch bei Pilzinfektionen
sollte zunächst eine Kultivierung und gegebenenfalls ein
Antimykogramm angefertigt werden.
Bei eitrigen Otitiden ist es wichtig das Exsudat vor dem
Einbringen von Antibiotika aus dem Gehörgang zu
entfernen. Eiter kann Antibiotika inaktivieren. Spülungen mit
Wasser und Essig (1:1) oder Tris-EDTA halten den Gehörgang sauber und ermöglichen so den optimierten Antibiotikaeinsatz. Tris-EDTA potenziert die Wirkung von Gentamicin, Enrofloxacin, Amikacin und Neomycin.
Bei schweren und hartnäckigen Otitiden kann eine
systemische Antibiotikatherapie indiziert sein.
Die Auswahl des Antibiotikums richtet sich nach dem Antibiogramm. Wenn möglich sollte ein Antibiotikum mit guter
Wirksamkeit bei Mittelohrentzündungen und/oder
im Knochengewebe gewählt werden (z. B. Trimethoprim u.
Sulfadiazin 25 mg/kg 2x/d, Clindamycin 7 – 10 mg/kg 2x/d,
Cephalexin 22 mg/kg 2x/d, Enrofloxacin 5 – 20 mg/kg 1/d,
Marbofloxacin 2,5 – 5 mg/kg 1/d).
Die Antibiotikatherapie sollte noch eine Woche nach Abklingen der Symptome weitergeführt werden.
Kurzzeitig können bei stark ödematisiertem Gehörgang
auch systemisch Glukokortikoide eingesetzt werden.
In Fällen mit pathologischer Proliferation, Neoplasien,
Verkalkungen oder massiven Stenosen ist eine chirurgische Therapie indiziert.
Fremdkörper im Gehörgang müssen (meistens in Narkose)
entfernt werden.
Bei systemischen Grunderkrankungen sollten diese parallel
zur Otitis therapiert werden.
Maja Hirsch
Dr. med. vet., FTA Klein- und Heimtiere
Literatur auf Anfrage
Vet Med Labor GmbH
Division of IDEXX Laboratories
Mörikestraße 28/3
D–71636 Ludwigsburg
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Fax: +49 – (0) 7141 – 648 35 55
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D-068-0607
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