Projektbericht

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Wettbewerb Sanierung und Erweiterung
Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium St. Pölten
Bericht
Durch den Umbau soll das Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium St. Pölten, eine neue bauliche Identität erhalten und
damit auch auf den umgebenden Stadtteil abstrahlen. Als Lern- und damit auch Lebensort für die Schüler und die sie unterrichtenden Lehrer muss die Schule ein Ort sein, an dem man sich gern aufhält und der über den ganzen Schultag für unterschiedliche Aktivitäten genutzt werden wird. Wichtig ist darüber hinaus auch eine Öffnung der Schule zum Stadtteil hin, sodass sie –
insbeondere über die Zugänglichkeit externer Veranstaltungen am Abend –– auch über den Unterricht hinaus den Stadtteil prägt.
Damit Schüler und Lehrer sich mit der Schule identifizieren können, ist es wichtig, dass das Gebäude eine klare räumliche
Struktur aufweist, deren Architektur schnell verstanden werden kann. Diese Übersichtlichkeit schafft die nötige Orientierung
und verhindert lange und unnötige (und auch unattraktive) Wege.
Die Schule wird als „kleine Stadt" mit Strassen, Wegen und Plätzen begriffen. Die wichtigen Orte sind leicht aufzufinden und
haben hohe Aufenthaltsqualitäten. Je nach Bedarf können sie unterschiedlich bespielt werden. Sie dienen sowohl dem konzentrierten Lernen, alleine oder in Gruppen, wie der Entspannung und dem geselligen Zusammensein.
Im Zentrum der Schule entsteht ein großer, mehrgeschossiger Innenraum mit zentraler Erschließung durch eine Kaskadentreppe.
Dieser Innenraum ist von nahezu allen Stellen des Gebäudes einsehbar und wird den ganzen Tag und bis in die Abendstunden
hinein belebt sein. Dadurch ergeben sich auf einfachem und direktem Wege Begegnungen. Leere und nur durch Kunstlicht belichtete Flure, die von Brandschutztüren abgetrennt werden, gibt es nicht.
In allen Geschossen des Gebäudes werden platzartige Pausenflächen angeordnet die in einer räumlichen Verbindung zum zentralen Erschließungsraum stehen und jeweils unterschiedlich möbliert und genutzt werden können. Zu denken ist hier an Ausstellungsflächen, Arbeitsflächen mit Arbeitstischen oder eine Möblierung mit Sitzmöbeln und Sofas.
Die Turnhalle, der Multifunktionsraum und die Aufenthaltsbereiche um die Cafeteria sind direkt mit dem zentralen Luft- und
Treppenraum verbunden. Auch die Bibliothek und die Computerarbeitsplätze öffnen sich zum Innenraum hin, ggf. notwendige
Zugangssperren können optisch diskret angeordnet werden. Mit organisatorischen Maßnahmen kann die Nutzung zum Beispiel
der Bibliothek und der Computerarbeitsplätze auch über den ganzen Tag ausgeweitet werden.
"Offenes Lernen"
Als Hauptaufgabe des vorliegenden Entwurfes wird die Schaffung der architektonischen Voraussetzungen für ein offenes Lernen begriffen. So sind offene aber durchaus differenziert ausgestaltete Räumlichkeiten, die günstig erreichbar sind, ein zentrales
Anliegen des Entwurfs. Diese Flächen sind so angelegt, dass Mehrfachnutzungen möglich sind. Als Beispiele seien die Sitztreppen genannt, auf denen sowohl kleine Präsentationen wie ein geselliges Zusammensitzen in den Pausen bis hin zumselbstständigen Arbeiten mit dem Laptop (auf den Knien) möglich sind. Ein räumlich akustischer Abschluss wie Glaswände etc. kann bei
Bedarf geschaffen werden oder auch temporäre Massnahmen wie zum Beispiel für die Nutzung der Sporthalle der Schalltrennvorhang. Dies ist aber dank der guten akustischen Auslegung in der Regel nicht notwendig.
Die Voraussetzung für ein offenes Raumkonzept ist der Verzicht auf geschlossene Flure und eine entsprechende brandschutztechnische Auslegung des Gebäudes.
Baukonzept
Das Bauteil A, Klassentrakt wird vollumfänglich erhalten und mit geringen Eingriffen und unter Berücksichtigung und Wahrung der Bestandsnutzungen moderat modernisiert. Der Neubau wird dem Bestand gegenübergestellt. In der "Fuge" zwischen
Bestand und Neubau entsteht der große Innenraum mit der zentralen Treppe.
Bauteil B, Klassentrakt soll abgerissen werden, die dabei entfallenden Räume werden im Neubau untergebracht.
Durch die Anordnung der Klassenräume im ( jetzigen) Zubau sind diese dauerhaft von den allgemeinen und gesellschaftlichen
Flächen der Schule abgeschnitten. Die Klassenräume lassen sich nur über enge und unattraktive Flure erreichen was einen offenen geführten Schulunterricht mit möglichen Einzelarbeiten in Nebenbereichen oder in Flurzonen unmöglich macht. Das Gebäude weist auch zu wenig offene Flächen aus, als das eine eigene Identität entwickelt werden könnte.
Durch den Abbruch und die Verlagerung ist nur mit geringfügig höheren Erstellungskosten gegenüber einer einfachen Sanierung zu rechnen, die jedoch schnell durch eine deutlich erhöhte Wirtschaftlichkeit im laufenden Betrieb kompensiert wird.
Die Klassenräume werden als einfache Räume im Neubau hergestellt, die notwendige Infrastruktur wie Treppenhäuser und Toilettenanlagen werden in Doppelnutzung mit demneubau insgesamt nachgewiesen. Im Betrieb und in der Bewirtschaftung ist alleine auf Grund der kompakteren Auslegung in der Neubaulösung mit deutlich geringeren Kosten zu rechnen. Im Bestand bleibt
ein hohes Kellervolumen bestehen, das nicht benötigt wird aber ebenfalls saniert und hergerichtet werden muss. Mit wenigen
gezielten Eingriffen lassen sich die Garderobenanlagen deutlich effizienter herrichten und organisieren, sodass die Programmflächen dafür ausreichend sind.
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Bauteil C, Leibesübungen/ Turnhallen wird erhalten und modernisiert. Hier sind keine weiteren Anpassungen notwendig.
Im Neubau werden in kompakter Form alle notwendigen weiteren Räume gemäss Raumprogramm nachgewiesen. Bis auf die
beiden Sporthallen organisiert sich das Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium St. Pölten in einem Gebäude. Der Neubau wird so an den Altbau angeschlossen, dass hohe funktionale Synergien entstehen und ein großes innenräumliches Potenzial
genutzt werden kann. So wir auch die neue Turnhalle in die Eingangszone integriert und kann als Veranstaltungsraum bzw. im
Ganztagesbetrieb auch als Pausenhalle mitgenutzt werden.
Räume mit einer klaren Funktionszuweisung und einem hohen "Separierungsgrad" werden um den zentralen Innenhof mit der
Kaskadentreppe angeordnet. Dazu gehören die Klassenräume als Rückzugsort und fester Anlaufpunkt der Schüler und Lehrer
sowie die verschiedenen Fachräume. Alle anderen Aktivitäten, die einzeln oder in Gruppen und klassenübergreifend wahrgenommen werden, sind der zentralen Innenraumzone zugeordnet.
Auch baukonstruktiv wird der Neubau offen und flexibel gestaltet. Die Raumwände werden (soweit überhaupt notwendig) als
nicht tragende Wände ausgebildet. Dadurch wird sichergestellt, dass Veränderungen in der weiteren Zukunft, die heute noch
nicht absehbar sind, einfach Rechnung getragen werden kann.
Um den offenen Charakter der Innenzone nicht zu stören und sowohl Transparenz wie auch soziale Kontakte zu ermöglichen,
werden abgeschlossene Räume ohne Sichtkontakte dort weitgehend vermieden.
Die Baustruktur des Bestandes bleibt erhalten und wird nicht verändert. Ein Grossteil der Räume wird unverändert übernommen
werden, bei anderen müssen leichte Wände die zum Teil auch nachträglich eingefügt wurden und nicht tragend ausgelegt sind,
verschoben werden um die alten Klassenräume wiederherzustellen.
Haustechnik
Der Innenraum lebt von der Anordnung der Oberlichter und der Lufträume, durch die das Tageslicht bis ins Erdgeschoss geleitet
wird, sodass auch bei bedecktem Himmel erst mit Einbruch der Dunkelheit auf Kunstlicht zurückgegriffen werden muss. Er erhält eine Belüftung wobei der natürliche Kamineffekt ohne große Lüftungskanäle und apparativen Aufwand genutzt werden
kann. Zur Verringerung des Schalpegels werden akustische Maßnahmen an Decken und Wänden eingesetzt, so dass lediglich
ein gedämpftes und kaum wahrnehmbares Grundgeräusch übrig bleibt.
Alle Räume – und hervorzuheben sind hier insbesondere die Innenräume der Hallen und Treppen – sollen mit Tageslicht belichtet werden. Dies ist neben der unbestritten besten physiologischen Nutzung (Konzentration und Behaglichkeit) auch die wirtschaftlichste Lösung. Für die Randstunden ist das Kunstlichtkonzept auf die weitestgehende Nutzung des verbleibenden Tageslichts konzipiert und kompensiert den Lichtausfall nur soweit wie es erforderlich ist. Die Entlüftung der Innenräume erfolgt unter Nutzung des Thermokamineffektes, die Nachströmung erfolgt mittels Überströmöffnungen aus den Klassenräumen. Dort erfolgt die Zuluft über feuchtegesteuerte Ventile in den Fenstern. Dennoch kann die natürliche Lüftung über das Öffnen der Fenster beibehalten werden. Diese Art der "Hybridlüftung" sorgt für einen konstanten Luftwechsel im Gebäude und vermeidet ein
aufwendiges Leitungsnetz. Zudem hat sich gezeigt, dass sie bei Schülern wie Lehrern die größte Akzeptanz findet.
Es ist davon auszugehen, dass sowohl das Starkstromnetz als auch die EDV-Verkabelungen im Bestand neu aufgebaut werden
müssen. Die Verteilung kann unter Nutzung der Akustikdecken unter der Decke erfolgen.
Energieeffizienz
Mit dem Anbau wird ein kompakter Gebäudekörper mit einer auf das Mindestmaß reduzierten Außenhüllfläche entstehen.
Schwierig und aufwändig zu dämmende Wandflächen des Bestandes werden deutlich reduziert, da ein großer Teil der Bestandswände künftig im Innenraum liegen wird. Über einen außenliegenden Sonnenschutz in Kombination mit den Fluchtwegen wird
ein thermisch ausgeglichenes Innenraumklima erreicht. Hinzu kommt der hohe Innenraum mit der sich einstellenden Thermik.
Die vorgeschlagene Zwangsbelüftung als Hybridanlage wird mit einem Wärmetauscher versehen werden.
Die Dachflächen eignen sich für Solaranlagen, wobei die Anordnung der Technikflächen im Dachgeschoss die Leitungswege reduziert.
Die Gebäudeauslegung ist auf das Tageslicht abgestellt. Dieses wird als das hochwertigste Licht fürs Wohlbefinden und die
Leistungsfähigkeit angesehen. Zudem ist es ein kostengünstigste und nachhaltige Lichtquelle.
Brandschutzkonzept
Es werden immer zwei bauliche Rettungswege angeboten. Der Altbau und der Neubau werden brandschutztechnisch als eigene
Einheiten angesehen, die im Brandfall voneinander getrennt und einzeln entfluchtet werden können. Die Kaskadentreppe mit ihrem Luftraum ist für die Entfluchtung nicht notwendig. Der Luftraum wird im Brandfall mittels Brandschutz- und Rauchschutzvorhängen (z.B. in F90 RS) vom Bestand bzw. vom Neubau abgetrennt. Um die offene Erschließung und flexible Möblierungen
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(Polstermöbel, Kissen, Sitzsäcke …) zu ermöglichen, werden die Klassenräumen über außenliegende Balkone entfluchtet. In jeder Richtung der Balkone wird eine Fluchttreppe erreicht. Die durch die außenliegenden Fluchtwege entstehenden Mehrkosten
werden über die kompakte Gebäudeausführung, den Entfall von Wand- und Flurflächen sowie die Reduktion von Brandschutzabtrennungen komplett kompensiert.
Barrierefreiheit
Der Aufzug ist so angeordnet, dass sowohl die Bestandsebenen als auch die Neubauebenen mit einem als Durchlader konzipierten Aufzug stufenfrei erreicht werden. Auch der Haupteingang ist vom Straßenniveau aus stufenlos erreichbar, nur von der Gartenseite her muss auf Rampen und schräge Ebenen zurückgegriffen werden.
Über die außenliegenden Fluchtwege können Rollstuhlfahrer bis zum Eintreffen der Rettungskräfte selbstständig einen gesichteten Bereich erreichen. Auf den Hauptetagen wird jeweils eine behindertengerechte Toilette vorgesehen.
Bauzeit / Umbau bei laufendem Betrieb
Für die Zeit der Neubauerstellung kann der Schulbetrieb mit geringen Einschränkungen in den vorhandenen Räumlichkeiten
stattfinden. Der Neubau berührt die Bestandsräume nur wenig und liegt auch an der den Aufenthaltsräumen abgewandten Seite.
Nach Fertigstellung des Neubaus erfolgen die Sanierung des Bauteils A sowie der Abriss von Bauteil B und der Abriss der Ersatzcontainer.
Weitere Interimsmaßnahmen sind nur in geringem Umfang und ggf. nur zum Umschluss der haustechnik notwendig.
Städtebau / Außenanlagen
Der Neubau nimmt alle zusätzlich notwendigen Räume auf sowie die die durch den vorgeschlagenen Abriss neu nachgewiesen
werden müssen. Die Erweiterung wird konzentriert auf einen Baukörper an der Nordostecke Ecke Widerinstrasse, Josefstrasse
angeordnet.Über geschickt plazierte Treppenanalgen und Brückenverbindungen wird der Neubau mit dem Altbau verbunden
und ein zusammenhängenden funktionierendes Schulgebäude werden.
Bauteil B soll abgerissen werden. Die entstehende freie Fläche wird gärtnerisch überplant sowie für Stellplatzanlagen für Autos
und Fahrräder genutzt.Von dort fällt das Gelände ab damit der hofseitige Zugang einfach erreicht werden kann. Mit der kompakten Auslegung des Neubaus werden kaum zusätzliche Flächen versiegelt werden. Fluchttreppen und Fluchtbalkone werden
als Rankhilfen genutzt und begrünt werden.
Eine Umgestaltung der Sportplatzflächen ist wegen des Baukonzeptes nicht notwendig.
Die Zugänge zum Gebäude werden so verändert, dass der Zugang von Pausenhof und Garten aus aufgewertet wird. So entstehen
künftig zwei gleichwertige Zugangsmöglichkeiten zum Gebäude.
Als Einschnitt unter dem Gebäude ausgebildet entsteht ein attraktiver und witterungsgeschützter Hauptzugang. Mit dem neuen
Hofzugang werden die Garderoben direkt erreicht, unnötige Wege und Kreuzungsbereiche im Gebäude werden so vermieden.
Dem Hofzugang direkt zugeordnet sind die Stellplatzanlagen für Fahrräder und PKW. Dieser Bereich kann mit einer kleinen
Sitztreppe und einer einfachen Platzgestaltung deutlich aufgewertet werden.
Mit dem Abbruch des Bauteils B öffnet grosszügig die Aussenanlagen, die direkt in die Sportflächen übergehen.
Der Neubau befindet sich innerhalb der ausgewiesenen Baugrenzen und hält die vorgegebene Gebäudehöhe von 17 m ein.
Durch den Rücksprung in den beiden unteren Ebenen ist auch die Verbreiterung der Bushaltespur an der Josephstrasse möglich.
Vorgeschlagen wird eine versetzte Anordnung der Bushaltezonen auch wäre zu prüfen inwieweit nicht eine Haltestelle direkt an
die Fahrbahn gerückt werden könnte um gänzlich auf die (eine) Busbucht verzichten zu können. Auch als Markierung des Eingangs ist der Fussübergang entsprechend gross anzulegen.
Fasssade
Die aussenliegenden Fluchtbalkone gliedern das Volumen. Die Fassade erhält eine vor den Balkonen liegende zusätzlich raumbildende Schicht aus Holzlamellen unterschiedlicher Anordnung. Diese dienen auch dem Sonnenschutz und verhindern eine zu
grosse Aufheizung. Sie erweitern den Raum aus dem Klassenzimmer hinaus und schaffen mit dem Material Holz eine warme
Athmosphäre.
Die Bestandsfassade wird zum Innenraum hin erhalten und nur bei Bedarf zum Beispiel für Brückenverbindungen verändert.
Die Aussenfassaden des Bestandes werden wärmetechnisch ertüchtigt und mit vorgestellten Fluchtbalkonen versehen. Konstruktive Durchdringungspunkte werden auf ein Minimum reduziert. Die Fluchttreppen werden als Rankhilfen genutzt und
vollständig begrünt werden.
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