Oper im Reine Victoria

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Dienstag, 25. Juli 2017
Eine Oper mit viel Drive und melodischem Schmelz
Stehende Ovationen für «Bianca e Fernando»
Vinzenzo Bellinis Oper «Bianca
e Fernando» stiess auch an
seinem St. Moritzer Aufführungsort auf Begeisterung. Für
nächstes Jahr ist ein Frühwerk
von Giuseppe Verdi angesagt.
MARIE-CLAIRE JUR
Als Reprise kam Vincenzo Bellinis
Frühwerk «Bianca e Fernando» letzte
Woche zurück ins Engadin. Nach den
letztjährigen Aufführungen im Hotel
Maloja Palace und in Basel wurde die
Oper letzte Woche im St. Moritzer Hotel Reine Victoria gegeben. Wie schon
2016 stiess die Oper, die sich durch viele wunderschöne gesangliche Partien
für die Protagonisten wie für den
Opernchor auszeichnet, aber auch dem
Orchester und einem Bläserensemble
im Vorspiel einen bedeutenden Part zuzollt, auf Begeisterung: Es gab jeweils
Standing Ovations bei den Aufführungen und etliche Szenenapplause. Multitalent Peter George
d'Angelino TAP hatte das Werk mit viel
Drive inszeniert. Mit wenigen Pausen,
die der Oper nur den Schwung und die
Spannung geraubt hätten. Somit entwickelten die einzelnen Szenen eine
Spannung, welche die Zuschauer auf
Trab hielt und eine wunderschöne musikalische Passage auf die andere folgen
liess.
Sehr zum Gelingen dieses Regie- Ansatzes trug die Dirigentin Olga Pavlu
bei, die das Bündner Kammerorchester,
das Bläserensemble und den Chor mit
ihrer Energie förmlich mitriss. Sehr
zum Gelingen des Werks trugen die Solisten bei. Im Vergleich zur Malojaner
Aufführung kam das Bühnenbild –
ebenfalls von Peter George d'Angelino
TAP – diesmal voll zur Geltung, auch
dank der Hintergrund-Beleuchtung eines Fensters.
Gute Auslastung
Martin Grossmann, CEO von Opera
St. Moritz, ist von der musikalischen
Das Ensemble von «Bianca e Fernando» im Theatersaal des Reine Victoria – ohne Bündner Kammerorchester.
Qualität an den drei Aufführungen
(Generalprobe, Premiere, Derniere)
sehr zufrieden, trotz der Stimmprobleme des Tenors an der Derniere:
«Die musikalische Qualität stimmte,
das hat auch die Reaktion des Publikums gezeigt».
Auch die Auslastung lässt sich sehen: «Ich hatte mit einer 90-ProzentAuslastung gerechnet». An der Generalprobe waren die Ränge zu 70
Prozent ausgelastet, an der Premiere
zu 95 Prozent und an der Derniere zu
85 Prozent. Neu an den ReineVictoria-Aufführungen waren die Zu-
satzpackages mit Essen und Trinken,
welche hinzugebucht werden konnten. Dazu gab es jeweils GesangsHäppchen seitens der Opernsolisten.
«Eine Parforce-Leistung der Sängerinnen und Sänger, vor und nach
den Aufführungen auch noch hier
vollen Einsatz zu bringen».
Gefallen hat dem Opera St. MoritzGründer auch das Gesamt-Ambiente
des Hotels Reine Victoria. Schwierig
war allerdings die Unterbringung des
Orchesters. Dass es nur zuhinterst im
Saal Platz hatte, bezeichnet Grossmann als «nicht ganz optimal». Stö-
Foto: Opera St. Moritz/Matthias de Potzolli
rend sind im Theatersaal die Metallbögen.
2018: Eine Verdi-Oper
Ob das Reine Victoria nächstes Jahr wieder Opernstandort sein wird, lässt
Grossmann offen. Diese Gespräche
müssten erst noch geführt werden. Unklar ist auch, ob St. Moritz überhaupt
die nächste Produktion von Opera
St. Moritz beherbergen wird. Zum aktuellen Zeitpunkt kann Grossmann lediglich das Werk nennen, das für nächstes Jahr einstudiert. Es ist Giuseppe
Verdis Frühwerk «I due Foscari». Wenn
immer möglich, will Grossmann wieder
mit Peter George d'Angelino TAP zusammenarbeiten. Über alles weitere, die
Sänger, das Orchester, das Dirigat, will
er öffentlich noch keine konkreten Aussagen machen. Und auf die Frage, ob
ihn die Ungewissheit in punkto Teilnehmende und Aufführungsort nicht
beschäftige antwortet er: «Früher gabs
langfristigere Verträge, auch mit den
Hotels. Aber das Opernbusiness ist härter geworden und die Planung kurzfristiger, auch was die Kontakte mit den
Sponsoren anbelangt».
www.opera-stmoritz.ch
«Die Opera St. Moritz ist ein Muss»
Eine Umfrage unter den Opera-Besucherinnen und Besuchern
Bernard Bachmann, Bever
Maja Bonetti, St. Moritz
Brigitte Jöhri, Champfèr
Pius Rüdisüli, Herliberg
Jakub Sklenar, St. Moritz
Bernard Bachmann, Bever Ich bin
Maja Bonetti, St. Moritz Ich bin to-
Brigitte Jöhri, Champfèr Champfèr ist
Pius Rüdisüli, Herrliberg Ich bin seit
Jakub Sklenar, St. Moritz Meine
ein grosser Fan von Opern, besuche diese aber nur im Engadin. Die vorletzte
Opera musste ich aus gesundheitlichen
Gründen zwar auslassen, sonst bin ich
aber jedes Jahr im Publikum. Ich habe
auch in grossen Opernhäusern schon
Opern besucht, aber hier ist man viel
näher dran am Geschehen, und auf
«Streichel-Distanz» mit den Künstlern.
So ist das Erlebnis viel intensiver als in
den grossen Opernhäusern. Bis jetzt
hat die Auswahl der Opern immer meinen Geschmack getroffen. Gerne würde ich auch wieder einmal eine Oper
von Mozart im Engadin sehen. Figaro
beispielsweise würde ich gerne wieder
einmal sehen.
(mcj/luf)
taler Opern-Fan. Verona steht jedes
Jahr auf dem Plan, und auch Opern in
Zürich besuche ich regelmässig. St. Moritz ist für mich auch jedes Jahr ein absolutes Muss. Ich habe fast alle Opern
in St. Moritz gesehen. Die heutige Oper
habe ich letztes Jahr in Maloja schon
gesehen. Auch wenn viele Sänger
gleich waren, war die Aufführung anders als letztes Jahr. Das Ambiente war
anders, der Raum macht viel aus. Die
Dirigentin hat mich total begeistert,
die Energie die sie hat. Ich habe noch
nie gesehen, dass ein Dirigent auch
mitsingt. Die Opern in St. Moritz
braucht es für mich auf jeden Fall, um
die Vielfalt zu pflegen.
(mcj/luf)
zwar nur eines von unseren Domizilen.
Was ich mir im Engadin aber nie entgehen lasse, ist die Opera. Ich habe die
erste Oper draussen vor dem Kronenhof
Pontresina gesehen, die Oper in der
Mehrzweckhalle Maloja, im Badrutt’s
Palace, im Maloja Palace, im Kulm Hotel,
überall. Ich bin kein extremer OpernFan, hin und wieder gehe ich in Zürich
oder Wien an eine Vorstellung. Doch im
Engadin ist das ganze Erlebnis etwas Besonderes. Dass ein solcher Anlass, der
sich nicht rechnet, schon so viele Jahre
stattfindet, ist erstaunlich. Ich bin mir sicher, dass ich mit meinem Mann nächstes Jahr auch wieder im Publikum sitzen
werden.
(mcj/luf)
über 30 Jahren im Sommer zwischen
zwei bis vier Wochen im Engadin. Ich
bin gerne sportlich unterwegs. Ich bin
ein grosser Musik-Fan, früher habe ich
selber in der «Harmonie Erlenbach»
Musik gemacht. Durch diese Tätigkeit
bin ich mit der Musik verbunden. Ab
und zu bin ich in Zürich an einer Oper,
bis jetzt war mein Opern Highlight immer in Verona. Die Vorstellung heute
hat dieses Erlebnis jedoch übertroffen.
Vom kleinen intimen Erlebnis her ist
die Opera in St. Moritz einzigartig. Von
der Musik her war mir Bellini ein Begriff, in der Musikgesellschaft haben
wir auch schon einzelne seiner Stücke
gespielt.
(mcj/luf)
Hobbys sind Skifahren, Biken, Boccia
spielen und Klavier spielen. Bei der
Opera bin ich durch meine Lehrerin gelandet. Als sie mich gefragt hat, ob ich
gerne mitmachen würde, habe ich sofort zugesagt. Am besten gefallen hat
mir, als ich auf dem Wagen sitzen durfte
und rumgefahren wurde. Dass ich mit
dem schweren Mantel rumlaufen durfte, hat mir auch gefallen, auch wenn ich
fast umgekippt bin. Auch mit meinen
Kollegen Karten zu spielen, in den Pausen, gefällt mir. Ich würde nächstes Jahr
wieder mitmachen, es hat mir grossen
Spass gemacht. Viele meiner Mitschüler
wissen gar nicht, dass ich in der Opera
mitgespielt habe.
(mcj/luf)
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