HOCHBAUAMT FÜ R S T E N TU M L I E C H T E N S T E I N Städtle 38 | Postfach 684 | 9490 Vaduz | Liechtenstein | T +423 236 60 72 | F +423 236 60 79 | [email protected] | www.ba.llv.li Das neue Archiv- und Verwaltungsgebäude in Vaduz Mit der Fertigstellung des neuen Archiv- und Verwaltungsgebäudes in Vaduz ist die bauliche Neugestaltung des Regierungsviertels abgeschlossen. Dazu gehören die im November 2003 vollendete Renovation und Erweiterung der Bauten des Liechtensteinischen Landesmuseums sowie das im Februar 2008 eröffnete neue Landtagsgebäude. Im neuen Archiv- und Verwaltungsgebäude sind künftig das Liechtensteinische Landesarchiv sowie der Rechtsdienst der Regierung untergebracht. Planung und Bauleitung für dieses besonders gelungene Bauwerk erfolgten durch KAUNDBE Architekten aus Vaduz. Zur Vorgeschichte Im August 1986 schrieb die Regierung einen international offenen Ideenwettbewerb zur Neugestaltung des Regierungsviertels aus. Erweiterte Raumbedürfnisse des Landtags des Fürstentums Liechtenstein, des Liechtensteinischen Landesmuseums sowie des Liechtensteinischen Landesarchivs bewogen die Regierung dazu, Planungsvorschläge für eine Neugestaltung und bauliche Verdichtung im unmittelbaren Umfeld des Regierungsgebäudes ausarbeiten zu lassen. Im Oktober 1987 ging das Projekt .POLIS. des Schweizer Architekten Luigi Snozzi als Siegerprojekt hervor. Eine der Hangkante des Schlosswaldes folgende neue Hangfussbebauung sowie davor stehende repräsentative Einzelbauten ergaben ein völlig neues und grosszügig wirkendes Gesamtbild. Durch einen Volksentscheid wurde jedoch im März 1993 der Finanzkredit zur Realisierung dieses Bauvorhabens abgelehnt. Unter Berücksichtigung der Dringlichkeit sowie der Etappierbarkeit der Bauvorhaben kam es in weiterer Folge zur völligen Neuaufnahme der Planungsarbeiten. Die Renovation und Erweiterung des Landesmuseums, die Realisierung eines neuen Landtagsgebäudes sowie eines neuen Archiv- und Verwaltungsgebäudes wurden zeitlich versetzt in drei verschiedenen Architekturwettbewerben ausgeschrieben und realisiert. Das neue Archiv- und Verwaltungsgebäude Ortsbauliche Integration, Funktionalität sowie planerische und handwerkliche Sorgfalt zeichnen den Neubau aus. Über mehr als 40 Jahre war das Landesarchiv fast an gleicher, Stelle in einem einfachen Magazingebäude untergebracht. Zu geringe Ablageflächen, fehlende Benutzerräume, zu geringe Büroraumflächen sowie unbefriedigende Klimawerte in den Magazinräumen machten einen Neubau erforderlich. Dieser entstand nun im südlichen Anschluss an die Hangfussbebauung des Landtagsgebäudes. Massive Tragwände aus Stahlbeton leiten die Hangdruckkräfte statisch ab und sorgen gleichzeitig für ein stabiles Innenraumklima in den Magazinräumen. Der kubisch in einen südlichen und in einen nördlichen Teil gegliederte Neubau verfügt über nach aussen hin fensterlose Magazinräume. Hell und mit grossen Fenstern ausgestattet sind hingegen sämtliche Büroräume sowie die Benutzerräume des Landesarchivs. Augenscheinlich ist die unterschiedliche Materialwahl der Fassade. Der nördliche Gebäudetrakt führt die beim Landtagsgebäude verwendeten Klinkersteine fort. Auch der das Archiv- und Verwaltungsgebäude umgebende Platzbelag wird wiederum als Klinkersteinfläche fortgesetzt. Der über dem Sockelgeschoss befindliche südliche Verwaltungstrakt ist so wie die benachbarten historischen Bauten aussen verputzt. Dadurch ergibt sich je nach Blickrichtung von Norden oder von Süden her kommend ein unterschiedliches und in sich stimmiges Gesamterscheinungsbild. Besonderheiten des Projekts Mit dem neuen Archiv- und Verwaltungsgebäude ist es liechtensteinund schweizweit gelungen, das erste Verwaltungsgebäude zu errichten, welches den Energieausweis .Minergie-P. führt. Dazu tragen neben der vorstehend beschriebenen massiven Stahlbetonkonstruktion des Gebäudes ein ausgeklügeltes Belüftungs- und Beheizungssystem, der optimale Einbezug von Tageslicht in den Büroräumen sowie eine regulierte Fensterbeschattung bei. Aber auch in konstruktiver Hinsicht stellte das Bauvorhaben eine grosse Herausforderung dar. Es wurde alles unternommen, um die künftigen Betriebs- und Unterhaltskosten möglichst gering zu halten. Dies trifft insbesondere auf die massiven und vorgespannten Stahlbetonkonstruktionen zu, welche eine dauerhafte Ableitung der Hangkräfte über das Gebäude ermöglichen. Voraussetzung hierfür waren umfangreiche geologische Voruntersuchungen sowie umfassende statische Berechnungen. Raumbeschrieb Besucherinnen und Besucher betreten das Gebäude über eine in das 1. Obergeschoss führende grosse Freitreppe oder über eine Rampe. Dort befindet sich der Haupteingang mit daran anschliessendem Treppenhaus sowie Gebäudelift. Die Benutzerräume des Landesarchivs umfassen einen Empfang, einen Leseraum und einen Mehrzweckraum. Diese befinden sich in unmittelbarer Nähe des Haupteingangs. Die hell belichteten und funktional ausgestatteten Büroräume des Landesarchivs befinden sich im 1. und 2. Obergeschoss des südlichen Gebäudeteils. Darüber liegend sind im 3. und 4. Geschoss die Verwaltungsräume des Rechtsdienstes der Regierung untergebracht. Das ca. 70 m lange und 15 m tiefe Gebäude birgt in seinem Untergeschoss die kulturgüterschutztauglichen Endmagazine des Landesarchivs. Die Zwischenmagazine des Landesarchivs befinden sich im nördlichen Gebäudeteil unmittelbar oberhalb und unterhalb der Benutzerräume. Kennzahlen Geschossfläche 4718 m² Rauminhalt 16.500 m³ Büroraumnettofläche 1070 m² Magazinraumnettofläche 1865 m² Gesamtlänge der Magazintablare 19,3 km Spannkabel Gebäude 4,1 km Spannkabel Stützmauer 6,3 km Gesamtlänge Elektrokabel 54 km Stahlarmierung 665 t Sichtmauerwerk 32.500 Klinkersteine (total mit Landtagsgebäude und Umgebungsmauern 523.400 Klinkersteine) Pflästerung Vorplatz 84.900 Klinkersteine (Total mit Peter-KaiserPlatz 278.900 Klinkersteine) Prognostizierte Baukosten umgerechnet 20 Mio. Euro Bauzeit September 2006 bis Oktober 2009 HOCHBAUMT/ABT. PROJEKTIERUNG Dipl. Arch. Michael Pattyn, Projektleiter Vaduz, 18. September 2009 mp/hb