145-226_3Sinuslift.qxp 148 19.03.2008 11:52 Seite 148 Sinuslift Anatomie und Physiologie der Kieferhöhle Aufgabe der Kieferhöhle unklar Die Funktion der Kieferhöhle ist bis heute nicht abschließend geklärt. Resonanzverstärkung für die Stimme, Beteiligung am Geruchssinn, Anfeuchtung und Erwärmung der eingeatmeten Luft oder Gewichtsreduktion des Schädels sind die hauptsächlich angenommenen Aufgaben des Sinus maxillaris (Blanton u. Biggs 1969). Die Kieferhöhle des Erwachsenen hat annäherungsweise die Form einer dreiwandigen Pyramide, die mit ihrer Basis an der lateralen Nasenwand liegt und mit ihrer Spitze in den Bereich des Processus zygomaticus der Maxilla reicht (Abb. 3.1). Abb. 3.1 Die Form der Kieferhöhle ähnelt einer Pyramide mit der Spitze im Bereich des Processus zygomaticus. Respiratorisches Epithel Im Inneren ist die Kieferhöhle mit einem Zilien tragenden respiratorischen Epithel ausgekleidet, welches über das Ostium naturale mit der Nasenschleimhaut in Verbindung steht. Die gesunde Kieferhöhlenschleimhaut hat eine Dicke von ca. 1 mm. Selbstreinigung der Kieferhöhle Durch die Zilien werden zur Selbstreinigung Flüssigkeiten und Schleim aus der Kieferhöhle zum Ostium transportiert. Das Ostium befindet sich sehr weit kranial an der medialen Kieferhöhlenwand und steht mit dem mittleren Nasengang in Verbindung. Von hier aus beginnt in der zwölften Embryonalwoche die Entwicklung der Kieferhöhle und schreitet besonders nach dem Durchbruch der bleibenden Dentition kontinuierlich bis ins Erwachsenenalter weiter voran. Nach Abschluss ihres 145-226_3Sinuslift.qxp 19.03.2008 11:52 Seite 149 Anatomie und Physiologie der Kieferhöhle 149 Wachstums hat die Kieferhöhle ein Volumen von etwa 12–15 cm3 erreicht. Dabei besitzt sie eine durchschnittliche Breite von 25–35 mm, eine Höhe von 36–45 mm und eine Länge von 38–45 mm. Der Boden der Kieferhöhle liegt beim Erwachsenen ca. 1 cm unterhalb der Höhe des Nasenbodens. Die anteriore Ausdehnung des Sinus reicht gewöhnlich bis in den Bereich der Prämolaren und endet meistens leicht distal der Eckzahnregion. In seltenen Fällen kann er sich aber auch bis in den Bereich der seitlichen Schneidezähne ausdehnen (Abb. 3.2). Anteriore Ausdehnung bis distal des Eckzahnes Abb. 3.2 Die Kieferhöhle kann sich in Ausnahmefällen bis in den seitlichen Schneidezahnbereich ausdehnen. Am Boden der Kieferhöhle zeichnen sich die Konturen der Wurzelspitzen der Seitenzähne regelmäßig ab. Des Weiteren befinden sich hier verschieden stark ausgebildete Septen (Underwood-Septen), die den Boden der Kieferhöhle in verschiedene Rezessi unterteilen (Underwood 1910) (Abb. 3.3). Diese Septen kommen relativ häufig vor (16–58%) und können in extremen Fällen die Kieferhöhle sogar in komplett voneinander getrennte Untereinheiten aufteilen. Sie laufen in der Regel von der medialen zur lateralen Wand der Kieferhöhle (Abb. 3.4). In seltenen Fällen kommen aber auch atypisch verlaufende Septen vor (Abb. 3.5). ! 145-226_3Sinuslift.qxp 19.03.2008 11:52 Seite 150 150 Sinuslift Abb. 3.3 Im posterioren Bereich wird die Kieferhöhle durch ein flaches Septum in zwei Rezessi geteilt. 3.4 3.5 Abb. 3.4 In der DVT-Aufnahme ist der medial-faziale Verlauf des Septums gut zu erkennen. Es teilt die Kieferhöhle in zwei getrennte Räume. Abb. 3.5 In der DVT-Aufnahme ist der medial-posterior-bukkale Verlauf deutlich dargestellt. Die Präparation des Subantralraumes ist hierdurch sehr schwierig. Weitere Ausdehnung nach Zahnverlust ! Die Pneumatisation der Kieferhöhle schreitet nach dem Zahnverlust weiter voran und dehnt sich dabei häufig bis weit in den Alveolarfortsatz aus. Neben der inneren Expansion führt auch der Alveolarkammabbau nach Zahnverlust zu weiterem Knochenverlust unterhalb des Sinusbodens. Dies hat zur Folge, dass gelegentlich nur noch papierdünne laterale und basale Knochenwände zurückbleiben. Nach verschiedenen operativen Eingriffen und entzündlichen Veränderungen kann es auch zu einer direkten Verbindung von Kieferhöhlenschleimhaut und Mundschleimhaut in umschriebenen Bereichen kommen. Dickerer Knochen an der Crista zygomaticoalveolaris Wenngleich die lateralen Wände der Kieferhöhle, besonders beim Zahnlosen, häufig sehr dünn sind, so kann es doch vorkommen, dass gerade im Bereich der Kaukraft übertragenden Crista zygomaticoalveolaris Knochenstärken von mehreren Millimetern vorkommen. Insgesamt ist der Knochen im Bereich des posterioren Oberkiefers stark spongiös und mit einer eher dünnen Kompakta versehen. 145-226_3Sinuslift.qxp 19.03.2008 11:52 Seite 151 Anatomie und Physiologie der Kieferhöhle 151 Die Blutversorgung des Sinus speist sich aus der Arteria infraorbitalis, der Arteria palatina major, der Arteria incisiva und der Arteria alveolaris posterior superior. Verschiedene Anastomosen der Arteria alveolaris posterior superior und der Arteria infraorbitalis verlaufen im Knochen der lateralen Kieferhöhlenwand und epiperiostal im Vestibulum. Blutversorgung des Sinus Die intraossären Anastomosen verlaufen ca. 1,9 cm oberhalb des Alveolarkammes und werden beim Sinuslift als „Arteria anonyma“ häufig verletzt (Chanavaz 1990, Solar et al. 1999, van den Bergh et al. 2000) (Abb. 3.6). Intraossäre Anastomosen Abb. 3.6 Die Knochenkanäle der intraossären Anastomosen in der fazialen Kieferhöhlenwand sind deutlich zu erkennen. Es hat sich gezeigt, dass die Sinusbodenelevation keinen langfristig negativen Einfluss auf die Physiologie der Kieferhöhle hat (Timmenga et al. 2003).