kons Porträt Zeitung des Tiroler Landeskonservatoriums Heft Nr. 1 Frühling 2009 Porträt Aja Zischg Sébastien Soules Vorschau Franz Baur - UA „Sphaïra“ Inklusive Zum 80. Geburtstag von Peter Suitner Termine Heft Nr.1 | Frühling 2009 1 Porträt Impressum Herausgeber: Tiroler Landeskonservatorium Paul-Hofhaimer-Gasse 6 6020 Innsbruck Tel.: +43(0)512 / 508-6852 Fax: +43(0)512 / 508-6855 www.tirol.gv.at/konservatorium Gestaltung und Design: Theresa Neuner Manfred Gruber Redaktion: Mag. Dr. Gabriele Enser Martin Schmid Dir. Dr. Nikolaus Duregger Fotos: Franz Josef Müller und privat Für den Inhalt verantwortlich: Dir. Dr. Nikolaus Duregger Druck: sterndruck 2 Heft Nr.1 | Frühling 2009 Editorial | Inhalt „Delectare et prodesse“, diese Zauberformel der Kunst, die ihren Ursprung in der „Ars Poetica“ des Horaz hat, kann auch heute noch Gültigkeit beanspruchen. Erfreuen und Nutzen bringen? Hohe Zwecke! Nicht jede Musik kann sie transportieren, bestimmt aber die, der wir uns am TLK verpflichtet sehen! Promotor eben dieser Musik und eben dieser Zwecke will „kons – Zeitung des Tiroler Landeskonservatoriums“ sein! Selbstbewusst und auch ein bisschen kokett tritt kons Ihnen entgegen, will durchaus auch „an sich“ erfreuen: durch ein attraktives Äußeres (Resultat eines Ideenwettbewerbs), durch Inhalt und Vielfalt der Beiträge; und selbstverständlich auch nützen: durch interessante Informationen und Einblicke, durch Bewusstmachen der hohen Bedeutung des TLK für die Musikausbildung in Tirol usw. Vorhang auf! Nähern Sie sich geographisch und geistig mit Gabriele Enser dem TLK, besuchen Sie die Interviewseiten, genießen Sie die feinsinnige Reverenz von Andreas Pfeifer an seinen früheren Professor Peter Suitner; lesen Sie kreuz und quer nach Lust und Laune – und überlesen Sie bitte nicht unsere Konzertankündigungen. Konzerte sind Feste der Musik. So oft wir sie bereiten: Wir laden Sie von Herzen ein! Erfreuen Sie sich mit uns an der Musik und schöpfen Sie aus ihr vielfältigsten Nutzen für den Alltag. Nikolaus Duregger Fokus/Intern Annäherung 4 Umbau 6 Interview LRin Beate Palfrader 9 Porträt Aja Zischg 10 Sébastien Soules 12 Termine/Vorschau Terminkalender 14 Vorschau 18 Gratulationen Peter Suitner 22 Bruno Wind 24 Heft Nr.1 | Frühling 2009 3 Fokus Annäherung Das Tiroler Landeskonservatorium von Südwesten Musik lässt sich problemlos konservieren; ohne ständige Frischluftzufuhr verstaubt sie allerdings und vertrocknet. 4 Das Gebäude steht in einer Seitenstraße. Nähert man sich von Südwesten her, vorbei am Tiroler Landesmuseum in die kurze Paul-Hofhaimer-Gasse einbiegend, entdeckt man das Konservatorium relativ spät rechts hinten am Ende eines breiten Weges. Das 1912 errichtete ehemalige Musikvereinsgebäude offenbart dem Besucher seine wirkliche Größe erst unmittelbar beim Betreten. Mehrere Stufen führen zu einem Säulenportal (gebildet von zwei anmutig schlanken ionischen Säulen) mit daraufgesetztem Balkon, die Mitte der streng symmetrischen Schauseite bezeichnend. Die beste Aussicht auf die ehrwürdige Fassade gewährt wohl ein Besuch in Nachbars Kindergarten. Konservatorium - ein weihevoll-alter Duft des silbergrauen, würdevollen Traditionsbewusstseins umgibt scheinbar dieses Wort. Man denkt unwillkürlich an „aufbewahren“, „haltbar machen“ oder „etwas Heft Nr.1 | Frühling 2009 vor dem Verderben schützen“. Musik lässt sich problemlos konservieren; ohne ständige Frischluftzufuhr verstaubt sie allerdings und vertrocknet. Das Haus ist ständig in Bewegung und definiert sich immer wieder neu. Ungefähr 500 SchülerInnen und StudentInnen frequentieren jährlich die Foyers, Gänge und Unterrichtsräume. Junge Menschen von drei bis 33 plus besuchen Hauptfächer, Kindergruppen, Vorstufen und Lehrgänge, bilden sich fort und studieren, spielen, musizieren, erfinden Musik, sprechen darüber, singen. Viele lockt das Podium. Die meisten müssen Musik machen, mit Herzblut, mit Leidenschaft, Hingabe und Lust; das bedeutet auch: stundenlange, tägliche „Einzelhaft“ in winzigen Übungskammern - tüfteln, ausprobieren, wiederholen, scheitern, neu überdenken, üben, suchen. Das Fächerangebot am Konservatorium Fokus des Landes präsentiert sich weit gestreut und stilistisch wohl durchmischt, nimmt Rücksicht auf regionale Besonderheiten und auf internationale Standards, nicht zuletzt in der Wahl der DozentInnen. Natürlich stehen Instrumental- und GesangsStudien im Mittelpunkt des Interesses Berufsziele: OrchestermusikerIn, SolistIn, MusikpädagogIn. Neben allen gängigen Orchesterinstrumenten, neben Gesang und Klavier, Orgel, Cembalo, Blockflöte oder Gitarre kann man Akkordeon und Zither studieren. Die Pflege volksmusikalisch-bodenständiger Traditionen (also doch zu einem kleinen Teil ‚konservieren’?) steht gerade auch bei den letztgenannten Instrumenten im Spannungsverhältnis zur Suche nach neuen Klängen am Puls der Zeit. Annäherungen an noch Ungehörtes, Erfinden von Musik, Nachdenken über Musik, Anleiten von Musik - Komponieren, Dirigieren - diese Fächer tragen wesentlich zur Identität der Institution bei, sie weisen Richtungen, verdichten und konzentrieren musikalische Entwicklungen. Das Reflektieren über Unterricht, über die Vermittlung von Musik, über musikalisches Lehren und Lernen öffnet hingegen eine völlig andere gedankliche Ebene und Ausbildungsrichtung. Seit 2006 wird Instrumental- und Gesangspädagogik am Konservatorium in Kooperation mit der Universität Mozarteum gelehrt. Bereits seit Jahrzehnten ergeben sich überaus fruchtbare Beziehungen zu den verschiedensten Musikinstitutionen in Stadt und Land. Musikschulen, Orchester und Bühnen freuen sich über junge MusikpädagogInnen, Substituten und NachwuchskünstlerInnen. Eine Reihe von Lehrgängen bedient vorhandene Wünsche nach professioneller Aus- und Weiterbildung in tirolisch verwurzelten und neu heimisch gewordenen musikalischen Möglichkeiten: Volksmusik, Blasorchesterleitung, Jazz und improvisierte Musik, Elementare Musikpädagogik. Und die ganz Jungen? Die Kindergruppen der Elementaren Musikpädagogik, die Wiltener Sängerknaben und MusikgymnasiastInnen? Ihre Neugier, ihre Kreativität, ihre ungenierte Annäherung an Musik, ihre besondere Art, Traditionen zu hinterfragen, tragen das Konservatorium in die Zukunft. Gabriele Enser Heft Nr.1 | Frühling 2009 5 Intern Durch den Staub zum Licht Umbau- und Sanierungsarbeiten im TLK 1912 wurde das damals neu errichtete Musikvereinshaus, das heutige Konservatorium, eingeweiht. Seit dieser Zeit äußerlich unverändert, erfolgten durch die Jahre immer wieder größere und kleinere Sanierungsarbeiten, um das Haus den jeweiligen Standards der Zeit anzupassen - zuletzt Ende der 1980er Jahre (betroffen waren damals die Hauptfassade, der Konzertsaal, die sanitären Anlagen und die Heizung). Und wieder verlangten der Zahn der Zeit, Behördenvorschreibungen und technische Erfordernisse eine Reaktion, die in einem weitreichenden dreiteiligen Sanierungskonzept mündete. Die beiden ersten Bauphasen sind bereits abgeschlossen. Sie konzentrierten sich auf das Kellerund Erdgeschoss (1. Bauphase, Sommer 2007) und das Dachgeschoss (2. Bauphase, Sommer 2008). Die dritte, abschließende Bauphase (Sommer 2009) beinhaltet den 6 Heft Nr.1 | Frühling 2009 Einbau des Liftes (im Geviert des Stiegenaufgangs; der Liftschacht existiert bereits, siehe Foto) und einer Belüftungsanlage für den Konzertsaal, weiters Elektroinstallationsarbeiten (nach deren Abschluss die gesamte Elektrotechnik des Hauses völlig erneuert ist), die Verstärkung der Foyers im 2. und 3. Obergeschoss sowie diverse Sanierungsmaßnahmen in den Unterrichtszimmern. Die Bauarbeiten umfassen zumindest die Monate Juli, August und September und werden jedenfalls zu einer Verzögerung des Studienbeginns im Herbst führen. Diese finale Bauphase stellt einige logistische Herausforderungen; sie beginnt im düsteren Vorzeichen des Staubs, um in reinem, lichten C-Dur zu enden. Durch diese hohle Gasse muss er kommen! Intern Bibliothek Das im Zusammenhang mit den Umbauund Sanierungsmaßnahmen entworfene Raumkonzept hatte die Aussiedelung der Bibliothek zur Folge. Sie nach den ursprünglichen Plänen im benachbarten Landesmuseum Ferdinandeum unterzubringen erwies sich letztlich als unmöglich; sie findet nun im sog. Fohringer-Haus (Ecke Meraner-Straße/Erler-Straße) Platz und steht spätestens im Herbst diese Jahres wieder zur Verfügung. Ihre endgültige Bestimmung sollte sie im „Haus der Musik“ finden, das hoffentlich bald realisiert wird. kd NEU! Ab dem Studienjahr 2009/2010 kann Akkordeon als zentrales künstlerisches Hauptfach im Rahmen des IGP-Studiums belegt werden. Alle studienrechtlich relevanten Daten und die Termine für die Diplom-, IGP- und Lehrgangsprüfungen entnehmen Sie bitte unserer Homepage www.tirol.gv.at/konservatorium Aufnahmeprüfungen für das Studienjahr 2009/2010 Aufnahmeprüfungen Musikgymnasium: 9. und 10.3.2009 Konservatorium Theoretische Prüfung: 11.3.2009 BORG Aufnahmeprüfungen für Diplom,Vorbereitung und Lehrgänge vom 3. bis 5.6.2009 Fächer: Dirigieren Komposition Gesang Akkordeon Cembalo/Orgel Klavier Violine,Viola Kontrabass/Violoncello Gitarre Harfe/Zither Klarinette Blockflöte Querflöte Fagott/Oboe Saxophon Trompete Horn/Posaune/Basstuba Schlaginstrumente Lehrgänge: Volksmusik Jazz & improvisierte Musik Blasorchesterleitung Wiltener Sängerknaben Zulassungsprüfungen IGP Mozarteum: erste Juli-Woche 2009 Heft Nr.1 | Frühling 2009 7 Intern Man kommt zu schaun, man will am liebsten sehn! Wird vieles vor den Augen abgesponnen, So dass die Menge staunend gaffen kann, Da habt Ihr in der Breite gleich gewonnen, Ihr seid ein vielgeliebter Mann. Im „Vorspiel auf dem Theater“ in Goethes „Faust“ betont der naturgemäß auf Erfolg konditionierte Direktor die Wichtigkeit der visuellen Komponente. Auch kons sucht den Erfolg, will die Breite für sich gewinnen und dachte über sein Äußeres nach. Theresa Neuner 8 Budgetär außerstande, ein professionelles Grafikinstitut zu beauftragen, machten wir aus der Not eine Tugend. Wir suchten die Kooperation mit der Abteilung „Höhere Grafik und Kommunikationsdesign“ an der HTL Bau und Kunst Innsbruck, fanden offene Türen vor mit der Konsequenz, dass sich fünfzehn junge Menschen im Rahmen eines Ideenwettbewerbes Gedanken über die grafische Gestaltung unserer Zeitung gemacht haben. Es entstanden eine Reihe beeindruckender, kreativer Entwürfe, die die Wahl zur Heft Nr.1 | Frühling 2009 Qual machten. Die übersichtliche, großzügige und klare Gestaltung von Theresa Neuner überzeugte schließlich besonders; Frau Neuner gebührt damit vor Stephan Hansel (3. Preis) und Julia Kathrein (2. Preis) der erste Platz in diesem Wettbewerb. Herzliche Gratulation! Wir bedanken uns herzlich bei Frau Brigitte Moritz-Luchner, die das Projekt fachlich begleitet hat, und bei Frau AV Dr. Ingrid Haisjackl für die sehr unkomplizierte, angenehme und sehr fruchtbare Zusammenarbeit. Herzlichen Dank auch an die weiteren TeilnehmerInnen des Ideenwettbewerbes: Valerie Bichler Simon Bildstein Cornelia Blaschitz Katharina Deutschmann Mona Heiß Katharina Heißenberger Michael Kleinhans Martin Krösbacher Karina Krug Carmen Lindner Nina Neuhold Klara Niederbacher kd Interview Mag. Dr. Beate Palfrader Landesrätin für Kultur und Bildung Mag. Dr. Beate Palfrader ist seit Juli 2008 Landesrätin für Kultur und Bildung. Ihr familiärer Hintergrund ist eminent musikalisch, denn ihr Vater Sepp Landmann gehört zu den Größen der Tiroler Volksmusik (er ist u.a. Mitbegründer des Tiroler Volksmusikvereins); sie selbst leitete über Jahre eine Kulturinitiative in ihrem Heimatbezirk, hat zwei Lyrikbände veröffentlicht und fungierte im Bereich des Volkstheaters auch als Regisseurin. kons hat sich für ihre musikalische Seite interessiert: Welche Musik macht Sie stark? Klassische Musik. Bei welcher Musik stellen Sie das Radio ab? Rap. Mit welcher Melodie sollte Ihr Handy klingeln? Mein Handy-Klingelton ist eine Fuge von Bach. Wie hieß Ihre erste Schallplatte? Moon River. Welches ist Ihr Lieblingswerk, welches Werk hat Sie am meisten beeindruckt? Die Hochzeit des Figaro von Mozart und der Kanon in D-Dur von Pachelbel. Ihre Lebensphilosophie oder Ihr Lieblingszitat? Wir können den Wind nicht beeinflussen, aber wir können die Segel setzen. Welche Vorbilder aus dem nichtmusikalischen Bereich haben Sie beeindruckt? Zum Beispiel Martin Luther King, Mahatma Ghandi, Simone de Beauvoir. Spielen Sie auch selbst ein Instrument? Ja, ein wenig – Flöte, Gitarre und Klavier. Welches ist Ihr Lieblingslied von den Beatles? In welche musikalische Epoche würden Sie gern zurückreisen? While my guitar gently weeps. In die Zeit Mozarts. Heft Nr.1 | Frühling 2009 9 Porträt Aja Zischg Seit September 2008 Dozentin für Jazzgesang am TLK Welches ist Ihr Lieblingswerk, welcher Komponist hat Sie am meisten beeindruckt? Geburtsort: Lustenau, Vorarlberg Instrument(e): Gesang Ausbildung: Studium „Gesang/Jazz“ an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz, rege Konzerttätigkeit. 10 Es gibt nicht ein Werk, eine(n) MusikerIn, eine(n) Komponisten(in) oder ein Genre, das mich am meisten beeindruckt hat, sondern eine Vielzahl von Leuten wie: Toni Eberle, Franz Maria Herzog, Ella Fitzgerald, Stevie Wonder, Duke Ellington u.v.m. Aber auch Stilrichtungen wie Gospel, world music, Elektronische Musik, Funk, Soul, Blues und Jazz etc. Was alle, die mich geprägt haben, verbindet, ist Authentizität. Es sind Leute, die was zu sagen haben und die den eigentlichen Spirit der Musik weitergeben können. Warum Musik? Ein prägendes Erlebnis? Musikalische Familie? Weil Musik für mich ein stetes Gebet unabhängig jeglicher Konfession, Herkunft und Sprache ist. Musik ist universell – kaum etwas berührt so direkt und verbindet uns derart miteinander. Mein Vater war/ist Bassist und lebte früher einige Jahre lang vom Musizieren. Er hatte eine große Plattensammlung aus Jazz, Soul und Funk, und wir verbrachten fast alle Wochenenden meiner Kindheit mit intensiven Hör-Sessions. Meine Mutter spielte Klavier, ich erinnere mich an ein Bild, wo mein Vater mit mir (ca. 4 Jahre alt) am Klavier sitzt und Major-Akkorde zerlegt. Ich erinnere mich bis heute, diese Akkorde sind mir sofort ‚eingefahren‘. Zu Hause hab ich immer gesungen - während der Schulzeit zählte ich die Stunden, bis Heft Nr.1 | Frühling 2009 ich wieder zu Hause war und mir exzessiv Platten anhören und auschecken konnte. Und meine Eltern standen immer hinter mir, was es mir leichter machte, meinen Weg zu gehen. Ihre Lebensphilosophie? Ihr Lieblingszitat? Menschen so behandeln wie ich behandelt werden möchte und dem Leben mit Respekt und Liebe gegenübertreten. Dankbar sein. Haben Sie Vorbilder? Welche Personen haben Sie nachhaltig beeindruckt (auch „Nicht-Musiker“)? Musikalische Vorbilder hatte ich bis zu meiner Studienzeit – irgendwann wurde mir klar, dass es mir darum geht, meine ‚eigene‘ Stimme zu finden und Vorbilder auch wieder bewusst loszulassen. Menschen, die mich beeindrucken, gibt es überall, das sind Menschen, die meist durch kleine Gesten und Taten einen Tag oder eine Situation verändern. Mich beeindrucken Menschen, die trotz Tiefgang, Weitblick und Talent eine Leichtigkeit, Einfachheit und Menschlichkeit bewahren. Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade Musik machen? Dann gehe ich gern auf einen Berg – im Ländle gibt‘s viele tolle Berge, wie ich es auf meiner ersten CD ‚beleza‘ in ‚o hoamatle‘ besinge! Den Bodensee liebe ich, gutes Essen und ein gutes Buch, das mich Porträt in eine andere Welt entführt. Ich sitze gern mit Freunden zusammen, und tanzen tu ich fürs Leben gern. Was müsste Ihrer Meinung nach noch erfunden werden? Worauf wartet die Welt noch? Die Welt wartet – aber wozu wartet sie? – auf globales Bewusstsein für Gerechtigkeit, Frieden und Respekt gegenüber unserer Heimat, dem Planeten Erde?! Wenn Sie eine Zeitmaschine hätten – in welche musikalische oder historische Epoche oder zu welcher Persönlichkeit würden Sie zurückreisen? Ich würde nicht zurückreisen wollen – es ist spannend im Jetzt bei allen Herausforderungen, die uns in der Gesellschaft erwarten. Musikalisch gesehen - wenn schon - in die 70er, wo auf Teufel komm raus experimentiert und Konventionen gebrochen wurden, die Radio- und TVStationen nicht wie heute mit kommerziellem Mainstream überflutet waren. Leute wie Jimi Hendrix, Miles Davis u.v.m. haben einfach Musik gemacht - ohne kommerzielle Motive. Weitere Informationen über Aja Zischg finden sich auf ihrer Homepage: www.aja-tonieberle.com Interview: Martin Schmid Foto: www.aja-tonieberle.com Heft Nr.1 | Frühling 2009 11 Porträt Sébastien Soules Seit September 2008 Dozent für Gesang am TLK Welches ist Ihr Lieblingswerk, welcher Komponist hat Sie am meisten beeindruckt? Geburtsort: Orléans, Frankreich Instrument(e): Gesang, Körper Ausbildung: Mathematiklehrer (bis zum 24. Lebensjahr), begann mit 23 Jahren zu singen und Musik zu studieren, Studienabschluss mit 27 in Berlin und dann von Brigitte Fassbaender an das Tiroler Landestheater geholt. Gastauftritt im neuesten James-BondFilm. Tosca (die Rolle des Scarpia) von Giacomo Puccini, aber auch Don Giovanni und Le Nozze di Figaro von W. A. Mozart machten mir sehr viel Spaß. Warum Musik? Ein prägendes Erlebnis? Musikalische Familie? Ich stamme aus einer sehr unmusikalischen Familie und entdeckte deshalb die Musik selbst, da sie mich sehr fasziniert hat. Zu singen begann ich, weil ich glaube, dass es das einzige Instrument ist, mit dem man gut anfangen kann – nicht Klavier. Und so begann ich mit 23 Jahren ein neues Leben und wurde wieder Student. Ihre Lebensphilosophie? Ihr Lieblingszitat? Wie eine Sau arbeiten, damit man seine Träume wahr machen kann, um dann zu genießen, was man erreicht hat. Also Arbeit und Genuss. Außerdem denke ich, ich habe das Glück, von dem leben zu können, was ich am meisten liebe, und ich arbeite sehr hart daran, dass das auch weiterhin so bleibt. Haben Sie Vorbilder? Welche Personen haben Sie nachhaltig beeindruckt (auch „Nicht-Musiker“)? Der österreichische Bariton Walter Berry war für mich ein Vorbild und Lehrer. Und natürlich auch Brigitte Fassbaender. Sie 12 Heft Nr.1 | Frühling 2009 hat mich vom Studium ans Tiroler Landestheater geholt und mir für die Bühne sozusagen eine Waffe gegeben. Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade Musik machen? Schlafen, da ich sehr viel arbeite – und wenn ich aufwache, dann Sport. Was müsste Ihrer Meinung nach noch erfunden werden? Worauf wartet die Welt noch? Auf Vernünftigkeit und darauf, dass die Füße am Boden bleiben – also auf Bodenständigkeit. Wenn Sie eine Zeitmaschine hätten – in welche musikalische oder historische Epoche oder zu welcher Persönlichkeit würden Sie zurückreisen? In das Wien des beginnenden 19. Jahrhunderts – zu Beethoven, Schubert und auch zu Brahms. Diese Leute kennen zu lernen wäre super, denn was sie gemacht haben, ist einfach unglaublich. Interview: Martin Schmid Porträt Foto: Rupert Larl Neue Lehrende am TLK Lassen Sie sich überraschen, wen wir in unserer nächsten Ausgabe porträtieren werden. Neben Aja Zischg und Sébastien Soules begrüßen wir in diesem Studienjahr: Michael Cede Sebastian Euler Patrick Lechner Martin Ohrwalder Fausto Quintabà Britta Ströher Georg Tausch Heft Nr.1 | Frühling 2009 13 Termine Termine - Veranstaltungen des TLK Wenn nicht anders angegeben, finden die Veranstaltungen im Konzertsaal des Tiroler Landeskonservatoriums statt, der Eintritt ist frei. Montag, 2.2.2009, 19.30 Uhr Donnerstag, 19.3.2009, 19.00 Uhr Samstag, 7.2., bis Dienstag, 10.2.2009 Sonntag, 22.3.2009, 20.00 Uhr Konzertreise der Wiltener Sängerknaben nach Deutschland (Abteikirche Hamborn, Paulusdom Münster, Stiftskirche Cappenberg) und Luxemburg (Ettelbruck) Leitung: Johannes Stecher Geistliche Musik zu Tod und Auferstehung Exequien von Heinrich Schütz Pfarrkirche Birgitz Studierende des TLK und der Univ. Mozarteum Innsbruck; Leitung: Peter Ullrich Freitag, 27.2.2009, 19.30 Uhr Dienstag, 24.3.2009, 19.00 Uhr Montag, 2.3.2009, 9.30 bis 18.00 Uhr Dienstag, 31.3.2009, 19.30 Uhr Freitag, 6.3.2009, 13.00 bis 18.00 Uhr Mittwoch, 1.4.2009, 19.00 Uhr Schauspielabend „Die ganze Welt ist Bühne“ Studierende der Schauspielklasse Günther Lieder Orchesterkonzert Werke von Wolfgang Amadeus Mozart (Symphonie Nr. 39, „Prager“), Anton von Webern (op. 30), Ernest Chausson (Poème de l‘Amour et de la Mer) Orchester des TLK; Leitung: Tito Ceccherini Workshop mit dem Jazzgitarristen Jeff Richman im Schloss Mentlberg Nähere Infos unter www.jeffrichman.net Meisterklasse Schauspiel mit der Opernregisseurin Elizabeth Bachman “Inspirazione – Mit dem Atem spielen” 14 Heft Nr.1 | Frühling 2009 Abschlusskonzert Meisterklasse KS Brigitte Fassbaender Studierende der Gesangsklassen des TLK Klavierabend Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Frédéric Chopin und Felix Mendelssohn-Bartholdy Studierende der Klasse Sebastian Euler Zum Haydnjahr: Kammermusik von Joseph Haydn Studierende der Klassen Christos Kanettis (Vl/Vla) u. Michael Hell (Vc) Johanna Estermann, Klavier Leitung: Christos Kanettis (siehe S. 21) Musik aus Peru: La Muñeca Negra und Musik aus der peruanischen Kolonialzeit Studierende der Klassen Stefan Hackl, Diethard Kopf, Günther Lieder, Reda Roshdy und Erika Santek-Pircher Leitung: Erika Santek-Pircher (siehe S. 20) Termine Freitag, 17.4.2009, 18.00 Uhr Freitag, 24.4.2009, 18.00 Uhr Sonntag, 19.4.2009, 19.00 Uhr Mittwoch, 29.4.2009, 19.30 Uhr Montag, 20.4.2009, 20.00 Uhr Mittwoch, 29.4.2009, 18.00 Uhr Dienstag, 21.4.2009, 20.00 Uhr Mittwoch, 6.5.2009, ganztägig Donnerstag, 23.4.2009, 19.00 Uhr Mittwoch, 6.5.2009, 18.00 Uhr Orgelvesper Dom St. Jakob Leitung: Reinhard Jaud Geistliches Konzert; Jesuitenkirche Johann Sebastian Bach: Kantate Nr. 42 „Denn am Abend desselbigen Sabbats“ Studierende der Klasse Gabriele Erhard Instrumentalensemble des TLK Leitung: Michel König Duo-Abend, Dozenten-Konzert, Werke von Sergej Prokofieff, César Franck, Reza Najfar u.a. Reza Najfar, Querflöte Fausto Quintabà, Klavier „aufg‘spielt im Wirtshaus“ Der schon zur Tradition gewordene Volksmusikabend im Gasthof Sailer in Innsbruck. Durch das Programm führen Franz Posch und die Mitwirkenden des Abends. Leitung: Otto Ehrenstrasser Liederabend: „Russische Lieder“ für Gesang und Gitarre; Werke von Michail I. Glinka, Pjotr I. Tschaikowsky, Alexander Y.Varlamov; Studierende der Klassen Barbara Daniels und Peter Heiß; Szenische und literarische Gestaltung: Günther Lieder u. Reda Roshdy; Leitung: Peter Heiß Orgelvesper Dom St. Jakob Leitung: Reinhard Jaud Komponistenabend Werke von Studierenden der Klasse Franz Baur Öffentlicher Klassenabend Franziskanerkirche Bozen Studierende der Klasse Reinhard Jaud Workshop Pavel Steidl, Gitarre Romantische Gitarrenmusik In Zusammenarbeit mit Jeunesse Innsbruck Orgelkonzert Pfarrkirche Landeck Studierende der Klasse Reinhard Jaud Heft Nr.1 | Frühling 2009 15 Termine Donnerstag, 7.5.2009, ganztägig Sonntag, 10.5.2009, 19.00 Uhr Donnerstag, 7.5.2009, 19.00 Uhr Mittwoch, 13.5.2009, 19.00 Uhr Freitag, 8.5.2009, 20.00 Uhr Mittwoch, 20.5.2009, 19.00 Uhr Freitag, 8.5.2009, 20.00 Uhr Dienstag, 26.5.2009, 10.00 Uhr Sonntag, 10.5.2009, 20.00 Uhr Samstag, 30.5.2009, 19.30 Uhr Konservatoriumsfest „Das ganze Haus ist Bühne“ Serenade (im Rahmen des Kons-Festes) Wolfgang Amadeus Mozart: Gran Partita KV 361; Studierende der Klassen, Max Bauer, Daniele Muleri, Walter Rumer, Walter Seebacher, Marco Treyer, Ning-Ching Zeller Chen Leitung: Ning-Ching Zeller Chen Kammerkonzert Streich-Trio Broz (Barbara, Giada und Klaus Broz), Fausto Quintabá, Klavier Werke von Johannes Brahms, Gabriel Fauré, Joaquín Turina u.a. Kammerkonzert Kultursaal Tschars/Vinschgau Werke von Georg Friedrich Händel bis Scott Joplin „Klarinettissimo“ (Studierende der Klasse Max Bauer), Leitung: Max Bauer Serenade; Kultursaal Birgitz W. A. Mozart: Gran Partita KV 361 Studierende der Klassen Max Bauer, Daniele Muleri, Walter Rumer, Walter Seebacher, Marco Treyer, Ning-Ching Zeller Chen Leitung: Ning-Ching Zeller Chen 16 Heft Nr.1 | Frühling 2009 Muttertagskonzert Congress Innsbruck Wiltener Sängerknaben Leitung: Johannes Stecher Liederabend Vertonungen von Friedrich Rückert Studierende des TLK und der Univ. Mozarteum Innsbruck Klasse Liedgestaltung Annette Seiler Gesang und historische Zupfinstrumente Werke von John Dowland Studierende der Klassen Barbara Daniels, Gabriele Erhard, Stefan Hackl, Peter Heiß Szenische und literarische Gestaltung: Günther Lieder und Reda Roshdy; Leitung: Peter Heiß Workshop Michael Schönheit, Orgel Orgelzimmer, Musikschule der Stadt Innsbruck, Innrain 5 „Leipzig: Bach-Mendelssohn-Schumann“ Orchesterkonzert Orchester des TLK Programm wird noch bekanntgegeben Leitung: Tito Ceccherini Termine Sonntag, 7.6.2009, 10.30 Uhr Sonntag, 5.7.2009, 20.00 Uhr Donnerstag, 11.6.2009 Freitag, 12.6.2009 DozentInnen des TLK musizieren gemeinsam mit MusikpädagogInnen der Tiroler Musikschulen Solistin: Daniela Koch (Flöte) Leitung: Edgar Seipenbusch (siehe S. 19) Freitag, 12.6.2009, 20.00 Uhr Sonntag, 14. 6.2009, 20.00 Uhr Donnerstag, 9.7.2009, 20.00 Uhr Messgestaltung Stiftskirche Wilten Joseph Haydn: Theresienmesse Wiltener Sängerknaben Leitung: Johannes Stecher Exkursion der Orgelklasse Reinhard Jaud nach Bayreuth/Lahm Kurs Michel Bouvard Opernfragmente; Ausschnitte aus „Die Zauberflöte“ und „Die Fledermaus“; Studierende der Klassen Daniels, Erhard, Senfter und Soules Szenische Leitung: Günther Lieder Musikalische Leitung: Günther Simonott Orchesterkonzert zum Gedenkjahr 1809 Congress Innsbruck Werke von Franz Baur (Sphaïra, UA), Wolfgang Amadeus Mozart (Flötenkonzert in G-Dur), und Pjotr I. Tschaikowsky (Symphonie Nr. 5) Konzert im Rahmen des Innsbrucker Sommers Pfarrkirche St. Pius X Joseph Haydn: Theresienmesse Wiltener Sängerknaben Leitung: Johannes Stecher Mittwoch, 17.6.2009, 18.00 Uhr Orgelkonzert Pfarrkirche St. Nikolaus Öffentliches Semesterkonzert Studierende der Klasse Reinhard Jaud Sonntag, 21.6.2009, 20.00 Uhr Konzert Pfarrkirche Peter und Paul, Telfs Anton Bruckner: Te Deum und Psalm 150 Wiltener Sängerknaben Leitung: Johannes Stecher Informationen zu weiteren Veranstaltungen (Klassenabende, Vortragsstunden) des TLK entnehmen Sie bitte unserer Homepage www.tirol.gv.at/konservatorium Heft Nr.1 | Frühling 2009 17 Vorschau Franz Baur Komposition als höhere Mathematik Die Zahl als Rahmen, aber nicht als Absicht, lautet die Devise von Franz Baur. Im vergangenen Herbst feierte Franz Baur, Komponist und Dozent am Tiroler Landeskonservatorium, mit der Uraufführung seiner Kinderoper „Das Dschungelbuch“ (einer Auftragskomposition der Academia Vocalis Wörgl) einen fulminanten Erfolg, und schon steht die nächste Uraufführung bevor: „Sphaïra“. Dieses Werk für großes Orchester erklingt am 5. Juli 2009 im Rahmen des Gedenkjahreskonzerts im Congress Innsbruck. Der geheimnisvolle Titel „Sphaïra“ drückt aus, dass es ein musikalisches „Gewölbe“ ist, unter dem sich Ordnung und Unordnung, Verstand und Gefühl vereinen. Franz Baur meint dazu: „In der Antike waren es Pythagoras und 18 Heft Nr.1 | Frühling 2009 seine Anhänger, die entdeckten, dass die Intervalle in einem bestimmten Zahlenverhältnis zueinander stehen. Diese Zahlenmäßigkeit herrschte für sie dann auch in der Harmonie, in der metrischen und rhythmischen Abfolge und überhaupt in der ganzen Musik. Musik war für sie etwas Besonderes, weil sie offenbar eine zahlenmäßige Ordnung hat, die sehr gut zur pythagoreischen Ansicht passte, wonach der Urgrund von allem die Zahl ist.“ Die Zahl als Rahmen, aber nicht als Absicht, lautet die Devise von Franz Baur. Für ihn ist wichtig, dass die künstlerische Essenz in jedem noch so kleinen Detail erkennbar ist – mit der Zahl als Grundlage, die in allem vorhanden ist. Beim Komponieren von „Sphaïra“ spielten bestimmte Zahlen eine große Rolle. Trotz dieser immer gleichen Zahlen entstanden Melodien, Harmonien und Rhythmen, die sich immer wieder in einem neuen Gewand präsentieren. „Es erwies sich durchaus als notwendig, sich nur auf wenige zu konzentrieren, da ansonsten eine unglaubliche Vielzahl von Möglichkeiten ins Endlose geführt hätte“, beschreibt Baur die Problematiken, mit welchen er als Komponist konfrontiert wird: Hin- und hergerissen zwischen der schöpferischen Kraft, welche nicht automatisch abrufbar ist, der harten Schreibtisch-Arbeit, die in jeder einzelnen Note steckt, und dem notwendigen Blick für das WESENtliche – also das Wesen des Werkes. In „Sphaïra“ sind also die (Zahlen-)Verhältnisse von größter Wichtigkeit. Sie bilden verbindende Proportionen, welche Vorschau die einzelnen Noten, die kleinsten Sinneinheiten des Werkes zu einem Ganzen schließen. Doch die Absicht hinter dem Werk ist und bleibt das Urideal der Komposition, nämlich die Dimension des Gefühls zu erreichen, welche die Musik erst lebendig macht und dazu führt, dass sie letztlich nicht erklärbar, umschreibbar ist. „Das Gefühl muss die Musik verstehen“, so Baur. Konzert seiner Kompositionsklasse Und bald sind auch die Schützlinge von Franz Baur am Zug: Seine Kompositionsklasse veranstaltet ein Konzert im Tiroler Landeskonservatorium – in enger Zusam- Geschichte trifft Zukunft Gedenkjahr 2009 Heuer jährt sich zum 200. Mal der Tiroler Aufstand gegen die bayerische Fremdherrschaft. Jedoch keineswegs um die blutrünstigen Bergisel-Schlachten oder das Beschwören von Mythen, sondern vielmehr um die Frage, wie sich das moderne Tirol (weiter-)entwickeln soll, geht es dem Land Tirol bei diesem „runden“ Gedenkjahr. Das dem Gedenkjahr zugrunde liegende Motto „Geschichte trifft Zukunft“ unterstreicht diesen Aspekt. Entwicklung ist untrennbar mit Bildung verbunden; sie ist die Antithese zu Krieg und Zerstörung und die Nährmutter der menarbeit mit einigen Instrumentalklassen des Hauses: Günther Burtscher wird zwei Werke für Gitarre präsentieren, Andrea Oberparleiter und Hannes Widmoser stellen je eine Komposition für Streichquartett vor und von Martin Schmid wird ein Stück für vier Streicher und Klavier gespielt. Das Konzert findet am Mittwoch, den 29. April 2009, im Konzertsaal des Tiroler Landeskonservatoriums statt. Den Leitfaden der jungen Komponisten brachte Franz Baur mit einem Satz auf den Punkt: „Wesentlich ist, dass die Werke ohne viel Nachdenken allein durch ihre Melodien, Harmonien und Rhythmen bewegen und verstanden werden“. Kultur und Künste. Im Kontext der Bildung ist daher das große Symphoniekonzert zu sehen, das Lehrende des TLK und des Tiroler Musikschulwerks gemeinsam gestalten: Es demonstriert die hohe Qualität der Tiroler Musikausbildung, betont Tirol als Land der Musik, der Kultur und Künste. Auf dem Konzertprogramm am Sonntag, 5. Juli 2009, 20.00 Uhr im Congress Innsbruck stehen neben der Uraufführung des Orchesterwerks „Sphaïra“ des Tiroler Komponisten Franz Baur das Flötenkonzert von W. A. Mozart (Solistin ist Daniela Koch) und die Symphonie Nr. 5 von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky. Edgar Seipenbusch dirigiert. Heft Nr.1 | Frühling 2009 19 Vorschau La Muneca Negra Die schwarze Puppe - Ein Abend mit peruanischer Musik Mittwoch, 1.4. 2009, 19.00 Uhr Cuaderno de música para guitarra 1786 von Matías Maestro Zusammen mit einigen StudentInnen des Tiroler Landeskonservatoriums halte ich seit Juli 2004 Kurse an peruanischen Hochschulen, die Kunsterzieher ausbilden. Diese Arbeit hat mir erlaubt, neben allem, was dem Klischee peruanischer Musik entspricht, Gitarremusik aus der ausgehenden Kolonialzeit und ein afroperuanisches Ballett kennenzulernen. Eine Auswahl aus diesem Repertoire wollen wir am 1. April 2009 in Zusammenarbeit mit den Klassen von Stefan Hackl, Diethard Kopf, Reda Roshdy und Günther Lieder vorstellen. „La muñeca negra“ ist ein Ballett mit Pantomime von Victoria Santa Cruz. Die Musik wurde von Octavio Santa Cruz für Gitarrenduo bearbeitet. Die Handlung des Balletts dreht sich um einen Magier, dem es gelingt, eine Puppe zum Leben zu erwecken, und führt über Szenen eines Festes und romantische Verwicklungen zu einem tragischen Ende. Aus der turbulenten Zeit des Überganges von der Kolonie zur Republik, um die Wende zum 19. Jahrhundert und aus den ersten Jahrzehnten danach sind einige Werke für Gitarre erhalten: „Cuaderno de música para guitarra“ von Matías Maestro (1786): Matías Maestro, in 20 Heft Nr.1 | Frühling 2009 Spanien geboren und in früher Kindheit nach Peru gekommen, hat in der peruanischen Kunstgeschichte als Architekt, Bildhauer und Maler Bedeutung erlangt. In diesem Heft mit Stücken für Gitarre stellt er sich auch als guter Musiker dar. „Cuaderno de música para vihuela“ von 1830 ist ein anonymes Manuskript, das im Lesesaal der Nationalbibliothek gefunden wurde. Trotz der formalen Einfachheit bestechen die Stücke durch ihren Charme und ihre Eigenständigkeit. Pedro Tirado (1780-1856) galt zu seiner Zeit als das größte musikalische Talent Perus. In seinem Salon in Arequipa fanden regelmäßig Konzertabende statt, bei denen laut einer Ankündigung in der Zeitung „Arequipa libre“ zu lesen war, dass an diesen Abenden das Beste aus Europa und auch Werke von Pedro Tirado selbst aufgeführt würden. Von ihm sind Messen, Symphonien, Kammermusikwerke erhalten und eine Sammlung von 100 Menuetten für Gitarre, die in ihrer Qualität durchaus mit Werken von europäischen Komponisten klassischer Gitarrenmusik zu vergleichen sind. Ich freue mich, einen kleinen Bereich peruanischer Musik präsentieren zu können, der in Europa bis jetzt noch nicht bekannt ist. Erika Santek-Pircher Vorschau Haydn allerorten Konzert der Kammermusikklasse Kanettis Dienstag, 31.3.2009, 19.30 Uhr Über Joseph Haydn jubelt man heuer allerorten. Die 200. Wiederkehr seines Ablebens beschert uns Haydn-Symposien, Haydn-Aufnahmen, Haydn-Konzerte, Haydn-Ausgaben, Haydn-Münzen, Haydn-Bücher, vielleicht sogar „Haydnkugeln“ oder „Haydnzöpfe“ zuhauf. Auch wir können uns einen kleinen, feinen Beitrag zum Jubiläum nicht verkneifen, allerdings sind wir der Meinung, dass sich an Geburtstagen erheblich fröhlicher feiern lässt. Daher erklingen nicht am 31. Mai, sondern am 31. März drei kammermusikalische Werke Haydns auf der Bühne des Tiroler Landeskonservatoriums. Dem Violinkonzert C-Dur, einer Komposition aus den ersten Jahren, die Haydn im Dienste des Fürsten Esterhazy verbrachte (beginnend 1761), werden an diesem Abend zwei „späte“ Kompositionen aus der Zeit um 1800 gegenübergestellt: das Klaviertrio Hob XV:27 in C-Dur und das Streichquartett Hob III:80 in Es-Dur. Fünf junge MusikerInnen (Matthias Trombini, Christina Koch, Marion Abbrederis, Violinen, Andreas Trenkwalder, Viola, alle Klasse Kanettis, und Johanna Niederbacher, Violoncello, Klasse Hell), betreut von Christos Kanettis, präsentieren das Programm gemeinsam mit der Pianistin Johanna Estermann, die erst kürzlich ihr Studium am Tiroler Landeskonservatorium abschloss. Weitere Konzerte finden in Salzburg, Schwaz, Brixen, im Bregenzer Wald und in Klosterneuburg statt. Heft Nr.1 | Frühling 2009 21 Gratulationen Ein sanftes Gesetz Zum 80. Geburtstag von Prof. Peter Suitner Heute, also schon ziemlich lange nach dem Verklingen der Moderne, scheint alles recht einfach. Die hehren Geheimnisse der hohen Kunst sind entzaubert, ihre Mittel globalisiert und demokratisiert, das Pathos der Avantgarde abgelöst von munterer Betriebsamkeit in den Ländereien unbeschränkter Möglichkeiten. Damals aber, in den Achtzigern des alten Jahrhunderts, als die Zeitläufte noch eine Richtung hatten und ich auf dem Vektor zwischen dem Althergebrachten und dem unerhört Neuen tappend nach einem Platz suchte, war das gar nicht leicht, zumal als Student am Konservatorium zu Innsbruck, zumal mit dem Hauptfach Zither. Der Weg - der einzige damals - führte über Peter Suitner. Wer die Schwelle zu seinem Lehrerzimmer übertrat, lernte schnell, dass sich auch das zarte Saitenspiel den ganz grundsätzlichen Fragen des Metiers nicht verweigern durfte: Kann es ein dodekaphonisches Wiegenlied geben? Ist eine große Sekunde eine Dissonanz? War Bach Konstrukteur oder Pietist? Über solche Debatten, die Peter Suitner mit großer Leidenschaft und ohne jeglichen apodiktischen Eifer angezettelt und geführt hat, habe ich mich über manche fahrlässig geübte Etüde erfolgreich hinweggeredet und dabei zugleich eine Ahnung von der Ausdehnung und der Tiefe des musikalischen Terrains erhalten. Suitners Schule war kein Trainingslager für angehende Virtuosen. Die Ambition der artistischartifiziellen Virtuosität und ihr großspuriger Gestus liegen ihm ohnehin fern. Als Pädagoge, als Komponist, als Zeitgenosse 22 Heft Nr.1 | Frühling 2009 Gratulationen weckt er vielmehr das Sensorium für den feinen Seelenhaushalt des Musikalischen schlechthin, für epochale Eigenarten und poetische Befindlichkeiten der Musik in ihrer historischen Entfaltung. Wer so denkt und empfindet, ist für die Rolle des Reaktionärs und des Revolutionärs gleichermaßen ungeeignet. Im sicheren Refugium seines Lehrerzimmers hat Suitner immer wieder zu wort- und gestenreichen Persiflagen auf den priesterlichen Ernst der Traditionshüter und jenen der nicht minder halsstarrigen Gralshüter der Moderne ausgeholt. So wie er überhaupt der Gefolgschaftsverweigerung zuzuneigen scheint, im ästhetischen, im politischen, auch im sozialen Sinn: die Pflichtübungen des immanenten Konservatoriumsgeplänkels und die öffentlichen Selbstvergewisserungsrituale der städtischen Musikbourgeoisie hat er gewissenhaft geschwänzt - zumindest zu meinen Innsbrucker Lebzeiten. Persiflage, Heiterkeit, Humor - die tabuisierten Affekte jener Moderne, mit der nicht zu spaßen war - das sind wichtige form- und sinnstiftende Kategorien des komponierenden Zeitgenossen Peter Suitner. Wenn er beispielsweise eine Fuge fügsam beginnt und sie allmählich auf chromatische und rhythmische Abwege führt, wenn er die Tiroler Landeshymne behutsam von den plumpen Sedimenten der Historie befreit, wenn er in seinen zahlreichen Liedvertonungen und Chorsätzen einen recht gewagten Text mit recht züchtigen musikalischen Mitteln umgarnt oder umgekehrt. Der Komponist Suitner trachtet ästhetische Gewissheiten oder gar Dogmata weder zu verteidigen noch zu entthronen. Seine Musik übt den Verzicht auf den kategorischen Imperativ, sie folgt einem sanften Gesetz, das das Altbewährte wie das Innovative mit mephistophelischem Witz und beseelter Skepsis unterwandert. Mit postmoderner Verspieltheit ist das nicht zu verwechseln. Und heute? Heute steht fest, dass die Zither, die einmal im Verlies verbogener Volkstümlichkeit zu Hause war, wieder ein Instrument auf der Höhe unserer Zeiten ist. Suitners Bearbeitungen von Renaissance- und Barockmusik, seine feinsinnigen Volksliedsätze und seine neuen Kompositionen haben diesen Weg eröffnet und geebnet. Mittlerweile steht auch fest, dass aus mir nach einigen Jahren der beharrlichen Bemühungen ein staatlich geprüfter Zitherlehrer, aber doch kein rechtschaffener Musiker, sondern ein Journalist geworden ist. Suitners Lektionen, wie man echten Klang von tönendem Erz unterscheidet, sind freilich auch im Sprachgehege hilfreich. Und manchmal stelle ich mir vor, wie er die vielstimmigen Kakophonien unserer postpostmodernen Zeitläufte mit einem milden Lächeln bedenkt. Andreas Pfeifer Andreas Pfeifer, Leiter des Ressorts “Ausland” in der TV-Information des ORF, studierte in den Jahren 1985 bis 1989 Zither am TLK bei Prof. Suitner. Heft Nr.1 | Frühling 2009 23 Gratulationen Dir. Dr. Bruno Wind zum 75. Geburtstag Bis zum Jahre 1972 leitete der Musikdirektor in Innsbruck sowohl Konservatorium und Musikschule als auch das Orchester, mit dem Schuljahr 1972/73 wurden die Agenden getrennt. Bruno Wind war der erste Direktor dieser neuen Ära, die durch rasant steigende Schülerzahlen – in kurzer Zeit von 800 auf 2500 - geprägt war. In jedem Stadtteil wurden Foto: Rigomar Achleitner Außenstellen eingerichtet und zahlreiche neue Lehrkräfte engagiert. 1981 wurden die Räumlichkeiten des ehemaligen Ursulinenklosters am Innrain für das Konservatorium angemietet und damit die räumliche Situation entscheidend verbessert. Es gelang Bruno Wind immer wieder, Beamte und politische Entscheidungsträger von der Notwendigkeit der räumlichen und personellen Verbesserung zu überzeugen und damit zu ermöglichen, dass das Konservatorium mit den Musikhochschulen Schritt halten konnte. In seiner Ära passierten zahlreiche Reformen in allen Bereichen der Musikerziehung (Ausgliederung der Schulmusik, Studienplanreformen in IGP und Konzertfach, Aufbau des Musikschulwesens und schließlich die Trennung von Konservatorium und Musikschule), die stets mit hohen Kosten verbunden waren. Die Balance zwischen den Interessen des Dienstgebers und den Erfordernissen der Schule ist in Zeiten knapper Budgetmittel besonders schwierig, und so ist die Durchsetzung dieser für das Profil und die weitere Zukunft unserer Anstalt entscheidenden Maßnahmen keine Selbstverständlichkeit. Es ist heute kaum mehr vorstellbar, dass ein Direktor - wie Bruno Wind in seinen frühen Jahren - bei allen Prüfungen und Vortragsabenden dabei war, das Solistenkonzert dirigierte und vor allem bei den jüngeren Kollegen häufig den Unterricht besuchte. Bruno Winds Amtszeit war mit 21 Jahren die zweitlängste in der 190-jährigen Geschichte des Konservatoriums (Josef Pembaur diente von 1874 bis 1918). Im Ruhestand blieb der gelernte Musikwissenschaftler aktiv, soweit es seine Gesundheit erlaubt - lesend, forschend, komponierend und als Chorleiter beim Wiltener Männerchor. Stefan Hackl Wir gratulieren Paul Hofhaimer, Hoforganist in Diensten von Erzherzog Sigmund von Tirol und von Kaiser Maximilian I., zu seinem 550. Geburtstag am 25. Januar 2009! Wäre er nicht geboren, stünde das Konservatorium vermutlich immer noch in der „Museum“straße!? 24 Heft Nr.1 | Frühling 2009 Gratulationen Auszeichnung für „Blechschaden“ In Anerkennung ihrer Verdienste für die Stadt München hat der Oberbürgermeister Christian Ude der Gruppe „Blechschaden“ (Blechbläser der Münchner Philharmoniker) zu ihrem 25-jährigen Jubiläum die Medaille „München leuchtet“ überreicht. Außerdem wurde dem Ensemble Blechschaden bereits zwei Mal der deutsche Schallplattenpreis „Echo Klassik“ verliehen. Unser Fachbereichsleiter (für Blas- und Schlaginstrumente) Erich Rinner ist eines der Gründungsmitglieder des Ensembles. Christian Ude, Oberbürgermeister der Stadt München, mit Christian Thielemann, Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, und den Mitgliedern der Gruppe „Blechschaden“; Erich Rinner 3. v. r. Wir gratulieren Dozentin Gabriele Enser – sie unterrichtet am TLK Klavier, Kulturkunde und Instrumentenkunde - zur Erlangung des akademischen Grades einer Doktorin der Philosophie. Ihre sehr umfangreiche Dissertation verfasste sie zum Thema „Farben und Bilder in der Musikpädagogik“. Erfolg für Schlagwerkensemble „Angi & the groove T’s“! Am 9. Jänner erspielten sich drei IGP StudentInnen des TLK, Angela Köck, Stefan Mader und Mirko Schuler, eine Konzerteinladung des Vereins Musica Juventutis ins Wiener Konzerthaus - trotz stärkster Konkurrenz, denn beteiligt waren Studenten aller österreichischen Musikuniversitäten und Konservatorien! Sie alle mussten sich einer hochkarätigen, strengen Jury (u.a. aus Mitgliedern der Wiener Philharmoniker) stellen. Die drei erfolgreichen Schlagwerker werden von Norbert Rabanser und Gunnar Fras ausgebildet, das Ensemble betreute Gunnar Fras. Gabriele Enser Mirko Schuler, Stefan Mader und Angela Köck Heft Nr.1 | Frühling 2009 25 Gratulationen 26 „AkkoSax“ gewinnt den Austrian World Music Award 2008 Im Finale des Austrian World Music Award am 7. Dezember 2008 im „Porgy & Bess“ in Wien wussten Siggi Haider (Akkordeon) und Johannes Sprenger (Saxophon) die prominent besetzte Fachjury vollkommen zu überzeugen. Siggi Haider (rechts im Bild) ist am TLK Dozent für Elementare Musikpädagogik. „Duo d‘Accord“ erhält den Bayerischen Kunstförderpreis 2008 Sebastian Euler und Shao-Yin Huang (beide leiten eine Klavierklasse am TLK) erhielten den Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte „klassische Musik“, der mit 8.000 Euro dotiert ist und als eine der wichtigsten kulturellen Auszeichnungen des Freistaates Bayern gilt. Im Bild rechts Staatsminister Dr. Thomas Goppel bei der Preisverleihung am 17. September in der Münchner Residenz. Franz Posch erhält das Verdienstkreuz des Landes Tirol Wir gratulieren Mag. Dr. Franz Posch, Dozent am TLK für Steirische Harmonika, der in Würdigung seiner Verdienste um die Volksmusik das Verdienstkreuz des Landes Tirol erhalten hat. „Squeaking reeds“ gewinnen Bundeswettbewerb Das Saxophonensemble „Squeaking reeds“ hat im Oktober 2008 den Bundeswettbewerb „Musik in kleinen Gruppen“ gewonnen! Aus den 48 angetretenen Ensembles gingen „Squeaking reeds“ mit der höchsten Punkteanzahl (98,3) als Sieger hervor. Das Ensemble (Simon Juen, Christian Lamm, Stefan Hörtnagl und Andreas Broger) wird von Martin Steinkogler betreut. Heft Nr.1 | Frühling 2009 Gratulationen Was tost das Horn? Neues Barockhorn für TLK DDr. Fridolin Zanon überreicht das Instrument der Studentin Sylvia Gruschina. Dir. Nikolaus Duregger (links im Bild) und Marco Treyer (Dozent für Horn, rechts im Bild) freuen sich. Die Hornklasse am Tiroler Landeskonservatorium darf sich über ein neues, zusätzliches Barockhorn freuen. Wir bedanken uns herzlich bei der TIWAG, die die Finanzierung übernommen hat – und gratulieren uns! Heft Nr.1 | Frühling 2009 27 KONtakt (Hier können Sie um € 4,50 ihre kostenlose Kleinanzeige schalten) Gitarristin mit Gesang sucht Anschluss, Duo-Trio, Tel.: 0 650 / 0815 123 Gitarre für Schule aus Holz um S 500,- abzugeben, Tel.: 0 4711 / 12 34 56 3/4-Gitarre für Kind mit Sack zu verkaufen, bei Interesse Tel.: 0 5180 / 11 47 11 (gefunden in den Bezirksblättern)