LR in Baur: „Gewalt geht gar nicht“

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Amt der Tiroler Landesregierung
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Mag. Iris Reichkendler
Innsbruck, am 24. November 2014
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„16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ vom 25. November bis 10.
Dezember
LRin Baur: „Gewalt geht gar nicht“
„Wenn eine Frau schon als Mädchen Gewalterfahrungen gemacht hat, so kann sich
dies in ihrem späteren Leben und in ihrer Partnerschaft fortsetzen“, betont
Frauenlandesrätin Christine Baur. Anlässlich der „16 Tage gegen Gewalt“, der Zeit
zwischen dem 25. November – dem Internationalen Gedenktag für die Opfer von
Gewalt an Frauen und Mädchen – und dem 10. Dezember – dem Internationalen
Tag der Menschenrechte – wird verstärkt auf die Problematik Gewalt gegen Frauen
aufmerksam gemacht. „Dieses Jahr liegt unser Fokus auf Gewalt gegen Mädchen,
da seit nunmehr einem Vierteljahrhundert ein gesetzliches Gewaltverbot in der
Erziehung besteht“, berichtet Baur. Im Jahr 1989 wurde nämlich im Allgemeinen
Bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB) und dann auch 2011 im Bundesverfassungsgesetz
über die Rechte von Kindern ein Gewaltverbot festgeschrieben. Diese Tatsache ist
aber zu wenigen ÖsterreicherInnen bewusst: 58 Prozent haben davon gehört,
immerhin eine Steigerung seit 2009 um 26 Prozentpunkte. „Das sind trotzdem nur
etwas mehr als jede zweite Österreicherin bzw. jeder zweite Österreicher“, stellt
Tirols Kinder- und Jugendanwältin Elisabeth Harasser klar.
Umfrage zeigt Ambivalenz bei Einstellung zu Gewalt an Kindern
Im Oktober dieses Jahres wurde eine österreichweite Umfrage durchgeführt, die
1.000 Personen ab 15 Jahren zu Gewalt in der Familie befragte. Gestellt wurden die
wortgleichen Fragen, die schon im Rahmen einer Studie aus dem Jahr 1977
verwendet wurden, um festzustellen, ob in der Bevölkerung beim Thema Gewalt an
Kindern ein Gesinnungswandel stattgefunden hat. Die daraus entstandene Studie
„Die gesunde Ohrfeige macht krank“ zeigt, dass sich im Vergleich zu 1977 das
Problembewusstsein vergrößert hat und Formen physischer Gewalt vermehrt
abgelehnt werden.
So wird die Aussage „Wenn einem hie und da die Hand ausrutscht, wenn ein Kind
schlimm ist, so ist gar nichts dabei“ im Jahr 2014 eindeutig abgelehnt. Nur mehr 3
Prozent der Befragten stimmten zu, während 1977 noch 57 Prozent mit dieser
Aussage übereinstimmten.
Nur noch 16 Prozent der Befragten befürworteten die Aussage „Ein kleiner Klaps ab
und zu schadet keinem Kind“, was im Jahre 1977 noch für 85 Prozent der Befragten
galt. „Nichtsdestotrotz finden 36 Prozent diese Aussage teilweise richtig – das ergibt
insgesamt 52 Prozent der Befragten, die einem Klaps eher positiv gegenübersteht“,
schränkt Harasser ein.
Die Aussage „Eine Ohrfeige hat noch keinem Kind geschadet, kann aber oft besser
erziehen als noch so viele Worte“ wird heute mit nur 6 Prozent Zustimmung zwar
grundsätzlich abgelehnt, während der Aussage 1977 fast ein Drittel zustimmten,
gleichzeitig finden aber 24% diese Aussage teilweise richtig.
„Außerdem finden Formen von psychischer Gewalt wie ‚Böse sein, schreien und
ausschimpfen‘ mehr Befürworter als anno 1977“, stellt Harasser klar.
Hehres Ideal stimmt nicht mit Realität überein
Laut einer Studie zum Erziehungsverhalten in Österreich streben zwar 90 Prozent
der Eltern und Jugendlichen eine möglichst gewaltfreie Erziehung an und sehen
diese als erzieherisches Ideal, allerdings erziehen heute trotzdem nur 30 Prozent der
Eltern in Österreich ihre Kinder ohne Gewalt. Mit 49 Prozent sanktioniert immer noch
fast die Hälfte der Eltern unerwünschtes Verhalten ihrer Kinder mit Ohrfeigen.
Der Kriminalitätsbericht 2013 des Bundesministeriums für Inneres stellt sogar fest,
dass der gefährlichste Ort, Opfer von Gewaltkriminalität zu werden, das eigene Heim,
das direkte Umfeld, die Verwandten und Bekannten sind. Denn bei 60 Prozent der
Gewalttaten gab es eine Beziehung zwischen Täter und Opfer.
Bis jetzt gibt es aus Österreich keine Daten zu Gewalterfahrungen von Mädchen mit
Behinderungen. Untersuchungen aus anderen Ländern zeigen jedoch, dass
behinderte Mädchen wesentlich häufiger physischer und psychischer Gewalt
ausgesetzt sind als Mädchen ohne Behinderung: Sie erleben Gewalt durch ihre
Eltern oder andere Erziehungspersonen, durch andere Kinder oder Jugendliche
sowie in Einrichtungen. Mädchen mit Behinderung sind besonders häufig massiver
physischer und sexueller Gewalt ausgesetzt. Gewalterfahrungen in der Kindheit
können bei behinderten Mädchen zusätzliche Beeinträchtigungen bewirken. „Gewalt
an Mädchen mit Behinderungen ist hierzulande noch stark tabuisiert und es muss
noch viel Aufklärungsarbeit passieren“, betonen sowohl Baur als auch Harrasser.
Tiroler Kinderschutz GmbH verzeichnet Anstieg bei Hilfesuchenden
Die Tiroler Kinderschutz GmbH verzeichnet gegenüber 2012 im Jahr 2013 einen
Anstieg an Hilfesuchenden: Waren es 2012 noch 767 KlientInnen, davon 103 Kinder
und Jugendliche, die sich auf der Suche nach Hilfe und Unterstützung an die
Einrichtungen des Kinderschutzes wandten, so kontaktierten im darauffolgenden
Jahr insgesamt 898 Personen, davon 158 Kinder und Jugendliche die Tiroler
Kinderschutz GmbH. Auffallend dabei ist, dass sich bei den Kindern und
Jugendlichen großteils Mädchen an die Einrichtungen des Kinderschutzes wenden.
„Kinderschutz ist Hinschauen, Hinhören und gemeinsam Helfen. Die beste
Gewaltprävention für Kinder ist respektvoller Umgang, Wertschätzung und Liebe“,
berichtet die Geschäftsführerin der Tiroler Kinderschutz GmbH, Karin Hüttemann
aus ihrer Erfahrung.
Hinweis:
Auf der Website www.gewaltfrei-tirol.at finden Sie alle Infos über Beratungsstellen
und Hilfseinrichtungen.
Die Frauenhelpline ist rund um die Uhr zum Nulltarif unter 0800-222 555 erreichbar.
Foto: Land Tirol/Reichkendler
BU: Machen im Rahmen der Initiative „16 Tage gegen Gewalt an Frauen und
Mädchen“ auf die Problematik aufmerksam: Tirols Kinder- und Jugendanwältin
Elisabeth Harasser, Frauenlandesrätin Christine Baur und Karin Hüttemann,
Geschäftsführerin der Tiroler Kinderschutz GmbH.
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