Zahlreiche Tiroler Gehörlose zu Besuch beim Gehörlosenambulanz in Linz Am 3. Mai 2013 um 9 Uhr in der Früh fuhr der Reisebus einer Firma aus dem kleinen Ort Natters (nur ein paar Kilometer von Innsbruck entfernt) vom Haus der Tiroler Gehörlosen ab. Der Tiroler Landesverband der Gehörlosenvereine (TLVG) hat 50er Bus bestellt. Uns stellte das Busunternehmen aber den 38er Sitzer zur Verfügung. Das lag wohl am KommunikationsMissverständnis, denn der TLVG hat den Bus über Email bestellt, und ob die schriftliche Bestellung von uns wirklich ernst genommen bzw. genau gelesen wurde, ist unsere berechtigte Frage, und ob wir jemals eine seriöse Antwort bekommen haben, ist eine andere Frage. In heutiger Gesellschaft ist die telefonische Kommunikation immer noch dominant, obwohl das Email-Schreiben eine sehr gute Alternative ist. Ich denke, es ist wahrscheinlich bequemer über Telefon mündliche Bestellungen abzuwickeln, was aber für die gehörlosen Personen eine Barriere darstellt. In Zukunft müssen wir jedoch besser aufpassen, sich kurz vorher telefonisch zu erkundigen und dann müssten wir hoffen, dass ein/e hörende/r Freund/in für uns in die Bresche springen würde, und wenn jemand Glück hat eine/n hörende/n Mitarbeiter/in zur Seite zu haben. Für die Reise hatten wir allerdings viel Glück, denn wir waren genau 38 Personen. Zwei Personen haben kurzfristig abgesagt, und eine von diesen Personen war die Sekretärin der Dolmetschzentrale. Sie stürzte unglücklich am Gehsteigrand vor dem Haus der Tiroler Gehörlosen kurz vor der Abfahrt und verletzte sich am Knie. Sie konnte kurzfristig die Reise nicht mitmachen, und musste mit dem Taxi in die Klinik fahren. Nach einer kurzen Kaffee-Pause im Restaurant „Landzeit“ Mondsee kamen wir etwa nach 13 Uhr vor dem Gebäude der Barmherzigen Brüder an. Einige haben Hunger, und gingen schnell in der Nähe eine kleine Jause holen, denn um 14 Uhr begann schon die Veranstaltung. Anlässlich des 20jährigen Bestandsjubiläums der Gehörlosenambulanz Linz wurde um 14 Uhr die Enquete unter dem Motto „Chancengleicher Zugang zur Gesundheit für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen“ in einem Saal des Konventhospitals Barmherzige Brüder eröffnet. Bevor die Enquete angefangen hat, rollten die Tirolerinnen und Tiroler beim Eingangsbereich ein Transparent mit der Aufschrift „Wir brauchen eine Gehörlosenambulanz für Tirol“ auf und warteten bis der Gesundheitsminister Alois Stöger kam. Als der Bundesminister erschien, begrüßte die TLVG-Leiterin Monika Mück-Egg den besonderen Gast, und sie machte ihn auf unsere Situation in Tirol mit einer kurzen Rede aufmerksam. Sie überreichte ihm die Petition mit den Unterschriften von Tiroler Gehörlosen. In der Petition geht es darum, dass in Tirol eine Gehörlosenambulanz gegründet werden sollte, und die Tiroler Gehörlosen ein Recht auf eine barrierefreie medizinische Versorgung, in dem alle ärztlichen Gespräche mittels Gebärdensprache durchgeführt werden sollte, wie es neben Gehörlosenambulanzen Linz, Wien, Salzburg und Graz gängige Praxis ist. Der Bundesminister Alois Stöger versprach uns, dass er mit Vertretern von verschiedenen Bundesländern über dieses Thema sprechen würde. Dieses sollte in Kürze stattfinden. Nun zurück zum Enquete: Neben der Begrüßung von Direktor Mag. Peter Ausweger und die Grußbotschaft von Frater Ulrich Fischer OH, Provinzial der Barmherzigen Brüder gaben die politischen Vertreter, und zwar der Gesundheitsminister Alois Stöger, der LandeshautpmannStellvertreter Josef Ackerl, und Klubobmann Mag. Thomas Stelzer politische Statements ab. Die Moderation übernahm der Gesundheitsjournalist und Ö1-Radio-Doktor Dr. Christoph Leprich. Den Höhepunkt der Veranstaltung stellte der Gründer der Gehörlosenambulanz, Primar Dr. Johannes Fellinger, mit dem Thema „Rückblick – Auftrag – Ausblick“ über die letzten 20 Jahre der Gehörlosenambulanz mit seiner eindrucksvollen Rede. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion war unter anderem auch die Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbundes (ÖGLB) und die Nationalratsabgeordnete Mag.a Helene Jarmer als Gast, und das Publikum durfte die Fragen an die Gäste der Podiumsdiskussion stellen. An der Enquete sind auch einige schwerhörige Personen dabei, darunter die Präsidentin des Österreichischen Schwerhörigenbundes (ÖSB), Mag.a Brigitte Slamanig, die auch als Gast bei der Podiumsdiskussion anwesend war. Auffallend war, dass viele Schwerhörige Fragen und Anregungen an Gehörlosenambulanz stellten, und sie möchten auf ihre schwierige Situation aufmerksam machen. Es ist sozusagen ein „Hilfegeschrei“ einiger schwerhörigen Anwesenden, die kein oder kaum Gebärdensprachkompetenz haben, dass sie sich im Gegensatz zu den Gehörlosen nicht adäquat behandelt fühlten. Denn sie sind nicht zufrieden mit der Situation, vor allem die mangelnde Verfügbarkeit der technischen Hilfsmittel. Jedoch sind auch einige schwerhörige Personen sehr froh und dankbar, dass es eine Gehörlosenambulanz gibt, und sie fühlten sich dort gut aufgehoben. Die Enquete dauerte etwas mehr als zwei Stunden, danach luden die Organisatoren alle Teilnehmenden zu einem Festessen ein, und alle konnten kostenlos eine Mahlzeit und alle Getränke zu sich nehmen. Die Anzahl der Teilnehmenden schätze ich auf 200 bis 300 Personen. Um etwa 18 Uhr mussten die Tiroler Gehörlosen leider die Heimreise antreten. Der TLVG hofft, dass in Tirol eine solche Gehörlosenambulanz aufgebaut wird, und es sollte schon in Kürze sein. Der erste Schritt ist bereits getan, und es hat ein Gespräch mit den zuständigen Behörden im Land Tirol gegeben. Wir hoffen, dass unser Vorhaben „Gehörlosenambulanz Tirol“ wirklich in die Tat umgesetzt wird. Bericht und Fotos: Paul Steixner