HERZ - cipmm

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HERZ
Autoren:
Professor Frank Kirchhoff
PD Dr. Andreas Schmid, Dr. Bernd Bufe
I. Lernziele
Wichtig für das Praktikum sind die Hausaufgaben, die sich in der Praktikumsanleitung am
Ende dieses Kapitels befinden. Diese sollten vollständig anhand eines der unten genannten
Standard-Lehrbücher erarbeitet werden. Die Hausaufgaben sind auch wichtige Grundlage für
das Testat.
Dieses Skript ersetzt kein Lehrbuch und soll lediglich dem Überblick über das Thema dienen.
Im praktischen Teil kann jede/r Studierende jeweils EKGs an den Messplätzen von sich
schreiben lassen. Man sollte in der Lage sein von seinem EKG bei bekannter
Aufzeichnungsgeschwindigkeit die Herzfrequenz berechnen zu können. Es wird im
Praktikum ausführlich erklärt und geübt wie man die elektrische Herzachse bzw. den Lagetyp
bestimmt und wie man mit dem Cabrera-Kreis umgeht.
Nach dem praktischen Teil werden zusammen mit dem Dozenten die Herzmechanik und die
Korrelation zwischen EKG und Herzmechanik besprochen.
Allgemeine Grundlagen:
Als Vorbereitung auf das Thema Herz sollte man die Kapitel Nerv und Muskel lesen.
Wichtig zum Verständnis ist das Zustandekommen des Ruhepotenzials, die Nernst-Gleichung
In biologischen Systemen trennen Zellmembranen Bereiche unterschiedlicher
Ionenkonzentrationen ab. Ist die Membran für ein bestimmtes Ion selektiv permeabel, wird es
entlang des Konzentrationsgradienten diffundieren, gleichzeitig entsteht aber, da das Ion
geladen ist, eine Spannung (Ruhemembranpotential). Mit der Nernst-Gleichung lässt sich die
Gleichgewichtslage dieses Vorgangs beschreiben.
Gebräuchlich ist eine vereinfachte Form der Gleichung, bei der R, F und T (310 K) sowie der
Umrechnungsfaktor zum dekadischen Logarithmus in eine Konstante gefasst werden:
Tab. 1: Ionenkonzentrationen im Intra- und Extrazellulärraum (Angaben in mmol/l)
Zytosol
Interstitium
+
Na
8-30
145
K+
100-145
4
Cl
4-30
117
-3
Ca2+
1,25
0,110
 in Ruhe
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II. Literaturhinweise







Klinke, Pape, Silbernagel: Physiologie, 5. Aufl. Stuttgart: Thieme (2005)
Schmidt, Lang: Physiologie des Menschen, 30. Aufl. Heidelberg: Springer (2007)
Thews, Vaupel: Vegetative Physiologie, 4. Aufl. Berlin: Springer (2001)
Silbernagl, Despopoulos: Taschenatlas Physiologie, 6. Aufl. Stuttgart: Thieme (2003)
Herold: Innere Medizin, Köln (2008)
Schuster, Trappe: EKG-Kurs für Isabel, 4. Aufl. Stuttgart: Thieme (2005)
Huppelsberg: Kurzlehrbuch Physiologie, 2. Aufl. Stuttgart: Thieme (2005)
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III. Grundlagen der Physiologie
1. Ruhe und Erregung der Herzmuskelzelle des Arbeitsmyokards
Die Zellen des Arbeitsmyokards sind Herzmuskelzellen, die für die eigentliche Kontraktion
des Herzens verantwortlich sind. Diese haben ein stabiles Ruhemembranpotenzial von ca. -80
mV. Das Ruhemembranpotential entspricht im Wesentlichen dem Kalium-Gleichgewichtspotenzial (EK = -90 mV). Das bedeutet, dass in Ruhe das Membranpotenzial hauptsächlich
durch eine Kaliumleitfähigkeit (IK1) stabilisiert wird. In diesem Zustand sind die Herzmuskelzellen relaxiert, das Arbeitsmyokard befindet sich in der Diastole.
Während der Systole kontrahieren die Herzmuskelzellen. Der Kontraktion geht eine
Depolarisation der Myokardzelle voraus. Erreicht die Depolarisation einen Schwellenwert
von ca. -70 mV öffnen sich schnelle spannungsgesteuerte Natriumkanäle (Abb. 1). Der
Natriumeinstrom führt zum Aufstrich des Aktionspotenzials. Das Membranpotenzial strebt
nach dem Natrium-Gleichgewichtspotenzial (ENa = +60 mV). Die Natriumkanäle schließen
bereits bei einem Membranpotenzial von ca. -40 mV. Durch den schnellen Natriumeinstrom
erreicht das Membranpotenzial Werte bis +20 mV und es kommt zum sogenannten
„overshoot“. Danach schließt eine frühe und kurze Repolarisation an, die durch einen
Kaliumausstrom aus der Zelle verursacht wird (transienter Auswärtsstrom Ito).
Auf diese kurze Repolarisation folgt eine lange Plateauphase, in der spannungsabhängige
Calciumkanäle vom L-Typ öffnen und Calcium in die Zelle einströmt. Aus historischen
Gründen werden diese Kanäle häufig als Dihydropyridin (DHP)-Rezeptoren bezeichnet.
Während der Plateauphase liegt das Membranpotenzial bei ca. 0 mV. Im Anschluss an die
Plateauphase folgt die endgültige Repolarisation durch einen Kaliumausstrom aus der Zelle.
Verschiedene Kaliumkanäle spielen hier eine Rolle. Neben dem IK1 ist auch eine Gruppe von
verzögerten Auswärtsgleichrichtern (IKs und IKr) beteiligt. Auswärtsgleichrichter sind
Kaliumströme, die durch Depolarisation aktiviert werden. Kaliumionen strömen aus der Zelle
bis das Ruhepotenzial erneut erreicht ist.
Das Aktionspotenzial des Arbeitsmyokards
dauert je nach Herzfrequenz und Lokalisation
der Herzmuskelzelle 200–400 ms. Das lange
Aktionspotenzial der Myokardzelle hat den
Hintergrund, das die Zellen auch eine
entsprechend lange absolute Refraktärzeit
haben in der sie nicht wieder erneut erregbar
sind. Während der Refraktärzeit findet die
Kontraktion der Herzmuskelzellen statt und
ist bereits abgeschlossen bevor ein neues
Aktionspotenzial ausgelöst werden kann. Die
absolute Refraktärzeit besteht während der
Plateauphase. Die relative Refraktärzeit
findet im Verlauf der endgültigen Repolarisation statt. Hier sind die Natriumkanäle zum
Teil wieder aktivierbar. Die Erregbarkeit im
Ventrikel ist in dieser Zeit jedoch relativ
inhomogen, was die Entstehung von Arhythmien vom Typ kreisende Erregungen
begünstigt (vulnerable Phase).
Abb. 1 Aktionspotenzial im Arbeitsmyokard (A) mit
den entsprechenden Ionenkonzentrationen (B)
und Permeabilitäten (Klinke, 2005)
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2. Elektromechanische Kopplung
Calcium-Ionen koppeln die Membrandepolarisation mit der eigentlichen Kontraktion des Herzmuskels. Während der
Plateauphase des Aktionspotenzials öffnen
Calciumkanäle vom L-Typ (Dihydropyridinrezeptoren,
DHPR)
in
der
Zellmembran (Abb. 2). Dadurch steigt die
intrazelluläre Calcium-Konzentration vom
Ruhewert von ca. 10-7 M auf ca. 10-5 M in
der erregten Myokardzelle. Einströmende
Calciumionen aktivieren einen weiteren
Calciumkanal in der Membran des
Endoplasmatischen Retikulums (Ryanodin-Rezeptor, RyR2). Dort gespeichertes
Calcium wird ebenfalls freigesetzt. Dieser
Vorgang
wird
calcium-getriggerte
Calciumfreisetzung genannt. Genau wie
beim Skelettmuskel bindet Calcium an
Troponin C und aktiviert die Interaktion
von Aktin und Myosin.
Abb. 2 Calciumaustauschvorgänge an der
Myokardzelle (Klinke, 2005)
Bei der elektromechanischen Kopplung am Herzmuskel gibt es einige wichtige Unterschiede
im Vergleich zum Skelettmuskel:




Der Skelettmuskel wird über eine motorische Endplatte aktiviert. Der Herzmuskel
besitzt einen autonomen Schrittmacher, den Sinusknoten, der die Herzfrequenz
generiert. Die Aktivität des Herzens wird lediglich durch das vegetative Nervensystem
moduliert.
Das Aktionspotenzial des Skelettmuskels ist nur ca. 10 ms lang, das Aktionspotenzial
des Herzmuskels 200-400 ms.
Der Herzmuskel ist im Unterschied zum Skelettmuskel nicht tetanisierbar. Tetanisierbar bedeutet, dass durch rasch aufeinanderfolgende Aktionspotenziale die einzelnen
Kontraktionen des Skelettmuskels miteinander verschmelzen und die Kontraktionskraft dadurch ansteigt.
Am Skelettmuskel besteht eine direkte mechanische Interaktion zwischen den
spannungsgesteuerten L-Typ-Calciumkanälen und Ryanodinrezeptor, während am
Herzmuskel durch die Calciumkanäle einströmendes Calcium den Ryanodinrezeptor
aktiviert.
Am Herzmuskel sind verschiedene Transporter für den Export der Calciumionen
verantwortlich. SERCA-Pumpen (Sacroplasmic Endoplasmic Reticulum Calcium-transporting ATPase) in der Membran des Endoplasmatischen Retikulums füllen erneut die
intrazellulären Calciumspeicher (Abb. 2). In der Plasmamembran der Herzmuskelzelle
existieren Ca2+-ATPasen und Na+/Ca2+-Austauscher. Na+/Ca2+-Austauscher transportieren
Ca2+ im Gegentausch mit Natrium aus der Zelle. Treibende Kraft für diesen Transporter ist die
Na+-K+-ATPase. Das heißt, die Na+/K+-ATPase baut einen Natriumgradienten auf, der
genutzt wird um sekundär Calcium aus der Zelle zu transportieren.
Klinik: Digitalisglykoside, die zur Steigerung der Herzkraft bei Herzinsuffizienz eingesetzt
werden, blockieren die Na+/K+-ATPase. Dadurch wird der Natriumgradient über die
Plasmamembran und damit auch die treibende Kraft zum Export von Ca2+ verringert. Daraus
resultiert eine erhöhte intrazelluläre Konzentration an Calciumionen, die für die Interaktion
von Aktin und Myosin zur Verfügung steht.
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3. Erregungsbildung und Erregungsleitung
Das Erregungsbildungs- und Erregungsleitungssystem besteht aus spezialisierten Muskelzellen. Der Sinusknoten liegt im rechten Vorhof und stellt den primären Schrittmacher des
Herzens dar. Er generiert eine Ruhefrequenz von ca. 70 Schlägen pro Minute.
Ausgehend vom Sinusknoten breitet sich die Erregung über die Vorhöfe aus. Die Übertragung
von einer Myokardzelle zur nächsten erfolgt durch eine elektrische Kopplung über Gap
junctions. Gap junctions sind Verbindungen zwischen benachbarten Zellen, die insbesondere
den Übertritt von Ionen von einer Zelle zur nächsten ermöglichen. Läuft also in einer Zelle
eine Depolarisation mit entsprechendem Natrium- und Calcium-Einstrom ab, so diffundieren
diese Ionen über die Gap junctions in die Nachbarzellen und führen auch hier zur
Depolarisation und schließlich zum Aktionspotenzial.
Die Erregung der Vorhöfe tritt über den AV-Knoten auf den Ventrikel über (Abb. 3). Der
AV-Knoten ist die einzige Überleitung von den Vorhöfen auf die Kammer. Daneben ist er der
sekundäre Schrittmacher, der einspringt wenn der Sinusknoten ausfällt. Vom AV-Knoten aus
läuft die Erregung über das His-Bündel, die Kammerschenkel und Purkinje-Fäden und
erreicht schließlich das Ventrikelmyokard. Die unterschiedliche Länge der Aktionspotentiale
in den einzelnen Herzabschnitten wird durch die unterschiedliche Expression und Aktivität
von repolarisierenden Kaliumkanälen (IK) bestimmt. Die Länge der Refraktärzeiten nimmt
vom Sinusknoten zu den Purkinje-Fäden immer mehr zu. Die längsten Aktionspotenziale (ca.
400 ms) findet man in den Purkinje-Fäden.
Auch Zellen des Erregungsleitungssystems unterhalb des AV-Knotens können potentiell
Schrittmacherfunktion übernehmen. Deren Eigenfrequenz liegt dann aber nur bei 25-40
Schlägen pro Minute.
Abb. 3: Erregungsbildung und Erregungsfortleitung sowie an den entsprechenden Orten gemessenen
Aktionspotenziale (modifiziert nach Klinke, 2005)
Klinik: Mutationen in den Genen, die für die repolarisierenden Kaliumkanäle (IKr) codieren,
können Ursache eines langen QT-Sydroms sein, die sich als lebensbedrohliche ventrikuläre
Herzrhythmusstörungen manifestieren können. Daneben existiert eine Vielzahl von Medikamenten z. B. aus der Klasse der Antidepressiva, Antibiotika und Antiarrhythmika, die diese
Kanäle blockieren und dadurch ebenfalls Rhythmusstörungen auslösen können. Der
Mechanismus ist in beiden Fällen derselbe. Eine Blockade der Kaliumkanäle verlängert die
Repolarisation des Aktionspotentials. Dies wird als QT-Verlängerung im EKG sichtbar (Abb.
11). Da eine solche Repolarisationsverlängerung häufig inhomogen verläuft, können
kreisende Erregungen auftreten, die Ursache von ventrikulären Tachykardien sog. „Torsade
de poit Tachykardien“ sind.
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Aktionspotenzial des Sinusknotens
Das Aktionspotenzial des Sinusknoten
(Abb. 4B) unterscheidet sich wesentlich
von einem Aktionspotenzial im Arbeitsmyokard. Die Muskelzellen des Sinusknotens haben kein konstantes Ruhemembranpotenzial, da ihnen der stabilisierende Kaliumstrom IK1 fehlt. An die
Repolarisation bzw. Hyperpolarisation
schließt direkt eine sog. diastolische
Depolarisation an. Diese diastolische
Depolarisation wird dadurch eingeleitet,
dass HCN-Kanäle öffnen. HCN-Kanäle
sind nichtselektive Kationenkanäle, die
durch Hyperpolarisation und cyclische
Nukleotide (am Herzen cAMP) aktiviert
werden. Durch HCN-Kanäle fließen
hauptsächlich Natriumionen in die Zelle
und sorgen für eine langsame diastolische
Depolarisation. Diesen Kationeneinstrom
nennt man Schrittmacherstrom (If) (Abb.
4A). Ab einem Schwellenwert von –40 mV
Abb. 4: Aktionspotenzial des Sinusknoten (B)
mit den entsprechenden Ionenströmen
öffnen spannungsgesteuerte Calciumkanäle
(A) (Klinke, 2005)
*= diastolische
und sorgen für den Aufstrich des SinusDepolarisation
knoten-Aktionspotenzials. Die Repolarisation erfolgt durch einen KaliumAusstrom aus der Sinusknotenzelle.
Bitte betrachten Sie Abbildung 4 genau und diskutieren Sie die Achsenbeschriftung.
Aktionspotenzial des AV-Knotens
Das Aktionspotenzial der Muskelzellen des AV-Knotens ähnelt dem des Sinusknotens. Auch
hier können HCN-Kanäle eine diastolische Depolarisation aufgrund eines Schrittmacherstroms (If) ermöglichen. Allerdings ist die Expression der HCN-Kanäle gegenüber dem
Sinusknoten deutlich verringert, so dass die diastolische Depolarisation im AV-Knoten
langsam abläuft und die Zellen bereits vor Erreichen der Schwelle durch die Aktivität des
Sinusknotens depolarisiert werden. Der AV-Knoten hat eine geringere Eigenfrequenz des von
25-40/min. Der AV-Knoten schlägt aber nur dann selbständig, wenn der Sinusknoten als
primärer Schrittmacher ausfällt. Der AV-Knoten hat daneben die Aufgabe die Überleitungszeit zwischen Vorhof und Ventrikel zu verlängern. Die langsame Überleitungsgeschwindigkeit erkennt man an der geringeren Steilheit des Aufstrichs im AV-Knotenaktionspotenzial
(Abb. 3). Dadurch kontrahiert der Ventrikel erst wenn die Kontraktion der Vorhöfe
abgeschlossen ist. Der AV-Knoten hat die Funktion eines Frequenzsiebes, so dass hohe
Frequenzen, die z. B. bei Vorhofflimmern vorliegen, nicht auf die Kammer übergeleitet
werden.
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4. Der Herzzyklus
Abb. 5: Herzklappen und Blutfluss im Herzen
(Klinke, 2005)
Abb. 6: Herzzyklus (Klinke, 2005)
Der Herzzyklus besteht aus einem Wechsel zwischen Systole und Diastole. Abb. 6 zeigt die
Phasen der Herzaktion. Die Systole besteht aus der Anspannungs- und Auswurfphase. Die
Diastole aus der Entspannungs- und Füllungsphase. Die Klappen und der Blutfluss durch das
Herz sind in Abb. 5 zu sehen. Klappenbewegungen sind immer passiv. Sie finden auf Grund
von Druckdifferenzen zwischen Vorhof und Kammer bzw. Kammer und Aorta oder Arteria
Pulmonalis statt. Dargestellt sind die Verhältnisse im linken Herzen. In der Diastole füllt sich
der linke Ventrikel mit Blut aus dem Vorhof. Die Anspannungsphase und damit die Systole
beginnt. Übersteigt der Druck in der linken Kammer den Druck im linken Vorhof, schließt die
Mitralklappe (Abb.6A). Der Beginn der Kontraktion der Ventrikel folgt zeitlich in etwa der
R-Zacke im EKG. Wobei die R-Zacke die Erregungsausbreitung im Ventrikel darstellt (Abb.
10).
Bei 80 mmHg übersteigt der Druck im linken Ventrikel den Druck in der Aorta (Abb. 6B). In
diesem Moment öffnet die Aortenklappe und das Schlagvolumen (ca. 70-80 ml) wird in die
Aorta ausgeworfen. Ein Restblutvolumen von 60-70 ml bleibt im Ventrikel zurück. Während
der Auswurfphase steigt der Druck im linken Ventrikel und infolgedessen auch der
Aortendruck von 80 auf 120 mmHg.
Die Entspannungsphase und damit die Diastole beginnt, wenn die Aortenklappe schließt
(Abb. 6C). Die Entspannungsphase folgt zeitlich der T-Welle im EKG. Wobei die T-Welle
die Repolarisation des Kammermyokards wiederspiegelt (Abb. 10). Der Druck im linken
Ventrikel sinkt weiter bis er den Druck im linken Vorhof unterschreitet und dadurch die
Mitralklappe öffnet (Abb. 6D). Mit der Öffnung der Mitralklappe endet die Entspannungsphase und die Füllungsphase beginnt. Gegen Ende der Füllungsphase findet die Vorhofkontraktion statt. Die Vorhofkontraktion folgt der P-Welle im EKG, die die Erregungsausbreitung im Vorhof wiederspiegelt.
Analoges gilt für die Verhältnisse im rechten Herzen mit dem Unterschied, dass die Drücke
im kleinen Kreislauf deutlich geringer sind. Das Schlagvolumen, das vom rechten Ventrikel
ausgeworfen wird, ist jedoch genauso groß wie das vom linken Ventrikel.
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Ventilebenenmechanismus:
Der Ventilebenenmechanismus ist ein Mechanismus zur Ventrikelfüllung. Während der
Ventrikelkontraktion nähert sich die Ventilebene (Herzklappenebene) der Herzspitze.
Dadurch werden die Vorhöfe gedehnt und das Blut aus den großen herznahen Venen
angesaugt. Mit der Erschlaffung des Ventrikelmyokards in der Diastole kehrt die Ventilebene
bei geöffneten AV-Klappen in ihre Ausgangslage zurück und stülpt sich über das in den
Vorhöfen befindliche Blut. Der Ventrikel wird hauptsächlich im ersten Teil der Diastole
gefüllt. Die Kontraktion der Vorhöfe findet am Ende der Diastole statt. Sie trägt nur einen
relativ kleinen Anteil zur Ventrikelfüllung bei. Die Ventilebene ist in Abb. 5 eingezeichnet.
Herztöne:
 Der 1. Herzton (Abb. 6) entspricht dem Schluss der Mitral- und Trikuspidalklappe und
der Ventrikelanspannung (Anspannungston).
 Der 2. Herzton entsteht durch den Schluss der Aorten- und Pulmonalklappe.
 Der 3. Herzton ist ein diastolischer, ventrikulärer Füllungston, der nur bei Kindern und
Jugendlichen physiologisch ist.
Koronardurchblutung:
Die Durchblutung der Koronarien erfolgt ausschließlich während der Diastole. Das Verhältnis
von Systole zu Diastole entspricht bei einer Herzfrequenz von 70/min 1:2. Bei höheren
Frequenzen wird hauptsächlich die Diastole kürzer. Bei einer Frequenz von 90/min steigt die
Systolen-Diastolen-Relation auf 1:1 und bei 150/min sogar auf 5:3. Hohe Herzfrequenzen
wirken sich demnach nachteilig auf die Versorgung des Myokardgewebes aus, da die Zeit
nicht für eine ausreichende Durchblutung ausreicht.
5. Herzarbeit und Frank-Starling-Mechanismus
Arbeitsdiagramm des Herzens:
Die Arbeit, die das Herz pro Schlag verrichtet ist die Herzarbeit und wird in einem DruckVolumen-Diagramm, einem so genannten Arbeitsdiagramm dargestellt.
Dabei wird eine Fläche konstruiert welche die äußere Herzarbeit beschreibt. Hier werden
analog zum Skelettmuskel ( siehe Kapitel Muskel) die isobaren und isovolumetrischen
Kurven sowie die Ruhedehnungskurve und die Kurve der Unterstützungsmaxima (sog. UKurve) in das Diagramm eingezeichnet.
Im Folgenden die Konstruktion des Arbeitsdiagramms:
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Abb. 7: Arbeitsdiagramm des Herzens (Schmidt, 2007)
In der Abb. 7 ist das Druck-Volumen Diagramm des Herzens abgebildet und die oben
beschrieben Kurven sind eingezeichnet. Hier wird nur der linke Ventrikel betrachtet!
Dabei geht man wie folgt vor:
 Punkt A auf der Ruhedehnungskurve ist der Startpunkt an dem der Ventrikel zu Begin
eines Herzzyklus mit ca. 140 ml Blut gefüllt ist. Zu Beginn der Systole steigt der
Druck im linken Ventrikel an. Zu sehen ist dies in der Kurve links unten von Punkt A
nach Punkt B. (Abb. 7) Bei konstantem Volumen wird der Druck erhöht. Dies nennt
man isometrische Kontraktion.
 Am Punkt B öffnet die Aortenklappe und das Blut wird in den großen Kreislauf
ausgeworfen. Dabei steigt der Druck weiter an, das Volumen hingegen nimmt ab. Dies
entspricht der Strecke von Punkt B nach C und wird auxotone Kontraktion genannt.
Auch hier die Druckkurve unten links beachten! Der Druck steigt auf ca. 120 mmHg
an, was dem systolischen Blutdruck entspricht. (Abb. 6)
 Von Punkt C nach D nimmt der Druck wieder ab, ein Volumen von ca. 70 ml
verbleibt immer im Ventrikel was dem endsystolischen Volumen entspricht.
 Die Strecke von Punkt D nach Punkt A auf der Ruhedehnungskurve entspricht der
Ventrikelfüllung während der Diastole. Etwa 70 ml verbleiben auch nach dem Auswerfen des Blutes in der Systole immer im Ventrikel.
Die U-Kurve hilft bei der Konstruktion der Fläche, welche die Herzarbeit beschreibt.
Somit ist von A nach D ein Herzzyklus beschrieben worden und man beginnt wieder bei
Punkt D an dem sich das Herz für den nächsten Zyklus füllt.
Die von den Punkten A, B, C und D umschriebene Fläche entspricht der so genannten
„äußeren Herzarbeit“. In der Kurve links oben sind noch die Volumina im linken Ventrikel
eingezeichnet, wie sie den verschiedenen Phasen des Herzzyklus entsprechen.
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Frank-Starling Mechanismus:
Aus der oben besprochenen Kurve lässt sich jetzt der Frank-Starling-Mechanismus herleiten.
Er ist der wichtigste nicht nervalen Mechanismus zur vorübergehenden Anpassung der Herzund Kontraktionskraft an veränderte Volumen- oder Druckbedingungen.
Auch hier, in Analogie zum Kapitel „Muskel“, hängt die Kraft, mit der das Herz das Blut
auswirft, von der Vordehnung der einzelnen Muskelfasern des Myokards ab.
Hierbei wird unterschieden ob das Herz gegen einen höheren Druck im systemischen
Kreislauf anpumpen muss. Dann wäre der „Afterload“ erhöht, was dem Druck im Moment
der Öffnung der Aortenklappe entspricht. Ist das Blutangebot an das Herz größer ist der
„Preload“ erhöht was dem Volumen vor Beginn der Anspannungsphase entspricht.
Abb. 8: Frank-Starling Mechanismus (Schmidt, 2007)
Eine Erhöhung der Vorlast, auch Preload genannt, ist in Abb. 8I zu sehen. Der Punkt A ist auf
der Ruhedehnungskurve nach rechts verschoben zu Punkt A1 was einem größeren
Blutvolumen im Ventrikel vor Beginn der Systole entspricht. Normal wären ca. 140 ml Blut,
hier sind es fast 160 ml!
Die U-Kurve wird jetzt entsprechend später erreicht (B1´). Somit wird ein höheres Schlagvolumen erreicht und das größere Volumen kann aus dem Ventrikel ausgeworfen werden.
In Abb. 8II wird das Blutvolumen gegen einen höheren Widerstand im Körperkreislauf, auch
Nachlast oder Afterload genannt, ausgeworfen. Dadurch bleibt ein höheres Volumen nach
dem Auswurf im Ventrikel zurück.
Dadurch verschiebt sich der Punkt D auf der Ruhedehnungskurve weiter nach rechts zum
Punkt D1. Da aber die ganze Fläche der Herzarbeit nach rechts verschoben wird, kann auch
gegen einen erhöhten Druck (Widerstand) im arteriellen System genügend Blut in den
Kreislauf ausgeworfen werden.
Die Fläche A-D verschiebt sich zur Fläche A1-D1 auf der Ruhedehnungskurve nach rechts.
Die Fläche ist also größer geworden und somit ist auch die geleistete Herzarbeit größer.
Dieser physiologische Regulationsmechanismus funktioniert aber nur für eine begrenzte Zeit,
z.B. im Rahmen einer erhöhten körperlichen Belastung o.ä.
Klinik: Bei länger bestehender Volumen- oder Druckbelastung des Herzens durch ein
dauerhaft erhöhtes Volumenangebot an das Herzen oder ein dauerhaft erhöhten Widerstand
im systemischen Kreislauf kommt es zu Veränderungen des Herzmuskels. Der Muskel
hypertrophiert und es kann längerfristig zur Herzinsuffizienz kommen!
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6. Einfluss des vegetativen Nervensystems auf das Herz
Der Überträgerstoff des Sympathikus ist das Noradrenalin, der des Parasympathikus das
Acetylcholin.
Chronotropie (Frequenzänderung):
Der Sympathikus wirkt am Sinusknoten positiv chronotrop (frequenzsteigernd). Noradrenalin
bindet dabei an -Adrenorezeptoren am Herzen und aktiviert ein stimulatorisches G-Protein
(Gs). Das Gs aktiviert die Adenylatcyclase und erhöht dadurch die intrazelluläre
Konzentration des sekundären Botenstoffs cAMP. In den Zellen des Sinusknotens öffnet
cAMP die HCN-Kanäle in der Plasmamembran und verstärkt dadurch den Schrittmacherstom
(If). Dadurch wird die Schwelle zur Öffnung spannungsgesteuerter Calciumkanäle schneller
erreicht und die Herzfrequenz steigt an.
Der Parasympathikus wirkt im Gegensatz dazu negativ chronotrop. Acetylcholin bindet an
muskarinische Acetylcholinrezeptoren (m2) und aktiviert dadurch ein inhibitorisches GProtein (Gi). Das Gi führt über eine Hemmung der Adenylatcyclase zu einer Verringerung der
intrazellulären cAMP-Konzentration und damit einhergehend zu einer Verminderung des
Schrittmacherstroms. Die diastolische Depolarisation läuft langsamer ab und die Herzfrequenz sinkt dadurch ab. (Abb. 9) Zusätzlich aktiviert das Gi einen Acetylcholin-abhängigen
Kaliumkanal (KACh) in der Plasmamembran. Daraus resultiert ein verstärkter Kaliumausstrom
aus der Zelle, was der diastolischen Depolarisation entgegen wirkt. (Abb. 4)
Abb. 9: positiv und negativ chronotrope Wirkung am Herzen
(Klinke, 2005)
Dromotropie (Beeinflussung der Überleitung):
Der Sympathikus wirkt positiv dromodrop, das heißt die Überleitungsgeschwindigkeit von
den Vorhöfen auf die Kammern wird beschleunigt. Genau wie in den Zellen des Sinusknotens
wird auch in den Zellen des AV-Knotens über 1, Gs und Adenylatcyclase die intrazelluläre
cAMP-Konzentration erhöht. Ein erhöhter cAMP-Spiegel aktiviert die Proteinkinase A
(PKA). Die PKA phosphoryliert spannungsgesteuerte Calciumkanäle in der Plasmamembran
und erhöht damit deren Offenwahrscheinlichkeit. Der verstärkte Calciumeinstrom führt zu
einem schnelleren Aufstrich des AV-Knotenaktionspotenzials und damit zu einer erhöhten
Überleitungsgeschwindigkeit.
Der Parasympathikus hingegen verringert die Überleitungsgeschwindigkeit und wirkt somit
negativ dromotrop. Acetylcholin sorgt hier über m2 -Rezeptoren für eine verminderte cAMPKonzentration. Der daraus resultierende verringerte Calciumeinstrom führt zu einem
flacheren Aufstrich des Aktionspotenzials im AV-Knoten. Auch hier wirkt die Aktivierung
des KACh dem Aufstrich entgegen.
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Inotropie (Modulation der Herzkraft):
Positiv inotrop wirkt der Sympathikus an Zellen des Arbeitsmyokards. Wie auch am AVKnoten führt die PKA-abhängige Phosphorylierung von Calciumkanälen in der Plasmamembran zu einer Erhöhung der cytosolischen Calciumkonzentration. Daneben phosphoryliert die PKA Phospholambam. Phosphoryliertes Phospholambam hebt die Hemmung der
SERCA-Pumpen in der Membran des ER auf. Durch den verstärkten Rücktransport von
Calcium in das ER steht bei der nächsten Kontraktion wieder mehr Calcium zur Verfügung.
Zusätzlich wird die Relaxation der Herzmuskelzellen beschleunigt (Lusitropie).
Der Parasympathikus hat wahrscheinlich kaum einen Einfluss auf die Inotropie und
Lusitropie des Ventrikels.
Klinik: Betablocker werden bei der Behandlung von Koronaren Herzkrankheiten (KHK)
eingesetzt. Die Patienten profitieren insbesondere von der frequenzsenkenden Wirkung der
Betablocker. Da durch die Verringerung der Frequenz sowohl der O2-Verbrauch verringert als
auch die Koronardurchblutung gesteigert wird steht dem Herzmuskel mehr Sauerstoff zur
Verfügung, die Beschwerden werden gemindert.
7. Das EKG
Einleitung:
Das Elektrokardiogramm, kurz EKG, ist eine schnelle und nicht invasive Methode zur
Beurteilung der physiologischen Funktion des Reizbildungs- und leitungssystems des Herzens
und lässt Rückschlüsse auf pathologische Veränderungen der Erregungsbildung und
Erregungsausbreitung im Herzen zu. Außerdem gibt das EKG Auskunft über Rhythmus und
Frequenz der Herzschläge.
Das EKG ist ein sehr wichtiges diagnostisches Mittel, welches in allen medizinischen
Disziplinen regelmäßig zum Einsatz kommt.
Grundlage des EKGs ist die Vektortheorie. Ausgegangen wird hierbei von den elektrischen
Potentialdifferenzen an den Membranen der Herzmuskelzellen, die sich während eines
Aktionspotenzials über das gesamte Myokard ausbreiten. In Abb. 10 ist zu sehen, in welche
Richtung die Vektoren zu den unterschiedlichen Zeiten des Herzzyklus zeigen.
Der Vektor, welcher die Potentialdifferenz beschreibt, zeigt hierbei von schon erregtem
Muskelgewebe in Richtung des noch nicht erregten Gewebes. Dabei zeigt der Pfeil zugleich
in Richtung der Erregungsausbreitung. So z.B. während der R-Zacke, welche für die
Erregungsausbreitung über den Ventrikel steht, von der Herzbasis in Richtung der Herzspitze.
(Abb. 10) Die Länge des Vektorpfeils korreliert dabei mit dem Anteil erregter Myokardzellen
bzw. mit der Stärke des Potenzialunterschiedes. Da an der Erregungsausbreitung in der
Kammer besonders viele Myokardzellen beteiligt sind ist auch der Ausschlag der R-Zacke im
EKG am größten.
Anhand der verschiedenen Ableitungen und deren Veränderungen lassen sich Rückschlüsse
auf regelrechte Funktion und Funktionsverluste des Erregungssystems des Herzens ziehen.
Die elektrische Erregung des Myokards beginnt im Sinusknoten welcher im rechten Vorhof
liegt. Von diesem Schrittmacher breitet sich die elektrische Erregung über den gesamten
Herzmuskel aus. Die Erregungsbildung des Sinusknotens an sich kann im EKG allerdings
nicht aufgezeichnet werden, da hier zu wenige Zellen beteiligt sind.
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EKG-Entstehung:
Ein Herzschlag besteht im EKG aus P-Q-R-S-T Welle und eventuell einer U-Welle. (Abb. 11)
Dabei ist die Zeit, in welcher ein solcher „Komplex“ durchlaufen wird von der Herzfrequenz
abhängig. Gewisse Zeitintervalle, wie in Abb. 11 zu sehen, sollten dabei nicht unter oder
überschritten werden. Ist dies der Fall kann man mit einfachen Hilfsmitteln wie Tabellen und
EKG-Lineal pathologisch veränderte Zeiten im EKG ablesen und daraus Schlüsse auf
Veränderungen des Reizleitungssystems schließen. (Abb. 11)
Abb. 10: Erregungsausbreitung und elektrische
Erscheinungen am Herzen
(www.sandralicher.de/Psycho/p-herz-kreislauf.html)
Abb. 11: Normales EKG (Schmidt, 2007)
Zu Beginn eines Komplexes steht immer die P-Welle welche die Erregungsausbreitung über
die Vorhöfe repräsentiert. Die P-Welle hat einen positiven Ausschlag, da der Erregungsvektor
von der Herzbasis in Richtung der Herzspitze zeigt. (Abb. 10)
Die PQ-Strecke ist isoelektrisch da hier die Vorhöfe vollständig erregt sind und somit kein
Vektor zustande kommt. Hier geht dann die Erregung über AV-Knoten und His-Bündel in die
Kammern über. Der negative Ausschlag der Q-Zacke kommt zustande, da hier die Erregung
auf das Septum übergeht und der Vektor sozusagen in Richtung der Herzbasis zeigt. Der
große, positive QRS-Komplex steht für die Erregungsausbreitung über das Kammermyokard.
Da hier sehr viel Herzmuskelgewebe erregt wird ist der Ausschlag sehr groß. Auch hier ist
wieder ein negativer Richtungsvektor in Form der S-Zacke zu sehen.
Hier läuft der Vektor von der Herzspitze in Richtung Herzbasis. Ist das gesamte
Kammermyokard erregt folgt die isoelektrische ST-Strecke. Die T-Welle steht für die Repolarisierung des Kammermyokards. Die T-Welle ist positiv, da die Richtung der Repolarisation von der Herzspitze zur Herzbasis läuft. Der Vektor zeigt also von noch erregtem
Gewebe an der Herzbasis zu nicht mehr erregtem Gewebe an der Herzspitze und ist damit
positiv. (Abb. 10)
Der gelegentlich zu beobachtenden U-Welle kann noch keine genauere Bedeutung
zugeschrieben werden. Beobachtet wurde aber, dass sie bei Hypokaliämie auftreten kann.
HERZ
14
Ableitungen und Interpretation:
Die verschiedenen Formen der EKG-Ableitung nach Einthoven (I, II, III) und Goldberger
(aVR, aVL, AVF) werden im Praktikum durchgesprochen und auch praktisch an den Messplätzen durchgeführt. Die Konstruktion des Cabrera-Kreises und der daraus resultierende
Lagetyp sollten geläufig sein.
Die Ableitungen nach Einthoven und Goldberger sind
Extremitätenableitungen. Bei der Einthovenableitung
werden die Elektroden an den Extremitäten wie folgt
zueinander geschaltet (rechts oben):
 In Ableitung I: rechter (-) gegen linker (+)
Arm
 In Ableitung II: rechter Arm (-) gegen linkes
Bein (+)
 In Ableitung III: linker Arm (-) gegen linkes
Bein (+)
In der Abb. 11B ist die Ableitung nach Goldberger zu
sehen.
Hier ist es wichtig den Cabrera-Kreis in Abb. 13 und
die beiden Abbildungen in Abb.12 zusammen zu
verstehen.
Bei der Ableitung nach Goldberger wird von der
Einthovenableitung ausgegangen. Hier werden je
zwei Elektroden zusammengeschaltet und gegen die
dritte gemessen. (siehe auch Abb. 12B)
Die Ableitungen V1-V6 nach Wilson sind Brustwandableitungen. Bei einem normalen EKG werden immer
diese zwölf Ableitungen geschrieben. (siehe Abb. 14)
Abb. 12: Ableitungen nach Einthoven und
Goldberger (Huppelsberg, 2005)
Lagetyp:
Da der Lagetyp des Herzens der elektrischen
Herzachse entspricht schaut man im EKG nach dem
Kammerkomplex (QRS-Komplex) mit dem größten
positiven Ausschlag. Die Herzachse ist die Richtung
des größten Summationsvektors.
Für die Bestimmung des Lagetyps werden zuerst die
Ableitungen I, II und III betrachtet. Ist der größte
positive Ausschlag z.B. in Ableitung I zu sehen kann
man im Cabrera-Kreises einen Linkstyp ablesen. Die
elektrische Herzachse würde in diesem Fall bei 0°
liegen. (Abb. 13C)
In der Abb. 11 sind die beiden Ableitungen nach
Einthoven und Goldberger noch mal schematisch auf
den Oberkörper projiziert. Aus diesen Ableitungen
lässt sich der Cabrera-Kreis (Abb. 13C) konstruieren.
Mit Hilfe dieses Kreises und ein bisschen Übung lässt
sich schnell der Lagetyp des Herzens aus dem EKG
bestimmen.
Die Bestimmung des Lagetyps gehört neben Beurteilung der Frequenz und des Rhythmus zu jeder Auswertung eines EKG und muss im klinischen Alltag gut
beherrscht werden.
Abb. 13: Cabrera-Kreis (Schmidt, 2007)
HERZ
15
Klinik: Veränderungen des Lagetyps binnen kurzer Zeit lassen unter Umständen Rückschlüsse auf pathologische Veränderungen des Herzens zu.
Dies ist z.B. bei Linksherzhypertrophie, Septumdefekten oder einem Schenkelblock der Fall.
Die Brustwandableitungen V1-V6 nach Wilson werden hier nicht besprochen und sind auch
nicht Teil des Praktikums.
Die Abb. 14 zeigt ein physiologisches 12-Kanal-EKG mit den sechs Extremitätenableitungen
und den sechs Brustableitungen in einer Abbildung.
Jedes EKG wird ähnlich dem unten geschrieben, sodass die Extremitätenableitung I, II und III
sowie aVR, aVL und aVF zuerst stehen und dann die sechs Brustwandableitugen. Je nach
Fragestellung interessieren die unterschiedlichen Ableitungen mehr oder weniger.
Abb. 14: Normales 12-Kanal EKG (http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Ekg_normal_bionerd.jpg)
Bei der Beurteilung eines EKG geht man immer nach einem bestimmten Schema vor um
nichts zu vergessen. Dieses Schema sollte neben der Frequenz, dem Rhythmus und dem
Lagetyp auch die Messung der Überleitungs- und Rückbildungszeiten enthalten.
Eine sehr schöne und leicht verständliche Seite zum Thema EKG findet sich unter:
www.grundkurs-ekg.de
HERZ
16
8. Rhythmusstörungen
Herzrhythmusstörungen können vielfältige Ursachen zugrunde liegen. Meist gehen sie mit
einer Entgleisung des Elektrolythaushalts einher. Manchmal werden sie auch mechanisch
ausgelöst, z.B. im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung. Auch bei Stromunfällen jeglicher
Art kommt es häufig zu Herzrhythmusstörungen. Besonders dann, wenn das Ereignis in die
so genannte vulnerable Phase fällt (vgl. Kapitel 1). Tachykarde Herzrhythmusstörungen
liegen bei Frequenzen über 100/min, bradykarde Herzrhythmusstörungen bei Frequenzen
unter 60/min vor. Respiratorische Arrhythmien sind physiologische, atmungsabhängige
Phänomene. Bei Inspiration steigt die Herzfrequenz an und bei Expiration fällt sie ab. Bei
Inspiration kommt es über eine Dehnung der Lungen zu einer Hemmung des Vagustonus, was
wiederum die Herzfrequenz ansteigen lässt.
Extrasytolen:
Bei Extrasystolen treten Herzschläge außerhalb des regulären Sinusrhythmus auf. Dabei sind
so genannte ektope Erregungszentren für die Entstehung zusätzlicher Herzschläge verantwortlich. Solche Reizbildungszentren können aufgrund einer atypischen Schrittmacheraktivität von Zellen des Reizleitungssystems entstehen.
Man unterscheidet ventrikuläre Extrasystolen, deren Ursprung in der Herzkammer zu finden
ist, von supraventrikulären Extrasystolen, die in den Vorhöfen entstehen. Einer supraventrikulären Extrasystole geht meist eine deformierte P-Welle mit verkürzter PQ-Strecke voraus.
Da ab dem AV-Knoten die Erregungsausbreitung unverändert weiterläuft ist der QRSKomplex meist unverändert.
Bei ventrikulären Extrasystolen hingegen sitzt das Reizbildungszentrum im Ventrikel. Die
Erregung läuft ausgehend vom ektopen Zentrum über den Ventrikel. Dabei läuft die
Erregungsausbreitung anders als beim normalen Herzzyklus. Es resultiert ein verbreiterter
und deformierter QRS-Komplex im EKG. Eine kompensatorische Pause kommt dann
zustande, wenn die nachfolgende reguläre Kammererregung, die vom Sinusknoten ausgeht, in
die absolute Refraktärzeit der Extrasystole fällt.
AV-Block (Atrioventrikuläre Leitungsblockierung):
Beim AV-Block 1. Grades ist das PQ-Intervall auf mehr als 200 ms verlängert. (Abb.11 und
Abb. 15 (a)) Der QRS-Komplex ist hiervon nicht betroffen. Bei einem AV-Block 2. Grades
werden nicht alle Vorhoferregungen auf die Kammer übergeleitet. Eine sukzessive
Verlängerung des PQ-Intervalls führt schließlich dazu, dass einmal ein QRS-Komplex ausfällt
und der Zyklus von neuem beginnt (Typ Mobitz I oder Wenkebach). Beim Typ Mobitz II
folgt nur auf jede 2. oder 3. Vorhoferregung auch ein QRS-Komplex. (Abb.15 (b.1) und (b.2))
Beim AV-Block III. Grades liegt eine vollständige Blockierung des AV-Knotens vor. Die
Vorhöfe und Kammern schlagen völlig unabhängig voneinander. P-Wellen und QRSKomplexe treten getrennt voneinander im EKG auf. (Abb. 15 (c))
Abb. 15: AV-Block; (a) AV-Block I. Grades; (b.1) AV-Block II. Grades Typ Mobitz I (Wenkebach); (b.2) AVBlock II. Grades Typ Mobitz II; (c) AV-Block III. Grades (Huppelsberg, 2005)
HERZ
17
Flattern und Flimmern:
Kommt es zu einer unkoordinierten Erregungsausbreitung benachbarter Bezirke im Vorhof
können Vorhofflattern (220-350/min) oder Vorhofflimmern (über 350/min) auftreten. Beim
Vorhofflattern- und Flimmern werden die Vorhofaktionen in unregelmäßigen Abständen
weitergeleitet, so dass eine absolute Arrhythmie resultiert.
Entsprechendes kann auch in der Kammer auftreten, wobei Kammerflimmern hämodynamisch einem Herzstillstand entspricht da bei so hohen Frequenzen kein Blut mehr effektiv in
den Kreislauf ausgeworfen werden kann. Eine Normalisierung des Rhythmus ist in diesem
Fall nur durch Defibrillation möglich.
9. Herzinfarkt
Bei einer Minderversorgung des Myokardgewebes mit Blut kommt es zunächst zu Angina
Pectoris Beschwerden, die sich häufig als Schmerzen retrosternal und in den linken Arm oder
Unterkiefer ausstrahlend bemerkbar machen. Die häufigste Ursache für Angina Pectoris sind
Koronare Herzkrankheiten (KHK), die durch arteriosklerotische Veränderungen der Koronargefäße hervorgerufen werden. Ein Angina Pectoris manifestiert sich dann als Herzinfarkt,
wenn Herzgewebe nekrotisch verändert wird. Ein Herzinfarkt ist im EKG häufig an
Veränderungen in der ST-Strecke zu erkennen. Im geschädigten Myokardgewebe können
insbesondere in den Randbereichen eines Infarktherdes Aktionspotentiale ausgelöst werden,
die zu Arrhythmien führen.
HERZ
18
HERZ-Erregung und EKG
Das Testat
Das Testat besteht aus 7 Fragen, von denen mindestens 4 richtig beantwortet werden müssen.
In der Regel enthält das Testat ein bis zwei frei zu beantwortenden Fragen. Der Rest sind
Multiple-Choice Fragen, die zum Teil vom Dozenten entworfen wurden sowie mindestens 2
Multiple-Choice Fragen aus alten Physikumsfragen. Inhalt des Testats ist der Stoff der
theoretischen Vorbereitung sowie des experimentellen Teiles des Praktikums.
I. Theoretische Vorbereitung
Teil A:
Teil B:
Studium Ihrer Vorlesungs- und Seminarnotizen, des Praktikumsskriptes und der Lehrbuchkapitel (Herz und Muskel)
Bitte bearbeiten Sie folgende Themen.
(Auszug aus dem neuen GK: www.impp.de)
1.
Sollten Sie die Praktikumsteile „Nerv“ und „Muskel“ schon durchgeführt haben,
wiederholen Sie bitte folgende Themen: Aktionspotenziale, Elektromechanische
Kopplung, Kontraktion. Sollten Sie diese Praktikumsteile noch nicht durchgeführt
haben, wiederholen Sie bitte aus der Vorlesung oder einem Lehrbuch zumindest den
Teil über Aktionspotentiale.
2.
Spezielle Elektrophysiologie des Herzens (GK 3.1.1): Aktionspotenziale in den
verschieden Zelltypen, Ionenkanäle und andere Transportmechanismen (Ca2+-ATPase,
Na+/K+-ATPase, Na+/Ca2+-Austauscher), Einfluss von Sympathikus und Parasympathikus, Elektrolytstörungen, Herzrhythmusstörungen bei Ionenverschiebungen,
kardioplege Lösung.
3.
Erregungsbildung und Erregungsweiterleitung (siehe auch GK 3.1.2).
4.
Elektromechanische Kopplung (GK 3.1.3): Kontraktionssteuerung durch Calcium,
Änderung der intrazellulären Ca2+-Konzentration, L-Typ-Calciumkanäle und
Ryanodin-Rezeptoren, Steuerfunktion der second messenger (insbesondere Ca2+ und
cAMP).
5.
Elektrokardiographie (EKG, siehe auch GK 3.1.4).
6.
Mechanik der (Herz)muskelkontraktion (GK 3.2.1 und GK 13.1.1).
7.
Herzzyklus (GK 3.2.3): Systole, Diastole, Aktionsphasen, Druck-Volumen-Diagramm
(Arbeitsdiagramm), Korrelation von EKG, Druck (linker Ventrikel, linker Vorhof,
Aorta), Volumen und Blutstromstärke an der Aortenwurzel.
8.
Füllung des Herzens und Frank-Starling-Mechanismus (GK 3.2.4 und 3.4.1): Schlagvolumen, Herzzeitvolumen, Preload, Afterload, venöser Rückstrom, Ventilebenenmechanismus, Einfluss der Atmung, Anpassung an Volumen- und Druckbelastung.
9.
Einfluss der Herznerven (siehe auch GK 3.4.2) inklusive der auf Zellebene
ablaufenden Signalkaskaden.
HERZ
Teil C:
19
Diagramme
Ordinaten und Abszissen sind jeweils mit mindestens 2 Zahlen und der
Dimension zu beschriften!!
a) Stellen Sie die zeitliche Beziehung zwischen elektrischen und mechanischen Ereignissen
für das Herz und zum Vergleich auch für den Skelettmuskel zeichnerisch dar.
Herzmuskel
elektrisch:
Skelettmuskel
-----------------------------
-----------------------------------------
mechanisch: -----------------------------
------------------------------------------
b) Zeichnen Sie das Arbeitsdiagramm des Herzens.
Markieren Sie daran, welche
Herzklappe in welcher Phase des Herzzyklus öffnet oder schließt.
HERZ
20
c) Zeichnen Sie ein normales EKG mit 2 aufeinander folgenden P-Q-R-S-T Abschnitten und
der dazwischen liegenden Diastolenzeit. Legen Sie eine Herzfrequenz von 60 / Minute
zugrunde und achten Sie auf die normale Länge von Systole und Diastole. Benennen Sie
die Wellen, Zacken, Dauern, Strecken, Intervalle. Schreiben Sie die Normalwerte (in
Sekunden) dazu.
d) Zeichnen Sie unter das oben stehende EKG zeitrichtig die zugehörigen Aktionspotenziale
einer Zelle des Sinusknotens, Vorhofmyokards, AV-Knotens, HIS-Bündels, Purkinjefaser
und des Arbeitsmyokards.
HERZ
21
e) Zeichnen Sie das EKG als Vektorschleife, dazu die entsprechenden EKG-Projektionen auf
die Seiten des Einthovendreiecks. Vorzeichen beachten!
II.
EKG-Ableitungen am Meßstand
Die elektrischen Summenpotenziale, die bei der Erregung des Herzmuskels auftreten, können
mit zwei unmittelbar auf das Herz aufgesetzten Elektroden abgeleitet werden. In der
ärztlichen Praxis erfolgt die Ableitung aber von verschiedenen Punkten der Körperoberfläche.
Dabei wirken Körperflüssigkeiten, Epidermis, Fettgewebe, Lungengewebe u.s.w. als
Zuleitungswiderstände, die die Signalamplitude herabsetzen. Die absolute Größe der EKGAusschläge (in mV) ist deshalb von geringerer kardiologischer Bedeutung, die relative Größe
ist aber zu beachten. Im Praktikum werden Sie an den Messplätzen jeweils ein EKG nach
Einthoven und Goldberger ableiten. Die Messplätze stellen ein computergesteuertes digitales
System dar, wie es häufig in physiologischen Labors anzutreffen ist.
Wir haben für Sie insgesamt 8 Meßstände der jüngsten Generation aufgebaut. Zusätzlich
haben wir die dazugehörige Rechnerausstattung vollständig erneuert. Wir erarbeiten daher
derzeit eine aktualisierte Versuchsbeschreibung. Im Folgenden finden Sie noch die bisherige
Version, die in prinzipiellen Punkten auch für die neuen Meßstände gilt, im Detail aber
abweicht. Sie werden im Praktikum an den neuen Aufbauten entsprechend eingewiesen. Das
Praktikum wird bisher in 3 Gruppen (jeweils 5 Personen) durchgeführt. Jetzt haben wir einen
Schlüssel von 8 Gruppen mit je drei Studierenden.
Ableitungsanschlüsse (Einthoven, Goldberger):
a) Das Steckerende des vierfachen Ableitkabels wird an der Frontplatte des Vorverstärkers
eingesteckt.
b) Versuchsperson (VP) auf einem Ruhebett bequeme, entspannte Lage einnehmen lassen.
c) Die großflächigen versilberten Elektroden werden dünn mit Elektrodenpaste bestrichen
und auf den Streckseiten der Unterarme und Unterschenkel mit Bandagen fixiert.
d) Die VP wird in folgender Weise angeschlossen:
Roter
mit "R" bezeichneter Stecker --> rechter Arm
Gelber
mit "L" bezeichneter Stecker --> linker Arm
Grüner
mit "F" bezeichneter Stecker --> linkes Bein
Schwarzer
mit "N" bezeichneter Stecker --> rechtes Bein
HERZ 22
Merkhilfe zur Farbkodierung der Leitungen: Legen Sie für einen Moment das rechte
Handgelenk der VP auf die Brust, das linke Handgelenk auf den Bauch. Die Farben
stellen sich dann von oben nach unten in der Reihenfolge rot, gelb, grün dar. Die R, L
und F Leitungen dienen zur Potentialableitung. Der 4. Stecker (N wie Null) dient der
Erdung der VP am rechten Bein. Dadurch werden Wechselstromeinstreuungen (50 Hz
aus dem Stromnetz) vermindert.
e) Störungen durch Muskelaktionspotenziale (Muskelzittern) vermeidet man durch
entspannte, ruhige Lagerung der VP, Anlegen der Elektroden an den muskelärmeren
Streckseiten der Extremitäten, nicht zu festes Anziehen der Bandagen, Schutz der VP vor
Kälte. Notfalls kann ein Frequenzfilter eingeschaltet werden (Hochpass oder Tiefpass ?
Auf welche Frequenz sollte der Filter gesetzt werden? Welche Nachteile hat ein solcher
Filter ?).
f) Extremitätenableitungen
nach Einthoven:
Ableitung I
Ableitung II
Ableitung III
=
=
=
L minus R
F minus R
F minus L
Ausmessung der Ausschläge in den 3 Ableitungen zeigt, ob Ableitung II = Ableitung I +
Ableitung III ist. Wenn ja, warum?
g) Unipolare Extremitätenableitungen nach Goldberger:
Durch Änderung der Elektrodenschaltung (aVR, aVL und aVF) können auch die
unipolaren Extremitätenableitungen dargestellt werden. Welches sind die Vor- und
Nachteile ? Erzielen wir so bessere Resultate als mit der Einthoven-Methode ?
III.
Durchführung und Auswertung des Praktikums
Das Praktikum wird in 8 Gruppen mit jeweils drei Personen durchgeführt, wobei jede
Gruppe für jeden Teil des Praktikums (A,B,C) jeweils 45 Minuten Zeit hat. Es wird zyklisch
getauscht (A>B, B>C, C>A). Von jeder Person wird an jedem Messplatz ein EKG abgeleitet.
Der praktische Teil findet nach der theoretischen Einführung (8.15-9.15 Uhr, Präsentation der
Hausaufgaben etc.) von 9.15-11.30 Uhr statt. Nach dem Mittagessen (11.30-12.15 Uhr)
Beendigung der Auswertung und Nachbesprechung (12.15-13.00 Uhr). Das Testat wird im
Hörsaal geschrieben. Die Nachbesprechung des Testats findet im Praktikumsraum statt.
A) Messplatz I
Nachdem die Versuchsperson (VP) wie oben angegeben "verkabelt" worden ist, sind die 3
Einthoven-Ableitungen sowie die Vektorschleife auf den beiden Oszilloskopen sichtbar. Nach
Eichung des 3-Kanalschreibers werden die Einthoven-Ableitungen aufgenommen und die VP
wird nach einigen normalen Atemzyklen aufgefordert, tief einzuatmen, den Atem anzuhalten
und wieder auszuatmen: die Zeitdauer des Atemanhaltens wird auf dem EKG-Ausdruck
markiert! Des Weiteren nehmen Sie bitte ein EKG nach körperlicher Belastung auf (z.B. 10
Kniebeugen).
Vervollständigen Sie die Tabelle für den Messplatz (am Ende des Skriptes) für alle
Versuchspersonen Ihrer Gruppe. Während der Messung müssen Sie Frequenz und Herzachse
unter Ruhebedingungen an den Oszilloskopen ablesen! Die restliche Auswertung können Sie
nach dem Ende der Messungen durchführen.
Konstruieren Sie mit Hilfe des Einthoven-Dreiecks Ihre elektrische Herzachse während der
tiefen Inspiration und Expiration. Ist der Winkel konstant?
HERZ
Inspiration
Expiration
23
HERZ
24
B) Messplatz II
Nachdem die Versuchsperson (VP) wie oben angegeben "verkabelt" worden ist, können die
Einthoven- und Goldberger-Ableitungen parallel abgeleitet werden. Für das Praktikum wird
Ihnen eine kurze Anleitung des Programms zur computergesteuerten EKG Messung zur
Verfügung gestellt. Nehmen Sie ein Ruhe-EKG von 10 Sekunden Länge auf und analysieren
Sie das EKG im Hinblick auf mittleres RR-Intervall (berechnen Sie die Frequenz), Länge der
PQ-Strecke, Länge des QRS-Komplexes, Länge des QT-Intervalls, Winkel der Achsen für P,
QRS und T. Übertragen Sie die Werte in die Tabelle für Messplatz II für alle Versuchspersonen Ihrer Gruppe und vergleichen Sie Ruhefrequenz und elektrische Herzachse für beide
Messplätze. Sind diese identisch? Sollte Ihnen bei einem der EKGs irgendetwas auffällig
vorkommen, können Sie zusätzlich unter Ruherhythmus ein beliebig langes EKG aufnehmen
und auf Auffälligkeiten hin untersuchen.
Beurteilen Sie Ihr eigenes EKG!
1. Wie beurteilen Sie den Rhythmus (Frequenz, Sinusrhythmus, etc.)
2. Lagetyp?
3. Länge der einzelnen Abschnitte?
4. Beurteilung der Kammerkomplexe?
5. Irgendwelche Auffälligkeiten?
6. Diagnose?
Optional: Die Länge der PQ-Strecke, des QRS-Komplexes sowie des QT-Intervalls sind
abhängig von der Frequenz. Wenn Sie Zeit haben, können Sie durch unterschiedliche Anzahl
von Kniebeugen verschiedene Herzfrequenzen "einstellen", die Länge der einzelnen
Abschnitte bestimmen und diese dann als Funktion der Frequenz auftragen. Wie verändern
sich diese?
HERZ
25
C) Computerprogramme
Zum Selbststudium stehen Ihnen 3 verschiedene Programme zur Verfügung (freundlicherweise von Prof. B. Lindemann zur Verfügung gestellt), die im folgenden kurz erläutert
werden. (Hinweis: Wie auch im Physikum üblich könnte eine Frage zu einem pathologischen
EKG im Testat vorkommen).
1. Programm: Herzlage
Doppelklick auf "Herzlage" und danach auf das Feld "Weiter" aktiviert das Programm, mittels
dessen Sie sich noch einmal die Einthoven-Ableitungen veranschaulichen können. Sie können
verschiedene Winkel eingeben (und dann das Feld "Generate" aktivieren), um sich die entsprechenden Vektoren im Einthovendreieck sowie die elektrische Herzachse zur veranschaulichen. Das Feld "Run" generiert nacheinander eine ganze Reihe von verschiedenen Winkeln.
Über das Feld "Read" können Sie eine Reihe von EKGs einladen und sich die zugehörigen
Vektorschleifen anschauen. Mit "Halt" können Sie die geladenen EKGs anhalten.
2. Programm: Erregungsausbreitung
Doppelklick auf "Erregungsausbreitung" aktiviert dieses Programm, mit dem Sie die
ventrikuläre Erregungsausbreitung an einem funktionellen menschlichen Herzen verfolgen
können.
3. Programm: EKG-Schule
Doppelklick auf "EKG-Schule", danach in das graue Feld mit den EKG-Spuren, danach in das
Textfeld, danach auf "Navigation", danach auf "Patientenaufnahme" und schließlich auf
"Training" (Sie können natürlich auch die "Prüfung" absolvieren) bringen Sie ins Hauptmenü.
Durch Doppelklick auf eines der angebotenen EKGs aktivieren Sie das Programm. Sie
können das EKG anhalten oder vorwärts und rückwärts blättern. Nach der Aktivierung von
"Diagnose" sowie einem Mausklick in das Textfeld können Sie ein weiteres EKG anwählen.
Das Programm führt Ihnen 23 gängige pathologische EKG-Formen vor, unter anderem
Bradykardie, Tachykardie, supraventrikuläre Extrasystolen, kompensatorische Pause,
Sinusarrhythmie, Vorhofflattern, Vorhofflimmern, AV-Block I. Grades, AV-Block II. Grades,
Asystolie, ST-Streckenhebung, ST-Streckensenkung, Kammerflimmern.
Alle Programme stehen Ihnen im CIP-Raum der Physiologie (Programme für das Herzpraktikum sind im hinteren der beiden Räume installiert!), 2. Stock, Geb. 59 zur Verfügung.
Sie können sich die Programme auch gerne schon vor dem Praktikumstag anschauen,
während des Semesters aufgrund der Belegung der Räume durch das Praktikum allerdings nur
Montag, Donnerstag, Freitag. Als zusätzliches Programm für das "Herzpraktikum" steht Ihnen
auch die kommerzielle Software von Thieme auf den Computern zum Selbststudium bereit.
HERZ
26
Messplatz I (3-Kanalschreiber, Oszilloskop)
Name
Auswertung:3-Kanalschreiber und Diagramme Oszilloskop
Frequenz
(gemittelt)
Frequenz
(gemittelt)
Frequenz
Winkel
elektrische
Herzachse
Winkel
elektrische
Herzachse
Winkel
elektrische
Herzachse
Frequenz
Winkel
elektrische
Herzachse
Ruhe
Belastung
Inspiration
Ruhe
Belastung
Inspiration
Ruhe
Ruhe
HERZ
27
Messplatz II (Computergesteuert)
Name
Mittleres
RRIntervall
Ruhe
Frequenz
(aus RRIntervall
berechnet)
Ruhe
Mittlere
Mittlere
Mittlere
Länge der Länge des Länge des
PQ-Strecke QRSQTKomplexes Intervalls
Ruhe
Ruhe
Ruhe
Winkel
Winkel (P) Winkel (T)
Elektrische
Herzachse Ruhe
Ruhe
(QRS)
Ruhe
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