Physik I Bachelorstudiengang Physikalische Technik Fachhochschule Münster Prof. Dr. Hans-Christoph Mertins Die Veranstaltung Physik I besteht aus dem Zusammenspiel der folgenden Komponenten: Vorlesung: hier hören Sie die Grundlagen der Physik und lernen an Schauexperimenten die wichtigsten Effekte kennen. Dieses Script stellt den Stoff der Vorlesung dar, wobei die Beispielaufgaben in der Vorlesung vorgerechnet und von Ihnen nachgetragen werden müssen. Das Script ersetzt nicht den Besuch der Vorlesung, sondern soll Ihnen die Mitschrift ersparen. Die Vorlesung orientiert sich an den Büchern „Physik“ von Haliday, Resnick, Walker, VCH-Viley und „Prüfungstrainer Experimentalphysik“ von Mertins, Gilbert, Spektrum Akademischer Verlag Elsevier. Jeder Abschnitt der Vorlesung wird durch das entsprechende Kapitel des Buches „Prüfungstrainer Experimentalphysik“ noch einmal in Volltext zusammengefasst und anhand der Prüfungsfragen können Sie Ihr aktuelles Wissen schon während des Semesters und nicht erst vor der Prüfung testen. Übung & Hausaufgaben: in den Übungen, den Tutorien und den wöchentlichen Hausaufgaben lernen Sie die Theorie in die Praxis umzusetzen und berechnen konkrete Anwendungen . Praktikum: hier lernen Sie, wie das theoretische Wissen an Messgeräten und Maschinen im späteren Berufsalltag zum tragen kommt. www.fh-muenster.de/physiklabor hier finden Sie alle wichtigen Informationen wie die Lösungen der Hausaufgaben, Praktikumsanleitungen, Formelsammlungen die Bilder in höherer Auflösung und andere Hinweise. Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Mechanik 1) Messung & Maßeinheiten 2) Kinematik 3) Vektoren 4) Bewegung im 3-dimensionalen Raum 5) Kraft und Bewegung 6) Arbeit, Energie & Leistung 7) Energieerhaltung und Potenzielle Energie 8) Teilchensysteme & Impuls 9) Stoßprozesse 10) Rotationsbewegungen 11) Drehmoment und Drehimpuls 12) Fluid-Dynamik Thermodynamik 1) Temperatur 2) Kinetische Gastheorie 3) Wärme & Arbeit 4) Aggregatzustände 5) Entropie 6) Wärmekraftmaschinen 2 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 1. Maßeinheiten Um eine Sache / Vorgang zu verstehen / mitzuteilen, muss man sie beschreiben, also ein Bild entwerfen i.d.R. vergleichen mit etwas allgemein Bekanntem. Man muß eine gemeinsame Sprache sprechen. In der Physik gehören zur gemeinsamen Sprache u.a. die Maße und Messvorschriften. Maßeinheiten: 1) Vergleich einer Größe mit einem „Normal“ z.B. Länge eines Stabes (Ur-meter) 2) Normal hat eine Einheit, z.B. meter [m] 3) weltweit gültig, für alle zugänglich 4) unabhängig vom Beobachter u. äußeren Umständen, unveränderlich 5) Verfahren entwickeln, um alle entsprechenden Größen mit dem Normal zu vergleichen 1.1 Internationales Einheitensystem System (SI) Größe Einheit Zeichen Länge Meter m Zeit Sekunde s Masse Kilogramm kg Bilden Basis für weitere Einheiten, Geschw. [v] = m/s 1971 festgelegt, entsprechen menschlichem Maßstab, weitere Einheiten später: Temp [K], elektr. Ladung [C] 1.2 Länge Definition des Meters [m] Präzision 1792: 1 m = (Entfernung Nordpol – Äquator)/(10.000.000) 1 m = Urmeter, eingraviert in Platin-Iridium Stab (Paris) ? 10-4 m 1960 1 m = 1.650.763,73 fache der Wellenlänge orangen Lichtes von 86Kr ~10-9 m 1983 1 m = Strecke von Licht im Vakuum in 1/299.792.458 s < 10-9 m 3 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 1.3 Zeit jedes Zeitnormal muß definieren können: - wann ist ein Ereignis passiert ? Rückdatierung möglich ? - über welche Dauer fand ein Ereignis statt? 1.4 Masse Urkilogramm Platin-Iridium Zylinder (Paris), Kopie weltweit verschickt, Masse des Kohlenstoff 12C-Atoms: m = 12u u = 1.6605402 x 10-27 kg 1.5 Einheiten umwandeln multipliziere geschickt mit Umrechnungsfaktor 1 Bsp. (1 min)/(60 s) = (60 s)/(1 min) = 1 1 min = 60 s, aber 1 ≠ 60 ! Zahl und Einheit gleichzeitig umformen und Einheiten wie Zahlen behandeln. z.B. 2 min = (2 min)*1 = (2 min)*((60 s)/(1 min)) = 120 s Bsp. Pheidippides läuft 490 v.Ch. von Marathon nach Athen und überbringt den Sieg der Griechen über die Perser. Er läuft mit der Geschwindigkeit 23 Riden/h. 1 Ride = 4 Stadien, 1 Stadion = 6 Plethren, 1 Plethron = 30.8 m. Frage Wie schnell lief er in m/s? Lsg. 4 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 2. Kinematik Alles auf der Welt bewegt sich, Grunderfahrung des Menschen, Fortbewegung, Hektik ... Betrachte nur einfache Bewegung: a) geradlinig b) zeitliche Abhängigkeit der Bewegung wichtig c) bewegtes Objekt: punktförmiges Teilchen, oder Schwerpunkt betrachten 2.1 Ort & Verschiebung Referenzpunkt: Nullpunkt auf x-Achse Verschiebung: ∆x = x2 – x1 Wechsel von Ort x1 nach x2 Richtung: ∆x positiv: x2 > x1 , neg. x2 < x1 Bewegung von x1 => x2 => x1 dann ∆x = 0 berücksichtigt nur Anfang- Endpunkt, nicht die zurückgelegte Strecke Betrag: Abstand zwischen x2 und x1 Vektor: Betrag, Richtung Frage: welche Paare ergeben neg. Verschiebung (x1, x2): (-3m, 5m), (9m, 8m) => Zeichnen Frage: welche Paare ergeben neg. Verschiebung (x1, x2): (-3m, 5m), (9m, 8m) => Zeichnen x1 =-2 0 x2=1 x (m) 2.2 Geschwindigkeit x2 =0 2.2.1 Mittlere Geschwindigkeit x1=2 Beschreibe Position des Teilchens durch x(t), Ort als Funktion der Zeit t ∆x x 2 − x1 = ∆t t 2 − t1 Geschwindigkeit v gem = Einheit [v] = m/s Startzeit t1 = 0, Mittelwert Strecke / Zeit Exp. Laufband, 5 Studenten stoppen Zeit ∆t, die sie braucht von Punkt x1 nach x2. 5 verschiedene Streckenlängen ausmessen; x(t) auftragen und v berechnen Messung Start x1 (m) Ziel x2 (m) 5 ∆x = x2–x1(m) ∆t (s) v (m/s) Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster x (m) Darstellung Daten in x(t)-Diagramm eintragen Deutung v = Steigung der Geraden x(t) ∆x t (s) ∆t Steigung der Geraden in x(t) zwischen Koordinaten (x1, t1) u. (x2, t2) Anschauung: vgem pos.: Gerade steigt nach rechts vgem neg.: Gerade fällt nach rechts Startwert x1 , t1 auf 0 setzen => v = Praktisch ∆x x 2 − 0 x = = ∆t t 2 − 0 t Bsp. Igel bewegt sich auf geradlinigem Weg von x1 => x2 in der Zeit ∆t Blitzfotos 4s 3s 0s In ein Bild zeichnen Bsp. mittlere Geschwindigkeit des Igels zwischen Koordinaten (x1,= -4m, t1 = 1s) u. (x2,= 2m, t2 = 4s) v gem = m ∆x x 2 − x1 2m − (−4)m 6m = = = =2 ∆t t 2 − t1 4s − 1s 3s s x Typische Funktionen a) x(t) = konst Teilchen bewegt sich nicht ∆x = 0 t x b) x(t) = v t Teilchen hat konstante Geschwindigkeit t c) x(t) beschleunigt, konstante Geschwindigkeit, stoppt, x kehrt um, stoppte t Vektor Betrag und Richtung, z.B. Tachometer mißt nur Betrag 6 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 2.2.2 Momentangeschwindigkeit Sie fahren mit dem Auto von Münster nach Steinfurt und benötigen für 30 km ½ Stunde, dann => v gem = ∆x 30km km 1000m m = = 60 = 60 = 16,7 ∆t 0,5h h 3600s s 2 Wochen später erhalten Sie Post vom Polizeipräsidenten mit Blitzfoto und Strafgeld => v = 135 km/h wie kann das sein? Frage Geschwindigkeit zur Zeit des Blitzfotos ? Lsg. Momentangeschwindigkeit Mittelwert: vgem für längeren Zeitraum ∆t x(m) 1) Mittlere Geschwindigkeit 100 für Zeitraum ∆t = t5 – t1 v gem = ∆x 100 − 0m m km = = 16,7 = 60 6 − 0s s h ∆t 50 für Zeitraum ∆t = t4 – t2 v gem = m km ∆x 45 − 18m = 33,8 = 121 = s h ∆t 3,3 − 2,5s 25 t1 => Geschwindigkeit hängt selbst vom Zeitpunkt ab t2 t3 t4 0 1 2 3 4 Blitzfoto 2) Momentangeschwindigkeit zum Zeitpunkt t3 des Blitzfotos => v bei t3 : Zeitraum muss zum Zeitpunkt schrumpfen: ∆t => 0 Momentang. v = lim ∆t → 0 ∆x dx = ∆t dt - Ableitung von x(t) nach t - Steigung der Kurve x(t) - Änderung des Ortes mit der Zeit 7 t5 0 5 6 t (s) Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 2.3 Differenzieren Regeln zum Differenzieren einfacher Funktionen dx = 0 denn a hängt nicht von t ab dt 1) x(t ) = a , mit a = konstant => 2) x(t ) = a ⋅ t => dx =a dt 3) x(t ) = t m => dx = m ⋅ t m−1 , mit m = konstant dt 4) x(t ) = e t => dx = et dt 5) x(t ) = ln t => dx 1 = dt t 6) x(t ) = sin t => dx = cos t , dt x(t ) = cos t => Summenregel: d (u (t ) + v(t )) = du + dv dt dt dt Produktregel: d (u (t ) ⋅ v(t )) = u dv + v du dt dt dt Kettenregel: d ( f (g (t ))) = df ⋅ dg dt dg dt Bsp x(t ) = 24 + 6t 3 => Bsp: Ort x(t) a) dx = − sin t dt dx = dt Geschwindigkeit v(t) Aufzug steht, a) -b) fährt los mit wachsender Geschw. bis zur Maximalgeschw. c) bremst am Ziel ab d) steht Frage Geschwindigkeit v(t) = ? Lsg. 8 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 2.4.1 Beschleunigung Rate der Änderung der Geschwindigkeit mit der Zeit Mittelwert agem = ∆v / ∆t = (v1 - v2 ) / (t2 – t1) für geradlinige Bewegung Momentan. a = lim (∆v/∆t) = dv/dt Ableitung v(t) nach t ∆t → 0 Steigung der Kurve v(t) a = dv/dt = d/dt(dx/dt) = d2x/dt2 Einheit [a] = m/s2 , Länge/(Zeit*Zeit) Vektor Betrag, Richtung Vorzeichen Vorzeichen von a und v gleich => Betrag von v nimmt zu, Teil wird schneller Vorzeichen von a, v verschieden => Betrag v nimmt ab, Teil wird langsamer Bsp. Trage Beschleunigung in Bild oben ein v(t) = konst => a = dv/dt = 0 Beschleunigung dv/dt > 0, Bremsen dv/dt < 0 Beschleunigungsdauer = doppelte Abbremsdauer => aBeschl = ½aBrems Beschleunigungsgefühl Figuren in Abb oben eintragen: Lift fährt nach oben => Beschleunigung = Person nach unten gedrückt, a > 0 Abbremsen => Person hoch gezogen, a < 0 Körper funktioniert wie ein Beschleunigungsmesser, aber nicht als Geschwindigkeitsmesser Auto v = 50 km/h oder Flugzeug v = 900 km/h nicht unterscheidbar, nur Geschwindigkeitswechsel => Reiz der Achterbahn 9 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 2.4.2 Gleichmäßig beschleunigte Bewegung Sonderfall: konstante Beschleunigung (Auto Start / Bremsen vor Ampel) Start: Zeit t0 = 0 Ort x(t0) = x0 Geschw. v(t0) = v0 Beschl. a = konstant a = (v – v0)/(t - 0) => v(t) = v0 + a t v = (x –x0)/(t - 0) => x(t) = x0 +v(t) t Durchschnitt vgem = ½(v0 + v) => v gem = zwischen t und t=0 1 (v0 + v0 + at ) = v0 + 1 at 2 2 x(t ) = x0 + v(t )t = x0 + (v0 + => = x0 + v0 t + 1 2 at 2 1 at )t 2 (x(t) oben zum Ende zeichnen) Gleichmäßig beschleunigte Bewegung Gleichung Fehlende Größe u. Bedeutung 1. v(t) = v0 + at x – x0 Verschiebung zum Anfangspunkt 2. x – x0 = v0*t + ½ at2 v aktuelle Geschwindigkeit aus Gl.1. & Gl. 2. folgt: 3. v2 = v02 +2a(x –x0) t Zeitpunkt, Dauer 4. x – x0 = ½(v0 + v)t a Beschleunigung 5. x – x0 = vt - ½ at2 v0 Anfangsgeschwindigkeit (1 in 2) Frage Beweise Gl. 3. Lsg 10 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 2.4.3 Freier Fall eine typische konstant beschleunigte Bewegung ist der freie Fall Exp. Wassertropfen fallen im Takt von ca. 3Hz aus einem Tropf. Stroboskop erzeugt ein stehendes Bild der Wassertropfen. Beobachtung: Abstand der Wassertropfen ∆x wird größer. Tab. Schrittweise ausfüllen Tropfen, Zeit, Ort Deutung: zurückgelegter Weg der Tropfen bei Blitzfolge ∆t berechnen , ∆t = 0.33 s Exp. Blitzfolge 1. Blitz t1 = 1∆t, 2. Blitz t2 = 2∆t n-ter Blitz tn = n∆t Weg ∆x = v0t + ½ at2 , nach n-tem Blitz ∆x = ½ a(n∆t)2 , => ∆x ~ n2 Vergleich unbeschleunigt wächst quadratisch mit der Zeit a = 0 => ∆x = v0(n∆t) ∆x ~ n Geschwindigkeit v0 = 0 in unserem Exp. wächst linear in der Zeit v(t) = v0 + at = at wächst linear mit der Zeit (in Tab eintragen) Gravitationsbeschleunigung a = -g = -9.81 m/s2 - konstante Beschleunigung in Erdnähe Richtung Erdmittelpunkt - Gravitation wird negativ gerechnet (zeigt nach unten) Exp. a) Fallrohr mit Luft: Papier, Kugel fallen lassen, Kugel fällt schneller – warum? b) Fallrohr evakuiert: Papier und Kugel fallen gleich schnell Gilt in Erdnähe: g ist unabhängig von den Eigenschaften des Gegenstandes, sofern kein Luftwiderstand herrscht. 11 Physik I Bsp. Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Ein Ball wird (entlang einer y-Achse) mit Anfangsgeschwindigkeit v0 = 12 m/s senkrecht in die Luft geworfen. Der Luftwiderstand sei 0. Frage a) Wie lange braucht der Ball bis zur maximalen Höhe? Frage b) Wie hoch ist die maximale Höhe über dem Ausgangspunkt? Frage c) Wie lange braucht der Ball um 5 m hoch zu fliegen? 12 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 3.1 Vektoren Hilfsmittel zur Darstellung von gerichteten Größen im Ortsraum Skalar: Betrag ohne Richtung Bsp. Masse, Temperatur, Druck, Energie etc. Vektor: Betrag mit Richtung Bsp. Verschieb. ∆x→, Geschw. v→, Beschl a→, Kräfte z.B. Verschiebung a→ von Ort A nach Ort B Darstellung: Pfeil a→ B Betrag: a→ = a = Länge Vektoren können a→ A B` a→ A` parallel verschoben werden, ohne dass sie sich ändern, denn Betrag und Richtung bleiben erhalten 3.2 Vektoraddition Summe der einzelnen Verschiebungen a→ und b→ Vektorsumme a→ s→ = a→ + b→ b→ s→ ist keine algebraische Summe! Methode: Pfeile parallel verschieben, so dass Spitze an Anfang passt Kommutativgesetz: s→ = a→ + b→ = b→ + a→ b a s→ → → s→ a b Assoziativgesetz: → s→ = (a→ + b→) +c→ = a→ + (b→ +c→) a→ b→ b +c → a +b → s→ Subtraktion: → → → c→ s→ = a→ - b→ = a→ + (-b→) -b s -b→ → b→ → a → Richtungsumkehr von b→ 13 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 3.3 Vektorkomponenten 3.3.1 Trigonometrische Funktionen nötig, um Vektorkomponenten zu bestimmen voller Kreis = 360o = 2π rad a) Winkelmaße 1 rad = 360ο / 2π = 57,296o θ 1o = 0,01745 rad b) Vorzeichen Winkel pos. wenn gegen Uhrzeigersinn c) Winkelseiten Hypothenuse h g Gegenkathete θ a Ankathete d) Winkelfunktion sin θ = g/h cos θ = a/h tan θ = g/a = sin /cos θ θ e) Inverse trigonom. Funktion Funktion: sin θ = g/h Umkehrfunktion arcsin(g/h) = θ arccos(a/h) = arctan(g/a) = θ θ prüfe Ergebnisse, meist gibt der Taschenrechner nur den Wert aus erstem Quadranten Bsp. sin θ = 0.5 Frage θ =? Lsg 14 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 3.3.2 Vektorkomponenten bisher geometrische Addition von Vektoren, besser ist die analytische Addition der Komponenten im rechtwinkligen x-y-Koordinatensystem y a→ Projektion des Vektors auf Kordinatenachse x-Komponente: ax = a cos(θ) a → θ ay ay ax y-Komponente: ay = a sin(θ) ax x Mit den Vektorkomponenten besitzt man die vollständige Information über den Vektor. Darstellung von a→ für definiertes Koordinatensystem: 1) x-y-Komponenten a→ = (ax, ay) 2) Betrag a = (ax2 + ay2)½ & Winkel 2 Angaben tan(θ) = ay/ax 2 Angaben Wie baut man nun aber den Vektor korrekt aus den x-y-Komponenten auf? 3.4 Einheitsvektoren ex→, ey→, ez→ - spannen ein Koordinatensystem im 3-dimensionalen Raum auf - geben Richtung vor - stellen eine Basis dar. ey→ Betrag = 1 = ex→ = ey→ = ez→ ex→ ohne Einheit, Anordnung: rechtshändig ez→ Darstellung beliebiger Vektoren durch Einheitsvektoren und Vektorkomponenten möglich: a→ = ax ex→ +ay ey→ + az ez→ a→ = (ax , ay , az ) Vektorkomponenten hängen von Einheitsvektoren ab; können sich ändern sich z.B. wenn Basissystem gedreht wird; der Vektor bleibt aber unverändert im Raum 3.5 Vektoren komponentenweise addieren Wenn Vektorkomponenten bzgl. den Einheitsvektoren bekannt sind, dann kann man die Vektoren “Achse für Achse” addieren bzw subtrahieren. 15 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins → → → r =a +b Physikalische Technik FH Münster rx ax bx ax + bx = ry = ay + b y = ay + b y rz az bz az + bz also: Vektoren sind gleich, wenn ihre Komponenten gleich sind. Bsp a→ b→ c→ r→ gegeben Frage gesucht = (4,2 m) ex→ - (1,5 m) ey→ = (-1,6 m) ex→ +(2,9 m) ey→ = (-3,7 m) ey→ = a→ + b→ +c→ Lsg: 3.6 Vektormultiplikation Vektormultiplikationen entsprechen nicht den herkömmlichen Zahlenmultiplikationen. 3.6.1 Multiplikation mit Skalar Produkt zwischen Vektor und einer Zahl m (Skalar). Es wird komponentenweise multipliziert: ma→ = m ax ex→ + m ay ey→ + m az ez→ ma→ ma→ = (m ax , m ay , m az ) -1a→ a→ Vektor wird länger (m > 0) oder ändert Richtung (m = -1), Orientierung (Winkel) bleibt aber! 3.6.2 Skalarprodukt Das Skalarprodukt von zwei Vektoren ergibt eine Zahl (Skalar). Regen . Berechnung: a→ b→ = axbx + ayby + azbz . . a→ b→ = a→ b→cos θ a→ θ = a b cos θ Projektion von a→ auf b→ a→cos θ trocken 16 b→ Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Es gilt a) a→ b→ = b→ a→ Kommutativgesetz . Physikalische Technik FH Münster . . b) a→ b→ = maximal, wenn θ = 0o , bzw. θ = n180o . c) a→ b→ = 0, wenn θ = 90o , bzw. θ = 90o + n180o => Test ob 2 Vektoren senkrecht zueinander stehen. Bsp. Βestimme den Winkel θ zwischen zwei Vektoren Lsg. 3.6.3 Kreuzprodukt (Vektorprodukt) Das Kreuzprodukt von zwei Vektoren a→ , b→ ergibt einen neuen Vektor c→. c→ = a→ x b→ Berechnung a→ x b→ = (aybz - byaz)ex→ + (azbx - bzax)ey→ +(axby - bxay)ez→ c→ Es gilt 1) c = ab sin θ , θ kleinerer Winkel 2) c→ senkrecht auf a→ und b→ 3) rechte Hand Regel: θ Daumen a→ , Zeigefinger b→ , Mittelfinger c→ b→ a→ Die Anfangspunkte der Vektoren berühren sich Kreuzprodukt ist a) maximal, wenn a→ senkrecht auf b→ b) 0, wenn a→ parallel (antiparallel) zu b→ Deutung: c = c→ Flächeninhalt der von a→ und b→ aufgespannten Fläche und c→ definiert Lage der Fläche im Raum, da c→ senkrecht auf der Fläche Beachte a→ x b→ = -(b→ x a→) wegen rechter-Hand-Regel 17 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 4. Bewegung im 3-dimensionalen Raum neu: Darstellung beliebiger Bewegungen im Raum möglich. 4.1 Ort & Verschiebung Methode: Ortsvektor r→(t) im rechts-händigen Koordinatensystem Referenzpunkt: Ursprung des Koordinatensystems (0, 0, 0) Einheitsvektoren ex→ , ey→ , ez→ spannen Koordinatensystem auf Ortsvektor: r→(t) = rx(t) ex→ + ry(t) ey→ + rz(t) ez→ Bewegung: Zeitabhängigkeit von r→(t) steckt in den Komponenten rx(t), ry(t), rz(t) Die Einheitsvektoren sind zeitlich konstant Teilchenbewegung zeigt vom Ursprung (0, 0, 0) zum aktuellen Ort Verschiebung: ∆r→ = r2→ - r1→ in der Zeit t1 bis t2 ∆r→ = (rx2 ex→ + ry2 ey→ + rz2 ez→) - (rx1 ex→ + ry1 ey→ + rz1 ez→) = (rx2 - rx1)ex→ + (ry2 – ry1) ey→ + (rz2 - rz1) ez→ = ∆rx ex→ + ∆ry ey→ + ∆rz ez→ Bsp. Der Ortsvektor eines Teilchens wird gegeben: Zu Zeit t1: r1→ = (-3m) ex→ + (2m) ey→ + (5m) ez→ Zu Zeit t2: r2→ = (9m) ex→ + (2m) ey→ + (8m) ez→ Frage: Verschiebung ∆r→ in der Zeit von t1 bis t2 ? Lsg.: Bsp.: Ein Hund läuft auf einem Parkplatz, auf dem ein Koordinatensystem auf- gemalt ist. Die Zeitabhängigkeit der 2-dim. Bewegung ist gegeben durch: r→(t) = rx(t) ex→ + ry(t) ey→ + 0 ez→ mit: rx(t) = -0,31 t2 + 7,2 t + 28 ry(t) = 0,22 t2 –9,1 t +30 [rx] = [ry] = m, [t] = s Frage: Wie lautet der Ortsvektor zur Zeit t = 15s ? 18 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Lsg: Frage: Zeichne die Bahnkurve des Hundes von t = 0s bis t = 25 s. 4.2 Geschwindigkeit 4.2.1 Durchschnittsgeschwindigkeit: v→ = ∆r→/ ∆t v = ∆r/∆t = [∆rx ex→ + ∆ry ey→ + ∆rz ez→] / ∆t = [∆rx / ∆t ]ex→ + [∆ry / ∆t]ey→ + [∆rz / ∆t]ez→ Merke: a) Zeitabhängigkeit von r→(t) steckt in den Komponenten rx(t), ry(t), rz(t), Einheitsvektoren (ex→ ey→ ez→) sind zeitlich konstant. b) Eine 3-dim. Bewegung läßt sich nicht mehr im Ort-Zeit Koordinatensystem darstellen, da wir keine 4-te Dimension zum Zeichnen besitzen. 4.2.2 Momentangeschwindigkeit: r r r ∆r dr v = lim = ∆t →0 ∆t dt Ableitung bedeutet: lim ∆t → 0 zur Zeit t1, damit folgt: 1) ∆r→ läuft gegen 0 also läuft r2→ auf r1→ zu 2) die Richtung von v→ = ∆r→/ ∆t nähert sich der Tangente im Punkt r1 3) Durchschnittsgeschwindigkeit nähert sich der Momentangeschwindigkeit Gilt: Richtung der Momentangeschwindigkeit eines Teilchens verläuft immer tangential zur Bahnkurve des Teilchens am momentanen Ort des Teilchens. v→ = dr→/dt = d/dt [rx ex→ + ry ey→ + rz ez→] = [drx /dt ]ex→ + [dry /dt]ey→ + [drz /dt]ez→ = vx ex→ + vy ey→ + vz ez→ mit den Geschwindigkeitskomponenten: vx = drx/dt, vy = dry/dt, vz = drz/dt 19 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Vorsicht: r Ortsvektor zeigt vom Koordinatenursprung zum Ortspunkt r (Verschiebung r ) Geschwindigkeitsvektor zeigt die momentane Richtung an Bsp. Bestimme Geschwindigkeit des Hasen zur Zeit t = 15 s. Lsg. 4.3 Beschleunigung tritt auf bei Änderung der Geschwindigkeit eines Teilchens in der Zeitspanne ∆t: a) im Betrag und / oder v ∆v → b) in der Richtung von v1→ auf v2→ 1 v → → 2 r1 → → Durchschnitt a = ∆v / ∆t Momentan (zwischen Orten r1, r2) r2 a→ = dv→/dt = d/dt [vx ex→ + vy ey→ + vz ez→] = [dvx /dt ]ex→ + [dvy /dt]ey→ + [dvz /dt]ez→ = ax ex→ + ay ey→ + az ez→ ax = dvx/dt, ay = dvy/dt, az = dvz/dt (Beschleunigungskomponenten) Beschleunigungsvektor a→: - kein Verschiebungsvektor - zeigt die Richtung der Beschleunigung an, d.h. Richtung der Geschwindigkeitsänderung - der Betrag von a→ gibt die Größe der Beschleunigung an - wenn nur Betragsänderung von v→: dann ist a→ tangential zur Bahn - wenn nur Richtungsänderung von v→: dann steht a→ senkrecht auf der Bahntangente 20 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Bsp. Bestimme die Beschleunigung des Hasen zur Zeit t = 15 s. Lsg 4.4 Wurfbewegung Teilchen (Projektil) bewegt sich in senkrechter Ebene: 1) Anfangsgeschwindigkeit v0 2) nur Gravitationsbeschleunigung nach unten, keine horizontale Beschleunigung 3) Luftwiderstand = 0 kein Projektil: Flugzeug, fliegende Ente, da eigener Antrieb Es gilt: bei der Wurfbewegung sind horizontale und vertikale Bewegung voneinander un- abhängig, sie beeinflussen sich nicht! FOLIE Skater Exp. Modellbahn fährt, schießt Kugel senkrecht nach oben, fängt sie wieder auf Exp. Blasrohr und Büchse Aufbau skizzieren, Deutung a) Gravitation g = 0 => Magnet aus, Dose fällt nicht, Ball trifft Dose oben b) g = 9.8 m/s2 => Dose und Kugel werden gleichermaßen nach unten beschleunigt => treffen sich immer, unabh. von v0 21 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Wurfbahn / Trajektorie Komponentenweise bestimmen Anfangsgeschw. v→0 = v0x ex→ + v0y ey→ v0x = v0 cos θ0 v0y = v0 sin θ0 r r konstant a y (t ) = − g = −9,81 m s 2 daraus folgt r r zeitabhängig x (t ) , v (t ) Horizontale Bewegung: Da keine horizontale Beschleunigung => vx = v0x = konstant x(t) – x0 = v0xt = v0 cos θ0 t (1) Ort Vertikale Bewegung: Entspricht der Bewegung eines Teilchens im freien Fall y(t) – y0 = v0yt – ½gt2 (2) Ort: = v0 sin θ0 t - ½gt2 (3) Geschw. vy = v0 sin θ0 – gt Fkt. der Zeit, wie senkrecht nach oben geworfener Ball => t = (v0 sin θ0-vy)/g, in (2) => (4) vy2 = (v0 sin θ0)2 –2g(y – y0) Fkt. des Ortes y(t), brauchen wir später Bahngleichung Gesucht: Bahn y(x) als Funktion des horizontalen Ortes x. aus (1) => t = x/(v0 cosθ0), mit x0 = 0 in (2) => y = (v0 sinθ0 x)/( v0 cosθ0) – (g x2)/(2 v02 cosθ02) (5) => y = x tanθ0 - (g x2)/2(v0 cosθ0)2 mit y0 = 0 Trajektorie Trajektorie ist Wurfparabel der Form y = ax + bx2 wenn Luftwiderstand vernachlässigt wird. Bsp. Frage: Komponeneten am Anfang, Ende, höchstem Punkt der Wurfparabel a) Geschw., b) Beschleunigung 22 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Horizontale Reichweite R y Ist die Entfernung des Projektils in x-Richtung, wenn es seine vertikale Ursprungshöhe (y) wieder errreicht hat, also: R = x – x0 aus (1) R = v0 cos θ0 t mit R = x – x0 aus (2) 0 = v0 sin θ0 t - ½gt2 mit y – y0 = 0 (6) => t = (2v0 /g) sin θ0 => R = (2v02/g) sin θ0 cos θ0 => R = (v02/g) sin 2θ0 mit sin 2θ0 = 2sin θ0 cos θ0 R wird maximal, wenn sin 2θ0 =1, d.h. bei Abschusswinkel θ0 = 45o . Bsp. Zacchini 1939 läßt sich Emmanuel Zacchini als menschliche Kanonenkugel über 3 Riesenräder schießen und landet nach einer Reichweite von 69 m sicher im Netz. Wie hat er die Position des Netzes berechnet? FOLIE Zacchini Riesenräder: 18 m hoch, 23 m entfernt Zacchini: v0 = 26,5 m/s, y0 = 3 m, θ0 = 53o Netz: gesucht R, y = 3 m Frage a) Schafft es Zacchini über das Riesenrad? Lsg. Frageb) Wie hoch ist seine maximale Flughöhe ymax über dem mittleren Riesenrad? Lsg. Frage c) Wie weit sollte das Netzt von der Kanone entfernt sein? Lsg. 23 x Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Frage d) Beschleunigung ? Lsg. 4.5 Relativbewegung Bezugssystem: Ort und Geschwindigkeit eines Teilchens hängen vom Bezugssystem (Koordinatensystem) des Beobachters ab. Hier: nur Bezugssysteme mit konst. Geschwindigkeit, nicht beschleunigte Bezugssysteme. Bsp. Geschwindigkeitsmessung: a) Bezugssystem Strasse: Radarmessung der Autogeschwindigkeit relativ zur Straße b) Bezugssystem Polizeiauto: Geschwindigkeit relativ zum Polizeiauto ist 0 System A fest Objekt: P: LKW auf Autobahn yA System B bewegt Bezugssystem A: Alex steht am Straßenrand yB Bezugssystem B: Berti fährt im Auto mit vBA = konst. P vBA xPB xB xA Alex xBA Berti misst Alex mißt Ort von Berti : 0 xBA Ort des LKW P: xPB xPA = xBA + xPB Geschwindigkeit vPB vPA= d/dt(xPA) = d/dt(xBA) + d/dt(xPB) xPA=xBA+xPB = vBA + vPB Geschwindigkeit Bezugssystem B relativ zu Bezugssystem A: vBA Beschleunigung => aPA = d/dt(vPA) = d/dt(vBA) + d/dt(vPB) aPB = aPA denn vBA = konstant Die Beschleunigung eines Körpers ist in allen Bezugssystemen gleich, wenn die Bezugssysteme sich mit konstanter Geschwindigkeit relativ zueinander bewegen. 24 Physik I Bsp. Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Berti bewegt sich mit v = 52 km/h relativ zu Alex. Geschwindigkeit des LKW P wird von Alex zu –78 km/h gemessen (LKW kommt auf Alex zu). Frage Welche Geschw. mißt Berti? Lsg Frage Alex mißt, wie der LKW P innerhalb von 10s mit konst. Beschleunigung bremst. Wie groß ist die Beschleunigung aPA relativ zu Alex? Lsg. Frage Beschleunigung des LKW P relativ zu Berti? Lsg. 25 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 5. Kraft Wenn ein Teilchen seine Geschwindigkeit ändert (Betrag oder Richtung) dann wissen wir, daß irgendetwas dies bewirkt haben muß. Erste wissenschaftl. Beobachtung der Verbindung zwischen Kraft und Beschleunigung durch Newton. (1642 – 1727)) Newtonsche Mechanik gilt nicht wenn: a) Geschwindigkeiten nahe Lichtgeschwindigkeit => Relativitätstheorie b) Mikrokosmos der Atome betrachtet wird => Quantenmechanik 5.1. Erstes newtonsches Gesetz (Trägheitsgesetz) „Ein sich selbst überlassener Körper, auf den keine äußeren Kräfte wirken, bewegt sich geradlinig mit konstanter Geschwindigkeit. Ändert er seinen Bewegungszustand, so wird er beschleunigt und es muss eine Kraft auf ihn wirken.“ 5.2. Zweites newtonsches Gesetz Unsere Erfahrung ist, dass eine gegebene Kraft bei verschiedenen Körpern verschiedene Beträge der Beschleunigung bewirken. Worin unterscheiden sich die Körper? Exp. 2 Bälle werden mit einem Tritt (gleiche Kraft) zur Wand geschossen, Poloschläger => Exp Experiment Beobachtung Deutung Trägheit a) Ball mit Luft gefüllt große Beschleunigung Masse klein klein b) Ball mit Wasser kleine Beschleunigung Masse groß groß a ~ 1/m Beschleunigung ist invers proportional zur Masse m FOLIE (1974, John Massis, Belgien zieht 2 Eisbahnwaggons) Bleistift steht auf Papierstreifen (am Ende), schnell wegziehen, Stift bleibt stehen Beobachtung: 1) große (träge) Masse des Zuges erfordert große Kraft zur Beschleunigung, aber a→ klein 2) Trägheit der kleinen Masse des Bleistiftes reicht aus, um nicht beschleunigt zu werden 26 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Zweites newtonsches Gesetz Die auf einen Körper wirkende Gesamtkraft ist gleich dem Produkt aus Masse und Beschleunigung des Körpers. r r F = ma, [F ] = kg 2m = N = Newton s F→ Definition der Kraft durch Beschleunigung eines Referenzkörpers m der Masse m = 1 kg: Wird der Körper auf reibungsfreier Unterlage mit a→ = 1 m/s2 beschleunigt, dann wirkt die Kraft F→ = 1N ). a→ Masse [m] = kg - Intrinsische Eigenschaft des Körpers, erfaßt seine Trägkeit - Skalare Größe (kein Vektor) - Verbindet Beschleunigung und Kraft, die der Körper erfährt - Wir spüren Masse eines Körpers nur, wenn wir versuchen ihn zu beschleunigen Superpositionsprinzip Kräfte sind Vektorgrößen; wirken mehrere Kräfte, so können diese vektoriell addiert werden zur resultirenden Kraft: F→ = Fx ex→ + Fy ey→ + Fz ez→ Fx = max , Fy = may , Fz = maz Einzelkomponenten sind unabhängig voneinander Kontrollfrage: Körper auf reibungsfreier Unterlage. Zwei Kräfte ziehen horizontal. 3N Welche dritte Kraft wirk, wenn a) Körper in Ruhe, b) v = konstant nach links? Lsg. a) 2 N nach links, b) 2 N nach links, denn je a = 0 5.3 Inertialsystem „Ein Inertialsystem ist ein System, in dem die newtonschen Gesetze gelten. Es gibt keine Scheinkräfte.“ Kennzeichen: Inertialsysteme ruhen oder bewegen sich mit v = konstant. Inertialsysteme sind nicht beschleunigt und sie rotieren nicht! 27 5N Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster r Bsp. Ball wird im LKW fallen gelassen und LKW beginnt zu beschleunigen mit a LKW 1) Bezugssystem Straße, v = 0 (Inertialsystem) Beobachter sieht Ball senkrecht nach unten fallen r LKW fährt unter dem Ball weg mit Beschl. a LKW r r Kraft: F = mg 2) Bezugssystem beschleunigter LKW (Nicht-Inertialsystem) Beobachter sieht Ball nach links unten fallen r r r Kraft: F = −ma LKW + mg r Scheinkraft: − ma LKW (Trägheitskraft) Exp. Luftkissenbahn auf Tisch, Tisch wird weggezogen, Wagen bleibt Bsp. F→2 Puck auf Eisfläche F→1 Puck hat Masse vom m = 0,20 kg x F→2 = 2N, F→1 = 5N, je parallel zur x-Richtung Frage Beschleunigung in x-Richtung? Lsg. 5.4 Gravitationskraft Die Gravitationskraft auf den Körper A wird durch die Masse eines zweiten Körpers B (Erde) erzeugt, der den ersten zu sich hin zieht. Massen ziehen sich an. m1 A Gravitationsgesetz F =G m1m2 r2 FA→ G = 6,67x10-11 m3/(kg s2) in Erdnähe: g =G -FB→= FA→ m Erde m = 9,81 2 2 rErde s F→ = m g→ r (Vorzeichen je nach Koordinatensystem) 28 B m2 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Abstandsmessungen: Die Körper wirken, als wären die Massen im Zentrum konzentriert => Abstandsmessungen r zwischen den Zentren Gravitationskraft wirkt immer, auch wenn Körper in Ruhe ist Exp. Gravitationswaage Gewicht W Gewicht eines Körpers entspricht der Kraft, die ich aufwenden muß, um den Körper am freien Fall zu hindern. Bsp. Ball übt Kraft von 2 N nach unten aus Ich übe Kraft von 2 N nach oben aus => Ball ruht => Ball wiegt 2N, ist 2N schwer ein anderer Ball übt 3N aus, => dieser Ball ist schwerer Gewicht W eines Körpers ist der Betrag der Gravitationskraft , die auf den Körper wirkt: W = mg Beachte: i) Gewicht ist nicht gleich Masse, ist keine intrinsische Eigenschaft Bsp. auf Erde: m= 1kg, => Gewicht WE = 1kg*9,81m/s2 = 98,1 N WM = 1kg*1,7m/s2 = 17 N auf Mond: m= 1kg, => ii) Gewicht darf man nur messen, wenn keine zusätzliche Beschleunigung auf den Körper senkrecht zum Erdboden wirkt, z.B. Personenwaage benutzen im Zimmer, Zug, aber nicht im Fahrstuhl. Exp: Körper (Masse m) hängt am Faden, gleicher Faden hängt am Körper nach unten i) lansam ziehen am unteren Faden mit Fz => reißt oberhalb des Körpers F = mg + Fz m ii) schnell ziehen am unteren Faden => reißt unterhalb des Körpers Trägheit des Körpers trennt oben / unten 29 oben wirkt mg Unten wirkt Fz > mg Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 5.5.1 Normalkraft N Wenn ein Körper nach unten gegen eine Oberfläche drückt, so verformt sich diese und wirkt auf den Körper mit der Normalkraft N entgegen. N→ N = mg F→ = mg→ 5.5.2 Zugspannung T Wenn eine Kraft F →über eine Schnur auf einen Körper übertragen wird, dann wirkt eine Zugspanung T → auf die Schnur Ideale Schur: masselos T→ dehnt sich nicht T→ ist nur eine Verbindung zum Körper 5.6 Drittes newtonsches Gesetz (actio = reactio) Wenn zwei Körper miteinander wechselwirken, dann besitzen die Kräfte, welche die Körper aufeinander ausüben, denselben Betrag aber entgegengesetzte Richtung. Kraft Buch => Kiste F →BK Buch Kiste Kraft Kiste => Buch F →KB Gilt: F →BK = - F →KB F →KB F →BK Kräfte bilden ein Kraft – Gegenkraft – Paar 28o Exp. Kräfte auf hängenden Block Mit Federn aufbauen Block mB = 15 kg Schnur 1 Knoten mK = 0 kg T1 47o mK Knoten T 3 Block Frage: Zugspannung T in den Seilen ? mB Lsg: 30 T2 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 5.7 Reibung Reibung ist unvermeidbar, aber auch unverzichtbar. Ein Auto verbraucht ca. 20% des Benzin`s um Reibung zu überwinden, aber ohne Reibung würden die Räder durchdrehen, man könnte sich nicht fortbewegen, so wie auf dem Eis. Exp. Block liegt auf einer horizontalen Tischplatte und wird mit von 0 ansteigender Kraft in x-Richtung gezogen. Federkraftmesser zeigt wirkende Kraft. Trage Kraft über der Zeit auf. N→ f→ ReibungsF→ F Kraft f→ fs fk a→ mg→ Zeit Block löst sich 5.7.1 Eigenschaften der Reibung 1) Haftreibung bewegt sich der Körper bei Kraftanwendung (horizontal) nicht, so heben sich Haftreibung f→S und die parallel zur Oberfläche wirkende Kraft F→x auf, d.h. f→S = - F→x 31 Physik I 2) Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Der Maximalbetrag von f→S = - F→x beträgt fSmax = µS N µS: statischer Haftreibungskoeffizient N: Normalkraft - Mikroskopische Berührungsfläche ca. 10-4 der totalen Fläche - Haftreibung durch Kaltverschweißung der sich berührenden Flächenteile und Verhakung - Problem bei bewegenden Teilen im Vakuum, da Luft als Schmiermittel fehlt 3) Gleitreibung Beginnt der Körper zu gleiten, so verringert sich die Reibungskraft auf den Wert fk = µk N µk : kinetischer Reibungskoeffizient µk < µS Beachte: - die Normalkraft N stellt ein Maß für den Andruck des Körpers auf die Fläche dar. - f→ immer parallel zur Oberfläche und N→ immer senkrecht zur Oberfläche - Koeffizienten µ sind dimensionslos, gelten zwischen 2 Flächen z.B. µS: zwischen Ei & Teflonpfanne = 0.04, zwischen Bergschuh & Fels = 1,2 Bsp. ABS-System Bremsweg kürzer, da fs > fk Bsp. Ein Kind zieht einen mit der Masse m = 75 kg beladenen Schlitten mit konstanter Geschwindigkeit über horizontale Eisfläche. Gleitreibungskoeffizient zwischen Kufen & Eis µk = 0,10, Seil im Winkel von 42o. y Frage Kraft (Zugspannung) des Seils auf Schlitten? N Lsg. 42o fk Fg 32 T x Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 5.7.3 Strömungswiderstand D Bewegt sich ein Körper in einem Fluid (Gas, Flüssigkeit) so erfährt er einen Strömungswiderstand D, d.h. eine Kraft D, die gegen die Körperbewegung gerichtet ist. Hier nur: - Luft als Fluid, - gedrungene Körper, die Wirbel hinter sich erzeugen, (z.B. Ball, nicht Speer) D = ½ CρAv2 Widerstandskraft C: Widerstandskoeffizient, hängt selbst von v ab, hier aber vernachlässigt ρ: Dichte der Luft A: effektive Querschnittsfläche des Körpers senkrecht zu v→ Fällt ein Körper durch Luft nach unten, so gilt: - mg→ D→ D→ - mg → ma → D – mg = ma - mg → ma → = 0 Fallzeitzeit: 0 = 0s Kraft: ma = -mg Endgeschwindigkeit ist konstant wenn t > tend => a = 0 => ½ CρAv2 – mg = 0 => vend = (2mg/CρA)½ 33 0 < t < tend ma = -mg + D t = tend ma = 0 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Katze: Wenn eine Katze vom Balkon fällt, dann dimmt die Wahrscheinlichkeit zu überleben mit wachsender Fallhöhe zu, wenn sie mehr als ~7 Stockwerke tief fällt. Was passiert? a) Katze fällt und spührt Beschleunigung => spührt Kraft Zieht Kopf und Pfoten ein => leider wird Fläche A klein Strömungswiderstand sinkt, ungünstig b) erreicht die Katze vend => Beschleunigung a = 0 => Kraft = 0 Katze entspannt sich, streckt sich => vergrößert ihre Fläche vend wird kleiner bereitet sich auf Landung vor (W.O. Withney, in J. Americ. Veterinary, 1987) 5.8 Gleichförmige Kreisbewegung bedeutet: a) Bahn des Teilchens ist ein Kreis b) Betrag der Geschwindigkeit v→ ist konstant c) Richtung von v→ zeigt immer tangential zur Kreisbahn 5.8.1 Zentripetalbeschleunigung (1) a→ = a = v2 / r, (2) a→ zeigt immer auf Kreismittelpunkt T = 2πr / v r = Radius T = Umlaufdauer = Periode der Bewegung Beweis von (1) Punkt P bewegt sich mit v→= konst auf Kreisbahn mit Radius r Ort r→ = rx ex→ + ry ey→ rx = r cos θ ry = r sin θ Geschw. v→ läuft parallel zur Bahntangente, also v→ senkrecht auf r→ v→ = vx ex→ + vy ey→ = (-v sinθ) ex→ + (v cos θ) ey→ , sin, cos ersetzen = −v ry r r r ex + v x e y r r 34 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Beschl. a→ = dv/dt Physikalische Technik FH Münster mit v→= v = konst, r→= r = konst => r − v dry r v drx r a= e x+ ey r dt r dt gilt drx/dt = vx = -v sinθ, dry/dt = vy = v cosθ, => r r v2 r v2 a = − cos θ e x − sin θ e y r r mit ax = − => a→= a = [ax2 + ay2]½ = v2/r [(cosθ)2 + (sinθ)2]½ v2 cos θ , r = v2/r Beweis von (2) ay = − q.e.d v2 sin θ r (mit (cosθ)2 + (sinθ)2 =1) r→ parallel a→: tanφ = ay/ax = [(-v2/r) sinθ]/[(-v2/r) cosθ] = tanθ => φ = θ 5.8.2 Zentripetalkraft Eine Zentripetalkraft beschleunigt einen Körper auf eine Kreisbahn, indem sie nur die Richtung seiner Geschwindigkeit, nicht aber den Betrag ändert. F = mv2/r Betrag der Zentripetalkraft 5.8.3 Zentrifugalkraft: Ist eine Trägkheitskraft (Fliehkraft), resultiert aus drittem Newton`schen Gesetz actio = reactio und ist der Zentripetalkraft entgegengesetzt. F-Zentrifugal F-Zentripetal Bsp. Auto fährt durch Kurve: Zentripetalkraft: Reibung zwischen Reifen und Straße zwingt das Auto auf die Kreisbahn Zentrifugalkraft: Fahrer rutscht zur Seite (Trägheit), weil Reibung zwischen Sitz / Fahrer für notwendige Zentripetalkraft zu gering => rutscht bis an Autowand Zentripetalkraft: Wand drückt auf Fahrer, zwingt ihn auf den Kreis Exp. a) Fliehkraftregler, b) Erdabplattung c) fliegende Kugeln in rotierender Schiene, Kugelhöhe ist unabh. von der Masse Zusammenfassung: Prüfungstrainer Kapitel 1.1, Fragen 1.1.1 – 1.1.15 35 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 6 Arbeit & Energie Die Newton`schen Gesetze ermöglichen uns die Analyse beliebiger Bewegungen. Oft ist die Analyse aber kompliziert und man kennt nicht alle Details der Bewegung, z.B. Berg-Talfart. Eine effektive Technik ist die Betrachtung der Energie dieses Systems. Sie läßt sich auf chemische oder biologische Funktionenen ausdehnen. 6.1 Kinetische Energie Ein Objekt der Masse m und Geschwindigkeit v besitzt die kinetische Energie K EKin = ½ mv2 EKin [EKin] = kg*m2/s2 = 1J, Joule m v→ - skalarare Eigenschaft eines bewegten Körpers 6.2 Arbeit W wenn eine Kraft auf das Objekt wirkt, so dass es beschleunigt (gebremst) wird, so verändert sich seine kinetische Energie. Die Kraft hat dann Arbeit an diesem Objekt verrichtet. „Arbeit W ist Energie, die eine auf ein Objekt wirkende Kraft diesem Objekt zuführt. „ - Arbeit ist übertragene Energie - skalare Größe wie die Energie - Einheit [W] = [EKin] = Joule Beachte: i) Energie wird zu / abgeführt: kein materieller Fluß! ii) alltäglicher Arbeitsbegriff beinhaltet dagegen jede Form der körperlichen Anstrengung, ist aber meist nicht Arbeit im physikalischen Sinn. Bsp. drücken gegen eine Hauswand kostet Arbeit, man wird müde, aber es wird keine Energie (Ekin) auf die Wand übertragen => phys. keine Arbeit. 36 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 6.3 Arbeit & kinetische Energie Perle gleitet reibungsfrei über einen Draht Konstante Kraft beschleunigt die Perle entlang x-Richtung v0→ F→ v→ φ Fx = max Fx d→ von Anfangsgeschwindigkeit v0 nach v über Strecke d v2 = v02 + 2axd (mit Gl. 2.16) => a = (v2 - v02 )/2d => Fx = m(v2 - v02 )/2d => Fxd = ½ mv2 – ½ mv02 Endenergie Anfangsenergie Energietransfer, durch Kraft verursacht W = Fcosφ d . W = F→ d→ (Skalarprodukt) Arbeit W berechnet sich nur aus der Kraft entlang des Weges der Verschiebung d. Kraft senkrecht zur Verschiebung verrichtet keine Arbeit. . Einschränkung für Gültigkeit von W = F→ d→: i) konstante Kraft (Richtung, & Betrag) ii) Objekt = Teilchen => stare Verbindung, keine inneren Kräfte Vorzeichen: i) W > 0 wenn F→ Komponente in Richtung der Verschiebung d→ besitzt Objekt gewinnt Energie ii) W < 0 wenn F→ Komponente entgegen der Verschiebung d→ besitzt Objekt gibt Energie ab iii) W = 0 wenn F→ senkrecht auf d→ 37 x Physik I Bsp. Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster F→ Auto rollt über Straße, Motor ist aus y d→ Wind bläst mit konstanter Kraft x F→ = 2N ex→ - 6N ey→ dagegen Frage Arbeit des Windes am Auto auf der Strecke d→ = -3m ex→ Lsg. 6.4 Arbeit durch Gravitationskraft Tomate wird mit v0 nach oben geworfen => EKin-0 = ½ mv02 d→ v Gravitation bremst auf der Strecke (Verschiebung) d→ ab => . W = mg→ d→ mg = mg d cosφ Aufwärts: von Gravitation verrichtete Arbeit v0 φ = 180o => W = mgd(-1) => W < 0 : Energie der Tomate wird abgeführt Tomate wird langsamer Abwärts: φ = 0o => W = mgd(1) => W > 0 : Energie wird der Tomate zugeführt Tomate wird schneller Bsp: zwei identische Bälle werden über unterschiedliche Rampen auf gleiche Höhe gezogen. Frage Bei welcher Rampe wird mehr Arbeit verrichtet? g o 30o 45 Lsg. 38 d Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 6.5 Arbeit durch veränderliche Kräfte / Integrale bisher: Kraft F(x) = konstant über dem Weg x F(x) . W = F→ x→ = Fd, mit F→ parallel x→ W Interpretation: Fläche unter Kurve F(x) 0 neu: x Kraft-Betrag F(x) ändert sich mit dem Ort aber Richtung konstant, F zeitlich konstant 6.6 Bestimmung von Integralen bekannt g(x) gesucht Integral G ( x) = ∫ g ( x)dx x2 x1 Vorgehen: 1. suche Stammfunktion G(x) so dass Ableitung dG(x)/dx = g(x) Ergebnis allgemein denn G(x) + c c = Konstante dG(x)/dx = g(x) + 0 x2 2. bestimmtes Integral ∫ g ( x)dx = G( x) x2 x1 = G ( x 2 ) − G ( x1 ) x1 Deutung: Fläche unter der Kurve g(x) im Bereich von x1 bis x2 Typische Integrale / Stammfunktionen Suche eine Funktion, deren Ableitung die Funktion unter dem Integral ergibt dx = x + c a u(x)dx = a u(x)dx c = konstant wird zur Stammfunktion addiert konst. Faktor herausziehen [u(x) + v(x)]dx = u(x)dx + v(x)dx Summen getrennt integrieren 39 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster xmdx = (xm+1)/(m+1) m ≠ -1 1/x dx = lnx Logarithmus exdx = ex sinx dx = -cosx, cosx dx = sinx 6.7 Federkraft Dehnt man eine Feder aus oder komprimiert sie, so wirkt eine entgegengesetzte Kraft mit F→ = -kx→ Hook`sches Gesetz k = Federkonstante Exp. 1) Block an Feder, ziehen / stauchen Arbeit durch Federkraft Exp. i) Wagen wird an Feder befestigt und erhält Anfangsgeschwindigkeit v0 ii) Feder greift bei x1 am Wagen an und bremst ab auf v = 0 bei x2 => Feder verrichtet Arbeit am Wagen, entzieht ihm kinetische Energie x2 . W = F→ dx→ x1 x2 (man zählt nur Kraftkomponente parallel zu x) x2 x2 F W = (-kx)dx = -k xdx = -½ kx2 = - ½ k (x22 – x12) x1 x1 x1 generell EFeder = ½ kx2 W x1 Federenergie 40 x2 x Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 6.8 Arbeit & kinetische Energie Kraftwirkung startet bei: Ort x1, Geschw. v1 endet bei: x2, v2 auf der Srecke geleistete Arbeit: x1 x2 W = F(x)dx = ma(x)dx x1 mit 2. Newton`schen Gesetz x1 ma(x) dx = m(dv(x)/dt) dx Definition der Beschleunigung mit dv(x)/dt = (dv/dx) (dx/dt) = (dv/dx) v Kettenregel, innere x äußere Ableitung => ma(x) dx = m (dv/dx) v dx = m v dv v2 => v2 v2 = ½ m (v22 – v12) , W = m v dv = m v dv = ½ mv2 v1 v1 Grenzen x zu v v1 => W = Ekin-2 – Ekin -1 => Die am Körper wirkende Kraft ändert dessen kinetische Energie. E kin = 1 2 mv 2 kinetische Energie 6.9 Leistung P Ein Bauunternehmer möchte Dachziegel vom LKW auf das Dach eines Hauses befördern. Dazu benutzt er eine Seilwinde, welche die nötige Kraft zum Heben der Ziegel aufbringt. Wir können die Arbeit der Seilwinde bestimmen. Wichtiger für den Unternehmer ist aber die Rate, also Arbeit pro Zeit, d.h. ob er 5 min. oder 5 Tage benötigt. P = ∆W/∆t durchschnittliche Leistung = Arbeit pro Zeit P = dW/dt momentane Leistung [P] = J/s = W Watt 1 PS = 735 W Pferdestärken (James Watt) Interpretation: ∆W = P∆t Arbeit = Leistung x Zeit P 1 Kilowattstunde = 1 kW x h = 1000 W x 3600s = 3,60 MJ W (Mega-Joule) 41 t Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Interpretation: Leistung = Ableitung der Arbeit nach der Zeit W Steigung = P Leistung ist die Rate, mit der die angelegte Kraft Arbeit verrichtet. t Leistung & Kraft P = dW/dt = (F cosθ dx)/dt = F cosθ v . => P = F→ v→ Bsp: ein Klotz ist am Seil befestigt und bewegt sich in gleichförmiger Kreisbewegung (Skalarprodukt) um das Zentrum. Frage Wie groß ist die von der Kraft bewirkte Leistung auf den Klotz? Lsg v F 7. Energie-Erhaltung 7.1 Potenzielle Energie U Ziel: Energieerhaltungssatz, d.h. die Umwandlung der Energie eines Systems in unterschiedlichen Formen System: Teilchen bewegt sich im Kraftfeld von x1 nach x2 r Wenn Kraft F (x) a) zeitlich konstant, b) konservativ, d.h. Arbeit unabhängig vom gewählten Weg (Details später) dann => Arbeit hängt nur von Anfangs und Endpunkt ab => Definition einer potenziellen Energie U(x) ist möglich => Arbeit W = ∆U Änderung der potenziellen Energie des Systems x2 r r W = ∆U = U ( x 2 ) − U ( x1 ) = ∫ F ( x) • dx x1 42 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 7.1.1 Potenzielle Energie der Gravitation System: Ball – Erde: Gravitation verrichtet Arbeit am Ball auf dem vertikalen Weg y1 => y2, Die potenzielle Energie ändert sich um: y2 ∆U = y2 mg dy = mg dy = mg(y2 – y1) = mg ∆y y1 y y2 y1 ∆y U(y) = mg y Referenzpunkt y1 = 0, y2 = y y1 mg Die potenzielle Energie U(y) des Systems Teilchen – Erde hängt nur von der vertikalen Position (Höhe y) des Teilchens relativ zum Referenzpunkt y1 = 0 ab, nicht von der horizontalen Position. 3 y 2 => Arbeit unabhängig vom Weg 1 7.1.2 Elastische potenzielle Energie Ziehen oder Stauchen einer idealen Feder ändert ihre elastische potenzielle Energie um: x2 -kx dx = - ½ k(x22 – x12) ∆U = x1 U(x) = ½ kx2 Referenzpunkt: Feder entspannt bei x1 = 0 7.2.1 Energieerhaltung am Pendel Exp. 1) großes Pendel: Experimentator sitzt auf einem Stuhl , zieht das Pendel bis vor die Nase, läßt es los, bewegt sich nicht und vertraut auf den Energieerhaltungssatz 2) kleines Pendel schwingt über Stop hinaus 43 U(y) = mgy Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Energieumwandlung oben: Ekin = 0, U = max Gravitationskraft beschleunigt Weg nach unten: Ekin wächst, U nimmt ab unten: Ekin = maximal, U = 0 Weg nach oben: Ekin nimmt ab, U nimmt zu, Gravitationskraft bremst ab Oben: Ekin = 0, U = max In diesem Bild K = Ekin 7.2.2 Energie-Erhaltungssatz Wenn gilt: 1) System ist abgeschlossen 2) Umwandlung der Energieformen durch konservative Kräfte (s.u.) dann ist die mechanische Energie eines Systems eine Erhaltungsgröße. Sie ergibt sich aus kinetischer und potenzieller Energie: Emech = Ekin + U = konstant Also Emech-1 = Ekin-1 + U1, Emech-2 = Ekin-2 + U2 => ∆Emech = ∆Ekin + ∆U = 0 Ist die mechanische Energie eine Erhaltungsgröße, so kann man Ekin & U zu allen Zeiten miteinander verbinden, ohne die dazwischenliegende Bewegung u. Kräfte zu berücksichtigen. 44 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 7.2.3. Energieerhaltung bei Federkräften Exp. Luftkissenbahn, Wagen zwischen F v F zwei Federn gespannt, schwingt um die Nullposition 0 x U Emech U Ekin 2 Potenzielle Energie U = ½ kx Kinetische Energie Ekin = ½ mv2 Gesamtenergie Emech = Ekin + U = konstan t x F(x) später nachtragen 7.3 Konservative Kräfte Wann kann man potenzielle Energie definieren? Geht das für alle Kräfte? 7.3.1 Reversibilität Bewirken konservative (erhaltende) Kräfte die Energieumwandlung in einem System, so sind die Energieumwandlugsprozesse reversibel (umkehrbar). Konservativ: Gravitationskraft, Federkraft, elektrostatische Kraft Nicht-Konservative: Reibung, Strömungswiderstand Bsp. Auto bremst: E-kin => E-reib => Straße erwärmt <≠> Straße erwärmen ≠> E-reib ≠> Auto beginnt zu fahren 7.3.2 Wegunabhängigkeit „Die Arbeit, die eine konservative Kraft an einem Teilchen verrichtet, hängt nicht vom Weg ab, den das Teilchen dabei nimmt.“ 45 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster => Test, ob Kraft konservativ: Die von einer konservativen Kraft an einem Teilchen bewirkte Arbeit entlang eines geschlossenen Weges ist Null. Siehe Bsp. 7.1.1 Wanderung über den Berg von x1 => x2 => x1 kostet Arbeit W = 0 Lösungsstrategie zur Energieerhaltung: - welche Objekte gehören zum System ? - wirken konservative Kräfte, d.h. gibt es Reibung, Strömungswiderstand ? - ist das System abgeschlossen? - was sind Anfangs- und Endzustand des Systems ? - was ist der Referenzpunkt der potenziellen Energie? Bsp. Bunjeespringerin, m = 61 kg, Höhe über Fluß 45 m Seil L = 25 m (entspannt), erfüllt Hook`sches Gesetz mit k = 160 N/m L Frage: Abstand ihrer Füße vom Wasser, wenn sie am tiefsten Punkt ankommt? Lsg d h 46 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 7.4 Graphische Darstellung U Ein Großteil der Information über den Prozeßablauf steckt in U(x): Wirkende Kraft: ∆U(x) = -W = – F(x)∆x => F(x) = – dU/dx (Minuszeichen beachten) Bsp. Federkraft: F(x) = – d(½ kx2)/dx = – kx Gravitation: F(x) = – d(mgx)/dx = – mg 7.5 Energieerhaltung & abgeschlossene Systeme „Die Gesamtenergie eines abgeschlossenene Systems kann sich nicht verändern. Gesamtenergie: Etherm Emech = Ekin + Uelas + Ugrav + Etherm + Eint thermische Energie, entsteht z.B. durch Reibung. Klotz wird mit Kraft F von x1 nach x2 gezogen: Emech = (ma + f) dx = ½ mv2 + f(x2 – x1) , Eint f = Reibungkraft Die interne Energie eines Systems ist z.B. chemische Energie in Form molekularer Bindungen oder die Kernenergie (Massenenergie E = mc2). Feynmanns Beispiel Willi besitzt 30 Bauklötze, die absolut unverwüstlich und nicht zerteilbar sind. Er spielt tagsüber mit ihnen. Abends zählt die Mutter nach und entdeckt ein Gesetz: egal was Willi mit den Klötzen macht – es bleiben immer 30 Stück! Eines Tages sind es nur noch 29 Stück Aber nach langer Suche findet sie es unter dem Teppich Eines Tages sind es 32 Stück – helle Aufregung Aber Willis Freund war zu Besuch und hat 2 Klötze vergessen Eines Tages sind es nur 25 Klötze Mutter vermutet 5 Klötze in einer Holzkiste, darf sie aber nicht öffnen da Willi bockt 47 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Sie weiß: 1 Klotz = 85g, leere Holzkiste = 500g Dann macht sie eine erstaunliche Entdeckung: Zahl sichtbarer Klötze + (Kistengewicht – 500g)/85 = konstant 1) Energie: vergessen wir die Klötze, dann berechnen wir abstrakte Dinge. 2) Erhaltung: man muß immer darauf achten ob etwas verschwindet, dazu kommt oder versteckt wird. Beachte: wir wissen in der Physik nicht was eigentlich Energie ist. Wir wissen aber, dass es eine Größe gibt, die sich nicht ändert. Zusammenfassung: Prüfungstrainer Kapitel 1.2, Fragen 1.2.1 – 1.2.14 8 Teilchensysteme Exp. 1) Tennisball hochwerfen => Ball selbst beschreibt Parabelbahn 2) Keule hochwerfen => nur der Schwerpunkt der Keule beschreibt Parabel 8.1 Schwerpunkt xS Der Schwerpunkt eines Teilchensystems (Körpers) bewegt sich so, als wenn die gesamte Masse in ihm konzentriert wäre und alle äußeren Kräfte nur dort angriffen. y System: 2 Teilchen: xS xS = (m1x1 + m2x2)/(m1 + m2) m1 xS = (m1x1 + m2x2)/M x1 S m2 x d M = m1 + m2 x2 Fälle: Nur 1 Teilchen m2 = 0 => xS = x1 Schwerpunkt liegt im Teilchen (1) selbst Gleiche Massen xS = (x1 + x2)/2 Schwerpunkt liegt genau in der Mitte Generell m1 ≠ m2 x1 ≤ xS ≤ x2 Schwerpunkt liegt zwischen den Teilchen Viele Teilchen auf einer Achse xS = 1/M Σ mixi , M = mi Σ Dreidimensionale Teilchenverteilung r→ = rx ex→ +ry ey→ + rz ez→ y rS→ = rSx ex→ + rSy ey→ + rSz ez→ rS→ rS→ = 1/M Σ mri→ z 48 x ri→ Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Feste Körper Aus einzelnen Teilchen wird eine kontinuierlich verteilte Masse, aus Summe wird Integral mit rS = 1/M r dm Integration über die Masse dm ρ = dm/dV = M/V Dichte rS = 1 1 M 1 r r ρ dV = dV = ∫ r dV ∫ ∫ M M V V Integration über das Volumen dV Bestimmung von rS→: - Symmetrie des Körpers ausnutzen, Schwerpunkt sitzt immer in einem Symmetrieelement - Allgemein: Schnittpunkt der 3 Schwerpunktsebenen bestimmen - Schwerpunkt kann auch außerhalb des Körpers liegen (Banane) 8.2 Zweites Newton`sches Axiom Exp. Luftkissentisch, Puck stößt mit ruhendem Puck zusammen, Schwerpunkt bewegt sich Für die Bewegung des Schwerpunktes beider Pucks gilt: F→ = M aS→ Beachte: Feff→ : effektive, von außen wirkende Kraft, innere Kräfte zwischen den Teilchen sind nicht enthalten. M: Gesamtmasse des geschlossenen Systems konstant. aS→: Beschleunigung des Schwerpunktes Beschleunigung der einzelnen Punkte unbekannt Bsp. Feuerwerkskörper Bruchstücke Rakete mit Schwerpunkt xS fliegt auf Parabelbahn, explodiert in der Luft, dabei wirken nur innere Kräfte => Feff→ = Mg Schwerpunkt aller Bruchstücke bewegt sich weiter auf alter Parabel 49 xS Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 8.3 Impuls 8.3.1 Ein Teilchen Ein Teilchen mit der Masse m und Geschwindigkeit v hat den Impuls: p→ = m v→ , p→ immer parallel v→ , da m Skalar was ist die zeitliche Änderung des Impulses? dp d dv = mv = m = ma , dt dt dt r dpr => F = dt wenn Masse m = konstant Zweites Newton`sches Axiom 8.3.2 Teilchensystem Betrachte System aus n Teilchen, die untereinander in Wechselwirkung treten können bzw. äußere Krafteinwirkung erfahren können. Impuls des Systems: P→ = p1→ + p2→ + ...... + pn→ = m1 v1→ + m2 v2→ + ......... + mn vn→ => P→ = M vS → => r r dP r F= = M aS dt Der Gesamtimpuls des Systems ist das Produkt aus Gesamtmasse M und Geschw. vS des Schwerpunktes des Systems. Die äußere, auf das System wirkende Kraft, ist das Produkt aus Gesamtmasse und Beschleunigung aS des Schwerpunktes. 8.4 Impulserhaltung „Wirkt keine äußere Kraft auf ein geschlossenes & isoliertes Teilchensystem und ist die Teilchenzahl (Masse) konstant, dann gilt für den Gesamtimpuls: „ r P = kons tan t d.h. Pi→ = Pf→ Impuls zum Anfang i) ist gleich dem Impuls zum Ende f) 50 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Beweis keine äußere Kraft vorhanden r r dP 0=F = ⇒ P = konstant dt => Physikalische Technik FH Münster Beachte: 1) innerer Kräfte zwischen den Teilchen eines System ändern zwar die einzelnen Impulse pi, nicht aber den Gesamtimpuls P. 2) Impulserhaltung komponentenweise betrachten. Bsp. Weltraumtransporter sprengt Lastmodul ab vi Bewegen sich geradlinig auf die Sonne zu Gesamtmasse M, Lastmodul m = 0,2 M vLM vRT Anfangsgeschwindigkeit: vi= 2100 km/h relativ zur Sonne Nach Abtrennung: Transporter ist um 500 km/h schneller als das Lastmodul Frage: Wie schnell ist der Raumtransporter relativ zur Sonne? Lsg 8.5 Systeme mit veränderlicher Masse bisher: Masse des Systems konstant, neu: Masse ändert sich Exp. Luftballon am Strohalm fliegt durch Rückstoß Leine entlang Rakete fliegt mit konst. Geschw. bzgl einem Inertialsystem durch den Weltraum, keine Gra- vitation, keine Reibung, Geschw. bezogen auf Sonne. Zeit Rakete Geschw. Masse t Triebwerk aus v M t + dt Triebwerk an, v + dv M - dM, dM > 0 Gas u dM Systemgrenze dM u 51 M v M - dM v + dv Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster System: Rakete + Gas ist geschlossen und isoliert => Impulserhaltung gilt P(t) = P(t + dt) (1) Impuls vorher = Impuls nachher Mv = dM u + (M - dM) (v + dv) vrel = u -(v + dv) Gasgeschw. rel. zu Rakete = Gasgeschw. zum System minus Raketengeschw. zur Sonne => u = v + dv + vrel in (1) einsetzen ergibt => -dM vrel = M dv nach t ableiten ergibt => -(dM/dt) vrel = M (dv/dt) => Rvrel = M a = F Erste Raketengleichung R = -dM/dt Produkt aus Rate R des Massenverlustes und Relativgeschw. zwischen Rakete und Verbrennungsprodukten er- Schubkraft: Rvrel gibt die Kraft auf die Rakete. Geschwindigkeitsänderung dv = - vrel dM/M vf => Mf v = dv = - vrel dM/M vi => Beschleunigung von vi nach vf Indices: Anfang: i, Ende: f Mi vf – vi = vrel ln{Mi/Mf} Zweite Raketengleichung Geschwindigkeitszunahme der Rakete, wenn die Masse von Mi nach Mf abnimmt. Vorteil mehrstufiger Raketen: Reduzierung von Mf durch Abwurf leerer Tanks am Ende der Beschleunigungsphase. 9. Stoßprozesse FOLIE Man beobachtet nur Verformungen als Folge des Stoßes, der Prozess selbst läuft zu schnell ab. Fast alles Wissen über Elementarteilchen (Kerne, Protonen, Quarks) hat man aus Stoßprozessen gewonnen. Die Spielregeln der Stoßprozesse sind Energie- & Impulserhaltungssatz. „Ein Stoß / Kollision ist ein isoliertes Ereignis wärend dessen ein oder mehrere Körper für relativ kurze Zeit relativ starke Kräfte aufeinander ausüben“. 52 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 9.1 Impuls & Kinetische Energie Betrachte geschlossenes & isoliertes System (kein Massenaustausch, keine äußere Kraft) Exp. Tischtennisball, Golfball, Knete auf den Boden fallen lassen. „Der Impulserhaltungssatz des Gesamtsystems gilt für elastische und inelastische Stöße bei isoliert & abgeschl. Systemen. Der Impuls des Einzelteilchens kann sich ändern. Elastischer Stoß: Die kinetische Energie der stoßenden Teilchen ändert sich durch den Stoß nicht. Benutze Energie- & Impulserhaltung Inelastischer Stoß: Die kinetische Energie der Teilchen ändert sich (wird meist reduziert und in andere Formen überführt). Benutze nur Impulserhaltung 9.1.1 Inelastischer Stoß Alle Bewegungen laufen entlang einer Achse, betrachte nur Komponenten pi→ = pf→ Index: i: initial, f: final p1i + p2i = p1f + p2f m1v1i + m2v2i = m1v1f + m2v2f Endgeschwindigkeiten sind berechenbar Impulserhaltung => Bsp: Körper haften nach Stoß mit ruhendem Objekt zusammen, z.B. Torwart fliegt mit dem Ball in das Tor, besitzen hinterher gemeinsame Geschwindigkeit v => => m1v1i + m2 *0 = (m1 + m2)v v = v1i * m1 / (m1 + m2) v < v1i da Impuls auf größere Masse verteilt wird Exp. Luftkissenbahn a) Stoß gleicher Massen elastisch b) Stoß gleicher Massen inelastisch c) Stoß gleicher Massen in selbe Richtung, haften zusammen 53 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 9.1.2 Geschwindigkeit des Schwerpunktes vS vS kann sich im isolierten, abgeschlossenen System infolge eines Stoßes nicht ändern, da der Impulserhaltungssatz gilt. => P→ = MvS→ = (m1 + m2)vS P→ = p1i→ + p2i→ vS = (p1i→ + p2i→) / (m1 + m2) FOLIE Beachte Impuls eines Systems kann 0 sein aber kinetische Energie ≠ 0 Billiardkugeln A, B treffen aufeinander P = pA + pB = pA - pA = 0 pA pB = -pA Gesamtimpuls des Systems Ekin = ½ mvA2 + ½ mvB2 ≠ 0 Ekin des Systems aber Ekin-S = ½ (m + m)vS2 = 0 Bsp. Ekin des Schwerpunktes (selber rechnen) Die Geschwindigkeit von Geschossen wurde vor elektronischer Zeitmessung mit dem ballistischem Pendel bestimmt. Kugel trifft in Holzblock, beide gehen nach oben. Kugel: m = 9,5 g, v = ? Block: M = 5,4 kg, schwingt hoch um 6,3 cm Problem: irreversibler Prozeß, Wärmeentwicklung beim Abbremsen der Kugel, Energieerhaltung wird nicht vollständig erfasst Schritt 1: System: Block-Kugel, Stoß dauert nur kurze Zeit => Seile in Ruhe => äußerer Kraftstoß auf System = 0 => Impulserhaltung gilt => mv +M*0 = V*(m + M) => V = mv /(m + M) Schritt 2: System: Block-Kugel-Erde, Mechanische Energie dieses Systems bleibt erhalten, Seilkräft ohne Einfluss, da immer senkrecht auf Geschwindigkeit => Ekin = Ugrav ½ (m + M)V2 = (m + M)gh ½ {mv/(m + M)}2) = gh => mit V aus Schritt (1) v = (m + M)/m * [2gh]½ = 630 m/s Ein ballistisches Pendel überführt die hohe, schwer messbare Geschwindigkeit der leichten Kugel in eine kleine, daher leicht messbare Geschwindigkeit des schweren Holzblocks. 54 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 9.2 Elastische Stöße 9.2.1 Stoß mit ruhendem Objekt „Beim elastischen Stoß bleibt die gesamte kinetische Energie des Systems erhalten, die kinetische Energie der einzelnen Teilchen kann sich ändern.“ Exp. Pendelgestell: 1 Kugel schwingt gegen die linke Seite, rechts hebt sich 1 Kugel 2 Kugeln stoßen links => 2 Kugeln heben sich rechts Frage Warum ruht die erste Kugel (Billiard) ? Lsg. a) Impulserhaltung m1v1i + m2 0 = m1v1f + m2v2f b) Energierhaltung ½ m1v1i2 = ½ m1v1f2 + ½ m2v2f2 v1i→ v2i→ = 0 vorher i) m1 aus a) => aus b) => m1/m2 * (v1i - v1f ) = v2f m1(v1i + v1f )(v1i - v1f ) = m2v2f2 v2f ersetzen m1(v1i + v1f )(v1i - v1f ) = m2 [m1/m2 * (v1i - v1f )] 2 m12/m2 * (v1i => m1(v1i + v1f ) = => m2(v1i + v1f ) = m1(v1i - v1f ) => v1f = v1i (m1 - m2 ) /(m1 + m2) m2 v1f→ v2f→ (Bin. Formel) aus a) nachher f) - v1f ) Kugel 1 aus a) => v1f = 1/m1 * (m1v1i - m2v2f ) in b) setzen m12v1i2 = m1m2 v2f2 + (m1v1i )2- 2m1m2 v1iv2f + (m2v2f )2 => 0 = m1m2 v2f - 2m1m2 v1i + m22v2f ; durch v2f teilen => v2f = 2m1v1i / (m1+ m2 ) Kugel 2 Spezialfälle: 1) Gleiche Massen m1 = m2 => v1f = 0, v2f = v1i unser Experiment, Billiard 2) schweres Ziel m2 >> m1 => v1f ≈ - v1i , v2f ≈ v1i*2m1/m2 Perle gegen Kanonenkugel 3) schweres Geschoß m1 > m2 => v1f ≈ v1i , v2f ≈ 2v1i Faktor 2 in 2) durch Richtungsumkehr des leichten Balls v => -v, in 3) von v = 0 => 2v Bsp. Squashball wird von der Wand in x-y-Ebene reflektiert Impulsänderung: ∆p→ = p2→ - p1→ x-Achse ∆px = p2x - p1x = 0 y-Achse ∆py = p2y - p1y = (p2y - (-p2y)) = 2 p2y 55 y p1→ ∆p θ θ p2→ Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 9.2.2 Stoß mit bewegtem Objekt wenn v2i ≠ 0 ergeben sich analog zu 9.2.1 folgende Gleichungen: => v1f = v1i (m1 - m2 ) /(m1 + m2) + 2m2 v2i /(m1 + m2) Teilchen 1 => v2f = 2m1v1i / (m1+ m2 ) + v2i (m2 - m1) /(m1 + m2) Teilchen 2 ergeben im Grenzfall v2i = 0 die Gleichungen aus 10.4.1. Bsp. Zwei Schlittschuläufer stoßen zusammen und halten sich fest y (inelastischer Stoß) Paul mP = 83 kg, viP = 6,2 km/h in x-Richtung mP Barbara mB = 55 kg, viB = 7,8 km/h in y-Richtung Frage: Geschw. des Paares nach Zusammenstoß ? θ S Lsg: mB Frage wie läuft der Schwerpunkt vor / nach dem Stoß ? Lsg. Zusammenfassung: Prüfungstrainer Kapitel 1.3, Fragen 1.3.1 – 1.3.7 56 (mB + mP) x Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 10. Rotation Alle Bewegungsformen lassen sich aus Translations- und Rotationsbewegungen aufbauen. Wir betrachten hier: - starrer Körper - Drehachse fest, (keine Bowlingkugel) Idee: eine Translationsbewegung ist eindeutig beschrieben durch x(t) Eine Rotationsbewegung ist eindeutig beschrieben durch θ(t) => Drehachse 10.1 Drehwinkel Körper θ = s/r wenn θ klein [θ] = rad Bogenmaß θ r 360o = 2π rad s θ θ < 0 im Urzeigersinn s θ > 0 gegen Urzeigersinn Beschreibung gilt nicht nur für einen Punkt des starren Körpers, sondern für alle Punkte! 10.2 Winkelgeschwindigkeit ω = dθ/dt ∆θ [ω] = rad / s, Umdrehungen / min 10.3 Winkelbeschleunigung α = dω/dt = d2θ/dt2 [α] = rad / s2 Bsp. Drehende Scheibe sei: θ (t ) = −1 − 0,6t + 0.25t 2 , [t] = s, [ ] = rad θ Frage: Zeichne (t) für -3s < t < 6s und Bezugslinien θ Lsg. θ (t) durch Bezugslinie gegeben, z.B für t = -2 s θ (2) = −1 + 0,6 ⋅ 2 + 0.25 ⋅ (−2) 2 = 1,2 rad = 1,2 Frage: Winkelgeschwindigkeit als Funktion der Zeit Lsg. ω= dθ = −0,6 + 0,5 t dt 57 360° = 69° 2π θ2 zu t2 θ1 zu t1 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 10.4 Rotation bei konstanter Winkelbeschleunigung Rotationen bei konstanter Winkelbeschleunigung lassen sich analog den Gleichungen von Translationsbewegungen mit konstanter Beschleunigung ausdrücken. 1 Translations- Unbekannte v(t) = v0 + at x – x0 2 v θ - θ0 ω Rotations-Gleichung . ω (t) = ω0 + αt Lernen! θ - θ0 = ω0 t + ½αt 2 2 x – x0 = v0t + ½ at 3 v2 = v02 +2a(x –x0) t t ω2 (t) = ω02 + 2α(θ - θ0) 4 x – x0 = ½(v0 + v)t a α θ - θ0 = ½ (ω0 + ω) t 5 x – x0 = vt - ½ at2 v0 ω0 θ - θ0 = ωt – ½ αt2 herleiten Kontrollfrage: können obige Gleichungen angewendet werden auf: θ(t) = -5t3 + 27t2 – 4, θ(t) = -5t2 + 27t +1, 10.5.1 Rotation & Translation Bei Rotation eines starren Körpers um eine Drehachse legen alle Punkte den selben Winkel pro Zeiteinheit zurück. Die zurückgelegte Strecke, Geschwindigkeit steigt aber mit dem Umfang also mit dem Abstand vom Zentrum (Drehachse). Beispiel Karussell Exp. rotierende Scheibe mit Klötzen Bei Anstieg von ω rutschen zuerst die äußeren Klötze 1) Bezugssystem Raum 2) Bezugssystem Scheibe, Kamera dreht mit, vorher aufnehmen, in VL zeigen Gesucht: Zusammenhang zwischen Rotations- und Translationsgrößen. r r r dθ , ω , α Rotation & Vektoren Größe Vektorrichtung Orientierung Geschwindigkeit ω→ Drehachse rechte Hand Regel Beschleunigung α→ Drehachse rechte Hand Regel Winkel nur kleines dθ → Drehachse rechte Hand regel r Unterscheide dθ , dθ Betrag und Vektor 58 Drehachse r d θ s Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Problem: Für große Winkel ist θ kein Vektor, denn das Kommutativgesetz gilt nicht bei Addition der Drehwinkel. Die Reihenfolge der Rotationen ist wichtig! Ort Punkt r r r r = r (cos θ e x + sin θ e y ) Kreisbogen dr→ = r1→ - r2→ dr→ = dθ→ × r→ /dr/ = d r θ r = Radius dθ→ in Richtung Drehachse r r Bezeichnung oft s = dr Geschwindigkeit Vektor v→ = dr→/dt = ω→ × r→ Betrag v= r ω ω konstant für alle Punkte des Körpers, aber v nimmt mit Abstand von der Drehachse zu. Beweis (selber rechnen) (mit dr = dθ r) r r r drr r r r dθ r r r r d r d r r dθ r r= dθ × r = × r + dθ × = ω × r + dθ × r (− sin θ e x + cos θ e y ) = ω × r dt dt dt dt dt 1 424 3 ( ) 0 da parallel v → = r [(dθ/dt) (-sinθ ex→) + (dθ/dt) cosθ ey→] , = ω r [(-sinθ ex→) + cosθ ey→] θ = ω t => r(t) → = r [cosωt ex→) + sinωt ey→] mit Beschleunigung Vektor a→ = dv→/dt = d/dt(ω→ × r→) Skalar a = (dω/dt)r + ω(dr/dt) (Produktregel) = (dω/dt) r + ω (r dθ/dt) a = α r + ω2r tangentiale radiale Beschleunigung atangential Proportional Geschwindigkeitsänderung aradial tritt auch bei konstanter Geschwindigkeit auf mit ω = v/r => ω2r = v2/r Zentripetalbeschleunigung 59 r = konstant Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 10.5.2 Rotierende Bezugssysteme welche Scheinkräfte treten bei einem rotierenden Bezugssystem auf? Bsp. Fussballer auf rotierender Scheibe Tor steht außerhalb fest Scheibe rotiert mit ω : Beobachter im Festes System Rotierendes System (1) Ort r r Geschw. r v Beschl. r a Koordinatensystem r r r ex , e y , ez r r r r r r r′ v′ a′ e´ x , e´ y , e´ z r r ( r ′ = r weil Ort unabhängig vom rotierenden Koordinatensystem) r r r r (t ) = x(t )e x + y (t )e y + z (t )e z r r r u =ω×r Relativgeschw. der Koordinatensysteme r r dr r r r r r v= = v′ + u = v′ + ω × r dt r r r r dv dv ′ dr a= = +ω× ω =konstant dt dt dt Der Beobachter im festen System erhält mit den Koordinaten des rotierenden Systems aus dv ′ = a ′ + (ω × v ′) ohne Bew. (Produktregel: Ableit. v + Ableit. System) dt r r r r r r r r (1) a = a ′ + ω × v ′ + ω × (v ′ + ω × r ) r r r r r r r => a = a ′ + 2 ω × v ′ + ω × (ω × r ) (umstellen mit a × b = −b × a ) r r r r r r r => a ′ = a ′ + 2 (v ′ × ω ) + ω × (r × ω ) aus Sicht des rotierenden Systems Bahn Kraftdefinition F = ma Corioliskraft r FC = 2 m (v ′ × ω ) => r FC v´ tritt bei bewegten Objekten auf ω FZ Zentrifugalkraft r r r FZ = m ω × (r × ω ) tritt immer auf rxω ω Luft strömt von außen in das Tiefdruckgebiet, von allen Seiten mit v` v` F T F 60 v` Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 10.6 Kinetische Energie Exp. a) 2 Cola-Dosen leer / voll rollen die Schräge hinunter Worin unterscheiden sich die Dosen? b) Ring + Holzrolle mit identischer Masse Problem: Ein rotierendes Kreissägeblatt besitzt offensichtlich kinetische Energie. Wie groß ist diese? Bekannt Form E = ½ mv2 für das Sägeblatt als Ganzes, d.h. Betrachtung des Schwerpunktes hilft nicht weiter, denn vS = 0. Lsg. betrachte jeden Massenpunkt mi des Sägeblatts mit individueller Geschwindigkeit vi Ekin = Σ ½ mivi2 vi = ωri individuelle Geschw. vi abhängig vom Abstand zur Drehachse, Winkelgeschw. ω ist aber für alle Punkte gleich Ekin = Σ ½ mi (ωri)2 = ½ Σ miri2 ω2 ERot = ½ I ω2 vergleiche mit Ekin = ½ mi v2 Trägheitsmoment: I = Σ miri2 gibt die Massenverteilung bzgl. einer Drehachse an r [I] = kgm2 Translationsbewegung: Ekin ~ träge Masse m Rotationsbewegung: Ekin ~ Trägheitsmoment I Je kleiner das Trägheitsmoment, desto leichter läßt sich ein Körper drehen Drehachse a Bsp. Trägheitsmoment einer Stange Ia > Ib ra Drehachse b Bsp. Ordne die Trägkeitsmomente nach ihrer Größe. rb 1m 36 kg 2m 9 kg 3m Drehachse 61 4 kg m Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 10.7 Trägheitsmoment Berechnung des Trägheitsmomentes eines beliebigen Körpers I = ∫ ri2dm per Hand oder Computer Exp. a) Buch dreht erst um Achse mit höchstem Trägheitsmoment I. Buch ändert die Drehachse, rotiert später um Achse mit kleinstem Moment I (Energieminimierung). b) Messung Trägheitsmoment aus Praktikum, schwingender Aluklotz Satz von Steiner Bekannt ist das Trägheitsmoment IS einer Achse, die durch den Schwerpunkt des Körpers mit Masse M geht. Das Trägheitsmoment bzgl. einer beliebigen parallelen Achse mit dem Abstand h ist dann: Drehachse Schwerpunkt I = IS + Mh2 I = ∫ r2dm = = ∫ [(x – a)2 + (y –b)2] dm Beweis integrieren um neue Achse mit Ursprung x = a, y = b = ∫ (x2 + y2) dm - 2a∫ x dm – 2b∫ y dm + ∫ (a2 + b2) dm = denn IS - 0 - 0 + Mh2 ∫xdm = 0, ∫ydm = 0 summiert um Schwerpunkt, gleich viele neg. wie pos. Anteile 10.8 Drehmoment Warum ist die Türklinke möglichst weit vom Scharnier der Tür entfern? In welche Richtung muß ich ziehen, um die Tür am leichtesten zu öffnen? F→ T→ = r→ × F→ T = r F sin θ F sin θ θ [T] = Nm, nicht mit Arbeit verwechseln! r→ nur Kraftkomponente senkrecht auf r→ bewirkt Drehmoment 62 T Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Hebelarm: Komponente von r→ , die senkrecht auf F→ steht T = Drehachse T→ senkrecht auf r→ und F→ T→ Fläche, von F→, r→ aufgespannt Idee: Die Lage der Drehachse wird durch die Kraft und ihre r F Orientierung zum Hebelarm festgelegt. Superpositionsprinzip: FOLIE Schraubenschlüssel Resultierendes Drehmoment ist die Summe der einzelnen Drehmomente. Bsp. Ordne die Drehmomente nach ihrer Größe (alle Kräfte sind betragsmäßig gleich) Lsg. Exp. Drehmomentenschlüssel 2. Newton`sches Axiom für die Rotation Kraft zieht Teilchen auf Kreisbahn, Teilchen rotiert um Drehachse Masse m, Abstand r nur tangentiale Kraftkomponente wirkt Fsin θ = mat mit T = (F sinθ) r => T = mat r at: lineare Tangentialbeschleunigung mit at = α r, α: Winkelbeschleunigung = m(αr) r = mr2 α => T=Iα (α im Bogenmaß) Das Drehmoment ergibt sich aus Trägheitsmoment und Winkelbeschleunigung. Bsp. Scheibe mit M = 2,5 kg, r = 20 cm, einheitliche Dicke M r Horizontale Drehachse, masseloses Seil hält Block m = 1,2 kg FS Frage a) Beschleunigung des fallenden Blocks FS b) Seilkraft FS m c) Winkelbeschleunigung α mg 63 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Lsg 10.9 Rotationsenergie angreifende Kraft => Drehmoment => Beschleunigung => Energiezunahme Fz h Exp. Kugel rollt durch Looping, R Frage: Berechne v im Minimum Lsg. Ugrav = Ekin + Erot mgh = ½ mv2 + ½ I ω 2 , mit ω = v / r , Kugelradius r => 2mgh = (m+ I/r2)v2 => v = 2mgh = m + I / r2 2mgh = 2 m+ m 5 2 gh 1,4 (I = 2 2 mr für Kugel) 5 ohne Erot wäre v größer, da 1 statt 1,4 im Nenner stünde Frage aus welcher Höhe h muß die Kugel starten, damit sie den Looping durchlaufen kann? Lsg H = 0,7 R über dem obersten Punkt des Loopings 64 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Arbeit . dW = F→ dr→ , F dr→ als Kreissegment . . dW = F→ (dθ→ × r→) = (r→ × F→) dθ→ Vertauschung im Spatprodukt r2 dr r1 T→ = (r→ × F→) mit W = ∫ dW , => W = ∫ T→ dθ→ . Leistung P = dW/dt => => (( T ) ) r d r r P= r × F ⋅ dθ dt r r P = T ⋅ω d ,d θ ω wenn Kreisradius r und F konstant T übernimmt die Rolle von F Arbeit, Leistung sind maximal, wenn T paralel zur Drehachse F ideal F ungünstig Translation (feste Richtung) Rotation (feste Achse) Winkel θ Ort x Geschwindigkeit v = dx/dt ω = dθ/dt Beschleunigung a = dv/dt α = dω/dt Masse m Trägheitsmoment Kraft F = ma Drehmoment Arbeit W = ∫ F dx ∫ T dθ Kin. Energie Ekin = ½ mv2 Ekin = ½ Iω2 Leistung (F konst) P=F v . I T=Iα . (T konst.) 65 . P=T ω Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 10.11 Rollbewegung Kombinierte Rotations und Translationsbewegung Schwerpunkt S: lineare Bewegung mit vS Kontaktpunkt P: vS “ Leuchtspur S R Denn er liegt immer unter S P Rollen = Rotation um Auflagepunkt P mit ω Geschw. Punkt Q: v Q = RQ ω Schwerpunkt S: vS = R ω vS Oberseite Punkt T: vT = 2 R ω , denn RT = 2 R R Unterseite Punkt P: v P = 0 ⋅ ω = 0 denn Rp = 0 Beschleunigung S: rS = R α T RT ω Q S RQ ω P Alternative Darstellung reine Rotation FOLIE = Rollbewegung v = vS vT = 2vS R v = -vS P => reine Translation v = vS T S + v = vS v=0 vT = 2ωR = 2vS Photo eines sich drehenden Rades: Speichen oben unscharf, unten scharf Bsp. Clown fährt auf Fahrrad durch die Manege. Durchmesser des Vorderrades = 2x des Durchmessers vom Hinterrad. Frage:ist die lineare Geschw. des äußersten Punktes T am Hinterrad größer, gleich, kleiner der des Vorderrades? Lsg. Frage Winkelgeschw. des Hinterrades größer, gleich kleiner als der des Vorderrades? Lsg. 66 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Kinetische Energie der Rollbewegung Translations des Schwerpunktes + Rotation um den Schwerpunkt Ekin = ½ mvS2 + ½ ISω2 Kräfte bei Rollbewegung Exp. 2 Mullbinden rollen eine Schräge hinab. Welche Mullbinde ist schneller? a) geschlossene Rolle, b) offene Rolle wickelt sich auf Schräge: Rad / Mullbinde rollt nur, wenn Reibungskraft zwischen Unterlage und Rad wirkt, sonst würde es gleiten / rutschen, also keine Rotationsbewegung ausführen. Gesucht ist die Beschleunigung aS des Schwerpunktes N Schräge: Koordinatensystem gekippt um θ Gravitation: Fg sinθ R f θ Normalkraft: N senkrecht zur Ebene Reibungskraft: f nicht bekannt Kräfte: f – mg sinθ = maS (1) Drehmomente: Rf = ISα (2) mit aS = -Rα Lsg. Fg sinθ x Fg denn aS in neg. x-Richtung, α > 0 da gegen die Uhr => f = (-IS as)/R2 in (1) => (-IS as)/R2 - mg sinθ = maS => aS = (-g sinθ)/(1 + IS/mR2) (für Scheibe gilt: IS = ½ mR2) => aS = (-g sinθ)/(1 + 1/2) => also ist aS unabhängig vom Trägheitsmoment offene Mullbinde ist schneller als geschlossene Mullbinde, da der Schwerpunkt durch das Abwickeln fällt, d.h. die Steigung sinθ nimmt effektiv zu. 67 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 11.1 Drehimpuls Analog zum Impuls p→ der Translation gibt es den Drehimpuls l→ der Rotation L→ = (r→ × p→) L = r mv sinθ [L] = kg m2/s Konstruktion: rechte Hand-Regel, Bezugspunkt notwendig L→ senkrecht auf der Rotationsebene L < 0 wenn Teilchen im Uhrzeigersinn dreht 2tes Newton`sches Axiom T→ =dL→ / dt Die Vektorsumme aller Drehmomente, die auf ein Teilchen wirken, ist gleich der zeitlichen Änderungsrate des Drehimpulses. Beweis: L→ = m(r→ × v→) dL→ /dt = m(r→ × dv→/dt + dr→/dt × v→) Produktregel, Faktoren nicht dL→ /dt = m(r→ × a→ + v→ × v→) dL→ /dt = (r→ × ma→ + 0) vertauschen! v→ × v→ = 0, da v parallel v dL→ /dt = (r→ × F→) = T→ ma→ = F→ Beachte: T→ und dL→ müssen für den selben Bezugspunkt angegeben werden. 11.2 Drehimpuls eines starren Körpers A) Teilchensystem Für ein System aus mehreren Massenpunkten addieren sich die Drehimpulse Li→ vektoriell L→ = Σ Li→ dL→/dt = Σ Ti→ = T→ 68 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Σ Ti→ a) äußere Drehmomente durch äußere Kräfte b) innere Drehmomente, durch innere Kräfte der Teilchen untereinander, heben sich aber gegenseitig auf (actio = reactio). Bezugspunkt: wenn Schwerpunkt beschleunigt wird, darf nur dieser als Bezugspunkt genommen werden (rollendes Rad), sonst ist jeder Bezugspunkt erlaubt. B) Starrer Körper L Starrer Körper rotiert mit konstantem ω um feste Drehachse, risinθ mi gesucht: L bzgl. der Drehachse pi Lsg. summiere die Drehimpulse aller Massenelemente mi ri θ L = Σ li = Σ (ri sinθ mi vi) = Σ [(ri sinθ) mi ω (ri sinθ)] , Komponenten senkrecht zur Achse: ri sinθ mit Σ( ri sinθ) 2 mi Trägheitsmoment bzgl. Rotationsachse L=ωI Bsp. Scheibe, Ring, Kugel mit gleicher Masse u. gleichem Radius werden durch Faden tangential über gleiche Zeit mit gleicher Kraft aus der Ruhe um zentrale Drehachse beschleunigt. Ordne nach a) Drehimpuls L, b) Winkelgeschw. ω Scheibe Ring Kugel F Lsg. 11.3 Drehimpulserhaltung Wirkt auf das System kein äußeres Drehmoment T→, so ist der Drehimpuls konstant: dL→/dt = T→ = 0 Gilt über die Newton`sche Mechanik hinaus: Relativitätstheorie, Quantenmechanik 69 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Was bedeuted Drehimulserhaltung? Exp. Person auf Drehstuhl ändert den Abstand der Hanteln vom Körper => ω ändert sich Es wirkt kein äußeres Drehmoment, also gilt der Drehimpulserhaltungssatz. r r groß => I = Σ miri2 groß r klein => I = Σ miri2 klein Drehimpulserhaltung: L = konstant => ω = L / I klein => Bsp. ω => ω = L / I groß ändert sich mit der Massenverteilung über das Trägheitsmoment Pyroette beim Eistanz oder Salto beim Turmsprung L→ - Beim Absprung erzeugt der Springer einen Drehimpuls. - Nach Absprung: System isoliert, wirken keine Drehmomente => Drehimpulserhaltung - Zieht er Beine, Arme an, so verkleinert sich I => dreht sich schneller (Salto) Exp. Person sitzt auf Drehstul (in Ruhe) und hält drehendes Rad in der Hand. Achsen von Stuhl / Rad sind parallel. Dann dreht er das Farrad um 180o. Damit beginnt der Stuhl sich zu drehen. Am Trägheitsmoment hat sich nichts geändert, was ist passiert? Deutung: System: Rad + Person, Drehimpulserhaltungssatz gilt, da kein äußeres Drehmoment bei Radumkehr wirkt LRad-i + LPers-i = LRad-f + LPers-f = konstant LRad-i + 0 = -LRad-i + LPers-f => 2LRad-i = LPers-f 2ωRad-i IRad = IPers ωPers-f mit IRad = 1,2 kgm2, ωRad-i = 3,9 U/s , IPers = 6,8 kgm2 ωPers = (2*1,2kgm2/6,8 kgm2 )*3,9 U/s) = 1,4 U/s Rotation stoppen => Rad um 180o zurückdrehen. 70 -LRad-i LRad-i Trägheitsmomente konstant ωPers = (2 IRad /IPers) ωRad-i => LPers Beginn Ende Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Translation Rotation Kraft F→ Drehmoment T→ = r→ × F→ Impuls p→ Drehimpuls L→ = r→ × p→ Impuls P→ = Mv S → Drehimpuls L→ = Iω→ , für starren Körper 2.newt. Axiom F→ = dP→/dt T→ = dL→/dt Erhaltungssatz P→ = konstant L→ = konstant (isoliert, abgeschl.) Bisher Drehimpulserhaltung bei Änderung von: a) Trägheitsmoment (Hanteln), b) innerer Drehimpuls (Fahrrad) Neu Drehimpulsänderung bei äußerem Drehmoment (Kreisel) (kein isoliertes System) 11.4 Kreisel Exp. Ein um die waagerechte Achse rotierendes Rad wird am Achsenende aufgehängt. Es wirkt die Gravitationskraft, d.h. System ist nicht mehr isoliert. Das Rad weicht senkrecht zur einwirkenden Kraft aus. FOLIE Präzession: horizontaler Drehimpuls L→, vertikale Kraft => Kreisel weicht senkrecht zur Kraft aus => dL→ = T→dt, L→ = konst, da T→ senkrecht auf L→ Präzessionswinkel: dϕ = dL/( L sinα) = Tdt/(L sinα) Geschwindigkeit wPräz = dϕ /dt = T / (L sinα) wPräz = (mgr)/(Iω) wPräz Lsin dL α ϕ α mit T = mg (r sinα) unabh. vom Neigungswinkel α L mg Rad T rsinα α r 71 mg Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Drehimpulse - Anwendung: a) Stabilisierung freier Bewegungen z.B. Diskuswerfen: Eigenrotation des Diskus erhält den Neigungswinkel => Auftrieb wie bei Tragfläche => höhere Reichweite Exp zeigen mit Kreisel b) künstlicher Horizont im Flugzeug c) Schiffsstabilisator: angetriebener Kreisel mit senkrechter Achse gleicht Schlingern des Schiffs um Längsachse aus, Freihändig Fahrradfahren Exp. Levitation des magnetischen Kreisels. Stabilisation der Rotation durch Drehimpuls . Zusammenfassung: Prüfungstrainer Kapitel 1.4 + 1.5, Fragen 1.4.1 – 1.4.17, 1.5.1 – 1.5.10 11.5 Gleichgewicht Welche Objekte befinden sich im Gleichgewicht: i) Buch, auf Tisch liegend, ii) Puck, mit konstanter Geschw. über Eisfläche gleitend iii) rotierende Blätter des Deckenventilators, iv) Rad, mit konst. Geschw. rollend => alle ! Für einen starren Körper im Gleichgewicht gilt: a) F→Ges = dP→/dt = 0 die Summe aller Kräfte verschwindet, b) T→Ges = dL→/dt = 0 die Summe aller Drehmomente verschwindet bzgl. aller Punkte des Körpers. r1→ 11.5.1 Hebelgesetz folgt aus b) T1→ + T2→ = 0 => N r2→ F1→ r1→ × F1→= - r2→ × F2→ F1+F2 Exp. Balkenwaage 72 F2→ Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Wie muß man einen Körper unterstützen, auf dessen Massenpunkte mi die Schwerkraft wirkt? sei Fges→ = Σ mig→ = 0 => T1ges→ = Σ mi r1→ × g→ = -g→ × Σ mi r1→ = 0 => Σ mi r1→ = 0 => Ursprung der Vektoren muß im Schwerpunkt liegen. 11.5.2 Arten des Gleichgewichtes A) indifferentes Gleichgewicht Ein im Schwerpunkt S aufgehängter Körper ist in jeder Lage im Gleichgewicht r B) Stabiles Gleichgewicht S Körper senkrecht über dem Schwerpunkt aufgehängt => Lageänderung erzeugt Drehmoment, das zum Gleichgewicht zurückführt F mg T→= r→ × F→ C) Labiles Gleichgewicht Körper senkrecht unter dem Schwerpunkt aufgehängt F => Kleinste Drehmomente führen Körper aus Gleichgewicht weg. h(x) mg 11.5.3 Gleichgewicht & potenzielle Energie x Betrachte U(x) = mgh(x) des Schwerpunktes bzgl. Aufhängungspunkt Gleichgewicht herrscht, wenn dU/dx = 0 indifferent stabil labil U(x) x x x F = -dU/dx F F F 73 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 11.6 Einfache Maschinen Physikalische Technik FH Münster (selber durchrechnen) Die einfachsten mechanischen Maschinen dienen zur Verrichtung von Arbeit. Meist ist die Heraufsetzung von Kräften gewünscht. Aus dem Energieerhaltungssatz folgt die Goldene Regel der Mechanik: “Im verlustfreien Fall verhalten sich die entsprechenden Verschiebungen umgekehrt proportional wie die zugehörigen Kräfte” Hebelgesetz Gleiche Drehmomente r1 dx3 T1 = -T2 => r1 F1 = -r2 F2 Energieerhaltung r2 F1 dx2 F2 F1 dx1 = -F2 dx2 => F1 (r1 θ) = -F2 (r2 θ) gleiche Ergebnis Flaschenzug besitzt n lose Rollen und n feste Rollen wenn Seilende gezogen um ds2 => Last hebt sich um ds1 = ds2/2n ds1 denn Last verteilt sich auf 2n Seilabschnitte => F1 ds1 = F2 ds2 => F2 = F1 / 2n Energiesatz F1 Getriebe Zwei Zahnräder mir r1, r2 greifen ineinander Berührungspunkt: gleiche Lineargeschwindigkeiten v1 => = v2 = v , v = ωr ω1/ω2 = (v/r1) / (v /r2) = r2 /r1 Bei verlustfreiem Leistungsübetrag: P1 = T1ω1 = T2ω2 = P2 = konstant => F2 ds2 ω1/ω2 = T2 / T1 74 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 12 Fluid-Dynamik 12.1 Fluide Deformation eines Körpers kann heißen: a) Formänderung wie Scherung, Biegung, Verdrillung (Festkörper) b) Volumenänderung wie Kompression, Dilatation (Festkörper, Fluide, Gase) Fluide: Sind Substanzen, die strömen können, wie Flüssigkeiten, Gase. Daher Beschreibung nicht durch Masse / Kraft sondern durch Dichte und Druck. 12.2.1 Dichte ρ = m/V für homogenes Medium [ρ] = kg/m3 Skalar 12.2.2 Druck Druck des Fluids bewirkt eine Kraft F auf den Kolben der Fläche A p = F→/A Skalar ohne Richtungsabhängigkeit [p] = N/m2 = Pa (Pascal) Atmosphärendruck 1 atm = 1,013 bar = 1,013 *105 Pa = 760 Torr Anwendung: Federdruckmanometer Merkhilfe: Bleistiftdruck der Spitze größer als der der Rückseite Bsp. Welche Masse hat die Luft in einem Zimmer der Größe 3,5m x 4,2m x 2,4 m bei Atmosphärendruck p = 1,013 bar? Lsg 75 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Exp. Magdeburger Halbkugel (1654, Otto von Guericke) Wenn man der Luft einen Druck zordnen kann, dann muss sie auch eine Druckkraft bewirken. Kiste Wasser hängt an evakuierte Kugel. Kräfte: F = pA Radius r = 5 cm F = 1,013 *105 Pa * π(0,05m)2 = 796 N Exp. Schokoküsse explodieren im Vakuum 12.3 Hydrostatischer Druck in ruhenden Fluiden Erfahrung: Taucher: Wasserdruck nimmt mit steigender Wassertiefe zu Bergsteiger: Luftdruck nimmt mit steigender Höhe ab Gesucht: Druck als Funktion der Tiefe in Becken mit ruhendem Wasser, d.h. Gleichgewicht Betrachte zylinderförmiges Wasservolumen V = A(y1 – y2) y Wasser y1 Luft A y2 p p1 p2 Kräfte auf Testvolumen: F1 = p1 A durch Wasser oberhalb des Zylinders F2: = p2 A durch Wasser unterhalb des Zylinders mg = ρA(y1 – y2)g F1 mg F2 Gravitation auf Wasser im Zylinder, A(y1 – y2) = Verdrängung F2 = F1 + mg => p2 = p1 +ρ(y1 – y2)g (A gekürzt) Wasserdruck in Tiefe h Wasseroberfläche y1 = 0, Luftdruck p1 = p0 => p = p0 + ρgh => Der Druck an einem Punkt in einem Fluid im statischen Gleichgewicht hängt nur von FOLIE DRUCKVERHÄLTNISSE der Tiefe des Punktes ab, aber nicht von den Abmessungen des Behälters. 76 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Bsp. Alle Behälter sind mit Öl gefüllt. Ordne nach Größe des Drucks auf der Bodenfläche h Lsg Bsp. (selber rechnen) Für alle, die Omas Weihnachtsgeld beim Tauchen im roten Meer verprassen: Ein Anfänger im Scuba-Tauchen nimmt in einer Tiefe h aus dem Atemgerät ausreichend Luft zu sich um seine Lungen so weit zu füllen wie es geht. Dann schwimmt er nach oben an die Wasseroberfläche aber hört nicht auf seinen Lehrer und atmet nicht aus. Oben angekommen wirkt ein Druckunterschied zwischen Luft und Lunge von 9,3 kPa. Aus welcher Tiefe ist er gestartet? Lsg. => p = p0 + ρgh Druck in Tiefe h auf Lunge und Blut p0 Luftdruck an Oberfläche ∆p = p - p0 = ρgh Überdruck der Lunge nach aussen & gegenüber Blut h = ∆p/ ρg = 9300 Pa/(998kg/m3 9,81m/s2) = 0,95 m => Problem: Lungen reißen und Luft wird in`s Blut gepresst, Luft wandert zum Herzen. 12.4 Druckmessung im Quecksilberbarometer Exp. U-Rohr mit Vakuumpumpe ansteuern Glasröhre mit Hg gefüllt, kopfüber in Hg-Bad gestellt, Hg fließt in`s Bad, => oberer Raum Vakuum (Hg-Dampf ist vernachlässigbar) gesucht: Abhängigkeit Hg-Säulenhöhe von Luftdruck p0 p2 = 0 => p1 = p2 +ρgh (Formel aus 12.3) y2 mit y1 = 0, p1 = p0 (Luftdruck) y2 = h p0 p1 y2 = h, p2 = 0 => p0 = ρgh Hg y1 = 0 Druck abh. von Temp über ρ(T), Ort auf der Erde über g Hg-Höhe in mm entspricht dem Druck in Torr, wenn T = 0oC, g = 9,80665m/s2 77 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 12.5 Pascalsches Prinzip Eine Druckänderung in einem abgeschlossenen inkompressiblen Fluid wird unvermindert auf jeden Teil des Fluids sowie die Wände abgegeben. p = pext +ρgh => ∆p = pext für Punkt in konstanter Tiefe h d.h. wenn sich der Druck in konstanter Wassertiefe ändert, dann nur weil sich der externe Druck ändert Exp. Wagenheber, Hydraulikpresse Anwendung: Hydraulik-Presse F1 F2 Kräfte: Druck auf beide Flächen ist gleich groß => ∆p = F1 /A1 = F2/A2 => F2 = F1 *A2 /A1 A1 d1 A2 Öl Kräfte und Flächen verhalten sich invers Arbeit: Hebelbewegungen verdrängen das selbe Volumen V = d1A1 = d2A2 => d2 = d1 A1 /A2 => W = F2d2 = (F1 *A2 /A1) (d1 A1 /A2) = F1d1 Kleine Kraft, die auf langem Weg wirkt, wird umgewandelt in große Kraft, die auf kleinem Weg wirkt. Verhalten folgt direkt aus der Energieerhaltung, d.h. Kraft x Weg = konstant. 12.6 Archimedisches Prinzip Exp. a) Masse hängt in Luft an Federwaage, b) Masse wird in Wasser gehängt => F sinkt F = mg - FAuf F = mg mg 78 d2 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Prinzip: „Die Auftriebskraft auf einen schwimmenden Körper entspricht der Gewichtskraft des verdrängten Fluids.“ Der Auftrieb beruht auf dem mit steigender Wassertiefe ansteigenden Druck. Auftriebskraft A) gewichtslose, mit Wassermasse mF gefüllte, in Wasser schwebende Tüte, befindet sich im statischen Gleichgewicht => FA Kräftegleichgewicht mFg→ = FA→ Umgebungsasser übt Druck-Kräfte auf das Wasser in der Tüte aus Summe der horizon. Kräfte = 0 Summe der vertika.Kräfte = FA→ nach oben gerichtet, da untere Kräfte größer als oberen B) selbe Tüte gefüllt mit Sand: Tüte verdrängt selbe Menge Wasser => selbe Auftriebskraft aber größeres Gewicht => mSg > FA => Sand sinkt C) selbe Tüte gefüllt mit Holzsägespänen: => mHg < FA => Holz steigt auf Generell: Die Auftriebskraft auf einen Gegenstand in einem Fluid hat den Betrag mFg→ = FA→ , Auftrieb, wenn mFg > mKörperg, also wenn m Körper m Fluid = ρ Körper ⋅V ρ Körper = <1 ρ Fluid ⋅ V ρ Fluid Exp. 1 Kartesischer Taucher, vorführen, danach beschreiben lassen, pext geändert Exp. 2 Auftrieb einer luftgefüllten Glaskugel an Waage entfällt im Vakuum, Bsp. Sie wetten einen schweren Stein heben zu können. Zeigen Sie das unter Wasser, dann hilft Ihnen der Auftrieb. Anwendung: Aräometer zur Dichtebestimmung von Flüssigkeiten. Gerät sinkt so weit ein, bis Auftriebskraft = Schwerkraft im Gleichgewicht, also bei mg = ρ FluidVg 79 mFg Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 12.7 Strömung idealer Fluide wir betrachten nur die Strömung vereinfachter, idealer Fluide unter folgenden Annahmen: FOLIE ZIGARETTENRAUCH, WINDKANAL 1) Laminar: gleichmäßige Strömung, in festem Punkt ist die Geschwindigkeit konstant (ruhiger Fluß: laminar, Stromschnellen: nicht-laminar, d.h. turbulent) 2) Inkompressibel: Dichte des Fluids überall konstant 3) Nichtviskos: ohne Energieverlust, da Viskosität ein Maß der inneren Reibung ist (Bewegung in nicht-viskosem Fluid ist widerstandsfrei) 4) Wirbelfrei: kein Energieverlust, rotationsfrei (Teilchen in der Strömung dreht sich nicht um seinen Schwerpunkt) Stromlinien - Stromlinien beschreiben den Weg eines kleinen Fluidelements in der Strömung - können durch Tracer sichtbar gemacht werden - Geschwindigkeit tangenial zur Bahnkurve - schneiden sich nie ∆V (sonst gäbe es an einem Punkt zwei verschiedeneGeschw.) 12.8 Kontinuitätsgleichung Beobachtung: die Geschwindigkeit des aus einem Gartenschlauch austretenden Wasserstrahls kann man erhöhen, wenn man das Schlauchende zudrückt, d.h. den Querschnitt verkleinert. Fluid strömt in Zeit ∆t durch verengtes Rohr gilt: eintretendes = austretendes Volumen (da inkomressibel) ∆x2 = v2 ∆t strömendes Volumen: ∆V = A1 v1 ∆t = A2 v2 ∆t => A1 v1 = A2 v2 ∆x1 = v1 ∆t Kontinuitätsgleichung Flußröhre Kontinuitätsgleichung gilt auch für imaginäre Flußröhre, d.h. Rand wird nur durch Stromlinien gebildet. Möglich, da Stromlinien sich nicht kreuzen können. Volumenflussrate RV = Av = konstant [RV] = m3/s Massenflussrate RM = ρRV = ρAv = konstant [RM] = kg/s 80 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 12.9 Bernoulli-Gleichung Zusammenhang zwischen Druck und Geschwindigkeit. Bildet Grundlagen der Luftfahrt. identisches Volumen strömt von links nach rechts durch Röhre mit variblen Querschnitt Dann gilt: p1 + => p + mit (D. Bernoulli, ~ 1700) 1 1 ρ v12 + ρ g y1 = p 2 + ρ v 22 + ρ g y 2 = p 0 = kons tan t 2 2 1 ρ v 2 + ρ g y = p 0 = kons tan t 2 v: Fließgeschwindigkeit p: statischer Druck in Fluid ½ρv2: Staudruck ρgy: hydrostatischer Druck (abh. von Fluidtiefe) p0 = konst.: Luftdruck über der Flüssigkeit, d.h. Gesamtdruck, der entsteht, wenn v => 0 (= Luftdruck wenn y = 0) wenn y = konst: => p1 + ½ρv12 = p2 + ½ρv22 = p0 d.h. wenn die Geschw. (Staudruck ½ρv2) eines Volumenelements in einer horizontalen Stromline zunimmt, muss der statische Druck p abnehmen. Beachte: reale Fluide sind wegen Viskosität, Kompressibilität komplexer. Exp. konisches Rohr hinter Windmaschine mit Drucksensoren längs der Stömungsachse Kleiner Querschnitt => hohe Geschw. => kleiner Druck (Unterdruck) Exp. Tragflächenprofil im Windkanal Interpretation: Stromliniendichte groß: v groß => p klein ∆p Luft läuft oben schneller als unten wegen Wirbelbildung an Hinterkante (kompliziert) Beweis: Bernoulli-Gleichung Ideales Fluid ändert seine Materialeigenschaften auf dem Weg durch das Rohr nicht. Wenn Fluidelement mit unterschiedl. Geschw. fließt, dann hat es unterschiedl. kinetische Energie: ∆Ekin = W (am Element geleistete Arbeit) ∆Ekin = ½ ∆mv22 - ½ ∆ mv12 = ½ ρ∆V(v22 -v12) Energiegewinn 81 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster a) Gravitation Wg = -∆m g (y2 - y1) (Anheben des Fluidelements kostet Arbeit) = -ρg∆V (y2 - y1) b) Druck => Wp = F∆x = pA ∆x = p∆V (Fließen gegen den Über- / Unter-Druck) Wp1 = p1 ∆V (Fluid wird hineingesaugt, da v zunimmt, Energiegewinn) Wp2 = -p2 ∆V (Fluid muss hinausgedrücken, da v abnimmt, Energieverlust) Wp = -(p2 - p1)∆V In Energieerhaltung einsetzen ½ ρ∆V(v22 -v12) = -ρg∆V (y2 - y1) - (p2 - p1)∆V kin. Energie pot. Energie (durch ∆ V teilen) Druckarbeit => p1 + ½ ρv12 + ρg y1 = p2 + ½ ρv22 + ρg y2 Bsp. Laminare Strömung fließt nach rechts q.e.d. Ordne, beginnend mit dem größten: a) Volumenrate b) Geschw. v c) Wasserdruck 12.10 Druckmessung 12.10.1 Drucksonde gesucht: statischer Druck p1 im durchströmten Rohr, Fluid: strömt tangential an seitlicher Meßöffnung vorbei p1 + mit 1 1 ρ v12 + ρ g y1 = p L + ρ v L2 + ρ g y L 2 2 vL = 0 , y1 = yL , pL = Luftdruck => p1 = p L − 1 ρ v12 2 (Messgerät zeigt Druckdifferenz p1 an) statischer Druck p1 wird durch Staudruck reduziert. Wenn v1 = 0 => p1 = pL, 12.10.2 Pitot-Rohr gesucht: Gesamtdruck p0 der in ruhendem Fluid herrschen würde p + ruhend: 1 ρ v 2 + ρ g y = p 0 = kons tan t 2 in Messröhre v = 0, denn Röhre ist geschlossen, 82 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Lufteilchen, welches direkt auf Loch zufliegt, muß abgebremst werden, d.h. hier herrscht dann der Gesamtdruck p0, also => p0 = p + ½ρv2 (vor Messröhre v ≠ 0 ) 12.10.3 Prandl-Rohr gesucht: Staudruck ½ρv2 Rohrspitze: v0 = 0 1 1 p0 + ρ 0 2 = p1 + ρ v12 2 43 142 2 43 142 Spitze => Seite 1 ρ v12 = p 0 − p1 direkte Messung der Strömungsgeschw. am Flugzeug 2 Exp. Magnuseffekt v = Ballgeschwindigkeit Fliegender und rotierender Ball beschreibt eine gekrümmte Bahn Ursache: Balloberfläche ist rauh und nimmt Luftschicht mit vLuftschicht = ω vLuftschicht F Ball v1 > v2 p1 < p2 r => v1 = v + vL , v2 = v - vL => Unterdruck ∆p = p1 – p2 => Kraft F = ∆pA Hydrodynamisches Paradoxon Ausströmendes Fluid mit hoger Geschw. v erzeugt Unterdruck z.B. Durchzug => Tür knallt zu, Staudruck öffnet die Tür F Exp. zwischen zwei gewölbten Flächen durchpusten => Unterdruck zieht sie zusammen Zusammenfassung: Prüfungstrainer Kapitel 1.6, Fragen 1.6.1 – 1.6.14 83 v2 p2 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Thermodynamik Studium der inneren Energie von Systemen mit extrem vielen Teilchen durch Mechanik der individuellen Teilchen praktisch nicht möglich. Besser ist die statistische Beschreibung des ganzen Ensembles durch neue Größen: Temperatur, Druck, Wärme. 1.1 Temperatur T der menschliche Temperatursinn täuscht oft, z.B. Eisengeländer scheint im Winter kälter als Holz, da es mehr Wärme der Hand entzieht. Temperatur T eines Gases wird über die kinetische Energie der Gas-Moleküle mit Masse m definiert. Betrachte nur Translation Ej = ½mvj2 individuelle Energie => mittlere Energie Energieaustausch durch Stöße untereinander <E> = ½ m<v2> <E> = 3/2 kT (Herleitung später) k = 1,381 x 10-23 J/K Temperatur Bolzmann-Konstante [T] = K beachte: keine Grad-Zeichen bei Kelvin! Kelvin, SI-Basisgröße, man könnte T auch in Joule messen mit k = 1 Minimal T=0K nie erreichbar, da E > 0, vollständig ruhige Atome unmöglich Maximal keine obere Grenze 1.2. Nullter Hauptsatz Exp. Thermoskop zeigen, d.h. Gerät, das Temp. anzeigt. Temperaturmessung: Thermometer mit Objekt in Kontakt bringen und warten, bis beide im thermischen Gleichgewicht sind A T = 25 A B B T = 25 Wenn sich zwei Körper A, B je im thermischen Gleichgewicht mit drittem Körper (Thermoskop) befinden, dann befinden sie sich auch untereinander im thermischen Gleichgewicht. 84 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster „Jeder Körper hat eine Eigenschaft, die man Temperatur nennt.“ Nullter Hauptsatz bildet die Grundlage zur Temperaturmessung. Eingeführt ca. 1930, nach Entwicklung der Thermodynamik 1. 3. Temperaturmessung Definition der Temperaturskala durch ein reproduzierbares thermodynam. Phänomen, dem Thermometer Tripelpunkt: Eis – Wasser - Dampf im Gleichgewicht Wasserdampf T3 = 273,16 K , p3 = 6,1 mbar Wasser 1Kelvin = 1 / 273,16 te Teil Eis der Differenz Tripelpunkt - Nullpunkt p = 6,1 mbar Tripelpunktzelle Beachte: Kelvin ohne Gradzeichen Kein Unterschied zwischen Temperatur und Temperaturdifferenz; je in Kelvin Thermometer Direkteste Temperaturmessung wäre die Bestimmung der Molekülenergie <E> (Astrophysik) T= 2<E> 3 k Technisch einfacher: Nutze Größen, die reproduzierbar von der Temperatur abhängen, wie: Volumen, Länge, Druck, elektrischer Widerstand Celsius & Fahrenheit-Skalen Celsius in Grad Fahrenheit in Grad Unterteilung: 1oC = 1K 1oF = 9/5 oC Nullpunkt 0oC = 273,15 K 0oC = 32oF TC = T – 273,15o TF = 9/5 TC + 32o K o C o F Siedepunkt Wasser 373,15 100 212 Gefrierpunkt Wasser 273,15 0 32 Nullpunkt C /F -18 0 Gleichstand C / F -40 -40 85 180o Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Beachte: Verwechsle nicht Temperatur mit Temperaturänderung 10 K ≠ 10oC, aber Temperaturunterschied von ∆T = 10oC = 10K = 18oF generell: Temperaturangaben in Kelvin! 1.4 Wärmeausdehnung Durch Wärme wird dem Körper Energie zugeführt. Atome schwingen um Gleichgewichtslage. Mit wachsender Energie können die Atome stärker schwingen, d.h. gegen die Bindungskräfte bewegen, d.h. weiter voneinander entfernen. D.h. der Körper dehnt sich aus. T1 ½ Ausdehnung T2 > T1 Wärmeausdehnung: meist unerwünscht FOLIE SCHIENEN Technisch vorbeugen: Dehnungsfuge durch Teer zwischen Betonplatten, Brückenbau Längenausdehnung Erhöht sich die Temperatur eines Stabes der Länge L um ∆T, so nimmt seine Länge zu um: L(T) = L(T=0).(1+αT) bzw. ∆L = Lα ∆T [α] = 1/K Längenausdehnungskoeffizient - Temperaturabhängig, aber bei T~300K nahezu temperaturunabhängig - Materialabhängig Material Stahl Messing Beton Glas Invar (FeNi) α= 10 - 6 / K 11 12 0,7 19 9 Technische Bedeutung: - Aufbau aus zwei Materialien => Zerstörung bei Temperaturänderung vermeiden - Cerankochfelder, Ausdehnungskoeffizient muss klein sein - Bimetallstreifen Exp. Bimetallstreifen: Metalle mit unterschiedlichem α verklebt, z.B. Messing, Stahl Verbiegung, Anwendung als Thermoschalter (Bügeleisen), Thermometer Messing Stahl α 86 α 1 2 < α 1 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Volumenausdehnung Erhöht sich die Temperatur eines Körpers mit dem Volumen V um ∆T, so wächst es um ∆V = V 3α ∆T folgt aus der Längenausdehnung Wasser Dichte (g/cm3) verhält sich anders T > 4oC: dehnt sich, denn α > 0 1,0000 0 < T < 4oC: zieht sich zusammen, α < 0 0,9998 0,9996 O H Eisstruktur => Kleinere Dichte, O 0 2 4 6 8 10 12 T(oC) H Hohlraum Wasserstoffbrücken Eis (bei 0oC) = -51 x 10-6 1/K α FOLIE Eis Eis wächst bei Abkühlung, für tiefere Temp. α > 0 See friert an der Oberfläche zu, da Wasser / Eis mit ~ 0oC geringere Dichte hat als Wasser mit 4o C und daher oben schwimmt. Wäre dies nicht so, würde das schwerere Eis zum Seeboden absinken, und der See von unten zufrieren und wohl auch im Sommer nicht auftauen. 1.5 Temperatur & Wärme a) Stellt man heiße Suppe auf den Tisch, so kühlt diese ab. b) stellt man kalte Cola aus dem Kühlschrank auf den Zimmertisch, so wärmt sie sich auf. Exp. 3 Thermometer für a) Raumtemp. b) Eiswasser c) heißes Wasser, laufen lassen Modell: System mit Temperatur TS (Cola, Suppe, klein) Reservoir mit Temp. TR (Zimmer, groß, stabil gegenüber System) Temperaturangleichung Reservoir TR System TS TS => TR Energieaustausch zwischen Reservoir und System Reservoir TR System TS ∆Q ∆Q < heiße Suppe TS > TR Reservoir TR System TS ∆Q ∆Q > kalte Cola TS < TR 87 ∆Q = 0 Luft im Raum TS = TR Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Innere Energie besitzen die Atome eines Festkörpers, eines Fluids oder Gases in Form von Bindungsenergie und kinet. Energie, gemessen durch die Temperatur. „Wärme ∆Q ist die zwischen einem System und dem Reservoir aufgrund des Temperaturunterschiedes ausgetauschte innere Energie. „ - Einheit [∆Q] = J (Joule) - ist keine intrinsische Eigenschaft des Körpers, das ist die Temperatur - ist kein „Stoff“ der zwischen den Systemen fließt. Exp. Lichtmühle: kinetische Energie der Atome steigt nach Energieaufnahme der Strahlung. Kalorie (cal) Altes Maß der Wärmemenge zur Temperaturerhöhung von 1g Wasser von 14,5oC auf 15,5oC 1 cal = 4,1860 J Beachte 1 Cal = 1kcal in der Ernährungswissenschaft (Kilo-Kalorie) 1.6.1 Wärmekapazität C Proportionalitätskonstante zwischen aufgenommener/abgegebener Wärme Q und Temperaturänderung ∆T eines Körpers ∆Q = C ∆T ∆T = (Tf - Ti) [C] = J / K Beachte: Begriff „Kapazität“ irreführend, da die Wärme nicht wie eine Substanz im Gefäß gespeichert wird. Wärmeaufnahme heißt Energieaufnahme, kann beliebig fortgesetzt werden solange ∆T besteht, d.h. das „Gefäß“ läuft nicht über (kann aber schmelzen, verdampfen)! 1.6.2 Spezifische Wärme c bezieht sich auf das Material des Körpers, d.h. die atomare Struktur und ihre Fähigkeit Energie in Form von Wärme aufzunehmen. Normiert auf die Masse m ∆Q = c m ∆T [c] = J / (kg K) 88 Physik I Bsp. Bsp. Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Ganze Marmorplatte mit m = 851 g hat: C = 749 J/K Marmor selbst hat c = 880 J/(kg K) Wasser wurde benutzt um Kalorie zu definieren => Bsp. Physikalische Technik FH Münster c = 1 cal/(g oC) = 4190 J/(kg K) selbe Wärmemenge Q erwärmt 1g von Stoff (A) um 3oC, 1g von Stoff (B) um 4oC. Welcher Stoff hat größere spez. Wärme ? Lsg. Bsp. Material Blei Spez. W. c (J/(kg K)) 128 Beachte: Kupfer Alu. H2O 386 900 4190 Bei der Messung der spezifischen Wärme einer Substanz spielt der Prozeß der Wärmeübertragung eine Rolle (später genauer). i) konstanter Druck cp ii) Konstantes Volumen cV 1.6.4 Kalorimeter i) isoliertes Gefäß mit CW enthält Wasser mit c0, Masse m1, T1 ii) Probekörper wird im Wasserdampf erhitzt T2 m2, T2 = 100oC, gesucht c2 = ? iii) Probekörper in Kalorimeter (Wasser) legen => T1 Mischungstemperatur Tm stellt sich ein Energieerhaltungssatz: abgegebene = aufgenommene Wärme ∆Q2 = c2m2 (T2 – Tm) = (c0m1 + CW )(Tm – T1) = ∆Q1 Tm c2 = c0m1 + CW Tm – T1 m2 T2 – Tm 89 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 2 Kinetische Gastheorie Deutung der phämomenologischen Größen der Thermodynamik (Druck, Volumen, Temperatur) durch die Mechanik der das Gas bildenden Atome bzw. Moleküle. 2.1 Avogadro-Zahl NA da die Atome / Moleküle Grundlage des Modells bilden, müssen wir für diese ein Maß finden. Ein Mol enthält NA Einzelteilchen, das ist gleich der Anzahl NA der Atome in 12g Kohlenstoff C12. NA = 6,02 x 1023 1/mol (Avogadro (1776-1856), Loschmidt`sche Zahl) Molvolumen Vmol = 22,4 Liter Molzahl n = N / NA Ein Gas mit N Teilchen besitzt n Mole Molmasse M = m NA Masse von einem Mol m = Masse eines Atoms / Moleküls 2.2 Ideale Gase wenn wir ein mikroskopisches Modell der Thermodynamik entwickeln wollen, müßten wir die Art der Atome, Moleküle des entsprechenden Gases (N2, O2, CO, H, He) berücksichtigen, insbesondere die atomaren Wechselwirkungen & Kräfte. Bei kleiner Dichte spielen diese aber keine Rolle mehr, da die Atome weit voneinander entfernt sind! Reale Gase => ideale Gase Definition: ideales Gas: - kein Eigenvolumen der Moleküle - keine atomaren Anziehungs-Kräfte - kleine Dichte, großer Abstand der Atome Ideales Gasgesetz pV = nRT n = Molzahl R = 8,31 J/(mol K) Gaskonstante, für ideale Gase Bolzmannkonstante k = R / NA = (8,31 J mol) / (6,02x1023 mol K) = 1,38 x 10-23 J/K => nR = Nk => pV = NkT beachte Unterschiede in den Formen des idealen Gasgesetzes: Zahl n der Mole und Zahl N der Moleküle 90 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Exp. Luftballon in flüssig Stickstoff V ~ T Exp. Luftballon expandiert unter der Vakuumglocke V ~ 1/p 2.3 Kinetik gesucht: Zusammenhang zwischen Gasdruck auf die Wände y und Geschwindigkeit / Impuls der Moleküle. L Näherung: elastische Stöße der Moleküle mit der Wand, v→ keine Stöße untereinander Einzige Änderung: x-Komponente bei Stoß mit gelber Wand Molekül: ∆px = (-mvx) - (mvx) = -2 mvx Wand: ∆px = +2 mvx L m x z L Molekül pendelt zwischen den Wänden Zeit zwischen 2 Stößen auf gelbe Wand: ∆t = 2L / vx nur Stöße zwischen gelber & gegenüberliegender Wand sind relevant, Stöße mit anderen Wänden ändern vx nicht Rate des Impulsübertrags von Molekül j auf die gelbe Wand: ∆pxj /∆t = (2mvxj ) / (2L/vx) = mvxj2 / L Kraft Fxj→ = dpxj→/dt 2.newton´sches Gesetz Druck p = Fx / L2 durch alle N Moleküle auf gelbe Wandfläche L2 = (1/L2){ mvx12/L + mvx22/L + .......+ mvxN2/L} individuelle Molekülgesch. = (m/L3){vx12 + vx22 + .......+ vxN2} mit N = nNA = Zahl der Terme in {....} <vx2> = Mittelwert aller vxj2 => p = (n m NA / L3) <vx2> mit L3 = V Volumen, = (n M NA / V) <vx2> beachte v2 = vx2 + vy2 + vz2 => <vx2> => pV = 1/3 n NA m <v2> mit Ekin = ½ m <v2> = 3/2 kT für ein einzelnes Atom => pV = n NA k T für ein Mol => pV = N kT Geschw. v besitzt gleichverteilt die x-y-z-Komponenten 2 = 1/3 <v > 91 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster ideales Gasgesetz gibt Beziehung zwischen Druck (makroskopische Größe) und Geschwindigkeit der Moleküle (mikroskopische Größe). 2.3.1 Mittlere Molekülgeschwindigkeit vrms = (<v2>)½ (root mean square) mittleren Geschwindigkeit der Moleküle, ohne Richtungsangabe. Erst individuelle Geschw. vj quadrieren, dann Mittelwert bilden => Vorzeichen entfällt, nur Beträge sind relevant mit pV = nRT => vrms = (3RT / M)½ Bsp. (ideales Gasgesetz) N2-Moleküle , M = 0,028 kg/mol, T = 300 K, R = 8,31 J/(mol K) => vrms = 517 m/s, vrms ist sehr hoch, aber es ist Mittelwert zwischen den Stößen der Moleküle auf Zick-Zack-Kurs, nicht geradlinig. Bsp. Frage Welche Moleküle sind noch schneller ? Lsg Gasthermometer Standardthermometer, wird zur Eichung anderer Thermometer benutzt. Exp. Gasthermometer, in Wasserbad halten heizen Messgröße: p(T) Gasdruck in festem Gaskolben Gesucht: T der Flüssigkeit p0 Messvorgang: 1) thermischer Kontakt zwischen Flüssigkeit / Kolben 2) konstantes Gasvolumen in Kolben einstellen durch Heben / Senken des Reservoirs R (Nullmarke) 3) Höhe h messen 4) Referenzmessung in Tripelpunktzelle statt Flüssigkeit V Nk ideales Gasgesetz p = p0 − ρ g h , Druck im Kolben Auswertung: T = p ρ = Hg-Dichte, p0 = Luftdruck T3 = p 3 V Nk (Tripelpunkt) 92 Therm. Kontakt Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins => Physikalische Technik FH Münster p p T = T3 = 273,16 K p3 p3 Problem: Temperatur T hängt vom verwendeten Gas ab, da kein ideales Gas Lösung: Gasvolumen verringern N2 T(K) Bsp. kochendes Wasser => p T = 273,16 K lim Gas → 0 p 3 H2 373,3 373,2 373,1 373,0 He 0 20 40 60 80 p (kPa) Messvorgang 5) wiederhole Messungen mit kleiner werdendem Gasvolumen, bestimme p/p3 Extrapoliere lim p/p3 und bestimme daraus T = 273,16K ( lim p/p3) Gas → 0 Gas → 0 2.3.2 Brownsche Bewegung Schwerere Schwebeteilchen von 1µm Durchmesser, m = 10-15 kg erreichen bei 300 K nur vrms = 3 mm/s erstmals mikroskopisch beobachtet von Brown (Botaniker) an Teilchen in Pflanzenzellen. Moleküle laufen nicht auf geradlinigem Weg durch den Raum, sie nehmen Zick-Zack-Kurs. Exp. Brownsche Bewegung unter dem Mikroskop sichtbar machen Effektiv zurückgelegter Weg eines Teilchens in Zeit ∆t: <x2> = (kT / 6πr η) ∆t (Einstein – Smoluchowski) η = Viskosität Brownsche Bewegung begrenzt oft Auflösungsvermögen: - Elektronenbewegung beeinflußt elektr. Widerstand - menschl. Hörvermögen, Trommelfellrauschen 2.3.3 Translationsenergie mittlere kinetische Energie eines Moleküls im Gas; Geschw. kann sich nach Stoß ändern: Ekin = ½ m v2rms = ½ m (3RT / M) mit M /m = NA 93 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins = (3RT)/( 2NA) Physikalische Technik FH Münster mit k = R / NA = 3/2 kT => Bei gegebener Temperatur T haben alle Moleküle in einem Gas die selbe mittlere kinetische Energie, unabhängig von ihrer Masse. Die Temperatur ist ein direktes Maß für die mittlere kinetische Energie der Gasmoleküle. Exp. Glühwendel im Vakuum Wärmeleitung / Energieübertrag durch Stoß der Moleküle a) Glühwendel in Luft => Energieabgabe durch Stöße mit Luftmolekülen => T klein b) Glühwendel in Vakuum => keine Energieabgabe durch Stöße => T groß => glüht 2.3.4 Mittlere freie Weglänge λ Moleküle bewegen sich auf Zick-Zack-Kurs durch ein Gas, aber geradlinig auf mittlerer freier Weglänge λ zwischen zwei Stößen. λ= λ 1 2π d2 N V Beweis (freiwillig ) i) λ~V/N ii) λ ~ 1/(π (r1 + r2) 2) (~ 1/ Gasdichte) (~ 1/ Molekülfläche) Stoßquerschnitt σ = π (r1 + r2) 2 d = 2r (gleiche Moleküle) r1 r2 λ= = mit vrms Weglänge in Zeit ∆t vrms ∆t = 2 Zusammenstöße in ∆t πd √2 vrms∆t N/V d 1 πd √2 N/V 2 = Geschwindigkeit des betrachteten Moleküls √2vrms = Geschwindigkeit aller anderen Moleküle relativ zum betrachteten Molekül Bsp. Luft (N2) in Meereshöhe: λ = 0,1 µm, Erklärt die langsame Ausbreitung der Moleküle aus offener Parfumflasche. 94 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 2.4.1 Maxwellverteilung Physikalische Technik FH Münster (Maxwell 1852) Wir haben bisher immer nur von der mittleren Geschwindigkeit der Gasmoleküle gesprochen, welche Geschwindigkeiten kommen überhaupt vor? Maxwellverteilung gibt die Verteilung der Molekülgeschwindigkeiten an, genauer: „mit welcher Wahrscheinlichkeit f(v) finde ich ein Molekül mit Geschwindigkeit v im Intervall dv ?“ f(v)dv = 4π [m / (2πkT)]3/2 v2 exp{-mv2/(2kT)}dv v Betrag der Molekülgeschwindigkeit m Masse eines Gasmoleküls T Temperatur des Gases k Bolzmannkonstante m/k = M/R ersetzbar Die Flächen unter den Kurven sind jeweils 1. Fläche unter der Kurve: Anteil der Moleküle mit Geschw 0 < v < ∞, d.h. alle Moleküle vf ∫0∞ f(v)dv = 1 f(v) vmittel vrms Anteil ∆f der Moleküle mit Geschwindigkeiten v1 < v < v2 ∆f = v1∫v2 f(v)dv v1 2.4.2 Geschwindigkeiten: v2 vmittel : Gewichte jeden Wert v mit Verteilungsfunktion f(v), genauer v*f(v)dv, d.h. betrachte Wahrscheinlichkeit v im Intervall dv zu finden und summiere über alle dv. vmittel = 0∫∞ v f(v)dv = (8kT / π m)½ vrms = (<v2>)½ = { 0∫∞ v2 f(v)dv }½ = (3kT /m)½ Wahrscheinlichste Geschwindigkeit: => df/dv = 0 vf = (2kT / m)½ beachte die Reihenfolge der Geschwindigkeiten! 95 v(m/s) Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Bedeutung Maxwellverteilung gibt an, wie viele Teilchen ausreichend hohe Energie für Anregungsprozesse besitzen. Diese befinden sich in der rechten Seite des „Maxwellschwanzes“. (zeichnen) Sonne: Energie durch Fusion zweier Protonen, wenn Abstand klein genug. Abstoßung durch elektrostat. Coulombkraft muß durch therm. Bewegungsenergie überwunden werden. Regen: Wassermoleküle in See / Meer sind gebunden (Oberflächenenergie). Nur wenige haben ausreichend kin. Energie, um die Bindungsenergie zu überwinden. Halbleitertechnologie: Leitfähigkeit von dotierten Halbleitern. Thermische Anregung von Donator-Elektronen in das Leitungsband. Man spricht hier auch von „Elektronengas“. 3 Wärme & Arbeit 3.1 Arbeit Wie werden im thermodynamischen Prozeß Wärme und Arbeit zwischen zwei Systemen ausgetauscht? Wichtig für alle Wärmekraftmaschinen. Ideales Gas im Zylinder Zylinder thermisch isoliert Kolben beweglich, (Fläche A) variables Gewicht drückt auf Kolben Wärmereservoir regulierbar, heizt / kühlt Gas Anfangszustand i) pi, Vi, Ti , Endzustand f) pf, Vf, Tf Prozeß läuft langsam ab, damit immer thermodynamisches Gleichgewicht herrscht ! Gas kann a) Wärme vom Reservoir aufnehmen (dQ > 0) oder abgeben (Q < 0) b) Arbeit leisten d.h. Kolben heben (dW > 0) oder senken (dW < 0) Idealisierung: kleine Verschiebung dx des Kolbens => Kraft F auf Kolbenfläche A ist konst. Arbeit dW durch Kolben: dW = F→.dx→ = p Adx = p dV Vf => W = ∫ dW = Vi Vf ∫ pdV gesamte Arbeit, allgemeine Form Vi => man muß p(V,T) für den Prozeß kennen ! 96 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 3.1.2 Arbeit auf einer Isothermen Betrachte einen isothermen Prozeß (bei konstanter Temperatur T1) eines idealen Gases. Temperatur T = konstant 1 p = nRT V Isotherme (p ~ 1/V Gesetz von Boyle-Mariotte) T = 320 K Vf W= nRT ∫Vi V dV T = 310 K = nRT Vi ∫ Vf (1/V) dV da T = konst. = nRT[ln V]ViVf mit ln(a) – ln(b) = ln(a/b) = nRT ln(Vf / Vi) Logarithmus zur Basis e T = 300 K Exp. a) Ausgezogene Luftpumpe zuhalten und Luft langsam (isotherm) komprimieren Vf < Vi => ln(Vf / Vi) < 0 => W < 0 b) Kolben der Luftpumpe loslassen => Expansion der Luft Vf > Vi => ln(Vf / Vi) > 0 => W > 0 3.1.3 Arbeit auf einer Isobaren V Druck p = konstant pV = nRT => W = Vi ∫ Vf p1 < p2 p2 < p3 (V ~ T Gesetzt von Charles) p3 pdV = p (Vf - Vi ) T 3.1.4 Arbeit auf einer Isochoren p Volumen V = konstant pV = nRT => (p ~ T Gesetz von Gay-Lussac) W = Vi ∫ Vf pdV = 0 V1 < V2 V2 < V3 V3 (dV = 0) T Bsp. Ein Zylinder enthält 12 Liter bei 20oC und 15 bar. Die Temperatur steigt auf 35oC und Volumen sinkt auf 8,5 Liter. Frage Welchen Druck besitzt das ideale Gas dann? Lsg. 97 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 3.2 Erster Hauptsatz der Thermodynamik bei thermodynamischen Prozessen hängen verrichtete Arbeit W und ausgetauschte Wärme dQ vom Prozessweg ab. Aber (dQ – dW) ist wegunabhängig; nur abhängig von Anfangs- & Endzustand. Deutet auf Erhaltungsgröße, die innere Energie des Systems hin dEint = dQ – dW (erster Hauptsatz) Die Änderung der inneren Energie ergibt sich aus der der Wärme (übertragene Energie) und der geleisteten Arbeit. Also dQ = dEint + dW a) b) Zugeführte Wärmeenergie teilt sich auf in: dEint = 3/2 k dT = cm dT dW = pdV Temperaturanstieg, kinetische Energie Druckarbeit Vorzeichen: System (Gas) ist Bezugsunkt, also: Eint wird größer, wenn a) Wärme (dem Gas) zugeführt wird b) Arbeit am System verrichtet wird (z.B. Gas wird komprimiert) Arbeit, die das System verrichtet W > 0, Arbeit, die am System verrichtet wird W< 0 Der 1.HS der Thermodynamik ist eine Erweiterung des Energie-Erhaltungssatzes der Mechanik auf nicht-isolierte Systeme, denn der Wärmeaustausch wird erfaßt. 3.3 Thermodynamische Prozesse Anwendung des 1. HS auf thermodynamische Prozesse 3.3.1 Adiabatisch dQ = 0 kein Wärmeaustausch System / Umgebung wenn Zylinder 100% isoliert oder oder schneller Prozeß => dEint = -dW (erster Hauptsatz) einzige Möglichkeit des Energieaustausches ist die Druckarbeit 98 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 3.3.2 Isochor dV = 0 => W = Vi ∫ Vf pdV = 0 System kann keine Arbeit verrichten dEint = dQ nur die innere Energie ändert sich 3.3.3 Kreisprozeß System kehrt nach Austausch von Arbeit und Wärme in den Anfangszustand zurück => dEint = 0 => dQ = dW zugeführte Wärme wird in Arbeit umgewandelt => Wärmekraftmaschinen 3.3.4 Freie Expansion Bedingungen: a) adiabatisch dQ = 0 b) dW = 0, Gas kann sich frei ausdehnen gegen Vakuum => dEint = 0 Prozess unterscheidet sich von vorhergehenden Prozessen: - schnelle Ausdehnung, daher kein therm. Gleichgewicht - Druck ist ortsabhängig => man kennt den Prozeßverlauf nicht => nur Anfangs / Endzustand im p(V)-Diagramm bekannt Beachte generell: die Arbeit ist immer von der Prozeßführung (Weg) abhängig! Exp. Dampfmaschine 99 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 3.4 Molare Wärmekapazität Ziel ist die Rückführung der inneren Energie auf die mechanische Energie eines Moleküls. Die ist abhängig von der Zahl der möglichen Bewegungen, d.h. der Freiheitsgrade f Zahl der Atome a) Translation 1-atomig 2-atomig 3 Freiheitsgrade 3 Freiheitsgrade mehr-atomig . 3 Freiheitsgrade b) Rotation 0 2 3 c) Schwingung 0 x x Gleichverteilungssatz der Energie: Auf jeden Freiheitsgrad eines Moleküls entfällt im thermischen Gleichgewicht die gleiche mittlere Energie: Also Eint = 1/2 kT (pro Molekül) Eint = 1/2 RT (pro Mol) Eint = f/2 kT (Gesamtenergie pro Molekül mit f Freiheitsgraden) Spezifische Wärme ist abhängig vom Prozeß der Wärmezufuhr: 3.4.1 Bei konstantem Volumen CV System ist thermisch isoliert p Wärmezufuhr dQ bewirkt - Temperaturerhöhung T + dT - Druckerhöhung dQ = nCV dT p + dp Isotherme T + dT p (für n Mol) T CV: molare Wärmekapazität, n: Anzahl der Mole => p +dp dEint = nCV dT - dW mit 1.HS, dW = pdV = 0 CV = dEint / ndT mit dEint = ½ f nR dT CV = ½ f R (für 1 Mol n = 1) 100 V Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 3.4.2 Bei konstantem Druck Cp Q teilt sich auf in Temperaturerhöhung und Volumenausdehnung, mehr Wärme zur Temperaturerhöhung nötig ! => Cp > CV p dQ = nCp∆T T + ∆T Cp: molare Wärmekapazität, n: Anzahl der Mole p∆V dEint = dQ – dW V nCVdT = nCpdT - pdV T V+∆V mit pV = nRT nRdT ndT => CV = C p − => CV = Cp - R => Cp = ( ½ f +1)R => Wärmekapazität folgt über die Freiheitsgrade aus der Mechanik der Moleküle (für 1 Mol) Experiment (T=273K) Theorie Molekül CV Freiheitsgrade . J/(mol K) He 12,6 20,9 O2 21,0 CO2 25,1 Cp Atome proMolekül CV f J/(mol K) 1 3 12,5 20,9 29,3 2 5 20,9 29,3 32,9 3 6 25,0 33,4 Bsp. Ordne Prozesse nach der Änderung der inneren Energie (größte zuerst) Lsg. 5), dann 1-4) gleichauf (dE = ½ fkdT) 3.4.3 Zugang zur Atomphysik Aus dem Verhältnis der Wärmekapazitäten γ = Cp / CV = (f + 2)/f erhält man direkt Information über die atomare Struktur der Moleküle Gase mit Cp Cp / CV = 5/3 haben f = 3 => einatomig Cp / CV = 7/5 f = 5 => 2-atomig Cp / CV =8/6 f = 6 => 3 / mehratomig oder gewinkelt 101 . Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Wärmekapazität ist selbst temperaturabhängig; Freiheitsgrade können eingefroren sein. CV /R (2-atomig H2), zerreißt 7/2 Oszillation 5/2 Rotation 3/2 Translation 0 20 80 800 3000 3.5 Adiabatische Zustandsänderung dQ = 0 d.h. kein Wärmeaustausch zwischen System und Umgebung während des Prozesses wenn 100% isoliert oder schneller Prozess Gilt für p(V) pV γ = konstant (ohne Bew.) γ = Cp / CV > 1 Gilt für V(T) nRT V γ-1 = konstant Adiabate p = konst / V γ Isotherme p = konst / V1 (flacher als Adiabate) Exp. Sektflasche, Wasserflasche, Coladose Flasche steht leicht unter Druck und wird schnell geöffnet. Es bildet sich ein feiner Nebel über der Öffnung, zusätzlich zu den Sektspritzern. Prozeß: Gasblase aus CO2 und Wasser oben in der Flasche Expansion dV > 0, da p > Atmosphärendruck Gas leistet Arbeit dW = pdV Energiequelle: Eint dW = dEint , dQ = 0 da adiabatisch, weil schnelle Expansion Gastemperatur sinkt dT = dEint / (f/2 nk) => Gas kondensiert zu Nebel Generell: Ti Vi γ-1 = Tf Vf γ-1 Tf = Ti (Vi γ-1 / Vf γ-1) wegen Vf > Vi => Tf < Ti Temperatur sinkt immer bei adiabatischer Expansion! 102 T(K) Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Beweis der Adiabatengleichung dV Physikalische Technik FH Münster (freiwillig zum selber rechnen) kleine Volumenänderung => p = konstant wärend der Prozeßschritte dW = pdV Arbeit des Gases (Expansion) dEint = Q – pdV mit Q = 0, dEint = nCVdT => i) n dT = -(p/CV)dV mit pdV + Vdp = nRdT mit R = Cp – CV ideale Gasgl., sowohl p als auch V können sich ändern => ii) n dT = (pdV + Vdp)/(Cp – CV) i) = ii) umformen*1/p * (Cp – CV) => -dV/CV (Cp – CV) = (pdV + Vdp)/p => (Cp /CV)(dV/V) + dp/p = 0 mit γ = (Cp /CV) => ln p + γ ln V = C1 nach Integration => ln(pVγ) = C1 Umkehrfunktion anwenden => pVγ = exp{C1} = Konstante Zusammenfassung Prozess konst. Größe Weg Ergebnisse . Isobar p 1 W = pdV, Q = nCpdT Isotherm T 2 Q = W = nRT ln{Vf/Vi}, dEint =0 3 Q = 0, W = - dEint 4 W = 0, dEint = nCVdT Adiabatisch Isochor pVγ , TVγ-1 V p 1 4 2 3 V Zusammenfassung: Prüfungstrainer Kapitel 3.1 + 3.2, Fragen 3.1.1 – 3.1.9, 3.2.1 – 3.2.12 103 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 4 Aggregatzustände 4.1 Koexistenz von Flüssigkeit & Dampf Exp. Bringt man in ein evakuiertes Gefäß eine Flüssigkeit, die es nur teilweise füllt, so verdampft ein Teil und es stellt sich der charakteristische Dampfdruck ein. Dampfdruck: direkt gemessen durch Höhe h in mm Hg (= Torr) falls Hg statt H2O benutzt wird Volumenänderung (z.B. Senken des Rohres) => Druck ändert sich nicht => Dampf geht in Flüssigkeit über => Koexistenz von gasförmig / flüssig Dampfdruck bei 20oC: Substanz H2O Methylalkohol Quecksilber pD (mbar) 23,3 125 1,6 x 10-6 Dampfdruck-Kurve: Rote Linie: p & T so dass Flüssigkeit und Dampf im Gleichgewicht Unterhalb: T groß, p klein => Dampf Oberhalb: T klein, p groß => flüssig Kritischer Punkt: Ende der Dampfdruckkurve oberhalb von T3 nur Gas Moleküle treten aus Flüssigkeit aus / ein Austrittsarbeit WD = Verdampfungswärme notwendig Verdampfen: Ekin > WD für “heiße” Moleküle möglich Ekin = f/2 kT => Temperatursteigerung bewirkt Druckanstieg (s.o.) Bolzmannverteilung gibt den Anteil der Moleküle an mit: Ekin > WD 104 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster daraus ergibt sich die Dampfdruckkurve: pD = b kT exp{-WD/kT} b = konst. enthält u.a. die Teilchendichte der Flüssigkeit Sieden Wenn Dampfdruck und der darüber lastende Druck gleich (pD = p0) so siedet die Flüssigkeit. Dampfentwicklung nicht nur an der Oberfläche, sondern auch in der Flüssigkeit (Blasen). Exp. Siedepunkterniedrigung von Wasser im Vakuum. Wasser im Becher unter einer Vaku- umglocke beginnt bei 300 K zu kochen, wenn p klein genug. Weitermachen bis Eis entsteht Bsp. Frage kann Reinhold Messner auf dem Mont Everest sein Frühstücksei kochen? Lsg. Verdampfungswärme WD Wenn Moleküle aus Flüssigkeit austreten, entziehen sie dieser Verdampfungswärme WV Wird die nicht nachgeführt, so kühlt die Flüssigkeit ab (Verdunstungskälte), (Bsp. feuchte Haut nach dem Baden ist kälter als trockne Haut) => T sinkt, ∆T = 2E / fk denn nur langesame Moleküle bleiben zurück isotherme Verdampfung: T konst: dWD = dQ = mλD Verdampfungswärme zuführen Kondensation des Dampfes zur Flüssigkeit: Verdampfungswärme wird frei Material Siedepunkt Verdampfungswärme Sauerstoff 90,2 K 213 kJ/kg Wasser 373 K 2256 kJ/kg Kupfer 2868 K 4730 kJ/kg 105 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Kühlschrank: Prozeß: Verdampfungswärme, nicht Expansion nutzen Ammoniak, Ethylchlorid gasförmig bei gewünschter Kühltemp (z.B. -20 oC) Wird komprimiert und so verflüssigt (kostet Arbeit) Verdampft am Wärmetauscher des Kühlschrankes => kühlt dabei ab, entzieht Verdampfungswärme 4.2 Koexistenz von fest & flüssig Schmelzen: Aufbrechen der Kristallbindungen dWS = dQ = mλS Schmelzwärme zuführen Kondensation der Flüssigkeit zum Festkörper: Schmelzwärme wird frei Schmelztemperatur ist druckabhängig, aber weniger als die Siedetemperatur Sublimation: Übergang fest => gasförmig, flüssiger Zustand wird übersprungen Tripelpunkt: einziger Gleichgewichtspunkt (p,T,V) für fest, flüssig, gasförmig Prozesse: p steigt: gas => flüssig => fest T steigt: fest => flüssig => gas fest => gas (Sublimation) Exp. Trockeneis, festes CO2, geht direkt in gasförmigen Zustand über Münze auf Eis legen => hebt sich durch Gas, Siedetemp.194,7 K = -78,5 oC bei 1,13 bar Wasser zeigt eine Anomalie in der Schmelzkurve um 0oC Exp. Eisblock wird mit Drahtschlinge / Gewicht durchschnitten Man kann durch Drucksteigerung Eis schmelzen Bei CO2, geht es nicht! Tripelpunkt Wasser p = 6,1 mbar, T = 0,0075 oC 106 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 4.4 Reale Gase ideale Gase: kleine Dichte, großer Abstand der Atome, Atome haben kein Volumen Übergang Gas => Flüssigkeit ist ganz und gar nicht “ideal” Neues Modell: Van der Waals b= Eigenvolumen der Moleküle a/V2mol = Binnendruck durch Anziehungskräfte der Moleküle (p + a/V2mol)(Vmol - b) = RT n = 1 Mol CO2 a = 3,6 x10-6 bar m6 mol-2, b = 4,3 x10-5 m3 mol-1 Prozess p-V-Kurven für CO2 beschreiben: Isotherme bei 0oC, 1 bar => V = 22,4 L = ideales Molvolumen Komprimieren auf 0,3 L (A) => p = 47 bar, nicht 75 bar wie für ideales Gas erwartet Weitere Kompression: p = konstant, nicht van der Waals Kurve! => Flüssigkeitsbildung, van der Waals beschreibt nur Gase Punkt (C) Dampf völlig kondensiert Weitere Kompression: p steigt sehr steil, Flüssigkeiten haben kleine Kompressibilität Isotherme bei 20oC: Prinzip gleich, aber Gas / Flüssigkeits Bereich kleiner Isotherme bei 31oC: rein van der Waals Gl., keine Flüssigkeit => T >> TKrit Schleifenflächen Kritischer Punkt, oberhalb keine Flüssigkeit ideales Gas von A nach B = Fläche von B nach C (Regel von Maxwell) Gestrichelte Schleife AB übersättigter Dampf, es fehlen Kondensationskeime Gestrichelte Schleife BC überhitzte Flüssigkeit, es bilden sich keine Dampfblasen, Siedeverzug, Explosion vermeiden durch Siedesteine kann unter p = 0 liegen, Zerreißfestigkeit der Flüssigkeit 107 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 4.5 Gasverflüssigung Joule-Thomson Effekt Die innere Energie eines realen Gases hängt stark von der Wechselwirkung der Moleküle untereinander ab, d.h. von der Gasdichte Bei Expansion : => dEint≠ 0 auch wenn dQ = 0 (adiabatisch) , dW = pdV = 0 (gedrosselte Expansion) => dT = 2dEint /fk ≠ 0 aus van-der Waals-Gl. folgt: => dT ≈ dV RT b – 2a 2 (½ f + 1)RV ob Gas dabei abkühlt ab, entscheidet die Inversionstemp. Ti = 2a/Rb => dT < 0 wenn T < Ti Gas kühlt ab => dT > 0 wenn T > Ti Gas erwärmt sich Prozeß: bei Expansion entfernen sich die Moleküle voneinander, Anziehungskräfte müssen überwunden werden (van der Waals Konstante a), kostet Energie d.h. kinetische Energie d.h. Temperatur sinkt. Exp. Spraydose, auf Temperatursensor sprühen Linde-Verfahren Luft, CO2: Ti > 300 K => man kann Luft verflüssigen bei Zimmertemperatur i) Luft wird komprimiert p = 200 bar ii) Expansion p = 20 bar iii) Abkühlung ∆T = ¼ oC /bar = ¼ (200 – 20) = 45 oC iv) Gegenstrom-Vorkühlung, mehrfacher Durchlauf am Drosselventil ( für Luft) Σ (∆T) => T = -190 oC flüssige Luft bei p = 20 bar Zusammenfassung: Prüfungstrainer Kapitel 3.4, Fragen 3.4.1 – 3.4.10 108 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 5 Entropie & Wärme 5.1 Gerichtete Prozesse Irreversible Prozesse laufen nur in eine Richtung ab. Exp. Farbiges Gas in Standzylinder, durch Absperrhahn von Außenwelt getrennt. Hahn öffnen und farbiges Gas auströmen lassen. Dieser Prozeß ist irreversibel, die Moleküle kommen nicht von allein zurück. Bsp. Sie stellen eine heiße Tasse Tee im kälteren Raum ab => Natürlicher Prozeß: Tee kühlt ab bis zur Raumtemperatur => Unmöglicher Prozeß: Raum kühlt ab & Tee wird heißer Beachte: Energieerhaltung wäre bei irreversiblen Prozessen nicht verletzt ! 5.2 Entropieänderung Gerichtetheit von Prozessen folgt nicht aus dem Energiesatz, => Neue Zustandsgröße, die das System beschreibt, Entropie => „Findet in einem abgeschlossenen System ein irreversibler Prozeß statt, so nimmt die Entropie S des Systems zu, sie nimmt nie ab“. Entropieänderung dS Bei irreversible Zustandsänderung i) => f) ∆S = Sf – Si = ∫if dQ/T Zustand i) [S] = J/K dS, ∆S abhängig von: dQ: ausgetauschter Wärme Zustand f) T: Temperatur, bei der der Prozeß abläuft Vorzeichen von dS u. dQ gleich, da T > 0 Die betrachtete irreversible Zustandsänderung durchläuft Nichtgleichgewichtszustände, daher kennt man nur p i Isotherme später eintragen f Anfang & Endzustand, nicht aber den Weg V 109 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Bezeichnungen Physikalische Technik FH Münster dS infenitesimal kleine Entropieänderung ∆S = ∫if dS größere Entropieänderung Problem Lsg. ∆S = ∫if dQ/T kann nicht integriert werden , da p(V,T)-Kurve unbekannt Entropie ist Zustandsgröße => nur Anfang / Endzustand wichtig, nicht der Weg => wähle irgendeinen bekannten Weg, so dass Integration möglich Hier: wähle isothermen Prozeß, d.h. sehr langsame Expansion des Gases in Vakuumbereich ∆S = Sf – Si = 1/T ∫if dQ, dS = dQ/T T = konst. Bestimmung von dS ist durch die Wahl eines beliebigen reversiblen Prozesses durch die Anfangs / Endzustände möglich. Bsp. Abb. oben enthält 1 Mol Stickstoff links, Ventil wird geöffnet, Gas strömt nach rechts, Volumen verdoppelt sich. Frage Berechne die Entropieänderung für den irreversiblen Prozeß Lsg. 110 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 5.3 Entropie als Zustandsfunktion Frage: wie hängt die Entropie von den Zustandsgrößen p, V ab? Der reversible Prozesse sollten in “kleinen Schritten” ablaufen, damit das Gas nach jedem Schritt im thermischen Gleichgewicht ist. dEint = dQ – dW (1. Hauptsatz) dQ = pdV + n CV dT (da reversibel) dQ/T = nR dV/V + n CV dT/T (mit p = nRT/V, ideales Gas) integrieren von Anfang i zum Ende f ∆S = ∫if dQ/T = nR ∫if dV/V + nCV ∫if dT/T ∆S = Sf - Si = nR ln(Vf/Vi) + nCV ln(Tf/Ti) => gilt allgemein, da kein spezieller Weg gewählt wurde => nur abh. von Anfangs- (Vi , Ti ) und Endzustand (Vf , Tf ) 5.4 Zweiter Hauptsatz betrachte a) isotherme Ausdehnung des Gases dS = +S0 b) isotherme Kompression dx dQ < 0, Wärme wird an Reservoir abgegeben damit T = konst. bleibt => ∆ S = - S0 T p Reservoir T = konst Widerspruch ? Entropie sollte zunehmen ! Nein, denn vorher wurde Entropie nur für irreversible Prozesse betrachtet => hier reversibler Prozeß b) (Kompression) in abgeschl. System Gas + Reservoir Entropie Gas: => dSGas = -dQ/T Reservoir dSReservoir = +dQ/T System dSGas + dSReservoir = 0 Zweiter Hauptsatz dS > 0 Die Entropie im abgeschlossenen System nimmt für irreversible Prozesse zu und bleibt für reversible Prozesse konstant. 111 Physik I Bsp. Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster im Ofen wird Wasser erhitzt. Frage Ordne Entropiezunahme, größte zuerst für: a) 20oC => 30oC, b) 30oC => 35oC, c) 80oC => 85oC Lsg Bsp. ideales Gas hat Anfangstemp. Ti p Tf Erreicht Endtemperatur Tf auf 2 Wegen a), b) a Tf Frage Wie verhalten sich die Entropieänderungen? Ti b Lsg. V 6 Wärmemaschinen Wärmemaschinen nehmen aus der Umgebung Wärme auf und verrichten mechanische Arbeit. Wärmeaufnahme dQH im heißen Reservoir Wärmeabgabe dQN < dQH im kalten Reservoir Kreisprozeß: periodisches Durchlaufen einer Folge von Zuständen Vermittler: Arbeitsgas Carnot-Prozess Adiabate A p dQH B Isotherme TH TN D C dQN 6.1.1 Carnot-Maschine V (Carnot 1824) Gedankenexperiment für eine ideale Maschine mit reversiblen Prozessen, d.h ohne Energieverlust durch Reibung, Wirbel etc. Carnotmaschine hat höchst möglichen Wirkungsgrad. 112 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Prozesse des Gases im Zylinder: A => B Kontakt mit heißem Reservoir TH Gas arbeitet + WAB Isotherme Expansion, Wärmeaufnahme QH B => C Isoliert + WBC Adiabatische Expansion (dQ = 0) C => D Kontakt mit kaltem Reservoir TN - WCD Isotherme Kompression, Wärmeabgabe dQN D => A Isoliert - WDA Adiabatische Kompression (dQ = 0) Gesamtarbeit für Kreisprozess: W = + WAB + WBC - WCD - WDA = eingeschlossene Fläche (schraffieren) Arbeit wird an der Umgebung verrichtet, z.B. Gewicht heben, Kolben schieben Da Kreisprozeß => dEint = 0 (1. HS) dW = dQH- dQN Ideal, da im System verbleibende Wärme zu 100% in mechan. Arbeit umgewandelt wird Carnotprozeß im T-S-Diagramm: A => B ∆S = ∫dQ/T ∆SAB = ∆QH/ TH Isotherme TH, Wärmeaufnahme QH B => C ∆SBC = 0 T TH A Isotherme B dQH Adiabate Adiabate dQ = 0 C => D ∆SCD = ∆QN/ TN TN D dQN Isotherme TN , Wärmeabgabe dQN D => A S ∆SDA = 0 Adiabate Q = 0 gesamte Entropieänderung: ∆S = ∆SAB + ∆SCD=∆QH/ TH - ∆QN/ TN ∆SAB pos, Wärmezufuhr ∆SCD neg, Wärmeabfuhr Da Kreisprozeß => ∆S = 0 => dQH / TH = dQN/ TN also dQH > dQN da TN < TH 113 C Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Wärme bleibt im System um Arbeit zu leisten: ∆SAB TH - ∆SCD TN eingeschlossenen Fläche im S-T-Diagramm 6.1.2 Wirkungsgrad für Carnotmaschine Ziel: möglichst viel der zugeführten Wärmeenergie dQH in Arbeit umzuwandeln η= dW/dQH = erhaltene Energie / bezahlte Energie ηC = (dQH -dQN ) / dQH mit dW = dQH- dQN = 1 - dQN/ dQH = 1 - TN / TH => ηC < 1, aber nie = 1, d.h. 100% , denn TN > 0, ein Teil der zugeführten Wärme wird an kaltes Reservoir abgegeben => „Es gibt keine Folge von Prozessen, die nur Wärme aus Wärmereservoir entnehmen und vollständig in Arbeit umwandeln, d.h. es gibt keine perfekte Maschine.“ Bsp. Schiff kann nicht Wärme dem Meer entziehen und sie völlig in Arbeit wandeln. Generelles Problem: Kreisprozesse in Maschinen besitzen irreversiblen Anteil und erreichen damit nie den maximalen Wirkungsgrad. 6.2 Stirlingmaschine alle Prozesse sind reversibel A => B (Rober Stirling1816) Kontakt mit heißem Reservoir, TH Isotherme Expansion, Aufnahme von dQH B => C isochorer Druckabbau , Abgabe von dQ C => D Kontakt mit kaltem Reservoir, TN Isochore p A dQ dQH B Isotherme Kompression, Abgabe dQN D => A isochorer Druckaufbau, Aufnahme von dQ TH D dQ dQN (obwohl alle Prozesse reversibel gilt ηCarnot > ηStirling ) Exp. Stirlingmaschine laufen lassen als Wärmekraftmaschine 114 Isoth. C TN V Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 6.3 Kältemaschinen Prozesse wie bei Wärmemaschinen, aber er läuft hier rückwärts ab. Effektivität , Leistungszahl: ε = dQN / dW Carnot Wärmetransfer / Arbeit εC = dQN / (dQH -dQN ) = TN / (TH - TN) Bsp. Kühlschrank ε ~ 5, Klimaanlage ε ~ 2,5, steigt mit fallender Temperaturdifferenz Exp. Stirlingmaschine laufen lassen als Kühlmaschine 6.4 Zusammenfassung thermische Energiewandler 115 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster Perpetuum Mobile In einem abgeschlossenen System sind Prozesse nur möglich wenn gilt dEin = 0 => Energieerhaltungssatz, 1. HS Es gibt kein Perpetuum Mobile erster Art. dS > 0 => 2. HS Es gibt kein Perpetuum Mobile zweiter Art. reversible Prozesse: d = 0 müßten extrem langsam ablaufen Ziel aller Prozesse: - Temperaturgleichgewicht, Wärmetod - alle thermodynamischen Prozesse kommen zum Stillstand, das Leben endet ! aber keine Sorge: Erde ist kein abgeschlossenens System, befindet sich im Energiestrom der Sonne. Man kann zeigen: Entropie kann abgegeben werden ∆S < 0 (nicht vernichtet) wenn das System von einem Energiestrom durchsetzt wird, mit dem es mehr Entropie abgibt als aufnimmt. Das ermöglicht die Zunahme der freien Energie, d.h die Entstehung komlizierten Lebens. 7 Entropie & Wahrscheinlichkeit 7.1 Irreversibilität Um Irreversibilität zu verstehen betrachte man die freie Ausdehnung eines Gases von einer Kammer in eine zweite, gleich große evakuierte. Modell: Gas mit N Teilchen (hier N = 4) Größe: Wahrscheinlichkeit P ein Teilchen in einer Kammer zu treffen Jedes Teilchen kann mit gleicher Wahrscheinlichkeit in rechter oder linker Kammer sein => P-links = P-rechts Mikrozustand: jede denkbare Verteilung der individuellen Teilchen (Kästchen) Anzahl: 2N = 16 P = 2-N = 1/16 Wahrscheinlichkeit jedes Mikrozustandes gleich Frage: welches Teilchen ist wo? Teilchen haben Nr. 116 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Makrozustand: Physikalische Technik FH Münster Frage: wieviele Moleküle sind wo? (Säule) Molekühle sind ununterscheidbar, ohne Nr. Hier: 5 Makrozustände 4:0, 3:1, 2:2, 1:3, 0:4 Teilchenverhältnis Wahrscheinlichkeiten der Makro. gegeben durch Anzahl der Mikro. P(4:0) = 1/16, P(3:1) = 4/16, P(2:2:) = 6/16 Unterschied zwischen wahrscheinlichen und extremen Zuständen nimmt mit Zahl N der Gasteilchen rapide zu: 1x 1030 Zahl der Makrozusände 0.5 0 wahrscheinlich: (50:50) extrem 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 (0:100) Zahl von Teilchen in rechter Hälfte Was passiert, wenn das Gleichgewicht gestört wird und das System danach sich selbst überlassen bleibt? FOLIE Start: Makrozustand (1:3) => Veränderung Wege Wahrscheinlichkeit in`s Gleichgewicht (2:2) 3 PGleich = 3/4 in`s Extrem (0:4) 1 Pextrem = 1/4 die extremen Zustände entstehen nicht weil sie unmöglich sind, sondern weil sie unwahrscheinlich sind. 7.2 Entropie betrachte Gasverteilung in 2 gleich großen Räumen i) Zustand i) alle N Teilchen in einem Raum Zustand ii) alle N Teilchen gleichverteilt ii) Fage: wieviel wahrscheinlicher ist Zustand ii) gegenüber i)? i) Pi = 2-N ii) Pii ≈ 1 denn das ist nur einer von 2N gleichwertigen Mikrozuständen 117 Physik I Bsp. Prof. Dr. H.-Ch. Mertins N = 100 Physikalische Technik FH Münster Pi = 10-30 1 Liter Luft mit N = 3x1020 Molekülen => Pi = 0, ....1022 Nullen....001 Zahlen sind zu klein => man nimmt den Logarithmus der Wahrscheinlichkeit P (x = ln{ex}) Entropie S = k lnP k = 1,38 x10-23 J/K Bolzmannkonstante P = Wahrscheinlichkeit des Zustandes => “Entropie” und “Wahrscheinlichkeit” haben gleiche Bedeutung: Entropie des Zustandes ii) ist um d = k ln(2N) = kN ln2 höher als die von i) Wahrscheinlichkeit von Zustand ii) ist 2N mal höher als die von i) Ein System hört erst dann auf seinen Zustand zu ändern, wenn der wahrscheinlichste Zustand erreicht ist, also die maximale Entropie. Definition der Entropie als Logarithmus bietet weitere Vorteile: Zusammenfassung von 2 Systemen: => Zustandsgrößen addieren sich Energie: Eint = Eint-1 + Eint-2 Entropie: S = S1 + S2 Wahrscheinl. P = P1×P2 => S = k lnP = k ln(P1×P2) = k lnP1 + k lnP2 = S1 + S2 7.3 Entropie und Wärmeenergie klassisch dS = dQ/T statistisch S = k lnP Entropieänderung bei reversiblen Prozess: Expansion des Gases in doppeltes Volumen: W = pdV Statistisch dS = kN ln2 (siehe oben) Q Klassisch reversibel, wenn Gas Kolben sehr langsam schiebt Gas leistet Arbeit W, würde abkühlen Aber Q = W wird nachgeführt => T = konst. d.h. reversibel W = -nRT ln(V2/V1) = -nRT ln2 118 (doppeltes Endvolumen) Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins dS = dQ/T = -nR ln2 Physikalische Technik FH Münster mit n = N / NA , R = NAk => dS = kN ln2 => klassische & statistische Definitionen bringen gleiche Entropiedifferenz! 8 Wärmetransport 8.1 Wärmeleitung leget man einen Schürhaken in`s Kaminfeuer, so wird nach gewisser Zeit auch der Griff heiß. Prozess: Atome / Elektronen im Material werden zu thermischen Schwingungen angeregt Stoß mit Nachbaratomen führt zum Energieübertrag (Wärmeleitung) => Wärmeleitfähigkeit abhängig von Wechselwirkung der Atome untereinander Betrachte:Wärmestrom PL aus warmen in kaltes Reservoir durch Platte der Fläche A, Dicke L PL = Q/t = λ (Th – Tk)A/L Th L Tk λ = Wärmeleitfähigkeit [λ] = W /(m. K) Q Material λ (W /(m. K)) Stahl 14 Kupfer 401 Luft 0,026 Steinwolle 0,043 Glas großes λ => guter Leiter 1 Thermischer Widerstand R=L/λ kleines R => guter Leiter [R] = m2 K /W beachte: R ist keine Materialkonstante 8.2 Konvektion Kerzenflamme: a) Fluid (Luft) erwärmt sich b) dehnt sich aus, Dichte nimmt ab c) heiße Luft steigt auf (Auftrieb), kalte Luft strömt nach Bsp. atmosphärische Konvektion, Energieumwälzung im Ozean, Energietransport an der Sonne von innen nach außen 119 Physik I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physikalische Technik FH Münster 8.3 Wärmestrahlung Vor einem großen Lagerfeuer wird man erwärmt, auch wenn ein kalter Wind weht, d.h. Wärmeleitung durch die kalte Luft kann nicht der entscheidende Prozeß sein. => Energieübertragung durch elektromagnetische Wellen, benötigt kein Medium, d.h. Übertragung durch Vakuum möglich (Sonne => Erde) FOLIE THERMOGRAMM Rate der emitierten Energie durch elektromagnetische Strahlung PS = σ ε AT4 σ = 5,6704 ×108 W/(m2K4) Stefan-Bolzmann Konstante ε: Maß für Emissionsgrad der Oberfläche A ε = 1: schwarzer Körper, maximaler Emissonsgrad Gesamtrate des Energieaustausches: absorbiert - emittiert PS-absorb - PS-emitt = σ ε A (T4Umgebung - T4) Beachte: Wärmeleitung PL ~ ∆T Wärmestrahlung PS ~ ∆T4 Zusammenfassung: Prüfungstrainer Kapitel 3.3, Fragen 3.3.1 – 3.3.9 120