naturfuhrer sablatnigmoor

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Der Verlag des Narurwissenschaftlichen Vereines für Kärmen
bedanke sich für die Umerseüezung
zur Drucklegung dieses Werkes bei folgenden Förderern:
Ame der Kärnmer Landesregierung, Abc. 20 - Landesplanung
Arge NATURSCHUTZ, Klagenfun
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NATURFUHRER
SABLATNIGMOOR
Herausgegeben von
CHRISTIAN WIESER, ALOIS KOFLER, PAUL MILDNER
im Verlag des Naturwissenschaftlichen Vereins
für Kärnren
Mit Beiträgen von:
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Helwig BRuNNER, Melitta FEILACHER,
Werner E. HOLZINGER, Chris-tian KOMPOSCH,
Harald KOMPOSCH, Alois KOFLER, Pavel LAUTERER,
Hans MALICKY, Paul MILDNER, Lorenz NEUHÄUSER,
Wolfgang PAILL, Johanna TROYER-MILDNER,
Chrisrian WIESER
Geleitet von
Christian WIESEI~
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gelangen so viel schneller in neue Lebensräume als sie es ~ir ihren eigeneIl
kurzen Beinen könnten -, wo sie sich zwischen staubigen Buchern, Hetbaflen
und Betten an Staubläusen aber auch an Berrwanzen güdich run.
Weberknechte (Opiliones)
Die Milben (Acari) deren Name zumeist mit Krärzmilben, Hausstaubmilben, Zecken und anderen Läsdingen, Schädlingen und Parasiten in Verbindung gebracht wird, haben neben diesen ökologischen Nischen auch 111 allen
anderen Lebenräumen der Erde - ausgenommen den Lufrraum - Ihnen Zllsagende Bedingungen gefunden; selbst im Meer leben viele Durzend Anen, im
Süßwasser sind es mehrere Tausend. Neben der eC(Q- und endoparaslflSchen
Lebensweise ist nahezu jeder Ernährungstyp verrreten, von Pflanzenfressern
und Saprophagen bis hin zu räuberischen Formen. Infolge ihre~. Kleinheir und
enorm hohen Arrenzahl sind die Milben - abgesehen von den okonomlsch relevanten G~bppen - im arachnologisch relativ gur erforschte~ Mirreleuropa eine der von Wissenschaftern am stärksten vernachläSSIgten TIergruppen, soJaß
man über die tatsächliche Artenzahl in Kärnten kaum Vermurungen anstellen
kann, von Fakten über Biologie und Ökologie ganz zu schweigen.
Die Palpigradi sind dermaßen unscheinbare und versreckt lebende Spinnentiere daß sie selbst ein Arachnologe kaum einmal lebend zu GeSicht bekom~t. Sie sind lichtscheue und empfindliche Zwerg formen, die ihr Leben in
det absoluten Dunkelheit von Höhlen (z.B. Eggerloch bei Villach) bzw. Bodenspalten zubringen - blind, ohne Körperpi.gmente (w.eißlich), ohne Kreislauf- und Atemorgane. Einzig auffallend 1St Ihr korperlanget behaarter
Schwanzanhang, der nachgeschleift oder hoch erhaben gerragen WIrd.
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Von Christian KOMPosCH
Die Weberknechte (Opiliones), von denen in Kärnten zur Zeit 50 Arten
nachgewiesen sind, wurden vom Volksmund mit den verschiedensten Namen
\Tfsehen: Krakl (kärnmerisch), Kanker, Kankelbein, Langbein, Schneider,
Schuster, Geisr und viele mehr, wobei sich diese Namen immer auf die bebnnteren, langbeinigen Vertreter der Phalangiiden beziehen und damit die
broße Popularität dieser Tiergruppe verdeutlichen. Manche Arten halten sich
.lld1erJem mit großer Vorliebe in der Nähe der menschlichen Wohnungen auf,
~odaß es nicht verwundert, wenn sie schon früh in den Werken der Narurfor~cher Erwähnung gefunden haben.
.,The study of Harvestmen is the study of legs" ist nach SAVORY (1964) ein
Slogan für jeden Arachnologen, der sich mit diesen Langbeinern beschäftige.
Derselbe Autor bezeichnet die Weberknechte als die Komiker unter den Spinfll'mieren, mit ihren beiden großen Augen - manchmal von bizarrer Fotm -,
die auf einen so kleinen Körper·gepfercht sind, der von Beinen getragen wird,
die für eine Brauchbarkeit zu lang und außerdem ziemlich unsicher befestjgt
~inJ,
Weberknechte besitzen niemals Giftdrüsen, das heißt, sie müssen ihre Nahfllng mechanisch zerkleinern. Sie sind eine reEht heterogene Gruppe, was ihre
LdJl.,nsweise und Ernährung berriffe: wir finden tag- und nachtaktive Arren,
Pllanzenfresser, Saprophage und Räuber. Außerdem haben sie, mehr als alle
anderen Spinnentiere, eine starke Tendenz, den Boden zu verlassen und in die
Vygetation hinaufzusteigen, immer höher, je älter sie werden. Ein Beispiel
dafür isr "der Weberknecht mit den riesigen Augen", Platybllrltls bllcephcdm,
dessen] ugendstadien die Streuschicht bewohnen, während die erwachsenen
Exemplare an krautigen Gewächsen und Stauden zu finden sind.
Vide Arren zeigen durch ihre' Lebensgewohnheiten die Notwendigkeit einer
Umgebung mit hoher Feuchtigkeit, womit sich u.a. auch die relativ hohe Ar(enzahl im Sablatnigmoor erklären lälk Als Vergleich konnren in Jer Sandgfube, dem trocken-warmen Exrremstandon, nur drei Weberknechcarren
n.llhgewiesen werden, die allesamt unter Steinen und Borkenstücken bzw. in
abgestorbener Vegetation Schutz vor der direkren Sonneneinsrrahlung gesucht
harten. Mir den bei den Arten Opilio parietinlls und O. saxatilis handeIr es sich
dabei um zwei Langbeiner, die wir auch regelmäßig an unseren Hausmauern
.IIHreffen.
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NiltllrfiilJrer Silb/"tltiguI.or
Im Sablamigmoor konnten 16 Weberknecht-Arten gefunden werden, was
immerhin einem Drittel der in Kärnren lebenden Arren entspric~r. Sie treren
uns hier in drei Erscheinungstypen entgegen: erstens als flachgedrückte Brettkanker (Trogulidae), deren Beine erwa 1,5fache Körperlänge erreichen; zweitens als kleine, schwarze und hartchitinisiette Fadenkanker (Nemastomatidae)
und drittens als meist weichhäutige, sehr langbeinige Kanker (Phalangiidae).
Unter'den Bodenbewohnern sind die beiden hier vorkommenden Fadenkankerahhand ihres Körperbaues und der Färbung leicht anzusprechen und in
den Bruchwäldern rund um das Moor - bei entsprechender Geduld - unter
Holzstücken zu entdecken: der ansonsFen kohlrabenschwarz gefärbte Vierfleck-Fadenkanker (P,wanemastoma quadriprmetaturn), bei dem sein Name bereits auf die auffälligen Goldflecken am Rücken hinweist und das kleine Mitostome/ chrysomelas, dessen gold-braun glänzender Körper von sehr langen ..fadenarrigen" Laufbeinen getragen wird - daher auch der Name der Familie.
Die Meister der Tarnung unter den Weberknechten sind zweifelsfrei die
Brettkanker, weshalb sie der Besucher des Sablatnigmoores trotz ihrer Körpergröße von bis knapp einem Zentimeter nur bei genauester Betrachrung der
Unterseite von Steinen und Brerrern finden wird können: diese flachen und
kurzbeinigen Kanker sondern am Körper und den Laufbeinen ein äußerst gm
klebendes Sekret ab, wodurch Erdparrikel und kleinsre Steinchen allS ihrem
Lebensraum an ihnen haften bleiben.
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Abbildung 30: 'frogu/lli tricarillalui (FotO: Ch. KOMPOSCH)
Dit vorzüglich gerarmtn, nachen ßrenkanker oritnrieren sich auf der Suche nach ßeuretiertn, Geschltdnsparrnern oder Versteckmöglichkeiten kaum mir ihren Augen, sondern enasren die nähere
Umgebung mir ihrem verlängenen zweiren Beinpaar. Enrgegen der landläufigen Meinung, die jeden
Weberknechr als "Langbein" kenm, handelt es sich bei Vertretern dieser Familie um ausgesprochen
kurzbeinige Kanker.
Dessen nicht genug, besitzen sie die Fähigkeit des TorsrelIreflexes (Thanatose)
und sind damit für Freßfeinde (und Wissenschafter) nahezu -unsichtbar. Diese
räuberisch lebenden Tiere der Gatrung Trogulm sind ausgesprochene Nahrungsspezialisten, die sich von Gehäüseschnecken ernähren; das leergefressene
Schneckenhaus wird - im Sinne einer optimalen Ausnmzung ger Ressourcen
- von trächtigen Weibchen zur Eiablage genutzt.
Der weitaus größte Teil der im Gebiet vorkommenden Arten zählr zur Familie
Phalangiidae, deren langbeinige Vertreter an den menschlichen Siedlungen
wohl schlechthin "den Weberknecht" repräsentieren.
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Abbiluung 29: ParmmlUlJIOII/(f qlladriplll/Clatll1l/ (FotO: Ch. KOMPOSCII)
Dieser han gepanzerte schwarze Fadenkanker ist aufgrunu seiner vier Golunecken am Rückenschilu
auch im Freiland sicher anzusprechen; am leichtesten isr er umer Holzsrücken und Steinen in Gebüschsäumen und \'V'äldern zu finden.
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fine der wichtigsten Verteidigungswaffen der langbeinigen Weberknechte
ist neben den Stinkdrüsen und der schnellen Flucht das Abwerfen von Laufbeinen, die Autotomie. Die unverhältnismäßig langen Beine dieser Tiere bieten in bezug auf den schwachen Körper den Feinden viel zu viele Angriffspunkte. Nun kanri aber das bedrohte Individuum seine Existenz dadurch retten, daß es das verhängnisvolle Glied dem Gegner überläßt. Die plötzlich einuerenden lebhaften, Bewegungen des Gliedes nach der Abtrennung vom Körper sind sehr dazu' geeignet, vom Entfliehen des Tieres abzulenken, ähnlich
wie sich die Katze mit dem abgeworfenen und zuckenden Schwanz der enteilenden Zauneidechse zufrieden geben muß. Im Gegensatz zur Zauneidechse
wird jedoch das abgeworfene Glied beim 'Weberknecht nicht regeneriert!
Doch auch der Verlust von zwei bis drei Laufbeinen scheint die Mobilitär und
Vitalität dieser Tiere kaum zu beeinträchtigen.
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Abbildung 3\: Pha/allgill//J opi/io (Foro: Ch. KOMPOscH)
Bei dieser Arr handele es sich um einen der bekannteseen Verrreeer der Weberknechee: ein langbeiniger Kanker, dee auch regelmäßig an unseeen Hausmauecn sieze. Pba/flllgill//J "pi/io ise einee der wenigen Weberknechee, die offene licheexponieeee Habieaee bewohnen; die Männchen dieser Are (Foro)
erkenne man leiche an ihrem aufiäUigen Horn auf den Cheliceren, also am erseen Excremieärenpaar.
Abbildung 32: Lorillill! deli/igel' (Foeo: Ch. KOMPOscll)
Der seark bedornee Körper dieser Are eräge einen Augenhligel, bei dem jedes der beiden Augen von
..vier langen Zacken gekrönt isr; ansonseen ise die wärme1ieben<.!e Are L dell/iger wie die meiseen Phalangiiden eher unscheinbar grau-braun gefliebe.
Offen bleibt die Frage, welche Rolle die langen Beine im Leben der Phalangiidcn spie1<:n? Beobachtet man ein solches Tier bei seiner l~ortbewegung in
einer Wiese, wird der große Vorteil der außergewöhnlichen Beinlänge augenscheinlich: im Gegensatz zu den meisten Insekten und frei' jagenden Spinnen,
die trotz aller Hasr beim Klenero ziemlich "vorsichrig" neue Haltepunkte suchen und rrorz allem ofr genug abstürzen, greifen die Weberknechre ohne den
geringsren Bedacht bei der Wahl von Stützpunkren aufs Geratewohl mit den
Beinen darauflos, als ob sie auf fesrem Boden stünden. Die vorwärts bewegten
Gliedmaßen gelangen beim Niedersetzen an die verschiedensten Grashalme,
um die sich die vielgliedrigen Fußspitzen dann blirzschnell herumschlingen,
etwa wie ein Affe seinen Schwanz um einen Baumast rolle. Damit gelingt es
ihnen, schnell und ungefährdet über die vielen kleinen Abgründe zwischen
den einzelnen I-lalmen hinwegzukommen. Selbst an BaumstämfIlen, senkrech.. ~ ten Felswänden oder eben Hausmauero zeigen die Phalangiiden eine Gewandtheit und Sicjlerheit, die jeden Sportkletterer bei weitem in den Schanen
srellen.
Haupclebensraum der Phalangiiden sind die Bruchwälder, Gebüschsäume und
Hochstaudenfluren des Moorgebietes, die den weichhäutigen Tieren den notwendigen Schanen spenden. Sie ernähren sich hauptsächlich von kranken oder
toren Tieren - von Rilaena triangltlaris wird auch berichtet, daß er MLicken
selbst aus der Luft schlägt -, verschmähen aber faulendes Obst und andere
pflanzliche Kost keinesfalls.
Der überwiegende Teil der im Sablaroigmoor gefundenen Arten kann als
feuchtigskeitsliebend (hygrophil) bezeichnet werden, mehrere Weberknechte
\vi'e Lafinius dentiger oder Astrob'lflllS laevipes stellen wärmeliebende (rhermophile) Faunenelemenre dar, wobei diese Tarsache die wärmebegünsrigre Lage
des Jaunrales unrersrreichc.
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LITERATUR
MAI\TENS, J. (978): Spinnentiere, Arachnida. Weberknechee, Opiliones.- Die Tierwelr Deueschlands, 64: 464 pp., Gusrav Fischer Verlag, Jena.
SAVOI\Y, T. (1964): Arachni<.!a. Academic Press, London & New York, 291 pp.
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