Der gynäkologische Untersuchungsgang 9

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Der gynäkologische Untersuchungsgang9
9.1
Anamnese
Die Anamnese dient dazu, Informationen zu erhalten, die helfen, die Bedeutung und die Ursache von
Störungen zu erkennen und den Zyklusstand der
Hündin einzuschätzen. Neben einer individuellen
Anamnese, die sich an den Leitsymptomen ausrichtet, sind einige Grundinformationen zu erheben, die in jedem Fall notwendig sind. Diese lassen
sich in 4 Bereiche einteilen:
1. Angaben zum Signalement und der Haltung
2. Angaben zum Vorstellungsgrund
3. Angaben zum allgemeinen Gesundheitszustand und Verhalten
4. Angaben zur Reproduktion
Es hat sich bewährt, die Fragen in Form eines Vordrucks abzuarbeiten (▶ Tab. 9.1).
▶▶Tab. 9.1 Grundinformationen, die in der Anamnese erhoben werden sollten.
Signalement und Haltung
Name der Hündin
Nicht nur der Rufname, sondern auch der eingetragene Zwingername ist
wichtig, wenn Atteste und Gutachten erstellt werden müssen.
Tatowiernummer, Chipnummer
Angabe während der Allgemeinuntersuchung überprüfen.
Alter
Hinweise auf den sexuellen Entwicklungsstand der Hündin (▶ Abb. 13.1)
Körpergewicht
aktuell erfassen, um eine objektive Grundlage für die Applikation von Pharmaka
zur ­Diagnostik und Therapie zu erhalten
Nutzung
Bei Zuchthündinnen ist eine Differenzierung zwischen regelmäßiger Zucht und
„Hobbyzucht“ sinnvoll.
Nach Ausstellungsbesuchen und der Teilnahme an Hundesportveranstaltungen
fragen, da auf derartigen Veranstaltungen eine erhöhte Infektionsgefahr besteht.
Fütterung der Hündin
Mangelernährungen selten, doch existieren teilweise ideologisch geprägte
Fütterungs­regime, die Defizite bestimmter Nährstoffe möglich erscheinen lassen.
Angaben zum Vorstellungsgrund
Grund der
Vorstellung
Seit wann bestehen die Veränderungen?
Wurden bereits diagnostische
Maßnahmen eingeleitet?
z.B. Tupferproben aus den Genitalorganen, Hormonbestimmungen etc.
Wurde bereits
eine Behandlung
eingeleitet?
z.B. Hormongaben
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9
9.1 Anamnese
33
▶▶Tab. 9.1 Fortsetzung.
Signalement und Haltung
□ keine Veränderungen
□ ruhiger
□ munterer
Futteraufnahme
□ keine Veränderungen
□ weniger
□ keine
Wasseraufnahme
□ keine Veränderungen
□ weniger
□ mehr
sonstige Erkrankungen
­unabhängig vom Vorstellungsgrund
Dauermedikation
z.B. Insulin, Kortison, Thyroxin
Impfungen
Welche?
Wann das letzte Mal?
Entwurmungen
Wann?
Womit?
Angaben zur Reproduktion
bisherige Läufigkeiten
Anzahl?
Durchschnittliche Dauer?
Regelmäßigkeit?
letzte Läufigkeit
Zeitpunkt?
Dauer?
Abweichungen von vorherigen Läufigkeiten?
Trächtigkeit
Verlauf und Dauer der letzten Trächtigkeiten?
Geburten
Anzahl?
Wurfgröße?
bei Bedeckung
Häufigkeit?
Zeitpunkt der letzten Bedeckung?
Wurde eine Deckzeitpunktbestimmung durchgeführt?
Hormonbehandlungen
Läufigkeitsunterdrückung?
Nidationsverhütung?
Abortinduktion?
basiswissen.konkret
Verhalten
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Angaben zum allgemeinen Gesundheitszustand und Verhalten
Labordiagnostik
bildgebende Verfahren
spezielle gynäkologische
Untersuchung
Allgemeinuntersuchung
zytogenetische
Untersuchung
Endokrinologie
Hämatologie
mikrobiologische
Untersuchung
Sonografie
Röntgen
Endoskopie
Vaginoskopie
exfoliative
Vaginalzytologie
Adspektion und Palpation
(Haarkleid, Abdomen,
Gesäuge, perivulväre
Region, Rima vulvae)
Funktionstest
Einzeltest (Östrogen,
Progesteron, Relaxin,
LH, FSH)
Tupferprobe
Serologie
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▶▶Abb. 9.1 Formaler Ablauf des gynäkologischen Untersuchungsgangs.
weiterführende
Untersuchung
klinische Untersuchung
Anamnese
DexamethasonSuppressionstest
SchilddrüsenStimulationstest
LeydigzellStimulationstest
Ovar-Stimulationstest
34
9 Der gynäkologische Untersuchungsgang
9.2 Klinische Untersuchung
35
9.2.1
Allgemeinuntersuchung
Der Umfang der Allgemeinuntersuchung ist vom
vorliegenden Problem abhängig. Sie dient der Beurteilung, inwiefern gynäkologische Erkrankungen den Gesamtorganismus in Mitleidenschaft
ziehen und ob Allgemeinerkrankungen die Ursache von Reproduktionsstörungen sind. Zudem ist
darauf zu achten, ob neben dem primären Vorstellungsgrund noch andere Erkrankungen vorliegen.
Der Mindestumfang der Allgemeinuntersuchung umfasst:
●● die rektale Messung der Körperinnentemperatur
●● die Aufnahme der Puls- und Atemfrequenz
●● die Auskultation des Herzens und der Lunge
●● die Beurteilung der äußerlich zugänglichen
Lymphknoten
Erkrankung
weitergehende Untersuchung/
Bemerkung
Hypo­thyre­ose
(▶ S. 82)
●● keine typischen klinischen
Symptome
●● Bestimmung der Schild­
drüsenhormone, Stimulationstest (▶ S. 57)
Hyper­adreno­
kortizismus
(▶ S. 82)
●● typische klinische ­Symptome:
u.a. reduzierte Haut­elastizität,
Hängebauch
●● erhöhte Aktivität der alkalischen Phosphatase
●● Low-Dose-DexamethasonSuppressionstest (▶ S. 57)
Hyperöstrogenismus
●● typische klinische Symptome:
ödematisierte Vulva, sero­
sanguider Ausfluss, Superfizial­
zellen und/oder Schollen in der
exfoliativen Vaginal­zytologie
(▶ S. 36)
●● Anfertigung eines Differenzialblutbilds
●● die Thrombozyten­
konzentration sinkt als Erstes
●● ggf. Bestimmung der
­Konzentration von Östradiol17β > 15 ng/ml (▶ S. 55)
●● Ursache: Ovarialzysten
(▶ S. 148), Ovartumoren
(▶ S. 150), Aufnahme exogener
Östrogene
Hypoöstro­
genismus
●● neben der Ausbildung eines
sogenannten Welpenfells
kann es im Anschluss an eine
Kastration auch zur Alopezie
kommen (▶ S. 160)
●● Östrogenkonzentrationen
unter dem Basalniveau
< 15 ng/ml (▶ S. 55)
!!Ergibt sich aufgrund der Leitsymptoma­
tik, des Vorberichts und erster klinischer
Befunde der Verdacht eines Hyperöstro­
genismus, muss die Hündin gründlich
auf Anzeichen einer Anämie untersucht
werden.
9.2.2
Spezielle gynäkologische
Untersuchung
Adspektion und Palpation
Haarkleid
Der Zustand des Haarkleids kann Hinweise auf
Endokrinopathien liefern, da eine Reihe von Hormonen Einfluss auf die Regulation des Haarwachstums nehmen. Dies sind neben den Sexualsteroiden auch die Hormone der Schilddrüse und der
Nebennierenrinde (▶ Abb. 9.2). Eine Zuordnung
bestimmter Fellveränderungen zu definierten
Endokrinopathien ohne weitergehende Untersuchungen ist nicht möglich (▶ Tab. 9.2).
Abdomen
Durch die weite Verbreitung der Sonografie haben die Beurteilung des Bauchumfangs und die
transabdominale Palpation zur Diagnose intraabdominaler Veränderungen an Bedeutung verloren.
Einen gewissen Stellenwert besitzt die transab-
dominale Palpation zur Trächtigkeitsdiagnostik
(▶ S. 60). Im Zusammenhang mit der Pyometra
(▶ S. 104) wird häufig eine hochgradig gespannte
Bauchwand beobachtet. Während der Läufigkeit
kann bei lockerer Bauchdecke die Zervix vor dem
Becken an der stehenden Hündin als derbes Gebilde palpiert werden.
basiswissen.konkret
Klinische Untersuchung
▶▶Tab. 9.2 Endokrinopathien, die sich in einer bilateral
symmetrischen, primär nicht juckenden Alopezie manifestieren können.
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9.2
9 Der gynäkologische Untersuchungsgang
36
se nach dorsal zu klappen, um entzündliche Veränderungen detektieren zu können (▶ Abb. 9.4).
Nach Beurteilung des Perineums und der Vulva
(▶ Tab. 9.3) wird die Rima vulvae gespreizt, um
die Klitoris, die Vestibularschleimhaut und Sekret
im kaudalen Vestibulovaginalkanal darzustellen
zu können.
▶▶Abb. 9.2 Haarausfall in den Flanken bei einer Hündin
mit Hyperöstrogenismus aufgrund endokrin aktiver Ovarialzysten. Die Veränderungen treten in der Regel bilateral
symmetrisch auf und sind nicht mit Juckreiz verbunden.
Die einzige sinnvolle Therapie besteht darin, die Östrogenquelle zu entfernen.
Gesäuge
Auch bei Hündinnen, die nicht wegen Veränderungen am Gesäuge vorgestellt werden, ist die
Mamma kurz zu beurteilen (vollständiger Gesäugeuntersuchungsgang: ▶ S. 131). Zur Befunddokumentation hat sich die Verwendung eines
Schemas, in welches Veränderungen eingetragen
werden, bewährt (▶ Abb. 9.3).
Bei vielen Hündinnen kann eine Anbildung
der Mamma im Metöstrus beobachtet werden,
was unter dem Begriff Scheingravidität (▶ S. 138)
zusammengefasst wird. Dieser Erscheinung liegen
eine abfallende Progesteronkonzentration und ein
ansteigender Prolaktinwert zugrunde. Auch unter Wirkung von synthetischen Gestagenen, die
zur Läufigkeitsunterdrückung eingesetzt werden,
kommt es zur Gesäugeanbildung. So kann aus dem
Vorliegen einer Scheingravidität auf endokrine
aktive Eierstöcke oder die Applikation von Gestagenen geschlossen werden. Eine zyklische Gesäugeanbildung bei einer vorberichtlich kastrierten
Hündin kann in einer unvollständigen Kastration
begründet sein.
Ziel der exfoliativen Vaginalzytologie ist es, die lumenwärtigen Vaginalepithelzellen auf ein Trägermedium zu überführen, diese auf einen Objektträger auszustreichen und nach Fixation und Färbung
deren Art, Anzahl und Morphologie zu beurteilen
(▶ Abb. 9.9 – Abb. 9.15).
Die Entnahme der exfoliativen Vaginalzytologie sollte vor der Vaginoskopie (▶ S. 48) erfolgen,
da viele Hündinnen die Vaginoskopie als unangenehmer empfinden und mit Abwehrbewegungen
reagieren.
Grundlagen
Die biologische Grundlage dieses diagnostischen
Verfahrens ist die Tatsache, dass sich die Mitoserate der Zellen und deren Morphologie in Abhängigkeit von der Östrogenkonzentration verändern
▶▶Tab. 9.3 Befunderhebung an der Vulva und perivulvären
Region.
Parameter
Bemerkung
Sekretspuren
Hinweis auf vaginalen ­Ausfluss
(▶ S. 64)
Dorsalfalte
Ausprägung und Hinweis auf
Entzündungen (▶ S. 2)
Ausprägung der
Rima vulvae
(▶ S. 2)
Perineum
Vorwölbung bei größeren
Tumoren im Vestibulo­
vaginalkanal möglich
Klitoris
Beurteilung nach Spreizen der
Rima vulvae (▶ S. 3)
Zustand der
Vestibular­
schleimhaut
Farbe, Auflagerungen, Sekret
(▶ S. 4)
Perivulväre Region und Rima vulvae
Es ist auf Sekretspuren zu achten, die auf vaginalen
Ausfluss zurückzuführen sind. Dazu ist das Fell bei
langhaarigen Hunden zu scheiteln. Können keine
Sekretspuren gefunden werden, schließt dies vaginalen Ausfluss nicht aus, da sich einige Hündinnen
sauber lecken. Bei ausgeprägter Dorsalfalte ist die-
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Exfoliative Vaginalzytologie
9.2 Klinische Untersuchung
37
links
rechts
axillar
rechts
links
abdominal
inguinal
Lnn. axillares
Lnn. inguinales
▶▶Abb. 9.3 Schema zur Gesäugeuntersuchung der Hündin.
▶▶Abb. 9.4 Hochgradige Vulvitis aufgrund chronischer
perivulvärer Entzündung bei einer Hündin mit Vulvaatrophie nach juveniler Kastration und deutlich ausgeprägter
Dorsalfalte. Die Dorsalfalte wurde für diese Aufnahme
nach dorsal geklappt und ist daher nicht sichtbar.
(▶ Abb. 9.5). Die exfoliative Vaginalzytologie gilt
als Bioassay für Östrogene. Anhand der Morphologie der Zellen kann auf eine bestimmte Zyklusphase zurückgeschlossen werden (▶ Tab. 9.4).
Im Anöstrus besteht das Vaginalepithel aus
maximal 4 Zellschichten. Die steigenden Östrogenkonzentrationen im Pröostrus führen zu einer Proliferation des Epithels. Die lumenwärtigen
Zellen erfahren dabei eine Veränderung ihrer Gestalt. Der Zellkern löst sich auf, die Größe der Zelle
nimmt zu und es kommt zu einer Keratinisierung
(Verhornung), welche eine Veränderung des Färbeverhaltens bedingt. Kernpygnose und Verhornung
gelten als Ausdruck des Zelltods. Aus einem 2- bis
4-schichtigen Epithel entwickelt sich ein mehrschichtiges, verhorntes Epithel mit bis zu 30 Zelllagen. Das Ausmaß der Veränderungen ist proportional zur Östrogenkonzentration und nimmt mit
steigendem Wert zu. Die lumenwärtigen Zellen
werden in den Vaginalkanal abgestoßen.
Neben Zellen lassen sich Schleim und Bakterien nachweisen. Schleim stellt sich als schlieriger
Hintergrund zwischen den Zellen dar und lässt
sich regelmäßig im Proöstrus finden (▶ Abb. 9.6).
Mit Rückgang des Läufigkeitsausflusses klärt der
Ausstrichhintergrund auf (▶ Abb. 9.7).
Bakterien sind als kleine, runde, gut abgegrenzte Partikel in der 1000-fachen Vergrößerung
basiswissen.konkret
medial
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thorakal
9 Der gynäkologische Untersuchungsgang
Verschiebung des Kern-Zytoplasmaverhältnisses zu
Ungunsten des Kerns zur Kernpygnose
Zunahme der Exfoliation
Zunahme der Größe oberflächlicher Zellen
Zunahme der Zellschichten
Zunahme der Zellproliferationsrate
Präproöstrus
Proöstrus
Östrus
▶▶Abb. 9.5 Prinzip exfoliativer Vaginalzytologien. Mit steigender Östrogenkonzentration kommt es zu einer Vermehrung
der Zellen und typischen Veränderungen der Zellmorphologie. Die oberflächlichen Zellen exfoliieren und können mit
einem Tupfer aufgenommen werden.
▶▶Abb. 9.6 Im Rahmen der exfoliativen Vaginalzytologie
werden nicht nur die Menge und Art der Zellen im Ausstrich
erfasst, sondern auch das Aussehen des Hintergrunds. In
diesem Fall zeigt sich neben Vaginalepithelzellen (roter
Pfeil) und Erythrozyten (blauer Pfeil) deutlich Schleim, wie
er im frühen Proöstrus physiologisch vorkommt.
▶▶Abb. 9.7 Der Hintergrund dieses Vaginalausstrichs einer
Hündin im Östrus ist klar. Bei den Zellen handelt es sich um
Superfizialzellen. Schleim lässt sich nicht nachweisen.
gut darzustellen (▶ Abb. 9.8). Insbesondere in der
Zyklusphase des Proöstrus und im Puerperium
lassen sie sich häufig finden. Im Östrus und frühen Metöstrus können sie gelegentlich nachgewiesen werden.
!! Der lichtmikroskopische Nachweis von
Bakterien korreliert nicht mit den Ergeb­
nissen der bakteriologischen Untersu­
chung einer Vaginaltupferprobe und ist
daher nicht grundsätzlich als pathologisch
zu bewerten.
▶▶Abb. 9.8 Bakterien zeigen sich im Vaginalabstrich
als runde bis stäbchenförmige Gebilde. Die Menge ihres
Nachweises korreliert nicht mit den Ergebnissen der bakteriologischen Untersuchung eines Vaginalabstrichs.
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Östrogenkonzentration
38
9.2 Klinische Untersuchung
39
▶▶Tab. 9.4 Zelltypen.
Zellart
Aussehen
Bemerkung
Basalzellen
(▶ Abb. 9.9)
●● rund bis zylindrisch
●● deutlicher Zellkern
●● Durchmesser 10–20 μm
●● sitzen direkt auf der Basalmembran
●● Ursprungspopulation aller Vaginal­
epithelzellen
●● werden in der Regel nicht exfoliiert
Parabasalzellen
(▶ Abb. 9.10)
●● rund bis oval
●● deutlicher Zellkern
●● Durchmesser 10–20 μm
●● können in der Regel nicht von Basal­zellen
differenziert werden
Intermediärzellen
(▶ Abb. 9.11)
●● Größe variabel, daher auch Differenzierung von kleinen (~20 μm), mittleren
(~ 45 μm) und großen Intermediär­
zellen (~ 50 μm)
●● Kern-Zytoplasma-Verhältnis nimmt
mit zunehmender Größe ab und die
Zellform wird von oval zu polygonal mit
unregelmäßigem Rand
●● Merke: Die typische Form einer mittleren
Intermediärzelle entspricht einem „Spiegelei“.
●● ellipsoide Form mit deutlichem Kern in der
Peripherie
Superfizialzellen
(▶ Abb. 9.12)
●● polygonal, eckige Form
●● da sich die Zellränder beim Ausstreichen oft Auffalten, ist kein sinnvoller
mittlerer Durchmesser anzugeben
●● der Kern ist klein und häufig nur noch
schwach angefärbt
●● zunehmende Verhornung bewirkt ein
eosinophiles Färbeverhalten
Schollen
(▶ Abb. 9.13)
●● entsprechen in ihrer äußeren Form
den Superfizialzellen
●● kein Zellkern mehr nachweisbar
●● im ovulationsnahen Zeitraum liegen die
Schollen häufig in Gruppen beisammen
(sogenannte „Nesterbildung“)
Blutzellen
Blutzellen können nachgewiesen werden, wenn sie aus den Gefäßen in das Vaginalepithel übertreten oder aus dem
Uterus oder den Harnorganen in Form von Ausfluss in den Vestibulovaginalkanal gelangen
Erythrozyten
(▶ Abb. 9.14)
●● kleine runde blasse Zellen ohne Zellkern
●● mittlerer Durchmesser 7–8 μm
●● lassen sich physiologischerweise im Ausstrich während der läufigkeitsassoziierten
Diapedesisblutung nachweisen. Dabei gelingt der mikroskopische Nachweis länger
als ein rötlicher Ausfluss m
­ akroskopisch
registriert wird
­ olymorphkernige
p
Granulozyten
(▶ Abb. 9.15)
●● häufig sind nur der segmentierte Kern
bzw. Kernfragmente, die sich dunkel
anfärben, zu erkennen
●● mittlerer Durchmesser 7–8 μm
●● treten im Zusammenhang mit der Rückbildung des Vaginalepithels nach der Ovulation und in Verbindung mit entzündlichen
Veränderungen der Geschlechtsorgane auf
basiswissen.konkret
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Vaginalepithelzellen
9 Der gynäkologische Untersuchungsgang
▶▶Abb. 9.9 Basalzelle (Pfeil), Balken: 10 µm.
▶▶Abb. 9.10 Parabasalzellen, Balken: 10 µm.
▶▶Abb. 9.11 Intermediärzellen, Balken: 10 µm.
▶▶Abb. 9.12 Superfizialzelle, Balken: 10 µm.
▶▶Abb. 9.13 Schollen.
▶▶Abb. 9.14 Erythrozyten.
Entnahme der Tupferprobe
den Tupfer zur bakteriologischen Untersuchung
(▶ S. 52) zu verwenden, sollte der Abstrich in der
mittleren Vagina mithilfe eines Spreizspekulums
und sterilen Tupfern gewonnen werden. Durch
den Einsatz des Spekulums soll verhindert werden, dass es zu einer mikrobiologischen Konta-
Zur Entnahme der Tupferprobe haben sich mit
einem Wattekopf versehene Stieltupfer bewährt
(▶ Abb. 9.19). Das genaue Vorgehen der Probenentnahme richtet sich nach der Indikation. Ist
es geplant, neben der zytologischen Diagnostik
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9.2 Klinische Untersuchung
basiswissen.konkret
▶▶Abb. 9.15 Polymorphkernige Granulozyten.
mination des Tupfers im Bereich des Vestibulums
kommt. Die sterile Entnahme einer exfoliativen
Vaginalzytologie wird wie folgt durchgeführt:
1. Die Hündin steht. Die Rute wird von einem
Helfer zur Seite gehalten.
2. Nach Reinigung (▶ Abb. 9.16) wird die Rima
vulvae leicht gespreizt und das geschlossene
Spreizspekulum in kraniodorsaler Richtung
vorgeschoben (▶ Abb. 9.18). Dabei ist eine
Berührung der Klitorisfalte unbedingt zu
vermeiden, um keine Abwehrbewegungen zu
provozieren. Zur Vorbereitung des Spekulums
ist es empfehlenswert, es mit körperwarmem
Wasser zu temperieren und anzufeuchten
(▶ Abb. 9.17).
3. Das Spekulum wird so weit geöffnet, dass der
Wattetupfer vorgeschoben werden kann, ohne
dass es zu einer Kontamination mit dem Spekulum und der Vestibularschleimhaut kommt
(▶ Abb. 9.19).
4. Durch drehende Bewegungen werden Zellen
vom Vaginaldach entnommen. Bei einer Entnahme am Vaginalboden kann es zu Irritationen der Harnröhrenöffnung kommen.
5. Der Tupfer wird in mehreren Bahnen auf einen
trockenen, sauberen Objektträger ausgerollt
(▶ Abb. 9.20) und anschließend im Bedarfsfall
in ein Gefäß zur bakteriologischen Untersuchung überführt.
6. Der Ausstrich wird luftgetrocknet.
7. Der Objektträger wird mit einem Bleistift beschriftet (Name der Hündin, Entnahmedatum der Zytologie).
▶▶Abb. 9.16 Vorbereitung der Hündin zur Entnahme ei-
ner exfoliativen Vaginalzytologie: Die Hündin wird stehend
fixiert und die Rima vulvae mit einem schleimhautverträglichen Desinfektionsmittel gereinigt. Brennende Lösungen
führen zu Abwehrbewegungen.
▶▶Abb. 9.17 Zur Vorbereitung wird das Spreizspekulum
nach Kilian mit warmem Wasser auf Körpertemperatur
gebracht. Gleitgel wird nicht eingesetzt, da es die Interpretation des Zellabstrichs erschwert.
Soll nur eine zytologische Beurteilung erfolgen,
kann auf die Verwendung eines Spekulums verzichtet werden, da die hormonabhängigen Epithelveränderungen ebenfalls im Vestibulum auftreten.
Nach Spreizen der Rima vulvae wird der Tupfer in
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41
9 Der gynäkologische Untersuchungsgang
▶▶Abb. 9.18 Das Spreizspekulum wird geschlossen in
kraniodorsale Richtung eingeführt. Das Einführen unter die
Klitorisfalte muss auf jeden Fall vermieden werden, da es
zu heftigen Abwehrbewegungen führt.
▶▶Abb. 9.19 Das Spreizspekulum wird so weit geöffnet,
dass der eingeführte Wattetupfer zur Probenentnahme in
direkten Kontakt mit dem dorsalen Vaginaldach gebracht
werden kann.
▶▶Abb. 9.20 Der Tupfer wird in 3–4 Bahnen auf einem
Objektträger ausgerollt.
dorsale Richtung vorgeschoben, mehrfach gedreht
und wieder entnommen. Dieses Vorgehen empfiehlt sich bei Hündinnen, die mit Abwehrbewegungen auf das Schieben des Spekulums reagieren.
Bei einer Tupferprobenentnahme außerhalb der
Läufigkeit kann es sinnvoll sein, den Tupfer mit
0,9 %iger Kochsalzlösung zu befeuchten, damit er
besser eingeführt werden kann. Zudem nimmt ein
angefeuchteter Tupfer bei trockener Schleimhaut
mehr Zellen auf. Die Entnahme ohne Spekulum
ist auch dann von Vorteil, wenn Wiederholungsuntersuchungen notwendig sind, deren Entnahme
durch den Besitzer erfolgt (▶ S. 25).
Färbung
Für die Erfordernisse der Praxis hat sich die Hemacolor-Färbung bewährt. Alternativ können auch
vorgefertigte Testsimplets eingesetzt werden.
Eine weitergehende Differenzierung durch
zeitintensivere Färbemethoden wie der Papanicolaou-Shorr-Färbung ist möglich, erfordert jedoch
eine rasche Fixation der Zellen. Vorteil dieser Methode ist, dass neben der Morphologie auch das
Färbeverhalten der Zellen differenziert beurteilt
werden kann. Zellen mit Keratineinlagerung sind
azidophil und erscheinen orange bis rot. Ihr Anteil
nimmt während des Proöstrus bis zur Ovulation
zu.
Durchführung
der
Hemacolor-Färbung
(Eosin-­Thiazin-­Färbung, Beispiel: Firma Merk)
(▶ Abb. 9.21):
1. 5-maliges Eintauchen des luftgetrockneten
Objektträgers in die Fixationslösung
2. Objektträger kurz abtropfen lassen
3. 10-maliges Eintauchen des Objektträgers in
Eosin
4. Objektträger kurz abtropfen lassen
5. 10-maliges Eintauchen des Objektträgers in Thiazin
6. Abspülen überschüssiger Färbelösung mit
Leitungswasser, dazu wird die Rückseite des
Objektträgers unter einen leichten Wasserstahl gehalten (▶ Abb. 9.22).
7. Lufttrocknen
Der Zeitaufwand für die Färbung beträgt 3–5 Minuten. Sollen die Objektträger über längere Zeit
archiviert werden, empfiehlt sich das Eindeckeln
mit Deckgläschen (▶ Abb. 9.23).
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9.2 Klinische Untersuchung
Eosin
Thiazin
Werden vorgefertigte farbbeschichtete Objektträger verwendet, wird das Präparat nach einer
etwa 2-minütigen Lufttrocknung aus einer Entfernung von 20 cm mit dem Fixationsspray besprüht
und für 15 Minuten an der Luft getrocknet. Anschließend wird der überschüssige Farbstoff unter
fließendem Wasser abgespült. Nach einer erneuten Lufttrocknung erfolgt die Auswertung.
Interpretation
▶▶Abb. 9.21 Als praxistaugliches Schnellfärbeverfahren
gilt die Eosin-Thiazin-Färbung. Sie besteht aus der Fixierlösung, der Eosin- und Thiazinlösung. Bei der Lagerung ist zu
beachten, dass die Fixierlösung relativ schnell verdampft.
Den verschiedenen Zyklusphasen können typische vaginalzytologische Befunde zugeordnet
werden. Neben dem Auftreten bestimmter Zelltypen verändert sich die Häufigkeitsverteilung
der verschiedenen Zellformen. In ▶ Tab. 9.5 sind
die typischen vaginalzytologischen Befunde den
einzelnen Zyklusphasen (▶ Abb. 9.24–Abb. 9.28)
zugeordnet.
Der Ausstrich wird zuerst bei kleiner Vergrößerung (100-fach) beurteilt. Dabei werden die
Gleichmäßigkeit der Zellverteilung und der Ausstrichhintergrund erfasst. Zur genaueren Zelldifferenzierung reicht eine 400-fache Vergrößerung.
Ausstrich-Interpretation
▶▶Abb. 9.22 Überschüssige Färbelösung wird abgespült.
Es muss darauf geachtet werden, dass der Wasserstrahl
nur die Seite des Objektträgers trifft, auf der sich keine
Zellen befinden.
▶▶Abb. 9.23 Für die längerfristige Archivierung wird das
Präparat eingedeckelt. Dazu wird ein Tropfen Deckglasklebemittel in die Mitte des Objektträgers gegeben und das
Deckgläschen vorsichtig aufgelegt, damit sich das Klebemittel gleichmäßig verteilt. Es sollten keine Luftblasen
zwischen Objektträger und Deckgläschen mehr sichtbar
sein. Nach einer Trocknungszeit von 24 Stunden kann das
Präparat archiviert werden.
Bei der Interpretation des Ausstrichs sollte systematisch vorgegangen werden:
●● Ausstrichhintergrund (klar, schlierig)
●● Homogenität des Zellbilds (homogen =
Zellen sehen „gleichartig“ aus; heterogen =
verschiedene Zellen)
●● Bestimmung der Art der häufigsten Vaginal­
epithelzellen
●● Bestimmung der Art der zweithäufigsten
Vaginalepithelzellen
●● Suche nach und Bestimmung von Zellen, die
keine Vaginalepithelzellen sind (polymorphkernige Granulozyten, Erythrozyten)
●● Danach werden folgende Fragen beantwortet:
●● Stimmt die vaginalzytologische Zyklusansprache mit den Angaben aus dem
Vorbericht und den klinischen Befunden,
ggf. den Ergebnissen einer Hormonprobe,
überein?
●● Gibt es Hinweise auf Erkrankungen?
●● Passt der vaginalzytologische Befund zu
einer bestimmten Phase des Sexualzyklus?
basiswissen.konkret
Fixation
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9 Der gynäkologische Untersuchungsgang
▶▶Abb. 9.24 Exfoliative Vaginalzytologie einer Hündin im Proöstrus. Es dominieren Superfizialzellen und Erythrozyten.
▶▶Abb. 9.25 Exfoliative Vaginalzytologie einer Hündin im
▶▶Abb. 9.27 Exfoliative Vaginalzytologie einer Hündin im
▶▶Abb. 9.26 Exfoliative Vaginalzytologie einer Hündin im
▶▶Abb. 9.28 Exfoliative Vaginalzytologie einer Hündin
Östrus. Es dominieren kernlose Zellen (Schollen).
frühen Metöstrus. Das Vorliegen von polymorphkernigen
Granulozyten ist nur im frühen Metöstrus typisch. Mit
zeitlichem Abstand zur Ovulation nimmt ihre Anzahl ab. In
Ausstrichen aus dem mittleren und späten Metöstrus sind
sie häufig nicht nachzuweisen.
Anöstrus. Es dominieren Parabasalzellen.
im Präproöstrus. Diese Zyklusphase ist in der Regel nicht
vaginalzytologisch sicher anzusprechen. Verwechslungsgefahr besteht insbesondere mit einem mittleren und späten
Metöstrus. Im Ausstrich nimmt die Zellzahl im Vergleich
zum Anöstrus zu. Es sind Parabasalzellen, kleine und mittlere Intermediärzellen zu finden. Im Vergleich zum frühen
Proöstrus fehlen die Erythrozyten.
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44
9.2 Klinische Untersuchung
45
Zellen
Ausstrichhintergrund
Bemerkung
Präproöstrus
(▶ Abb. 9.28)
Parabasalzellen
kleine und mittlere Intermediärzellen
meist klar
heterogenes Zellbild;
nicht sicher von Anöstrus und
spätem Metöstrus abgrenzbar;
Es liegen häufig mehr Zellen im
Ausstrich vor als im Anöstrus.
beginnender
Proöstrus
Parabasalzellen
Intermediärzellen
Erythrozyten
meist klar
Erythrozytenmenge sehr
­individuell
häufig sehr unruhiges Zellbild
Proöstrus
(▶ Abb. 9.24)
große Intermediärzellen und
Superfizialzellen
Erythrozyten
vereinzelt Schollen
schlierig durch Läufigkeitssekret
Bakterien
sehr heterogenes Zellbild;
einzelne Leukozyten möglich
Übergang
­Pröostrus–Östrus
Superfizialzellen
wenige (keine) Erythrozyten
einige Schollen
„klärt sich auf“
Bakterien möglich
Superfizialzellen überwiegen
> 80 %
teilweise noch Erythrozyten
Östrus
(▶ Abb. 9.25)
Superfizialzellen
Schollen
klar
Bakterien möglich
Einige Hündinnen zeigen auch
im Östrus Erythrozyten im
Ausstrich ohne negative Folgen
für die Fertilität.
Östrus ovulationsnah
Schollen
klar
Bakterien möglich
Schollen liegen häufig in
­Gruppen zusammen
früher Metöstrus
(▶ Abb. 9.26)
Schollen
Superfizialzellen
Intermediärzellen
polymorphkernige G
­ ranulozyten
schlierig durch Zelldetritus
Bakterien möglich
sehr heterogenes Zellbild;
Umschlag des Zellbilds vom
Östrus zum Metöstrus innerhalb
von 24 Stunden
Metöstrus
kleine Intermediärzellen
und Parabasalzellen
polymorphkernige G
­ ranulozyten
schlierig
im späten Metöstrus
klar
sehr heterogenes Zellbild;
polymorphkernige ­Granulo­zyten
nehmen erst zu und sind dann nur
noch vereinzelt nachzuweisen
Anöstrus
(▶ Abb. 9.27)
Parabasalzellen
wenige Basalzellen
klar
teilweise nackte Zellkerne nachweisbar
Schwierigkeiten bei der Interpretation
Neben den zyklusphasenassoziierten Veränderungen müssen individuelle Befunde in der Vaginalzytologie bedacht werden. So lassen sich bei
einigen Hündinnen während des gesamten Östrus
Erythrozyten nachweisen, ohne dass dies zu einer
Störung der Reproduktion führt. Die Sicherheit
der Zyklusansprache nimmt zu, wenn die Untersuchung wiederholt durchgeführt wird. Gerade
bei einem heterogenen Zellbild ist eine eindeutige Zuordnung anhand einer einmaligen Untersuchung nicht möglich. Die Dauer einer Zyklusphase
kann mithilfe der Vaginalzytologie nicht vorausgesagt werden. So müssen zur Bestimmung des
optimalen
Bedeckungs-/Besamungszeitpunkts
(▶ S. 154) weitere diagnostische Verfahren herangezogen werden.
Da die Veränderungen des Vaginalepithels
östrogenabhängig sind, kann es zu Abweichungen vom physiologischen Zellbild kommen, wenn
Ovarerkrankungen vorliegen oder Östrogene aufgenommen wurden (z.B. Östrogenersatzpräparate
für Frauen in der Menopause, Antibabypille). Ebenso wird der Befund durch entzündliche Erkrankun-
basiswissen.konkret
Zyklusphase
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▶▶Tab. 9.5 Vaginalzytologische Befunde in den Zyklusphasen.
9 Der gynäkologische Untersuchungsgang
46
gen der Geschlechtsorgane beeinflusst (▶ Tab. 9.6,
▶ Abb. 9.29, ▶ Abb. 9.30, ▶ Abb. 9.31).
Entnahme der Tupferprobe:
●● Tupferträger mit Wattekopf (z.B. Wattestäbchen WAI-I, Heinz Herenz, Hamburg), die Tupferträger sollten sterilisiert werden, alternativ
einzelverpackte sterilisierte Tupfer kaufen
●● Objektträger 76 x 26 mm mit Beschriftungsfeld (z.B. Interessengemeinschaft der Laborfachhändler, Nidderau)
●● Spreizspekulum nach Kilian (z.B. Tierärztebedarf Lehnecke GmbH & Co. KG, Schortens)
Färbung und Interpretation:
●● Bleistift zur Beschriftung
●● Schnellfärbelösung Hemacolor (z.B.: Merck,
Darmstadt)
●● 3 Färbeküvetten mit Deckel (z.B. Carl Roth
GmbH, Karlsruhe)
▶▶Abb. 9.29 Exfoliative Vaginalzytologie einer Hündin mit
Vaginitis. Differenzialdiagnostisch müssen ein physiologischer Metöstrus und eine offene Pyometra ausgeschlossen
werden. Zellen: viele polymorphkernige Granulozyten.
▶▶Tab. 9.6 Typische vaginalzytologische Veränderungen
bei Gynäkopathien.
Gynäkopathie
vaginalzytologischer Befund
östrogen­
produzierende
­Ovarialzysten
oder
­Ovartumoren
●● Superfizialzellen
und/oder Schollen
●● Erythrozyten
●● Bild gleicht dem Östrus/­
Proöstrus
Vaginitis
●● polymorphkernige Granulozyten
●● Intermediär- und Parabasalzellen
●● Bild gleicht dem Metöstrus
offene
Pyometra
●● polymorphkernige Granulozyten
●● Intermediär- und Parabasalzellen
●● Zelldetritus
●● Erythrozyten möglich
offene
Pyometra und
östrogenproduzierende
Ovarialzysten
●● polymorphkernige Granulozyten
●● Superfizialzellen und/oder
Schollen
●● Erythrozyten
●● Zelldetritus
Sticker-Tumor
●● polymorphkernige Granulozyten
●● Erythrozyten
●● polymorphe Tumorzellen mit
Mitosefiguren
●● Zelldetritus
▶▶Abb. 9.30 Exfoliative Vaginalzytologie einer Hündin mit
östrogenproduzierendem Granulosazelltumor. Differenzialdiagnostisch muss ein physiologischer Östrus ausgeschlossen werden. Zellen: Superfizialzellen und Schollen.
▶▶Abb. 9.31 Exfoliative Vaginalzytologie einer Hündin mit
offener Pyometra. Die Menge polymorphkerniger Granulozyten ist so hoch, dass ein physiologischer Metöstrus
sicher ausgeschlossen werden kann.
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Benötigte Materialien
9.2 Klinische Untersuchung
Alternativ können vorgefertigte farbbeschichtete
Objektträger (z.B. Testsimplets, Waldeck GmbH &
Co. KG, Karlsruhe) verwendet werden. In diesem
Fall ist keine Färbelösung notwendig. Bei Nutzung
vorgefertigter Objektträger wird ein Fixationsspray
benötigt (z.B. Merckofix-Spray, Merck, Darmstadt).
Vaginoskopie
Zur visuellen Beurteilung des Vestibulovaginalkanals finden Röhrenspekula und Endoskope Verwendung. Vor der Untersuchung wird die Länge
des Vaginalkanals abgeschätzt, der auf Höhe der
letzten Lendenwirbel blind endet. Die Hündin
wird wie zur Entnahme einer Tupferprobe vor-
bereitet (▶ S. 40). Das Röhrenspekulum wird unter warmem fließendem Wasser temperiert. Im
Metöstrus und Anöstrus kann zur Erhöhung der
Gleitfähigkeit etwas Gleitgel verwendet werden.
Zeigen die Hündinnen starke Abwehrbewegungen,
können diese durch das Einbringen eines Oberflächenanästhetikums auf die Vaginalschleimhaut
häufig reduziert werden. Im Proöstrus und Östrus
sollte kein Gleitgel genutzt werden, da der leichte Widerstand beim Vorschieben in der Nähe des
Deckzeitpunkts (die Schleimhaut ist trocken und
pappig) ein wichtiges Diagnosekriterium darstellt.
Zudem kann nach Einbringen von Gleitgel in den
Vaginalkanal keine aussagekräftige exfoliative
Vaginalzytologie mehr entnommen werden. Das
Einführen des Röhrenspekulums mit Obturator
erfolgt in dorsaler Richtung unter Schonung der
Klitorisfalte (▶ Abb. 9.32). Auf Höhe des Arcus ischiadicus wird das Vaginoskop in die Horizontale
gekippt und vorsichtig unter leicht drehenden Bewegungen nach kranial geschoben, bis ein Widerstand spürbar wird. Der Obturator wird entfernt,
beim Zurückziehen wird die Schleimhaut beurteilt (▶ Tab. 9.7).
▶▶Tab. 9.7 Typische vaginoskopische Befunde in den Zyklusphasen.
Zyklusphase
Vaginalschleimhaut
Bemerkung
Proöstrus
●● rosarot, feucht,
in Längsfalten gelegt
●● serosanguides Sekret
Durch die zunehmende Ödematisierung legt sich die
Schleimhaut in Längsfalten.
Östrus
●● trocken bis pappig, Längsund Querfalten
●● weniger bis kein Läufigkeitssekret
Die zurückgehende Ödematisierung führt zu einer Verstärkung der Faltenbildungen, durch das Vorhandensein
von Längs- und Querfalten entsteht eine typische Felderung (Kopfsteinpflastermuster).
Das Vorschieben des Spekulums ist schwerer
als im Proöstrus.
Teilweise wird der Duldungsreflex ausgelöst.
früher
Metöstrus
●● feucht, gerötet,
leichte Längsfalten
●● teilweise seröses, gelbliches Sekret
–
Metöstrus
●● blass, feucht, leichte Längsfalten
Anöstrus
●● feucht bis trocken
●● kein Unterschied zum Metöstrus
Die Schleimhaut ist sehr empfindlich gegenüber
­Verletzungen. Auf die Verwendung von etwas Gleitgel
sollte nicht verzichtet werden.
basiswissen.konkret
●● handelsübliches Lichtmikroskop
Archivierung:
●● Deckgläschen (z.B. 24 x 50 mm, Carl Roth
GmbH, Karlsruhe)
●● Deckglasklebemittel (z.B. Roti-Histokitt, Carl
Roth GmbH, Karlsruhe)
●● Kasten zur Archivierung der Präparate (z.B.
Aufbewahrungskästen für Standard-Objektträger mit Indexkarte, Carl Roth GmbH, Karlsruhe)
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47
9 Der gynäkologische Untersuchungsgang
48
▶▶Abb. 9.32 Das Einführen eines Röhrenspekulums
erfolgt in kraniodorsale Richtung. Die Länge des Vaginoskops ist so zu wählen, dass auch der kraniale Bereich der
Vagina eingesehen werden kann. Es ist daran zu denken,
dass sich der Vaginalkanal bis auf Höhe der letzten Lendenwirbel ausstreckt.
Digitale vaginale Untersuchung
Bei Verdacht auf Stenosen und Zubildungen im
kaudalen Vestibulovaginalkanal kann bei ausreichender Größe der Hündin durch die digitale Palpation das Ausmaß der Verengung und einer Zubildung sowie deren Konsistenz abgeschätzt werden.
Hierzu werden Einmalhandschuhe getragen und
der untersuchende Finger mit Gleitgel benetzt. Die
digitale vaginale Untersuchung kann die Vagino­
skopie nicht ersetzen, da durch die Länge des Vestibulovaginalkanals nur die kaudalen Abschnitte
durch die Exploration beurteilt werden können.
9.3
Weiterführende
Untersuchungen
In Abhängigkeit von der Leitsymptomatik und
den Befunden der gynäkologischen Untersuchung
kann es notwendig sein, weiterführende Untersuchungen durchzuführen.
9.3.1
Bildgebende Verfahren
Endoskopie
Der Einsatz der Endoskopie im Rahmen der gynäkologischen Untersuchung erfolgt als Vaginoendoskopie und als Laparoskopie.
Der Vorteil von Endoskopen gegenüber Röhrenspekula besteht darin, dass die Befunde dem Besitzer durch den Anschluss eines Bildschirms und
eines Speichermediums gezeigt werden können
und eine Dokumentation möglich ist. Weiterhin
lassen sich die engen kranialen Bereiche der Vagina gut beurteilen. Zudem kann mit geeigneten
Instrumenten eine intrauterine, transzervikale
Besamung und die Entnahme von Proben unter
Sichtkontrolle durchgeführt werden.
Die Anforderungen an ein Endoskop zur Vaginoendoskopie sind:
●● starres Endoskop mit Kaltlichtquelle
●● Durchmesser des Endoskopschafts zwischen
2 und 7 mm entsprechend der Größe des
Hundes, als Universaldurchmesser haben sich
5 mm bewährt
●● Länge von mindestens 25 cm, um auch bei
großen Hündinnen eine ausreichende Untersuchungstiefe zu erreichen
Die Vorbereitung der Hündin und das Einführen
des Endoskops erfolgt wie bei der Vaginoskopie
beschrieben. Nach Insufflation von Luft wird der
Vestibulovaginalkanal beurteilt (▶ Abb. 9.33).
Laparoskopie
Die Notwendigkeit einer Laparoskopie im Rahmen
der gynäkologischen Untersuchung ist nur selten
gegeben. Sie kann dazu dienen, abzuklären, ob eine
Hündin kastriert ist oder nicht. Die Untersuchung
erfolgt unter Allgemeinanästhesie nach Herstellung eines Pneumoperitoneums (10–12 mmHg).
Die Feststellung, ob eine Gebärmutter vorhanden
ist, bereitet in der Regel keine Schwierigkeiten. Zur
Darstellung der Ovarien werden die Uterushörner
vorsichtig mit einer Fasszange fixiert und angespannt. In der Regel kann das Ovar nicht direkt
visualisiert werden, da es in der Bursa ovarica in
einen Fettkörper eingebettet ist.
Röntgen
Seit der Einführung der Sonografie haben die Indikationen für eine Röntgenuntersuchung in der
Kleintiergynäkologie abgenommen. Im Rahmen
der Metastasensuche bei Hündinnen mit Mammatumoren (▶ S. 136), bei der Abklärung von un-
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Vaginoendoskopie
9.3 Weiterführende Untersuchungen
Richtung vorgeschoben (links) und nach Insufflation von Luft der Vestibulovaginalkanal beurteilt (rechts).
klaren abdominalen Befunden (Verdacht auf Uterus- und Ovartumoren) und zum Zählen der Feten
nach dem 45. Tag der Gravidität ist das Röntgen
jedoch unverzichtbar.
Sonografie
Die Indikationen für eine sonografische Untersuchung sind:
●● Trächtigkeitsdiagnose (▶ S. 60)
●● Diagnostik von Uterus- und Ovarerkrankungen
●● in Spezialfällen die Bestimmung des Ovulationszeitpunkts (▶ S. 51)
Bewährt haben sich Schallköpfe mit einer Frequenz von 7,5 MHz. Zur Untersuchung der Ovarien sind Schallköpfe mit kleiner Auflagefläche zu
verwenden. In Abhängigkeit von der apparativen
Ausstattung, der Übung des Untersuchers und dem
Zustand der Hündin (Abwehrbewegungen, Adipositas) ist es gut möglich, dass die Darstellung der
unveränderten Geschlechtsorgane nicht gelingt.
Grundsätzlich sollte neben den Geschlechtsorganen die Harnblase sonografisch auf Entzündungsanzeichen und Konkremente kontrolliert werden.
Darstellung der unveränderten
Gebärmutter
Die unveränderte Gebärmutter kann meist nur
unsicher visualisiert werden. Dies gilt insbesondere für juvenile Hündinnen und außerhalb der Läufigkeit. Durch steigende Östrogenkonzentrationen
▶▶Abb. 9.34 Lagerung der Hündin zur sonografischen
Beurteilung des Uterus in Rückenlage.
im Proöstrus nimmt der Durchmesser der Gebärmutter zu, sodass in dieser Zyklusphase die Darstellung häufiger gelingt. Auch führen vergangene
Trächtigkeiten zu einer Zunahme der Organgröße.
Zur Untersuchung wird die Hündin in Rückenlage verbracht (▶ Abb. 9.34). Der Bauch sollte bis
zum Nabel geschoren werden. Als Leitstruktur
dient die Harnblase in der Medianen kranial des
Schambeinrands. Von dort ausgehend wird im
Querschnitt das kaudale Abdomen systematisch
basiswissen.konkret
▶▶Abb. 9.33 Vaginoendoskopie bei einer Hündin: Wie ein Röhrenvaginoskop wird das Endoskop zuerst in kraniodorsale
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49
9 Der gynäkologische Untersuchungsgang
50
Darstellung der veränderten Gebärmutter
Eine Endometritis ohne Ansammlung von Flüssigkeit im Uteruslumen ist nicht sicher sonografisch zu
identifizieren. Als Hinweis können ein inhomogenes Bild und eine Zunahme der Reflexdichte des Gewebes gewertet werden. Glandulär-zystische Veränderungen zeigen sich durch echofreie rundliche
Bezirke. Differenzialdiagnostisch sind Blutgefäße
auszuschließen. Erkrankungen, die mit einer Füllung
des Uteruslumens verbunden sind (▶ Tab. 9.8), lassen sich gut sonografisch darstellen (▶ Abb. 9.36).
Entsprechend der Art der Füllung stellt sich die
Flüssigkeit echofrei bis echogen dar. Bereiche un-
terschiedlicher Echogenität können nebeneinander
auftreten. Auch kann der Umfang des Organs an verschiedenen Lokalisationen stark variieren.
!! Eine sichere Zuordnung vom sonografi­
schen Bild zur Art der Uterusfüllung ist
nicht möglich.
▶▶Tab. 9.8 Erkrankungen, die mit einer Flüssigkeitsfüllung
der Gebärmutter verbunden sind.
Erkrankung
Bemerkung
Pyometra
(▶ S. 104)
●● Eiter im Gebärmutterlumen
●● tritt als offene (= mit Eiteraustritt aus der geöffneten Zervix)
und geschlossene Form (= mit
geschlossener Zervix) auf
●● häufigste Uteropathie der Hündin
Hämometra
(▶ S. 106)
●● Blutansammlung im Uteruslumen
●● selten, nachgewiesen im Zusammenhang mit erworbenen
Gerinnungsstörungen
Hydro­
metra,
Mukometra
(▶ S. 106)
●● Ansammlung von steriler Flüssigkeit von serösem bis mukösem
Charakter im Uteruslumen
●● selten, häufiger nach wiederholter Läufigkeitsunterdrückung mit
Gestagenen
H
H
1
2
3
▶▶Abb. 9.36 Sonografische Darstellung einer mit Eiter gefüll▶▶Abb. 9.35 Sonografische Darstellung eines Quer-
schnitts durch den Corpus einer unveränderten Gebärmutter bei einer ingraviden Hündin. Ohne viel Übung gelingt
die sichere sonografische Ansprache der unveränderten
Gebärmutter häufig nicht. H = gefüllte Harnblase, Pfeil =
Querschnitt durch das Corpus uteri.
ten Gebärmutter bei einer Hündin mit einer Pyometra. Neben der Uterusfüllung (1, 2, 3) sollte darauf geachtet werden,
ob sich freie Flüssigkeit in der Bauchhöhle nachweisen lässt.
Ist dies der Fall, ist das als Hinweis auf das Vorliegen einer
durchbrochenen Pyometra zu werten. Im vorliegenden Bild
ist neben den gefüllten Uterusschlingen die Harnblase (H) zu
sehen. Aufgrund der Rückenlagerung der Hündin befindet
sich die Harnblase schallkopfnah (= im oberen Bildbereich).
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abgefahren. Bei gefüllter Harnblase ist die Darstellung des Gebärmutterkörpers erleichtert. Er liegt
zwischen Blase und Rektum, teilweise auch lateral der Harnblase. Der Querschnitt des Corpus ist
rund bis oval (▶ Abb. 9.35). Ein Lumen ist nicht zu
identifizieren. Das Organ stellt sich feinkörnig mit
mittlerer Echogenität dar. Ausgehend vom Corpus
wird versucht, das Organ nach kranial zu verfolgen. Während die Bifurkation in der Regel noch zu
finden ist, verlieren sich die Gebärmutterhörner
in ihrem Verlauf zu den Nieren. Die Darstellung
der Bifurkation ist auf jeden Fall notwendig, um
das Organ sicher zu identifizieren. Ausgehend
vom kaudalen Pol der Nieren wird versucht, die
Uterushörner aufzufinden. Differenzialdiagnostisch sind Dünndarmquerschnitte abzugrenzen.
9.3 Weiterführende Untersuchungen
51
Darstellung der unveränderten Ovarien
Zur Visualisierung der Ovarien ist mehr Übung notwendig als für die Untersuchung der Gebärmutter.
Die Hündin wird in Seitenlage verbracht, die Haut
über dem Rippenbogen gespannt, ohne Abwehrbewegungen der Hündin zu provozieren, und der
Schallkopf wird unterhalb des Rippenbogens aufgesetzt (▶ Abb. 9.37). Es empfiehlt sich, aufgrund
der kaudaleren Lage des linken Ovars, die Untersuchung mit der linken Körperseite zu beginnen. Ein
Scheren der Haare ist in der Regel nicht notwendig.
Als Leitstruktur wird der kaudale Nierenpol aufgesucht. Die Ovarien befinden sich kaudal, kaudoventral bis kaudolateral der Nieren (▶ Abb. 9.38). Sie
haben eine im Vergleich zur Umgebung echoärmere Struktur. Zur Identifizierung sollte die Organdar-
O
▶▶Abb. 9.38 Sonografische Darstellung eines Eierstocks
(O) im Anöstrus bei einer Hündin. Als Leitstruktur ist die
Niere (N) im rechten Bildteil deutlich zu sehen.
stellung im Längsschnitt gewählt werden, da der
Querschnitt wenig charakteristisch ist. Follikel stellen sich als echofreie runde bis ovale Gebilde dar,
die die Oberfläche der Eierstöcke nicht überragen.
Die Umwandlung vom Follikel zum Gelbkörper ist
fließend. Die Gelbkörper nehmen an Größe zu, wodurch die Ovaroberfläche höckerig erscheint. Häufig lässt sich in den ersten Tagen des Metöstrus noch
ein echoarmes Lumen nachweisen, später nehmen
die Gelbkörper eine kompakte Struktur an.
Sonografische Bestimmung
des Ovulationszeitpunkts
Aufgrund der großen Ähnlichkeit präovulatorischer Follikel und postovulatorischer junger
Gelbkörper kann diese Methode nur in Form von
Wiederholungsuntersuchungen eingesetzt werden. Während des Ovulationsprozesses nimmt
die Echogenität der Follikel zu. Um diese Veränderungen in ihrer Dynamik darstellen zu können,
ist eine Untersuchungsfrequenz von 12 Stunden
notwendig, die mit dem Nachweis des präovulatorischen Progesteronanstiegs beginnen sollte.
Darstellung der veränderten Ovarien
▶▶Abb. 9.37 Lagerung der Hündin zur sonografischen
Beurteilung der Ovarien.
Pathologische Befunde stellen Veränderungen der
Echogenität und der Größe dar. Differenzialdiagnostisch sind zykluskonforme ovarielle Funktionsgebilde abzugrenzen (▶ Tab. 9.9).
Mit zunehmender Größe des erkrankten Ovars
kommt es zu einer Veränderung der Lage in der
Bauchhöhle. Eine Zuordnung kann, wenn überhaupt, nur durch das Röntgen erfolgen.
basiswissen.konkret
N
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Differenzialdiagnostisch sind die gefüllte Harnblase und Flüssigkeitsansammlungen im Darm abzugrenzen.
Hündinnen mit Gebärmuttererkrankungen,
die mit einer Füllung des Lumens einhergehen,
nehmen ungern die Rückenlage ein. Daher empfiehlt es sich bei Patientinnen mit Verdacht auf
diese Erkrankung, die Untersuchung in Seitenlage
vorzunehmen und nur bei negativem Befund erneut in Rückenlage zu untersuchen.
Das sonografische Bild von Uterustumoren ist
sehr variabel. Da sie meist lange Zeit keine klinischen Symptome verursachen, besitzen sie häufig
eine erhebliche Größe zum Zeitpunkt der Diagnose und können nicht sicher sonografisch abgegrenzt und zugeordnet werden. Hier leistet das
Abdominalröntgen wertvolle Dienste.
9 Der gynäkologische Untersuchungsgang
52
Diagnose
weitergehende Untersuchungen/
Bemerkung
Ovarialzysten
(▶ S. 148)
●● sehr variable Größe
●● können gleiches klinisches Bild
verursachen wie Follikel, wenn
sie Östrogene produzieren
●● Zyklusanamnese
Ovartumor
(▶ S. 150)
●● sehr variable Größe
Follikel
●● nur physiologisch im Proöstrus/
Östrus
●● Anamnese, Vaginalzytologie,
Vaginoskopie
Gelbkörper
●● nur physiologisch im frühen
Metöstrus
●● Anamnese, Vaginalzytologie,
Vaginoskopie
9.3.2
Labordiagnostik
Mikrobiologische Untersuchung
Zur Diagnostik stehen die Untersuchung von Serumproben auf Antikörper gegen Infektionserreger
und die Untersuchung von Tupferproben (▶ S. 53)
zum direkten Keimnachweis zur Verfügung.
Serologie
Der Nachweis von Antikörpern dient zur Abklärung von Trächtigkeitsstörungen. Obwohl eine
Reihe von Erregern zur Resorption und zum Abort führen kann, spielt unter den Bedingungen in
Deutschland derzeit nur das canine Herpesvirus
in diesem Zusammenhang eine Rolle. In seltenen
Fällen kann es sinnvoll sein, auf das Vorliegen
von Antikörpern gegen Brucella canis testen zu
lassen.
aa Canines
Herpesvirus (CHV-1)
Die Infektion mit caninen Herpesviren ist weit verbreitet. Eigenschaften des caninen Herpesvirus sind:
●● Bedeutung als Verursacher von Aborten und dem
infektiösen Welpensterben
●● weltweite Verbreitung
●● Virus kann mit allen Körperflüssigkeiten ausgeschieden werden, es gibt viele Möglichkeiten der
Übertragung
●● Übertragung meist durch direkten Kontakt (Belecken, Bedeckung, ...)
●● adulte Tiere zeigen meist keine Symptome, scheiden das Virus jedoch aus
●● meist entwickelt sich eine latente Infektion, die
reaktiviert werden kann
●● der Antikörpertiter nach einer Infektion bleibt etwa
2 Monate konstant hoch und fällt dann langsam ab
Eine Unterscheidung zwischen einem Impftiter und
Antikörperbildung aufgrund einer Feldinfektion ist
nicht möglich. Daher ist die Entnahme von Serumproben nur bei nicht geimpften Tieren sinnvoll, bzw.
wenn die Impfung mindestens 4 Monate zurückliegt.
Ein negatives Testergebnis schließt eine Infektion
nicht aus, da die Titer häufig unter die Nachweisgrenze abfallen und erst bei Reaktivierung des Virus oder
Neuinfektion wieder ansteigen. Bei einem positiven
Testergebnis ist von einer latenten Infektion mit lebenslanger Persistenz auszugehen. In der Regel verursacht eine Herpesvirusinfektion bei einer Hündin nur
einmal Fruchtbarkeitsstörungen. Es besteht folglich
kein Grund, eine seropositive Hündin aus der Zucht zu
nehmen. Im Rahmen der Virämie kommt es zu Nekrosen und Gefäßschädigungen in der Plazenta, die zu
einem Abbruch der Trächtigkeit führen können. Daneben ist die Infektion der Welpen intra partum oder
kurz nach der Geburt von Bedeutung.
Die Infektion führt bei der Hündin zur Immunität, die
in der Regel trotz Persistenz des Erregers vor einer
Virusausscheidung schützt. Das Restrisiko erneuter virusbedingter Fruchtbarkeitsstörungen kann durch die
Impfung mit einer Subunit-Vakzine noch weiter minimiert werden. Um einen Zusammenhang zwischen
Fruchtbarkeitsstörung und Herpesvirusinfektion herstellen zu können, muss eine gepaarte Serumprobe
im Abstand von 4 Wochen entnommen werden. Erst
wenn sich ein signifikanter Titeranstieg nachweisen
lässt, der im zeitlichen Zusammenhang mit der Störung
steht, ist ein kausaler Zusammenhang wahrscheinlich.
Bei Aborten gilt der Virusnachweis im abortierten Fetus als beweisend für einen kausalen Zusammenhang
zwischen Herpesinfektion und Trächtigkeitsabbruch.
aa Brucella canis
Bisher hat die Infektion mit Brucella canis in Deutschland
keine Bedeutung, während der Erreger in Nord- und
Südamerika, Japan sowie in England regelmäßig nachgewiesen wird. Eigenschaften von Brucella canis sind:
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▶▶Tab. 9.9 Differenzialdiagnosen echofreier Gebilde auf
den Ovarien.
9.3 Weiterführende Untersuchungen
Im Gegensatz zum caninen Herpesvirus führt eine
Brucelleninfektion wiederholt zu Fruchtbarkeitsstörungen. Zwischen 2 gestörten Trächtigkeiten kann
dabei die Geburt eines gesunden Wurfes liegen. Seropositive Tiere sollten daher unbedingt aus der Zucht
genommen werden. Eine Untersuchung auf Antikörper gegen diesen Erreger ist sinnvoll bei:
●● Hündinnen, die aus Ländern importiert wurden, in
denen der Erreger eine Rolle spielt
●● Bedeckungen und Ausstellungsbesuchen in diesen
Ländern
●● wiederholten Aborten
●● einem seuchenartigen Abortgeschehen in Zwingern
8–12 Wochen nach der Infektion sind Antikörper
nachweisbar. Die Serumprobe sollte gekühlt – nicht
gefroren – innerhalb von 24 Stunden nach der Entnahme in der Untersuchungsstelle ankommen. Ein Problem bereitet die relativ hohe Anzahl falsch positiver
Testergebnisse, sodass bei positivem Resultat eine Verifizierung notwendig ist. Hunde, die aus gefährdeten
Gebieten stammen, sollten in 2 Serumproben, die im
Abstand von 6 Wochen entnommen werden, negativ
sein, bevor sie in Zuchtgruppen integriert werden.
Mikrobiologische Untersuchung
von Tupferproben
Bei Hündinnen mit Vestibulovaginitis (▶ S. 107)
ist es sinnvoll, durch eine mikrobiologische Untersuchung die beteiligten Mikroorganismen zu isolieren und ein Antibiogramm anfertigen zu lassen.
Zudem hat es sich im Rahmen der Untersuchung
von Zuchthündinnen vor dem Deckeinsatz einge-
bürgert, Vaginaltupfer zur Bakterienkultivierung
zu entnehmen. Teilweise wird dies vom Deckrüdenbesitzer verlangt. Dies ist vom medizinischen
Standpunkt aus kritisch zu sehen, da nicht feststeht, bei welchem mikrobiologischen Befund
eine Behandlung erfolgen sollte. Die zunehmende
Verbreitung der prophylaktischen Antibiotikagabe vor der Bedeckung birgt in sich die Gefahr
der Resistenzbildung. Zudem scheint es aus epidemiologischen Gesichtspunkten sinnvoller, den
Zuchtrüden mikrobiologisch zu überwachen als
die Zuchthündin.
Weiterhin wird diese Untersuchung zur Abklärung von Trächtigkeitsstörungen (▶ S. 98) durchgeführt. Schwierigkeiten mit der Interpretation
der Ergebnisse ergeben sich, weil
●● der Vestibulovaginalkanal in der Regel nicht
steril ist und eine physiologische bakterielle
Mikroflora aufweist,
●● die physiologische Mikroflora teilweise aus
fakultativ pathogenen Erregern besteht und
●● die Entnahme der Probe zur mikrobiologischen Untersuchung in der Regel zu einem
Zeitpunkt erfolgt, zu dem das befürchtete
Ereignis (Absterben der Konzepti) noch nicht
(mikrobiologische Untersuchung im Rahmen
der Deckzeitpunktbestimmung, ▶ S. 154) oder
vor längerer Zeit (Hündin wird als ingravid
nach einer Bedeckung diagnostiziert) stattgefunden hat, sodass ein kausaler Zusammenhang kaum nachzuweisen ist.
aa Physiologische
Keimbesiedlung
der Genitalorgane
Der Genitaltrakt der Hündin weist bis zur Zervix regelmäßig eine Besiedlung mit aeroben und anaeroben
Bakterien auf. Es ist meist eine Mischflora mit 2–4 verschiedenen Keimarten nachzuweisen. Teilweise findet
sich sogar im Cavum uteri der ingraviden Hündin eine
temporäre, geringgradige Besiedlung. Die Quantität
der Besiedlung nimmt vom Vestibulum bis zur kranialen Vagina ab, wohingegen keine Verschiebung im
Artenspektrum beobachtet werden kann. Grundsätzlich kommt es zu einer Zunahme des Keimgehalts
in der Läufigkeit und einer Reduktion während des
Metöstrus und des Anöstrus. Die Vermehrung im Proöstrus und Östrus erklärt sich aus den verbesserten
Lebensbedingungen für viele Bakterien aufgrund des
serosanguiden Läufigkeitssekrets. Der intravaginale
basiswissen.konkret
●● gramnegatives Bakterium
●● verursacht sehr unterschiedliche Fruchtbarkeitsstörungen: embryonale Resorption, Abort; beim
Rüden: Entzündungen und Atrophie von Hoden
und Nebenhoden
●● häufig scheiden adulte Tiere den Erreger aus, ohne
Krankheitssymptome zu zeigen
●● nach Infektion teilweise jahrelange Ausscheidung
des Erregers mit Körpersekreten
●● auch durch längere antibiotische Therapie kann
der Erreger nicht sicher aus der Hündin eliminiert
werden
●● betroffene Hündinnen stellen eine Ansteckquelle
für Artgenossen dar
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53
9 Der gynäkologische Untersuchungsgang
54
Probenentnahme
Proben sollten grundsätzlich mit einem sterilen
Tupferträger aus der kranialen Vagina entnommen
werden. Es ist sinnvoll, gleichzeitig eine exfoliative Vaginalzytologie (▶ S. 36) zu entnehmen. Nach
dem Ausrollen auf einem sterilen Objektträger
wird der Tupfer in ein geeignetes Transportmedium überführt und sollte möglichst schnell der
bakteriologischen Untersuchung zugeführt werden. Mit zunehmender Transportdauer verschiebt
sich das kulturelle Bakterienwachstum von geringgradig zu hochgradig, sodass dieser Parameter
nicht mehr diagnostisch genutzt werden kann.
Bei Verwendung eines geeigneten Mikroskops
lassen sich in der exfoliativen Vaginalzytologie
Bakterien lichtmikroskopisch darstellen. Es besteht
jedoch kein Zusammenhang zwischen lichtmikroskopischer Darstellbarkeit von Bakterien und dem
Ergebnis der bakteriologischen Untersuchung.
Interpretationshilfen
Da es sich bei den Bakterienarten im kaudalen
Genitale der Hündin um fakultativ pathogene Keime handelt, ist eine Interpretation der Ergebnisse
ohne anamnestische Angaben und klinische Be-
funde in der Regel nicht möglich. Als pathologisch
zu werten ist der Nachweis eines hochgradigen
Keimwachstums, insbesondere in der Monokultur,
im Zusammenhang mit:
●● vaginalem Ausfluss
●● eitrigem Vaginalsekret
●● Nachweis von Leukozyten in der exfoliativen
Vaginalzytologie außerhalb des frühen Metöstrus
Zudem hat es sich eingebürgert, bei Hündinnen
mit Störungen der Fortpflanzungsfunktion („Hündin ist schon 2-mal leer geblieben“) und einem
entsprechenden bakteriologischen Ergebnis eine
Behandlung einzuleiten.
Hämatologie
In der Regel ist die Anfertigung eines Differenzialblutbilds im Rahmen der gynäkologischen Untersuchung bei einer gesunden Patientin nicht notwendig. Indikationen für eine Überprüfung des
Blutbilds ergeben sich bei auffälligen Befunden
der Allgemeinuntersuchung oder beim Vorliegen
von Gynäkopathien, die zu Störungen des Gesamt­
organismus führen können. Dies sind in erster Linie:
●● Pyometra (▶ S. 104)
●● endokrin aktive Ovarialzysten (▶ S. 148) und
-tumoren (▶ S. 150)
Freie Östrogene besitzen eine myelotoxische Wirkung (▶ S. 174), die eine Panzytopenie bedingen
kann. Zuerst stellt sich eine Thrombozytopenie
ein. Die Konzentrationsveränderung der Leukozyten ist in Abhängigkeit zur Dauer des Hyperöstrogenismus variabel. Weiterhin sollte grundsätzlich
ein Differenzialblutbild vor einer Operation angefertigt werden.
!! Um Fehlinterpretationen zu vermeiden,
muss bedacht werden, dass sich bei der
trächtigen Hündin ab dem 30. Tag der Gra­
vidität eine normochrome, normozytäre
Anämie entwickelt, deren Ausprägung bis
zur Geburt zunimmt.
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pH-Wert ist alkalisch, weshalb Pilzinfektionen bei der
Hündin keine Rolle spielen.
Nach einer mehrtägigen antibiotischen Behandlung
kann die Untersuchung von Vaginaltupfern steril ausfallen. Wenige Tage nach Ende der Therapie sind jedoch wieder Bakterien nachweisbar. Die Keimfreiheit
durch „Therapie“ ist also immer nur temporär. Am häufigsten lassen sich Staphylococcus aureus und intermedius, α-hämolysierende Streptokokken, Escherichia coli,
β- und γ-hämolysierende Streptokokken, Pasteurella
multocida und Escherichia coli var. haemolytica nachweisen. Werden entsprechende Untersuchungsmethoden
eingesetzt, können auch Chlamydien, Mykoplasmen
und anaerobe Bakterien gefunden werden. In mehreren Studien ließ sich kein Unterschied in der Nachweishäufigkeit zwischen Hündinnen mit ungestörter und
gestörter Fertilität aufzeigen, sodass die Bakterienflora
der Hündin als fakultativ pathogen bezeichnet wird.
Die Zusammensetzung der Bakterienflora entspricht
der Besiedlung der Urethra des Rüden und der Präputialhöhle, bis auf den Unterschied, dass beim männlichen
Tier in der Regel seltener der Nachweis von Escherichia
coli und Escherichia coli var. haemolytica gelingt.
9.3 Weiterführende Untersuchungen
55
beantworten ist, spezifisch?
Beispiel: Progesteron ist zwar für die Aufrechterhaltung der Gravidität essenziell, doch werden „gleiche“ Konzentrationen im Metöstrus
bei einer ingraviden Hündin gemessen. Dagegen ist Relaxin aufgrund seiner plazentären
Synthese trächtigkeitsspezifisch, was jedoch
erst ab dem 25. Tag nach der Konzeption sicher
ausgenutzt werden kann.
●● Wie ist der physiologische Verlauf der Hor­
monkonzentration (▶ Tab. 9.10)?
Der Progesteronwert fällt um den 30.–35. Tag
nach der Ovulation auch während der Trächtigkeit ab. Dies darf nicht mit einem Hypoluteoidismus (▶ S. 97) verwechselt werden.
●● Wie wird die Hormonkonzentration durch
die Lagerung bis zur Bestimmung beein­
flusst?
Progesteron und Östradiol-17β sind in einer
Plasma- oder Serumprobe relativ stabil. Das
Peptidhormon Relaxin reagiert auf die Lagerung sensibel (▶ S. 60). Vorschriften zur Lagerungsdauer und -temperatur müssen eingehalten werden, um aussagekräftige Ergebnisse zu
erhalten.
●● Ist der peripher messbare Hormonwert aus­
sagekräftig?
Insbesondere bei den sexualsteroidabhängigen
Dermatopathien ist es die lokale Hormonkonzentration, die zu Haut- und Haarveränderungen führt. Die Bestimmung der peripheren
Werte führt in der Regel nicht zur Diagnose.
●● Welche Messmethode sollte eingesetzt
werden?
Während es für Östrogene nur laborgebundene Methoden gibt, stehen zur Bestimmung
von LH, Relaxin und Progesteron semiquantitative Schnelltests zur Verfügung, die in der
Praxis durchgeführt werden können.
In Abhängigkeit zum verwendeten Messverfahren
können sich zwischen verschiedenen Laboren Unterschiede ergeben, sodass am besten laborspezifische Grenzwerte erfragt werden sollten.
Hormonbestimmung
Östrogen
!! Eine Östrogenbestimmung ist nur selten
sinnvoll, da erhöhte Werte durch die ex­
foliative Vaginalzytologie erfasst werden
können (▶ S. 10).
Zeigen sich in der exfoliativen Vaginalzytologie
(▶ S. 36) große Intermediärzellen, Superfizialzellen oder Schollen, so liegen Östrogenkonzentrationen über dem Basalwert vor (▶ S. 15 , ▶ Tab. 9.5).
Eine labordiagnostische Überprüfung ist nur bei
Unsicherheiten in der Interpretation des Zellbilds
notwendig.
▶▶Tab. 9.10 Referenzwerte für die Hormone Östradiol-17β und Progesteron in den verschiedenen Zyklusphasen.
Hormon
Östradiol-17β
Progesteron
Proöstrus
●● Anstieg bis auf 90 pg/ml
●● am Übergang zum Östrus Abfall auf
Basalwerte
●● unter 1,5 ng/ml
●● am Übergang zum Östrus Anstieg
Östrus
●● Basalwerte unter 15 pg/ml
●● Anstieg auf Werte über 4 ng/ml bis zu 20 ng/ml
Metöstrus
●● Basalwerte unter 15 pg/ml
●● Anstieg auf Werte über 90 ng/ml möglich bis zum
30. Tag nach LH-Peak, dann langsamer Abfall
Anöstrus
●● Basalwerte unter 15 pg/ml
●● Basalwerte < 1,5 ng/ml
basiswissen.konkret
Grundsätzlich ist zwischen der einfachen Hormonbestimmung, in deren Rahmen einer nicht
manipulierten Hündin eine Serum- oder Plasmaprobe entnommen wird, und einem Stimulationstest zur Anregung der Synthese einer Hormonbildungsstätte zu unterscheiden. Vor Einleitung
einer endokrinologischen Untersuchung sollten
folgende Fragen beantwortet werden:
●● Ist das Hormon für die Fragestellung, die zu
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Endokrinologie
9 Der gynäkologische Untersuchungsgang
56
Progesteron
!! Eine
Progesteronbestimmung ist bei jeder
Hündin sinnvoll, die wegen Anöstrie vorge­
stellt wird (▶ S. 77).
Auch bei anöstrischem Zellbild kann sich die Hündin noch in der Phase des Metöstrus befinden.
Dies ist durch eine entsprechende Hormonprobe
abzuklären. Konzentrationen über 1,5 ng/ml Progesteron sprechen für die Zyklusphase des späten
Metöstrus. Außerdem werden erhöhte Werte im
Zusammenhang mit Lutealzysten gefunden. Eine
über dem Basalniveau liegende Progesteronkonzentration spricht für das Vorhandensein von endokrin aktivem Ovargewebe.
Relaxin
!! Eine
Relaxinbestimmung ist nach dem
25. Tag nach der letzten Bedeckung zur
Trächtigkeitsdiagnostik sinnvoll (▶ S. 12).
LH- und FSH-Bestimmung
!! Eine Bestimmung von LH und FSH ist zur
Unterscheidung einer kastrierten von
einer nicht kastrierten Hündin sinnvoll
(▶ S. 163).
Durch Entfernung der Eierstöcke fällt die negative
Rückkopplung der ovariellen Sexualsteroide auf
die Ausschüttung von LH und FSH weg, sodass beide Gonadotropine nach einer Kastration in deutlich höheren Konzentrationen vorliegen als vor
dem Eingriff (▶ S. 9). Die LH-Bestimmung kann
über einen praxistauglichen Schnelltest erfolgen.
Stimulationstest
Ovar-Stimulationstest
Indikation Beim Leitsymptom „Hündin wird
nicht läufig“ (▶ S. 77), wenn der Verdacht auf unvollständige Kastration (▶ S. 163) vorliegt.
Prinzip Durch die Verabreichung von Gonadotropinen wird eine Stimulation der Steroidhormonsynthese erreicht. Dies ist durch die Applikation
eines GnRH-Agonisten, der zur endogenen Freisetzung von FSH und LH führt, oder durch die
Gabe von Gonadotropinen (eCG, hCG) möglich.
Da die Ansprechbarkeit der Adenohypophyse für
GnRH zyklischen Schwankungen unterliegt, ist die
Stimulation mit eCG oder hCG dem GnRH-Agonisten überlegen. Nachteilig bei eCG und hCG ist, dass
es sich bei beiden Hormonen um Glykoproteine
handelt, die eine immunogene Wirkung haben. An
die Möglichkeit von allergischen Nebenwirkungen
muss daher gedacht werden.
Durchführung Der Ablauf ist folgender:
1. Nullprobe: Entnahme einer Plasmaprobe zur
Bestimmung von Östradiol-17β und Progesteron
2. Applikation von 0,03 μg/kg KM Buserelin i.v.
3. Stimulationsproben: Entnahme einer
Plasmaprobe 60 und 90 Minuten nach der
Injektion zur Bestimmung von Östradiol-17β
und Progesteron
Alternativ kann zur Stimulation hCG (200 I.E. bei
Hündinnen unter 15 kg KM und 300 I.E. bei Tieren
über 15 kg KM) intravenös verabreicht werden.
Zur Einsparung von Kosten kann folgende Vorgehensweise gewählt werden: Zuerst wird nur
die Nullprobe eingeschickt und Progesteron und
Östradiol-17β bestimmt. Ist eine Hormonkonzentration über dem Basalwert nachweisbar, kann auf
die Analyse der Stimulationsprobe verzichtet werden. Bei Basalwerten ist in der Stimulationsprobe
bevorzugt Östradiol-17β zu bestimmen. Zeigt sich
für dieses Hormon kein Anstieg, ist der Progesteronwert zu messen.
Interpretation Progesteronwerte über 1,5 ng/
ml und Östradiolkonzentrationen über 15 ng/ml
sprechen für endokrin aktives Ovargewebe.
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Es gibt eine kurze Phase im Zyklus der Hündin,
in der erhöhte Östrogenkonzentrationen vorliegen, ohne dass entsprechende Veränderungen im
vaginalzytologischen Bild nachzuweisen sind –
der sogenannte Präproöstrus (▶ S. 20, ▶ Tab. 9.5).
Da der Proliferation der Vaginalzellen ein entsprechender hormoneller Reiz vorausgehen muss, liegen einige Tage bereits erhöhte Östrogenwerte vor,
bevor dies zytologisch erfasst werden kann. Ist es
das Ziel, diesen kurzen Zeitabschnitt zu erfassen,
ist eine Östrogenbestimmung sinnvoll.
9.3 Weiterführende Untersuchungen
kein LH nach Stimulation ausschüttet, ist
ein negatives Testergebnis nach GnRHGabe nicht aussagekräftig.
Eine Wiederholung nach 4 Wochen ist anzuraten.
Leydig-Zell-Stimulationstest
Indikation Durchführung bei Verdacht auf testikuläres Gewebe (▶ S. 22).
roxinkonzentration nachzuweisen. Dieser temporäre Anstieg ist deutlicher darstellbar, wenn neben
der Stimulationsprobe nach 4 Stunden zusätzliche
Proben nach 2 und 6 Stunden post injectionem
entnommen werden. In der 2-Stunden-Probe sollte ein Anstieg, der sich bis zur 4. Stunde fortsetzt,
nachweisbar sein. In der 6-Stunden-Probe ist der
4-Stunden-Wert bereits wieder unterschritten.
Prinzip Leydig-Zellen reagieren auf die Stimulati-
Niedrig dosierter Dexamethason­Suppressionstest
Indikation Hündin wird nicht läufig (▶ S. 77).
on mit humanem Choriongonadotropin mit einer
Erhöhung der Synthese von Testosteron.
Prinzip Bei einer gesunden Hündin führt die in-
Durchführung Der Ablauf ist folgender:
1. Applikation von hCG/kg KM i.v., Dosierung wie
beim Ovar-Stimulationstest
2. Entnahme einer Plasmaprobe zur Testosteronbestimmung 24 Stunden später
Interpretation Liegt die Testosteronkonzentration in der Probe innerhalb des Referenzbereichs
des entsprechenden Labors für intakte Rüden, besitzt der Patient Hodengewebe.
Schilddrüsen-Stimulationstest
Indikation Leitsymptom „Hündin wird nicht
läufig“ (▶ S. 77) oder „Hündin ist leer geblieben“
(▶ S. 92).
travenöse Gabe von Dexamethason zu einer Suppression der endogenen Kortisolsynthese. Die
Kortisolkonzentration ist daher in der Folge herabgesetzt.
Durchführung Der Ablauf ist folgender:
1. Nullprobe: Entnahme einer Serumprobe zur
Bestimmung der Kortisolkonzentration vor
intravenöser Gabe von Dexamethason
2. intravenöse Gabe von Dexamethason
(0,01–0,015 mg/kg)
3. Entnahme einer Serumprobe 4 Stunden
nach Dexamethasongabe
4. Entnahme einer Serumprobe 8 Stunden
nach Dexamethasongabe
Interpretation Zur Interpretation sind die Anga-
Prinzip Da TSH nur schwer verfügbar ist, wird
Thyreotropin-Releasing-Hormon zur Stimulation
der Schilddrüse eingesetzt. Dies führt beim gesunden Tier zur Ausschüttung von endogenem
TSH, das die Synthese von Schilddrüsenhormonen
anregt.
Durchführung Der Ablauf ist folgender:
1. Nullprobe: Entnahme einer Serumprobe zur
Bestimmung von Thyroxin
2. Applikation von 0,2 mg TRH i.v.
3. Stimulationsprobe: Entnahme einer Serumprobe 4 Stunden nach der Injektion zur Bestimmung von Thyroxin
Interpretation Zur Interpretation sind die Angaben des durchführenden Labors heranzuziehen. Bei
einer euthyreoten Hündin ist ein Anstieg der Thy-
ben des durchführenden Labors heranzuziehen.
Bei einem Hyperadrenokortizismus kommt es
nicht zu einer vollständigen Hemmung der endogenen Kortisolproduktion. Für weitere Ausführungen sei auf die Lehrbücher der Inneren Medizin
verwiesen.
Zytogenetische Untersuchungen
Die Anfertigung eines Karyogramms kann bei
Patientinnen sinnvoll sein, die zwar einen weiblichen Phänotyp aufweisen, bei denen jedoch Störungen in der Entwicklung der Geschlechtsorgane
vermutet werden. Spezialisierte Labore bieten
die Darstellung des Karyogramms, d.h. die Visualisierung des individuellen Chromosomensatzes
an. Das Prinzip beruht darauf, dass Körperzellen,
die sich teilen können, zur Proliferation angeregt
basiswissen.konkret
!! Da ein Teil der Hündinnen im Anöstrus
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9 Der gynäkologische Untersuchungsgang
58
dikamenten und bei Entwicklungsstörungen, die
nicht mit lichtmikroskopisch sichtbaren Chromosomenveränderungen verbunden sind, wie
Mutationen der DNS. Daher schließt ein unauffälliges Karyogramm angeborene Missbildungen der
Geschlechtsorgane nicht vollständig aus. So weist
ein XX-Reversal-Hund (▶ S. 21) einen weiblichen
Karyotyp (78 XX) mit erhöhten Testosteronwerten
auf.
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werden. In der Regel werden dazu Lymphozyten
aus einer venösen Blutprobe verwendet. Alternativ sind auch Fibroblasten aus einer Hautbiopsie
zu nutzen. Durch Hemmung der Zellen in der Metaphase der Zellteilung werden die Chromosomen
nach Zerstörung der Zellen und Färbung sichtbar
gemacht.
Keine Abweichungen im Karyotyp finden sich
bei weiblichen Hündinnen mit virilisierten Geschlechtsorganen durch exogene Gabe von Me-
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