Lyme-Borreliose Fakten Die Lyme-Borreliose ist eine systemische Erkrankung, die durch eine Infektion mit der Spirochäte Borrelia burgdorferi hervorgerufen wird. Mit in Deutschland geschätzten 60.000 – 100.000 Neuerkrankungen pro Jahr gehört sie zu der häufigsten durch Zecken übertragenen Erkrankung. Die Übertragung der Borrelien erfolgt durch den Stich infizierter Zecken – in Europa stellt der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) den Hauptvektor dar. Hier sind mindestens drei humanpathogene Spezies bekannt, die unter dem Begriff Borrelia burgdorferi sensu lato zusammengefaßt werden: B. burgdorferi sensu stricto, B. afzelii und B. garinii. Welche Symptome treten auf? Bei der Lyme-Borreliose handelt es sich um eine Multisystemerkrankung, die sich überwiegend als lokalisierte Hautinfektion (Erythema migrans) manifestiert. Innerhalb von Tagen bis Wochen kann es zu einem Befall anderer Organe kommen (am häufigsten ZNS, Gelenke oder Myocard). Die klinischen Bilder werden in Früh- und Spätmanifestationen eingeteilt. Im Frühsommer bis Herbst werden vor allem Frühmanifestationen beobachtet, wohingegen Spätmanifesta-tionen keine saisonale Prävalenz aufzeigen. Wie wird therapiert? Grundsätzlich muß jede Manifestation der Lyme-Borreliose antibiotisch behandelt werden Eine Therapie ist in der Frühphase in der Regel am erfolgreichsten. Eine generelle prophylaktische Antibiotikagabe nach Zeckenstich wird jedoch nicht empfohlen. Mittel der Wahl für die Behandlung der Borreliose im frühen Stadium sind gegenwärtig Tetracycline, (z. B. Doxycyclin) oder Amoxycillin. Bei Penicillinallergien oder Tetracyclinunverträglichkeit wird die Gabe von Erythromycin empfohlen. Bei Neuroborreliose, Karditis und Arthritis werden vor allem Cephalosporine der III. Generation (i.v.-Therapie) empfohlen. Empfehlungen für die Therapiedauer variieren zwischen 2 Wochen (Erythema migrans) und 3–4 Wochen (Spätmanifestationen). Diagnostik der Lyme-Borreliose Die bevorzugte Probe zur Diagnostik von Borrelia burgdorferi bei Patienten mit Erythema migrans oder fortgeschrittenen Erkrankungen ist Vollblut. Hier wird die Stufendiagnostik nach der MiQ 12 empfohlen. In einem ersten Schritt wird das Serum mit einem hoch sensitiven, quantitativen Enzymimmunoassay als Suchtest auf Antikörper untersucht. Das Ergebnis im Immunoassay wird in der zweiten Stufe mit einem hochspezifischen Bestätigungstest wie dem Immunoblot überprüft. Eine systemische IgMAntikörperantwort erfolgt im typischen Falle circa 3 Wochen nach Infektionsbeginn. Allerdings ist nicht in allen akuten Fällen eine IgM-Antwort meßbar, wobei die IgM-Antwort auch über Monate persistieren kann. Die IgG-Antwort ist im typischen Fall etwa ab der sechsten Woche nach Infektion nachweisbar, wobei die Anzahl der gegen verschiedene Proteine produzierten Antikörper über die Dauer der Erkrankung zunehmen. Neue Entwicklungen: „in-vivos“ Als neueste Entwicklung stehen jetzt auch in vivo exprimierte Antigene für die Diagnostik zur Verfügung. Sie werden zusammen mit klassischen Markern wie das 21 kD Oberflächenstrukturprotein C (OspC) und das hochmolekulare Protein 39 und 83 (p39, p83) auf den Immunoblotstreifen kombiniert. Das besondere an diesen Antigenen ist, daß sie von den Borrelien erst im infizierten Säugetierwirt (Mensch) in-vivo exprimiert werden. D. h. es handelt sich um neue, hochspezifische Antigene, die auf den herkömmlichen Lysat-Immunoblots bisher nicht vorhanden waren, da die Borrelien diese Antigene in der Kultur nicht bilden. Die Antikörper, die gegen diese Antigene gebildet werden, sind erst jetzt durch die „in-vivos“ überhaupt darstellbar geworden. Sie werden für die Anwendung in der Diagnostik rekombinant produziert und auch in nativer Form, d. h. in der natürlichen Tertiärstruktur, auf die Immunoblotstreifen aufgebracht – so ist ein optimales Erkennen der Antigene durch die spezifischen Antikörper gewährleistet. Das neue Genospezies übergreifende in-vivo Protein VlsE ist als Frühmarker nicht nur in der IgM-Serologie, sondern auch besonders in der IgG-Serologie ein zweiter Frühmarker neben OspC. Hier hat sich in Untersuchungen gezeigt, daß bei frühen Borreliosen neben dem OspC im IgM auch das VlsE im IgG häufig zu finden ist, und dass so die Sensitivität in der Diagnostik der frühen Lyme-Borreliosen entscheidend gesteigert werden kann. Neben VlsE gibt es noch vier weitere „in-vivos“, die als Spätmarker die Sensitivität der Diagnostik von fortgeschrittenen Lyme-Borreliosen oder von Neuro-borreliosen erhöhen. Im typischen Falle gilt: die Anzahl der gegen verschiedene Proteine produzierten Antikörper nimmt über die Dauer der Erkrankung zu. Das bedeutet, daß die Menge der Banden im IgG dann zunimmt, während die IgM-Serologie zunehmend in den Hintergrund tritt. Die vier erst seit kurzem bekannten hochspezifischen „in-vivos“ sind 13.06.2007 BBA36, BB0323, Crasp3 und pG. Eine Erläuterung zu den neuen „in-vivos“ befindet sich auf der Rückseite. Was ändert sich durch die „in-vivos“? Durch die Neuentdeckung der „in-vivos“, und die sinnvolle Verknüpfung der IgG- und der IgMAntikörperantwort, wird die Bewertung nicht mehr für die einzelnen Antikörperklassen stattfinden, sondern als Gesamtdiagnostik. Durch VlsE (im IgG und im IgM) kann die Sensitivität in der Frühdiagnostik entscheidend erhöht werden, da es endlich noch einen weiteren spezifischen Marker neben OspC gibt. Die vier anderen „in-vivos“ tragen ebenfalls zu einer Sensitivitätssteigerung in der Diagnostik später LymeBorreliosen bei. Durch die Entdeckung der in-vivo Proteine wurde ein neuer Meilenstein in der Diagnostik der LymeBorreliose erreicht. Die Kombination der „in-vivos“ mit einigen klassischen Hauptmarkern ermöglicht eine Optimierung der IgG und IgM Serologie hin zu einer hoch sensitiven und hoch spezifischen Gesamtdiagnostik. Beispiele zur Bandenkonstellation bei gemeinsamer Bewertung der IgM- und der IgG-Serologie Häufige Bandenkonstellationen bei frühen Lyme-Borreliosen: IgM-Serologie IgG-Serologie IgM Banden treten immer Es treten i.d.R. immer mehr IgG Banden in den mehr in den Hintergrund verschiedensten Kombinationen auf (p39, p83, VlsE, BBA36, BB0323, Crasp3 und pG) Häufige Bandenkonstellationen bei fortgeschrittenen Lyme-Borreliosen: IgM-Serologie IgG-Serologie IgM Banden treten immer Es treten i.d.R. immer mehr IgG Banden in den mehr in den Hintergrund verschiedensten Kombinationen auf (p39, p83, VlsE, BBA36, BB0323, Crasp3 und pG) Häufige Bandenkonstellationen bei Neuroborreliosen: IgM-Serologie IgG-Serologie OspC, VlsE VlsE OspC VlsE, p39 keine VlsE, p39, BB0323 keine VlsE, p39, plus weitere in vivo-Antigene Bezeichnung und Bedeutung der Banden im Immunoblot bei Lyme-Borreliose Bezeichnung Bedeutung der in-vivo Antigene VlsE Variable major protein like sequence E. In der IgM-Serologie werden Reaktivitäten gegen VlsE insbesondere bei Seren von Patienten mit frühen Lyme-Borreliosen beobachtet. In der IgGSerologie werden Reaktivitäten gegen VlsE bei Seren von Patienten mit frühen und mit fortgeschrittenen Lyme-Borreliosen beobachtet. VlsE fungiert in der IgG-Serologie als Erkrankungsstadium-übergreifender Lyme-Borreliose Marker. BBA36 BA36 ist ein wichtiger Marker für fortgeschrittene LymeBorreliosen in der IgG-Serologie. BB0323 BB0323 ist ein wichtiger Marker für fortgeschrittene LymeBorreliosen in der IgG-Serologie. Tritt gehäuft bei Neuroborreliosen auf. Crasp3 Complement regulator-aquiring surface protein3. Wichtiger Marker für fortgeschrittene Lyme-Borreliosen in der IgGSerologie. pG pG ist ein wichtiger Marker für fortgeschrittene Lyme-Borreliosen in der IgG-Serologie. 13.06.2007